Württemberg

Calw, 18. April. Zum Zweck der Beratung und Fest­stellung des Borauschlags für 1932 und einiger sonstiger Gegen­stände versammelte sich der Engere Ausschuß des Gemeinde­oerbands der Schwarzwaldwasservcrsorgung Bergorte unter Teilnahme des Oberbaurats Dr. Groß in Stuttgart im Gast­haus zumAdler" hier; der vom Berbandsrechner Müller entworfene Voranschlag, der mit möglichster Sparsamkeit auf­gestellt war, sieht eine Umlage von 2.70 Mk. Pro Kopf der U961 betragenden Bevölkerung der Nerbandsgemeindeu gegenüber 3.20 Alk. des Vorjahrs vor, was einen Weniger­betrag von rund 7500. Mk. ausmacht; bei dem noch 75 000 Mark betragenden Schuldenstand wirkt sich der ermäßigte Zinsfuß wohl günstig aus, aber bei den hohen Tilgungsraten ließen sich weitere Ersparnisse nicht machen, wenn diese nicht gerade zum Nachteil der Werksanlagen ausgeführt werden wol­len. Der Voranschlag fand einstimmige Annahme.

Nach der von Oberbaurat Dr. Groß erteilten Auskunft über die seit einigen Jahren eingerichtete Entsäuerungsanlage nach dem System Riwag in Duisburg ist er über das Funk­tionieren und Auswirken derselben befriedigt; hiedurch soll die in dem Quellwasser befindliche flüchtige Kohlensäure ge­bunden und der in großem Umfang in den Leitungen vor­handene Rostansatz aufgehalten und nicht mehr vergrößert werden; die für die Pumpstation II im Kleinenztal gleichfalls vorgesehene Entsäuerung konnte vorerst zurückgestellt werden, da sich die Entsäuerung auch in den an diese Pumpstation angeschlossenen Gemeinden ebenfalls auswirkt ' Anschließend hieran war Streckenwärter Vollmer in Aichelberg, der am 1. April ds. Js. auf eine 25jährige Dienst­zeit beim Verband zurückblicken konnte, zur Sitzung einge­laden, in der ihm nun namens der Verbandes der Vorsitzende, Bürgermeister Walz in Altburg, die Glückwünsche aussprach und ihm für die treue Dienstleistung in dem ausgedehnten Gebiet dankte sowie ihm ein Geschenk mit Ehrenurkunde mit dem Wunsche, daß es ihm vergönnt sein möge, noch recht lauge im Dienste des Verbandes stehen zu können, überreichte. Streckenwärter Vollmer mußte anfänglich den Dienst zu Fuß machen, bis ihm auch die neueren Verkehrsmittel Erleichterung brachten.

Stuttgart. 19. April. (Ein Wahlbündnis zwischen Bolkspartci, Volkskonservativen und Wirtschaftspartei.) Verhandlungen, die in Ser letzten Zeit zwischen den Vertretern der Deutschen Boikspartei, Ser Bolkskonseroativen Bereinigung und der Wirtschaftspartei statt­gesunden haben, führten zu einer Einigung. In den Verhandlungen wurde Uebereinstimmung erzielt, daß der politische Kampf in Zukunft in erster Linie geführt werden muß für die Erhaltung und den Wie­deraufbau des schwer bedroqtcn deutschen Mittelstandes. Schärfster Kampf wird angesagt allen sozialistischen und kollektivistischen Be­strebungen.

Stuttgart, 19. April. (Eingeklemmt.) Am Montag abend wollte am Charlottenplatz ein Mann in dem Augenblick auf einen Straßenbahnwagen der Linie 4 aufspringen, als ein Lastwagen die Straßenbahn überholte. Der Unglückliche wurde zwischen Straßen­bahn und Lastwagen eingeklemmt. Mit erheblichen Verletzungen mußte er ins Krankenhaus übergeführt werden.

Brackenheim, 19. April. (Verbot der Einheitspreisgeschäfte.) In einer demokratischen Versammlung in Brackenheim schilderte Wirt- schaftsminister Dr. Maier die Vorgänge, wie sie sich bis zum Verbot der Einheitspreisgeschäfte tatsächlich abgespielt haben. Die württem- bergische Regierung hatte bei der Reichsregierung die Konzessionie- rung der Einheitspreisgeschäfte und Warenhäuser beantragt. Die Konzessionierung läuft praktisch auf ein Verbot neuer derartiger Un­ternehmen hinaus. Die Reichsregierung forderte den Reichswirtschafts­rat um ein Gutachten auf. Es wurde erstattet und der Reichswirt- schastsrat hat das Verbot abgelehnt. Trotzdem har die Reichsregierung dem Verlangen Württembergs nachgegeben. Damit hat Württemberg das Verbot der Einheitspreisgeschäfte durchgesetzt.

