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Amt»- uud Anzeigekkatt für dm Bezirk galw.
8V. Jahrgang.
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Sonntag, den 31. Dezember 1905.
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ort»v«riehr 1 Mi., f. I>. sonst. Ntrichr i
1.10, Bestellgeld 20 Pfg.
Amtliche Nekanntmachnngen,
Bekanntmachung.
Mannschaften, welche zum Dienst in Tüd- westafrika bereit stad, können sich bis spätestens 3. Janna« 1906 melden. Spätere Meldungen find angängig.
Calw, 30. Dezember 1905.
K. Aezirkskommando Kalrv.
Die SchultheitzenäMter
werden unter Bezugnahme auf den Erlaß des Kgl. Ministeriums des Innern vom 29. November 1905 Nr. 16 399, bet«, die Schutzpockenimpfung (Min.-A.-Bl. 1905 S. 449) anfgefordert. die bet ihnen befindlichen Drnckexemplare der alljährlich bei Bekanntmachung deS Impftermins den Angehörigen der Impflinge auszuhändigenden Verhaltungsvorschriften (vergl. Z 1 der Anlage ^ in Verbindung mit Anlage 6 zu der Min.-Verfügung vom 6. Dez. 1899, Reg.-Blatt 1899 S. 1107 u. ff.) im Sinne der Verfügung des Kgl. Ministeriums des Innern vom 16. Nov. 1905 (Reg.-Blatt 1905 Seite 291) alsbald abzuändern und zn ergänzen.
Calw, 28. Dezember 1905.
K. Oberamt. Amtm. Rippmann.
Die Ortsbehörde«
werden darauf aufmerksam gemacht, daß nach Erlaß des K. Steuerkollegiums vom 19. Dezember 1903, Amtsblatt S. 159, das Aenderungsprotokoll zum Primärkataster auf 31. Dezember abzuschließen und mit den beigebrachten Meßurkunden längstens bi- 6. Janna« 1906 an die K. BezirkSgeometer- stelle als portopflichtige Dienstsache einzuseuden ist. Calw, 28. Dezember 1905.
K. Oberamt. Amtmann Rippmann.
Die Herr« Berwaltungs-Aktuare
wollen für tunlichste Beschleunigung der Steuer- Umlagen Sorge tragen und bis 15. Januar 1906 Bericht über den Vollzug derselben hieher erstatten.
Calw, 30. Dezember 1905.
K. Oberamt. Voelter.
Bekam»tmach««g.
Die Kerrn Hrtsvorsteyer «. Hrtsschulaufseher werben htemit darauf aufmerksam gemacht, daß gemäß ß 4 Abs. 1. der Verf. der Ministerien des Innern und des Kirchen- und Schulwesens, betr. di« fortlaufende Statistik der Taubstummen, vom 10. Mai 1902 (Reg.-Bl. S. 153) für jedes in der Gemeinde vorhandene nicht in einer Taubstummenanstalt befindliche taubstumme ober der Taub-' stummbett verdächtige Kind am Anfang des Kalenderjahres, in dem cs da» 7. Lebensjahr vollendet, ein Fragebogen gemäß 8 3 Avs. 1 der gen. Mtu.-Berf. in Zfache« Ausfertigung anzulegen und bi» 15. k. «t». dem Hr«. Ober- amtsarjt zu übersenden ist.
Zugleich wird darauf hingewiesen, daß für diejenigen taubstummen Kinder, welche in diesem Jahr in eine staatliche Taubstummenanstalt ausgenommen werden sollen, dem Fragebogen ein besonderes Aufnahmegesuch der Eltern oder der Stellvertreter nebst einem Taufschein, Impfschein, Staatsangehörigkeitsnachweis und einem Vermögens- zeuguis anzuschließen ist (8 8 Abs. 2 a. a. O.).
Fragebogen können vom Obsramt bezogen werden.
Calw, 29. Dezember 1905.
K. gem. Oüeramt in Schulsachen:
Voelter. Schmid.
Lagesneuigkeikn.
X. Calw, 29. Dez. (Zur Gemeinderatswahl) Der im gestrigen Blatt erschienene
diesbezügl. Artikel ist dahin richtig zu stellen, daß, falls der vom Kgl. Oberamt als gewählt anerkannte Herr Güterbeförderer Friedrich Bauer jung von der gesetzlichen Verpflichtung zur Uebernahme des Amtes eines Gemeiuderats wegen Unvereinbarkeit des geforderten Dienstes mit seinen BerufSverhältntssen entbunden werden sollte (Art. 17 Abs. 1 Ziffer 4 des GsmeindeangehörigkeitSgesetzes), nicht der Träger der nächst höheren Sttmmenzahl einrücken würde; vielmehr würde die frei gewordene Stelle bis zur nächsten Wahl unbesetzt bleiben, es sei denn, daß Gemeinderat und Bürgerausschuß eine frühere Wiederbesetzung für nötig erachten (Art. 8 des Gesetzes vom 6. Juli 1849).
