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ist.

Samstag de« za. I««i i«A.

86. Jahrgang.

Politische Wochenrundscha«.

Die württembergische Regierung hat vom Landtag eine Ruhepause bis Anfang Juli bekommen. In der letzten Land­tagssitzung hatte dte Regierung insofern Glück, als durch das Fehlen von 2 Abgeordneten der Opposition, eines Demokraten und eines Kommunisten, die sozialdemokratischen und demo­kratischen Mißtrauensaitträge nrit einer wirklichen Mehrheit von 40 gegen 38 Stimmen abgelehnt wurden, während bei dem Mißtrauensantrag unmittelbar nach Bildung dieser Regie­rung, die nur mit Stimmengleichheit 40 gegen 40, der Ableh­nung verfielen, die Regierung sich gerade noch behaupten konnte. Die letzte Abstimmung brachte der Regierung aber nur einen Scheinsieg, denn tatsächlich verfügt sie über keine Mehrheit im Parlament. Bei den kleinsten Anlässen kann sie stolpern und das Fehlen auch nur eines einzigen Abgeord­neten auf der Regierungsseite kann das Verhängnis herbei- sühren. Zudem betont der Christliche Volksdienst, der die Re­gierung bisher unterstützte, daß er keineswegs an die Regie­rung gebunden sei, sondern sich von Fall zu Fall stets neu ent­scheide. Die bisherigen Bemühungen der Regierung, durch Heranziehung der Deutschen Bolkspartei sich eine breitere Basis zu schassen, ist trotz aller schönen programmatischen Er­klärungen bisher nicht gelungen. Natürlich stimmt die Deutsche Volkspartei der Regierungserklärung im großen und ganzen sachlich zu, und das ist ihr einziger Grund für die Berweige- rrung ihrer Mitarbeit, der Kultminister Bazille muß sein Amt aufgeben. Bauernbund und Bürgerpartei stellen sich aber auf den Ehrenstandpunkt und lehnen die Forderung der kleinen Deutschen Volkspartei, den Führer fallen zu lassen, als An­maßung ab. Bei dieser Sachlage wird die Regierung mit der Arbeit sehr schwer tun, was sich gleich zeigen wird, sobald sie neue Vorlagen im Landtag einbringt. Bei den nächsten Land­tagsberatungen vom 5. Juli ab handelt es sich zunächst um die ersten Lesungen der schon im letzten Landtag eingebrachten, aber nicht mehr erledigten, und jetzt wieder neu eingebrachten Gesetzentwürfe zur Regelung des Beamtenrechts, der Ge­werbeordnung, des Anerben- und des Fideikommißrechtes. Diese Entwürfe werden ohne allzu lange Aussprache den Aus­schüssen überwiesen werden, worauf der Landtag sich über den Sommer hinüber bis September oder Oktober vertagen wird. Für so lange dürfte die Regierung Bolz-Bazille jedenfalls un­angefochten im Amt bleiben.

Festliche Tage hat die Stadt Stuttgart Ende dieser Woche durch den Besuch der Ozeanfliegcr Köhl, von Hünefeld und Fißmaurice erlebt. Köhl, der gebürtiger Bayer ist, genießt die besonderen Sympathien der Württemberger, hat er doch Württemberg zu seiner Wahlheimat erkoren. Als württem- bergischer Offizier machte er den ganzen Weltkrieg bei den württembergischen Pionieren mit und befehligte nach dem Kriege als Reichswehrhauptmann bis 1921 eine Kompagnie in Ludwigsburg, von wo er auch eine Württembergerin sich zur Frau holte, die jetzt mit ihm den Triumphzug durch alle Welt mitmachte. Die Empfangsfeierlichkeiten für die Flieger, deren große Verdienste in der neuen wie in der alten Welt von anderer Seite schon gebührend gewürdigt worden sind und noch werden, sind auch in Stuttgart sehr großzügig gestaltet worden. Das Programm war so ziemlich dasselbe wie in Bremen, Berlin, Kottbus und München, nämlich feierlicher Empfang bei der Landung auf dem Wasen, dann festlicher Einzug durch die Straßen der Stadt, großes Bankett im Neuen Schloß und Fackelzug des Württ. Luftfahrtverbandes und der württ. Studentenschaft. Der Empfang in Stuttgart war ein ebenso herzlicher und begeisterter wie in den anderen deutschen Städten. Mitte Juli werden dann Ludwigsburg sowie Neu-Ulm den besonderen Besuch der Ozeanflieger nach ihrer Rückkehr von Irland erhalten.

