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Drittes
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Drittes
Blatt.
29S.
Smitlg da ls. Serailtt l«A.
86. Jahrgang.
Steuerabzug vom Arbeitslohn — Lohnsteuer.
Ueüerall im galten Reiche werden alljährlich im Monat Dezember die Sterrerkarten ausgegebeu. Die Tragweite der Bedeutung dieser Sache wird sowohl in Arbeitgeber- wie in Arbeitnehmerkreisen vielfach nicht beachtet. Es lohnt sich daher, diesen Vorgang und seine praitische Auswirkung im täglscheu Leben etwas näher zu betrachten.
Der Steuerabzug vom Arbeitslohn stellt eure rasche und billige Steuererhebung dar', da derselben kein Veranlagungs- Verfahren vorauszugehen hat. Steuerpflichtig ist der Arbeitnehmer; verpflichtet zur Abführung der vom Lohn einbehaltenen Steuerbeträge an das Finanzamt ist der Arbeitgeber. Die Höhe der Steuer richtet sich hauptsächlich nach dem Familienstand des Arbeitnehmers. Damit der Arbeitgeber den Steuerabzug richtig berechnen kann, ist vor allen Magen erforderlich, daß ihm der Steuerpflichtige rechtzeitig, also vor Beginn des Steuerjahrs — Kalenderjahrs , seine Steuerkarte übergibt. Geschieht dies nicht, so ist der Arbeitgeber verpflichtet, vom Arbeitslohn den vollen Steuerbetrag mit M Prozent einzubehalten. Selbst wenn dem Arbeitgeber bekannt ist, daß der Steuerpflichtige verheiratet ist oder mehr Kinder har. als auf der Steuerkarte verzeichnet sind, darf er nur nach dem Inhalt der Stcuerkarte den Steuerabzug berechnen. Will er sich und den Steuerpflichtigen vor Rechtsnach- teilen bewahren, so hat er den Arbeitnehmer zu veranlasseis, sich die Karte rechtzeitig zu beschaffen bezw. die Karte bei der zuständigen Gemeindebehörde richtigstellen zu lassen. Letzterer Fall wird häufig praktisch, wenn sich Familienzuwaci)s einstellt. Das weitere Kind ist bei der Steuerberechnung erst von dem Zeitpunkt ab abzugsfähig, als es auf der Steuerkarte tatsächlich vermerkt ist. Die Gemeindebehörde hat deswegen dem Vermerk auf der Steuerkarte jeweils das Datum beizufügen. Es empfiehlt sich daher, bei der Anzeige der Geburt eines Kindes «mH sofort die Steuerkarte berichtigen zu lassen. Dies ist aucki deshalb notwendig, tverl sonst der Stand bei Ausstellung der Steuerkarte (10. Oktober des Vorjahrs) für das ganze laufende Steuerjahr gilt. Zuständig zur Ausstellung der Steuerkarte ist die Gemeindebehörde des Orts, an dem der Steuerpflichtige «m lO. Oktober gewohnt hat.
War mit vorstehendem ein mehr allgemeiner lieberblick
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gegeben, so soll im nachstehenden auf zulässige Abzüge etwas eingegangeu werden.
