Neuenbürg, l I. Febr. Die Fleckviehzuchtgenossenschast hielt gestern in Dennach eine, trotz der schwierigen Schnccverhätt- nisse, aus allen Teilen des Bezirks gut besuchte Mitglieder­oersammlung. Vor Beginn der Versammlung wurde der in Dennach stehende hochwertige Zuchtfarren, aus der besten Blutlinie des fränkisch-hohenlvhischen Fleckvichzuchtverbandes, besichtigt und von Schmiedeobermeister Krauß-Neuenbürg, der sich in dankenswerter Weise hiezu bereit fand, das All­gäuer Klanenschneideverfnhren praktisch vorgesührt. Bei seiner Begrüßung der anschließenden Versammlung konnte der Ver­einsvorstand, Veterinärrat Dr. Sachs, den Vorsitzenden des Fleckviehznchtverbandes für den Sülchgan, Herrn Gutspächter Adlung, Sindlingen, und den Ticrzuchtinspektor Herrn Landesökonomicrat Dr. Dvbler, Herrenberg, herzlich willkom­men heißen und seiner Freude über den überaus zahlreichen Besuch der Versammlung Ausdruck geben. In längeren, gründlichen und allgemeinverständlichen Ausführungen sprach sodann Landesökonomierat Tr. Dobler über Aufzucht und Fütterung des Jungviehs, wobei er in den Vordergrund stellte, daß eine Zucht nur angefangeu werden könne mit einem zur Zucht tauglichen Farren und weiblichen Tieren, die dem Zucht­ziel entsprechen. Voraussetzung für eine Zucht sei neben rich­tiger Aufzucht eine sachgemäße und genügende Fütterung. Nachgezogen soll nur von vollkommen gesunden Kühen aus langlebigen Stämmen werden. Dazu gehören allerdings viel­fach auch bessere Stallungen als sie in unseren Gegenden an­getroffen werden; ein trockener Stall, einwandfreie Nabcl- pflege und eine gute Fütterung. Besonders über letztere gab der Referent wertvollen Aufschluß, wobei er sich gegen das vielfach übliche Tränkeln und die Verabreichung von Ersatz- und Aufzuchtmitteln aussprach. Der Znchtverbandsvorsitzendc gab zunächst seine Eindrücke über die Verhältnisse des Bezirks, wie er sie als Vorsitzender der Oberfarrenschanbehörde gewon­nen hatte, bekannt und unterstrich sodann die Ausführungen des Referenten über die Lcistnngszucht. Es müsse bei Zucht­tieren Fruchtbarkeit, Lebenskraft und Langlebigleit vorhanden sein, auch er sprach sich gegen das Tränkeln aus. Die Milch soll nicht verwässert, sondern als Vollmilch gegeben werden. Als Kraftfuttermittel komme nur Haferfchrot oder Hafermehl, die trocken verabreicht werden, in Frage. Der Fütterung im ersten Jahr müsse größte Sorgfalt und Beachtung geschenkt werden, weil die Tiere im ersten Jahre 60 Prozent ihres Lebensgewichts erreichen müssen. Die Ausführungen gaben Anlaß zu einer Aussprache, in welcher auch die Frage aufge­worfen wurde, ob die Farrenschaubehörde bestimmen könne, daß nur Farren mit Abstammungsnachweis einen Zulassungs­schein erhalten. Die Anfrage wurde von: Referenten dahin beantwortet, daß in denn schon aus den Mer Jahren stammen­den Farrenhaltnngsgesetz eine entsprechende Bestimmung nicht enthalten sei, daß aber darin bestimmt sei, daß nur Farren ^gelassen werden sollen, die zuchtverbessernd wirken und es sei ganz selbstverständlich, daß bei der heutigen Entwicklung der Viehzucht diese Voraussetzung nur bei Farren mit Abstam- mungsnachwcis erfüllt sei. An das Farrenmaterial seien die größten Anforderungen zu stellen, weil nachgewiesenermaßen die männlichen Zuchttiere viel stärker vererben als die weib­lichen. - Anschließend wurden die Geldpreise von der letzten staatlichen Bezirksrindviehschau zur Verteilung gebracht und die satzungsmäßigen Wahlen für die nächsten drei Kalender­jahre vorgenommen. Gewählt wurde als Vorsitzender Veteri­närrat Dr. Sachs, Neuenbürg und als stcllv. Vorsitzender Bürgermeister Krauß, Jgelsloch; als Ausschußmitglieder: Bürgermeister K r a u ß , Jgelsloch, Gvttlieb Rentschler, Grunbacb, Erich Weiß, Ottenhausen und Schultheiß a. D. Neuweiler, Dennach; als stcllv. Ausschußmitgliedcr: Far- renhalter Bert sch, Jgelsloch, Farrenyalter Burkhard, Kapieuhardt, Gottlieb L ich t e n b e r g e r, Ottenhausen und Farrenhglter P frommer, Dennach. Die Entsä-eidung der Frage, ob in diesem Jahre eine Jungvichprämiierung ab­gehalten werden kann, wurde dem Ausschuß überlassen, der im Anschluß an die Frühjahrsankörungen beraten soll. Darauf folgte eine Gratisvcrlosung nützlicher landwirtschaftlicher Gegenstände. Zum Schluß dankte der Vorsitzende dem Zuchtverbandsvorsitzenden und dem Tierzuchtinspektor für ihre lehrreichen Ausführungen und gab dem Wunsche Ausdruck, daß wenigstens etwas von dem Gehörten in die Tat umgesctzt werden möge. Ausschußmitglied Neu Weiler sprach namens der Versammlung dem Vereinsvorsitzendcn wie auch dem Zchriftführer und Kassier für ihre Mühewaltung den Tank des Vereins aus.

