noch ist zu befürchten, daß die Glocken in die Tiefe stürzen und unter Umständen das Chorgewölbe mitreißen.
Waldsee, 3. Jan. (JnAendliche Lebensretterin.) Ein sieben Jahre alter^Knabe der pch zu nahe an eine eisfreie Stelle im hiesigen L-tadtsee wagte, brach ein. Ein in der Nähe stehendes Mädchen, das den Vorfall beobachtete, konnte den Kleinen retten.
Handel» Verkehr und Volkswirtschaft.
Stuttgart, 3. Jan. Dem Dienstagmarkt am städt. Vieh- und Schlahtgof maroen zugefichrt: 33 Ochsen (unverkauft 10), 23 Bullen, 263 (41) Jnngbullen, 273 (40) Iuagcinoer, 114 (14) lluge, 1003 Kälber, 1516 ö h.o.'iae. E.lös aus je 1 Zu. Lebendgewicht: Ochsen a 55 bis 60 (legier Markt —), v 47—53 (—), e 40—45 (—), Ballen a 53 bis 54 (51—53), v 43—51 (47—59). ch iagrinasr a 60—34 (58-61) t> 52 bis 58 (47—56), c 44-50 (-), Kühe . 40—43 (-), » 29-38 (—). c 20-23 (19-28) I 14-18 (uno ), Kälber 6 70-76 (71—74). e 63 bis 69 (62—69), 0 50—81 (59—69), Schlveine s fette Schweine über 309 Pfs. 67—68 (63), 6 vollsleftchtgc Schtveinc von 240—300 Pfd. 66—67 (60—63), e von 200-^240 Pjd. 64—36 (56—58), 6 von 160 bis 200 Psd. 61 — 63 (53—55), e fleischige Schweine von 120—160 Pfd. 60—61 (50—52), Sauen 46—55 (42—52) Mark, Marktverlauf Gcogvieh und Kälber langsam, Schweine massig belebt. Nächster Markt morgen Mittwoch,
Pforzheim, 2, Jan. (Pferdemarkt.) Auftrieb 129 Pferde, darunter 2 Fohlen. Es war teilweise gutes Pferdematerial zugesühct. Es kosteten: Schlachtpferde 50—100 Mark, leichte Pferde 200—500 Mark, mittlere 600—1000 Mark, schwere Arbeitspferde 1100—1600 Mark. Beste Tiere übe, Notiz. Nächster Pferdemarkt am 6. Febr. 1928. Am Eingang des Pferdemarktes sind Gesundheitszeugnisse für Händlcrpferl e vorzüzeigen.
Pforzheim, 2. Jan. (Schlachtoiehmarkt.) Ausgctricben waren 345 Tiere, und zwar: 6 Ochsen, 12 Kühe, 27 Rinder, 12 Farren, 5 Kälber, 283 Schweine. Marktoerlauf: Großvieh langsam, Schweine mittelmäßig. Ueberstand: 7 Stück Großvieh, 4 Schweine. Preise für eia Pfund Lebendgewicht: Ochsen u 57—59, d 54—56, Farren a 52 55, b und c 52—50, Kühe d und e 40—28, Rinder a 60—62, " 56 . bis 58, Schweine -> 63—65, 6 62—64, c 59—61. Beste Tiere Uber Notiz.
Die Preise gelten für nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall für Fracht, Markt- und Verkaufskosten, Umsatzsteuer sowie den natürlichen Gewichts Verlust ein. müssen sich also wesentlich üb?r den Stallpreis erheben
Neueste Nachrichten.
Stuttgart, 3. Jan. Wie wir erfahren, ivird der Landtag am 10. Jan. d. I. seine Vollsitzungen wieder ausnehme». Auf der Tagesordnung für den ersten Eitzungstag stehen neben einer Reihe von Kleinen Anfragen die ersten Beratungen des Entwurfs eines Gesetzes über den Ruhegehalt körperschaftlicher Altruhegehaltempfänger, des Entwurfs eines Gesetzes zur Aendernng des Körperschaftspensivnsge- sctzes usf. und des Entwurfs eines Gesetzes zur Aenderung der Landes- fürsorgeoerordnung. Daran anschließend soll die Beratung des Entwurfs des Staatshaushaltplans für das Rechnungsjahr 1928 beginnen.