Ein besonderes Ereignis in dieser Woche verdient noch Erwähnung, das 100jährige Jubiläum des Bestehens der Diö­zese Rottenburg, das unter Beteiligung hervorragender Per­sönlichkeiten, des Päpstlichen Nuntius Pacelli, verschiedener deutscher Bischöfe, der gesamten württembergischen Staats- regierunjs, sowie des Landtagspräsidenten gefeiert wurde, lieber die Geschichte der Bistumsgründung im Jahre 1928, Wime die weiteren Schicksale der Diözese im Lauf des ersten Jahrhunderts, besonders den Kampf um die Freiheit der Kirche von der staatlichen Bevormundung, ist in den letzten Tagen genug geschrieben worden, was nicht wiederholt zu werden braucht.Seit der Staatsumwälzung im Jahre 1918 steht die Kirche völlig frei da und lebt in bestem Einvernehmen mit dem Staate, was in den verschiedenen Festansprachen freudig zum Ausdruck kam. Staatspräsident Dr. Bolz brachte den Dank des Staates für die Arbeit der Kirche dadurch zum Ausdruck, daß er dem Bischof eine staatliche Spende zur Er­haltung der Rottenburger Domkirche und anderer kirchlicher Baudenkmale überbrachte.

Die Bemühungen des Sozialdemokraten Müller, eine neue Reichsregierung zu bilden, sind nach dem Scheitern der Gro­ßen Koalition und der Weimarer Koalition doch noch von Erfolg gekrönt und zwar durch Bildung einer Regierung freier Persönlichkeiten ohne engere Fraktionsbindung und zwar aus Männern von der Sozialdemokratie bis zur Deutschen Volks- Partei.

Stuttgart, 28. Juni. Der Christliche Volksdienst richtet an die Regierung folgende Kleine Anfrage: Die Regierungs- - ?S.?rung kündigt an, daß die Regierung dem Landtag Vor- : schlüge über die Lösung der Streitfragen machen wolle, die im , llnterrichtswesen noch der, Erledigung harren. Eine wohl- wollende Lösung dieser Streitfragen im Geiste eines beson- swnen Schnlfortschritts ist-dringend nötig, damit ein Geist des ! Vertrauens zwischen dem Ministerium des Kirchen- und Schul­wesens und den ihm unterstellten Beamten und Lehrern ein- j » kehren kann und ein ersprießliches, sachliches Zusammenarbei­tenermöglicht wird. Ist der Minister des Kirchen- und Schul­wesens bereit, jetzt schon Auskunft darüber zu geben, wie er z sich die Lösung dieser Streitfragen durch Gesetzgebung und i

Verwaltung denkt? Dr. Schermann (Ztr.) fragt, natürlich weniger verfänglich: Die erfreuliche Tatsache der Eröffnung einiger württ. Nebenbahnen in letzter Zeit erweckt anderwärts von neuem den dringenden Wunsch nach möglichst rascher Fer­tigstellung weiterer, vor allem der schon begonnenen Bahn­strecken. Ich frage das Staatsministerium, ob es bereit ist, für die tunlichst baldige Weiterführung und Fertigstellung des begonnenen Bahnbans BiberachUttenweiler Sorge zu tra­gen. Wie sollte da das Ministerium nicht freudig ja sagen! Weiter fragt Dr. Schermann wegen des zweigleisigen Ausbaus der Bahnstrecke OsterburkenHattingen. Der Ab­geordnete fragt das Staatsministerium, ob es bereit ist, bei den maßgebenden Stellen im Reich insbesondere nachdrücklich da­für einzutreten, daß die bisherigen Fehler und Mängel in der Linienführung gründlich beseitigt werden und damit diese Bahnstrecke zu einer wirklich leistungsfähigen aüsgebaut werde, auf der dann Schnellzüge mit den höchstzulässigen Geschwin­digkeiten geführt werden können; in erneute Verhandlungen darüber ernzutreten, daß gleichzeitig bei den vorzunehmenden Um- und Neubauten die Strecke für den elektrischen Betrieb eingerichtet wird.