Außer der Ermäßigung für die Ehefrau und die Kruder unter 18 Jahren (Kinder ohne eigenes Einkommen bis zu 21 Jahren) sind gewisse Fälle im Gesetz vorgesehen, die auf Antra« berücksichtigt und vom Finanzamt (nicht von der Gemeindebehörde) auf der Steuerkarte vermerkt werden. Das sind vor allen Dingen einmal die Kriegsbeschädigten. Bei Vorlage des Renlenbescheids und der Steuerkarte beim Finanzamt wird der steuerfreie Lohnbetrag entsprechend der Höhe der Kriegsbeschädigung erhöht. Ebenso kann diese Steuerermäßigung bewilligt werden dem Vater eines Unehelichen Kindes in der Regel dann, wen» er durch eine Bescheinigung des Jugendamts nachweist, daß er für den Unterhalt des Kindes anfkommt (seinen gesetzlichen Verpflichtungen genügt). Nach tz 56 des Einkommensteuergesetzes können besondere wirtschaftliche Verhältnisse - außergewöhnlich« Betastungen durch Unterhalt oder Erziehung eiaschlreßl. Berufsausbildung der Kinder, durch gesetzliche oder sittliche Verpflichtung mittelloser Angehöriger, durch Krankheit, Körperverletzung, Verschuldung, Unglücksfälle usw., berücksichtigt werden. Bei der Beurteilung dieser Fälle ist jedoch vor allen Dingen auch das Einkommen des Steuerpflichtigen mid die Verhältnisse, in denen er lebt, zu beachten; eine Berücksichtigung tritt meistens rrur dann ein, wenn der Steuerpflichtige selbst seinen eigenen Lebensaufwand Hiewegen sichtlich eingeschränkt hat. Auch sollen nach ergangenen Entscheidungen des Reichsfiuanzhofs, die obigen Bestimmungen ziemlich eng ausgelegl werden. Eine Berücksichtigung wird also nur in den allerdingendsteu Fällen eiutreteu können.
Es empfiehlt sich daher für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, die Steuerkarteu in dieser Richtung uachzusehen und bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen rechtzeitig die erforderlichen Anträge zn stellen. Bei Gesuchen um Steuerermäßigung aus Grund von tz 5»; E.St.G. werden die Anträge zweckmäßigerweise bei der Gemeindebehörde angebracht, da sich dieselbe über die Richtigkeit der angeführten Gründe zu äußern
l>at; auch kann dort jeweils Auskunft über Zweifelsfragen
eingeholt iverlü-m
Handel, Verkehr und Volkswirtschaft.
Wirtschaftliche Wocheurnndschau
Börse. Die Börse war in dieser Woclfe ziemlich unsicher und schwankend. Trotz der Wiederherstellung des Arbeitsfriedens im Ruhrgebiet liegen die Aktien der Kohlen- und Eisenindustrie kursmäßig ungünstig. Der Hauptgrund liegt in einer gewissen Reserve, die man sich gegenüber dem zu erwartenden Schiedsspruch von Severing auferlegt. Obwohl noch kein Anhaltspunkt für ihn vorliegt, so rechnet man doch mit einer Entscheidung, deren Wert für die Arbeitnehmer größer ist als für die Arbeitgeber, was zu einer Reubelastung der Werke führen muH. Beunruhigend wirkte auch das starke Slnsteigen der Arbeitsloseuziffer, ferner- die ziemlich aussichtslosen Verhandlungen bei der- Völkerbundsratstagung in Lugano. Die Börse hatte vorwiegend schwache Tendenz, die noch verschärft wurde, als das Ausland sich von den deutschen Märkten langsam zurückzog. An lLvschiedenen Märkten kam es teilweise zu beträchtlichen EinbuKn. Das inländische Publikum hielt sich fast ganz zurück. Me Spekulation schritt nach kleineren Kurserholungen immer wieder- rusch zu Gewinurealisationeu. Größeres Geschäft hatten nur Elettroaktieu. Dagegen >raren Farben- und Montanwer-te leicht gedr-nckt. Der Reuteumarkt tag vorwiegend schwächer.
