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zug 4.15 Uhr fuhren 39 Teilnehmer nach Freuden- ftadt, das 6 V» Uhr erreicht wurde. Sofort begann die Wanderung über den sehr interessanten Freudenstädter Marktplatz zum nahen Teichelweg, welcher etwa eine Stunde fast eben durch schönsten Tannenwald führt. Derselbe, mit vielen Bänken,
Pavillons und reizend gefaßten Quellen ausgestattet, ist eine der schönsten Zierden Freuden- stadts und hat jedenfalls sehr viel zur Hebung des Kurortes beigetragen. Um 9 Uhr wurde Kniebis Lamm erreicht und in respektvoller Entfernung im Walde lagernd das erste Rucksackvesper verzehrt. Nach Vs ständiger Rast gings weiter an der Alexanderschanze vorbei zur Zuflucht, auch Roßbühl genannt, in deren Nähe die Röschenoder Schwabenschanze, sowie ein Aussichtsturm steht. Von hier aus gings in langer Linie dem sog. Grenzweg entlang auf dem Höhenweg Pforzheim—Basel bergauf—bergab gegen den Schliffkopf 1055 in; derselbe wurde gegen V-1 Uhr erreicht, nachdem vorher noch bei der Hütte am Stein- mäuerle das zweite Vesper eingenommen war.
Von dem Turm aus hatte man eine umfassende Aussicht auf die Rheinebene. Hinter dem Rhein, welcher sich wie ein Silberfaden zwischen Schwarzwald und Vogesen hinzieht, sah man mit bloßem Auge das Straßburger Münster sich aus dem Dunste erheben. Der schlimmste Weg war nun überstanden; raschen Schrittes wanderte man über die Hochebene und den Vogelskopf weiter; die Durstigen erreichten das Kurhaus Ruhstein schon um 1 Uhr. Das Mittagessen, das auf 2 Uhr bestellt war, konnte schon um Vs 2 Uhr beginnen. Wie nicht anders zu erwarten war, fiel dasselbe reichlich und gut aus und weckte rasch wieder die Lebensgeister der Wanderer.
Nach 2stündiger Rast wurde um Vs4 Uhr aufgebrochen und zum Wildsee gestiegen, welcher tief im Kessel liegend, von dunklen Wäldern umgeben, manchen zu Ausrufen des Erstaunens veranlaßte.
Der weitere holperige Weg führte auf den Kamm zwischen Murg einseits, Schönmünz und Thonbach anderseits, in 3 Stunden nach Baiersbronn, in welches kurz nach 7 Uhr abends eingezogen wurde. Der 8 Uhr Zug brachte die müde Turnerschar über Freudenstadt wieder nach Hause. Die Marschzeit ohne Ruhepausen betrug 9 Stunden, die Teilnehmer, namentlich die jüngeren, dürfen auf ihre Leistung stolz sein. Jedenfalls werden Alle noch lange Zeit mit Befriedigung auf diese schöne Schwarzwaldtour, die selten in nur einem Tag ausgeführt werden dürfte, zurückblicken.
Calw. Der neugegründete Verein ehemaliger Schüler der Höheren Handelsschule Calw wird zu Pfingsten dieses Jahres seine konstituierende Versammlung hier abhalten.
Bei der Anhänglichkeit der Zöglinge an die Schule und an unser Städtchen dürfte eine größere Anzahl ehemaliger Schüler — Deutsche und Ausländer — bei dieser Gelegenh eit sich hier einfinden.
mein Verhalten der Mannschaft gegenüber die alleinige Schuld trage, wenn diese sich zu einer Meuterei Heranreißen lassen sollte. Er wie Duckling würden mich zum Rädlesführer der ganzen Verschwörung gestempelt haben. Uebrigens konnte ja mein Verdacht ganz unbegründet sein; ich machte vielleicht eine Meldung, die nicht nur meine Stellung gefährdete, sondern auch bei Kapitän und Maat ein Verhalten hervorrief, welches die Leute erst in eine Meuterei Hineintrieb, wenn sie bis jetzt noch an keine gedacht hatten. Diese Befürchtung bestimmte mich mehr, als jedes andere Bedenken, zu schweigen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Mochten der Kapitän und der erste Maat selbst ihre Augen offen halten.
Als ich das Teck um 4 Uhr nachmittags verließ, hatte das Schiff alle Leinwand angelegt, die nur ziehen wollte. Der Himmel war klar, aber blaß wie im Winter und von Süden rollte eine schwere Dünung heran. Das Wetter sah im allgemeinen günstig aus, und obgleich es aus Nordost wehte, war die Temperatur so mild, daß ich meine Jacke hätte entbehren können.
