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ftr. 217 Donnerstag den 17. September 1931 89. Jahrgang
Amtsblatt für den O b eramts bezirk Reuend ürg
Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei (Inhaber Fr. Biestnger). Für die Schriftleitung verantwortlich Fr. Biefinger in Neuenbtzrg.
Dauersitzung des NeiltzSkadinettS
Berlin, 16. Sept. Das Reichskabinett ist heute nachmittag zu der von uns bereits angckündigten Sitzung zusammen-- getrcten, mit der die Dauerberatungen beginnen, die für die nächsten Tage zu erwarten sind, damit Las Wirtschaftsprogramm bis Mitte nächster Woche herausgebracht ivcrden kann. In der heutigen Besprechung ist zunächst die Erörterung des Bankkuratoriums wieder ausgenommen worden, mit dem das Reichskabiuett sich bekanntlich am Montag bereits ausgiebig beschäftigt hat. Es ist anzunehmen, daß dieses Problem heute zmn Abschluß kommt und das Kabinett sich dann auch heute jDn mit anderen Fragen befassen kann.
Das Reichskabinett ist nach der Pause gegen 22 Uhr unter Teilnahme des Reichsbankpräsidenten wieder zusammengetreten. Wie wir erfahren, ist es in der Nachmittagssitzung gelungen, die Frage des Bankenkuratoriums im wesentlichen so weit zu erledigen, daß nur noch einige geringfügige Formulierungen geändert zu werden brauchen. In der Nachtsitzung findet zunächst eine allgemeine Aussprache über die Finanz- imd Wirtschaftspolitik statt. Auf dieser Basis wird dann die Reicbsregierung in den nächsten Tagen die Erörterung sort- setzen.
Luther gegen VinnenwShrung
Berlin, 16. Sept. Rcichsbankpräsident Dr. Luther veröffentlicht im „Heimatdienst" einen Artikel über den „Run" auf Deutschland und andere aktuelle Probleme der Kreditpolitik. Er saßt seine Ausführungen zu folgenden Sätzen zusammen:
1. Was den Bruch im Kredit- und Zahlnngsshstem am 13. Juli erzwang, war ein Run der Anslandsgläübiger aus Deutschland.
2. Stillhaltung und Devisenbewirtschaftung sind die vorläufige Sicherung gegen die Wiederholung eines Runs der Auslandsgläubiger.
3. Stillhaltung und Devisenordnung machen es möglich, trotz des starken Devisenverlustes der ersten sieben Monate des Jahres 1931 das alte Kreditvolumen, soweit es noch wirtschaftlich gerechtfertigt ist, im wesentlichen aufrecht zu erhalten. Eine Ausdehnung des Kreditvolumens hat zur Voraussetzung eine Ausdehnung des Handelsvolumens, die zur Zeit nicht besteht.
Das Staatsdepartement im Vrmzip ftir die mehrjährige IWtungspauie
Neuyork, 16. Sept. Das Staatsdepartement erklärte heute seine volle prinzipielle Zustimmung zu der von Senator Borah vorgeschlagenen fünfjährigen Rüstungspause. Eine solche würde, sofern sie allgemein erfolge, zum mindesten in dreifacher Hinsicht segensreich wirken. Es würde die Genfer Abrüstungskonferenz, an deren für den Mai festgesetzten Datum man nachdrücklich festhält, in einer viel freundlicheren Atmosphäre stattfinden. Denn „die Beratungen der Delegierten würden nicht Lurch das Arbeiten der Munitionsfabriken gestört werden." Die amerikanische Regierung erwartet von der Amper Abrüstungskonferenz kein plötzliches Aufhören aller misslungen, sondern lediglich einen ersten großen Schritt zur Beseitigung des Wettrüstens und für Beschränkung sämtlicher mtsstungen. Eine Rüstnngspause würde sowohl hierfür, wie auch für die allmähliche Beseitigung der europäischen Streit- AEe sehr günstig sein. Es würde eine Rüstungspause der -Weltwirtschaftslage durch die Einsparungen bei dem Wehr- ctat von großem Nutzen sein. Dies stelle Amerikas prinzipielle Einstellung dar. Man habe zwar weder von Grandi noch von Borah bisher Einzelheiten über ihre Vorschläge erfahren, aber man sei bereit, diese zu prüfen. Amerika würde Sern für eine Rüstungspause eintreten, sobald die anderen Nächte mitmachten.
