Culw 8 Diphtheriefälle in 5 Gemeinden, 17 Scharlachfälle in 3 Gemeinden, 1 Milz branderkrantung, 4 Parcrthphusfälle in 3 Gemeinden,; im Oberamt Neuenbürg 5 Diphtheriefälle in 5 Gemeinden, 38 Scharlachkranke in 9 Gemeinden und 1 Erkrankung an Kindbettfieber. Masernepidemien tra ten in Schwarzenberg und Wildbad auf. Da Masern wie auch Keuchhusten leider nicht meldepflichtig sind, so hat die Oberamtsarztstelle keinen richtigen lieber blick über dieselben, obwohl dies in mancher Beziehung wichtig wäre. Außer dem Tod von 2 masernkranken und 1 diphtheriekranken Kind endigten sämtliche.Erkrankungen an übertragbaren Krankheiten in beiden Oberämtern in Heilung.
An Tuberkulose starben 18 Angehörige des Oberamts Calw und 40 des Oberamts Neuenbürg gegenüber 14 und 20 des Vorjahres. Eine bestimmte Erklärung für diese erhöhte Sterblichkeit ist nicht zu finden; die Aerzte und die Tuberkulosefürsorgestellen haben nicht den Eindruck, daß die Tuberkulose zunahm oder in bösartigerer Form auftrat. Die Tätigkeit der Fürsorgestellen (Ealw und Charlottenhöhe) litt, wie schon im Vorjahr berichtet wurde, unter dem Personalmangel; besonders kann die nachgehende Fürsorge, nur in ungenügendem Umfang getrieben werden. In dieser Erkenntnis wurde — was dem Bericht vorauseilend erwähnt sei — im Oberamt Neuenbürg im Frühjahr 1930 die Anstellung einer zweiten Fürsorgerin beschlossen, wodurch dann Wohl manche bisher unerfüllbare Wünsche bezüglich der öffentlichen Gesundheitspflege erfüllt werden können.
Die Geschlechtskrankheiten hielten sich auch 1929 in noch mäßigen Grenzen: der Gesundheitsbehörde wurden gemeldet: im Oberamt Calw 9 Tripper- und 5 Syphiliskranke, im Oberamt Neuenbürg 20 Tripper- und 11 Syphiliskranke, das sind zusammen 45 Personen einschließlich 11 Verdachtsfällen; 1928 waren es 30 Personen, darunter 8 Verdächtige.
3. lieber die im Kirchspiel Neubulach Oberamt Calw vorkommende myotonische Dystrophie ist nichts besonderes zu melden, ebensowenig über die Bluterfamilien im Neuenbürger Lberamt.
Der allgemeine wirtschaftliche Niedergang in Deutschland machte sich auch in unserem Bezirk naturgemäß bemerkbar: durch die Arbeitslosigkeit der Männer und die llebernahme von Heim- oder Fabrikarbeit ist der Ernährungszustand der Frauen vielfach ein unbefriedigender/ die Widerstandsfähigkeit besonders der Tuberkulose gegenüber ist geschwächt uno man steht auch entsprechend nervöse Herz- und Magenbeschwerden sowie klimakterische Beschwerden. In den vorwiegend ländlichen Ortschaften, besonders des Waldgebietes, sind die Verhältnisse günstiger.
Die Zahl der an ausgesprochenen Geisteskrankheiten Erkrankten war weiterhin eine bescheidene; dagegen hat man den Eindruck, daß der Krebs zunahm; im Oberamt Calw starben von 386 Personen 38 an Krebs, im Oberamt Neuenbürg 44 von 483; Gebärmutter- und Magenkrebs kamen am häufigsten vor.
