vaal und Oranje wäre ein Anschlag gegen die Sicherheit des britischen Reiches. Vor kurzer Zeit waren die Buren die Feinde unseres Landes in einem blutigen Kriege und jetzt wollen die liberalen Theoretiker ihnen weitgehende Amnestie gewähren. Käme das zu Stande, so würden die Liberalen das englische Besitztum in Südafrika aufs Spiel setzen. Balfour warnte die Regierung davor, diesen schwerwiegenden Fehler zu begehen. Andere hervorragende Mitglieder der konservativen Opposition hielten Reden in ähnlichem Sinne. Die Versammlung nahm eine Resolution an, worin die südafrikanische Politik der liberalen Regierung in scharfen Ausdrücken getadelt wurde.
London 29. Juli. Während einer Feuersbrunst in der Manchesterstraße sprangen drei Personen aus dem Fenster und waren sofort tot. 3 junge Mädchen kamen in den Flammen um.
Manchester 29. Juli. Eine furchtbare Explosion erfolgte gestern in der Grube von Shallford. 15 Grubenarbeiter wurden verschüttet, von denen einer gerettet wurde. Kurz vor der Explosion wurde ein starkes Erdbeben verspürt und man nimmt an, daß die Explosion darauf zurückzuführen ist.
Vermischtes.
— Der Stand der Saaten in Württemberg um die Mitte dieses Monats wird vom Kgl. Statistischen Landesamt wie folgt gekennzeichnet: (1 — sehr gut, 2 — gut, 3 — mittel, 4 — gering, 5 — sehr gering). Winterweizen 2,2; Sommerweizen 2,4; Dinkel 2,3; Winterroggen und Sommergerste 2,5; Sommerroggen 2,6; Haber 2.4; Kartoffeln 2,8; Hopfen 3,1; Klee 2,2; Luzerne 2,1; Bewäfferungswiesen 2,2; Aepfel 3,3; Birnen 3,2; Weinberge 3,3. Am günstigsten stehen die Saaten im Neckarkreis, auch im Jagstkreis lauten die Noten gut. Die wechselnde Witterung war von ziemlichen Einfluß auf die Saaten. Getreide steht im allgemeinen gut; Kartoffeln haben durch Nässe sehr not gelitten und weisen vielfach Spuren und Blattkrankheiten auf. Auch der Hopfen litt unter der nassen Witterung, noch mehr aber unter Schwarzbrand und Ungeziefer. Die Aussichten auf Obst haben sich noch mehr verschlechtert und sind auf eine gute Ernte sehr gering. Die Bäume leiden unter Insekten und durch die Blattfallkrankheit. Die Aussichten auf ein gutes Weinjahr haben sich ebenfalls sehr vermindert. Eine ganze Anzahl Krankheiten treten in mehr oder weniger starkem Grade auf und richten trotz Bespritzens der Weinberge schon großen Schaden an.
