Der GnMIer A?

Nr. 84

Ser Kampf um Arbeit

Wirtschaftliche Wochenschau

(Nachdruck verboten!)

,8. Anstatt zurzeit oft überflüssige politische Gegensätze auszutragen, sollten die Regierungen der Länder nur eine Sorge kennen: Wie helfen wir der Arbeitsnot. Die internationale Arbeitskonferenz hat sich ihre Ausgabe sehr leicht gemacht, als sie den Völkerbundsrat zur gemeinsamen Bekämpfung der Krise aufforderte und eine Konferenz zur Ausarbeitung eines internationalen Arbeitsbeschasfungsplanes vorschlug. Sie hätte doch selbst solch einen Plan ausarbeiten sollen. Vielleicht unterließ sie es, weil sie dessen Aussichtslosig­keit kannte.

So richtig es auch ist, daß zuerst die einzelnen Länder von sich aus die Arbeitslosigkeit bekämpfen müssen, so sicher ist es aber auch, daß die Beschäftigungslosigkeit nur durch die Wiedergeburt des Welthandels vollständig überwunden wer­den kann. Daß England wieder Zollerhöhungen ankündigte, stimmt in diesem Zusammenhang gerade nicht zuversichtlich. Der Weltmarkt wird dadurch noch kritischer, daß die Vereinig­ten Staateil von NordamerikaVergeltungsmaßnahmen gegen Ausnahmebehandlungen amerikanischen Waren", also einen Zollkrieg planen. Zu den Ländern aus der schwarzen Liste zählt auch Deutschland.

In Deutschland gibt es zahllose Pläne für die Arbeits­beschaffung, doch fehlt überall das Geld. Der freiwillige Arbeitsdienst, der Wohl inWürtt e m berg am verbreitetsten ist, soll die Vorstufe zur Dienstpflicht werden. Diese Dienst­pflicht, aber soll wieder mit Hilfe staatlicher Sportsorganisa­tionen erreicht werden. Sogleich erhebt sich die Frage, welche Rolle dabei die Gemeiirden und ihre schon vorhandenen ört­lichen Sportsverbände spielen sollen. Wie läßt sich Wohl un­nötige Doppelarbeit und Ueberorganisation vermeiden? Sehr- ernst ist übrigens die Tatsache, daß z. B. in Bayern 3 Projekte des freiwilligen Arbeitsdienstes wieder aufgegeben werden mußten, weil sich keine Dienstwilligen fanden. Wie wichtig beim Arbeitsdienst die Dezentralisation ist, sei hier nur an einem Beispiel erläutert. Bayern dürfte in diesem Jahre rund 510 Prozent seiner Arbeitslosen wenigstens einige Zeitlang in dem offiziell bekannten freiwilligen Arbeitsdienst beschäf­tigen. Wäre im ganzen Reiche überall der Arbeitsdienst von den Ländern so ausgebaut wie hier, so müßten in ganz Deutschland in diesem Jahre rund 300 000 bis 600 000 Arbeits­lose im freiwilligen Dienst zeitweise Beschäftigung finden. Nach einer mehr oder minder offiziellen Schätzung dagegen dürste man in diesem Jahre nur mit 100 000 Mann im freiwilligen Arbeitsdienst in Deutschland rechnen können. Hieraus ersieht man, wie viel an der Tatkräftigkeit der Länder und Gemein­den gelegen ist.

Für den Arbeitsmarkt ist die Entwicklung des deutschen Außenhandels von größter Tragweite. Die deutsche Handels­bilanz zeigte im März, in dem sie mit einem Ueberschuß von 152 Mill. RM. abschloß, manch erfreuliche Anzeichen. So ist die Einfuhr gegen den Vormonat gleich um 15 Prozent zu­sammengeschrumpft. Wenn hieran z. T. auch die schwindende deutsche Kaufkraft schuld ist, so hat sich doch der Deutsche end­lich etwas mehr von unnötigen Auslandswaren abgekehrt und vor allem deutsche Ware und deutsche Arbeit bevorzugt. Leider ist auch die Ausfuhr zurückgegangen (um 1 Prozent), während sie doch der Jahreszeit entsprechend ansteigen sollte.

Um fast 12 OM Mann sank die Belegschaft der J.G. Farben A-G. im abgelaufenen Geschäftsjahre. Dabei gilt die J.G. Farben als eine der besten deutschen Großunternehmungen. In ihrem Geschäftsbericht für 1931 beurteilt sie die Zukunft sehr ungünstig. Der Absatz ginge weiter zurück. Die Entwicklung dieses Unternehmens mahnt, alle Kräfte aufs äußerste anzu­strengen, damit wir im Kampf um die Arbeit nicht unterliegen.

