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Pontons zum Kippen kamen und die Besatzung ins Wasser stürzte. Auf die Hilferufe der an das Holzmaterial sich klammernden Pioniere eilte die beim Bootshafen aufgestellte Wache sofort zu Hilfe und es gelang ihr auch, die Mehrzahl zu retten. Eine Schuld an dem Unglück wird niemand beigemessen werden können.

Ulm 31. Juli. Das bayerische Kriegs­ministerium hat dem Vernehmen nach die so­fortige telegraphische Zurückberufung der in den Ernteurlaub abgereisten Mannschaften, soweit sie dem Maurer- und Zimmerhandwerk angehören, verfügt. Der Grund dieser Maßnahme soll darin zu erblicken sein, daß sich Arbeiterblätter darüber aufgehalten haben, daß die Urlauber dieser Kate­gorien in der Heimat Streikbrecher gemacht haben.

Hechingen 31. Juli. Am Samstag nach­mittag wollte im benachbarten Bodelshausen in der Wohnung des Georg Gutbrod die mit der Beaufsichtigung des Kindes beauftragte 8 Jahre alte Tochter des I. Maier in einen brennenden Apparat Spiritus nachgießen. Hierbei explodierte die Flasche und das Mädchen erhielt so schwere Brandwunden, daß es am nächsten Tage starb. Ebenso erhielt eine zu Hilfe eilende Frau Brand­wunden.

Berlin 30. Juli. Zu der Angelegenheit des wegen Bestechung verhafteten Majors Fischer von der Schutztruppe meldet der Lokalanzeiger: Das Verfahren wird bald zum Abschluß gelangt sein. Es dürften jedoch kaum Beweise einer strafbaren Handlung vorliegen, um so weniger, als bereits feststeht, daß eine materielle Schädigung des Fiskus nicht vorliegt. Es handelt sich ledig­lich darum, daß Major Fischer, der in überaus schlechten pekuniären Verhältnissen lebt und dessen Familienverhältniffe gleichfalls die denkbar un­günstigsten sind, von einem Teilhaber der Firma Tippelskirch bedeutende Darlehen angenommen hat, die zurückzubezahlen er kaum in der Lage sein dürfte. Mit seiner Stellung als Offizier und besonders als Vorstand der Bekleidungsabteilung der Schutztruppe war diese Handlungsweise nicht zu vereinbaren. Die Veranlassung zur Einleitung der Untersuchung hat eine Anzeige gegeben. Eine Verhaftung des Beschuldigten mußte erfolgen, um jede Verschleierung zu vermeiden. Nach dem Berl. Tagebl. wird die Angabe, daß Major Fischer sich in großer Geldverlegenheit befunden habe, von zuverlässiger Seite mit dem Hinzufügen be- stätigt, daß dies amtlich bekannt war, und daß Fischer von der Behörde angeblich in ganz außer­ordentlicher Weise mit hohen Extraremunerationen und Unterstützungen bedacht worden ist, obwohl er schon seit Jahren ein festes Einkommen von jährlich 8000 Mark bezogen haben soll.

Berlin 31. Juli. DerLokal-Anzeiger" bringt heute eine Berichtigung seiner gestrigen Meldung, die Anzeige gegen den Major Fischer sei von dessen Frau und Vetter erstattet worden.

Die Anzeige gegen den Major ging vielmehr von ganz anderer Seite aus und lief auch nicht aus Subaltern-Kolonialbeamtenkreisen bei den Vor­gesetzten ein. Frau v. Tippelskirch war es, die den ersten Anstoß zu dem nunmehr schwebenden Verfahren gab. Gleichzeitig mit der seit zwei Jahren von ihrem Gatten getrennt lebenden Frau v. Tippelskirch machte ein Vetter des Herrn v. Tippelskirch der Kolonialbehörde die Meldung von den eigentümlichen pekuniären Beziehungen zwischen dem Chef respektive verschiedenen Teil­habern der Firma Tippelskirch und dem Vorstande der Bekleidungsabteilung beim Oberkommando der Schutztruppe Major Fischer. Gleich nach Eingang der vorerwähnten Meldung wurde Major Fischer einem gründlichen Verhör seitens seiner Vor­gesetzten unterworfen und dann sofort in Unter­suchungshaft genommen. Das geschah vor nun­mehr 10 Tagen. Desgleichen mußte sich auch Herr v. Tippelskirch einer mehrstündigen Befragung unterziehen. Das Geld wurde dem Major stets als Darlehen gegeben, das anfangs auch, als die Summen noch klein waren, zurückgezahlt wurde. Aus den kleinen wurden aber schließlich Ende der 90er Jahre bedeutendeDarlehen", auf deren Rückerstattung von den Gebern von vornherein gar nicht gerechnet wurde. Dieser Spender gab es mehrere. Sie rekrutierten sich aus den pekuniär an der Firma Tippelskirch Interessierten. Es soll bereits nachgewiesen sein, daß die Bewilligung zu hoher Preise an die Firma Tippelskirch durch Bestechung erreicht wurde, sodaß dem Staate das Recht zustehen dürfte, den noch laufenden Vertrag mit der Firma vor der Ablaufssrist zu kündigen oder zu lösen.

