Aus Stadt und Bezirk.

(Wetterbericht.) Nachdem sich das Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa abgeschwächt hat, ist für Samstag und Sonntag zeitweilig aufheiterndes und vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

Feldrennach, 2«. Febr. Gestern nachmittag vergnügten sich am Ortseingang von Pfinzweiler einige Kinder mit Schlitten­fahren. Als das Auto der Brauerei Beckh, Pforzheim, sich dem Ortseingang näherte, sprang ein sechsjähriges Mädchen von Pfinzweiler kurz vor dem Auto noch über die Straße, konnte dieselbe aber nicht mehr ganz überqueren. Es wurde vom Kotflügel des Lastwagens erfaßt und zu Boden geschleudert. Wie durch ein Wunder, nicht zuletzt dank der Geistesgegenwart des Wagenführers, der sofort bremste und auf die Seite fuhr, ist das Kind mit heiler Haut davon gekommen. Der sofort herbeigerufene Arzt konnte lediglich eine leichte Lchürrwundc feststellen.

Stuttgart, 20. Febr. (Bericht des Bezirksvercins Neuen­bürg.) Unter zahlreicher Beteiligung der Mitglieder fand am Samstag, den l l. Februar, im Bereinslokal bei Landsmann Max Wild, Hackstraße I I, ein urfideler Kappenabcnd statt. Der neugebildete Fünferrat in feiner Aufmachung eröffnete durch seinen Einzug unter den .Klängen eines schneidigen Bütten­marsches den an Unterhaltung reichen Abend. Allerlei Neues wurde geboten, so echt nach rheinischer Art. Die Begeisterung und Laune war derart gestiegen, daß es nahe an Ausgelassen­heit grenzte. Jedes Mitglied gab sein Bestes dazu. Als ur­komisch tätiges Mitglied gebührt dem Vorstand Hans Weller besonderer Dank. Befriedigt ging nach Schluß alles seiner Behausung zu, mit dem Versprechen, in Zukunft die Tätigkeit des Ausschusses nach Möglichkeit durch zahlreiches Erscheinen zu erleichtern. M. W.

Schneebericht.

Tobel. Schneehöhe 15 Zentimeter, stellenweise leicht ver­harscht, sonst Pulver, bewölkt, trockener Nebel, 2 Grad Kälte, Schi- und Rodelbahn gut.

Kurort Schömberg. Donnerstag, abends 0 Uhr: Minus 3 Grad, Schneehöhe 25 Zentimeter, Pulver, Schibahn sehr gut. Ebenso Rodelbahnen.

Wildbad-Sommerberg. Schneehöhe 55 Zentimeter, Pul­ver, minus 3 Grad, im Tal minus 1 Grad, Nordwestwiiid, bewölkt, Schibahn ausgezeichnet bis ins Tal.

Grünhüttc. Schneehöhe 60 bis 70 Zentimeter, Pulver, minus I Grad, bewölkt, sehr gute Schibahn.

Württemberg.

Hall, > 0 , Febr. (Vermißt.) Am l. Februar hat sich die ^ Jahre alte ledige Haustochter Else Brchm aus ihrer elter­lichen Wohnung entfernt und ist bis heute nicht mehr zurück- gekehrt. Man vermutet, daß ihr ein Unheil zugestoßen ist. Beilegung des .Konflikts zwischen Zentrum und Bürgerpartei.

Stuttgart, 19. Febr. Von parteiamtlicher Seite erhält das Deutsche Volksblatt" folgende Mitteilung: Tie Auseinander­setzungen zwischen der Zentrumspartei und der Teutschnatio- naleu VoLkspnrtei, Landesverband Württemberg, die sich an den Aufruf des Evangelischen Ausschusses der Dcutschnatio- nalen Bvlkspartei vom 31. Januar d. I. knüpften, haben zu einer Lösung der entstandenen Schwierigkeiten geführt, die den Weiterbestand der bisherigen Regierungskoalition zwischen den beiden Parteien ermöglicht.

Aenderungcn in der sozialdemokratischen Landtagsfrattivn.