Die Aerzte, die auf meine Rundfrage antworteten, glauben auch eine Zunahme der Kreislauferkrankungen feststellen zu können. Der Kropf ist wie bisher weit verbreitet; der Gebrauch von Vollsalz anstelle des gewöhnlichen Kochsalzes bürgert sich in den Haushaltungen erfreulicherweise immer mehr ein. Wenn auch der eigentliche Alkoholismus im Bezirk verhältnismäßig selten ist, so ist doch der Mostgenuß allgemein viel zu groß; in dankenswerter Weise bemühen sich vielerorts die Lehrer und andere Persönlichkeiten um die Einführung der gärungslosen Früchteverwertung. Insbesondere ist das Baumann'sche Süßmostverfahren im Bezirk üblich. Der Rauschgiftmißbrauch ist nach wie vor sehr gering. Hinsichtlich Fällen von Abtreibung hat sich das Bild gegenüber dem Vorjahr nicht verändert.
Neben dem allgemeinen Geburtenrückgang hat die Abwanderung der Gebärenden in die Krankenhäuser erheblich zugenommen; dadurch leiden neben Erfahrung und Hebung besonders auch die Einkommensverhältnisse der Hebammen, was was wohl auf die Frage eines tüchtigen und arbeitsfrohen Hebammennachwuchses seine Rückwirkungen haben dürfte. Alles in allem bedarf das Hebammenwesen dringend einer gesetzlichen Neuregelung.
4u. Wohl besonders der wirtschaftlichen Lage wegen ist die Sehnsucht nach dem Kind leider nicht groß, so daß auch in unserem Bezirk der Geburtenrückgang deutlich ist. Die rn beiden Oberämtern an mehreren Orten regelmäßig abgehaltenen Mütterberatungsstunden (im Oberamt Neuenbürg ohne ärztliche Beteiligung!) werden allmählich besser besucht. In ihnen, wie auch durch die Hausbesuche der Bezirksfürsorgerinnen, Verteilung von Merkblättern und Abgabe von
Äebensmittelpaketen an werdende und stillende Mütter, bemüht man sich, eine planmäßige Säuglingsfürsorge zu treiben und bei der Bevölkerung das Verständnis für eine Wartung und Pflege der Säuglinge und Kleinkinder nach modern hygienischen Grundsätzen und dem neuesten Stand der Wissenschaft zu wecken und zu fördern. Dasselbe Ziel hatten die in zwei Calwer und drei Neuenbürger Orten abgehaltenen Kurse des Landesverbands für Säuglingsschutz und Jugendfürsorge. Man darf berichten, daß die gegebenen Anregungen großenteils befolgt werden und der Ernährungszustand ein befriedigender ist; die Stillzeit beträgt im Durchschnitt 3 bis 6 Monate. Während exsudative Diathese noch verhältnismäßig viel beobachtet wird, darf man jetzt von einem Zurückgehen der Rachitis sprechen. Die Skrofulöse hält sich in bescheidenen Grenzen, Tuberkulose ist selten. Masern, Keuchhusten und Windpocken treten in wechselnder Stärke und meist in gutartiger Form auf.
(Fortsetzung folgt.)
Württemberg.
Baden.
Heidelberg, 24. Sept. Wie die „Armen Schwestern" «Petzer betrogen wurden, darüber erzählt das „HeiNl^ ^agblatt" erschütternde Einzelheiten. So wird berichtet Rechtsanwalt Ludwig Müller mit seinem Auto von w-lN ^ berg nach Locarno sauste, nur, um dort ein Bad zu nebr um dann sofort nach Heidelberg zurückzukarriolen. Manch.
Zählt weiter, daß der Geschäftsführer Paul Müller in schxr
Calw, 24. Sept. (Ein Schaukasten erbrochen). In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde am Geschästshause von Kaufmann C. Reichert ein Schaukasten erbrochen. Die Einbrecher entwendeten Strtckwaren im Werte von 60 Mk. Den Spuren der „Arbeit" nach scheint es sich um gewerbsmäßige Schaukastenmarder zu handeln, die hier durchreisten.