Stuttgart, 3. Fan. Nach einem Erlaß des Wiirtt. Innenministeriums darf für Fastnachtsoeranstaltungen jeder Art vor dem 28. Fan. 1928 weder Tanzerlaubnis noch Polizeistundenoerlängerung noch die etwa erforderliche Erlaubnis zum Musizieren erteilt werden.
Horb, 3. Fan. Gestern nachmittag tagten in der „Krone" in Horb die Vertrauensleute der Zentrumsparte!, um zur Frage der Nominierung des Kandidaten für die nächste Landtagswahl für die Kreise Horb-Rottcnburg Stellung zu nehmen. Das Erg bnis der sehr regen Aussprache bestand darin, daß der bisherige Pezirks-Ab- geordncte Gutspächter Hermann-tzohenmühringen wiederum einstimmig als Kandidat aufgestellt wurde.
Friedrichshofen, 3. Fan. Die Dornicr-Metalbauten haben am Dienstag einen neuen Superwa! an die italienische Lustfahrt-Gesellschaft nach Genua abgeliesert. Das Flugzeug ist mit vier Motoren versehen und vermag 20 Personen aufzunehmen, sowie 3600 Liter Brennstoff. Es erreicht 220 Km. Höchstgeschwindigkeit in der Stunde. Der neue Superwcll, von Chefpilot Wagner gesteuert, durchflog die Strecke Friedrichshafen—Genua in zwei Stunden.
Köln, 3. Dez. Im Eilzuge aus der Strecke Elberfeld—Köln wurde in einem Abteil der zweiten K asse ein 25 jähriger Mann und ein 22 jähriges Mädchen, beide aus Wiesdorf, mit Schutzverletzungen ausgesunden. Der junge Mann war bereits tot, das Mädchen starb im Krankenhaus. Anscheinend haben beide Selbstmord verübt.
Kassel, 3. Jan. Wie die „Kasseler Post" aus zuverlässiger Quelle meldet, hat der Reichspräsident v. Hindenburg den neuen Oberbeiehls- habcr der Gruppe II in Kassel, Generalleutnant Kretz v. Kressenstein, mit Wirkung voin 1. Januar 1928 ab zum General der Artillerie befördert.
Schwerin, 3. Jan. Heute nachmittag liefen zwei Schüler des hiesigen Realgymnasiums trotz eindringlicher Warnungen ihrer Eltern über den Schweriner See nach Kaninchenwerder. Beide brachen kurz
Mm Euch -er MW Sorge» »lagen,
3m Ks-1-» ltömlZhr Weitstem sie Mimen.
vor dem Ziele ein. Einem Manne gelang es, den einen Schüler mit Hilfe eines ihm zugeworfenen Mantels aus dein Wasser zu ziehen, während der andere in den Fluten versank.
Berlin, 3. Fan. Wie den Blättern mitgeteilt wird, macht die Marincleitung darauf aufmerksam, daß es sich bei Funden von Schiffen in der Straße von Windau unmöglich um ein deutsches U- Boot handeln könne. — Gestern nachmittag sind wieder zivei Gefangene aus dem Zuchthaus entsprungen. Den einen konnte man nach einer halbstündigen Jagd durch die Straßen Brandenburgs wieder festnehmcn. Der zweite ist entkommen.
Stralsund, 3. Jan. Letzte Nacht brach im Stationsgebäude des Bahnhoses Cummcrow Fener aus, das in kurzer Zeit das ganze Gebäude cinaschcrte. Das Beanuenhaus konnte gerettet werden. ^ Als Brandursachc ivird Brandstiftung vermutet.
Kattowitz, 3. Jan. Mehrere gut bewaffnete maskierte Banditen versuchten einen Uebersall auf die Siationskasse des Ortes Zomkowicze, der jedoch infolge der Wachsamkeit der Eisenbahnbeamten erfolglos blieb. In Eichenau wurden die Verbrecher von der Wojwodschäfts- polizei gestellt und es kam zu einem regelrechten Feucrgefeckt, wobei zwei Verbrecher erschossen und ein dritter Bandit schwer verletzt wurde. Ein vierter konnte festgenommen werden.