Ich blickte auf den Barometer, ehe ich meine Koje betrat und fand, daß er etwas gefallen war. Dies konnte ebensogut Regen bedeuten, wie eine Veränderung im Winde. Es läßt sich in Wahrheit nicht sagen, was das Steigen oder Fallen des Barometers bedeutet, er zeigt eben nur eine Veränderung der Atmosphäre. Jedenfalls schenke ich dem Auge eines alten Seemannes oder Landmannes mehr Vertrauen und was Wetter- Prophezeiungen betrifft, so gebe ich auf sie gerade so viel, wie auf Träume; jeder Mensch erinnert sich vielleicht an einen oder zwei, welche zufällig wahr wurden, vergißt aber die ungeheure Zahl derer, die Träume geblieben sind.
Während der nächsten Stunden blieb das Wetter noch schön, das Glas fiel aber noch ein Stück, und der Wind ließ nach. Kapitän Coxon und ich hatten einander jetzt immer sehr wenig zu sagen. Ich war nur gerade höflich, und er schien mich kaum zu beachten; als ich aber in der
Auch die Frage des Betriebssystems müsse zunächst offen bleiben. In der sich hieran anschließenden Debatte fand der Inhalt und Zweck des Antrags allgemeine Zustimmung. Gegenüber verschiedenen Wünschen um die Errichtung von Motorlinien betonte Staatsrat v. Balz mit gutem Humor unter der Heiterkeit des Hauses, eS werde mit diesen Wünschen gehen müssen wie mit den Eisenbahnpetitionen, umsomehr als ja doch jeder Abgeordnete den Wunsch nach mindestens einer Motorlinie haben. Von der Mehrzahl der Redner wurde staatlicher Betrieb verlangt, während andere wieder die Zulassung und Unterstützung privater Unternehmungen befürworteten. Man einigte sich schließlich auf eine von Haußmann an seinem Antrag vorgenommene Aenderung, wonach die Regierung die Einrichtung oder Förderung von Motorlinien, wobei das Wort staatlich also wegfällt, in Erwägung ziehen soll. Morgen Petitionen. Schluß der Sitzung '/'6 Uhr.
Ludwigsburg 25. Mai. Als der Amtsdiener in Zuffenhausen dem am Dienstag hieher ein gelieferten Gottlob Amann von Weil im Dorf das Frühstück bringen wollte, fand er denselben erhängt vor; doch konnte der Lebensmüde wieder ins Leben zurückgerufen werden. Dann wurde der Transport nach Ludwigsburg angetreten. Nach einer Aeußerung Amanns wollte er mit feinem Fluchtversuch nur bezwecken, daß ihn der Landjäger totschieße. In Kornwestheim hat er die genossene Gastfreundschaft bei einem Arbeiter mit einem Diebstahl von 40 ^ belohnt.
Eßlingen 25. Mai. Der seit I V-Jahren beim hies. K. Amtsgericht tätige Gerichtsschreiber Grundier hat sich vor einiger Zeit zum Kolonialdienst angemeldet. Gestern traf die telegraphische Anfrage ein, ob Grundier bereit sei, eine Stellung als Gerichtsschreiber in Deutsch-Südwestafrika anzunehmen. Die Antwort lautete bejahend. G. wird seine Stellung am 15. Juni antreten resp. aus dem württembergischen Staatsdienst ausscheiden, die Gehaltsverhältnisse find: 5400 ^ festes Gehalt und freie Wohnung, sowie 1000 ^ Ausrüstungsgeld und freie Ueberfahrt.
Ergenzigen OA. Rottenburg 25. Mai. Hier war eine Zigeunerin beim Diebstahl verhaftet und in den Arrest gesteckt worden, während die Männer der Bande mit dem Wagen davonfuhren. In der nächsten Nacht kam aber einer der Zigeuner zurück, stieg über das Dach des Rathauses ein und befreite die Zigeunerin.
Gmünd 25. Mai. Am Mittwoch hat sich hier eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung gebildet zum Zweck der Herausgabe einer unparteiischen Zeitung, die den Titel „Gmünder Zeitung" tragen wird. An der Gesellschaft sind eine große Anzahl hiesiger Firmen und Männer aller Parteirichtungen beteiligt.
Ulm 25. Mai. Gestern wurde hier der 3. Württemberg. Abstinententag abgehalten, wozu sich von sämtlichen württemb. Ortsgruppen
Kajüte eine Stärkung nahm, ehe ich mich auf drei Stünden niederlegen wollte, fragte er mich, wie ich über das Wetter dächte.
„Es ist schwer zu sagen, was diese Dünung bedeutet," antwortete ich, „entweder kommt Sturm, oder ist irgendwo einer gewesen."
„Ich hege keinen Zweifel, daß ein Sturm im Anzuge ist und zwar ein tüchtiger, behalten Sie also Ihre Kleider an, wenn Sie sich legen. Wenn Sie jetzt Ihre Nase über die Schiffsseite stecken wollten, würden Sie den herankommenden Sturm riechen."
