gewohnten Badeplatz. In ihrem liebermut gingen sie Arm in Arm in langer Kette ins Wasser; Labei wurden die Kleinen abgerissen und sielen ins Wa»er. Fünf Kinder wurden von einem Strudel erfaßt. Zwei davon gelang es, ans User sich zu retten, während 3 von der Strömung abgetrieben wurden. Arbeiter von der Bauunternehmung Baresel A.G. waren zuerst der Meinung, die Kinder würden schwimmen, merkten aber bald die Gefahr. Lukas Eberle von Hemmendorf sprang sofort in den Neckar, erfaßte bald 2 der verzweifelt sich wehrenden Kinder und reichte sie seinen Kollegen ans Ufer. Derweilen wurde das dritte Kind rasch abgetrieben. Im letzten Augenblick erwischte er es noch, es gab bereits kein Lebenszeichen mehr, erholte sich aber am Ufer nach und nach.
Salach, OA. Göppingen, 12. Juli. (Beleidigung des Gemeinderats.) Daß es ziemlich Geld kostet, wenn man den Gemeinderat beleidigt, mußten zwei hiesige Bürger erfahren. Der Bäckermeister Rudolf Seibold und der Hirschwirt Bernhard Staudenmaier hatten wegen ungebührlicher Aeußerungen über den Gemeinderat Abbitte zu leisten und jeder 200 Mark Buße in die Gemeindekasse zu zahlen. Der Gemeinderat hatte ursprünglich öffentliche Abbitte verlangt, ließ sich aber mit Rücksicht auf die hohe Buße von 4M Mark zu einem Vergleich herbei, die Abbitte an der Rathaustafel 3 Tage lang in Anschlag zu bringen.
Balingen, 12. Juli. (Zur Stadtschultheißenwahl.) Stadtschultheiß Rommel, der tatkräftige und verdienstvolle Leiter der Stadtverwaltung, muß sich demnächst einer Neuwahl unterziehen. Die Stelle wurde im Staatsanzeiger ausgeschrieben, doch fand sich kein weiterer Bewerber. Stadtschultheiß Rommel, der das Vertrauen der Bevölkerung im weitesten Maße besitzt, wäre ohnedies wieder gewählt worden. Der Wahl am 21. Juli wird nunmehr kein Wahlkampf vorausgehen.
Ulm, 12. Juli. (Die Gedenktafel für den Schneider von Ulm.) Gegenüber der Abflugstelle des Schneiders von Ulm ist in Neu-Ulm an dem Hause Donaustraße 53, eine Gedenktafel angebracht, die den mißglückten Flug in Wort und Bild darstellt. Vor einigen Tagen war nun der Maler mit Pinsel und Farbtopf daran, der Gedenktafel wieder zu ihrer ursprünglichen Farbenfrische zu verhelfen. Auch der Text ist jetzt wieder leserlich gemacht worden, er lautet: „Schräg gegenüber an dem Strand — Im schönen Württemberger Land — Probierte einst auf der Bastei — Ein Schneider keck die Fliegerei — Der Albrecht Ludwig Berblinger — Ein Mann berühmt wie keiner mehr — Er wollte durch die Lüfte dringen — Doch schnöd versagten seine Schwingen — Er lud gar viele Leute ein — So hoch als niedrig, groß und klein — Bald kühlte seinen frevlen Mut — Des Donaustromes kalte Flut — Ein Ulmer Fischer und sein Knab — Entrissen ihn dem Wellengrab — Der Schneider floh, ihn kriegte keiner — Denn viele Stöcke harrten seiner!"