Kowno, 3. Jan. Wie aus Moskau gemeldet ivird, sind 27 der während des letzten Sturmes im Kaspischen Meer vermißten Fischer, lebend ausgefunden worden. Sie hatten sich in die menichenleeren Gegenden des Wolgn-Kaspikanals gerettet. Erst nach Eintreten von Windstille konnten Flugzeuge ihren Aufenthalt feststellcn und sie noch vor dem Erfrieren retten.
Washington, 3. Jan. Präsident Loolidge trug bei einem Presseempfang heute die rechte Hand in einer Binde. Es ist dies eine Folge der Nelijahrsgratulationskur. bei der er 3291 Besuchern die Hand drücken mußte.
Die Ausführung des Schiedsspruches in der Grotzeisenindustrie.
Bochum, 3. Jan. Das Arbeitsgericht in Bochum hat heute auf Antrag des Christlichen und des Deutschen Metallarbciter- verbandes entschieden, daß der Bochumer Verein und andere Firmen der Großeisenindustrie, die sich weigerten, den Achtstun- o^.nag für dte unter die Verordnung bzw. den Schiedsspruch fallenden Arbeiter der Großeisenindustrie einzufüyren, sofort entsprechend den Bestimmungen des Schiedsspruchs die Arbeitszeit festzusehen haben. Das Gericht erließ dementsprechend eine einstweilige Verfügung.
Bon maskierten Räubern überfallen.
Recklinghausen, 4. Jan. Ein schwerer Bankraub wurde gestern abend in der Zweigstelle Waltrop der Kreisbank Mecklinghausen verübt. Zwei maskierte Verbrecher fuhren im Auto vor, drangen in das Gebäude ein und zwangen den anwesenden Beamten mit vorgehaltenem Revolver zur Herausgabe der Barschaft non 6000 Mark. Dann verließen sie das Gebäude, schlossen von außen ab und fuhren davon. Die Polizei nahm sofort die Ermittlungen auf und hat, wie später verlautet, bereits einen der Täter verhaftet.
Weg mit dem Korridor!
Berlin, 3. Jan. Die Argentinische Bölkerbundsliga hat der Deutschen Liga für den Völkerbund mitgeteilt, daß sie an den Präsidenten des Rates des Völkerbunds in Genf folgendes Schreiben gerichtet habe: „Mit Rücksicht auf die Unannehmlichkeiten, die einerseits durch den territorialen Konflikt zwischen Polen und Litauen, andererseits zwischen diesen. Ländern und Deutschland entstanden sind und zwar besonders im Hinblick auf die Freie Stadt Danzig »nd den polnischen Korridor eine annehmbare Lösung für beide Teile ans dieser unangenehmen Lage zu finden, die die Interessen aller streitenden Teile berücksichtigt, und weiter völlige Eintracht zwischen diesen benachbarten Völkern herbeizufützren, schlägt die argentinische Völker- bnndsliga hiemit vor, daß sich Litauen und Polen darin einigen sollen, daß Polen einen freien Zugang zum Meer erhält, während der Danziger Korridor wieder beseitigt und die Freie Stadt Danzig wieder mit Deutschland vereinigt werden könnte."
Der Härteparagraph.
Der Paragraph 385 des Angestelltenversicherungsgesetzes sichert beim Tode des Versicherten der Witwe oder dem Witwer oder den hinterlassenen Kindern einen Anspruch auf vier Zehntel der für die Zeit seit dem 1. Januar 1924 entrichteten Beiträge zu. Die 15jährige Geltungsdauer dieses Härteparagraphen lief am 31. Dezember 1927 ab. Der Gewerkschaftshund der Angestellten bat nun nach einer Blättermeldung bei dem Reichsarhcitsnnnisterium beantragt, dem Reichstag eine Vorlage zugehen zu lasten, die die Geltungsdauer dieses Härte- paragraphcn verlängert.
Trotz der deutschfreundlichen Worte in Belgrad.
