gründe, welche zur Ablehnung geführt hoben, zu Wider legen gesucht. Die neue Beratung soll unter Mitwirkung des Kgl. OberamtS in Schulsachen er­folgen und zwar innerhalb einer Frist vorr 4 Wochen.

X Calw, 19. Dez. Am letzten SamStag fand im Gasthaus z. Sternen die Weihnachts­feier des VereinsRauch klub" statt. Der Besuch -war ein so zahlreicher, daß das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt war. Zur Aufführung kamen 4 Theaterstücke:Sie hat geraucht", und Zu Befehl Herr Leutnant", sowieBeim Ver­sicherungsagenten" undDie beiden lustigen Köche". Sämtliche Mitwirkenden taten ihr bestes und ernteten für ihre trefflichen Darstellungen reichen Beifall. Der mufikalifcke Teil lag in den Händen von Hrn. Musikdirektor Frank. Eine Gobenverlosuug, welche den Schluß bildete, trug zur Erheiterung wesentlich bei; die Glücksgöttin zeigte sich splendid und auf­gelegt zu manchem Scherz. Möge der Verein auch im nächsten Jahre wachsen und gedeihen.

Herrevberg, 16. Dez. Auf dem heutigen Wochenmar kt waren zugk führt: 130 St. Milch­schweine, Preis pro Paar 30484L, 114 Läufer­schweine, Preis pro Paar 50904L Verkauf ordentlich.

Von der Aid, 19. Dez. Ein Gauner be­suchte kürzlich den Vater des wegen Mordverdachts inhaftierten St Ürner in Aidlingen und gab vor, daß die Seche seines Sohnes günstig stehe, jedoch bedürfe sein R-chtSbeistaud, dessen Abgesandter er sei, zur Ausstillung eines weiteren Anwalts 804L, um bereu Ausfolge er ersuche. Der betagte Monn fiel jedoch auf den Schwindel nicht herein, und der Schwindler verduftete, ehe man seiner habhaft werden konnte.

Stuttgart, 18. Dez. (Strafkammer) Der Händler Jonas Israel von Ernsbach ent­wendete einem Schuhfabrikanten Schuhwaren im Wert von 5004L Die Strafkammer verurteilte ihn zu 4 Monarcn Gefängnis. Wegen eines vor 8 Jahren begangenen Uhrendiebstahls wurde der schon vorbestrafte Maler Johs. Jäger von hier zu der gesetzlich zulässigen Mindeststrafe von 3 Monaten verurteilt. Die Dirne Franziska Karg erstattete gegen ihren Geliebte» aus Rach­sucht eine unwahre Anzeige wegen Kuppelei. Wegen falscher Anschuldigung erhielt fie 3 Monate Gefäng­nis. Der Reisende Alfred Kessel wurde wegen Unterschlagung von 7754L, die er von Kunden für seinen Prinz pal cingezogen hatte, zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte batte 404L Monatsgehalt und 1 "/>> Provifion, ein Einkommen, das der Gerichtshof als ein sehr bescheidenes be- zeichuete.

Stuttgart, 19. Dez. (Schöffengericht.) Die in Mannheim wohnhafte Arbeitersfrau Marie Dobler war der Meinung, sie sei in einer Nochloßsache benachteiligt worden. Sie richtete deshalb an das Amtsgericht Ludwigsburg einen Brief, worin fie gegen die Beamten des Amtsgerichts den schweren Vorwurf der Parteilichkeit und Rechts­beugung erhob. Wegen Beleidigung erkannte das Schöffengericht gegen sie auf 604L Geldstrafe.

Stuttgart, 19. Dez. Auf der Weih- nachtsmesse scheint der Verkehr von Jahr zu Jahr abzunehmen, was im Grunde nicht Wunder nehmen darf, denn man kauft die Sache» jetzt gerade so billig in den Läden. Nur für ganz ein­fache Spielwaren scheint die Messe ihre alte Be­deutung noch behalten zu haben.