Vaihingen a. E.» 23. Sept. (Die Lederwerke werden Leimfabrik). Wie der Enzbote hört, ist die Lederfabrik der Firma Württ. Leder werke von der Firma G. Conradt L Sohn hier käuflich erworben worden. Die Firma will die Leimfabrik in das neu erworbene Anwesen verlegen.
Stuttgart» 23. Sept. (Landesausschußtagung der Deutschen Bolkspartet). Der Landesverband Württemberg der Deutschen Volks Partei beruft eine erweiterte Landesausschußtagung aus Samstag den 4. Oktober, mittags 2 Uhr, nach dem Hindenburgbau in Stuttgart ein Zweck der Tagung soll es sein, den Parteimitgliedern Gelegenheit zu geben, sich über die politische Lage auszusprechen. Es werden dabei die Erfahrungen, die bei der Wshlbewegung gemacht worden sind, ausgetauscht werden. Auch über das Wahlbündnis mit der Staatspartei wird gesprochen werden. Vor allen Dingen aber sollen die Aussichten für die Zukunft, die Zusammenschlußbewegung, die Regierungs- grundlage und das Programm der Reichsregierung erörtert werden.
Stuttgart, 23. Sept. (Schaufenstereinbruch). In der vergangenen Nacht leisteten sich zwei junge Burschen ein dreistes Stückchen. In einem Photographengeschäft in der Büchsenstraße wurde ein Schau- sensterdiebstahl begangen, der Berliner Verhältnissen würdig wäre. Kurz nach 4 Uhr hielt ein mit zwei Personen besetztes Motorrad mit Beiwagen vor dem Photographengeschäft. Der eine der Burschen blieb auf dem Motorrad sitzen und jagte den Motor so auf Touren, daß jedes andere Geräusch in der nächtlichen Straße dabei unterging. Der Beifahrer zertrümmerte inzwischen das Schaufenster mit einem in ein grünes Tuch gewickelten Pflasterstein und raffte zusammen, was er in der Elle ergreifen konnte. Neben wertvollen Photographenapparaten fielen den Burschen einige Ferngläser in die Hände. Die ganze Beute wurde in den Beiwagen geworfen und mit unheimlicher Geschwindigkeit fuhren die Täter davon. Der ganze Diebstahl hatte nur 1'/, Minuten gedauert. Der Wert der erbeuteten Gegenstände beträgt über 800 Mk. Der Schaden ist durch . Versicherung gedeckt.
Stuttgart, 23. Sept. (Otto Henne kandidiert nicht mehr.) Der dritte Kandidat auf der Liste der Stoatspartei bet den diesjährigen Reichstagswahien, Otto Henne, württ. Landtagsabgeordneter, erklärte, so wird dem Schwarzwälder Boten berichtet, auf dem in Stgmaringen abgehaltenen Verbandstag des Verbandes Württ. Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen, dessen Vorsitzender er ist, daß er für die Staatspartei keine Kandidatur mehr annehme. Dieser Erklärung voraus ging eine lebhafte Debatte, die sich mit dieser Kandidatur beschäftigte.
Neckarsulm. 23. Sept. (62 Bewerber um die Ehefarztstelle am Krankenhaus). Wie in der letzten Sitzung des Gemeinderats bekannt gegeben wurde, hat eine Kommission die etngekaufenen 62 Bewerbungen um die Ehefarztstelle am städt. Krankenhaus einer Prüfung unterzogen. Sieben Bewerber sollen in die engere Wahl kommen. Die endgültige Wahl wird bis zur nässten Sitzung zurückgestellt.
