Württemberg.
Stuttgart, 16. Febr. (Aufhören des Oberamtsarzttitels.) Geradeso wie der Oberamtmanntitel, so wird durch die neue Besoldungsordnung auch der Oberamtsarzttitel verschwinden und es wird in Zukunft nach preußischem Muster nur noch Mcdizinalräte geben, ein Titel, der seither nur für die Beförderungsstellen bestimmt und als besondere Auszeichnung anzusehen war.
Cannstatt, 16. Febr. (Sittliche Verfehlungen eines Lehrers.) Das Große Schöffengericht hat den 14 Jahre alten, verl>eirate- ten Vorstand der Gewerbeschule in Backnang, Gewerbeschulrat Kurt Emmerling, wegen sittlicher Verfehlungen an schulpflichtigen Mädchen zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt.
Stuttgart, 16. Febr. (Ein totes Kind gefunden — und verschwunden.) Einen unheimlichen Fund machten gestern abend gegen 6 Uhr zwei junge Burschen, die im Degerlocher Wald spazieren gingen. Sie stießen in der Nähe des Eiernestes auf ein am Loden liegendes Federbett, in dem sich zwischen den -Federn ein neugeborenes totes Kind befand. Trotz des Regens waren Federn und Kind noch ganz trocken, so daß die Vermutung naheliegt, daß der Schlauch erst kurz zuvor an den Ort gebracht worden war. Sie ließen ihn liegen und erstatteten sofort der Polizei Anzeige. Als diese mit den Leiden an der Fundstelle eintraf, war zwar die Bettdecke noch vorhanden, das Kind aber verschwunden. Anscheinend hatte die Person, die ldas Kind hingelegt hatte, die beiden bei ihrem Fund beobachtet und den Leichnam inzwischen beiseite geschafft. Die sofort an- gestellten polizeilichen Mchforschungen hatten bis heute früh noch keinen Erfolg. Sie werden fortgesetzt,
Ulm, 16. Febr. (Einbruch in einem Konsumvereinsladen.) In dem Konsumvereinsladen Nr. 10 in der König-Wilhelmstraße wurde ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt. Der Täter muß mit den Verhältnissen vertraut gewesen sein, denn er wußte, daß die Ladenkasse zur Mlieferung bereitgestellt war. So gelang es ihm, den Tageserlös, einen namhaften Geldbetrag, zu erbeuten und unerkannt zu entkommen. Es handelt sich um einen raffiniert vorgehenden Einbrecher, der sich sogar Handschuhe angezogrn hatte, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Die Mutmaßungen geben dahin, daß der Täter der fetzigen und der früheren Einbrüche in die Läden des Konsum- Vereins ein und dieselbe Person, also eine Art Spezialist ist.
Handel, Verkehr und Volkswirtschaft.
Stuttgart, 16. Febr. Dem Donnerstagmarkt am städt. Vieh- und Schiachthof wurden zugcfiihrt: 9 Ochsen (unverkauft 6), 1 Bulle, 43 (20) Iungbullen, 43 (9) Fungrindcr, 15 Kühe, 58 Kälber, 776 (76) Schweine. Erlös ans je 1 Zlr. Lebendgewicht: Ochsen —, Bullen ^ 49—50 (letzter Markt: 49—51), o 45—48 (unv.), c 40—44 (unv.), Iungrinder ,, 58—60 (58—61), d 50—56 (unv ), c 41—48 (unv.), Kühe d 28—35 (29-36), c 19-27 (20—27), 6 14-18 (unv.). Kälber d 79—83 (80—84), c 67—77 (68-78), 6 58—66 (57—66), Schweine § fette Schweine über 300 Pfd. 58—59 (58—60), 6 vollfleischige Schweine von 240—300 Pf. 57—58 (58—59), c von 200 bis 240 Pfd 56—57 (56-58), 6 von 160—200 Pfd. 52—55 (54-55), e fleischige Schweine von 120—160 Pfd. 50—52 (50—53), Sauen 42—50 (unv.) Mark. Marktverkauf: Großvieh und Schweine langsam, Uebcrstand, Kälber mäßig belebt.