Die Wirtschaft wird sich von ihrer derzeitigen Lähmung erst dann richtig erholen können, wenn die Reparationen gestrichen sind. Daß England in seinem neuen Haushalt keine Tributzahlungen mehr einsetzte, wurde kaum als günstiges Zeichen aufgefaßt. Alan muß erst die entscheidenden franzö­sischen und amerikanischen Wahlen abwarten. So waren auch die Börsen aus diesem Grunde sehr zurückhaltend.

^Der Esfektenschmuggel, der die deutsche Wirt­schaft und damit den deutschen Arbeitsmarkt schädigt, veran­lagte die Regierungen zu neuem Einschreiten. Von nun an müssen, von den Banken alle bei ihnen eingereichten oder von ihnen ausgehändigten Wertpapiere angemeldet werden. Da­durch müssen die Banken allerdings viel Leerlaufarbeit ver­richten. Auch wird das Effektengeschäft sehr behindert.

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Produktenmarkt. An den Produktenmärkten ist die Haltung im wesentlichen ruhig. In Weizen ist weniger Ma­terial am Markt, im Mehlgeschäst ist keine nennenswerte Be­lebung zu verzeichnen. Am Kartoffelmarkt ist das Angebot erheblich, die Nachfrage jedoch gering. An der Berliner Pro­duktenbörse notierten Weizen 265 (3), Roggen 200 (unv.), Futtergerste 190 (ck 6), Hafer 169 (ck- 1) RM. je pro Tonne und Weizenmehl 35^ (ck X) und Roggenmchl 27)4 <)H Reichsmark pro Doppelzentner. An der Stuttgarter Landcs- Produktenbörse kosteten Wiesenhcu 1)6 (unv.) und Stroh 1)6 (ck /,) RM. pro Dz.

Warenmarkt. Die Großhandclsindexzisfer ist mit S8,5 gegenüber der Vorwoche (98,1) um 0,1 Prozent niedriger. Ni Deutschland macht die Deflation weitere Fortschritte. Die Deflationspolitik ist die Voraussetzung für den Erfolg Ver­deutschen Reparationspolitik. Diese Deflation wird erst be­endet werden können, wenn alle nicht mehr rentabel arbeiten­den Betriebe ausgemerzt sind, d. h. wenn die durch die Struk­turwandlungen der Wirtschaft und durch den konjunkturellen Aiedcrgang hcrvorgerufene Kapitalzerstörung in Deutschland auch buchmäßig festgestellt worden ist.

Viehmarkt. An den Schlachtviehmärktcn haben die Preise für alle Schlachtviehgattungen, insbesondere für Käl­ber und Schweine, überwiegend angezogen. Die Absatzmöglich­keit war günstiger.

. HoIzmarkt. An den Nadclstammholzmärkten zeigte sich eine leichte Belebung der Nachfrage. Die Preise sind anhaltend llabil, wenn auch keineswegs befriedigend. Auch am Papier­holzmarkt erfolgten vereinzelte Umsätze.

Konkurse und Vergleichsverfahren. Neue Konkurse: ^akab Hafler, Spezcreigeschäst in Kirchentellinsfurt, OA.- Auben; Nachlaß der Dorothea Reich von Sterncck, OA. Sulz; Karl Glorian, Schuhmacher in Oberdorf, OA. Neresheim; A. «chrensried, Uhrmacher in Neckarsulm; Franz Seeverger, Land-

Samstag de« 23 . April SS 32

Wirt in Ringgenweiler, OA. Ravensburg; Nachlaß des Privat­manns Erst Adolfs in Bad Ditzenbach; Alois Ehrhardt, Land­wirt und Baumaterialienhändler in Harthausen, OA. Ellwan- gen; Jakob Theilacker, Baumaterialien-, Eisen- und Brenn­materialienhandlung in Dettingen, OA. Heidenheim. Ver­gleichsverfahren: Heinrich Mittelberger, Inh. d. Fa. Hochlehnert u. Co., Geschäfts- und Durchschrcibebücherfabrik in Ulm; Otto Maier, Lederhandlung in Heilbronn; Fa. Rich. Horst u, Co., Fabrik hydraulischer Preßpumpen in Urach; Gottlieb Lill, Kaufmann in Oehringen; Anton Schupp, Spin­nerei in Dietenheim, OA. Laupheim, Fa. Kinn u. Knödler, Stroh- und Filzhutfabrik in Stuttgart; Fa. Wilh. Kenngott, Fabrik und Handel photogr. Artikel in Stuttgart; Fa. Rob. Hochstetter, Fabrikationsgeschäft in Kirchheim, OA. Besigheim; Fa. Heinrich Seybold, Schnitt- und Stanzwerkzcugfabrik in Göppingen; Walter Gruich, Fabrikant in Merklingen, OA. Äconberg.

