Verkehrs sich interessierende Publikum Gelegenheit hat. seinem Kritikbedürfnis diesmal vor Fertig» stellung des Plakats Last zu machen, der Origtualentwurf von heute ab auf einige Tage im Schaufenster der E. Georg ii'scheu Buchhandlung ausgestellt. Der Verein hofft in dieser neuen Schöpfung die ihm zur Verfügung gestellten Mittel nützlich avgewevdet zu haben und verspricht sich von dem Plakat ebenso eine erneute Hebung deS Fremdenverkehrs wie eine Belebung des Interesses der Einwohnerschaft an seinen Be­strebungen.

-r. Calw. ES dürfte vielleicht manchen Bücher­freund interessieren zu erfahren, daß in der Biblio­thek deS GeorgenäumS wieder neue Bücher aufgelegt find, so u. a. Auguste Supper,Da hinten bei uns*. Helene Christaller,Meine Waldhäuser*. Anzengruber,Der Meiueidbauer* undDer Schandfleck*.Sagen und Geschichten*.Deutsche Art*, Selbstbiogrophien. Zugleich möchten wir auf das im Lesesaal aufgelegte Wunsch buch auf­merksam machen, das dem Freund und Besucher der Bibliothek Gelegenheit gibt, an der Entwicklung derselben mitzuarbeiten.

Nagold, 27. Dez. Uaterakkordant Capelli, der die Wasserleitung in Untertalheim Her­stellen sollte, hat mit 2000 die fast nur ein­heimischen armen Taglöhnern gehörten, das Weite gesucht.

Stuttgart, 29. Dez. (Raubmord ) Heute vormittag '/»10 Uhr wurde der ca. 63 Jahre alte Taglöhner Gottlieb Aberle, wohnhaft Hasen- straße 23, 2 Treppen, in der Karlsvorstadt Heslach ermordet aufgefundeu. Dem Opfer war mit einem Hammer die Schädeldecke etngeschlagen. Ca. 1000 wurden von dem Raubmörder gestohlen.

Stuttgart, 29. Dez. Zu dem Raub­mord erfahren wir noch, daß der Ermordete Ende Oktober durch die Post 1100 ^ erhielt. Ein etwa 2530 Jahre alter Taglöhner, der mit Aberle früher in Ulm zusammengearbeitet hatte, wurde in den letzten Tagen von Aberle beherbergt. Dieser wird als Täter bezeichnet. Die SteinhanerS- frau Oehrle, bei der der Ermordete wohnte, hörte in der kritischen Zeit einen dumpfen Fall im Zimmer des Ab-rle. Auf ihr Befragen antwortete der mutmaßliche Mörder, der die Türe verriegelt hatte, Aberle sei vom Stuhle gefallen; zugleich bat der Täter die Frau, ihm Nadel und Faden zu geben. Die Abwesenheit der Frau benützte er dann zur Flucht. Beim Verlassen des Hauses wurde er von einer Nachbarsfrau mit der Kasette unter dem Arm gesehen. Der Frau Oehrle bot sich bei dem Betreten des Zimmers ein schrecklicher Anblick. Der Ermordete lag blutüberströmt mit dem Kopf an die Wand gelehnt am Boden, eine große Blutlache befand sich daneben. Der zur Tat benützte Hammer lag neben der Leiche. Nach der Tat suchte sich der Mörder in einem Wassereimer vom Blute zu reinigen. Eine GertchtSkommisston fand sich alsbald am Tatorte ein. Die Polizei entfaltet eine fieber­hafte Tätigkeit zur Ergreifung des Mörders.

Neuffen, 27. Dez. Mit Beginn des neuen Jahres werden hier auf Veranlassung der Zentralstelle Bohrversuche für geologische Studien gemacht zur Feststellung, ob mau hier eine besonders dünne Erdrinde hat oder ob im Innern Vulkan- embryone enthalten find. Bei früheren Grabungen

am Zufiberg wurde nämlich eine außergewöhnliche Wärmezunahme des gefundenen Wassers konstatiert.