Neueste Nachrichten.
Ettlingen, 16. Febr. Heute vormittag Al9 Uhr ereignete sich beim Bahnübergang der Albtalbahn in 'der Schöllbronner Straße ein schweres Autounglück. Der Personenwagen des Straußwirts Ochs von Spessart, der von diesem selbst geleitet wurde und als Insassen eine Frau und den Pfarrer von Schöllbronn mit sich führte, überfuhr in demselben Augenblick das Bahngleis, als gerade ein Zug von Herrenalb heranbrauste. Es gab einen gewaltigen Zusammenstoß. Das Auto wurde vollständig zertrümmert. Der Führer wurde schwer verletzt, während die übrigen Insassen weniger schwere Verletzungen davontrugen. Vom Zuge wurde ein Trittbrett und der Leitungs- Lügel abgerissen. Hiezu wird noch weiter mitgeteilt: Der Motorwagenführer hatte vorschriftsmäßig vor der Straßenüberquerung Signal gegeben. Im letzten Augenblick tauchte das Auto auf, dessen Führer noch vor dem Zuge den Uebergang zu überqueren suchte. Der Motorwagen erfaßte aber das Auto von hinten und zwar so stark, daß die Hintere Achse des Autos unter die Räder des Motorwagens gepreßt wurde. Der Motorwagenführer konnte von seinem hohen Stand aus den Zusammenstoß erst wahrnehmen, als er sich in der Mitte der Straße befand. Infolge des schnellen Bremsens gab es Kurzschluß und die Bremse wirkte nicht mehr sofort. Das Auto wurde noch 50 Meter weit geschleift. Eine Frau, die mit ihrem kranken Sohn in dem Auto saß, den sie nach Heidelberg in die Universitätsklinik bringen wollte, erlitt Gesichtsverletzungen. Ihr kranker Sohn kam mit dem Schrecken davon. Die Hauptschuld an dem Unglück trägt der unübersichtliche Bahnübergang, an dem sich schon mehrere Zusammenstöße ereignet haben.
Stuttgart, 16. Febr. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Das Staalsministerium hat dieser Tage den Entwurf eines Gesetzes über Acnderung der Württ. Gcrichtskosteuordnung festgestellt, der dem Landtag demnächst zugehen wird. Der Entwurf will nach dein Vorgänge des Reichs im Gesetz über die Gerichlskosten und die Gebühren der Rechtsanwälte vom 28. Januar 1927 die Schreibgebühreu von 20 auf 30 Reichsgfennig für die Seite erhöhen und das Staatsmini- stcrinin ermächtigen, die Höhe der Schreibgebühren in der Württem- bcrgischen Gerichtskosteuorduung künftig jeweils dem Satze der Schreib- grbühreu im Dentschcn Gerichtskostengesetz anzupasscn.
München, 16. Febr. Vom bayerische» Sozialniinisteriuin ist ein Schiedsspruch des Landesschlichters, der eine sechsprozentige Lohnerhöhung für die bayerische Grob-Metallindustrie vorsieht, für verbindlich erklärt worden.
Naumburg, 16. Febr. Eine verheerende Gasexplosion ereignete sich im Hause der Fnstailationsfirma Schreier. Durch die Gewalt der Explosion wurde das Dach vollkommen abgedeckt und das Gebäude bot einen trostlosen Anblick. Sparren und Ziegel bedeckten weithin dis Straße. Der Fußboden des Dachgeschosses war durchgebroche» und hing mit Hausgeräten beschwert tief in das erste Stockwerk des nur einstöckigen Hauses herab. Die gayze Hofwand des breiten Gebäudes hing stark seitlich über und mar geborsten. Wegen der Einsturzgefahr wurde das Haus sofort polizeilich abgesperrt. Man nimmt an, daß das Unglück durch die Explosion eines Gasbadeofens erfolgt ist. Zum Glück gab cs nur drei Leichtverletzte, da sich in den am schwersten betroffenen Räumen zufällig keine Personen aufhiclten.