Stuttgart, 19. Febr. Die sozialdemokratische Landtags- mcktion hielt kürzlich ihre erste Sitzung nach dem Ausscheiden der Abgeordneten Ulrich und Dr. Schumacher ab. Der Vor­sitzende Keil würdigte die Mandatsniederlcgung der beiden genannten Abgeordneten, die in der Fraktion und im Landtag an hervorragender Stelle mitgearbeitet haben und sprach ihnen dafür unter einmütiger Zustimmung der gesamten Fraktion den Dank aus. Neu eingetreten in die Fraktion sind als Nachfolger der beiden Ausgeschiedenen Geiger (Heil'bronn) und Schneckenbnrger (Stuttgart). An Stelle des seitherigen Mitvorsitzendcn Ulrich wurden zwei neue Vorsitzende gewählt, so daß die Fraktion nunmehr drei Vorsitzende hat. Es sind dies Keil, Steinmayer und Winker. Die Geschäfte der Fraktion wird der Abgeordnete Winker führen. In den Fraktionsvor­stand wurden weiter die Abgeordneten Göbring und Weimer gewählt. Auch die Neubesetzung der Ausschüsse, soweit sie durch das Ausscheiden der beiden genannten Abgeordneten notwendig geworden ist, wurde von der Fraktion beschlossen. Als Redner sür die Generaldebatte über den Etat bestimmte die Fraktion die Abgeordneten Winker und Steinmaher.

Eine ergreifende Todesanzeige.

Tie Hinterbliebenen des Heilbronner Oberrechnungsrates (Stadtaktuars) Alfred Nuding geben die Todesanzeige bekannt, die der Verstorbene selber verfaßte:Ich bin im Vertrauen auf die Barmherzigkeit unseres Gottes in die Ewigkeit heim­gegangen und wunschgemäß in aller Stille bestattet worden. Wie ich ohne Groll gegen irgend jemand geschieden bin, so bitte ich auch alle meine Mitmenschen., meiner in Frieden zu gedenken. Mein letzter heißer Wunsch gilt meinem deutsck)en Volk; möge es bald den rechten und einzigen Weg (durch Einigkeit und Gattvertrauen) zu seiner früheren Blüte wiedcrfinden."

Die beiden Nebelhöhlcn ein Schmerzenskind. Um die Erhaltung der Ruincnreste auf der Achalm.

Reutlingen, 19. Febr. Ein Schmerzenskind des Lichten- iteingaues des Schwäbischen Albvcreins ist, wie aus der Gau­versammlung am Sonntag zum Ausdruck kam, die Nebelhöhlc. Bisher ist es nicht gelungen, die beiden Gemeinden Unter­häuser! und Genkingeu zu einer Einigung zu bringen. Die Tackle liegt nun in Stuttgart. Hoffentlich kommt einmal der Tag, an dem man aus der Neüelhöhle zum einen Loch herein-, zum andern herauskomme. Weiter befaßte sich die Gauvcrsamm- lung Mt der Erhaltung der Reste der Burgruine aus der Achalm. Diese werden immer weniger; das Wetter und mut­willige Hände tun zusammen das ihre, daß in nicht zu ferner Zeit von den ins Land hinausschauenden typischen Mauer­resten nichts mehr zu sehen sein wird. Es wurde der Antrag gestellt, der Albverein möchte sich mit dem Reutlinger Ver­kehrsverein als Rechtsnachfolger des ausgelassenen Verschö- nernngsvcreins insoweit betrachten, als er die Aufgaben des ehemaligen Vcrschönerungsvereins mit übernimmt und sein Augenmerk der Burgruine auf der Achalm zuwendet. Es sollte tu diesem Behuf» au die Stadt um die Erhöhung des Beitrags gerangetreten werden, ferner an die Einwohnerschaft mit der Bitte um Spenden. Im Jahre 1013 wurden die Kosten der Verstellung der Ruine aus 1500 Mark veranschlagt. Gau- vbmann Beutler war der Ansicht, daß, nachdem vom herzog­lichen Rentamt für die Erhaltung der Ruine nichts geschieht, dies in erster Linie Sache der Stadt wäre. Ein Beschluß wurde noch nicht gefaßt.

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Die Mägerkinger Wurstvergiftung vor Gericht.

Tübingen, 19. Febr. Im Herbst vorigen Jahres stand in Mägerkingen der 56 Jahre alte Landwirt Joh. Ruckwied nach dem Genuß vergifteter Wurst. Außerdem erkrankten ebenfalls an Wurstvergiftung 10 bis 50 Personen. Einige von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Wegen fahrlässiger Lötung und fahrlässiger Körperverletzung hatte sich nun ein Mctzgermeister von Mägerkingen vor dem Großen Schöffengericht zu verant- worden. Er hatte eine Kalbsleber erst 11 Tage nach der Lchlachtnng verkauft und verwurstet, ebenso einen Kalbskopf. Beide waren nicht mehr einwandfrei. Dadurch kam es nach der Anklage zu den Vergiftungen. Ter Angeklagte Hermann Bez bestritt unter Widerruf früherer Angaben jegliche Schuld und machte geltend, daß die Wurstvergiftung aus ein nicht ganz gesundes Schwein zurückzusühren sei, das indessen bei der Fleischbeschau nicht beanstandet wurde. Das Gericht beschloß, noch weitere Erhebungen anzustellen und vertagte die Fort­setzung der Verhandlung.

