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.. «.Exrn ncü 210 Mann und > > '» Flugzeuge rücken am Mobilmachungstage in Deutschland ein - Belgien mutz zwe, Divisionen und 120 Flugzeuge ms Nuhrgebkt ,enden
Obwohl der neue französische Festungsgürtel insgesamt Milliarden Frcs. dem französischen Volke kostet, der nach den Angaben der Regierung vollkommene Sicherheit für' Frankreich bieten werde, scheint man sich damit incht nr begnügen, sondern hat seit zwei Jahren erneu neuen Amnmrschplau gegen Deutschland ausgearbeitet, der kürz- NK nach dem Äuftauchen der Zollunion eine gewisse Berichtigung erfuhr und nun die Vorbereitungen nach Len Bestimmungen der Mobilisationsgesetze erfährt. Tie nachfolgenden Erklärungen gebeut ein klares und zutreffendes Bild über die Militär-Politik Frankreichs.
Premier-Lieutenant Pierre de E.
In den geheimen Archiven der verschiedenen europäischen »neralstäbe'liegen seit Jahren schon die sogenannten Molnü- ,'ationspläne Frankreiä>s sauber und sicher aufbewahrt, dw angeblich von Spionen aus militärischen Büros Frankreichs, „o-wehmlich aus den lothringischen Garnisonen, entwendet sein sollen. Für die Beschaffung der Pläne hat man ungeheure Lummen gezahlt, ohne zur Erkenntnis zu kommen, das; man Fälschungen gekauft hatte, die in Straßburg und Metz wegen h-r großen Nachfrage gerne angefertigt wurden. Es scheint M 'fremden Generalstäben noch nicht bekannt zu sein, das; seit 1SS6 die Mobilisations-Dokumente nicht mehr in den Schreibtischen der Dorf-Bürgermeister oder in den militäri- mM Schreibstuben der Garnisousorte aufbewahrt werden, wudern dazu eine spezielle Organisation geschaffen wurde, bei der jeder Diebstahl faktisch ausgeschlossen ist. Ter Aufmarsch- plan Frankreichs ist nur einem kleinen Kreis von eingcweihten Personen bekannt und aus deren Arbeit und vorbereitenden Anordnungen lassen sich seitens der teilnehmenden Mitarbeiter im Laufe der Jahre aus Erfahrungen und Beobachtungen die positiven Schlüsse führen, die auch die Unterlagen zu diesem Artikel bilden.
Es mag als- Voraussetzung gelten, das; die franzopiche Zchwer-Jndustrie, das sogen. „Comite des Forgcs". die Pläne des Generalstabs wesentlich beeinflußt, sozusagen mitkonstruie- rm hilft, weil die Industrie zur Durchführung der Mobilisation eine Hauptrolle spielt. Das genannte Comite hatte die Besetzung des Ruhrgebictes 1923 empfohlen, und zwar mit der Absicht,
daß bei dieser Gelegenheit die kolossalen Vorräte Kriegsmaterial aus dem Weltkriege endlich einmal gründlich aufgeräumt würden.
Der Erfolg war derart, daß schon 1921 neue Bestellungen aus
geführt wurden. Darauf folgte der Marokko-Feldzug, der Frankreichs Munitions- und Rüsrungsdepots gründlich leerre, so das; nach der Stabilisierung des Franken für die Schwerindustrie ein neues Geschäft auf umfangreicher Grundlage blühte. Seit 1W6 wurden schon dauernd neue s-taatsaufträge für Kriegsmaterial aller Art vergeben, doch kamen die Riesen- Bestellungen des für die Mobilisation bestimmten Materials erst im Jahre 1928 und 1929 los. Mit der Ausführung der Aufträge ist die Industrie jetzt noch beschäftigt.
Tie Rücknahme der Rheinland-Besetzung im Jahre 1930 wurde von der Schwerindustrie befürwortet, weil diese inzwischen mit dem Generalstab den Plan des neuen Festungsgürtels entworfen hatte, dessen Ausführung der französischen Industrie eine Einnahme von über 12 Milliarden Franken bringt. Die beiden genannten Organe gehen von der Voraussetzung aus, das; für jeden Sicherheitsfaktor, der abgebaut wer- den muß, ein neuer errichtet wird, und ebenso, was abgerüstet werden muß, soll in anderer Form wieder neu erstehen, damit die Kette geschlossen bleibt. Die überaus kostspielige Festungsanlage war dem französischen Parlament damit schmackhaft gemacht worden, das; es die letzte Festungsausgabe darstelle, die zur Sicherheit Frankreichs erforderlich sei- Das; die Vorbereitung zur Mobilisation, eine vom militärischen Standpunkt zu rechtfertigende und nicht zu umgehende Handlung, neue Milliarden erfordern werde, war unnötig, schon vorzeitig bekannt zu geben.