Berlin, 16. Febr. In der heutigen Stadtverordnetenversammlung beantragten die Kommunisten dringlich, den Metallarbeitern Sympathien auszusprechen und dem S'reinkomitee einen erstmaligen Betrag von 300000 Mark zu übermitteln. Gegen die sofortige Behandlung wurde jedoch Widerspruch erhoben.
Berlin. 16. Febr. Zu den Angriffen in der Presse wegen Verbindung von Marinestellen mit Verbänden erfahren wir, daß der Reichswehrminister die fraglichen Angelegenheiten genau untersuchen wird. Bei den Beratungen des Marinee'tats im Haushaltsausschuß wird sich Gelegenheit finden, darüber Auskunft zu geben.
Berlin, 16. Febr. Die Reichsregierung und die Parteien haben das Notprogramm beraten. Die Sozialdemokratie macht ihre Zustimmung von der Bedingung abhängig, daß die Neuwahlen Mitte Mai stattfindcn. Unter diesen Umständen herrschte gestern übend in Berlin einiger Pessimismus über den Ausgang der Verhandlungen.
Bremen, 16. Febr. Von der Arbeit heinikehrende Leute fanden am Rande der Forsten des Gutes Hengeholt im Bezirk Osnabrück den Landjäger Decker aus Berge erschossen auf. Der Beamte ist auf einem Dienstwege von Verbrechern erschossen worden. Nach den bisherigen Ermittlungen hat sich die Bluttat in der Weise zugetragen, daß Decker mehrere verdächtige Personen angehalten hat, von denen er bei der Prüfung der Personalien überwältigt und mit dein eigenen Revolver erschossen wurde.
Bad Lauterberg (Süd-Harz), 16. Februar. Im Luttertalkessel richtete eine Windhose großen Schaden an. Der ganze Weg bis zur Kupferhütte ist ein einziges großes Trümmerfeld. Im dortigen Forsthaus durchschlug eine stärkOFichte das Dach des Stalles: das Haus selbst blieb unbeschädigt. Dagegen ist die voin Tal aufwärts führende Siarkstromleitnng völlig zerstört worden. Der Frühzug der Grubenbahn der Deutschen Bahyt-Indnstrie konnte erst nach mehrstündigen Aufrüumungsarbeilen abgehc».
Reichenberg, 16. Febr. Gestern wurde in der Kesselgrube im Riescngebirge die Leiche eines Fräulein Ballmann aus Michenberg geborgen, däs am Sonntag bei einem Ausflüge mit ihrem Bräutigam, dem Rechtsanwalt Hrncir, sich im Schnecsturm verirrt hatte und ab- gestürzt war. Ihr Begleiter hatte sich rctten können, da die Schneedecke die Wucht des Sturzes milderte.
Breslau, 16. Febr. Der Streik bei den „Breslauer Neuesten Nachrichten" ist beigelegt. Das gesamte Personal nimmt die Arbeit zu den bisherigen Bedingungen wieder auf.
Kattowitz, 16. Febr. Wie aus Bielitz gemeldet wird, ermordete letzte Nacht im nahegelegcnen Saybusch der Schlosser Baginski und seine beiden Söhne die ganze Familie Sojecki, Vater, Mutter, Sohn und Tochter und durchsuchten die Wohnung nach Geld. Die Täter glaubten eine namhafte Summe vorzufindcn, ihre Beute betrug jedoch nur sieben Zloty. Ein Polizeihund, der aus Krakau geholt wurde, nahm die Spur der Mörder aus, die festgenommen wurden.
Warschau, 16. Febr. Polen hat Zollerhöhungen beschlossen, die bei den deutschen Waren 72 Prozent ausmachen.