Berlin, 3. Jan. Die auf eine Annäherung Südslawiens
an Deutschland hinzielenden Aeußerunaen des Abgeordnete» Priditschewitsch und auch des Außenministers Marinkowitsch n» Finanzausschuß der Belgrader Skuptschina haben in Berli» freundliche Beachtung gefunden. Freilich vermag diese an sich gewiß begrüßenswerte Freundschaft südslawischer Politiker Nicht über das Unbehagen hinwegzutäuschen, das der vor kurzem abgeschlossene Freundschaftspatt zwischen der Belgrader und der Pariser Regierung in Berliner Politischen Kreisen hat entstehen lassen, denn dieser Vertrag, wenn er sich auch in erster Linie gegen Italien richtet, stellt doch gleichzeitig ein Glied in de» Vertragssystem dar, niit dem Frankreich Deutschland etnzukrei- sen sucht und das sich mit dem „Geist von Locarno" schwer vereinbaren läßt.
Drei demokratische Anträge zum Einheitsstaat.
Die demokratische Reichstagsfraktion hat drei Anträge zur Förderung des Einheitsstaates eingebracht.. In dem erste» Antrag wird das baldmöglichste Verschwinden der zahlreichen in Deutschland vorhandenen Einschlutzgebietc (Enklaven) gefordert. Der zweite Antrag ersucht um Einleitung von Vertändlungen der Reichsregierung mit dem preußischen Staatsministerium über das Ansgehen des preußischen Oberverwal- tungsgerichts in ein Reichsverwaltungsgericht u. ferner um die Eröffnung von Verhandlungen mit den Regierungen der anderen deutschen Länder mit dem Ziele, deren Zustimmung zum Uebergang der Geschäfte der höchsten Nerwaltungsgerichtc der Länder ans das Reichsvcrwaltungsgericht herbeizuführen. Der dritte Antrag verlangt, daß dem Reichstag alsbald die Vorlage einer Reichsstädteordnung und einer Reichslandgemeindeoro- nung unterbreitet wird.
General v. Livrmius gegen „Die Wahrheit".
Berlin, 3. Jan. In dem Beleidigungsprozeß des Generals a. D. v. Livonius gegen den Redakteur der von dem Rcichs- tagsabgeordneten Brubn herausgegebenen „Die Wahrheit", Dr. Pritze, wurde Dr. Pritze wegen öffentlicher Beleidigung zu 250 Mark Geldstrafe und zur Zahlung der Kosten des Verfahrens verurteilt. Die Privatklage stützte sich auf einen Artikel in der Nummer des genannten Blattes vom 30. Sept. 1927, betitelt: „Jakob Michael und seine Generäle", in dem der General schwer angegriffen und u. a. als Handlanger des ^Wucherers und Vampyrs Zakob Michael" bezeichnet wurde. Das Gericht kam zu der Auffassung, daß der inkriminierte Artikel formell beleidigend sei und daß der Beklagte den Schutz des tz 193 nicht in Anspruch nehmen könne.
Auf einer Eisscholle abgetrieben.
Am Dienstag nachmittag gegen 4 Uhr sind vom Wilhelms- havener Strand sieben Kinder, die auf dem Eise spielten, mit einer Eisscholle bei Eintritt der Flut abgetrieben worden. Eine Hilfsaktion wurde seitens der Marinebehörden sofort eingeleitet. Mehrere Fahrzeuge suchen, soweit es die sehr schwierigen Eisverhältnisse gestatteten, das Fahrwasser ab. Gegen 6 Uhr abends konnten ausgestellte Posten noch das Schreien der Kinder aus der Richtung des Jade-Fahrwassers hören. Die Hilfsmaßnahmen werden weiter mit aller Anstrengung fortgesetzt. Es besteht jedoch nur geringe Hoffnung, die in den Jade-Busen hinausgetriebenen Kinder noch rechtzeitig zu retten, da inzwischen starkes Schneetreiben eingesetzt hat.
Rettung der auf einer Eisscholle abgetriebenen Kinder.
Wilhelmshaven, 4. Jan. Wie die Marinewerft in Wilhelmshaven mitteilt, befanden sich auf der abgetriebenen Eisscholle nicht 7, sondern 6 Kinder. Diese sind sämtlich um 23.30 Uhr durch den Strombaudampfer „Ahne", ein Fahrzeug der Marinewerft, gerettet worden. Der Dampfer, der die Kinder an Bord hat, sitzt zurzeit fest.