Ludwigsburg, 19. Dez. (Schweine- m arkt.) Zufuhr Milchschweine 158 St., Läufer- schwetne 35 St. Preis für 1 Paar Milchschweine 3046 für 1 Läuferschwetn 30604L Die Zufuhr von Milch- und Läuferschweineu war heute eine mittelstarke. Der Bei kauf ging gut und Milch­schweine wurden rasch vollständig, Läufer bis auf einige Stück verkauft.

Bietigheim, 19. Dez. Das Germania- Linoleumwerk erwarb an der Bahuhofstroße hier ein großes Bauareal für 450004L, um dort weitere Arbeiterwohnhäuser und Fabrikanlagen zu erstellen.

Jlsfeld, 15. Dez. Zum letztenmal ver­sammelten sich vergangenen Dienstag die Mitglieder des Hilfs Vereins in hics. Gemeinde, um über den Rest der noch vorhandenen HtlfSgelder zu be­schließen. Der Sitzung wohnten «. a. Ministerialrat Dr. Köhler, OberregierungSrat Falch und Landtags­abgeordneter Schmtd-Großingersheim an. Von dem noch zur Verfügung stehenden Vermögen konnte eine nochmalige Zuwendung, nämlich ein Betrag von rund 35 0004L zur Verteilung an die Abgebrannten vor Weihnachten bestimmt werden. Nach der in der Sitzung vom Vorsitzenden erstatteten Ueberficht find avßer vielen Gaben an Lebensmitteln, Kleidern und sonstigen Gegenständen insgesamt etwas mehr als 600 0004L au barem Geld eiugegangen und

ersammelt worden. Von diesem Betrag wurde der größte Teil den einzelnen Abgebrannten zugewendet, während eine weitere, nicht unbedeutende Summe für gemeinsame Arbeiten zu Gunsten der Ab­gebrannten (insbesondere zur vorläufigen Unterbring­ung bis zum Wlederavfbau der Häuser) verausgabt werden mußte. Tis Gemeinde, die selbst zu den Abgebrannten zählt, wurde mit einer Zuwendung gleichfalls bedacht. Nachdem bestimmt wurde, daß eine kleinere Summe für etwaige unvorhergesehene Ausgaben vorerst noch zurückbehalten werden solle, löste sich der Hilfsverein und der Ausschuß auf und übertrug seine Rechte auf ein engeres Komitee, das mit der endgültigen Vollziehung der Beschlüsse des Hilfsvereins betraut wurde. Im Namen und Auf­trag des StaatSmivisteriums dis Innern sprach Ministerialrat Dr. Köhler den Mitgliedern des Hilfsvereins vollste Anerkennung und wärmsten Dank aus für die hingebeude erfolgreiche Tätigkeit zu Gunsten der Abgebrannten. Schultheiß Theurer dankte allen, die bei dem R-ttnngswerk geholfen, im Namen der Gemeinde. Mögen in der so schwer hkimgesuchten Gemeinde diesen Zeiten nach der Prüfung wieder glückliche Tage folgen!

Geislingen, 18. Dez. Seit mehr als 25 Jahren bemüht sich der landw. Bezirksverein die Pferdezucht im hiesigen Bezirk zu heben und hat schon oft mit bedeutendem Aufwand Zuchthengste und Fohlen in der Normandie aufkaufen lassen. Neuerdings scheint aber für die Zucht eine andere Richtung civgkschlagen zu werden, da jetzt Belgier den Normännern vorgezogen werden. Anfangs ds. Mts. ließ der Verein am Ntederrhein (bei Nuß) einen 2'/-jährigen Zuchthengst (Belgier) um 60004L durch Oberamtsticrarzt Mvyer kaufen, der j tzt von einem Landwirt in Türkheim übernommen worden ist.

Rtedlingen, 18. Dez. (Thomasmarkt) Auf dem Pferdemarkt betrug die Zufuhr 232 Stück. Der Handel ging nur flau; eS wurden Preise erzielt von 1008004L Auf dem Vieh- markt waren 586 Stück Rindvieh. Obgleich eine größere Anzahl am Platz war, wer der Handel auch hier flau; im allgemeinen gingen die Preise zurück. Erlöst wurden für das Paar Ochsen 70010004L. für Farren 300 bis 5004L. für Kühe 180-3504L. für Kalbeln 2504004L, für Boschen 80120 ^ Der Schweinemarkt wies eine starke Zufuhr aus. Der Handel war lebhaft. Die Preise für das Paar Milchschweine bewegten sich von 45554L, für Läuferschweine vou 70804L.