Willsbach, 29. Dez. In der benachbarte« Seemühle vergnügten sich auf dem gefrorenen Mühlweiher trotz des Müllers Warnungen Kinder mit Schleifen. Ein Büblein kam dem Wasser­abflüsse zu nahe und brach ein, dasselbe Schicksal teilte sein Bruder, der ihn retten wollte. Auf ihr Geschrei eilte der Vater, der Bauer Scholl herbei, der ebenfalls einbrach, aber bis an den Hais im Wasser watend, seine Kinder auffischen konnte. Mit Hilfe herbeigeholter Stangen und Leitern gelang eS den Nachbar«, die drei aufs Trockene zu bringen.

Dettingen i. Hohenz., 29. Dez. Der Htlfsäger Andreas Hofer wollte in einem Säg- werk am großen Gange die AuSzugSwalze in die Höhe treiben. Als er das AufzugSrad fassen wollte, schlug das Gewicht herunter und fiel ihm auf den Mund, wodurch ihm beide Lippen gespalten wurden.

Hamburg, 29. Dez. Der zur Aufnahme deutscher Flüchtlinge nach Riga und Libau ent­sandte DampferBatavia* ist hierher zurLckzckehrt, ohne Flüchtlinge ausgenommen zu haben.

Petersburg, 29. Dez. Der hiesige deutsche Botschafter Graf von AlvenSleben und Gemahlin find gestern von hier abgereist. Znr Verabschiedung waren auf dem Bahnhof außer sämtlichen Mitgliedern der deutschen Botschaft und Vertretern der deutschen Kolonie, das gesamte diplo­matische Korps und zahlreiche hohe russische Würden­träger erschienen.

Petersburg, 29. Dez. Der Bürgerkrieg in Moskau scheint zu Ende zu gehen. In einem nachts abgehaltcnen Meeting aller revolutionären Komitös wurde nach langer Debatte beschlossen, den bewaffneten Aufstand infolge Menschen- wie Geld­mangels einstweilen abzubrcchen.

Pet ersburg, 29. Dez. Die beruhigenden Nachrichten aus Moskau verfehlen nicht, auch auf die hiesigen an der Streikbewegung teilnehmenden Arbeiter einen günstigen Eindruck zu machen. In den Fabriken wird beinahe normal gearbeitet und -auch die sonstigen Betriebe haben ihre Tätigkeit wieder ausgenommen. Nach Meldungen aus Feodofia soll der Prozeß gegen den Leutnant Schmidt in der nächsten Woche beginnen.

Petersburg, 29. Dez. Die trans­sibirische Eisenbahn ist oberhalb des Baikalsees an verschiedenen Stellen zerstört. In­folgedessen ist der Rücktransport der Mandschurei- Armee wieder in Frage gestellt und dürfte eine bedeutende Verzögerung erleiden.

Krakau, 29. Dez. Polnische Reisende er­zählten, daß nunmehr auch in Lodz der bewaffnete Aufstand ausgebiochsn ist. Die Revolutionäre haben sich nach heftigem Kampfe mit dem Militär hinter Barrikaden und verschanzte Häuser zurück­gezogen. Die Artillerie hat Befehl erhalten, diese Häuser und Barrikaden ntederzureißen.

Tokio, 28. Dez. Der Landtag wurde heute vom Kaiser eröffnet. In der Thron­rede dankte der Kaiser dem Volk für die vereinten Anstrengungen, die die ruhmreiche Beendigung des Kriegs ermöglicht hätten. Er erwähnt sodann, daß die freundschaftlicheu Beziehungen mit Rußland

dem Rücken an dar G-fimS deS Kamins und hielt seine Kaffeetasse und Cigarette in den Händen.