(Wetterbericht.) Von England bis nach Italien er­streckt sich ein Depressionsgebiet, unter dessen Einfluß für Freitag und Samstag mehrfach bedecktes und auch zu weiteren Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten ist.

Birkeufcld, 18. Febr. Letzten Sonntag abend fand der F a m i l i e n a b e n d mit Lichtbildervortrag des Krieg er - nnd M i l i t ä r v e r c i n s statt, llm L-8 Uhr begrüßte der Vorstand, Oberlandjäger Braun, die imAdler"-Saal an­wesenden Kameraden mit Angehörigen und betonte, daß man der heutigen Notlage wegen von einer größeren Veranstaltung abgekommen wäre. Um aber trotzdem das Zusammengehörig­keitsgefühl neu zu stärken, habe die Leitung des Vereins es gut geheißen, zum heutigen Abend einzuladeu. Die Schule habe bereitwilligst ihren Lichtbildapparat zur Verfügung gestellt und Hauptlehrcr S ch e u e n st u h l werde Lichtbilder vorführen von der ersten Sommeschlacht im Jahre 1916. Hauptlehrer Icheucnstuhl, als Offizier Teilnehmer an der Sommeschlacht, sprach kurz und ergreifend über das Gezeigte. Auf dem Schluß­bild sah man einige Kameraden auf einem Soldatenfriedhof. Zu diesem Bild sangen die AnwesendenIch hatt' einen Kameraden". Die Pause wurde durch Musik ausgcsüllt. Der zweite Teil des Abends bildete die Vorführung von Lichtbil­dern aus der Frühjahrsoffensive 1918. Zu diesen sprach Vor­stand Brau n. Manche angenehme und unangenehme Erinne­rung wurde wach gerufen durch diesen Vortrag. Nun wurden noch einige Bilder von hiesigen Kriegsteilnehmern gezeigt. Rach einer Pause, die ebenfalls durch Musikvorträge verkürzt wurde, trug der 83jährige Veteran Wurster von hier ein Gedicht vor. Es wird darin in ganz ulkiger und wahrer Weise der Soldat geschildert. Der Inhalt des Gedichts, die Art des Vortragenden ließen eine heitere Stimmung aufkvmmcn. Nach einigem Plaudern. Lachen und Scherzen gehen die Anwesenden von einander in dem Bewußtsein, einen schönen Abend verlebt zu haben.