Ulm, 12. Juli. (Ein recht trauriges Sittenbild.) Ein 20 Jahre alter Kaufmann und eine 23jährige Hilfsarbeiterin hatten sich wegen Meineids bezw. Verleitung zum Meineid zu verantworten. Beide kommen aus guter Familie. Ein Liebesverhältnis, das sie miteinander unterhielten und das nicht ohne Folgen blieb, wurde ihnen zum Verhängnis. Der schlimmere Teil ist allerdings die Angeklagte, die schon wegen Ge- werbsunzucht Vorbesttaft ist. Es war ein Kind zu erwarten und doch hatte der junge Mensch, der für den Unterhalt nicht aufkommen konnte, als Vater keinen Wert. Es mußte ein anderer gesucht werden. Der andere aber, der die Vaterschaft übernehmen sollte, stellte einen Detektiv auf, der natürlich bald heraus hatte, daß noch ein zweiter mit der A. sich eingelaffen hatte, ja sogar ein Liebesverhältnis mit ihr hatte. Er wehrte sich gegen die Uebernahme der Vaterschaft. Der heutige Angeklagte mußte einen Eid leisten und beschwor, daß er in der gesetzlichen Empfängniszeit mit der Angeklagten keinen Verkehr hatte, was nicht richtig war. Das Fürsorgeamt nahm sich des armen Wurmes an. Me Angeklagte wurde dort gehört und sagte, daß sie nur den Musiker, der jetzt in Stuttgart wohnt, als Vater angeben könne. Sie teilte das, was sie dem Wohlfahrtsamt mitgeteilt hatte, dem Angeklagten mit, um ihn zu bestimmen, daß er auch so angeben solle, Verleitung zum Meineid. Die Angeklagte, die sich mit ihren Eltern und Geschwistern verworfen hat und das elterliche Haus nicht mehr betritt, behauptet zwar, daß sie dem Angeklagten nur gesagt habe, was sie beim Fürsorgeamt angegeben habe, ihn aber in keiner Weise bestimmt habe, wie er beschwören soll. Die Verhandlung endete mit der Verurteilung des Angeklagten wegen Meineids zu einem Jahr einem Monat Zuchthaus und zwei Jahren Ehrverlust. Die Angeklagte erhielt wegen Verleitung zum Meineid ein Jahr zwei Monate Zuchthaus und zwei Jahre Ehrverlust. Dieses traurige Sittenbild sollte eine Mahnung an die Eltern sein, sich doch darum zu kümmern, wo der junge Sohn oder die Tochter ihre Freistunden am Abend zu
bringen, sie etwas mehr zu überwachen und ihre Autorität geltend zu machen.
Friedrichshafen, 12. Juli. (Bestrafung eines blinden Zeppelinpassagiers.) Der blinde Passagier bei der Fahrt des „Graf Zeppelin" von Lakehurst nach Friedrichshafen, Clarence Ter- hune, wurde vom Gericht in St. Louis zu einer Geldstrafe von 1097 Dollar verurteilt. Es wurde verfügt, daß diese Strafe aus den 5400 Dollar zu zahlen sei, die sich Terhune durch verschiedene Verträge mit Theatern verdient hatte. Während der Gerichtsverhandlung bemerkte der Vorsitzende, wenn irgend ein kräftiger Deutscher Clarence über das Knie genommen und ihn tüchtig verhauen hätte, so wäre das die richtige Strafe für sein Handeln gewesen.
Friedrichshafen, 11. Juli. (Do X startbereit.) Zuverlässigen Nachrichten zufolge wird O<> X am Freitag früh die ersten Probeflüge unternehmen. Das Flugzeug ist bereits zu Wasser gelassen.
Handel, Verkehr und Volkswirtschaft
Wirtschaftliche Wochenrundscha«.
Börse. Die Börse war in dieser Woche bei ruhigem Geschäft uneinheitlich. Auslandsaufträge oder auch Aufträge der Bankenkundschaft lagen so gut wie nicht vor. Die Spekulation beteiligte sich nur an wenigen Märkten und die Transaktionen beschränkten sich auf bestimmte Spezialgebiete. Bevorzugt waren besonders Montanwerte, bei denen es sogar zu einer Hausse kam. Namentlich das Rheinland hatte größere Kaufaufträge gesandt. Auch Elektropapiere waren stärker gefragt. Auf den anderen Märkten blieb das Geschäft denkbar still. Immerhin bestand Widerstandskraft besonders im Hinblick auf Anzeichen einer Konjunkturbesserung. Die Rentenmärkte lagen fast völlig darnieder.