Nach jahrelangen sorgfältigen Vorbereitungen der Tub- Divisionen ist das Werk der Mobilisationspläne seit kurzer Zeit vollendet. Tie Organisation der Truppenteile ist festgelegt, die Depots sind gefüllt mit neuem Material, mit dem die Kerntruppeu ausgebildet werden, die Luftflotte, die teils mit veraltetem Material arbeitete, erhält wöchentlich neue Sendungen Flugzeuge neuester Konstruktion, und vor wenigen Wochen waren die
1GN Flugzeuge, die am ersten Mobilmachungstage oder schon vorher
den aus 210 000 Mann bestehenden drei Armeen voranrücken müssen, um ihnen den Weg zu bahnen, bei der Inspektion vollzählig vorhanden.
Frankreich ist militärisch bereit!
Ter Sorge, welche die ungünstigen Rekrutenziffern noch einige Jahre bereiten, sucht man dadurch aus dem Weg zu gehen, das; man die aktiven Mannschaften einige Zeit länger in Dienst hält.
Zunächst sind in dem Aufmarschplan der drei Armeen fast überall doppelte Transportmöglichkeiten vorgesehen, Eisen-' bahnen und Lastkraftwagen, da sowohl in Elsaß-Lothringen wie in den westdeutschen Gebieten mit Sabotage der Ver
kehrsmittel gerechnet wird. Der; kolossalen Einsatz französischen Automaterials gleich am ersten Tage hofft man dadurch zu ergänzen, daß es gelingen wird, sofori nach der Besetzung im feindlichen Gebiet alle Verkehrsmittel zu requirieren und mit den Leerzügen nach Frankreich zurück zu befördern.
Tie wichtigsten Rheinbrücken will man dadurch vor Zerstörung retten, das; die großen Fluggeschwader diese zum Ziel nehmen und bei denselben Maschinengewehr-Abteilungen absetzen, die sich bis zur Ankunft der Panzerwagen-Abteilungen behaupten müssen, wobei sie durch die Flieger unterstützt werden. Nach der Berechnung muß die Luftflotte in spätestens fünf Stunden die ganze Rheinlänge bis zum Ruhrgebiet besetzt haben, während
eine zweite Kampf-Luftflotte über den Rhein
weiter in Deutschland cindringt.
Sehr bemerkenswert ist in dem Aufmarsch-plan die Verwendung der sogen. „Armee du Rhin", die neu organisiert wurde und der auch eine andere Bestimmung wartet als ihre frühere Verwendung im ehemals besetzten Rheinland. Nach dem Plan wird diese Armee aus ihrem Standort (Mobilisationsorder) im Longwy-Becken mit der Eisenbahn durch Belgien (oder vielleicht auch Luxemburg) nach Verviers transportiert und dann über Aachen nach dem Ruhrgebiet. Auf diesem Wege ist die Armee natürlich viel schneller an den äußersten Ziel angelangt, das sich Frankreich zur Mobilisation gestellt hat. Mit dem Einmarsch dieser Armee in Deutschland wird nach 6—8 Stunden gerechnet. Die Mobilisationsvorbereitungen für diese Armee haben die Generale Guillaumat und Debeneh getroffen.
Die zweite Armee rückt von der Grenze des Saargebiets in Richtung Köln vor und wird die Linie Koblenz—Mainz— Darnsstadt—Mannheim besetzen müssen.
Die Armee-Gruppe des Generals Mittelhaußer, die aus der Gegend von Straßburg nördlich von Stuttgart Vordringen soll, der äußerst reichliM Reserven folgen, hat die Aufgabe, in der Richtung Nürnberg zu marschieren,
wo sich die Tschechen einfinden sollen,
Da General Mittelhaußer mit dem Oberbefehl der tschechischen Westarmee betraut wird. Dieser Armee-Gruppe scheint man die Hauptaufgabe zuzumuten, was auch aus dem enormen Reserve- und Trainmaterial hervorgcht, das für diese Gruppe bestimmt ist. Ein gewaltiger Einsatz an Luftflotte, wanks, Panzerwagen, sowie weittragender Artillerie und mechanisierter Dpezialgruppen soll jedenfalls die unteren Gebiete von Süddeutschland und Oesterreich in Zwang halten, bis die Vereinigung mit der tschechischen Armee erreicht ist.