Berlin, 29. Juni. In einer privaten Vorstellung wurde in Berlin der englische FilmMorgengrauen" gezeigt, der die standrechtliche Erschießung der englischen Krankenschwester Cavell behandelt. Der Film versucht insofern objektiv zu sein, als er dem deutschen Kriegsgericht zubilligt, daß es nur seine Pflicht tat, als es Edith Cavell zum Tode verurteilte. Im übrigen ist der Film natürlich von rein antideutscher Tendenz, so daß man sich immer fragen muß, warum, er, wenn auch nur im Rahmen einer privaten Veranstaltung, in Berlin vor­geführt werden konnte.

Ausland.

Paris, 29. Juni. Die Beurteilung der neuen Reichsregie­rung ln Paris und London, ist sehr zurückhaltend; nur der Figaro" leistet sich > außerordentlich scharfe Ausfälle.

Zwangsweise Umtaufe in Südtirol.

Wien, 29. Juni. Wie aus Innsbruck gemeldet wird, hat der Lehrer Tscholl, der in Vintschgau seinen Wohnsitz hat, vor einigen Tagen vom Präfekten der Provinz Bozen die Mittei­lung erhalten, daß sein Name ünter Bezugnahme auf das Dekret über die Rückführung rein deutscher Familiennamen in seine ursprüngliche italienische FormCioli" umgewandelt werde. Die Familie Tscholl führt ihren deutschen Namen nach­weislich seit dem 16. Jahrhundert. Es ist dies der erste Fall der zwangsweisen Jtaliemsierung eines deutschen Familien­namens in Südtirol.

Eine neue polnisch-französische Militärkonvention.

Warschau, 29. Juni. Der Neuordnung der militärischen Abmachungen zwischen Polen und Rumänien, zu der kürzlich eine Anzahl führender rumänischen Generalstabsofsiziere in Warschau weilte, folgt anscheinend jetzt auch eine entsprechende Anpassung der polnisch-französischen Militärbeziehungen. Drei höhere polnische Generalstabsofsiziere unter Führung des stell­vertretenden Generalstabchefs, General Kutrzeba, haben sich in einer offiziellen Sondermi'fsion nach Paris begeben. Ueber den Inhalt ihrer Besprechungen dürften ebensowenig offizielle Meldungen ausgegeben werden, wie über die Polnisch-rumä­nischen Militärverhandlungen. Die Tatsache, daß solche pol­nisch-französischen Militärverhandlungen stattfinden, wird aber bezeichnenderweise durch auffällige Hervorhebung dieser Gene­ralstabsbesuche in einem Teil der von der Regierung beeinfluß­ten Presse ausdrücklich unterstrichen.

Strafanträge im Schachth-Prozetz.

Moskau, 29. Juni. Krylenko, der Staatsanwalt, beantragte gegen 7 von den bisher verhandelten 33 russischen Angeklagten die Todesstrafe, darunter auch gegen solche, die durch weit­gehende Geständnisse und Beschuldigungen der Mitangeklagten auf mildernde Umstände spekuliert hatten. Gegen 26 russische Angeklagte beantragte er Gefängnisstrafen, deren Ausmaß er dem Gericht überlaßt. Gegen den Rest der russischen und gegen die deutschen Angeklagten wird Krylenko heute Plä­dieren.

Smith Präsidentschaftskandidat.

Houston (Texas), 29. Juni. Der demokratische National­konvent hat das Parteiprogramm angenommen und den Gou­verneur von Newyork, Smith, zum Präsidentschaftskandidaten nominiert.

Aus Stadt und Bezirk.

Sonntagsgedanken.

Einsamkeit.

Unsere Sehnsucht geht nach der Stille, aus der die Ewig­keit uns ihre Arme entgegenstreckt. Thoma.