Geldmarkt. Am Geldmarkt war eine weitere Entspannung zu verzeichnen. Die Sätze für Tagesgeld gingen auf 7ft!—9 Prozent zurück. Monatsgeld wurde gleichfalls billiger zu 9—10 Prozent bei reichlichem Angebot. Die Erleichterung fand ihren Ausdruck vor allem auch darin, daß der Privatdiskontsatz erstmals seit Monaten unter den Reichsbankdiskontsatz zurückgegangen ist. Auffallend ist am Geldmarkt, daß sich gerade jetzt starker kommunaler Geldbedarf zeigt. Die Vorbereitungen für die Einkommensteuerzählungen sind bisher noch nicht in Erscheinung getreten.
Produktenmarkt. Die Befestigung an den Brotgetreidemärkten macht weitere Fortschritte. Die Steigerungen waren zum Teil beträchtlich. Dabei hielten die Eigner mit Abgaben merklich zurück. Im Einklang mit Brotgetreide liegt auch Mehl sehr fest. An der Stuttgarter Landesproduktenbörse blieben Wiesenheu und Stroh mit 7 bezw. 5,5 Mark pro Doppelzentner unverändert. An der Berliner Produktenbörse notierten Weizen 242 (W 12), Roggen 213 (W8), Futtergerste 188 (4- 6), Hafer 198 6) Mark je pro Tonne und Weizen
mehl 32)4 (4-114) Mark pro Doppelzentner.
Warenmarkt. Die GroßhanLelsindexziffer ist mit 137,5 gegenüber der Vorwoche (135,9) um 1,2 Prozent gestiegen. Angezogen haben vor allem Agrarstoffe, dann Kolonialwaren. Das Jnlands-Cisengeschäft hat sich merklich belebt. In einer gedrückten Lage befindet sich die Bekleidungsindustrie, da das Sommergeschäft bei der anhaltend kühlen Witterung sehr flau ist. Ziemlich lebhaft ist das Ledergeschäft. Me Wirtschaftslage ist im allgemeinen nur saisonmäßig belebt. Die Zahl der Arbeitslosen ist zwar zurückgegangen, aber mit 746 000 gegen 564000 im Sommer 1928 und rund 300 000 im Sommer 1927 immer noch unverhältnismäßig hoch. Solange die Geldmarktlage keine entscheidende Besserung erfahren wird, wird auch die Wirtschaftslage keinen wesentlichen Aufschwung nehmen.
Viehmarkt. Auf den Schlachtviehmärkten war das Geschäft für Kleinvieh lebhafter, wobei es verschiedenitlichl namentlich für Schweine, zu Preissteigerungen kam. Großvieh blieb bei ruhiger Marktlage unverändert.
Holzmarkt. Der Rundholzmarkt zeigt die für diese Jahreszeit gewohnte sommerliche Ruhe. Me Stimmung ist eher auf leichtes Nachgeben eingestellt. Papierholz ist ruhig, Brettermärkte nach wie vor still, Bauholz hat normales Geschäft.
sielen nur 30 bis 40 Mark in die Hände. Me Pferde kan». XkMIII führerlos auf dem Hofe an. Es darf mit Bestimmtheit an ^>>>"1
Vermischtes.
Raubmord. Der 62jährige Landwirt Josef Sauter von Meßhofen, der zur Besorgung mehrerer Geschäfte nach Jchen- hausen gefahren war, wurde am Samstag abend das Opfer eines Raubmordes. Auf der Heimfahrt wurde er im sog. Stoffenrieder Wald auf seinem Fuhrwerk überfallen, etwa 7 Meter weit in den Wald geschleppt und durch Messerstiche schrecklich zugerichtet. Außer schweren Verletzungen im Gesicht wurde ein Bruch der Wirbelsäule festgestellt. Mm Raubmörder
genommen werden, daß ein Mann mit sächsischem Dialekt der am Samstag abend eine Stunde nach der Tat in Schieb-» nach dem Weg nach Günzburg fragte, als Täter in Fra» kommt. Er hatte an der linken Hand, die er in einen SchU eingewickelt hatte, eine stark blutende Wunde, auch Gesicht und Hemd waren blutig. Als man ihn fragte, was passiert sei hatte er alle möglichen Ausflüchte. Mit der Kraftpost fuhr » dann nach Ulm weiter. Am Tatort muß ein außerordentlich heftiger Kampf zwischen dem Mörder und seinem Opfer statt gefunden haben.