Berlin 31. Juli. Dem Lokalanzeiger wird aus Daressalam gemeldet: Die Firma Holzmann veranstaltete gestern vormittag einen Ausflug auf der Morogorobahn. Die deutschen Reichstagsabgevrdneten, der Herzog von West- minster, sowie außerdem 40 Herren waren dazu eingeladen. Zum erstenmal wurde der Zug vom fertiggestellten Bahnhof abgelassen; man fuhr bis 32 lcm an einen grünen Bergabhang, wo in ge­räumigem Zelt das Frühstück eingenommen wurde. Justizrat Dietrich wies auf die Wichtigkeit der Bahnen und Verkehrswege in den Kolonien hin. Zu bedauern sei, daß keine deutsche Bahn den Abgeordneten die Besichtigung der deutschen Ge­biete am Viktoria Nyansa ermöglichte. Er sprach seine Freude über die guten Beziehungen zu unfern englischen Nachbarn aus, die uns mit der Uganda­bahn helfend entgegenkommen. Reg.-Rat Riese, der Chef der Firma Holzmann, gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Anwesenheit der Abgeordneten dazu beitragen möge, das Tempo der Erschließung der Kolonien durch Eisenbahnen zu beschleunigen. Schließlich ergriff auch der Herzog von West- minster das Wort und dankte für die Ehre, welche ihm durch die Einladung zuteil geworden sei; er wünschte der Bahn schnelles und glückliches Ge­deihen bis zum Tanganjikasee. Um 3 Uhr nach-

Vorgehens der bürgerlichen Wähler, seine Kandi­datur kräftigst zu unterstützen.

Nellingen OA. Eßlingen 31. Juli. Der 13 Jahre alte Christian Knödler hier wurde vorgestern Abend auf der Rückfahrt vom Feld infolge Scheuens der vorgespannten Stiere von dem mit Klee beladenen Wagen erfaßt, zu Boden gerissen und überfahren, wodurch ihm die Hirn- schale eingedrückt wurde. Der Tod des bedauerns­werten Knaben trat infolge dieser Verletzung gestern Nachmittag ein, ohne daß er das Bewußt- sein wiedererlangt hätte.

Ludwigs bürg 30. Juli. Die bei dem Vorort Eglosheim auf einer freigelegenen Anhöhe neu erbaute Kaserne des Dragonerregiments Königin Olga" wird morgen von einem Teil des Regiments, Stab und 3 Eskadronen, bezogen, » während die 2 anderen Schwadronen vorläufig noch in ihrer alten Kaserne an der Stuttgarter Straße verbleiben. Die neue Kaserne weist im Innern eine Anzahl von Verbesserungen auf, die man seither bei Kasernenbavten nicht kannte; namentlich sind im Interesse der Reinhaltung der geräumigen und luftigen Mannschastsstuben be­sondere Wasch- und Putzräume eingerichtet, auch sind Gas- und Wasserleitung in allen Stockwerken, sowie verbesserte Heizvorrichtungen angebracht. Alle Räumlichkeiten, auch die Ställe, wurden massiv erstellt und als Baumaterial fast aus­schließlich Stein und Eisen verwendet. Unvollendet ist noch die Westseite der Kaserne, wo später Raum für 2 weitere Schwadronen geschaffen werden soll.

Schorndorf 29. Juli. Am heutigen Tage beging der Evang. Jünglingsverein die Einweihung seines neuen Vereinshauses. Um den Preis von 45 000 Mk. hat der Verein im Frühjahr die alte Oberamtei erworben; weitere 1012000 Mk. wurden für einen zweckmäßigen Einbau verwendet, so daß nun nicht bloß genügend Raum für den Jünglingsverein vorhanden ist, sondern es konnte auch der Evang. Arbeiterverein ausgenommen und eine alkoholfreie Wirtschaft eingerichtet werden. Die Schaffung weiterer Räumlichkeiten, insbesondere von Zimmern für Mitglieder ist in Aussicht ge­nommen. Der anstoßende Garten bietet den jungen Leuten Gelegenheit zum Turnen und zur Erho­lung im Freien.