Tie südlichsten Garnisonen und Depots an der Ostgrenze Frankreichs, die gegen Deutschland noch in Betracht kommen, sind Besancon und Dijon, da die weiter südlichen Garnisonen im Mobilisationsplan gegen Italien eingesetzt sind.
Budapest, 15. Juli. In einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Debrcczin sind drei Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren, die von den Eltern allein zu Hause gelassen wurden, und mit Streichhölzern spielten, in der abgeschlossenen Wohnung bei lebendigem Leibe verbrannt.
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-(Schluß.)
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j Mit dem Frühzug fuhren wir nach Portsmouth zurück. Dort trennten wir uns, und er erinnerte mich noch- > 012 ls an das Schweigegebot des Königs. Am anderen jTage hielt er dem König Vortrag über die Vorgänge der Macht. Der König nahm, als er mich sah, grüßend den Hut ab, und zwar in einer Weise, als wollte er mir damit seine Genugtuung und seinen Dani bekunden. Später hörte ich, daß Melville von dem Deutschen Kaiser eine schwere goldene Uhr erhalten habe; einen Orden hatte er wohl schon bekommen. Ich glaube nicht, daß der König dem Kaiser von den Attentatsabsichten und den Vorgängen der Nacht etwas erzählt hatte, denn sonst hätte ich doch sicher auch eine Uhr erhalten. Ich war, aber nicht böse; meine alte silberne ging ja noch, und das ist bei einer Uhr nun einmal die Hauptsache.
Man wird sich wundern, wie ein derartiges Vorkommnis, bei dem geschossen worden ist, bei dem es Verwundete und vielleicht auch Leichen gegeben hat, der breiten Oeffentlichkeit verborgen bleiben konnte. Bei uns wäre so etwas auch unmöglich. Man muß aber in Betracht ziehen, daß sich der Hauptteil der Tragödie im dunkelsten Teil Londons, wo noch heute, nach dreißig Bahren, nächtliche Schiesterei an der' Tagesordnung ist, -abspielte, also kaum auffiel. Auch das Verschwinden eines Menschen spielte keine große Rolle. Dann boten die ^.rauerfeierlichkeiten, der Geburtstag des Kaisers, die Ankunft der vielen Fürstlichkeiten der Presse so viel Stoff, daß sie auf etwas anderes kaum achtete. Schließlich aber wußten von der ganzen Angelegenheit nur drei, und zwar -der König, Melville und ich. Einige Zeit später schickte mir Melville die Photographie einer Wasserleiche und fragte gewissermaßen dienstlich an, ob ich in dieser Photographie unsere nächtliche Begleiterin wiedererkenne. Nach seiner Ueberzeugung sei sie es. Sie war irgendwo in London aufgefischt, nur wenig bekleidet, hatte' scheinbar längere Zen im Wasser gelegen. Die Eefichtszüge hatten eine gewisse Aehnlichkeit, ein sicheres Urteil konnte ich aber «rcht abgeben, da ich sie ja nur am Bode« liegend, halb erwürgt, gesehen hatte. Ueber die Männer habe ich von Melville nichts-mehr gehört, doch erzählte mir ein mit der Bewachung des Zaren betrauter russischer Ochrana- Beamter, daß sie in Petersburg zwei Anarchisten gehängt chatten, die früher — vor Jahren — von London gekom- Eu, sich lange Zeit in Petersburg aufgehalten und schließ Uch in die Falle gegangen waren. Einem fehlte der link - F^-den er sich infolge einer in London erhaltene:: «chutzwunde habe abnehmen lassen müssen.