Die Millionenschäden des Unwetters. Landwirtschaftsra, Huber bezeichnet den durch das Unwetter am 4. Juli im Beürl- Dinkelsbühl verursachten Flurschaden auf 6 240 000 R.M sonstigen Schaden auf 500 000 R.M.
Geheimrat Prof. Dr. Hans Meyer, der bekannte Forsch«! und Herausgeber von Meyers Konversations-Lexikon, stav in Leipzig inr Alter von 71 Jahren. Die zahlreichen wissenschaftlichen Forschungs-Expeditionen, die Professor Meyer ins besondere in die Hochgebirgswelt Afrikas und Südamerika- unternahm, haben ihm einen bedeutenden Namen in der Ge lehrtenwelt gemacht. Besonders bekannt ist seine Besteigung des Kilimandscharos, dessen höchste Spitze <6010 Meter hoch er als erster erklomm.
Eine Wahnsinnstat. Eine Wahnsinnstat verübte dei Arbeiter Wachtel in Uetersen. Er griff plötzlich mit ein« Mistgabel die sich in seiner Nähe befindlichen Passanten an Sechs Personen wurden durch Stichwunden am Kopf schjy« verletzt, und zwar 3 Frauen, 2 Kinder und ein Mann. A Verletzten wurden dem Krankenhaus oder ihren Wohnungen zugeführt. Der Täter wurde festgenommen und dem Polizeigefängnis zugewiesen. Anscheinend handelt es sich um eine,, plötzlichen Wahnsinnsausbruch.
Folgen der Verarmung Mutschlands In jedem Monat werden in Deutschland drei Millionen Wechsel Präsentier: Von ihnen geht ein Drittel zu Protest, so daß also täglich für 33 000 Wechsel kein Geld vorhanden ist. Jeden Tag werde» 90 000 Zahlungsbefehle erlassen und jeden Tag 35 000 Pfändungen vorgenommen. Von diesen Pfändungen sind 12<W am Tage fruchtlos. Als Folge dieser fruchtlosen Pfändungen werden täglich 10 000 Offenbarungseide geschworen.
Was kostet ein Jahr Konkurse? Ms Stat. Reichsamt hat zum ersten Mal seit 1921 für das Jahr 1928 wieder eine Erhebung darüber veranstaltet, welche Summe bei den in einem Jahr beendeten Konkursen verloren werden. Danach betrugen bei 6621 Konkursen die angemeldeten Verbindlich keiten 380,6 Millionen R.M. Nach Abzug der Konkurskosten blieb eine Schuldmasse von 340,4 Millionen. 3tur 22,2 Millionen Forderungen waren als bevorrechtigt anerkannt. Non diesen 22,2 Millionen konnten 53,3 Prozent aus der Teilungsmasse von insgesamt 82,1 Millionen gedeckt werden, von den nicht bevorrechtigten dagegen nur 10,8 Prozent. Bei 27S1 zn Ende geführten Vergleichsverfahren führten 254 zum Konkurs Bei den durchgeführten 2012 Vergleichsverfahren, bei denen Schulden und erlassene Beträge festzustellen waren, betrug die Schuldsumme 168,2 Millionen R.M., davon wurden 66,4 Millionen, also mehr als ein Drittel, erlassen, während der Rest gedeckt werden konnte.