O Einsamkeit! Du meiner Heimat Einsamkeit! Zu lang lebte ich wild in wilder Fremde, als daß ich nicht mit Tränen zu dir heimkehrte! Nietzsche.

Ist doch rufen sie vermessen nichts im Werke, nichts getan!

Und das Große reift indessen still heran.

Es erscheint nun; niemand sieht es, niemand hört es im Geschrei;

Mit bescheidner Trauer zieht es

still vorbei. Feuchtersleben.

Immer ist es der Schweigende, der das Wort sät in die Welt.

Immer ist es der sich Neigende,

der zuletzt als Sieger Einzug hält.

Allen laut und hastig Strebenden

baut ein tiefes Grab die Zeit,

nur den still und einsam Lebenden

blüht die hohe Ewigkeit. A. Petzold.

Neuenbürg, 29. Juni. Am Donnerstag tagte im Rathaus­saal von 9 Uhr ab unter dem Vorsitz von Landrat Lempp die Amtsversammlung des Bezirks. Der Vorsitzende hieß die vollzählig erschienenen 26 stimmberechtigten Vertreter will­kommen. Vor Eintritt in die Tagesordnung zeichnete er ein Bild der allgemeinen politischen Lage und gab einen Blick über die Verhältnisse, wie sie heute im Bezirk liegen. Obwohl die Lasten des Versailler Diktats, die inneren Kriegslasten und die Reparationslasten, welch letztere Heuer ihren Höchststand er­reichten, furchtbar schwer auf das deutsche Volk drücken, obwohl wir unbewaffnet inmitten einer waffenstarrenden Welt leben, habe das deutsche Volk in dieser ernsten Lage bis jetzt den Mut und seine seelischen Kräfte nicht verloren; tapfer mühe es sich in hartem Ringen wieder weiter zu kommen im Aufstieg aus der Tiefe. Mehr Einigkeit im Volk, unbedingte Hingabe an die Gesamtheit, wären freilich dringend von nöten. Die letzten Wochen mit iyren Regierungsbildungen im Land und Reich legen diesen Wunsch besonders dringend nahe. Für jede öffent­liche Verwaltung bedürfe cs äußerster Kraftanstrengung im Dienste der Gesamtheit. Klare, kühle Einstellung zu dem an uns herantretenden Problem und mutige Tat zum Nötigen seien die Richtlinien, die uns den Weg Wersen. Auf die inneren Verhältnisse in der Amtskörperschaft eingehend, gedachte der Redner der Einweihung des erweiterten Bezirkskrankenhauses am 1. August v. I.; .der Tag habe gezeigt, daß die Amts­versammlung mit ihrem Beschlu' das Richtige getroffen habe. Die Einrichtung könne als mustergültig bezeichnet werden, was auch aus den anerkennenden Aeußerungen von Aerzten und Kommissionen hervorgehe; finanziell werfe der Bau eine bes­sere Rente ab als vorher. Die Oberamtssparkasse zeige weiter­hin zahlenmäßig eine stetige, erfreuliche Aufwärtsentwicklung in den einzelnen Sparten. Das künftige Sparkassengebäude dürfte in 2 bis 3 Monaten fertig gestellt sein; nur Las not­wendigste und zweckmäßigste werde gebaut. Im Frühherbst seien es 75 Jahre, daß die Oberamtssparkasse ins Leben gerufen wurde. Die Aufwertungsverpslichtung des Reichs aus der Kriegs- und Nachkriegszeit in Höhe von 2)4 Millionen Mark harre immer noch der Erledigung. Eingehend zog der Redner in den Kreis seiner Betrachtungen die einzelnen Aemter und die zu lösenden Probleme, so das Wohlfahrtsamt, den Ge- schästskreis der Äezirksfürsorgebehörde, das Jugendamt, die Tätigkeit des Bezirksrats, die Tragung der großen Lasten der Erwerbslosigkeit, das Kapitel Wohnungsnot, wobei er beson­ders auf die von der Oberamtssparkasse geschaffene Einrichtung von Bausparkonteu hinwies, welche der Bezirksbevölkerung an­gelegentlichst zu empfehlen sei. Der Wohnungsbau zeige im Bezirk eine aufsteigende Kurve; cs wurden erstellt 1921 152, 1925 156, 1926 161, 1927 181 Wohnungen; möge diese Zahlen­kurve weiterhin so steigen! Weiter behandelte er das Kapitel Straßenbau und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Staat künftig nach dem Programm der neuen württembergischen Re­gierung an den Straßenbau- und Fürsorgelasten einen größe­ren Anteil übernehmen werde. Das Gespenst der Stuttgarter Schwarzwaldwasserversorgung sei immer noch nicht verschwun­den, unerschütterlich verharren wir in Abwehrstellung in Wahrung unserer berechtigten Interessen. Festzustellen sei, daß die Wasserkraft einen geringeren Betriebsaufwand verur­sache, als jene durch Kohle. Die Gasfernversorgung mache nur langsame Fortschritte. Die Frage der Beteiligung der Amts­körperschaft an Äufschlußarbeiten im Grunbacher Gebiet zur Hebung von Naturschätzen (Fluß- und Schwerspat) sei vom volkswirtschaftlichen Standpunkt betrachtet außerordentlich wichtig. Am Schluffe seiner Ausführungen nahm der Redner Veranlassung, allen amtskörverschaftlichen Beamten, dem Be­zirksrat u. den Gemeindebeamten Dank für die geleistete Arbeit auszusprechen. Wir wollen auch künftig wie bisher eine Ar­beitsgemeinschaft bilden, beseelt vom gegenseitigen Vertrauen und dem Bewußtsein unserer Verantwortung. Hierauf wurde in die Tagesordnung einaetreten.