* Calw, 30. Dez. Die bürgerl. Kollegien haben stch einstimmig gegen die Beschränkung des TelefondiensteS au Sonntagen ausgesprochen und eine diesbezügliche Eingabe mit gewichtigen Gründen versehen an die Generaldirekiion der Posten gerichtet. Weitere Eingaben im gleichen Sinne werden von der AmtSversammluug, der Handelskammer, dem Gewerbe- und Wtrtsverein abgehen. Zweckmäßig wird es sein, wenn stch auch die einzelnen Jatereffenten gegen die beabsichtigte Beschränkung aussprechen.
x. Calw, 29. Dez. (Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs.) Nachdem das erste aus der Kanstanstalt von C. Rübsamen in Stuttgart hervor- gcgangene Plakat von Calw vergriffen war, hat der Verein nach längeren Uaterhandlungen mit verschiedenen Firmen der graph. Kanstanstalt von Eberhard Schreiber in Stuttgart mit der Anfertigung eines neuen Plakats beauftragt. Der von dem Künstler Hrn. Karl Fuchs in Schorndorf gefertigte Originaleutwurf des neuen Plakats zeichnet stch durch ansprechende künstlerische Komposition, und einem feinen, vornehmen Ton aus, welcher doch wider der notwendigen Deutlichkeit und Augenfälligkeit keinen Eintrag tut, und darf von einzelnen leicht zu verbessernden Kleinigkeiten abgesehen als sehr gelungen bezeichnet werden. Damit das für die Hebung des Fremden-
Das gnädige Fräulein. 2 °^.^
Roman von W. v. Reiten.
(Fortsetzung.)
Linden war regungslos in der Fensternische stehen geblieben, in welcher er Viola gefunden. Mit gekreuzten Armen starrte er hinaus in die Dämmerung und bemerkte den Eintritt der beiden jungen Damen gar nicht. Plötzlich schlug NazieddaS melodische Stimme an sein Ohr.
„Deine Schwägerin scheint eine große Vorliebe für diesen Linden zu haben."
„Ich weiß im Grunde nicht, was Du gegen ihn hast," fiel nun FernandeS ruhig« Stimme ein, er ist ein angenehmer Gesellschafter und ich glaube wirklich ein vortrefflicher Mensch."
Naziedda lachte spöttisch auf.
„O, verteidige Du ihn nur auch. Vergißt Du denn ganz, daß er eL gewesen, der Dich und Botho absichtlich getrennt? Ich für meinen Teil kann es nie vergessen, daß er meinem Bruder dal Herz gebrochen."
„Er wird wohl schwerlich Deinen Bruder zum Altar gezerrt haben."
«Fernande!"
Naziedda fiel aus der Rolle des harmlosen Kindes. Ihre Stimm: klang
zornig.
„Ist das auch die Frucht Deiner Intimität mit Deiner Schwägerin; früher dachtest Du anders."
„Ich weiß nicht, ob cS Viola» Einfluß ist, ich glaube eher, ich habe mich von Deinem Einfluß befreit, Gott sei Dank, bevor e» zu spät war."
„Was meinst Du damit, bevor e« zu spät war? Wohl daß Du jenen Linden noch lieben kannst. Ich bleibe meiner Freundschaft treu und warne Dich, nimm Dich in Acht; mache Dich nicht lächerlich! Siehst Du denn nicht, daß er nur Aua»n für Deine geliebte Viola hat, denk« an mich! Du wirst noch Deine blauen Wunder sehen."
„Schweige!" rief nun Fernande heftig; warum bestehst du darauf, daß ich Graf Linden lieben muß? Ich denke, wir stehen einander doch kühl genug gegenüber."
Andere Gäste traten in den Salon und Linden schlich leise, die rintretende Dunkelheit benützend, aus dem Zimmer. Seine Hände ballten sich krampfhaft, dabei aber stieg ein beseeligendeS, berauschendes Gefühl in ihm auf. Sie liebte ihn. aber noch war cs nicht an der Zeit, noch mußte er warten, noch einen Beweis gegen Naziedda bringen, dem er unlängst ganz zufällig auf die Spur gekommen, dann konnte er auftretcn und sie zu Boden schmettern. Als man sich zum Diner versammelte, meldete ein Diener. Graf Linde» sei plötzlich durch «in Telegramm abberufen worden und habe diesen Brief für den Hausherrn hinterlaffen.
Vierzehn Tag« waren es her, daß Viola in Waldheim angekommen war. Eie hatte Frau v. Nsrdheim lieben gelernt; Fernande hing mit abgöttischer Verehrung an ihr. Nur ihrem Gatten war sie nicht näher getreten, im Gegenteil, immer weiter und unüberbrückbarer wurde die Kluft, die sie von ihm trennte. Oft vergingen Tag-, ohne daß die Beiden ein Wort miteinander wechselten. ES war ja nur so, wie sie eS gewünscht hatte. Wie oft gedachte sie jetzt des Tage», an dem sie ihrem Gatten auf die Frage? „Wollen wir uns nicht das Leben leichter machen? geantwortet hatte: „Ja, dadurch, daß wir einander möglichst wenig sehen." Wie bitter bereute sie jetzt diese Worte, wie gern hätte sie ihm Abbitte geleistet, und dennoch, wenn sie je rin vaar Worte mit einander wechselten, dann sprach sie immer in j<n:m kalten, abweisenden Ton, den sie stets ihm gegenüber angewandt, und er konnte nicht ahnen, daß dieser kalte Ton nur ein« Maske war, um Gefühle zu verbergen, die sir nicht erwidert und lästig wähnte. Er selber tat nichts, um den Schranken herabzureißen, der sich zwischen ihnen aufgebaut.
Viola fehlte h ute ihr gewohnter Kavalier; Graf Linden war ja fort. Wie stet», hatte Naziedda nach dem Diner, al» man sich im Salon versammelte, den Platz vor dem Kamin eingenommen und lehnte ihre zierlichen, kleinen Füße auf die Elsenstäbe vor demselben. Viola saß ihr gegenüber und Nordheim lehnte mit
Die nächst« Nummer erscheint Dienstag, den S. Janna«.