Oelüberschwemmung im Emdener Hafen. Ein Oeltank der Rütgerswerke A.G., in der aus 2 Tanks bestehenden Anlage auf der Westmole, ist Dienstag nachmittag durch Brut des Ventilstutzens Plötzlich leck geworden und sein Inhalt von, insgesamt 230 000 Kilogramm Teeröl, der unter gewaltigem Druck in einem riesigen Strahl herausschoß, drohte die Wasseroberfläche des Hafens mit der gefährlichen entzündlichen Flüssigkeit zu bedecken, was zu einer unabsehbaren Katastrophe führen konnte. Hafenpolizei und Wasserbauamt wurden sofort! larmiert und der Regierungsdampser „Emshörn" wurde mit! einer zur Aufnahme des Oels bestimmten Schute im Schlepp-- tau an die Unfallstelle entsandt. Da die Schute sich aber zur Aufnahme der immer stärker hervorguellenden Oelmengen al- unzureichend erwies, sah man sich genötigt, das Oel auf freie- Gelände abzuleiten. Bis spät in die Nacht hinein war es nicht gelungen, den Oelstrom abzudämmen. Der Schaden kam augenblicklich noch nicht abgeschätzt werden, da noch nicht feststeht, inwieweit das Oel wieder nutzbar gemacht werden kam Der Inhalt des Tanks insgesamt hatte einen Wert von ruft 175 000 Mark.
Französischer Wein gegen deutsches Bier. Die Paris« Weinhändler haben mit erneuter Heftigkeit den Kampf gege« das auch in Paris ständig vordringende deutsche Bier ausgenommen. Seit einigen Tagen werden Gratisproben von' verschiedenen Weinen dem Gast vorgesetzt, der einen Preis von mehreren Flaschen Wein gewinnt, wenn er die Marke «ft den Jahrgang richtig rät.
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Nächte der Angst.
Ein Sylt-Roman von Anny Wothe.
Copyright by Grc.ner Lr Co., Berlin NW 6.
(Nachdruck verboten.)
15. Fortsetzung.
„Du sollst antworten, was ich frage, ohne Lüge, Weib, oder ich zertrete dich. Warum verfluchte dich der Mann, der nicht länger unter meinem Dache atmen will, obwohl er dem Tode nahe ist? Sage die Wahrheit, oder du sollst mich kennenlernen."
Estrid löste gleichgültig ihr Haar und begann es in zwei lange Zöpfe zu flechten. Forschend blickten ihre verschleierten Augen in das heißgerötete Gesicht ihres Mannes.
„Du solltest dich etwas mehr zusammennehmen, Peter. Es ist lächerlich, auf Sinnlosigkeiten Gewicht zu legen, die der Fieberwahn eingibt. Warum ich so erschrocken war, als Ihr Jngewart Ferks auf die Diele legtet? Weil lch ihn für den „Gonger" hielt, dem Gespenst, von dem ich so oft träume, und mit dem man mich schon als Kind geschreckt. Genau wie Jngewart Ferks dalag, soll das Gespenst herumspuken. Mit nassem Haar und Bart und halb gebrochenen Augen. Ich glaubte, der Tod selber fei in unser Haus gekommen."
„Das ist er auch, denn alles, was hier schön und groß und rein war, das ist gestorben in dem Augenblick, als ich erkennen mußte, daß du mich betrogen hast."
„Ich dich, Peter? Ich glaube wirklich, du bist im Fieber. Wie kannst du solch unsinnige Dinge behaupten?"
„Warum hast du mir nicht gejagt, daß du mit Jngewart Ferks verlobt warst?"
Estrids Gesicht wurde noch blasser, und doch meinte Peter, das rote heiße Blut durch ihre zarte Haut hin- durchfchimmern zu sehen.
„Nein, du hast ganz recht. Nicht vor den Leuten. Seine Mutter, die vor Aufregung krank danieder liegt, die ich in List besuchte, um ihr Kunde zu bringen, daß ihr Sohn gerettet sei, hat mir alles erzählt. Warum sagtest du mir nicht die Wahrheit, als ich um dich warb? Warum beteuertest du mir, du hättest nie einen anderen geliebt als mich?"
Estrid saß, die Augen geschlossen, die Hände lässig im Schoße, da und schien gar nicht zu hören. Nun schlug sie die jetzt ganz schwarzen schillernden Augen zu ihm auf, als käme sie verwirrt aus einer ganz anderen Welt. Die schmalen, roten Lippen zuckten und ihre Stimme war sanft, als sie leise sprach:
„Ich wußte vordem nicht, was Liebe war. Es war die Wahrheit, als ich zu dir sagte: Ich habe nie vordem geliebt."