Haus (Steiermark), 15. Febr. In der Gegend des Hauser Kaib- ling wurden gestern zwei Wiener Touristen von einer Lawine verschüttet. Einer wurde gerettet, der zweite, eine Frau, konnte nur noch tot geborgen werden.
Brieg (Schweiz), 16. Febr. Am Dienstag abend geriet eine aus
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vier Herren bestehende Gesellschaft 300 Meter oberhalb des Ho^ Eggishorn in eine Lawine, wobei einer der Teilnehmer, ei» EnM» der den Tod fand.
Haildkverkskammerskandal. — Besoldungsorbmmg. —Landtag«,
Wahlgesetz.
Stuttgart, 16. Febr. Der Landtag hielt heute seine zgn Sitzung <u> und der Platz des Präsidenten war deshalb M einem schönen Blumenstrauß geschmückt. Jubiläumsstimmung gab es indessen nicht. Im Gegenteil: die Auseinanüersetzunge, nahmen manchmal recht scharfe Formen an. Zunächst besam,, man sich mit den bekannten Vorgängen bei der Stuttgarter ^ Handwerkskammer und nahm einen Antrag des Geschäsrsorir- nungsausschusses an, worin die Genehmigung zur Strasversch gung des Abg. Theodor Fischer, des jetzigen Präsidenten der Stuttgarter Handwertskammer, wegen 'dringenden Verdacht eines gemeinschaftlich begangenen Vergehens der erschwerte, Untreue erteilt wird. Fischer ist als früheres Vorstandsmstgliä der Handwerkskammer ebenso wie der Reichstagsabgeorünek Silier und die Handwerksmeister Röster und Hertommer unter Anklage gestellt. Der Abg. Steinmayer (Soz.) berichtete nu, recht ausführlich über die Angelegenheit und verlas den ganze, Bericht des Untersuchungsrichters. Das erregte Unwillen bei der Bürger-Partei. Auch Präsident Körner machte darauf aufmerksam, daß es nicht üblich sei, über ein schwebendes Verfahre, ! in solchem Umfang zu berichten. Der Abg. Dr. Strobel (ÄH.)' nannte das Vorgehen Steinmayers eine Taktlosigkeit und er- i klärte, daß der Bericht nur zu Wahlzwecken so erstattet Worte»! sei. Die Anschuldigungen gegen Fischer seien noch gar ni- bewiesen. Auch der Abg. Roos (B.P.) wies darauf hin, Lq -der Abg. Fischer sich ganz unschuldig fühle und daß er sch augenblicklich nicht wehren könne. Von sozialdemokratische, Seite wurde erwidert, daß der Berichterstatter die Pflicht habe, dem Landtag >den ganzen Sachverhalt vorzutragen und daß j» Reichstag in ähnlichen Fällen geradeso verfahren werde. Rach Erledigung dieser peinlichen Angelegenheit befaßte sich dal Haus mit der Besoldungsordnung. Der Abg. Winker (Soz) erklärte, daß in der neuen Besoldungsordnung das Unrecht gegen die unteren Beamten verewigt werde und daß der Bauernbund eine zweideutige Haltung einnehme, indem er sich bei seinen Versammlungen im Lande gegen die Besoldungsordnung wende, hier im Landtag aber sich dafür ausspreche. Äkach de« Abg. Bronnle (Komm.) atmet die neue Besoldungsordnung den alten Geist des Klassenstaates. Dem Abg. Schees (Dem) wäre es lieber gewesen, wenn man die bisherige Besolüungs- ordnung beibehalten und nur einzelne Ausgleichungen vorge- nommen hätte. Er wünschte die Unterstützung der Gemeinde, durch den Staat hinsichtlich der Besoldungserhöhung für dir Lehrer, bedauerte die Abschaffung des Titels Oberamtmani und wandte sich dagegen, daß man aus den Stadtpflegern Verwaltungsdirektoren und aus den Oberamtspflegern Oberamts- verwaltungsdirektoren machen wolle. Es sei falsch, den Titel Direktor gleich so massenhaft zu verleihen. Der Redner gab dann -die Erklärung