Schömberg, 18. Febr. Vergangenen Sonntag hielt der Ge­sangvereinGermania" im Lokal zumLöwen" seine jähr- liclu Generalversammlung ab, mit gleichzeitiger Ehrung seiner Jubilare. Vorstand Ru pp mann begrüßte die zahlreich Erschienenen, besonders auch Herrn Bürgermeister Hermann, sowie die Ehrenmitglieder und Jubilare des Vereins. Die alsdann nach Bekanntgabe der Tagesordnung vorgenommene Verteilung der Ehrenurkunden für 25jährigc Mitgliedschaft machte, besonders auch unter den jüngeren Mit­gliedern, einen erhebenden Eindruck. Die Jubilare, die sich stets mit treuem und sangesbrüdcrlichem Geist um das Wohl des Vereins angenommen haben, sind folgende: Ludlvig «rechtel, Friseurmcister, Friede. Burk Hardt, Lieben- zellerstraße, Friedr. Burkhardt, Metzgcrmeister, Friede. Rents ch l e r, zurPost", Matth. Rentschlcr, Fuhrunter­nehmer, Gottl. Riexinger, Robert Zillinger, Maler­meister. Ihnen folgt noch einer, dem cs leider nicht mehr

vergönnt ist, an dieser Ehrung teilzunehmeu und dies ist der im Dezember v. Js. verstorbene Schmiedmeister Georg Feder- man n, dessen Andenken von der Versammlung geehrt wurde. Namens der Jubilare ergriff F. Burkhardt, Metzgermstr., das Wort, dankte dem Verein für die ihnen zuteil gewordene Ehrung und versprach, auch weiterhin dem Verein treu dienen zu wollen. Anschließend begrüßte Vorstand Ruppmann die im vergangenen Jahre neu eingetretenen Mitglieder und gab hierauf in kurzen Worten einen Ueberblick über die Tätig­keit des Vereins im letzten Jahre; so bekamen die. Mitglieder ein klares Bild über die mannigfachen frohen, aber auch ernsten und tragischen Ereignisse des Vereinslebens. Schriftführer E. Bühler verlas die Protokolle, denen mit großer Aufmerk­samkeit gefolgt wurde. Der von Kassier K. Berts ch erstattete Kassenbericht zeigte, mit welcher Sparsamkeit er die Kasse ver­waltete. Der Vorstand sprach den Vereinsbeamten, den Sän­gern für ihre Mitwirkung bei den verschiedenen Veranstaltun­gen, sowie allen denen, die sich in den Dienst des Vereins stell­ten, den herzlichsten Tank aus. Im Vordergrund stand nun die Kassierfrage. Durch einstimmige Wiederwahl desselben wurde dieser heikle Punkt rasch überwunden. Die satzungs- gemäß ausscheidenden Ausschußmitglieder Fr. Erlcnmaier, Ehr. Gengenbach und Fritz Schröter wurden durch Stimmenmehrheit wieder gewählt. Tie Festlegung des Jahres­programms zeitigte eine längere Anssprache. Tie Versammlung beschloß die Teilnahme am Sängerfest in Gechingen im Hin­blick auf die freundschaftlichen Beziehungen zu diesem Verein. Dem Vorschlag, sich einem Gau, resp. dem Schwab. Sänger­bund anzuschließen, wird dahingehend Rechnung getragen, als beschlossen wurde, diesbezügliche Vorkehrungen zu treffen. Hiernach ergriff Bürgermeister Hermann das Wort, be­glückwünschte die Jubilare, vor allem auch den Verein, der unter der tüchtigen Leitung seines Dirigenten, Oberlehrer Schüller, und seiner rührigen Borstandschaft, sich stets mit voller Hingabe der Gemeinde und der Kurgäste dienend mache; der Dank der Gemeinde und Kurgäste sei ihm sicher. Ferner treue er sich der schön und einträchtig verlaufenen Versamm- lund und wünsche dem Verein weiteres Blühen und Gedeihen. Nachdem nun noch Fritz Stähle aus Tübingen, der schon über 30 Jahre unseren beliebten Kurort besucht und sich stets um das Wohl des Vereins kümmert, zum Ehrenmitglied er­nannt wurde, schloß Vorstand Ruppmann die von Gesängen umrahmte Versammlung mit mahnenden Worten zu treuem Zusammenhalten. p.