Aus WOlt unü S-bdSN

Vogelflug und Vollmond. Das Geheimnis der Zugvögel ist noch lange nicht enträtselt. Der österreichische Forscher I. M. .Dörr legte nun der Wiener Akademie der Wissenschaf­ten seine jüngsten Forschungsergebnisse über den Vogelflug dar. Bekanntlich scheiterten alle Versuche, einen Zusammen­hang zwischen Vogelzug und Wetter zu finden. I. N. Dörr entdeckte nun, daß der Vogelzug offensichtlich vom Mondlicht abhänge; denn die Hauptzeiten der Zugvögel fallen in die Zeit des Vollmondes. Unter vierzehn beobachteten Vogelarten war die Zeit des Fluges dieselbe wie das Datum des Vollmondes. Bei vier Arten war eine Differenz von ein bis zwei Tagen eingetreten. Nur bei der Turteltaube betrug der Zeitunter­schied zwischen Vollmond und Wanderung 1)6 Tage. Die Mondphasen unterliegen bekanntlich einer 19jährigen Periode. Alle 19 Jahre fallen sie fast genau aus den gleichen Monats­tag. Diese 19jährige Periode habe man nun auch in großen Zügen an den Zugzeiten der Vögel beobachten können.

Die besorgte Storchenmutter. Aus einem Scheunendach unseres Hofes brütete jahelang ein Storchenpaar. Sie be­treuten ihre Jungen. Eines Tages im Juni die Sonne brannte schon vom frühen Morgen an mit fast tropischer Glut sah ich, so schreibt eine Zuschrift inReclams Universum", die Störchin in merkwürdiger Stellung unbeweglich auf dem Nest stehen. Ich bemerkte, daß sie mit halb ausgebreiteten Flügeln vor ihren Jungen stand, immer mit der Sonne mitgehend, um sie vor der Glut zu schützen. Von Zeit zu Zeit kam Vater Storch und erfrischte sie mit einigen Lecker­bissen. Drei Tage lang stand die Störchin mit bewunderns­werter Ausdauer solange die Sonnenstrahlen das Nest trafen, bis ein Gewitter und die darauf folgende Abkühlung sie von ihrem Posten erlöste.

Fieber. Die Messung mit dem Fieberthermometer ist das

9 «. Iahrgams

einzig sichere Mittel, das uns Aufschluß über das Vorhanden­sein von Fieber gibt. Dabei ist zu beobachten, daß Achsel­höhlen- und Darmmessungen nicht ohne weiteres miteinander vergleichbar sind. In der Achselhöhle ist eine Temperatur bis zu 37,2 Grad Celsius als noch normal anzusehen. Was darüber ist, ist erhöhte Temperatur. Von 38 Grad an wird man von richtigem Fieber sprechen. Im Darm ist die Temperatur um 0,5 Grad höher. Eine Achselhöhlenwärme von 36,8 Grad ent­spricht einer gleichzeitigen Darmwärme von 37,8 Grad. Zu beachten ist auch die Zeit der Messung. Der Unterschied der normalen Körperwärme am Morgen und am Abend kann fast ein Grad betragen. Morgens ist die Körperwärme am nied­rigsten; sie steigt langsam bis zu ihrem Höhepunkt zwischen 1 und 6 Uhr nachmittags und sinkt dann langsam wieder ab. Auch Fieber erreicht meistens seinen Höhepunkt am späten Nachmittag, sodaß man um diese Tageszeit am besten messen wird.