ab, daß die demokratische Fraktion der Besoldungsvorlage nur zustimmen werde, wenn sie auch de, Bauernbund geschlossen annehme. Frau Abg. Hiller (Soz) bedauerte die schlechtere Einstufung der Beamtinnen und der Abg. Rath (D. Vp.) stellte fest, daß mit der Vorlage niemand zufrieden sei und daß jeder Beamte trotz der G-el-altserhöhung den Eindruck habe, schlechter gestellt zu sein. Die Befoldungs- ordnung wurde dann dem Finanzausschuß überwiesen. Schließlich befaßte sich das Haus noch mit den Eingaben der Gewerbevereine und des Bcamtenbunds zum Landtagswahlgesetz. Der Ausschuß hatte b.-schlossen, die Eingaben dem Staatsministerium als Material zu übergeben und die nächste Landtagswahl nochmals nach den alten Grundsätzen Lurchzuführen. Im Laufe der Beratung brachte der Abg. Heymann (Soz.), unterstützt dom Zentrum, dem Bauernbund und der Demokratie einen Initial, gesetzentwurf ein. Darnach soll bei der Zuweisung von Sitzen eine Wähl-rvereinigung unberücksichtigt bleiben, deren Bezirksvorschlagslisten nicht wenigstens in einem Wahlbezirk ei» Achtzigstel der im ganzen Land abgegebenen Stimmen oder in vier Wahlbezirken ie ein Viertel ((rm bisherigen Gesetz ist nur ein Achtel erforderlich) dieser Stimmen erreicht hat. Gegen diesen Jnitiativgefetzentwurf wandte sich ein Vertreter der Nationalsozialisten und der Abg. Rath (D. Vp.). Sie erblickten darin einen Gewaltakt gegen die kleinen Parteien. Von den Abgeordnete« Pflüger (Soz.) und Küchle (Ztr.) wurde indessen erklärt, daß keine Ueberrnmpelung und Vergewaltigung beabsichtigt sei. Der Jnitiatibgcsetzentwurf wurde sodann dem Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuß überwiesen. Damit waren die Plenumsberatungen vorerst beendigt. Sie sollen a« 13. März wieder beginnen, wenn die Ausschüsse inzwischen mit ihren Arbeiten fertig geworden sind.
Zur Aussperrung in der Metallindustrie.
Wir erhalten folgende Zuschrift: Bei der Bedeutung, welch« die bevorstehende Gcsamtaussperrung in der Metallindustr« auch für das Wirtschaftsleben in Württemberg haben wird, hält es der Verband württ. Metallindustrieller für geboten, folgerst« sachliche Aufklärung über die Vorgänge zu geben, die zu den Beschlüßen des Gesamtverbands Deutscher MetaÜinLustrieller
vorn l-Lftirrs.
40. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
„Ich traue ihm nicht, er ist tückisch, boshaft — Merzbach wird schon gewußt haben, weshalb er den „Aegir" verkauft hat —
„Na ja, Sie Sicherheitskommissar," sagte der Baron, Krafst aus die Schulter klopfend, „na ja, haben ja ichon genug geschimpft, daß ich mich habe breit schlagen lassen: Sie meinen es gut, ich weiß es — lasten Sie mir aber mein Vergnügen, ich werde den Gaul schon zwingen —
Aber er zwang ihn nicht: das Tier ließ ihn trotz wiederholter Versuche noch nicht einmal zum Ausstieg kommen: dunkelrot im Gesicht vor Aerger und Erregung, versetzte der Baron dem „Aegir" einen Hieb mit der Reitpeitsche „Verflucht noch 'mal —Aber dadurch wurde das Tier erst recht aufgeregt. Schließlich mußte der Baron auf inständiges Bitten Gerdas seine Versuche ausgeben Erregt wischte er sich den Schweiß von der Stirn und beobachtete Hellmut. der näher getreten war und nun jeinerjeits Versuche machte, das störrische Tier zum Gehorsam zu zwingen Aber auch ihm, dem gewandten, tollkühnen Reiter, gelang es nicht, trotz größter Anstrengungen.