Geldmarkt. Nach dem Uttimotermiu hat sich die Geld- marktslagc nur zögernd entspannt. Der Hauptgrund lag darin, daß der Martt infolge des jetzt stärker- einsetzeuden Weihnachtsgeschäfts, dann infolge der augenblickliclieu Geldknappheit Veröffentlichen .Kassen sehr belastet war-. Tagesgeld ist jetzt wieder leichter und zu 6—7 Prozent zu haben, dagegen ist Monatsgeld bei geringem Angebot stark gefragt und notiert 8—9 Prozent. Auf Seiten der Geldgeber- herrscht große Zurückhaltung, da man znm Jahresultimo möglichst große Kassen aufweisen tvill. Am Privatdiskoutmarkt zeigte sich geringe Nachfrage. Bei kleinen Umsätzen war die Notiz unverändert 6fs Prozent. Infolge der andauernden Verringerung des Wechselbestands der Reichsbauk erwarten die Banken ernstlich für Anfang Janrrar eine Ermäßigung des Reichsbankdiskonts.
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Der Liebe BMemris.
Familienroman von L. Riedel» Xh re»».
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stb»chdr«ck verboten.)
11. Fortsetzung.
Sobald er sie gewonnen, wurde Holger ruhiger und venchob die Bereinigung »o» Jahr zu Jahr, ohne bei Maria ans Widerstand zu stoßen; das ungebundene Künst- icrlebcn inmitten eines ausgedehnten Freundeskreises in München behagie ihn,, bis endlich das Pflichtgefühl der Braut gegenüber, die nie klagte und sich nur in dem Glücke seiner gelegentlichen Besuche sonnte, lebendiger ward, und er beschloß, sie nunmehr zum Aliare zu führen.
Und jetzt war es ihm widerfahren, daß er, der seiner Maria bis dahin eine settene Treue bewiesen, durch die Bekanntschaft mit Simona Gerrtz sich auf Vergleichen zwischen ihnen ertappte: er bewunderte innerlich diese eigenartige Frauenerjcheinuug, das Kühne und zuMch Zurückhaltende der Lame aus der großen Welt stahl sich ihm unwillkürlich in die Sinne, und dunkel die Gefahr ahnend, behandelte er sie kalt, fast schroff.
Und Holger Storni hojste auch bestimmt, daß es ihm gelingen würde, jeder nachhaltigen Wirkung aus seine für äußere Eindrücke leicht empfängliche Natur zu entgehen weil Simona eine Frau aus der Gesellschaft ist, die er so gründlich verachtet- . > .. .
^ Hin Walde war es still; noch standen die Bäume kahl, und den grauen Boden belebte kaum hier und dort die erste schwache Spur eines znm Lichte strebenden Blättchens. Aber die Sonne lag warm über allein, und in der Karen Lust schwebte es verheißungsvoll, wie der unsichere Mrs zu schaffendem Erwachen; rin Bogel ließ seine Helle Stimme ertönen und weckte im Herzen die von der Winternacht befreiende Frühlingshoffnung.
Angela und Anneliese spräche» davon, daß zu Ostern der junge Herr Warneck sein väterliches Erbe, die nahege-
legcne Besitzung Axenstein, übernehmen werde, und daß es zweifelhaft sei, ob ihnen dann noch die Spaziergänge durch den Waft», der ihm gehörte, erlaubt sein würden. Me, bisherige Pächter hatte es anstandslos gestattet.
Simona hörte zu, während ihre Gedanken bei dein vvvanschreitenden Paare weiften. Woher kam es, daß Maria H» s» leid tat, da im Grunde keine Veranlassung dazu vvittag? Tadellos in jeder Beziehung, war ihre geliebte Maria eine erhabene Frau, und das war es: würde sie solche imstande sein, einen Holger Storm auf die Tauer zu fesseln?
Erhabene Frauen werden den Männern gewöhnlich bald so langweilig! Wie vertrcineiissrendig sie an seinem Arm hing, den Blick verklärt zu ihm aufgerichtet! Hingehend und ganz selbstlos liebte sie diesen tyrannischen „Herrn der Schöpfung"!
Arme Maria, ihr würde das schmerzensreiche Schicksal der enttäuschten Frau nicht erspart bleiben!
