schwerlichkeiten für den Steuerpflichtigen mit sich. Die Ein­richtung bestimmter Sprechtage des Finanzamts in der hiesigen Gemeinde mit einer verhältnismäßig großen Zayt von Steuer­pflichtigen würde nicht nur für die Einwohnerschaft, sondern auch für die Reichssteuerverwaltung eine wesentliche Erleich­terung bringen- Ein diesbezüglicher Antrag wird an das Finanzamt Neuenbürg gestellt.

Verschiedene Steuerstundungsgesuche werden teils abschlä­gig, teils zustimmend entschieden. Soweit Hundesteuerrück­stände vorhanden sind, erhält die Stadtpslege Weisung, nach Art. 20 des Gemeindesteuergesetzes zu verfahren. Vom Vor­sitzenden wird darauf hingewicsen, daß nach der neuesten Ver­ordnung des Reichspräsidenten über Zuschläge für Steuer­rückstände vom 1. Februar 1ÜW ab für Steuern, die vor dem 1. Februar 1932 fällig geworden sind und im Zahlungsrück­stand bleiben, wieder Verzugszuschläge von halbmonatlich 1fl> Prozent erhoben werden müssen.

Der Antrag des Gowerbevereins auf Offenyaltung der Verkaufsstellen an 15 Sonntagen während der Saison. 1932 wird dem Oüeramt befürwortend weitergeleitet.

Geregelt wird die Entschädigung des Schuldieners für die Reinigung des zu den Arbcitslosenauszahlungen benützten Raums.

Einem Gesuch der Firma K. Seuser K.G. hier um Neu­regelung des Wasserzinses für die auf Rotenfoler Markung gelegenen Grundstücke wird stattgegeben.

Die Schlachtvieh- und Fleischbeschaugebühren werden mit Wirkung vom 1. Januar 1932 ab um 10 Prozent gesenkt-

Festgestellt werden die Bedingungen für den Verkauf eines städtischen Wiesengrundstücks links der Bahnhofftraße, da sich hiesür Liebhaber gezeigt haben.

Der Sportverein hat dem Bürgermeisteramt für die Win­ternothilfe den Betrag von 80 RM. übergeben als Ertrag eines Fußballspiels. Dieser Betrag wird der Fürsorgekasse überwiesen. Gleichzeitig spricht der Gemeinderat dem Sport­verein den Dank der Stadtgemeinde aus.

Einige minderwichtige Verwaltungssachen bildeten den Schluß der Sitzung.

Starker Andrang zu den Hmdenburg-Listen

Verlängerung der Einzeichnungssrist auf ein.: Woche

Die Eintragungen in die Einzeichnungslistcn, die vom Sahm-Ausschuß für die Hindenburg-Kandidatur ausgelegt werden, sind bereits nach den ersten Erkundigungen recht zahl­reich. Aus einer Reihe von Städten im Reiche liegen schon Meldungen vor, daß gleich heute vormittag ein lebhafter An­drang eingesetzt hat- Da jedoch die technischen Vorbereitun­gen eine gewisse Zeit erfordern und nicht überall ganz recht­zeitig durchgeführt werden konnten, besteht die Absicht, die Einzeichnungssrist auf eine Woche zu verlängern.

Württemberg

Unterriexingen, OA Vaihingen, 3. Febr. (Politischer Ueberfall auf den Bürgermeister.) In der Nacht auf Sonntag wurde, wie schon kurz gemeldet, der hiesige 32 Jahre alte Bürgermeister Eberle, der seit 1924 vier Ortsvorsteher ist, vor dein Gasthaus zum Ochsen von den Landwirtssöhnen Gottlieb Schiele und Ernst Malles, beide 27 Jahre alt, in roher Weise mißhandelt und gestochen. Wie dieSchwä­bische Tagwacht hierzu erfährt", handelt es sich bei den beiden Tätern um Nationalsozialisten, die mit dem Bürgermeister wegen einer Unter­suchung durch die Staatsanwaltschaft Heilbronn betr. einer Gelände­übung der Nationalsozialisten verfeindet waren. Bürgermeister Eberle wurde von Amtsdiener Glaser im Hof desOchsen" blutüberströmt aufgefunden. Als Frau Eberle Hinzukain, wurde sie vom Haupttäter Gottlieb Sckiele ebenfalls bedroht und zu Boden geworfen. Schiele warf auch noch mit Bierflaschen gegen das Auto des Arztes von Großsachsenheim, als dieser Eberle ins Krankenhaus nach Bietigheim verbrachte. Dort liegt n in Bürgermeister Eberle an den Folgen der ihm zugefügten Verletzungen schwer darnieder. Er hat einen tiefen Stich in den Rücken erhalten, der eine klaffende 5 Zentimeter lange Wunde am linken Schulterblatt hinterließ Außerdem erhielt er drei gefährliche Stichverletzuugen am Kopf und an der linken Schläfe. Das ganze Gesicht des Bürgermeisters ist zerschunden und geschwollen. Wie das Südd. Korrespondenz-Büro hört, ist eine amtliche Unter­suchung der Angelegenheit bereits im Gange.