Aus der Dogelwelt

Von Hermann Stecher, Herrenalb.

^ Der Frühling naht und mit ihm das Erwachen der Natur. Schon steigt die Sonne höher und sucht mit ihren jetzt immer stärker werdenden Strahlen, den noch mit Schnee und Eis tief verkrusteten Boden zu durchdrungen, um alles Tier- und Pflanzcnleben zu neuem Leben zu erwecken. Schon steigt in jedem Baum und Strauch neuer Lebenssaft empor und auch unsere gefiederte Vogclwelt im fernen Süden verspürt schon eine geheimnisvolle Ahnung von dem siegreichen Walten der Natur im fernen Heimatlande.

Und wie lange wird es dauern, dann übermannt sie das ewig große Heimweh nach ihrer Geburtsstätte und sie kehren wieder zurück in die liebe, alte Heimat, die sic nie vergessen können und auch nie vergessen werden, denn ist's auch schön im fremden Lande, zur Heimat wird es nie.

Darum liegt es an uns, ihnen das Leben in der Heimat so angenehm wie möglich zu gestalten und dazu ist es jetzt allerhöchste Zeit. Durch die veränderte Bebauung und stärkere Ausnützung des Bodens wird die Zahl der von der Natur ge­botenen Brutstätten leider immer kleiner, so daß auch unter ihnen eine unsägliche Wohnungsnot so Verheerend wirkt, daß geradezu für viele Arten die Zahl der Vögel immer mehr ab­nimmt.

Da nun aber eine Vermehrung der Vogelwelt schon aus rein wirtschaftlichen Gründen angestrebt werden muß, dürfte cs nicht schwer fallen, diesem Ucbelstnnd mit künstlichen Brut­stätten für immer Abhilfe zu schaffen, weil dadurch die Zahl der Vögel auf schnellstem Wege vermehrt werden kann und muß. Daß daher nun diese Forderung ein Gebot unserer über­kultivierten Neuzeit ist, können wir an einer einzigen Meise beobachten, wenn sic in unermüdlichem Fleißc, den ganzen, lieben, langen Tag unsere Obstbäume Stamm für Stamm und Ast für Ast absucht und dabei Millionen und Abermil- lionen winzig kleiner llngeziefertierchen, die wir zum Teil mit dem bloßen Auge gar nicht sehen können, mit gierigem Appetit aus ihren Verstecken unter der Rinde hervorholt und verzehrt. Einen noch besseren Beweis aber dafür lieferte uns Herr Amtmann Behr in Steckbh, einer unserer bedeutendsten Bogcl- und Naturkenner. Ihm gelang es mit Hilfe seiner Vogelschutz- Maßnahmen in kurzer Zeit, seinen Garten von Scksiidliugen zu säubern und seinen Obstertrag so stark zu steigern, daß seine Nachbarn vor einem Rätsel standen.

Sein Beispiel wirkte aber auf die ganze Gemeinde, südaß sie in ganz kurzer Zeit für Len Vogelschutzgedanken gewonnen wurde. Nun aber erregte der gute Ausfall der Obsternte wiederum das Erstaunen anderer Gemeinden, sodaß es zu hoffen ist, daß diese Erfolge immer weitere Kreise ziehen, an denen es uns aber im Vogelschutz, Gott seis geklagt, immer noch fehlt.

Tie Maßnahmen sind auch bei uns sehr einfach und be­stehen darin, unseren Lieblingen Nistgelegeüheiten zu verschaf­fen und zwar auf ganz billige Art und Weise.

Darum, lieber Leser, lasse auch du dich überzeugen von der ungeheuren Nützlichkeit unserer treuen Gehilfen. Selbst wenn du nur ein kleines Fleckchen Erde dein eigen nennen solltest.