Herr v. Nordheim, ich muß eine Schuld bekennen, werden Sie bös« sein?*

Gewiß nicht, Baronesse! WaS hoben Sie verbrochen?*

Ich kam heute ganz zufällig in da« Boudoir Ihrer Mutter und fand dort eine Ihrer Mappen. Warum haben Sie uns das hübsche Bild ihrer Gattin, als Nonne verkleidet, verheimlicht?*

Nordheim wurde dunkelrot und stellte ziemlich heftig seine Taffe auf den Kamin. Dadurch wandt« er B ola den Rücken.

ES ist nicht meine Gattin; cS ist ein Bild, das ich kopierte, bevor ich sie kannte. ES hängt in einer Kapelle in Frlseneck.*

»Wie Hochromantischi*

Naziedda beugte sich vor und sah an ihm vorüber nach Viola hin.

Jetzt gestehen Sie, Frau v. Nordheim, daran knüpft sich gewiß ein kleiner Roman.*

Leider kann ich Ihnen diese Freude nicht machen, Baronesse.* Wie EiS- luft wehr« eS aus Ihrer Stimme.Der Bruder meiner Mutter besuchte uns kurz vor dem Tode meinrs Vater-, und da er in mir viel Sehnlichkeit mit feiner Schwester fand, malt« er mich*

Aber wie kam da- Bild in die Kapelle?* Sie erzählen viel zu wenig.

War ist da zu erzähle»? Er hatte meinem Vater versprochen ein Altar­bild zu malen, und ohne unser Wissen und Wollen nahm er mich zum Vorbild.*

Da ist allerdings wenig Roman dabei * Naziedda lehnte sich enttäuscht in ihren Sessel zurück.

Viola, reitest Du nie? Fernande, di« sich zu der kleinen Gruppe gesellt hatte, stellte diese Frage.

,O ja, leidenschaftlich gern.*

Aber willst Du Dich denn nicht an den Parforcejagden beteiligen? Morgen erwarten wir eine ganz besonder- schöne. Du könntest ja eine- meinrr Pferd« zu dem Zweck benutzen.*

wieder hergrstellt seien, und bemerkt, die Haltung der Vertragsmächte gegenüber Japan sei tu zu­nehmendem Maß freundlich. Die Thronrede be­rührt somit das Bündnis mit England, betont die Notwendigkeit, daß Japan Korea seine Führung angedeiheu lasse und ermahnt schließlich die Mit­glieder deS Parlaments, iu einmütigem Gcist bei der Beratung der Maßnahmen und Aufwendungen zu verharren, die durch die erhöhte Stellung der Nation erforderlich gewesen seien. Das Abgeordneten­haus nahm außer der üblichen Thronredebeant­wortung noch eine besondere Dankadresse an den Kaiser an und vertagte sich auf 20. Januar.

Prrmistztt».

Der findige Eisenbahnbeamte. Aus Heidelberg schreibt man derStraßb. Post*: Gar viel wild über die Findigkeit der Post geschrieben, selten aber liest man etwas über die Findigkeit der Eisenbahn. Daß aber auch diese findig, sogar spitzfindig sein kann, beweist folgendes Vorkommnis: kommt da ein Arbeiter an den Fahrkartenschalter einer Station der Kraichgaubahn und übergibt dem Beamten ein Kilometerheft mit der Bitte, er möge einen Eintrag nach Frciburg machen. Der Beamte steht sich das Heft an und sagt dann:Lieber Mann, nach Freibnrg find eS 177 Kilometer und Ihr Heft enthält nur noch einen Rest von 144. Ich gebe Ihnen den Rat, nach Grötztngen eine Fahrkarte zu lösen und von da das Ktlometerheft zu benutzen.* Als der Mann aber hört, daß eine Fahrkarte nach Grötztngen 1 20 A kostet, ge­

