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»V 120. Amts- und Än^eigeblatt für den Se;:rk Calw. 81. Jahrgang.
Erschemungsrage: Dienstag. Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnsertionSvreiS IO Psg. pro Zeile für Stadt 2 -.iL VezirkSorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
Der neugewählte Schultheiß Michael Wolf in Agenbach ist heute in sein Amt eingesetzt und beeidigt worden.
Calw, 28. Juli 1906.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesnemgketten.
Stuttgart 29. Juli. Der Buchbinderstreik ist beendigt. Eine heute Vormittag in Dinkelackers Saalbau abgehaltene Versammlung der streikenden Buchbindereiarbeiter und -Arbeite, rinnen nahm den am Freitag in Leipzig zwischen den Arbeitgebern und den Vertretern der Arbeiter vereinbarten Tarifvertrag an. Die Arbeit wird am Dienstag wieder ausgenommen. Der Stunden, lohn wird für gelernte über 6 Jahre im Beruf tätige Arbeiter um 2 erhöht und beträgt in Berlin vom 1. November 1906 ab 50 iZ, in Leipzig 48 und Stuttgart 46 Vom 1. Januar 1908 ab tritt eine abermalige Erhöhung um 2 --Z ein. Die Falzerinnen erhalten vom i. November 1906 ab einen Zuschlag von 2-H. Das vom Stuttgarter Gewerbegericht wegen Kontraktbruch gefällte Urteil wird nicht vollstreckt.
Leonberg 28. Juli. Gestern Nachmittag ereignete sich dem „Leonb. Tagbl." zufolge ein schwerer Unglücksfall. Der 27jährige Gipser August Häbe war an einem Neubau mit Verblendungsarbeiten beschäftigt. Während ihm nun ein anderer Arbeiter ein Stück Hol; hinaufreichen
Dienstag, den 31. Juli 1906.
wollte, brach eine Latte am Gerüst und der junge Mann stürzte aus einer Höhe von etwa
15 w herab, gerade vor die Füße seines Vaters ^ und trug so schwere Verletzungen davon, daß an
seinem Aufkommen gezweifelt wird; er ist noch immer bewußtlos. Tags zuvor fiel er ca. 7 in hoch herab, ohne irgendwie Schaden zu nehmen.
Göppingen 28. Juli. Gestern gingen hier und über die Umgegend schwere Gewitter nieder, die beträchtlichen Schaden anrichteten. Der Blitz schlug mehrere male ein. Unter anderem wurde in Großeislingen ein Kamin schwer beschädigt und an einem Haus der ganze Vordergiebel stark demoliert. — Für den im vorigen Jahre in den Alpen verunglückten Postsekretär Müller wird in Bach, am Unfallort, am 14. August vormittags 11 Uhr ein Gedenkstein errichtet werden, womit eine kleine Feierlichkeit verbunden sein wird. Die hiesige Sektion wird daran teilnehmen, auch die Ulmer Sektion hat ihr Erscheinen zugesagt.
Crailsheim 28. Juli. Der gestrige Schweinemarkt war sehr stark befahren, die Zufuhr betrug ca. 740 Stück Milch- und 10 Stück Läuferschweine. Milchschweine kosteten 28—54 Mk. per Paar, Läuferschweine 78 bis 92 Mk. — Der heute V-9 Uhr durchfahrende, von der „Neckarztg." und den Gewerbevereinen des württ. Unterlandes unternommene Extrazug auf die Nürnberger.Ausstellung war in allen
16 Wagen gut besetzt. Die Zahl der Mitfahrenden dürfte etwa 6—800 betragen.
Niederstetten OA. Gerabronn 28. Juli. Durch einen eigenartigen Unfall war heute früh
Abonnementspr. in d. Stadl pr. Dierrelj. Mk. i.iv incl.Lrägerl. Vierteliährl. Posrbezngspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- n. Nachbarortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. Bestellgeld 2V Pfg.
der um 9 Uhr die hiesige Station in der Richtung nach Mergentheim verlassende Güterzug vom Entgleisen bedroht. Aus einem Viehwagen gelang es einem starken Rind, durch die an der Kopfseite des Wagens befindliche Türe zu entkommen. Das Tier stürzte zwischen den Wagen hindurch auf die Schienen. Die Bremser wurden durch das Ausstößen der Wagen auf die Gefahr aufmerksam, und brachten mit großer Anstrengung den Zug zum stehen. Das Tier wurde furchtbar zermalmt unter den Rädern hervorgezogen.
Ulm 28. Juli. Bei einer Nachtübung des Pionierbataillons Nr. 13 auf der Donau schlugen 2 mit 20 Mann besetzte Pontons, die gekuppelt waren und einen Krahnen trugen um, wobei der verheiratete Vizewachtmeister Pfitzer und drei Mann ertranken.