— Wie schon kurz berichtet, unternahm am Donnerstag Major von Parseval mit seinem
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lenkbaren Luftschiff vom Tegeler Schießplatz aus eine Auffahrt, bei der er infolge Havarie an der Steuerung zur Landung an unbeabsichtigter Stelle gezwungen wurde. Der Major und seine Begleiter blieben unverletzt. Das Luftschiff wurde etwas beschädigt. Der „Lok.-Anz." berichtet über den Aufstieg folgende Einzelheiten: Zunächst machte das Luftschiff nach seinem Aufstieg eine Wendung nach Osten und fuhr dann in einem weiten Bogen zum Schießplatz, der den Kasernements des Luftschifferbataillons gegenüberliegt. Dabei war der Ballon ständig gestiegen und hatte zuletzt, wie Hauptmann v. Krogh, der den Ballon steuerte, mitteilte, eine Höhe von 1500 m erreicht. Auf dem Schießplatz hätte das Fahrzeug, nachdem es diese Evolution ausgeführt, nun auch landen sollen. Die Offiziere und die Mannschaften standen zu seiner Empfangnahme bereit. Aber die Zeit verrann. Man bemerkte, daß der Ballon sich dem Platz zu nähern suchte, doch es gelang nicht. Alles Bemühen war vergebens. Zeitweise stand er völlig still. Dann hatte der Motor mit geringer Kraft gearbeitet und die Flügel nur wenige Touren machen lassen. So war eine volle Stunde vergangen. Da rief einer der Offiziere, die mit ihrem Krimstecher die Bewegung des Ballons verfolgten: „Die rote Fahne!" Das war die Bestätigung dessen, was man bereits zu fürchten begonnen hatte: Das Luftschiff gehorchte dem Steuer nicht, und das Flaggenzeichen sagte: „Wir werden landen!" Zugleich mit diesem Signal gewahrte man auch, daß sich das Fahrzeug senkte. Alles stürzte und stürmte der Richtung zu, in der man das Luftschiff hatte niedergleiten sehen. In rasender Fahrt jagte ein mit hohen Offizieren besetztes Automobil der Stelle zu, andere Offiziere und ein Stabsarzt radelten hinterher, die Mannschaften aber setzten sich in Trab und jagten in atemloser Hast querfeldein. Inzwischen hatten die Aeronauten die Maschine gestoppt und das Ventil gezogen und hatten so auf der Möckeritzwiese, am rechten Ufer des Spandauer Schiffahrtskanals, ohne jeden Unfall den Boden erreicht. Sie blieben in der Gondel bezw. auf der den Motor tragenden Plattform, bis die Mannschaften herangekommen waren und die Leinen des Ballons fassen konnten. Erst dann verließ Major v. Parseval mit seinen Begleitern das Luftschiff, das nun wieder emporschwebte. So durch die Lust geführt, wurde der Ballon in langem, langsamem Zuge nach der Halle zurückgebracht. Das Mißglücken der Fahrt war durch eine Havarie des Ventils verschuldet, das den im Innern des Ballons verborgenen „Ballonet" führt. Auch war das Hintere Steuer schlaff geblieben. Auf welche Ursachen dies alles zurückzuführen ist, bedarf noch der Aufklärung. Gewiß ist nur, daß der Blut der kühnen Aeronauten und ihre Zuversicht, das
Problem der Lenkbarbarkeit doch noch völlig zu lösen, nicht wankend geworden sind. Dem Versuch wohnte auch Graf Zeppelin bei.
— Der Wiederaufbau San Francis cos schreitet rüstig vorwärts. Einer der ersten massiven Geschäftspaläste, der eine Grundfläche von 24000 Quadratfuß bedeckt, wird Anfang August bezogen werden. Man klagt über die hohen Mieten in dem vom Brande verschont gebliebenen Stadtteil; viele Familien sind dadurch gezwungen, ihre Wohnungen, die sie jahrelang innegehabt, aufzugeben. Große Nachfrage herrscht nach Schankkonzessionen, trotzdem die Lizenz pro Jahr 20000 Mark kostet.
NeueInsel. Wie Fischersleute berich ten, ist kürzlich das Reich des Sternenbanners plötzlich durch eine neue Insel vergrößert worden. Das Ländchen, das so unerwartet im Stillen Ozean auftauchte, liegt in der Nähe von Boroslov Island in den Aleuten und ist vulkanischen Ursprungs. Das Meer in der Nähe von „Ros evelt - Is« land" — wie die Fischer die neue Insel sofort tauften — war zur Zeit der Entdeckung noch so heiß, daß an ein Betreten des mehrere Hektar ausgedehnten Felsens vorläufiig nicht zu denken war. Boroslov Island entstand gleichzeitig mit einer anderen Aleuteninsel 1882 und ist seitdem ständig gewachsen. Man erwartet daher von „Rosevelt-Jsland" das gleiche.