Der von OLeramtspfleger Kübler in seinen Einzel­heiten vorgetragene Haushaltvoranschlag der Amtskörperschaft für 1928 wies auf an Ausgaben Mk. 778 016., an Einnahmen Mk. 375 600., so daß sich eine Unzulänglichkeit von Mk. 402 416. ergab. In der Aussprache wies Stadtschultheiß Knödel darauf hin, daß durch die ZZ 15 und 16 der Reichs­grundsähe über Voraussetzung, Art und Maß der öffentlichen Fürsorge in der Fassung der Verordnung vom 29. März 1928 für die Kleinrentner und Sozialrentner Mindestsätze von Fürsorgennterstützungen durch die Bezirksfürsorgeverbände zu gewähren sind, die für die meisten Bezirke hohe Mehraufwen­dungen bedeuten. Da sich diese neue Vorschrift in unserem Bezirk als eine wesentliche Erweiterung der bereits bestehen­den Fürsorgcaufgaben der Amtskörperschaft auswirkt, bean­tragte er, die Amtsversammlung wolle in einer Eingabe an den Innen- und Wirtschaftsministerium beschließen, daß die von der Reichsregierung für diesen Zweck zur Verfügung ge­stellten Mittel im Gesamtbetrag von 7 Millionen Mk. durch­aus unzureichend sind und entsprechend höhere Beitrüge zur Verfügung gestellt werden. Schultheiß Herman n-Schömberg beantragte, der Bezirksrat wolle die Frage der Aenderung der Bezirkssatzung iiber den Bau, die Unterhaltung und Verbesse­rung der Nächbarschaftsstraßen in der Richtung prüfen, daß der Aufwand auf die Bczirksstraßen ganz auf die Amtskörper­schaft übernommen und Beiträge zur Unterhaltung anderer Nachbarschaftsstraßen (sog. Beitragsstraßen) gewährt werden. Diesem Antrag widersprach Stadtschultheiß Grüb-Herren- alb, während Schultheiß Keßler-Ottenhausen ihn unter­stützte. Bei der Abstimmung wurde der Antrag Hermann mit 12 gegen 11 Stimmen abgelehnt und der Antrag Knödel einstimmig angenommen und nachdem eine weitere Aussprache nicht erfolgte, beschlossen, den auf Mk, 402 416. berechneten Abmangel durch eine Amtskörperschastsumlaae von Mark .400000.- und den Rest von Mk. 2116. durch Restmittel zu j decken.