Lausten a. N.. 3. Februar. (Kein Geld für eine Umgehungs­straße.) Auf eine Eingabe des Gemeinderats an die Ministerial-Äb- teilung für Straßen- und Wasserbau wegen Baues einer Umgehungs­straße, die etwa 3 Millionen Reichsmark kosten würde, tei.te letztere mit, daß die Ausführung in diesem Jahre wegen Geldmangels nicht möglich sei, selbst dann nicht, wenn der Bau auf drei Jahre verteilt würde.

Stuttgart, 3. Febr. lBom Württ. Kriegerbund.) Der ordentliche Bundestag des Württ. Kriegerbundes, der dieses Jahr stattfinden sollte, ist auf das Jahr 1933 verlegt worden. Feststadt bleibt nach wie vor Hall.

Stuttgart, 3. Febr. (Anahyga".) Am Freitag fand die erste ärztliche Führung in derAnahyga" unter regster Anteilnahme statt. Die erschienenen Frauen folgten dem Bortrag des Arztes mit größtem Interesse. Um einem vielfach geäußerten Wunsch zu entsprechen, hat sich die Ausstellungsleitung entschlossen, jeden Funtag nachmittag 4 Uhr derartige ärztliche Borträge, bei denen Fragen beantwortet werden, für Frauen und Mädchen zu veranstalten. Der außerordent­lich große Andrang am Sonnlag bewegt das große Interesse, das nicht nur die breitesten Bolksichichlen, sondern auch wissenschaftliche Kreise an dieser Ausstellung nehmen. Professoren und Aerzte haben die Ausstellung besucht und ihr rückhaltlose Anerkennung gezollt.

Stuttgart, 3. Febr. Um die Verbilligung des Mineralwassers.) Der Bezirksverein Stuttgart des Deutschen Vereins gegen den Alko­holismus hat an den wllrt embergischen Preiskommissar eine Bitte um Senkung der Mincralwasserprcise in den Gaststätten gerichtet. Er weist in seiner Eingabe darauf hin, daß die Preise für Mineralwasser und andere alkoholfreie G tränke in den Gaststätten noch viel zu hoch seien, zumal jetzt nach dem Wegfall der Mineralwassersteuer. Der Mineralwassergroßhandel hat sofort nach der Außerkraftsetzung der Mineralwassersteuer die Preise nicht nur um den Betrag der Steuer, sondern sogar darüber hin us, insgesamt um etwa 20-25 Prozent, gesenkt. Die Wirte sind aber diesem Beispiel zum Teil gar nicht, i zum Teil ungenügend gefolgt.

Reutlingen, 3. Februar. (Ein schreckliche Verwechslung statt Wein Lauge getrunken.) Eine verhängnisvolle Verwechslung stieß am Montag abend dem Bäckermeister und Wirt Ernst Braun in Betzingen zu. Während seiner Arbeit wollte er sich an einem Schluck Wein stärken. Durch irgend einen unglücklichen Umstand kam ein mit konzentrierter Lauge gefülltes Glas in seine Nähe zu stehen, aus ! dem der Durstige in der Annahme, cs enthalte Wein, einen Schluck trank. Obwohl sofort ärztli be Hilfe zur Stelle war, mußte er unter ^ schrecklichen Qualen noch am Abend in die chirurgische Klinik nach Tübingen eingeliesert werden. Sein Zustand ist sehr bedenklich.

s Alpirsbach, OA. Oberndorf, 3. Febr. (Fabrik-Stillegung.) Wie dasSchwarzwälder Ta luatt" erfährt, beabsichtigt die Firma Grohe, Metallwarenfabrik, die gesamte Fabrikation hier sowohl als auch in vchiltach stillzulegen. Es ist bereits Stillegungsantrag eingereicht. Biese Maßnahme ist ans die Kündigung des Schweizer Handels­vertrags zurllckzufllhren.