steht er, daß seine ganze Barschaft nur 85 A benage. Nun ist guter Rat teuer; denn nach Freiburg soll er noch an diesem Tage. Da er an dem Stattous- orte unbekannt war, wollte und konnte er kein Geld entlehnen, und zudem mußte der Zug jeden Augen­blick kommen. Da, als der Zug schon etnfnhr, kommt dem Beamten der rettende Gedanke. Er gibt dem Manne den Rat, mit dem Kilometerheft nach Ringshetm (Amt Ettenheim) zu fahren, bis wohin die Kilometerzahl gerade ausreichte. Dort solle er aussteigen und das Ktlometerheft abgeben, wofür er 50 A erhalte. Mit seiner Barschaft habe er dann 1 35 A wofür er eine Fahrkarte nach

Fretburg lösen und mit einem eine halbe Stunde später gehenden Zuge Weiterreisen könne. Der gute Mann konnte dem zuvorkommenden Beamten nicht genug danken und stieg seelenvergnügt in den eben abgehsnden Zug.

Gemeinnütziges.

lieber dis H erstellung billiger und dauerhafter G arten einfrtedtgungen berichtet der praktische Ratgeber. Er empfiehlt alte gebrauchte Eisenbahnschwellen, die bei der Eisenbahn ausrangiert wurden und billig zu haben find. Diese Schwellen wurden für Bahnzwicke besonders impräg­niert, find deshalb von großer Haltbarkeit. Ein anderer Gärtner empfiehlt Siederohre. Diese Pfosten erhalten 34 m Abstand. Dann wird 1 m hoch Drahtgeflecht und darüber im Abstand von 23 am Stacheldraht gespannt. Der praktische Ratgeber erläutert genau, wie die Pfosten gesetzt werden und wie der Draht gespannt wird. Die Nummer mit den betreffenden Aufsätzen wird an Gartenfreunde kostenfrei verschickt vom Geschäftsamt des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau in Frank­furt a. O.

DaS wird wohl schwerlich gehen. Ich kenne das Land hier gar nicht und würde nimmermehr meine eigene Linie finden.*

Aber selbstverständlich würde Hugo Dich führen!*

Und ich Baronesse Bienrck ihren Kavalier wegnehme», niemals!* Nordhrim wandte sich bei den ! tzteu, etwas gereizt gesprochenen Worten rasch um.

Es ist doch natürlich, daß ich Dich führe, wenn Du überhaupt reiten willst; ich bin überzeugt, Baronesse v. Bieneck findet zehn für einen, wenn sie will.* Viola lachte leise auf.

Und ich keinen, willst Du damit sagen.*

Unsinn, aber wenn Dein Gatte da ist, ist er derjenige, der Dich führt.* Naziedda hatte sich bis jetzt mit keinem Worte an der Debatte beteiligt, jrtzt sah Ke V ola mit den großen, braune» Kinderaugen staunend an.

Aber Frau v. Nordheim, Sir werden mich doch nicht Ihnen im Weg« stehen lassen, da« würde ich nie dulden.*

Emen Augenblick besann sich Viola, dann nickte sie.*

Gut, Fernande, ich nehme Dein Anerbieten dankbar an und werde morgen reiten.*

Schade, daß Traf Linden nicht hier ist, warf Naziedda hin, der hätte Sie fübren können.*

Northeim zog die Brauen zusammen.

Ich glaube schon einmal gesagt zu habe», daß meine Gattin entweder mit mir oder-gar nicht reitet.*

Ol* Naziedda erhob sich und schüttelt« die Falten ihre« Kleide« ei» wenig aus,ich gehr jetzt auf die Suche, wer sich mir wohl al» Kavalier an­bieten wird.*

Ich bitte, Baronesse, lassen Sie mich da« für Sie tu», e« ist nur meine Pflicht, nachdem ich r« bi» jetzt gewesen.*

Sie schritten zusammen nach der gegenüberliegenden Ecke de» Salon«.

(Fortsetzung folgt.)