Handel, Verkehr und Volkswirtschaft.

Stuttgart, 19. Febr. (Schlachtoiehmartck.) Dem Donnecstag- markt am Slädt. Vieh- und Scklochthof wurden zugeführt: 1 Ochse (unverkauft 1), 8 Bullen, 22 (2) Iungbullen, 71 (40) Iu?gr!nder, 7 Kühe, 195 Kälber, 422 Schweine. Erlös aus je 1 Zentner Lebend­gewicht: Ocksen s, Bullen a 4042 (letzter Markt: unverändert), d 3639 (37-39), Züngelnder 3 5052 (unv.), d 4448 (unv.), Kühe. Kälber d 65-67 (64-67), c 5963 (58-62), ck 53-57 (5056), Schweine 3 fette über 300 Psd. 5354 (53). b oollfleischiae von 240300 Pfd, 5354 (unv.), c von 200-240 Psd. 51-53 (51 dis 52). ck von 160200 Pid. 50-51 (unv.), e fl-lschige von 120 bis 160 Pfd. 4749 (unv.) Mk. Marktoerlaus: Großvieh schleppend, Ueberstand, Kälber mäßig belebt, Schweine ruhig.

Neueste Nachrichten.

Berlin, 19. Febr. Professor Dr. Hans Freiherr von Liebig, der neben Iustizrat Claß in der alldeutschen Bewegung sich besonders hervorgetan hat, ist nach einer Mitteilung der deutschen Zeitung ge­storben. Freiherr von Liebig, ein Enkel des berühmten Chemikers, machte namentlich während des Marokkoseldzuges im Jahr 1911 viel von sich zu reden. Während des Krieges wandte er sich in einer Reihe von Kamps-Schriften gegen die Politik Bethman-Hollwegs. Später hat er sich dann aus dem politischen Leben auf seine Besitzung am Starnberger See zurückgezogen.

Berlin, 19. Febr. Heute abend erschoß der52 Jahre alte Bäcker und Konditor Schortau aus der Reichstrahe in Charlottenburg seine 22 Jahre alte taubstumme Tochter, dann tötete er sich selbst. Scharlau batte sich vor dem Kriege ein großes Vermögen erarbeitet. Bor drei Jahren erwarb er Sie Bäckerei und Konditorei Reichsstraße, Ecke Altenburger Allee, aber es gelang ihm nicht, das G schüft wieder zur Blüte zu bringen. Die taubstumme Tochter konnte den Eltern keine Stütze sein. Durch die Schicksalsschläge wurde Scharlau schwermütig, während seine Frau immer noch den Kops oben behielt. Heute fand sie ihren Mann und ihre Tochter in der Stube am Boden. Scharlau war bereits tot, die Tochter gab noch schwache Lebenszeichen, starb aber bald an den beiden Kopfschüssen, die der Pater ihr beigebracht hatte.

Berlin, 19. Febr. Die große Berliner Automobilausstellung, die nach zweijähriger Pause in der Ausstellungsstadt am Koiserdam ver­anstaltet wird, ist heute vormittag 10 Uhr, ohne irgendwelche Feierlich­keiten sür den allgemeinen Besuch geöffnet worden. Die Schau, die den NamenInternationale Automobtlausstellung Berlin 1931" sühn, bietet einen umfassenden Ueberblick über den Stand der deutschen und ausländischen Automobiltechnik. Sie ist vor allem geeignet, jeden Besucher davon zu überzeugen, daß die deutsche Autotechnik nicht nur Hervorragendes leistet, sondern in den letzten Jahren bahnbrechende Neuarbeit auf den verschiedensten Gebieten vollbringen konnte.

Dessau, 19. Febr. Ein in Anhalt bekannter Verbrecher, der Ar­beiter Paul Chwalinski aus Würslau (Kreis Cöthen) erschoß heule srüh den Oberlandjäger Pf>il, der ihn in seiner Wohnung verhaften wollte. Drei weitere Landjäger warfen daraus Handgranaten nach Chwalinski, dem es aber infolge des dichten Nebels gelang, zu ent­kommen. Chwalinski, der bereits im vorigen Jahr einen Oberland­jäger zum Krüppel geschlagen hat, wurde damals zu langjähriger Zuchthausstrafe verurteilt, doch gelang es ihm, aus der Strafanstalt zu entfliehen.