„Laß man, mein Junge," ries ihm der Baron zu, „in dem Vieh steckt ja der Deiwel —
„Ich muß. Onkel, und wenn es mein Leben kostet! Hab doch schon mehr als einen widerspenstigen Gaul zur Raison gebracht! Das wäre das erste Mal —keuchte Hellmut
Aber er sollte kein Glück haben. Nachdem es ihm endlich gelungen war. das Tier zu besteigen und er ihm die Sporen zu kosten gab, warf es ihn regelrecht in den Sand und galoppierte davon, während Krafst ihm nachlies. Hell- mut stand aus und reinigte sich vom Staube.
„Äergere vich nickt, mein Zunge" Begüngenv klopfte ihm der Baron aus di? Schütter Mii zujammengebissenen Zähnen stand Hellmul da, und hastig ging sein Atem — „ich versuche es doch noch mal — ich will es durchsetzen —."
„Nein, ehe du dir die Knochen an dem Schinder ruinierst, eher schieße ich ihn über den Hausen! — Krafst hat mir gleich abgeraten: aber ich war ja wie vernagelt "
In Gerdas Augen glomm ein sittsames Licht aus „Laß doch Herrn Krafst einmal sein Heil versuchen, wenn er alles jo gut weiß!" Sie wollte sich rächen für seine kleinen Bosheiten vorhin: er sollte sich auch blamieren. Sie ries ihm entgegen:
„Nun. haben Sie „Aegir" glücklich eingefangen? Ich möchte wohl den Meister sehen, der ihn zwingt" Groß ruhten seine Augen auf ihr; dann wandte er sich an den Baron.
„Wünschen der Herr Baron, daß ich „Aegir" in den Stall zurücksühre. oder wollen Herr Baron mtt ihm aus- reiten?" fragte er ruhig.
„Machen Sie. was Sie wollen! Versuchen Sie es auch einmal) ich will „Marius" sür mich gesattelt haben!"
Und nun begann ein Kampf zwischen Mensch und Tier, dem alle mit Interesse zusahrn Mit atemloser Spannung beobachtete Gerda den Geliebten, wie er seine ganze Kraft anwandte, des Tieres Herr zu werden) die Adern aus seiner Stirn schwollen dick an, und jede Muskel war gespannt-und schließlich gelang ihm das Meister
stück! Zitternd am ganzen Leibe, mit Schaum im Maule, gehorchte „Aegir" jetzt dem leisesten Schenkeldruck seines Reiters. Wie aus Erz gegossen, saß Krafst aus dem herrlichen Tier, das er dreimal im Hof« herumritt. Keine Miene zuckte in seinem ernsten Gesicht, auch nicht, als er leicht heruntersprang und sich vor Gerda verneigte. „Hier ist der Meister, den Sie zu sehen wünschten, Baronesse," sagte er ruhig. Aber in seinem dunklen Blick lag noch ein« andere Sprache: „So werde ich dich zwingen und meistern, wenn du wagst, mir zu widerstehen — du gehörst mir jetzt an!"
Leise erschauernd senkte sie die Augen; dann, einem plötzlichen Impuls folgend, riß sie die Rose von ihrer Reitgerte. „Nehmen Sie — ich gebe sie freiwillig — dem Sieger!"