Tübingen, 23. Sept. (Drei Meineidssälle.) Das Schwurgericht hatte sich am ersten Tag der neuen Schwurgerichtsperiode mit drei Meineidsfällen zu befassen. Im ersten Falle wurde der 21 Jahre alte ledige Maurer Theodor Proß von Sulz OA. Nagold wegen Meineids unter Zubilligung mildernder Umstände zu sechs Monaten Gefängnis, im zweiten Fall die 30 Jahre alte Gipsersehefrau Frida Gammel von Grötzingen OA. Nürtingen wegen Meineids zu einem Jahr Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust, im dritten Fall der 43 Jahre alte Metzgermeister Adolf Reusch von Dettingen a. Erms wegen Anstiftung zum Meineid und Beihilfe dazu zu einem Jahr zwei Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust und dessen 20 Jahre alten Metzgergehilfen Friedrich Wohnhas wegen Meineids zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. -
prächtig eingerichteten Wohnung fast Abend für Abend Gastessen gab, wobei Sekt, erlesenste Weine und Liköre die teuersten Leckerbissen eine Selbstverständlichkeit waw» und daß seine'Gemahlin, eine frühere Bardame, sich 2 scheute, manchmal im seidenen Schlafanzug mitten in Tafelrunde der guten Freunde zu sitzen und den Sekt -nr ihrem Stiefelchen trinken zu lassen oder im Suff ihre k- schmeide und ihre Brillanten achtlos über den Tisch zu iwr fen, Brillanten, gekauft von Geld, das pfennigweise in Lvier buchsen gesammelt war und aus milden 'Gaben stammte ke stimmt für edle Aufgaben der Krankenhilfe und Schülers ung. Noch ein kleines Beispiel, wie mit dem Gelbe umae gangen wurde: Vor kurzem wurde im Büro der WohnunT- vau-Gm. b. H. die Rechnung eines Mannheimer
von 1200 Mark für gelieferte Spitzen für Damenwäsäk-
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gezeigt. Rechtsanwalt Bähr, der juristische Beirat dn gregation, fragte höchst erstaunt bei der Firma an, was e- denn mit dieser Spitzenrechnung für eine Ballgesellschaft ftjr eine Bewandtnis habe. Er bekam zur Antwort, daß ReM. anwalt Müller in Begleitung einer „zierlichen jungen Dam«" die Spitzen gekauft und angeordnet habe, die Mchnmig zur Einlösung bei der Baugesellschaft einzureickien.
Vermischtes.
Ein tragisches Lebensschickfal. Die widerrechtliche Fortschaffung zweier Kinder von ihrem Vater ins Waisenhaus hat zu der Aufdeckung eines wahrhaft tragischen Lebensschick- sales geführt. Wilhelm Miethe, so heißt der Mann, dessen Lebensschicksal einen so phantastischen und tragischen Verlaus genommen hat, hatte sich aus kleinen Anfängen zum angesehenen Architekten und Bauherrn emporgearbeitet. Schon vor dem Kriege besaß er im Landkreise Köln allein 23 Häuser und später war er sogar zweifacher Gutsbesitzer und Eigentümer des herrlichen Schlosses Lobeda in Thüringen. In diesem seinem Schloß richtete er dann kurz nach dem Kriege ein Erholungsheim für unterernährte Kinder ein, in welchem innerhalb zweier Jahre 400 Kinder aus Hamburg und Merseburg Erholung suchten und fanden. Im Jahre IW war es, als ihm das Glück den Rücken kehrte. Mit Frau und Kindern fuhr er nach Amerika, während man in Deutschland wegen vermuteter Kapitalflucht sein Geld beschlagnahmte. Als ihm später ein Teil zurückerstattet wurde, war es zuw größten Teil schon entwertet. Trotzdem gelang es dem immer vorwärtsstrebenden Mann auch in der „Neuen Welt" bald festen Fuß zu fassen. In jedem Jahr fuhr seine Frau einmal nach Deutschland, und auch die Kinder wurden nach Deutschland zurückgeschickt, weil sie deutsch erzogen werden sollten. Auf Anraten des deutschen Botschafters kehrte Miethe dann im Jahre 1926 nach Deutschland