Ulm, 19. Dez. Dem 30 Jahre alten Raugier­gehilfen Zoller in Ncu-Ulm wurden gestern Abend beim Rangieren beide Beine abgefahren. Er starb gestern Abend.

Berlin, 19. Dcz. Heute Vormittag empfing der Kaiser den General v. Trotha, bisheriger Kommandeur der Schutztrupps in Südwestafrika zur Meldung und hörte dann die Vorträge des Chefs des Militärkabinets und dcS Chefs deS Ad­miralstabes.

Berlin, 19. Drz. General v. Trotha erklärte heute einem Mitarbeiter der Täglichen Rundschau, daß er seit dem Tage, wo er dem Be­fehl des Kaisers folgend in die LXffentlichkeit ge­treten sei, keine ruhige Stunde mehr gehabt habe. Uebler als der Gegner im Felde habe ihm ungerechtes Urteil im Heimatland mitgespielt. Ec werde übrigens, nachdem er dem Kaiser Bericht erstattet habe, sich vor der Ocffentlichkcit zu rechtfertigen wissen.

Berlin, 19. Dez. Der russische Botschafter Graf v. der Osten-Sccken überbrachte heute dem Reichskanzler Fürsten Bülow die ihm vom Zaren verliehenen Brillanten zum Andreasordeu.

Der Oberste Gerichtshof von Illinois hat das Todesurteil über den Möider Hoch, der sovtele Frauen heiratete und auf die Seite schaffte, bestätigt. Die Hinrichtung wurde auf den 23. Februar angesetzt. Die augenblickliche Frau des Hoch, die bei der Untersuchung als Hauptzeugiu gegen ihn auftrat, weinte mit dem verurteilten Ver­brecher zusammen bitterlich, als ihm die Bestätigung seines Urteils mitgeteilt wurde.

Berlin, 19. Dez. Aus Eydtkuhneu wird unter dem gestrigen Datum gemeldet: Heute abend um 5 Uhr brachte ein zusammengesetzter Zug etwa 10 Wagen Passagiere von Riga via Düna­burg. Von Libau und Mitau find über 400 Flücht­linge in Eydtkuhneu eingetroffen. Der reguläre Zug PeterSburg-Eydtknhnen brachte etwa 200 Per­sonen, meist Flüchtlinge, unter ihnen auch sehr viele Frauen und Kinder. Viele Männer kehren nach der Heimat zurück, um die Auflösung ihres Haus­halts zu versuchen. Bis nach 9 Uhr abends arbeiteten die Steuer- und Bahnbeamten, um deu enormen Paffagierandraug zu bewältigen. Die

Waltsäle der Stationen find überfüllt. Eine voll­ständige reguläre Weiterbeförderung ist unmöglich. Greueltaten entsetzlichster Art sollen in der Um­gebung von Libau, Mitau und Riga verübt worden sein. Viele Offiziere wurden von lettischen Bauer» gräßlich verstümmelt.

Hamburg, 18. Dez. Auf Veranlassung des Reichskanzlers sandte dieHamburg-Amertka- Linte" heute Abend ihre beiden DampferBatavia" undKehrwieder" nach Riga bezw. Libau und Reval ob, um von-dort die Beförderung deutscher Neichsangehöriger nach Königsberg zu vermitteln. DieBatavia" ist für die Aufnahme von 2750 Personen eingerichtet worden und hat auch eine Anzahl Schwestern vomRoten Kreuz" und Krankenpfleger an Bord genommen. Gleichzeitig ist gestern der Stettiner DampferWolga" nach Riga abgcgangen. Weitere Dampfer sollen folgen.