Ulm 30. Juli. Zu dem Unglück bei der Nachtübung des Pionierbataillons von Freitag auf Samstag in voriger Woche, bei dem der ver­heiratete Vizeseldwebel Pfitzer und die Pioniere Abele, Bäuerle und Stegmaier in den Fluten der angeschwollenen Donau umgekommen find, erfahren wir weiter, daß die beiden Pontons, die Material für einen flußabwärts beabsichtigten Brückenschlag enthielten, ziemlich hoch geladen waren jedoch nicht höher als dies bislang üblich war. Infolge der hochgehenden Donau blieb der obere Teil eines Rammgerüstes an dem Draht der Fähre bei Friedrichsau hängen, wodurch die

Das Wrack des Grosvenor.

Roman aus dem Englischen von Clark Rüssel.

(Fortsetzung.)

Während meiner Wache, die ich bald nachher antrat, kam Stevens zu mir und erkundigte sich, in welcher Richtung Florida vom Schiff aus liegen würde, wenn wir beigedreht hätten.

Ich sagte ihm, daß Florida keine Insel wäre, sondern ein Teil des Kontinents von Nord-Amerika, daß wir die Boote nach irgend einem Punkt von N. X. IV. bis 8. 8. 4V. steuern könnten und doch immer einen Teil der Küste von Florida erreichen müßten, welche, wie ich glaubte, ein See­ufer von ungefähr 400 Meilen Länge hätte.

Dies schien ihm etwas Neues, wodurch ich noch mehr wie früher eine Vorstellung von seiner Unwissenheit gewann, denn obgleich ich ihm Florida schon oft auf der Karte gezeigt hatte, glaubte er, es wäre eine Insel, die man leicht verfehlen könnte, wenn man die Boote außerhalb des angegebenen Kurses steuerte.

Darauf fragte er mich nach den Kompassen, die mitzunehmen sein würden.

Wir brauchen nur einen in dem Langboot," erwiderte ich,und der steht in meiner Kajüte. Ist das Langboot schon ganz bereit?"

Fix und fertig, blank wie ein neuer Kupferheller und mit Mund­vorrat für einen Monat versehen."

Also fertig zum Niederlaffen, sowie das Schiff beigedreht hat. Sie wollen es doch dann gleich zu Wasser führen? Nicht wahr?"

Schwerenot, das habe ich Ihnen doch nun schon alles oft genug haarklein erklärt," schnauzte er mich an.

Das nicht."

Ach was, das nicht, lassen Sie mich endlich mit Ihren Fragen in Ruhe; ich habe keine Lust, immer dasselbe wiederzukäuen."

So, und ich habe keine Lust, immer im Dunkeln zu tappen über Dinge, die wahrscheinlich jeder andere Mann an Bord weiß. Ich denk, daß mein Leben ebensoviel wert ist. als das Ihre und daß ich ein Recht habe, zu erfahren, in welcher Weise wir das Schiff verlassen wollen," antwortete ich, anscheinend gereizt, denn ich dachte, er würde in Zorn ge­raten und mit allem herauspoltern, was ich zu wissen wünschte.

Sie werden also das Langboot nach dem Beidrehen sofort längsseit legen und es mit uns allen zusammen dann sogleich besteigen? Ist es so?" fragte ich hartnäckig.

Ich begreife Sie nicht," erwiderte er mit verschmitztem Grinsen. Das können Sie doch selber sagen, daß wir das Langboot nur nieder­lassen, um eben hineinzugehen?"

Wird jemand auf dem Schiff zurückgelassen?"

Jemand auf dem Schiff zurückgelassen?" wiederholte er,wie kommm Sie denn auf diese Idee? Weiß der Teufel, mit Ihnen ist kein Fertig­werden."

Na, so weit hergeholt ist die Frage nicht; ich fürchtete, der gelbe Satan, der Koch, könnte Sie etwa beredet haben, den Steward auf dem Schiff zurückzulassen, um auf gut Glück mit ihm zu schwimmen oder zu sinken," erwiderte ich, ihn forschend ansehend.

Verfluchte Gedanken; glauben Sie, ich werde mir von dem Kerl Hineinreden lassen? Nein, da können Sie beruhigt sein."

So, nun verstehen Sie doch, woraus ich hinzielte," sagte ich freund­lich, meine Hand auf seinen Arm legend.Ich hatte wirklich geglaubt,