zurück, um die Freigabe seiner noch beschlagnahmten Vermögenswerte durchzusetzen; aber noch heute schweben üieserhalb Prozesse. Die schwerste Enttäuschung aber, die er erleben mußte — und da setzt sein Abstieg ein — war die, daß seine Frau ihm untreu geworden war und mit allem, was er noch besaß, durchgebrannt war. Sie lebt noch heute in Amerika. Der Mann aber, der einst über Millionen verfügte, wurde immer ärmer und muß sich und seine beiden Kinder, an denen er sehr hängt, mit 90 Marl monatlich durchs Leben bringen. Seelisch vollkommen fertig, kam es auch noch soweit, daß der Mann seine beiden Kinder in Pflege geben mußte. Noch bis vor vierzehn Tagen durften dte Kinder bei ihrem Vater übernachten, dann aber erschien niemand mehr. Am Donnerstag aber erschien die Pflegemutter und teilte dem Vater mit, daß die Kinder m- Waisenhaus gebracht werden sollten, da er für sie nickt geirügend sorgen könne. In höchster Erregung eilte der Man» zürn Waisenhaus und forderte die Herausgabe seiner ^Kinder, die ihm verweigert wurde. Miethe aber nahm sein Töchter- chen und verließ mit ihm ungehindert das Waisenhaus. Dm», kehrte er zurück, um auch seinen Jungen zu holen. All er mit diesem das Waisenhaus verlassen wollte, schlug man ihm das Portal zu und hinderte ihn. In höchster Erregung W es zu einem großen Tumult innerhalb des Waisenharye». Freitag vormittag durste der Vater sein Kind abholen; ch Direktor des Waisenhauses mußte sich entschuldigen, La m
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„Nun, Dietz, du sagst ja gar nichts?" — Dietz-frrhr auf.
„Was soll ich vazu sagen, wenn man^Elsner doch verurteilt hat? Trotzdem, ich bin stets gegeü solche Urteile, wo man die Menschen nicht zu einem Geständnis bringen konnte, oder doch wenigstens zu einer lückenlosen Ueber- führung gelangte, gewesen,"
Frau von Bärnekows Gesicht tksig «inen abwehrenden Ausdruck. Sie sagte:
„Wir werden an dem Urteil nichts ändern können, lieber Dietz. Aber warum hast du mich gefragt?"
Da sagte er ihr unumwunden, daß er Frau Elsner und ihrer Tochter helfen wollte. Nur daß er sich für Brigitte sehr interessierte, verschwieg er.
Frau von Barnekow blickte den Sohn schweigend an. Sie wußte, wie nahe Metz daran gewesen war, eine große Dummheit zu begehen. Nach einer Weile sagte sie:
„Das war allerdings ein eigenartiger Zufall, daß gerade du mit diesen Leuten zusammenkommen mutztest."
„Du hast recht. Mama, ein sehr merkwürdiger Zufall. Aber schweigen wir davon. Ich habe in Berlin Bodo von Erlbrück getroffen. Er sitzt doch auf Neuburg, und seine zwei Schwestern sind auch mit dort. Der alte, fröhliche Kerl schindet sich ehrlich; doch er zweifelt, ob er es schaffen kann."
„Hilf doch du den Neuburgern, Dietz! Sie werden es dir stets danken, und dein Geld ist dir wohl sicher."
„Siehst du, Mama, mit dem Gedanken habe ich mich schon die ganze Heimfahrt über getragen. Ich werde meinen dicken Jugendfreund also einmal zu mir bitten nach Barnekow. Ich werde das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und ihn zur Rebhuhnjagd einladen. Das war nämlich von jeher eine Leidenschaft von ihm."
„Tue oas, Dietz! Ich Halle Bovo Ertvruck immer lehr
gern, und auch feine Schwestern sind liebe Mädel."
Mutter und Sohn besprachen noch Kleinigkeiten, und dann trennten sie sich. Dietz wollte noch einige Bücher durchsetzen und zog sich zu diesem Zweck in fein Zimmer zurück.
Aber er kam nicht so recht zum Arbeiten. Immer wieder tauchte vor ihm das dunkle Lockenköpfchen Brigittes auf. Dietz von Barnekow lachte ärgerlich auf.