Göppingen, 8. Februar. (Das verpönte Zweipfennigstück.) Ein l mälzjscher Tippelbruder, d r in den Nachmillagsstunden in einem l «ußenbezirk der Stadt se n Schlafgeld für die Nacht sammelte, bekam flkoy einem arbeitslosen ,a Pnann, ^ "n dessen Wohnungstür klingelte, ein Zweipfennigst ck beigesteuert. Als der Wanderbursche vach näherem Besehen die Münze erkannte, warf er sie dem Geber

mit geringschätziger Miene wieder vor die Füße und entfernte sich mit den Worten:Die kennens selber bchalten, mit dem Zeug kann ich doch nix mehr anfangen, i nimm bloß Fünferl und Zehnerl". Spruchs und zog am nächsten Haus die Klingel.

Gausmannsweiler, OA. Welzheim, 3. Iebr. (Die ersten Staren sind da.) Trotz Reif und Kälte sind die ersten Staren als Vorboten des Frühlings cingelroffen. Aus dem Hause vo» Anwalt Hinderer wurden sie flügelklatschend und ihr Liedlein singend beobachtet.

Rechcubcrg, OA. Crailsheim, 3. Febr. (Die Hand abgehackt.) Der 71jährige Fr. Bögner war am Montag nachmittag mit Futter­schneiden beschäftigt. Plötzlich wurde seine Tochter durch einen Schrei ihres Vaters aufgeschreckt. Die Walzen hatten seine rechte Hand er­saßt. Slückchenwrise wurde diese bis zum Handgelenk abgejchnitten. Unter großer Mühe gelang es, den Arm aus den Walzen zu befreien.

Eine Rede des Finavzministers De. Dehlinger

Eine neue Reichsnotverordnung

Freudenstadt, 3. Febr. Auf der gestrigen Jahreshaupt­versammlung des Landw. Bezirksvereins Freudenstadt sprach Finanzminister Dr. Dehlinger überDie Rettung des deut­schen Volkes aus der Not", wobei er lt.Grenzer" ausführte, daß die Ursache unserer Not die verfehlte Erfüllungspolitik und die gleich verfehlte Steuer-, Lohn- und Sozialpolitik sei, die das Reich unentwegt 13 Jahre lang getrieben habe, zum Glück ist unser württembergisches Volk und Laich bisher noch von den schlimmsten Auswirkungen der dadurch verursachten Slot verschont geblieben. Dieser Erfolg ist vor allem dem Um- staich zuzuschreiben, daß Württemberg seit acht Jahren eine rein bürgerliche Regierung hat, die sich von allen sozialistischen Ideen freihielt, daß weiter unser Land eine gesunde Mischung von Landwirtschaft und Industrie, von Klein-, Mittel- und Großbetrieben ausweist und daß der Württemberger seinem alten Fleiß, seiner Gründlichkeit und seiner Anspruchslosigkeit treu geblieben ist. Der Grundsatz der Politik der württem- bergischen Staatsregierung ist stets gewesen, keine Ausgabe ohne Deckung zu genehmigen. Lieber wuvde aufs äußerste gespart, als Schulden gemacht; und wenn Schulden gemacht wurden, dann machte man wenigstens keine kurzfristigen schul­den. Die Regierung hat aber auch die Gemeinden zum Sparen gezwungen. Als großes Verdienst nimmt die württ. Regierung für sich in Anspruch, daß cs ihr gelungen ist, Arbeitsmöglich- keiteu durch den zweigleisigen Ausbau der Nord-Süd-Bahn zu schaffen. Alles drängt auf die letzte Entscheidung. Man muß das Rad herumdrehen, das jetzige System umstellen. Die Um­stellung des Systems heißt: Los von der Erfüllungspolitck. Wir müssen auch los vom Sozialismus und zurück zur Na­tionalwirtschaft mit dem Ziel, die landwirtschaftliche Rente wiederherzustellen. Mit der Landwirtschaft steht und fällt ein Volk. Dr. Dehlinger machte dann noch darauf aufmerksam, daß im Laufe des Februar oder März eine neue Notverord­nung der Reichsregierung zu erwarten sei, die vor allem ihren Grund in den immer unhaltbarer werdenden Verhältnissen Preußens habe, dessen Finanzminister vorziehe, unpopuläre Maßnahmen nicht selbst zu treffen, sondern durch das Reich durchführen zu lassen. Sollten durch die Notverordnung der württ. Regierung neue Mittel zur Verfügung gestellt werden, dann werde sie nicht versäumen, so weit als möglich damit den Gemeinden zu helfen. Daß die Reichsregierung auf dem Wege zur Einführung der Arbeitsdienstpflicht keine Schritte unter­nehme, komme daher, daß die Gewerkschaften sie äblehne und die Regierung glaube, einstweilen auf die Unterstützung der Gewerkschaften nicht verzichten zu können, die immer noch an dem unhaltbar gewordenen Grundsatz des Tarifsatzes sest- halten.