Nach meiner Rückkehr habe ich meinem damaliger - Vorgesetzten, ich glaube, es war der alte Graf Stillfrieo, kurze Meldung über den Vorgang gemacht und dabei au^ was Schweigegebot des Königs erwähnt. Im stille»
hoffte ich immer noch, daß er gelegentlich für mich aus dieser Affäre etwas herausschlagen würde, leider , war meine Hoffnung vergebens. Etwa sieben Jahre später erhielt ich durch Vermittlung von Melville ein Album mit Photographien aus dem englischen Königshause, ausgenommen von der Königin Alexandra. Ob es mir Melville persönlich oder auf Befehl geschickt hat, weiß ich bis heute noch nicht. Auf eine Anfrage hat er niemals geantwortet. —
i Wilhelm II. und König Eduard an der Spitze des Tranerzuges, wenige Minuten vor dem geplanten Attentat.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich ein kleines lustiges Erlebnis
erwähnen, aus dem man ersehen wird, daß manchmal - selbst in einem so großen Haushalt, wie dem des Deutschen Kaisers, es dem Oberhaupt am Allernötigsten fehlen kann. Ich hatte ja schon erwähnt, daß die Reise nach Eng land plötzlich und überstürzt vor sich ging. Am 21. Ja nggr kam der Kaiser in Osborne an, am 22. Abends sech - UA starb die Königin. Am 23. im Laufe des Vormittag; kmn der Adjutant des Kaisers zu mir rmd sagte: „Herr Steinhauer, der Kaiser hat keine dunkle Ztvilhdse. Si>- müssen einen Schneider besorgen, der ihm eine airfertigt." Da ich von der Begleitung wohl der einzige war, der di-, englische Sprache beherrschte, wurde ich als „Mädchen fü° alles" benutzt. Für die vielen Kommissionen, die ich zi- s besorgen hatte, stand mir für den Weg von OÄwrne nach . Eowes ein Schimmel zur Verfügung. Vergnügt trabt? s ich auf meinem Gaul nach Lowes hin und hatte in der . kleinen Hauptstraße dieses Ortes auch bald einen Schneider gefunden. Der Schimmel war in Cowes schon bekrnnt, § ^zls ich daher den Laden betrat, begrüßte mich der Inhaber !
sehr freundlich und fragte nach meinem Begehr. „In welcher Zeit können Sie eine Hose anfertigen"? „In vier Stunden," antwortete er, und schon war er mit dem Metermaß an meiner Seite. „Nein, nein, nicht für mich, für den Deutschen Kaiser!" Lächelnd antwortete er: „Ein guter Witz, Herr." Es kostete etwas lleberredungskunst, um ihm klarzumachen, daß es sich wirklich um ein paar Unaussprechliche für den Kaiser handelte. Er willigte dann freudig ein, bat aber, dem Kaiser persönlich Maß nehmen zu dürfen und zum Hoflieferanten ernannt zu werden. Den letzten Wunsch sagte ich ihm ohne weiteres zu. Zwei Stunden später war er auch schon im Schloß.
Der Adjutant hatte dem Kaiser den Wunsch wegen des Maßnehmens übermittelt. Dem Kaiser aber war das zu langweilig, er sagte kurz: „Kann nach einer anderen Hose von mir Maß nehmen." Schließlich meldeten sich noch zwei hohe Herren des Gefolges, die keine dunkle Zivilhose mitgenommen hatten, und da der guten Dinge ja nicht immer drei zu fein brauchen, bestellte ich mir als vierter auch eine Hose. Es mangelte übrigens dem Kaiser und auch den anderen Herren des Gefolges an anderen Trauer- Abzeichen, schwarzen Manschetten-, Oberhemd- und Kragenknöpfen. Auch diese gab ich dem Schneider mit in Bestellung.
Zur näheren Erklärung muß ich hier einfügen, daß der englische König und die Herren seiner Umgebung meistens in Zivil gingen, während die Deutschen immer Uniform trugen und sich auf Zivilkleidung nicht eingerichtet hatten.
Abends um acht Uhr erschien der Schneider mit sämtlichen bestellten Sachen und legte mir die Rechnung vor.
Ich sah zu meinem Entsetzen, daß er für alle vier Hosen den gleichen Preis angesetzt hatte. So etwas gab's doch bei uns Deutschen nicht! Wenn der Kaiser dieselbe Hose getragen hätte, wie di« anderen, dann wäre zum mindesten der Himmel eingestürzt. Immer hübsch Abstand halten! Ich machte ihn also darauf aufmerksam, daß der Siandesunterschied auch auf Rechnungen gewahrt werden müsse und korrigierte die Rechnung entsprechend. Als er sein Geld erhalten hatte, fragte er mich gespannt, wie nun mit dem Hoflieferan4e«-Titel stände. Diese Sache erledigte sich sehr schsell.
Auf einem Blatt Papier bescheinigte ich ihm, daß er iü: Seine Majestät, den Deutschen Kaiser, eiye Hose und andere Sachen geliefert hätte. Ich fügte hinzu, daß es : ihm erlaubt sei, diese Urkunde in und außerhalb seines Ladens bekanntzugeben. Am nächsten Tag hing auch s schon vor seinem Geschäft ein Schild mit der Aufschrift: „Furnisher to H. M. the Emperor of Eermany". Ich konnte ihni-das mit ruhigem Gewissen erlaube«, denn bei der Wandelbarkeit der Beziehungen der Völker untereinander « und des deutschen und englischen Volkes im besonderen i wußte ich, daß er sein Schild nicht lange hängen lassen
würde. Und ich hatte Recht!
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