Man sah es Peter Banken an, daß er sich nur mühsam beherrschte, aber gewöhnt, seinem Temperament Zügel anzulegen, gab er äußerlich ruhig zurück:
«Ja, so sagtest du, als ich dich fragte, weil Gerüchte von einem Verlöbnis über die Insel liefen. Warum verbargst du mir, daß du dich Jngewart angelobt hattest, ob mit oder ohne Liebe?"
Sie sah ihn mit ihren Nixenaugen flimmernd an.
„Weil ich dich lieb hatte, Peter, und weil ich glaubte, Jngewart Ferks wäre längst tot."
„Du lügst, Weib! Nicht aus Liebe nahmst du mich, ! sondern weil ich dir ein besseres Los zu bieten hatte, ! als der arme Seefahrer, wenn er wiederkehrte. Nicht, ! daß du Jngewart Ferks geliebt hast, nicht, daß du mit ihm verlobt warst, mache ich dir zum Vorwurf, sondern daß du mich wissentlich betrogst, daß du, ohne das Verlöbnis gelöst zu haben, mein wurdest und mich glauben ließest, ich wäre deine einzige und erste Liebe. Daß du einmal Ferks geliebt, hätte mich nicht gehindert, denn Gefühle sind wandelbar, doch daß du es leugnetest und ihn und mich lächelnd verrietest, das trennt mich von dir."
„Ich habe ihn nicht geliebt", murmelte Estrid.
Peter lachte höhnisch auf.
„Wenn du nur mich geliebt hast, und wenn dein
dich jede Nacht heim und nahmen dir die Ruhe? Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, wie oft du aus wirren Träumen auffuhrst, in dem Wahne, der „Gonger" wolle dir ans Leben. Oft hörte ich dich „Jngewart" leise seufzen und „Jngewart" rufen, ohne daß mir der Zusammenhang klar war. Jetzt aber weiß ich es ganz genau: dn gehörtest zu Jngewart Ferks und nicht zu mir."
Estrid schrie leise auf. Sie stürzte auf ihren Mann zu und umklammerte ihn mit beiden Armen.
„Nicht zu ihm", schluchzte sie. „Er drohte vorhin, ich müßte ihm folgen, er würde mich zwingen. Ich kann nicht. Ich fürchte mich vor ihm."
„Das magst du halten, wie du willst, Estrid. Unsere Wege trennen sich hier. Denn nicht genug mit deine« Frevel an Jngewart Ferks und mir, du hast auch versucht, meinen eigenen Bruder in deine Netze zu ziehen- Leugne es nicht, ich weiß es, und darum müssen wu voneinander gehen."
Estrid blickte wie erstarrt zu ihrem Manne auf.
Sie löste ihre Arme von seinem Hals und stolz aufgerichtet stand sie ihm gegenüber.
„Ich bin deine Frau," sagte sie, ihn fest ansshenb, die kann man nicht abschütteln wie ein lästiges Gespmst- Du vergißt, daß ich ein Recht auf dich und den Gotteskoog habe."
„Du irrst, das Recht hast du dir durch deine Lüge verwirkt. Mer selbst wenn es anders wäre, ich wm keine Frau, die mit anderen Männern schöntut und d« ein anderer mit Recht für sich begehrt; ich will kerne Frau, die des Nachts nicht schlafen kann, weil sie aus Gewissensnot Gespenster sieht. Ich will keine Frau, im ein armer Schiffbrüchiger, der durch viel Nvl und Lew gegangen, samt ihrem Hause verflucht hat. Die Tür ist offen — geh dahin, wo du hergekommen bist! Mein Hau» soll rein sein von der Lüge, der Gefallsucht, der Heuchele«
Und als käme ihm jetzt erst die ganze Tragweite des Entsetzlichen zum Bewußtsein, schlug Peter beide Hanl» vor sein Gesicht und stöhnte auf.
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