Absonderlich, wie er sich ausdrückte, sprach er doch ganz ernsthaft, und ich war überzeugt, daß seine Erfahrung als alter Seemann die Wetteranzeichen richtig beurteilte.
Als der Wind schwächer und schwächer wurde, rollte das Schiff noch schwerer. Es war kein angenehmer Aufenthalt in der Kajüte, wo alles ächzte, stöhnte, klirrte und knarrte. Wenn man aus dem, von der Lampe hell erleuchteten Raum durch das Oberlicht blickte, erschien es draußen pechdunkel. Wie Kanonenschüsse drang das Schlagen der Segel gegen die Masten herunter und deutlich hörte man das Gurgeln und Plätschern des Wassers, wenn es beim Ueberholen des Schiffes durch die Speigaten stürzte.
Durch alles Geräusch hindurch vernahmen wir plötzlich den Befehl Ducklings, das Focksegel einzuziehen. Coxon stand sogleich auf und ging auf Deck. Als er fort war, überlegte ich, ob ich mich schlafen legen sollte, kam aber bald zu dem Entschluß, daß ich bei der herrschenden Ungemütlichkeit besser tun würde, mir meine Pfeife anzustecken und auch auf Deck zu gehen. So stellte ich mich also oben in eine Ecke des Kajüten-Eingangs, wo ich am Pfosten einen Halt hatte. Wäre dies meine erste Reise gewesen, so hätte ich nicht mehr Schwierigkeiten haben können, mich auf den Füßen zu erhalten. Das Gehen wurde durch das übermäßige Schlingern des Schiffes beinahe zur Unmöglichkeit.
(Fortsetzung folgt.)
Die Teilnehmer werden Gäste der Handelsschule sein. — Wie in früheren Jahren wird auch diesmal ein großer Teil der Schüler über Pfingsten in Begleitung einiger Lehrer wieder eine Schülerfahrt machen. Das Ziel der älteren Abteilung wird Luzern mit seiner herrlichen Umgebung sein, während für die jüngeren Zöglinge eine dreitägige Wanderung im nördlichen Schwarzwald geplant ist. Möge der wanderlustigen Schar gutes Wetter beschieden sein!
X Stammheim. Am 22. ds. Mts. wurde durch die Geistesgegenwart und rasche Entschlossenheit des hiesigen Amtsdieners Mann einem 12jährigen Mädchen das Leben gerettet. Dasselbe machte sich an der Feuerung eines im Freien aufgestellten Waschkessels zu schaffen. Die Kleider fingen Feuer und sofort brannten sämtliche Kleidungsstücke desselben. Der des Wegs kommende Amtsdiener trug das brennende Kind in den naheliegenden Brunnentrog und so kam das- selbe mit dem Schrecken davon. Mann erhielt mehrere bedeutende Brandwunden an den Händen.
Stuttgart 24. Mai. Im hiesigen Schlachthaus wurde am vergangenen Montag an einem kurz zuvor von Berlin eingeführten Ochsen Maul- und Klauenseuche festgestellt. Das kranke Tier wurde sofort geschlachtet und der ganze Viehhof gesperrt, so daß alles Vieh, das in den Viehhof verbracht worden war, abgeschlachtet werden muß. Die Ställe, sowie die Ueberkleider der Metzger und der sonstigen Personen, die in den betreffenden Teilen des Schlachthauses verkehrten — etwa 200 an der Zahl — wurden gründlich desinfiziert, um eine Verschleppung der Seuche zu verhindern.
Stuttgart 25. Mai. Die Kammer der Abgeordneten nahm heute Nachmittag nach »tägiger Pause ihre Beratungen wieder auf und befaßte sich mit einem von dem Abg. Haußmann- Gerabronn und Genossen gestellten Antrag, worin die Kgl. Staatsregierung ersucht wird, die Einrichtung staatlicher Motorlinien auf solchen Landstraßenstrecken des Landes, für die ein entsprechendes Verkehrsbedürfnis besteht, in Erwägung zu ziehen. Der Antragsteller wies auf die großen Fortschritte der Automobiltechnik, die Hebung des Volkswohlstandes durch jede Verkehrshebung hin und nannte als Anforderungen an einen solchen Wagen: Beförderungsfähigkeit von 20 Personen, 25—30 Pferdekräfte, Sechspfennigtarif per Km., 12 km Fahrgeschwindigkeit per Stunde. Er empfahl das sog. gemischte System des Betriebs durch Staatsgemeinde. Staatsrat v. Balz legte dar, daß die Verwaltung die Frage schon seit lange mit Interesse verfolge und sich des Automobils bereits versuchsweise bediene. Der Redner wies dann auf die seit 1. Mai bestehende Motorverbindung von Schramberg nach Rottweil hin und wiederholte eine frühere Erklärung des Ministers v. Soden, wonach die mit dieser Linie gemachten Erfahrungen erst abgewartet werden müssen, ehe eine Entscheidung gefällt werden kann.