Judeneinwanderungen in Palästina. Wie der „Köln. Ztg." aus Jerusalem berichtet wird, ist in den letzten Monaten eine große Anzahl jüdischer Einwanderer aus Rußland und Rumänien dort eingetroffen. Man schätzt die Zahl der Einwanderer, die sich in Jaffa ausgeschifft haben, auf 5000. Die Einwanderer haben sich hauptsächlich in der Nähe der Städte Ramley und Lydda niedergelaffen. Fast das ganze fruchtbare Land ist bereits in Händen der Juden, die es mit großem Geschick und Fleiß bearbeiten sollen. Zurzeit durchforschen jüdische Finanzleute die Gegend östlich vom Jordan, nach Kerak zu. Man hat hier sehr fruchtbaren Boden gefunden, nur bildet die Nähe von Beduinenstämmen ein Hindernis der friedlichen Ansiedlung. Die Finanzleute haben sich daher mit der türkischen Regierung in Verbindung gesetzt und sie um Schutz gegen Ueberfälle von Beduinen gebeten.
Reklameteil.
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Nagoldbahn.
Haltepunkt Talmühle.
Vergebung von Hochvauarveiten.
Zur Erstellung eines Warteraums und eines Aborts auf dem Haltepunkt Talmühle werden unter Zugrundlegung der Bestimmungen über die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen, bekannt gemacht in Nr. 8 und 9 des Gewerbeblattes aus Württemberg vom Jahr 1903, folgende Arbeiten zur Bewerbung ausgeschrieben:
Grab-, Betonier- und Maurerarbeit 670
Zimmerarbeit . 532
Gipserarbeit.70
Schreinerarbeit.116
Glaserarbeit.38 ^
Schlofferarbeit.54
Flaschnerarbeit.56
Anstricharbeit.54
Kostenvoranschlag, Pläne und Bedingungen können bei der Unterzeichneten Stelle eingesehen werden. Angebote in Prozenten der Ueberschlagspreise mit entsprechender Aufschrift sind bis
Samstag, den 4. August 1SV6, vormittags 8 Uhr,
portofrei einzureichen; zu dieser Zeit findet die Eröffnung der Angebote statt. Nicht bekannte Bieter haben Vermögens- und Fähigkeitszeugnisie beizulegen. Die Bewerber können der Angebotseröffnung beiwohnen. Zuschlagsfrist 2 Wochen.
Calw, den 27. Juli 1906.
K. Eisenbahnbamnspektton.
Gechingen,
Gerichtsbezirk Calw.
Verkauf einer Schlaffer- und Mechamker- WerWtte mit Wohnung und Feldern.
In der Konkurssache über den Nachlaß des am 2. Mai 1906 verstarb. Friedrich Gehring, Schlossers und Mechanikers hier, kommt die vorhandene Liegeiqchaft, bestehend in
Geb. Nr. 2 u. 2lV — 3 67 qm Wohnhaus, --—<
— „ 64 „ Werkstatt,
1 „ 22 „ Scheuer,
— „ 24 „ Schuppen,
1 „ 81 „ Hofraum,
zus. 4 u 58 qm oben im Dorf am Ortsweg Nro. 1, nebst Brunnenanteil Anschlag 8000 Zubehörden „ 2000 inoon
sowie in 4 ks 26 3 50 qm Aeckern und 1 l>3 17 3 75 qm Wiesen
am Montag, den 8. August 1806, nachmittags 2 Uhr,
auf dem hiesigen Rathaus aus freier Hand zum zweiten und letztenmal im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf.
Einem Schlosser und Mechaniker ist hier Gelegenheit zum Erwerb eines gut eingerichteten und gutgehenden Geschäfts mit ausgedehnter und ausdehnungsfähiger Kundschaft gegeben.
Den 30. Juli 1906.
Konkursverwalter.
Bezirksnotar Krayl.