Keine amerikanische Aeutzerung zur Reparationsfrage vor Dezember
Washington, 16. Sept. Gegenüber täglichen Pressemeldungen über die Absichten der amerikanischen Regierung r«r Reparationsfrage darf aus bester Quelle erneut festgestellt Werden, daß weder ein positiver Schritt noch eine offizielle Aeutzerung hierüber vor frühestens Dezember zu erwarten ist. Bekannt ist und nicht dementiert wird die Tatsache, daß von Newyorker Bankiers ein starker Druck auf das Weiße Haus ausgeübt wird, baldigst die Verlängerung des Hoovermora- oriuuis anzukündigen. Feststeht, daß die Regierung es ab- wnt, diese Vorschläge und Anregungen zu diskutieren, bevor 'dooverplan ratifiziert und seine Wirkung auf Deütsch- "ds Finanzlage hinreichend erprobt ist.
Frankreich will die neue Aktion hiatertreiben
S^t. Die letzten Washingtoner Nachrichten, den amerikanischen Staatspräsidenten ein Druck dahin sg ot werde, das Hooverjahr auf mehrere Jahre auszndeh-
I. Binnenwährungsprojekte und ähnliches können die Kreditnöte nicht beseitigen, sondern führen in eine Inflation. Sofern eine entsprechende Ausdehnung des Handelsvolumens sich vollzieht, ist eine gesunde und gerechtfertigte Kreditausdehnung auch in Reichsmarktvährung möglich.
Bolkspartei und Eurtius
Berlin, 17. Sept. Wie der Sozialdemokratische Pressedienst berichtet, soll der Vorsitzende der Deutschen Volkspartei, Abg. Dingeldeh, kürzlich an den Reichsaußenminister nach Genf einen Brief gerichtet haben, der Eurtius darüber unterrichtete, daß die Mehrheit der volksparteilichen Fraktion gegen sein Verbleiben im Amt sei. Der Reichsaußenminister soll aus diesen Brief telegraphisch geantwortet haben. Laß er sich ausschließlich dem Reichspräsidenten und der Reichsregierung verantwortlich fühle.
Intervention der Gewerkschaften bei der Reichsregiernng
Berlin, 16. Sept. Die Gewerkschaften aller Richtungert werden, wie hier gerüchtweise verlautet, in den nächsten Tagen — ein Termin steht noch nicht fest — bei der Reichsregierung vorstellig werden und ans die katastrophale Lage der rheinischwestfälischen Eisenindustrie Hinweisen. Seit Juni 1989 bis zum 1. August 1931 ist die Belegschaft im Bereich der nordwestlichen Gruppe der Eisen- und Stahlindustrie von 220000 auf 133000 zurückgegangen. Hinzu kommen noch die in der letzten Zeit angekündigten Entlassungen und Betriebsstillegungen, durch die weitere 8000 Arbeiter brotlos werden.
Der amerikanische Handelsattache beurteilt Deutschlands Finanzlage günstig
Ncwhork, 16. Sept. Nach einer Meldung der Associated Preß aus Washington hat der amerikanische Handelsattache in Berlin, Douglas Miller, heute dem Bnndesparlament durch Funkspruch mitgeteilt, daß die finanzielle Lage Deutschlands mehr und mehr normal werde. Wenn es auch noch nicht möglich sei, die Auswirkung der Finanzkrise des vergangenen Juli richtig abzuschätzen, so bleibe trotz aller Schwierigkeiten doch die gesunde Grundlage der deutschen Wirtschaft unberührt.
neu, werden von den Pariser Blättern allgemein als beunruhigend bezeichnet. Das „Journal" schreibt, daß ein derartiger Vorschlag die aufmerksamen Beobachter der Pariser und Londoner Konferenzen und des Berliner Besuchs Stimsons kaum überraschen werde, Amerika habe sich absichtlich jede Handlungsfreiheit gewahrt. Niemand könne es daran hindern, eine neue Initiative zn ergreifen. Die erste amerikanische Initiative habe Frankreich Sorgen genug bereitet, so daß es eine zweite Ueberraschnng verhindern werde. (!)