Brandenburg, 10. Febr. Der Tatverdacht gegen den Schuh- machermelster Ioyannes Krüger und seine Ehefrau ist durch die ein­gehenden Ermittlungen der Brandenburger Mordkomission hinfällig geworden. Das von dem Ehepaar Klüger angebotene und nachge­prüfte Alibi besteht zu Recht. Die eingehend geführten Ermittlungen haben keine Anhaltspunkte dafür ergeben, daß die Eheleute an dem Morde des Schuhmachermeisters Eckert beteiligt sind. Aus diesem Grunde erfolgte noch am Dienstag abend ihre Entlastung.

Esbjerg, 19. Febr. Der deutsche DampferAnni Huao Stinnes VI" sandte heule abend gegen 10 Uhr SOS-Rufe aus. Das Schiff war in der Nordsee, 20 Meilen westlich von Borkum-Feuerschiff, leck gesprungen und bat um Hilfe. Der Bergungsdampser Ozean ist von Terschclling und der Dampfer Simson von Borkum abgegangen. Um 11 Uhr teilte die Anni Hugo Stinnes VI mit, daß der Radiotelegra­phist nunmehr die Schiffsstation verlasse. Es wird daher angenommen, daß die Besatzung in den Booten das Schiff verlassen hat.

Genua, 19. Febr. Der DampserConte Roffo", aus dem Balbo and die anderen italienischen Tcansozeanflieger in die Heimat zurück- kehrten, traf heute nachmittag, von Kriegsschiffen und zahlreichen Flugzeugen eskortiert, im Hafen ein» wo er vom Sirenengeheul der im Hasen liegenden Schiffe und den Zurufen der die Landrstelle um­säumenden Menschen begrüßt wurde. Der Unterstaatssekrktär, ein Ver­treter der Faschistischen Partei und die Epitzenbehörden hießen die Flieger an Bord des Schiffes willkommen. Eine halbe Stunde nach der Ankunft desConto Roffo" gingen die Flieger an Land, wo ihnen von den Behörden, ihren Familien und führenden Persönlich­keiten aus allen Teilen Italiens ein begeisterter Empfang zuteil wurde. Die Flieger und die Vertreter der Behörden fuhren dann im Kraft­wagen zur Präfektur, wo sich eine ungeheure Menschenmenge ange- sammelt hatte, die die Flieger jubelnd begrüßte. Balbo begab sich dann mit den Fliegern auf den Balkon der Präfektur, wo er ein Hoch aus Mussolini und aus Italien ausbrachtr.

Paris, 19. Febr. Ein furchtbares Ende fand am Mittwoch der Generalvlkar Arnoult aus Cambrai. Arnoult hatte im Auto eine Fahrt von Cambrai nach Valenciennes unternommen. Da er den Gottesdienst in Cambrai abhatten wollte, kehrte er alsbald aus Ba- lenciennes zurück. Unterwegs wollte er einem von einem Lastauto gezogenen Kran ausweichen, glitt aber bei dem regnerischen Wetter von der Hauptstraße ab. Acnoult versuchte darauf, seinen Wagen aus die Straße zurückzusteurrn. Dabei wurde sein Auto von dem Lastwagen erfaßt. Der Motor fing Feuer, und der Geistliche, der sich nicht rechtzeitig befreien konnte, fand einen schrecklichen Tod in den Flammen.

Moskau, 19. Febr. Amtlich wird gemeldet, daß in der Sowct- union nach dem Besuch des deutscken LuftschiffesGraf Zeppelin" sür den Bau von Luftschiffen, die zum Teil auch für militärische Zwecke verwendet werden sollen, zehn Millionen Rubel gesammelt worden sind. In diesem Jahre soll eine Reihe von Luftschiffen, unter ihnen oie LuftschiffeWoroschilow",Prawda",Offoaviachim" undKol- chosntk". deren Kosten vierzig Millionen Rubel betragen werden, ge­baut werden. Alle Luftschiffe sollen späterhin Verwendung in der Ar­mee finden.

Angora, 19. Febr. Zwischen Angehörigen eines Stammes, die aus dem südlich gelegenen Syrien in türkisches Gebiet etngedrungen waren und Hirten kam es bei Ursa zu einem blutigen Zusammenstoß, bei dem neun Personen getötet wurden.