Die Landgemeinde« und der Finanzausgleich

Stuttgart, 3. Febr. Der Gesamtvorstand des Württ. Ge­meindetags hat sich in seiner letzten Sitzung vornehmlich mit dem von Staatssekretär a. D. Dr. Popitz über den künftigen Finanzausgleich zwischen Reich, Ländern und Gemeinden der Oessentlichkeit unterbreiteten Gutachten befaßt. Er kam in den entscheidenden Fragen zu der Ablehnung der Popitzschen Vorschläge. Die Gesamttendenz der gutachtlichen Vorschläge rst auf die Herbeiführung einer straffen Zentralgewalt des Staates im Sinne des Einheitsstaates gerichtet. Im Gesamt­vorstand des Gemeindetags kam zum Ausdruck, daß bei dem fiskalischen Egoismus, der bei einzelnen Ländern den Gemein­den gegenüber zu beobachten ist, die Ansicht Boden gewinne, die Gemeinden hätten durch unmittelbare fiuanzrechtliche Be­ziehungen zum Reich Wohl nicht viel zu verlieren, die Zeit­verhältnisse seien aber zu unsicher und auch sonst würden Voraussetzungen fehlen, um jetzt umwälzende Reformen auf dem heiklen Gebiete des Finanzausgleichs zwischen Reich, Län­der und Gemeinden durchführen zu können. Mit starkem Befremden wurde in der Vorstandssitzuug davon Kenntnis genommen, daß der Staat immer noch mit der Auszahlung

von Staatsbeiträgen au Gemeinden und Amtskörperschaften zu Straßeubauten in Höhe von etwa 2,5 Mill. RM. im Rück­stand ist, deren Zusicherung zum Teil bis zum Jahre 1928 zu­rückgeht. Die Gemeinden müssen die Fehlbeträge mit kurz­fristigen Zwischenkrediten ausgleichen, die sie hoch zu verzinsen haben. In einer Eingabe an den Landtag soll gefordert wer­den, daß der Staat seinen alten Verpflichtungen gegen die Gemeinden endlich uachkoiumt.

VsÜSN

Pforzheim, 3. Febr. Gestern abend wurde die Polizei nach der Grenzstraße 6 gerufen, wo der 54jährige Hilfsarbeiter Fridolin E. seine Frau in den Arm gestochen und seinem >8jährigen Sohn zwei Stiche in den Arm und einen Stich in der Nähe des Schlüsselbeins versetzt hatte. E. war angetrunken nach Hause gekommen und hatte zu schreien angefangen. Als er zur Ruhe ermahnt wurde, stach er mit einem abgebrochenen Taschenmesser um sich. Die Verletzungen von Frau und Sohn sind nicht lebensgefährlich. Der Täter wurde verhaftet.

ß-Strle Usekneltten

Berlin, 3. Febr. LautNewyork Times" ist die Schlitten­bahn von Lake Placid, wo gestern eine deutsche Bvbmannschaft schwer verunglückte, die gefährlichste der Welt. Sie hat auf 2400 Meter Länge 25 scharfe Kurven. Sieben ausländische Mannschaften haben bereits wegen der Gefährlichkeit der Bahn protestiert.