Kaffee wird ins Meer geschüttet
Schutz der brasilianischen Währung durch Zerstörung
Newport, 16. Sept. Entgegen den Versicherungen Ser brasilianischen Regierung, daß die Kaffee-Zerstörungen jetzt ein Ende haben sollen und Satz man sich mit der Washingtoner Regierung dahin geeinigt habe, IjH Millionen Sack Kaffee gegen Millionen Bushels Weizen einzutauschcn, fahren die Kaffechändler in der sinnlosen Zerstörung des Kaffees fort. Während die Nachricht vom 1. Juli, daß 560V Sack Kaffee ins Meer geschüttet worden sind, um Sen Weltmarktpreis nicht ins Uferlose stürzen zu lassen, schon damals die große Empörung auf der ganzen Welt ausgelüst hat, wurde jetzt darüber hinaus festgestellt, daß bis l. September d. I. 985165 Kaffeeskcke samt ihrem Inhalt zerstört, also ins Meer versenkt oder verbrannt worden sind.
Mau will also, wie diese Zahl eindeutig beweist, an der alten Politik sesthalten, die brasilianische Währung durch Zerstörung der übermäßigen Kaffeevorräte zu stützen. Man führt den Sturz des Milreis auf die übergroßen Kaffeevorräte zurück. Die brasilianische Exportfähigkeit sinke dadurch immer weiter und drücke sich im Stand des Milreis aus.
Um sich eine Vorstellung von dem Kaffcesegen Brasiliens zu machen, der zum Fluch des ganzen Landes geworden ist, muß man bedenken, daß am 1. April 1936 ein Kaffeevorrat von 3,90 Millionen Sack (der Sack enthält 60 Pfund) vorhanden war, während jetzt 20,96 Millionen Sack Kaffee vorrätig sind.
Spanien..Arbeiterrepublik"
Paris, 16. Sept. Wie Havas ans Madrid berichtet, hat das spanische Parlament heute nach einer Rede des Sozialisten Araquiftain mit 176 gegen 152 Stimmen beschlossen, Spa nien z« einer „Arbeiterrepublik" zu erklären.
Sie katastrophale Lage der preußischen Forstwirtschaft
Berlin, 16. Sept. Neben dem Einnahmerückgang ans den Reichssteuerüberweisungen und aus den preußischen Landessteuern sind es besonders die Einnahmen aus den Betriebsverwaltungen, die außerordentlich stark zurückgegangen sind und damit das große Loch in Len preußischen Etat gerissen haben, das jetzt durch die Notverordnung mühsam verklebt worden ist. Ganz besonders ist die katastrophale Entwicklung der preußischen Forstwirtschaft an diesem Einnahmerückgang beteiligt. Der Haushalt der Forstverwaltungen ist bisher der einzige große Ueberschußetat Preußens gewesen. Im Jahre 1989 betrug der Ueberschuß aus den Holzverkäusen der preußischen Staatsforsten noch mehr als 50 Millionen Mark. Daneben gibt es nur noch einige kleinere Ueberschußetats im preußischen Haushalt, von denen der Domänenhaushalt mit einem Ueberschuß von einigen Millionen Mark noch der größte ist. Entsprechend der Entwicklung der Wirtschaftslage im Jahr 1930 sind für 1931 die Einnahmen aus der Forstverwaltung schon erheblich niedriger angesetzt worden, wobei immerhin noch mit einem Ueberschuß von 33 Millionen gerechnet wurde. Die weitere Verschlechterung im Laufe dieses Wirtschaftsjahres hat nun auch durch diese Rechnung einen Strich gemacht. Me Einnahmen aus Holzverkäufen, die mit 150 Millionen Mark veranschlagt worden waren, werden kaum noch 100 Millionen Mark erreichen. Statt des erwarteten Ueberschusses von 33 Millionen rechnet man jetzt bei der Forstverwaltnng mit einem Fehlbetrag von 20 Millionen. Damit ist die einzige und letzte große Ueberschußquelle des preußischen Staates gleichfalls zu einer Zuschußverwaltung geworden. Der preußische Finanzminister hat neulich als Hauptursache des Rückgangs der preußischen Holzverkäuse den Preisdruck des ans Rußland eingeführten Holzes bezeichnet. Von der Forstverwaltung wird erklärt, daß dies nur eines der vielen Momente sei, die die Verschlechterung der Forstwirtschaft verschuldet haben. Das schwerwiegendste Moment sei der starke Rückgang des innerdeutschen Bedarfs, der in der Drosselung fast jeglicher Bautätigkeit seine Ursache habe. Eine Hoffnung aus eine Besserung des Holzverkanfes sieht man bei der Förstverwaltung in den Plänen, Erwerbslose in großer Zahl am Rande der Großstädte anznsiedeln. Der hiermit verbundene Bau von vielen Holzhäusern würde den Bedarf an Holz erheblich steigern. Bei der Forstverwaltung ist man deshalb geneigt, diese Sied- lungKproscktc mit allen Kräften zu fördern.