Arsenik in Klötzen.
Wie den ,^Breslauer Neuesten Nachrichten" aus Münster- bcrg gemeldet wird erkrankten am Neujahrstage in Bernsdorf der Schaffnr E. Klemens Opitz seine Wirtschafterin und seine zu Besuch bei ihm weilenden Verwandten unter heftige» Schmerzen und Brechreiz. Opitz und seine Schwiegertochter verstärken bald. Die übrigen wurden in das Krankenhaus übergeführt, wo am anderen Morgen noch die Wirtschafterin des Opitz starb. Der Zustand der übrigen Erkrankten ist ernst. Nach den ärztlichen Feftstellungen handelt es sich um eine Vergiftung mit Arsenik das infolge einer Verwechslung an Stelle von Mehl zu Klößen verwendet wurde.
Schnceballshstem und seine Opfer.
Seit einigen Monaten haben 11 Berliner Schokoladefabrikes und eine Zigarettensirma ein neues Schneeballsystem einge- fübrt, durch das allein in Berlin mehr als 800 Personen geschädigt sein sollen. Die Firmen schickten den Leuten Agenten m die Wohnungen und gaben ihnen Bestellscheine, für die sie eine Mark anzahlen mußten. Hierauf bekamen sie unter Nachnahme noch einmal drei weitere Scheine ä 1 Mark, so daß sie auf diese Art bereits um 4 Mark erleichtert waren. Die letzten drei Scheine mußten die Leute nun ihren Bekannten zuführen» und sich von ihnen 1 Mark für jeden Schein zurückzahlen lassen. Die Bekannten mußten nun jetzt wieder ihrerseits bei der
s^Ol-rism VON, l-Silins.
3. Fortsetzung Nachdruck verboten.
Gemütlich saßen die drei dann bei Tische. Gerda plauderte in einem fort und aß mit gutem Appetit.
„Mädel, was kannst du essen, das sieht man dir eigentlich nicht an — bist ja zum Umblasen!"
„Versuche es nur. Pa' Du glaubst wohl, ich habe keine Kräfte'? Bitte — du wirst staunen!"
Lächelnd blickten die Eltern auf ihr Kind, das so ju- aendsrisch und schön vor ihnen saß Sie glich ganz der Mutter, die auch heute noch, mit ihren fünfzig Jahren, eine schöne Frau zu nennen wäre, wenn nicht ein flackernder Blick d dunklen Augen und ein nervöses Zucken im Gesicht dies e> r-a« beeinträchtigt hätte.
Sie war in ihrer Jugend Hofdame am Z'schen Hofe gewesen Jedermann hatte sich damals gewundert, als sie dem etwas Verben, urwüchsigen, aber sehr reichen Baron von Freesen, den sie aus einer Reise kennengelernt, die Hand gereicht hatte. Diese elegante Modedame als Landedelfrau — undenkbar! Und wie man richtig geahnt — sie konnte sich nicht einleben und war meistens aus Reisen Aber nie wieder war sie in Z zu sehen gewesen, trotz oer dringendsten Einladungen ihrer Freunde und Bekannten Es war. als ob eine innere Unrast sie nicht zur Ruhe kommen ließ, sie in die Welt Hinaustrieb.
Joachim Freesen, der sein schönes Weib abgöttisch liebte, war darüber sehr traurig, aber zu schwach, ihr das oorzu- enthalten, wonach sie verlangte. Dunkel fühlte er wohl, daß er dann auch noch das letzte bißchen Zuneigung verlieren würde, das sie ihm nach der Geburt Gerdas gelassen hatte. Diese blieb das einzige Kind, nachdem ein vor ihr geborener Knabe im zartesten Alter einer tückischen Dtph-
therins erlegen war lieber Gerdas Erziehung bestimmte sie allein! sie schickte sie, nachdem sie dem Kindesalter entwachsen. nach der Schweiz in Pension und ging dann viel mit ihr aus Reifen.