Eine einzige Nisthöhle, in dem ein Paar unserer Lieb­linge seine Kinderwiege aufschlagen würde, würde dir diese Mühe tausendfach belohnen, zudem der Bund für Vogelschutz in Stuttgart, Jägerstraßc 31, dir mit Rat und Tat an die Hand gehen und dir die den einzelnen Vogelarten am besten zusprechenden Nisthöhlen zu einem ganz minimalen Selbst­kostenpreis besorgen wird. Und wenn einer oder der andere Leser noch mehr für unsere Lieblinge übrig haben sollte, so trete er ein in den Bund, das heißt, er werde Mitglied. Er erhält dadurch für einen ganz geringen Jahresbeitrag, schon von 50 Pfennig ab. Aufklärung in Wort und Schrift und unterstützt dadurch unsere über ganz Deutschland verbreitete Sache.

Mögen also meine Zeilen nicht ungchört Verhallen, so­daß unsere gefiederten Lieblinge nach ihrer Rückkehr aus dem fernen Süden ein Heim vorfinden werden, in dem sie sich niederlassen können.

Württemberg.

Altenfteig, OA. Nagold. 18. Febr. (Ein Viehhändler, der nicht bezahlt.) In der Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen" wird vor dem Viehhändler Reinheimer von Pforzheim gewarnt, der im Hinteren Bezirk ganze Biehtransporte ausgekauft habe, ohne diese zu zahlen. Vor einigen Tagen ist in Pforzheim über das Vermögen des Reinheimer der Konkurs eröffnet worden. Der Schaden, den die Landwirte des Hinteren Bezirks dadurch erleiden, soll sich auf 120 bis 150 000 Mk. belaufen.

Freudenstadt. 18. Febr. (Ablehnung des Baues der Höhenfttaße.) In der gestrigen Gemeinderatssitzung gab der Vorsitzende einen Erlaß

des württ. Innenministeriums, Abteilung für den Straßen- und Wasserbau, bekannt, der im wesentlichen besagt, daß es nicht Sache der Straßenbauoerwaltung sein könne, parallel zur Murgtalstraße in verhältnismäßig kurzem Abstand aus der Höhe «ine Staatsstraße zu bauen und zu unterhalten und daneben die Erzsteige von Besenfeld ins Murgtal umzubauen, für die die Höhenstraße keinen Ersatz biete, zumal der Bezirk Freudenstadt zu denjenigen Bezirken des Landes gehöre, die mit Staatsstraßen recht gut bedacht seien. Weiter wurde zur Kenntnis bebracht, daß, wenn das Bürgermeisteramt Freudenstadt von sich aus einen erneuten Vorstoß durch Vermittlung des Wirt- schastsministeriums unternehme und den alsbaldigen Ausbau der Höhenstraße durch den Staat als Notstandsarbeit beantrage, ordent­liche Mittel für diese Straße, die schätzungsweise einen Aufwand von 900000 RM. verursachen werde, bet der jetzigen Finanzlage des Staats auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung stehen werden. Selbst wenn die Straße von der Amtskörperschaft als Nachbarschaftsstraße ausgesührt werben sollte, könnte die Perwilligung eines Staatsbeitrags hiezu (etwa ein Drittel wie üblich) in naher Zukunft wegen des Fehlens von Mitteln kaum in Frage kommen. Das Wirtschastsmi- ntsterium teilte außerdem mit, daß bei der durch die Finanzlage de- dingten ablehnenden Stellungnahme des Innenministeriums der Wirt­schaftsminister bedaure. einem Ausbau der Höhenstraße Freudenstadt Wildbad im Wege der Notstandsarbeit zunächst nicht näher treten zu können.

Stuttgart, 18. Febr. (Radauszenen in der Fastnacht-Dienstag- Nacht.) Zu den wüsten Radauszenen in der Stuttgarter Königstraße am Fastnachtsdienstag abend teilt das Deutsche Volksblatt noch mit, daß einige hundert meist jüngere Burschen sich zusammengerottet hatten, um jedes Auto, das die Königstraße hinauf- und herabfuhr, anzu­halten und die Insaffen in unflätigster Weise zu belästigen. Die Autos wurden in die Höhe gehoben und in Schwingung ver­setzt, wobei versucht wurde, sie auf die Seite umzulegen. Einer ange­trunkenen Frauensperson wurden vor dem Kaufhaus Schocken die Kleider vom Leib gerissen, sodaß sie in Evaskostüm aus der Straße stand. Der Radau, der in diesem Ausmaß in Stuttgart am Fast- nachlsdienstag in früheren Jahren unbekannt war, hatte eine Un­menge von Passanten angelockt, die ihrer Entrüstung über solche un- würdige Ausschreitungen lebhaften Ausdruck v-rliehen.