Königsberg, 18. Dez. Auf Einladung des Oberpräfidenten v. Moltke fand heute nach­mittag eine Besprechung statt zwecks Einleitung einer Hilfsaktion für die in nächster Zeit aus deu russischen Ostseeprovinzen cintreffenden deutsches Flüchtlinge. ES ist ein Aktionskomitee haupt­sächlich für die Unterbringung der Flüchtlinge und unter Umständen für ihre Weiterbeförderung, sowie ein Sammelkomitee behufs Gewinnung der erforder­lichen Mittel für die einstweilige Verpflegung der gänzlich Mittellosen gebildet worden. Das Komitee dürfte alsbald mit einem Aufruf an die Oiffentlich« keit treten.

Paris, 19. Dez. Nach einer Privat­meldung aus Petersburg soll der Kronrat in ZarSkoje Selo nach achtstündiger Dauer sich auf übermorgen', Donnerstag, vertagt haben. Eine Minorität bestehend aus den Prinzen ObolenSki, Graf BobrinSki und Minister Durvowo soll sich für die Anwendung außerordentlicher Gewaltmittel und Verweigerung des Stimmrechtes ausgesprochen haben, während Graf Jguatiew sich der Majorität zuneigte, die ein Blutvergießen nach Möglichkeit vermeiden will. Dieser Majorität soll mit Witte, welcher diesmal die anderen Minister sprechen ließ, Baron Korff und Timiratew angehören.

London, 19. Dez. Der nach Rußland ent­sandte Ausschuß, der beauftragt war, die Unter­stützung für die Juden zu verteilen, konnte während seiner vierwöchentltchen Reise noch nicht alle Ort­schaften bksuchen, in denen Unruhen stattgefunde» haben. Der Ausschuß hat bereits den Eindruck ge­wonnen, daß überall, wo die Polizei- und Lokal­behörden eingeschrinen find, Unruhen unmöglich waren. In Kiew sollen die MaffpcreS am ärgsten gewesen sein.

In Konstan tinop el find 5000 Mohomedaner aus dem Kaukasus cingetroffeu. Sie haben ihre Häuser und Läden im Stich ge­lassen und nur die transportablen Habseligkeiteu mitgenommen. Weitere 50000 Flüchtlinge werden in Kolonnen erwartet. Der muselmanische Kaukasier kann als ein wertvolles Kolonisationselement an­gesehen werden. Die Flüchtlinge werden an der Bagdadliuie und im Vilajst angefiedelt. Extrazüge der Anatolischen Bahnen bringen fie bis an deu Endpunkt der Bahnlinie.

London, 19. Dez. Der Daily Telegraph meldet aus Tokio, daß die Lage der russische« Armee iu der Mandschurei sich verschlimmert habe. Die Meuterei dehne sich immer weiter aus. Die auf­rührerischen Truppen plündern, morden und brenue« olles, was ihnen in den Weg kommt. Der Ausgang der Erelgniffe sei gar nicht vorauszuseheu.

Schanghai, 18. Dez. Eine Kabelmeldung der Frkf. Ztg." besagt: Die Chinesen revol­tieren seit heute früh. Sie haben die Haupt- strvßen verbarrikadiert. Die Engländer besetze» das Zollamt und die Polizeistation. Deutsche Martnesoldateu vom FlußkanonenbootVater­land" find gelandet und Los Freiwilltgenkorps ist ebenfalls auSgerückt. I» Nanking Road brenne» verschiedene Häuser. Die Europäer werden vom Pöbel angegriffen und mit Steinen be­vor fen. Die Lage ist ernst. Kein größeres deutsches Kriegsschiff ist zur Stelle. Der Newyorker Sun" wird aus Schanghai ein Ausbrauch des FremdenhaffeS gemeldet, wobei der deutsche Konsul gesteinigt und der amerikanische Vizekousul verletzt worden sei. Nach anderen Washingtoner Nachrichte« sollen zwei Ausländer getötet, viele verwundet sein.

b h an gh ai, 19. Dez. Der hiesige Taotai hat dem stellvertretenden deutschen Generalkonsul Scholz sein Bedauern darüber ausgedrückt, daß Scholz durch aufständische Kulis mit Steinwürsen belästigt worden sei. Der Taotai entsandte einen Beamten ins Generalkonsulat mit dem Bemerken, er wäre persönlich erschienen weuu seine Zeit nicht durch Bemühungen zur Unterdrückung der Unruhen tu Anspruch genommen wäre.