Mit finster gerunzelter Stirn beobachtete Hellmut di« kleine Szene Er sah den weichen Blick der sonst jo spöttischen Cousine — und vorher hatte er gemerkt, wie sie fast verloren in dem Anblick Kraffts dastand — mit atemlosem, fieberhaftem Interesse jede seiner Bewegungen verfolgte. Er nahm sich vor. Acht auf die beiden zu geben; den« Gerda war alles zuzutrauen; er kannte ihre Lust zum Flirten, und Inspektor Krafst war ein schöner Mann, gegen dessen Vorzüge er durchaus nicht blind war. So trat auch er jetzt zu ihm. schüttelte ihm die Hand und sprach ein paar beglückwünschende Worte, di« der andere aber ruhig zu- rückwies —
„Ich kenne „Aegir" und seine Tücken ganz genau, da ich ihn, so lange wir ihn haben, eingehend beobachtet habe, und wenn es auch nur erst acht Tage sind. Deshalb ist mir heute gelungen, was mir im andern Falle sicher nicht geglückt wäre — "
„Man sieht doch gleich den gedienten Kavalleristen — Sie haben doch gedient?"
«Zu Befehl — Breslauer Kürassiere!"
Wieder mußte Hellmul die vornehme Sicherheit Kraffts bewundern, der nie in plumper Vertraulichkeit die Schranke überschritt zwischen ihm und seiner Herrschaft und trotzdem der Mann von Welt war. sich seines Wertes vollkommen bewußt
„Herr Inspektor, helfen Sie mir, bitte," rief ihm Gerda mit ihrer Hellen Stimme zu. „ich möchte aufsteigen" Er gehorchte, und leise, fast unhörbar, flüsterte sie ihm zu: „Geliebter!" während ihre Augen leidenschaftlich die seinen suchten; er hatte ihr imponiert, und sie beugte sich vor seiner Kraft Alles Blut strömte ihm zu Herzen; da war er wieder, der süß flehende Blick und Ton. der ihm so oft schon die Besinnung geraubt, der ihn bis in den Schlaf seiner Nächte verfolgte, und vergebens war es, sich dagegen zu sträuben.
(Fortsetzung folgt.)
geführt haben. Meta
Metallindustrie < Forderung, den 75 auf 90 ^ zu - satz, währe,cd die lag und zwar l über 23 Jahren ! gelernten im Lol arbeiter im Loh: Verl-andlungen Tätigkeit, der in Verdienste und dc tallindustrie eine lohn und damit werden sollten, trotz erheblicher - Als die Arveit Schieds beantrn scheidnng des R> zent der Belegst Metallindustrie auszusperren, l licherklärung ab schäften, daß sie, führen würden; die „Leitung Lei den Verbandlun um die Verbind) Hartnäckigkeit g- arbeitsminister der Begründun und den For-dex gung ausgeschlo nicht dazu zu k erhöhung äbzuc durch das Passiv gen, den Streit lichcr, daß der ' dentung insofer Streik in Mitte seines Hauptvo, gung, die im I stattfindet, versu Andrücken, dos f Vorgang für t erwartenden Lo läge sah sich de genötigt, sich n Mitgliedsverbal zu lassen. Auck den ibr im Int begrüßen, sie isi der Gowcrkscha in der klaren E scheu Wirtschaft Lohnerhöhunge und die ledigli Wirifchaft zu gewiesen werde: nicht zu trage, werkschasten gr
Alversweili
kürliche Jnansp Schießübungen
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Hof bis Bad G mals soll einer schaftlichen und Maßnahme lös kurzem erfolg! Haardt trotz al Das Ur Düsseldorf, Max Falk-Kon: mont-Paris e Mark wurde k Arrest Wer'2 bestätigt mit de heitsstellung vi den Arrest aus wurde aufgeho Falk und sein gegen die Gese nes, der Rhein gesellschaft rick S
Berlin, 17 konzerns, der , ist gestern aber worden, in -der industrieller k» samtaussperru rung dieses Bk beschäftigten 8 daß das Arbeii mit Schluß de Aussp In den L wurde am Die gen, in der de: Digung ausges!
Berlin, 1k 2 Uhr nachmit 'eines Antrag gen die so fr ,rtci Widers) ie Tagesordv des Haushalts Wohnungs- u kratischer Seit den Etat zur Verbilligung t in einer Ent Siedlerbauten Maßnahmen, aegenzuwirken tzungen, in de: tungsgesellschc
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