Berlin, 3. Febr. Wie derAngriff" berichtet, werden im Auf­träge Hitlers General Ritter von Epp und Oberst Haselmayer am Freitag nach Genf fahren, um als Beobachter die Verhandlungen der Abrüstungskonferenz zu verfolgen.

Berlin 3. Febr. In dem Prozeß, den Kapitän Ehrhardt seit mehreren Jahren wegen seiner Pension gegen das Reichswehrmini- sterinm führt, hat jetzt das Kammergericht erneut ein Urteil zugunsten des ehemaligen Führers der Marinebrigade erlassen. Es hat festge­stellt, daß das Reich nicht berechtigt sei, etwaige Schadenersatzansprüche aus dem Kapp-Putsch gegen Ehrhardts Pensionsansprüche aufzurechnen.

Schweidnitz, 3. Februar. Bei der Beerdigung der beiden, von Waldhütern in Konradswaldau erschossenen Kommunisten kam es zu Zwischenfällen. Dem Verbot der Polizei, rote Fahnen im Leichenzug mitzuführen, kamen die Kommunisten nicht nach, worauf die Schupo gegen die nahezu 2000köpfige Menge mit dem Gummiknüppel vor­ging. Dabei wurde ein Anzahl Personen verletzt.

London, 2. Febr. Ministerpräsident Mac Donald wird sich auf Anraten zweier Augenärzte einer Operation am linken Auge unter­ziehen müssen, dessen Sehkraft durch Ueberarbeit sehr gelitten hat. Er wird also nicht, wie ursprünglich geplant, Ende dieser Woche nach Genf fahren könne», er beabsichtigt aber, nach seiner Wiederherstellung so schnell wie möglich nach Genf zu gehen.

London, 3. Februar. Die Augenoperation Macdonalds wurde heute oorgenommen. Das Ergebnis ist zufriedenstellend.

London, 3. Febr. Die Admiralität teilt mit, daß die Lage des Unterseebootes ,M 2" etwa fünf Meilea von Bist of Portland festge­stellt worden sei.

Kairo, 3. Februar. Nach einer Blättermeldung fand ein Poli­zeibeamter vor dem Hause des Ministerpräsidenten eine Bombe mit brennender Lunte. Er konnte diese jedoch zeitig genug löschen, sodaß die Bombe nicht zur Explosion kam.

Newyork, 3. Februar. Die Federal Reserve Bank of Newyork gab heute die Verlängerung des 25 Millionen Dollar-Anteils an dem 100 Millionen-Rediskontkredit für die Reichsbank bekannt. Die Prolongation dürfte vermutlich für 30 Tage erfolgt sein.

Newyork, 3. Febr. Im Gebiet der Vereinigten Staaten werden sieben Flugzeuge mit mehr als 20 Personen an Bord infolge Nebels und Sturmes vermißt. Luftpatrouillen, Militärflugzeuge, Automobile und Motorboote sind zur Suche ausgesandt worden. 5n den Bergen Kaliforniens entdeckte man die verbrannten Reste eines abgestllrzten Flugzeuges. Von den übrigen Flugzeugen hat man bisher noch nichts gefunden.

Schanghai, 3. Februar. Der japanische Generalkonsul teilte dem britischen und dem amerikanischen Generalkonsul offiziell mit, daß Japan die Absicht habe, die Wusungforts sofort zu besetzen. Das Bombardements der japanischen Kreuzer und Flugzeuge, das aus den Forts Wusung und Puschau liegt, ist außerordentlich heftig.

105 SV» Einzeichnungen für Hindenburg

Berlin, 3. Febr. Der Hindenburg-Ausschuß teilt «nt: Bis 11 Uhr abends haben von 191 Zeitungen, die sich nach den bisherigen Feststellungen an der Presseaktion für die Volks­kandidatur Hindenburgs beteiligten, 72 Blätter das vorläufige Ergebnis des ersten Einschreibetages mitgeteilt: Danach be­trägt die Gesamtzahl der Eintragungen rund 105300, davon in Berlin 28 400.

Wss ist «iss tür» sin iVisnssii!