Allahabad, 18. Febr. Zu einem Zusammenstoß zwischen Mit­gliedern des Alltndischen Kongresses und der Polizei kam es in Kehla. Die Polizei machte schließlich von ihrer Schußwaffe Gebrauch, wobei zwei Personen getötet und oierundzwanzig verletzt wurden. Bon der Ortsgruppe des Allindischen Kongreffes war eine Versammlung ein­

berufen worden, in der sür die Nichtbezahlung der Pachtsummrn für Ländereien Propaganda gemacht wurde. Als die Polizei einschri«, wurde sie von ungefähr 3000 Versammlungsteilnehmern umzingelt und mit Steinen beworfen. Sieben Polizisten erlitten hierbei Ber- ietzungen. Hieraus gab der Führer der Polizeiabteilungen Besehl, zu schießen.

Schanghai, 18. Febr. Durch Schneeblindheit des Lokomotiv­führers entgleiste auf der Peihan-Eisenbatmstrecke nahe der Grenze der Provinz Hupe ein chinesischer Eisenbahnzug und wurde vollständig zerstört. 36 Passagiere fanden den Tod und 72 Personen wurden teils schwer, teils leicht verletzt. Der Sachschaden wird auf 1 Mill. RM. geschätzt.

Verbot nationalsozialistischer Kundgebungen in Berlin sür den 22. Februar

Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold hatte für Sonntag einen Aufmarsch im Lustgarten Berlin geplant. Die National­sozialisten hatten nun am Dienstag in ihrer Presse gleichfalls eine Protestkundgebung für denselben Tag im Lustgarten an­gekündigt. Ter Berliner Polizeipräsident hat jedoch die natio­nalsozialistische Kundgebung auf Grund des Artikels 123 der Reichsverfassung verboten, weil sie die öffentliche Sicherheit gefährde. Die Reichsbannerkundgebung ist dagegen erlaubt, obwohl die Kommunisten ihre Mitglieder aufgefordert haben, sich an dieser Kundgebung zubeteiligen".

Hans Doorn ersteigert die Uhr Friedrichs des Großen

Potsdam, I>. Febr. Im Schloß Glienicke nahm heute die Versteigerung der dem Prinzen Leopold gehörenden Gegen­stände ihren Anfang. Einige hundert Personen waren bei der Versteigerung anwesend. Gegen Mittag wurden einige Ge­mälde verkauft und nachmittags antikes Mobiliar und Stil- möbel. Soweit man bis setzt feststellen kann, sind die Preise znm Teil sehr niedrig, zum anderen Teil erstaunlich hoch. Für einen Biedermciertisch aus Maserholz wurden 670 Mark ge­zahlt, sür eine Kommode ans der Zeit Ludwig XVI- 355 Mark. Außerdem lag ein Angebot des kaiserlichen Hauses mit 5000 Mark auf die Uhr Friedrichs des Großen vor. Als der Auk­tionator dieses Angebot zur Sprache brachte, wurde die Summe nicht überboten. Unter dem Beifallsklatschen der An­wesenden ging die Uhr in den Besitz des kaiserlichen Hauses über. Bei dem Mobiliar begegnete man den sachlichsten Linien des späteren Empire und des Biedermeier in allen möglichen Formen. Auch Schinkels Epoche ist vertreten. Die vom Prinzen Kart stammenden Möbel sind nieist in Renaissance und Barock gehalten. Unter den kunstgewerblichen Gegenstän­den befinden sich auch verschiedene persönliche Geschenke Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Franz Josephs.