Harke Bedingungen ftir Oesterreich
Genf, 16. Sept. Bei den Verhandlungen des Ständigen Finanzausschusses über das österreichische Finanzhilfegesuch sind gewisse Schwierigkeiten entstanden, die zunächst zu eingehenden Beratungen innerhalb der österreichischen Abordnung und zur Fühlungnahme mit der Wiener Regierung geführt haben. Der Finanzausschuß hat ein Programm aufgestellt, in dem von Oesterreich weiteste Einschränkung des Haushalts und allgemeine Ersparnisse gefordert werden. Aus österreichischer Seite werden diese Forderungen zunächst als nicht tragbar angesehen.
Pfriemer aus Südflaote« abgefchobe«
Innsbruck, 16. Sept. Dr. Pfriemer ist gestern in Marburg m Lmdslavien verhaftet und nach Laibach abgeschoben worden, obwohl von den österreichischen Behörden keinerlei Ersuchen um Festnahme vorlag. Ein solches Ersuchen wurde, wie von zuständiger Stelle erklärt wird, auch nicht gestellt, da eine Auslieferung wegen Politischer Vergehen nicht erfolgen kann. Man ist aber der Meinung, daß Südslavien Dr. Pfriemer Verhaften ließ, um ihn als lästigen Ausländer ausweisen zu können.
Pfriemer hatte sich in Marburg im Hotel „Meran" cin- quartiert und war vollkommen niedergeschlagen. Aus Befragen erklärte er einem Pressevertreter, man könne ihm jede Frage stellen, nur keine über Len Putsch, da er Las nicht ertragen könne. Er erklärte lediglich: „Lassen Sie mich in Ruhe, ich kann nur sagen, daß an allem, was geschehen ist Verrat schuld ist."
Spar-Notprogramm auch in Württemberg
Stuttgart, 16. Sept. Wie in anderen Ländern so wird zurzeit auch innerhalb der württembergischen Regierung an Notverordnungen gearbeitet, die weitere Einsparungen bringen sollen. Me erste dieser württembergischen Notverordnungen wird nach vorheriger Anhörung des Finanzausschusses des Landtags voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche erscheinen. Weitere Notverordnungen werden in noch nicht naher bestimmten Abständen folgen.
Wie das Südd. Korr.-Büro hört, ist zurzeit eine von der Regierung eingesetzte Sparkommisston unter dem Vorsitz von ^taatsrat Dr. Hegelmaier mit der lleberprüfung einzelner Verwaltungszweige beschäftigt, um die Vorarbeiten für die einzelnen Notverordnungen dem Kabinett zn liefern.
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Washington, 16 . Sept. Wie dem Mariurdepartement gemeldet wurde, ist ein heute vormittag aus der Zone des Panamabanols mit Lebensmitteln nach Belize (Britisch-Honduras) abgegongenes Transportflugzeug unterwegs abgrstürzt. Zwei Mann der Besatzung wurden gerötet.