Das Rätsel Matuschka, seine Verbrechen und sein Doppelleben

Nachdruck verboten Von H. R. Derndorfs Copyright 1931 by Dieck L Co., Verlag, Stuttgart

12. Fortsetzung.

Als er sein Examen bestanden hat, fährt er sofort zu ihr und zu ihrem Vater, und der alte Der nimmt ihn bei­seite und sagt:

Sieh, mein Lieber, ich bin alt, ich will mich pensionieren lassen. Wenn du willst, übernimm meine Stelle."

Am selben Tag noch verlobt sich Silvester Matuschka mit der Geliebten, und nach einiger Zeit erhält er seine Er­nennung zum Lehrer in Csantaver.

Er dient seine Militärzeit beim 6. Landwehr-Jnfanterie- Regiment in Tabatka ab.

Der Krieg bricht aus. Er wird -Offizier, kämpft gegen die Serben, wird verwundet in der Schlacht bei Kragujevac. Dann wird er zur Spezialausbildung am Maschinengewehr abkommandiert, wird Führer einer Maschinengewehrkompag­nie und dann als Oberleutnant Führer eines Maschinen­gewehrbataillons.

Er fiel unter seinen Kameraden dadurch auf, daß er seinen Sold nicht verspielte, nicht vertrank oder bei gelegentlichen Reisen in die Etappe in lustiger Gesellschaft durchbrachte. Er sparte Heller für Heller und packte das so erworbene mit seinem Lehrergehalt, das weiterlicf, zusammen und legte es während des Krieges auf die Bank, so daß, als der Feldzug zu Ende ging, eine hübsche Summe seiner wartete. Er leidet in der ersten Zeit nach dem Krieg noch ein wenig daran, daß er im letzten Kriegsjahr durch den Luftdruck einer explodierenden Granate erfaßt und fortgeschleudert worden war. Aber das geht schnell vorüber, und er nimmt das Amt des Lehrers in Csantaver wieder auf.

Er verheiratete sich am 10. August 1919 mit Irene Der, die während des Krieges als Lehrerin seine Stelle vertrat. Eine Tochter wird ihm geboren. Das ganze Dorf steht an der j Wiege des Kindes.

> Irene Der ist die erste Frau, die einschneidend in das

Leben Silvester Matuschkas tritt. Dieser Mann ist in seiner Jugend den leichten Verlockungen der Frauen aus dem Weg gegangen. Er griff nie nach ihnen, wenn sie sich gefällig boten. Um so fester klammert er sich nun an seine Frau. Sie ist für ihn der Sinn des Lebens. Sie ist seine Welt. Aber seltsam in der Liebe zu seiner Frau offenbart sich ihm die Welt der Frauen, und an Len Abenden, den langen Abenden des einsamen Dorfes, finden sich bei ihm die Freundinnen seiner Frau ein.

Dann erzählt Silvester Matuschka vom Krieg. Gr erzählt gut und spannend, und die Frauen des Apothekers, .des Tier­arztes und des Notars, die seine Gesellschaft bilden, hängen au seinen Lippen.

Von Matuschka nimmt der Geltungstrieb überragende« Besitz. Wenn er erzählt, geht er im Zimmer aus und ab. Er ist der Held, der in heißen Schlachten seinen Mann gestanden hat, der furchtlos dem Tod die Stirn bot, der über Leichen schritt, dem Siege entgegen. Immer größeren Raum nehmen in seinen Schilderungen die grausamen Seiten des Krieges ein. Starr, verwirrt und ängstlich hängen die Frauen au den Lippen des Silvester Matuschka, der in seine erdlasteten Er­zählungen hincinwächst-

Nachts begleitet er die Frauen nach Hause. Dann geht er einsam zurück durch das schweigende Dorf, versonnen in Ge­danken, die nicht in Csantaver weilen.

In Ungarn gibt es in diesen Zeiten nach dem Zusammen­bruch keine Armee. Ueberall stellt man Bürgerwchren zu­sammen, und es ist selbstverständlich, daß der größte Held des Dorfes, der Lehrer und Oberleutnant a. D. Silvester Ma­tuschka, Kommandant dieses Bürgerwehr wird- Er hält große Besichtigungen ab, er sorgt dafür, daß jeder Mann sein Ge­wehr hat, er exerziert herum mit dieser Bürgerwehr. Er wirft sich in Pose und er freut sich au der Bewunderung der Frauen, wenn er stramm und stolz durch das Dorf geht.