Tettnang, 18. April. (Auch eine Stillhalteaktion.) Letzten Sams­tag sollte im Wege des Konkursverfahrens ein Wohn- und Geschäfts­haus in Tettnang zur Versteigerung kommen. Bei der Aussichtslosig­keit oder tatsächlichen Unmöglichkeit, das Anwesen zu seinem heutigen Wert an den Mann zu bringen, einigten sich die Gläubiger dahin­gehend, das Verfahren zu unterbrechen und bessere Zeiten abzuwarten, um schließlich doch noch zu ihrem Gelde zu kommen.

Eglingen. OA. Neresheim, 19. April. (Unfrieden im Ort.) In Ser Nacht auf Freitag wurden in der Pfarrer- und Lehrer-Wohnung sowie in einer Wirtschaft verschiedene Fensterscheiben mittels kinds­kopsgroßer Steine eingeschmissen. An einem Zimmerbüfett wurde dabei erheblicher Schaden angerichtet. Vermutlich ist diese Tat aus den Streitereien entstanden, die um die Neubesetzung des Dirigenten- postens des Kirchenchors in unserer Gemeinde entfacht wurden.

Bad Mergentheim, 19. April. (Aus der Tätigkeit des Ver­waltungsrats der neuen Kurverwaltung.) In den letzten Sitzungen des Berwaltungsrates wurde eine Reihe wichtiger Angelegenheiten behandelt und, soweit möglich, auch zur Durchsührung gebracht. So wurde die Ueherleitung des Wasser-, Pastillen- und Salz-Versandes der Mergentheimer Quellen von der Oppelgcscllschast, die nunmehr mit ihrer Tätigkeit allein auf Fricdrichshall beschränkt ist, an die neue Bad Mergentheim G.m.b.H. durch den käuflichen Erwerb der gesamten maschinellen Einrichtungen und des Flaschenmaterials be­werkstelligt. Für die neue Kurdirektorstelle sind über 400 Bewerbun­gen eingegangen. Für das Kurorchester ist das Philharmonische Orchester Stuttgart gewonnen worden. Ueber das Kurtheater ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen, doch dürfte wohl ein Abschluß mit der Württ. Volksbühne zustande kommen. Für die Kinovorstellungen im Kursaal hat man mit erheblichen Kosten eine neue Klangfilmapparatur eingebaut.

not! Volksrecht-Äampf ist Kamps um die Währung und Si­cherung der grundlegenden Volksrcchte! Recht auf Arbeit und Eigentum; Recht aus gerechte Löhne und angemessene Preise; Recht aus Schutz und Sicherung der Ersparnisse; Recht auf eine gesunde Wohnung, auf ein Heim, auf ein Stück deutscher Muttererde. Volksrecht-Kampf ist Kampf für die Sicherung und Festigung der Fundamente unserer Staats- und Gesell­schaftsordnung, die zugleich die Grundlagen einer gesunden Volkswirtschaft sind: Vertrauen, Recht und Gerechtigkeit, Treu und Glauben, Ehrlichkeit und Anständigkeit, schütz des Eigen­tums an Sparkapital wie an Sachbesitz. Volksrecht-Kamps ist nach außen Kampf für die Lebensrechte des deutschen Volkes, Kampf gegen die Reparationslasten, von der Kriegsschuld­lüge, wie von der Entschuldnngslüge aus, Kampf für glei­ches Recht in der Abrüstungsfrage, Kampf gegen die Entrech­tung des deutschen Volkes durch das Versailler Diktat!

Erwerbslose beim Wirtschaftsminister

Stuttgart, 19. April. Gestern vormittag hat eine Dele­gation des Landesausschusses der Erwerbslosen unter Führung des Lanütagsabgeordncten Vollmer mit dem Wirtschaftsmini­ster Dr. Maier Verhandlungen über die eingereichteu Forde­rungen der Erwerbslosen gepflogen. Minister Maier sagte, man könne nicht mehr Notstandsarbeiten durchführen, weil es an den nötigen finanziellen Mitteln fehle. Der Minister er­klärte lt.Südd. Arbeiterzeitung" weiterhin, daß die Gemein­den, die auf Grund ihrer finanziellen Lage keine ausreichende Unterstützung für die Erwerbslosen mehr bezahlen, sich jeder­zeit an das Wirtschaftsministerium wenden könnten. Es sei aber notwendig, Beispiele zu bringen, ob wirklich Notleidende vorhanden sind. In Stuttgart leide niemand Hunger, auch an der erforderlichen Kleidung für Erwerbslose mangele es nicht. Die Aufhebung der Bedürftigkeitsprüfung könne nicht angenommen werden, da sonst mit der Unterstützung Miß­brauch getrieben würde. Für Notstandsarbeitcn seien überall die tariflichen Löhne bezahlt worden. Die Gewährung einer Sonderunterstützung, wie sie von den Erwerbslosen in ihren Anträgen gefordert wurde, lehne er ab, da in dieser Sache bereits der Landtag einen ablehnenden Beschluß gefaßt habe. Die Delegation erklärte dem Minister, daß ihr genügend Fälle bekannt seien, in denen Erwerbslose keine Unterstützung er­halten und ihr Leben durch Betteln, Hofsingeu usw. fristen müssen.