Im vergangenen Sommer war Gerda einige Monate in England bei einer Pensionsfreundin zu Besuch gewejen Nach kurzem Aufenthalte im Elternhaufe reiste sie dann mit ihrer Mutter nach Kassel zur Gräfin Brühl, deren ein- ziger Schwester. Bis Weihnachten blieb Frau von Freesen ebenfalls dort und reiste dann allein wieder zurück „in die Verbannung", wie sie bemerkte.
So war Gerda niemals recht heimisch zu Haus gewor- den Aber jetzt sollte es anders werden, hatte sich ihr Pater gelobt — er wollte endlich auch etwas von ieinem Kinde haben, und wenn seine Frau wieder Pläne haben würde wegen eines Sommeraufenthaltes, sollte diesmal nichts daraus werden Hatte er ihr auch sonst immer nachgegeben — jetzt wollte er fest bleiben wie in dem einen: Bressenhof nicht zu verkaufen, wie seine Frau ihm oor- geschiagen, da sie doch keinen Nachfolger hätten Ein 6e» sitztum, das seit dreihundert Jahren in derselben Familie ist, gibt man nicht so ohne weiteres aus: daran hängt man mit seiner ganzen Seele Aber dafür hatte seine Frau gar keinen Sinn: sie stammte aus einer Ossiziersfamine. die ja keinen dauernden Wohnsitz haben und infolgedessen auch nicht das ausgeprägte Heimatgesühl, mit dem ein Landmann an seiner Scholle hängt.-
„Nun erzähle weiter, mein Liebling —
„Was soll ich alles noch erzählen. Hab' doch schon soviel geschrieben! Es war sehr, sehr amüsant —
und Hellmut?"
„Galant wie immer: du kennst doch den Schwerenöter."
„Hast du mir wirklich weiter nichts zu sagen, Kind?"
„Nichts, Mama, gar nichts! Was sollt ich wohl —
„Aber Tante Isa deutete doch in ihrem Briefe an, daß sie meinte, du und HeUmut, ihr beide wäret so ziemlich einig —
„Dann hat sie eben falsch gemeint, Mama! — Hellmut ist ein ganz gefährlicher Courschneider, auf dessen schöne Worte ich gar nichts gebe — „trws onrs" muß man i« Hinsicht auf ihn sagen! — Uebrigens wollte er im Sommer Urlaub nehmen und uns hier mit seiner Anwesenheit b»° glücken!"
„Ah, wirklich! Denkst du, daß er kommen wird?"
„Sicher, du hattest ihn ja auch selbst eingeladen, liebe Mama! Er wird schon nicht verfehlen, zu erscheinen! Da sollte ich ihn nicht kennen! — Porläufig aber sage ich oir gleich, falls Tante schreiben sollte: ich bin ihrem zarte» Vorsehungspielen immer sehr diplomatisch ausgewichen — zu ihrer größten Verzweiflung — so oft sie auch von Hell-
mul anfing, wie er mich verehrte usw.-ich war aber
ganz Unschuld vom Lande."
„Was könntest du gegen ihn haben? Er schien dir doch ganz sympathisch?"
„Gewiß, ich habe nichts gegen ihn, im Gegenteil, er gefällt mir gut. besser als all die anderen — die Uniform steht ihm ganz vortrefflich, ein schneidiger Reiter, aber dis hierher" — sie machte eine Bewegung nach dem Halse — „bis hierher in Schulden, macht aber nichts! Gerda von Freesen wird sie bezahlen oder so ähnlich! Gerda von Freesen bedankt sich aber vorläufig dafür!"
Das junge Mädchen hatte eine ungemein fesselnde Art zu sprechen und zu erzählen, aber alles, was sie sagte, wie sie urteilte, hatte einen spöttischen Unterton — sie macht« sich über alles lustig: vor nichts hatte sie Respekt.
„Bravo. Mädel, bravo!" rief ihr Vater, „dazu ist unser sauer verdientes Geld zu schade, um solchen Leichtsinn zu unterstützen —
„Papa, ich sagte „vorläufig" — vielleicht, vielleicht —, Hellmul ist ein hübscher Junge — und ist es nicht ehrenwert. jemand zu helfen? Denke an Käthe oder, wie ihr hier sagt. Kathrin Buchroaldt! Auch eine seltsame Abkürzung von dem majestätischen Katharina!" Etwas boshaft sagte sie das.
(Fortsetzung folgt.)