„Das hätte mir ja gerade noch gefehlt, die Tochter eines Diebes! -Pfui Teufel! Wie man sich doch im Menschen täuschen kann."
Und das andere? War das nicht ebenso schlimm?
Barnekow spürte einen Ekel in sich aufsteigen und ritz das Fenster aus. Hier stand er dann lange und sann über die letzten Tage nach.
Hannelore Jlzen räkelte sich behaglich im Schaukelstuhl. Das weitzblonde Haar war sorgfältig frisiert, die Toilette viel zu kostbar für eine einfache Vormittagsstunde. Das Gesicht war sehr pikant, nur sah es etwas zu gesund aus. Auch war vielleicht die Farbe des Kleides, ein sattes Hellblau, nicht gerade gut gewählt, weil dadurch die aufdringlich-gesunde Farbe der Baronesse noch mehr hervortrat.
Auf einem Tische lagen die neuesten Modejournale, und eine Schachtel mit Konfekt erfreute sich der ganz besonderen Zuneigung der jungen Dame. Der weitze Seidenspitz, der zu jeder Tageszeit die Schleife in den Farben seiner Herrin trug, saß in der Sofaecke und sah mit sehnsüchtigen Augen auf die weitze Hand, die ihm ab und zu ein Stück Schokolade zuwars.
Baron Randolph Jlzen war vor kurzem hereingekommen und lehnte nun am breiten Fenster der Veranda. Er beobachtete seine Tochter eine Weile lächelnd, uud sagte dann:
„Nun, mein Kind, schon etwas gefunden?"
Er blickte mit einem offenen und einem geschlossenen Auge auf die Modeblätter.
Haiurelore richtete sich aus, lachte und meinte:
„Ach ja, das schon! Aber für Sonnabend ist es zu spät Ich werde mir also von Tine mein weitzes Spitzenkleid ändern lassen. Sie ist sehr geschickt. Ich nehme dann frische Blumen; das wird sehr gut aussehen. Für eine eini"> Abendgesellschaft ist es wohl auch ausreichend."
Jlzen kam näher. Seine Hand stützte sich auf den Tisch, auf dem die Schachtel mit dem Konfekt neben den MoN- journalen stand. Da kläffte der Seidenspitz wütend, und Hannelore lachte belustigt auf, als ihr Pater erschrocken zusammenzuckle und dann dem Hunde eine Zeitung au? den Kopf warf, unter der er nun wütend hervorschielte. Da er ein neues Stück Konfekt erhielt, war er ruhig.
Jlzen fragte:
„Wann endlich wirst du Barnekow zum Sprechen bringen? Es liegt doch wahrhaftig nur an dir. Ich verstehe es eigentlich nicht ganz, warum du solange zög rst. Der Barnekower ist heute die beste Partie im ganzen Umkreise, und der Gechelheim wird schon wissen, warum er ihn so oft besucht. Die Elfriede soll ganz toll nach dem Barnekower sein und verhehlt das nicht einmal. Der Hechelheim kann das Geld auch sehr gut gebrauchen. Er soll ziemlich abgewirtschaftet haben. Man hat den Barnekower neulich mit Elfriede Gechelheim gesehen. Du kannst dir ja denken, was man sich nun gleich znsammen- kombiniert."
Er schwieg, fetzte sich in einen Sessel und wartete erst einmal ab, welche Wirkung die abgesandten Pfeile habe würden. Er war zufrieden! .
Hannelore schnellte in die Höhe, wurde rot und a
""d Die Elftiede Gechelheim? Diese dürre, alte Jungfer * Er mützte verrückt sein."
Der Baron wiegte den Kopf hin und her. . ,
„Verrückt oder nicht — er ist mit ihr gesehen Word - Und Elfriede ist nicht so ohne. Du weitzt, datz der sie geheiratet hätte, wenn er aus dem Kriege z
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