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Pforzheim, 19. April. Der Stadtrat hat den Haushaltplan der Stadt Pforzheim für das Rechnungsjahr 1932 abgelehnt. Er konnte sich nicht entschließen, dem Vorschlag der Verwaltung zur Herbei­führung des Ausgleiches zuzustimmen. Das Verfahren geht nun an die Aufsichtsbehörde Uber.

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Stuttgart. 19. April. (Schlachtviehmarkt.) Dem Dienstagmarkt am Städt. Vieh- und Schlachthof wurden zugeführt: 29 Ochsen (un­verkauft 6). 60 Bullen, 341 (50) Iunqbullen, 29! (10) Kühe, 431 (20) Rinder, 1374 Kälber, 2591 (130) Schweine, 2 Schafe, 3 Kitzchen. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendgewicht: Ochsen a 2833 (letzter Markt: -), d 24-27 (-), c 21-23 (-), Bullen a 24-25 (24-26), b 22

bis 23 (unv.), c 1921 (uno.), Kühe 3 22-25 (), d 17-20 (). c 1215 (-), ä 911 (-), Rinder a 3436 (unv.), d 26-31 (uno.), c 22-24 (unv.), Kälber t, 46-48 (46-47), c 40-44 (unv.). ä 3639 (35-39), Schweine a 41 (-), d 40-41 (42), c 3840 (4142), ä 37-38 (39-40), e 35-36 (37-38), Sauen 2834 () Mark. Marktoerlauf: Großvieh mäßig, Ueberstand, Kälber lebhaft, Schweine ruhig, Ueberstand.

Pforzheim, 18. April. (Schlachtviehmarkt.) Aufgetrieben waren 520 Tiere und zwar 5 Ochsen, 10 Kühe, 53 Rinder, 25 Farren, 59 Kälber und 368 Schweine. Der Markt verlief mäßig belebt. Der Ueberstand betrug 5 Stück Großvieh und 27 Schweine. Die Preise für ein Pfund Lebendgewicht waren: Ochsen a 3132, d 2730, Farren s 26, b 24 und c 22, Kühe s 24, d 20 und c 12, Rinder a 3436, d 3033, Kälber d 4546, c 3842, Schweine d 4244, e 4244, ä 3941. Für beste Tiere wurden Ucberpreise bezahlt.

Freiburg. 19. April. Das Schwurgericht verurteilte den Erwerbs­losen Albert Tscheulin, der sein uneheliches Kind mit Salzsäure ver­giftet hatte, zu sechs Jahren Zuchthaus. Im Oktober vorigen Jahres war Tscheulin zum Tode verurteilt worden, das Reichsgericht aber hatte wegen eines Formfehlers den Fall zur nochmaligen Verhand­lung an das Schwurgericht zurückgewiesen. In der erneuten Ver­handlung nahm chas Gericht an, daß Tscheulin die Tat nicht mit Ueberlegung begangen habe.

Augsburg. 18. April. In dem Dorfe Reutern bei Augsburg fand eine fröhliche Doppelhochzeit im Anwesen des Landwirts Harthauser statt, zu der sich rund 150 Hochzeitsgäste eingefunden hatten. Als nachts 12 Uhr der letzte Brautreigen getanzt werden sollte, stiegen Feuersäulcn aus dem Dache des Wohnhauses auf. Das von rach­süchtigen, noch unbekannten Tätern gelegte Großfcuer griff so rasch uni sich, daß die ganze Besitzung ein Raub der Flammen wurde. Noch im festlichen tzochzeitsgewande mußten die Gäste bei den Löscharbeiten Hand anlegen. Der Feueralarm, die Flammen und die große Gefahr erschreckten die mit ihren Nachbarn sich in guter Unter­haltung befindliche Gastwirtsgattin Helene Mengele derart, daß sie von einem Herzschlag getroffen tot umsank.