Hygiene des Heiratens vor Ibv Jahren. Im Jahre 1800 entwarf der Heidelberger Arzt und Universitätsprofcssor F. A. Mai nachstehenden Gesetzentwurf, der aber bei den da­maligen Kriegswirren unbeachtet blieb. Er lautet u. a.:Es wird nachdrücklich empfohlen, daß die Eltern des sich verehe­lichen wollenden Brautpaares mit Zuziehung des Polizei­arztes die Gesundheit ihrer Kinder untersuchen lassen; ob etwa die Braut in ihrem Knochenbau so Mißwachsen sei, daß bei einer künftigen Geburt ihr und ihres Kindes Leben in wahrscheinliche Gefahr geraten müssen; ob sie mit Mutter­gichtern, Blutspeicn wie Gliedgicht behaftet und zum Tiefsinn geneigt sei; ob der Bräutigam alle äußerlich wahr­nehmbaren Kennzeichen eines starken Körperbaues habe, ob keine erbschaftliche Anlage zu Steinschmcrzen, Podagra, zur Auszehrung, zum Wahnsinn oder gar zur Fallsucht in seinem Körper wohne; ob er mit Zufällen der Lustseuche in seiner Jugend behaftet gewesen und durch einen geschickten Arzt voll­kommen davon geheilt sei; die Zivilbehörden sollen den Aus­rufschein den beiden Verlobten oder ihren Eltern und Vor­mündern nicht eher erteilen, bis dieselben das pflichtgemäße Zeugnis des Polizeiarztes über die physischen Fähigkeiten der Verlobten zum Ehestand werden beigebracht und vorgelegt haben. Denn es mutz dem Vaterland mehr an einer gesunden als zahlreichen Bevölkerung gelegen sein."

Die Erfindung des Petroleumkochers. In Stockholm starb kürzlich der erfolgreiche Erfinder Lindguist. lieber ihn wird von dort geschrieben: Es war in den Wer Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ein junger Schlosser in Stockholm, namens Svensson, wollte einem Freunde ein Hochzeitsgeschenk machen. Es sollte etwas Besonderes und Praktisches sein. Da erzählte ihm ein Bekannter, daß ein Arbeiter der Separatorenfabrik, Franz Lindguist, einen Petroleum-Kochapparat erfunden habe, der sehr praktisch sei. Svensson erstand einen der neuen Appa­rate, die Lindguist bereits fertiggestellt hatte. Aber dann ging er hin und machte dem Erfinder den Vorschlag, die Petro­leumkocher gemeinsam zu fabrizieren. Im Jahre 1892 began-

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Wahlbezirk Oberamtsbezirk Neuenbürg

Sozialdemokratische Partei Württembergs

I Dr. Schenkel Brenner Kappler Oßwald

^ Rühle Eckert

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Württ. Zentrumspartei

^ Dr. Beyerle Andre Scheffold Groß

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H Württ. Bauern- und Weingärtnerbund

0 Stoll Schmidt Kugele

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^ Deutsche Demokratische Partei

^ Dr. Manche Fischer Dr. Maier

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^ Kommunistische Partei Deutschlands

»I Kanz Schmid Link Bader Riepp

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FI Deutschnationale Bolkspartei (Württ. Bürgerpartei)

Sautter Keppler Weiß Mahler Krauß " Kiefer

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ffv Deutsche Volkspartei

/ und Bolkskonservative Bereinigung

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0 Christlicher Volksdienst für Württemberg

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A Bolksrecht-Partei

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^ ^ Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

I (Hitlerbewegung)

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An den Wühler;

1. Der amtliche Stimmzettel hat die Form nebenstehenden Vordrucks.

2. Du erhältst den amtlichen Stimm­zettel und den amtlichen Wahlum­schlag am Wahltag beim Betreten des Abstimmungsraums.

3. Du begibst Dich dann in den Ne­benraum (Wahlverschlag, Neben­tisch) und setzest dort mit Bleistift oder Tinte ein Kreuz (x) in den rechts neben dem Wahlvorschlag, dem Du Deine Stimme geben willst, stehenden Kreis, der dann so aussieht:

X

Du darfst nur einen Wahlvor­schlag ankreuzen.

Unterlasse jeden sonstigen Ver­merk, damit Dein Stimmzettel nicht für ungültig erklärt wer­den muß.

4. Lege im Ncbenraum (Wahlver­schlag, Ncbentisch) den angekreuzten Stimmzettel in den amtlichen Wahl­umschlag.

5. Ilebergib alsdann den Wahlum­schlag mit dem angekreuzten Stimm­zettel darin dem Abstimmungsvor­steher unter Nennung des Namens..

6. Verwendenur den amtlichen Stimm­zettel und den amtlichen Wahlum­schlag, sonst ist Dein Stimmzettel ungültig.

7. Gehe zeitig zur Wahl und nehme vorsorglich einen Bleistift mit.

8. Feder Wahlberechtigte soll wählen.