Das Spinngewebe im Schlüsselloch

Aus Preßburg wird geschrieben: Das Folgende könnte man sür die Erfindung eines Fabeldichters halten, wenn nicht die Akten eines eben beschlossenen Mordprozesses vor den Ge­schworenen des Gerichtes in Trcntschin bei Preßburg die Wahrhaftigkeit der Geschichte bezeugen würden. Man kann ihnen Nachstehendes entnehmen: In der kleinen slowakischen Ortschaft Patvaroczo bei Bad Pistyan lebte der verwitwete Landwirt Peter Simko zunächst in recht gutem Einvernehmen mit seinem 21jährigen Sohne Michael und dessen junger Frau- Allmählich aber begann der Alte seiner Schwiegertochter schöne Angen zu machen, andererseits fühlte der junge Simko immer dringender das Verlangen, der alleinige Herr in dem väter­lichen Anwesen zu sein. Eines Tages, am 6. Mai v. I., kam er zur Gendarmerie und zeigte an, daß sein Vater verschwunden sei. Nach langem Suchen fand man den Vermißten im Stalle seines Anwesens erhängt aus. Tie Ltalltür mußte erst er- broclmi werden und in einer Tasche des Loten fand sich der Schlüssel zu dieser Tür, so daß es wirklich den Anschein hatte, als ob hier ein Selbstmord vorliegc. Trotzdem kam einem der untersuckrenden Gendarmen die Sache verdächtig vor urrü er ging ihr in allen Einzelheiten nach. Dabei machte er die Ent­deckung, daß siw über die Innenseite des Scklüssellockies ein unversehrtes und, wie der auf ihm lagernde Staub bewies, bereits längere Zeit dort hastendes Spinngewebe spannte- Die Tür konnte daher unmöglich von innen zugesperrt worden sein. Als man diese merkwürdige Latsache dem jungen Simko vor Augen hielt, vrach dieser zusammen und er gestand, mit seinem Freunde Hubinsky den ihm hinderlich gewordenen Vater aus dem Wege geräumt zu haben. Die beiden hatten nach ihrer eigenen Angabe den alten Simko erwürgt und den Leich­nam dann an eine im Stalle lehnende Leiter gehängt. 9(ach der Tat hatten sie die Stalltür versperrt, der junge Simko war durch ein Fenster in den Stall zurückgekrochen und hatte den Schlüssel in die Tasche des Ermordeten gesteckt, woraus er auf demselben Wege den Stall wieder verließ. Das SckMur- gericht von Trcntschin verurteilte Simko zu lebenslänglichem, Hubinsky zu 15 Jahren Zuchthaus.

Unglaubliche Fahrlässigkeit

London, 19. Febr. Die amtliche Verhandlung zur Fest­stellung der Todesursache der 9 Personen, die am 4. Februar bei der verunglückten Wasserung eines Jris-Militärseeflug- zeuges bei Plymouth ihr Leben verloren haben, brachte auf­sehenerregende Enthüllungen. Es wurde zunächst festgestellt, daß der Flugkapitän Tucker bisher nur Landflügzeuge gesteuert hatte und sich lediglich zur Ausbildung n» Word des Seeflug- zenges befand. Er hat trotzdem die Führung des Flugzeugs übernommen. Nach Ansicht des geretteten Flugzeugführers, Fliegerleutnant Ely, hätte sich das Unglück vermeiden lassen, wenn ihm die Führung des Flugzeugs ständig überlassen wor­den wäre^ Etwa Minuten vor dem Unglück habe Tucker die Führung von dem zweiten Führersitz aus übernommen und einen Wasserungsversuch gemacht. Er, E-lh, habe zweimal ver­sucht, die Führung wieder zu übernehmen. Das erstemal habe ihm Tucker mit einem Kopfschütteln zu verstehen gegeben, daß er dies nicht wünsche. Beini zweitenmal habe ihm Tucker die Hände von den Kontrollapparatcn fortgeschlagcn. Einer der 3 überlebenden Fliegeroffiziere, Ryleh, bezeugte die Richtigkeit der Aussagen Elys. Er vertrat gleichfalls die Ansicht, daß sich das Unglück sicherlich nicht ereignet hätte, wenn dem Leutnant Ely die alleinige Führung des Flugzeugs überlasse» worden wäre. Der Gcschwaderführer Jones, zu dessen Verband das Eris-Flugzeng gehörte, hatte, wie er aussagtc, dem Kapitän Tucker ausdrücklich Anweisung gegeben, daß er lediglich als Schüler mitrahre und daß Ely für die Führung des Flugzeugs verantwortlich bleibe. Dies sei geschehen, weil Ely sich schön früher zweimal über Ueücrgriffe Tuckers beschwert habe. Jones gab zu, daß Tucker dem Leutnant Elh schon früher einmal die Hände von den Kontrollapparaten fortgeschlagcn habe und daß es daher zu ernsten Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden gekommen sei, weit Tucker beim Landen die Wind­verhältnisse nicht richtig einschätzte. Der mit der Feststellung beauftragte Beamte kam zu dein Schluß, daß das Unglück auf falsche Führung infolge der Unerfahrenheit des Kapitäns Tucker zurückzusühren sei. Er empfahl, in Zukunft von dem bisherigen Verfahren Abstand zu nehmen und nickt mehr ältere Offiziere durch jüngere ausbilden zu lassen.

Gedenket der hungernden Vögel.