Berlin, 19. April. Wie der amtliche Preußische Pressedienst mit- tcilt, sind am 31. März in Preußen 1414 590 vom Arbeitsamt an- ei kannte Wohlfahrtserwerbslose gezählt worden gegenüber 1 329 384 Ende Februar. Somit ergibt sich im März eine Zunahme um 85 206 Wohlfahrtserwerbslosen oder 6 4 v. H. Gegen den 31. März 1931 ist die Wohlfahrtscrwerbslosenzahl um 710 586 oder 100,9 v. H. gestiegen.

Der Cochemer Berg abgestürzt

Cochem, 20. April. Am Dienstag abend gegen 23 Uhr sind etwa 10000 Kubikmeter des Cochemer Berges mit donnerndem Ge­töse, das bis weit über Cochem zu hören war, abgestllrzt. Die Schreinerei Roettgen ist von den Gesteinsmassen weggefegt worden, die Lichtleitungen sind zerrissen, die Straßen meterhoch von Geröll bedeckt und jeglicher Verkehr auf der Provinzialstraße ist unmöglich geworden. Die Schuttmaffen sind bis in die Mosel gefallen. Ein großer Teil der Einwohnerschaft von Cochem ist trotz der späten Stunden noch aus den Beinen, um die Naturkatastrophe mitanzu- sehen. Von der Cochemer Seite her versucht man, mit Scheinwerfern das völlig im Dunkeln liegende Gelände zu erhellen. Der Bergrutsch dauerte um Mitternacht noch an. Ob Menschenleben zu Schaden gekommen sind, ist noch unbekannt. Ueber die Höhe des angerichteten Sachschadens ist noch jeder Ueberblick unmöglich. Die anliegenden Weinberge sind völlig zerstört.

Vom großen Flottentag in Swtuemünde

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Zur künftigen Regiernngsbildung

KreuzerKönigsberg" am Kai von Ewinemünde

Stuttgart, 19. April. Zur künftigen Regierungsbildung in Württemberg erklärte in einer Zentrumsversammlung in Balingen der Zentrumsführer Abg. Bock-Rottweil, daß künf­tig eine Regierungsbildung mit der Sozialdemokratie so wenig möglich sei wie mit den Nationalsozialisten. Die seitherige Fernhaltung des Marxismus von der württ. Regierung komme nicht von ungefähr. Die Mitarbeit der Sozialdemo­kratie im württ. Landtag habe seither häufig im Einbringen von Anträgen bestanden, die weiten Volkskreisen Wohl ange­nehm in den Ohren geklungen haben, deren Annahme aber die finanziellen Verhältnisse des Landes so stark belastet hätte, daß sie sich einfach als undurchführbar erwiesen.

Der Bauernbundsführer Dr. Ströbel-Stuttgart erklärte m einer Bauernkundgebung in Kirchheim-Teck zu dieser Frage, daß dafür die künftige Haltung der NSDAP, ausschlaggebend ici. Der Bauernbund helfe gerne Seite an Seite einer natio­nalen Partei, doch wolle er seine Selbständigkeit behaupten und keine Mischmaschpartei werden. Der Bauernbund war schon seit seiner Gründung im Jahre 1893 national, also zu cmcr Zeit, wo cs noch keine Nationalsozialisten gab.

Wahlaufruf der Bolksrecht-Partei

Stuttgart, 19. Llpril. In dem Wahlaufruf der Volksrecht- bartei heißt es, daß Rettung nicht zu erwarten ist von dem krampfhaften Festhalten an der bisherigen plutokratischen Parteiwirtschaft, die mit ihren Fehlern Len heutigen Zustand nnt verschuldet habe. Sie ist aber auch nicht zu erhoffen von mnem überspitzten Radikalismus weder von einer restlosen Rückkehr zu den Schwächen und Fehlern des alten Systems noch von dem Aufbau einer Gewaltherrschaft, einer Diktatur nach italienischem oder russischem Vorbild. Es gibt noch einen dritten Weg er allein ist der Weg der Rettung, der Weg des Rechts und der Vernunft. Volksrecht bricht Volks-

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Matrosen mit Gasmasken bei der Bedienung Die Torpedos des KreuzersKönigsberg" werden in Stellung ge- cines Flugzcug-Abwehr-Geschiitzes. bracht. Bemerkenswert ist der neue Beobachtungsstand.

Die Flottenschau in Swinemünde, an der fast alle größeren Kampfeinheiten der Reichsmarine teilnahmen, bot den Be­suchern, die mit Sonderzügen aus allen Teilen des Reiches nach Swinemünde gekommen waren, ein prachtvolles Bild. Hebun­

gen mit Geschützen, Torpedos und Flugzeug-Abwehr-Ernrrch- tungen zeigten, daß die Reichsmariue trotz der Beschränkungen des Friedensdiktates auf einem vorbildlichen Stand gehalten wird.