Pforzheim 28. Juli. In der Mansardenwohnung der Andreas Schaller'schen Eheleute explodierte ein Spirituskocher, wodurch das in Pflege befindliche Kind schwere Brandwunden erlitt. Der Tod erlöste es von seinem Leiden.
Pforzheim 27. Juli. Ein schwerer Unfall hat sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in der Nähe des Dorfes Mülhausen ereignet. Eine dem Pforzheimer Fuhrwerksbesitzer Kappler gehörige Kutsche mit 6 Jnsaßen fuhr kurz vor 11 Uhr auf der neuen Straße nach Pforzheim weg und stürzte auf unaufgeklärte Weise, unweit des sog. Neuhauser Wehrs, die Straßenböschung hinunter in den ungefähr 1,20 m breiten und 1 in tiefen Wässerungsgraben. Der Wagen überschlug sich. Dabei verunglückten mehrere der Jnsaßen. Der Kutscher fand den Tod.
Das Wrack des Grosvenor.
Roman aus dem Englischen von Clark Rüssel.
(Fortsetzung.)
„Wie befinden Sie sich. Sir?" rief er sehr höflich, „ich hoffe, Sie sind wohl; Sie finden uns hier in einer sehr armseligen Behausung, aber es wird alles bald besser werden. Die große Lehre des Lebens heißt „Geduld"."
Er sprach dies mit einem so leeren Blick, daß ich sofort erkannte, er hatte keine Ahnung von den wirklichen Verhältnissen, in denen er sich befand. Ich kann nicht beschreiben, wie sehr mich die traurige Veränderung, dieser sichtbare rasche Verfall seines Körpers und Geistes ergriff. Der schmerzliche, hilflose Blick, den seine Tochter auf ihn warf, der tränenlose Kummer in ihren Augen stach mir ins Herz.
Ich wußte nicht recht, was ich ihm antworten sollte und sagte deshalb nur: „Sie haben sehr recht, Sir, das Leben legt dem Menschen oft harte Geduldsproben auf."
„Die Aussicht, die wir hier genießen," fuhr er auf das Schlitzfenster deutend fort, „ist außerordentlich eintönig, ich habe die See wohl eine halbe Stunde betrachtet, immer nur sah ich dieselbe unveränderte Wasserfläche. Diese unaufhörliche Gleichförmigkeit übt eine sonderbare Wirkung auf mich aus, es ist mir, als wäre mein Kopf mit einem Bande fest umschnürt."
Er strich sich mit der Hand über die Stirn, als könnte er dadurch das beengende Gefühl entfernen.
„Ich glaube, Sir," sagte ich mit größtem Respekt, „Ihr Unbehagen würde schwinden, wenn Sie sich legten; das anhaltende Sehen auf das Wasser greift die Augennerven an und erregt Schwindel."
„Das ist gewiß richtig, Sir, das wird auch so sein," erwiderte er mit seinem Kopfe nickend, und zu seiner Tochter gewandt fuhr er in klagendem Tone fort: „Stütze mich, mein Kind, ich will mich legen."
Er streckte seine zitternde Hand aus; ich sprang sogleich herzu, um ihm hilfreich zu sein, er aber machte eine unmutige, abwehrende Bewegung, richtete seine Gestalt zu voller Höhe auf und sagte in abweisendem Ton: „Sir, ich wünsche nur von meiner Tochter bedient zu sein, ich habe mir Ihre Hilfe nicht erbeten."
Diese schroffe Zurückweisung traf mich, als wenn mir jemand einen Schlag versetzt hätte; im ersten Moment wollte ich mich sofort entfernen, doch überlegte ich noch schnell genug, daß ich dem Kranken seine Worte nicht zurechnen könne, und nur das arme Mädchen schmerzlich kränken würde, wenn ich ging. Ich wartete also ruhig, bis die Tochter es dem Vater auf seinem Lager bequem gemacht, und dieser die Augen geschlossen hatte.
Dann trat sie gleich an mich heran und flüsterte:
„Sie sind ihm doch nicht böse?"
„Bewahre, ich denke nicht daran," erwiderte ich im freundlichsten Ton, um sie die peinliche Scene schnell vergessen zu lassen.
„Ach Gott," seufzte sie, mit Tränen in den Augen, „ich werde ihn bald verlieren, er wird nicht mehr lange leben."
„Denken Sie doch nicht gleich das Schlimmste," suchte ich sie zu trösten. „So Gott will, sind unsere Prüfungen bald überstanden. Wenn Ihr Herr Vater nur erst am Lande ist, dann wird er sich wieder erholen. Bedenken Sie, was er durchgemacht hat und daß seine jetzige Umgebung, diese düstere Kajüte und der gänzliche Mangel an allen Bequemlichkeiten, die er gewöhnt ist, unmöglich günstig auf seinen augenblicklich zerrütteten Geisteszustand einwirken können. Solange ein Unglück uns nur bedroht, kann es sich noch immer zum Guten wenden. Wir sollten das stets beherzigen, es ist eine große Erleichterung für das Leben."