Stuttgart, 18. Febr. (Politischer Uebersall.) In der Nacht zum Mittwoch wurde, wie das Stuttgarter Neue Tagblatt berichtet, ein Kaufmann im Alter von etwa 40 Jahren, als er zu Fuß nach Degerloch heimkehrte, am Bopser von etwa 8 bis 10 Männern im Alter von etwa 20 bis 30 Jahren mit dem RufDa kommt wieder einer von der Rechtspartei!" angehalten und niedergeschlagen. Dem Ueberfallenen, der den Angreifern auch nicht den geringsten Anlaß gegeben hatte, sondern friedlich seiner Wohnung zustrebte, wurde zuerst der Fuß gestellt, sodaß er niederstürzte. dann traten sie ihm in den Unterleib und richteten ihn derart zu, daß er erst nach weiteren zwei Stunden in der Lage war, sich in seine Wohnung zu begeben, die Täter entkamen unerkannt.

Stuttgart, 18. Febr. (Schulgelderhöhung.) Durch eine Verord­nung des Kultministeriums vom 5. Februar wird das Schulgeld für die höheren Schulen und Mittelschulen, für die Gewerbe- und Handels­schulen und für die Frauenarbeitsschulen erhöht. An den höheren Schulen und den Mittelschulen werden die Säge von 90 und 120 aus 120 und 160 RM. erhöht. Das Schulgeld für die Teilnahme an dem verbindlichen Unterricht der höheren Handelsschulen beträgt künf­tig in der Vorklasse 90 RM., aus der Mtitelstufe 120 RM., auf der Oberstufe 160 RM. 2n der Schulgelbordnung für die Frauenarbeits­schulen werden die Sätze von 84 und 90 auf 90 und 120 erhöht.

Stuttgart, 18. Febr. (Fcistadlauf für Anträge aus Freigabe deut­schen Eigentums in Amerika.) Bon der Handelskammer Stuttgart wird uns geschrieben: Die Frist zur Einreichung von Anträgen auf Freigabe beschlagnahmten Eigentums in den Bereinigten Staaten von Nordamerika beim amerikanischen Treuhändecamt läuft entgültig am 10. März 1931 ab. Wer die Frist versäumt, wird nach dem ameri­kanischen Freigabegesetz als aller Rechte verlustig angesehen. Die Han­delskammer weist erneut daraus hin, daß bei ihr eine amtliche Liste des amerikanischen Treuhänders aufliegt, welche die Namen derjenigen Forderungsberechtigten enthält, bei deren Guthaben sich kein Vermerk über die Stellung eines Freigabeantrags drsindet, und daß sie zu allen weiteren Auskünften über die Verfolgung von Freigabeanträgen bereit und in der Lage ist.

Tübingen, 18. Febr. (Preisabbau.) Nachdem vor einigen Tagen in Tübingen durch eine von Oberbürgermeister Sckeef geführte Ver­handlung eine Ermäßigung um 2 Pfg. pro Liter Milch erreicht wurde, fand am Dienstag durch den Siadivorstand auf Veranlassung der Vereinigten Gewerkschaften eine Verhandlung mit den Vertretern des Metzaergewerbes statt. Dabei machten erfreulicherweise die Vertreter des Metzgergewerbes im Interesse der Allgemeinheit Zugeständnisse. Eine Verbilligung erfolgt beim Rindfleisch, das als zweite Qualität künftig um 95 Pfg. pro Pfund verkauft wird, während der Preis für Ochsenfleisch bei 1 RM. bleibt. Bei Schweinefleisch fand insofern eine Ermäßigung statt, als der Preis für Bauchlappen auf 90 Pfg. gesenkt wurde. Die Speck- und Schmalzpreise find in Tübingen nieder. Die neuen Preisermäßigungen gelten vom 20. Februar an.