Rach einer halben Stunde war dir Nähe der Elinsbecker Bucht erreicht, und zwar im günstigsten Momente: zwischen den fließenden Wolkengebilden, die den Tag über ein launenhaftes Aprilwetter gebracht, sandte die sinkende Sonne ihr Licht auf das inmitten eines alten Herrschaft. Achen Parkes gelegen« Schlößchen Jrvingsburg mit seine» Erker«, BaSvivm und blinkenden Turmspitzen, das die Lonne eines englischen stvSs«s hier hatte erstehen lassen.
Nunö «« dte Bucht i« Hinter g r u nd« der Besitzungen erhob sich der saust ansteigend« Buche»- und Fichtenwaft», dessen düste» Sei » » » sich esse k tvo» vo» den weißen, lauschig «ngeb i wch t « Bill«« abhobeu.
Eine Air«, tzte das k«iMH«,de Bnwesm hütete, und Auskunft M -»den wußte, fuhvte die Hrmcschafken bereitwillig inS Innere, SaS überall de» vorzüglichen Geschmack und Komfort das vornehmen Briten zeigte; man durchschritt -«erst dte weitläufigen Anmwcrrihe« des hochgelegenen Parterre «nd betrat die Erker «nd Nischen, um die Aussicht auf das Meer mit dem malerisch am Strande liegenden Elmsbeck zu genießen, tvähvend die jenseits des Wasserspiegels schwebende Sonne die ganze Front rings
inn mit magischem Licine überflutete, das, bis in die entferntesten Winkel dringend, alles stiininnngsvoll verklärte.
Ausritte allgemeinen Entzückens wurden laut. Hvlgcr lobte die seinsinnige Ausführung der kunstvollen Lecken und Wandmalereien, von denen die Verwalterin erklärende Bemerkungen anzubringen wußte: Simona aber fühlte sich merkwürdig angeheimelt und versank in Träumerei. War das nicht ein Winkel, der ihr, der Weltflüchtigen, vortrefflich gepaßt hätte? Hier sich eine Zufluchtsstätte der Schönheit schaffen, um nur dem Nichtstun und Schwelgen tu den Gebilden ihrer reichen Phantasie zu leben — nach gelegentlichen Ausflügen in die lärmende Gelt wieder hierher znrückznkehren, den Staub von den ermatteten Schwingen der Seele zu schütteln und sich im Glanz der Morgen- und Abendröten zu baden, das müßte köstlich sein!
Sie stand neben Holger in einem der weitausgreisen- den Erker, während die Schwestern und Maria sich mit der Frau in dem anstoßenden, von Säulen getragenen Garten- salon befanden, dessen Wände mit Szenen aus dem Gebiet der Jagd geschmückt waren, deren Ausführung Anneliese lebhaft interessierte. Simona sah auf das in rotem Golde funkelnde Meer und in der Pracht des Sonnenunterganges, der die ziehenden Wolken bis hoch empor mit purpurnem Glanz durchstrahlte. Vom ungewohnten Gehen leicht er- hitzt, hatte sie den pelzbesetzten Samtmantel geöffnet, so daß die zarten Formen ihres Körpers, den Helle Seide schmiegsam umgab, dem Auge sichtbar wurden. Sie wußte, daß in diesem Augenblicke, wo ihre Schönheit von der Glvrie der leuchtenden Himmelsfarben überflutet wurde, Holger Storm sie heimlich musterte und, ob auch gegen seinen Willen, bewundern mußte. Als sie aber auch jetzt wieder die verletzende Gleichgültigkeit aus seinem Gesichte zu bemerken glaubte, lehnte sich die gekränkte Fraueuciiel- keit, die instinktiv die Anerkennung der Macht ihrer Sctzöw heit vom Manne begehrt, in ihr ans, und ans einem Gemisch von Rachegelüst, Laune nnd Entrüstung heraus lies; sie mit Bewußtsein, umgeben von all den leuchtenden Farbenglnten, auch die Funken der eigenen verborgenen Flammen ans ihn sprühen. »
(Fortsetzung ,olgt.)
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