Ulm, 17. Febr. (Versuchter Raubmord.) Ein 20 Jahre alter, aus dem Bezirk Blauveuren stammender, in Ulm in Stellung befind­licher Kaufmann, wurde wegen versuchten Raubmords sestgcnommen und dem Gericht zugeliefert. Das auserlesene Opfer ist ein Jugend- Kamerad von ihm, ebenfalls aus dem Bezirk Blaubeuren und in Ulm beschäftigt. Der Täter hatte von seinem Opfer Geld geborgt, wollte dieses jetzt zurückbezahlen und wurde dazu gedrängt. Er wußte auch, daß der Kamerad ein schönes Sparguthaben hatte, in dessen Besitz er kommen wollte. Zu diesem Zweck lockte er den Kameraden abends vor die Stadt an das User der Donau, versah sich vorher mit Pistole und Munition und schoß im geeigneten Augenblick zwei­mal aus seinen Kameraden, wobei er ihn schwer verletzte. Zum Aus­rauben kam er nicht, da das Opfer sich wehrte. Am anderen Tag führte er in der Wohnung des Verletzten, der sich inzwischen ins Krankenhaus begeben hatte, einen Einbruch aus und stahl diesem einen geringen Geldbetrag. Dann ging er flüchtig, kehrte aber wieder zurück, woraus seine Festnahme erfolgte.

Baindt OA. Ravensburg, 18. Febr. (Explosion einer Wärme­flasche.) Die Familie von Ztmmermeifter Gebhard Heithier wurde am Montag abend von einem schweren Unglück heimgesucht. Frau Heit­hier hatte zwei gefüllte Wärmeflaschen auf den Ofen gestellt und ver­gessen, von einer derselben den Verschluß abzunehmen. Als sie die Flasche vom Ofen weghob, explodierte diese. Dadurch wurde die elf­jährige Tochter Agarha im Gesicht, an der Brust und an den Armen schrecklich verbrüht. Der Sanitätskraftwagen verbrachte das bewußt­los gewordene Mädchen ins Krankenhaus nach Weingarten. Auch die Mutter erlitt an beiden Vorderarmen schwere Brandwunden.

Friedrichshafen, 17. Febr. (Die Ueberrcste des englischen Riesen­lustschiffes.) Hier kam ein Guterwagen mit verschrottetem Aluminium an. der aus Beauoais kommt. Das Aluminium stammt von dem verunglückten englischen Riesenluftschiff st 101 und ist von der Zeppelin­werst angrkauft worden.

Das neue Fahrtcnprogramm desGraf Zeppelin".

Friedrichshafen, 18. Febr. Wie die Luftschiffbau Zeppelin mitteilt, wird der Fährbetrieb mit dem LuftschiffGraf Zeppe­lin" gegen Ende März wieder ausgenommen. Im Laufe der nächsten Woche schon beabsichtigt der Luftschiffbau, das erste Fahrtenprogramm für die diesjährige Saison hcrauszugebcn. Es sollen von großen Fahrten für Ende April eine Fahrt nach Aegypten mit Zwisck)eulaiidung in Kairo und eine Rundfahrt über Aegypten und Palästina (Jerusalem) von etwa 12 stun­den Dauer, eine zweite Landung in Kairo und Rückfahrt ent­weder über Griechenland mit Postabgabe und -Aufnahme m Athen, oder über Konstantinopel und das Schwarze Meer oder über die Adria und den Karst oder Rom aufwärts durchgcführt werden. Ferner ist Ende Mai eine Fahrt nach Sevilla geplant. Bon Sevilla aus soll eine Rundfahrt um Spanien von etwa 36 Stunden Dauer ftattsinden. Die Passagiere, die diese Rund­fahrt nicht mitmachen wollen, haben einen zweitägigen Auf­enthalt in Sevilla, während dessen von der Hapag Ausflüge nach Granada und der Alhambra geplant sind.