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des verehrten Meisters Popper und doch findet mau wieder eine ausgeprägte Eigenart bei Döriug in der Auffassung und der ganzen Spielweise. Der bezaubernde Klang seines Instrumentes, sein« vollendete, unfehlbare Technik, das unvergleichliche Pianissimo, die wunderbaren Kadenzen ans höchster Höhe bis zur Tiefe herab — mau weiß nicht, was mau am meisten bewundern soll. — Die Pianistin Fron Professor Töring-Brouer steht ihrem Gatte« ebenbürtig zur Seite. Ihre Beherrschung der Technik und Sicherheit in den feinsten Nüancen ist so groß, daß die schwierigsten Sachen unter ihren Händen wie leichte, gefällige Weisen klingen — ich erinnere mich an die entzückende Wiedergabe der 'rsdeMre äv wnsigns von Liadoff und an den Schluß der „PapillonS" von Schumann. Beide Künstler beschwichtigten den rauschenden Beifall des Auditoriums durch reizende Zugaben."
G Liebenzell, 1. Dez. Gestern früh fanden die an dem Straßenumbau Liebenzell-Dennjächt beschäftigten Arbeiter im Graben der Staatsstraße Calw-Pforzheim unweit der Stadt den Leichnam eines fremden Mannes. Wie sich heraus- stellte, ist der Berstorbene der 53jährige Komptorist Heinrich August Schepelmann von Lavglingen in Hannover. Derselbe scheint in betrunkenem Zustande in den Straßengraben geraten zu sein und ist dort während der Nacht erfroren. Der Leichnam wurde heute in die K. Anatomie nach Tübingen überführt.
X Gechingen, 1. Dez. Die Ge- meinderatSwahl brachte einen heißen Kampf; doch siegten die seitherigen Räte und zwar Heinrich Schwarz mit 137, Fritz Schwarz mit 116 und Georg Breitling mit 80 Stimmen. Die Periode ist je öjährig.
(Holz er lös.) Die Gemeinde Würzbach erlöste am letzten Mittwoch für Tannen und Fichten mit etwas Forchen gewischt im Durchschnitt 114,7°/° des staatlichen Taxpreises.
X Wildberg, 1. Dez. Am gestrigen Andreasfeiertag hielt der landwirtsch aftl. Beztrksverein Nagold seine Jahresversammlung im SchwarzwaldbräuhauS hier ab. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete ein Vortrag des Schullehrers Arnold Nagold über Vogelschutz. Nachdem der Redner einleitend die Zuhörer mit den wichtigsten und neuesten Gesetzen über den Vogelschutz bekannt gemacht, beantwortete er in eingehender Weise folgende 3 Fragen: 1. Wie verschaffen wir unfern nützlichen Vögeln die beste Ntst- gelegenheit? 2. Wie füttern wir ste im Winter? 3. Wie sorgen wir für Vernichtung der Feinde dieser Vögel? Redner batte zur Illustration seines Vortrags eine ganze Reihe der jedenfalls besten Nistkästen und Fütterung^ stärten für einzelne Vogelarten vom „Bund für Vogelschutz", dessen Vorstand Frau Kommerzienrat Hähnle in Stuttgart ist, bezogen und im Saal ausgestellt. Nach Schluß des Vortrags sprach der Vorstand des Vereins, Oberamtmann Ritter, dem geehrten Redner den wärmsten Dank der Versammlung aus und ermahnte die Anwesenden eindringlich, von dem Gehörten recht vielseitigen Gebrauch machen zu wollen zum Segen der Landwirtschaft.
Sindelfingen, 30. Nov. Der heutige Jahrmarkt war ziemlich lebhaft, ans dem Vieh- markl wurde gegen sonst viel gehandelt und war ein kleiner Rückgang der Preise zu bemerken. — Der Schweinemarkt war sehr stark befahren bei lebhaftem Handel. Milchschweine kosteten pro Paar 30—48 Länferschweine das Paar 55—118
Stuttgart, 30. Nov. Mit großer Verwegenheit stieg in der Nacht vom 15.—16. September der öfters vorbestrafte, 28 Jahre alte, ledige Taglöhner Wilhelm Eugen Kortner von Sillenbuch in zwei am Marktplatz und beim Fischbrunnen gelegene Wohnhäuser zu Eßlingen ein. Er suchte im ersten Falle die Ladenkasse zu erbrechen und durchwühlte, als ihm dies mißlang, in einem Zimmer drei Schubladen einer Kommode nach Geld, ohne jedoch solches zu finden; sodann verließ er dieses Haus nnd kletterte an dem andern empor, stieg durch ein Fenster in ein Wohnzimmer ein, wo ihm eine goldene Uhr samt Kette, Kleidungsstücke und ein Schirm im Werte von zus. 200 in die Hände fielen. Ein Teil hievon, insbesondere die Uhr, wurde ihm wieder abgeuommeu. Der Angeklagte wurde wegen eines versuchten und vollendeten schweren Diebstahls im
Rückfalle zu einer Zuchthausstrafe von 3 Jahren 8 Monaten nebst 5jährigem Ehrenverlust und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht verurteilt. In die Strafe wurde eine ihm jüngst vom Schöffengericht hier zuerkannte 4wöchentliche Gefängnisstrafe eingerechnet, die, soweit verbüßt, nebst einem Monat für Untersuchungshaft abgeht.
Stuttgart. (Kriegsgericht.) Der Musketier der 11. Comp, des Jnf-RegtS. 125, Otto Dobler von Stuttgart, entfernte sich am 7. November 1898 eigenmächtig von seinem Truppenteil. Er begab sich zunächst nach Luxemburg und später nach Frankreich, wo er sich für die Fremdenlegion anwerbeu ließ. Nachdem er längere Zeit in der Fremdenlegion gedient hatte, wurde er krankheitshalber entlassen. Seine Festnahme erfolgte am 9. Oktober 1905 in Amanweiler bei Metz, wobei er sich eines falschen Namens bediente. Das Urteil gegen ihn lautete wegen Fahnenflucht auf 10 Monate Gefängnis und wegen falscher Namensangabe auf 8 Tage Haft, letztere Strafe verbüßt durch die Untersuchungshaft.
Stuttgart, 1. Dez. Der König und die Königin find heute nachmittag von Bebenhausen wieder nach Stuttgart zmückgekehrt.
Tübingen, 30. Nov. (Strafkammer.) Mittelst Einbruchs wurden in der Nacht zum 23. Siptember d I. auf dem Rathaus in Kusterdingen, O A. Tübingen, öffentlichen Verwaltungen gehörige Wertpapiere im Betrag von 4700 gestohlen. Der Dieb, Karl Wörn, Schlosser von Tübingen, räumte die Tat ein und wurde wegen schweren Diebstahls zu der Gefängnisstrafe von 2 Jahren und 15 Tagen verurteilt. D-r Plan des Wörn, jene Papiere unter Mithilfe des Tvglöhners Chr. Jäger von Böcktngen und deS Flaschners Chr. Mann von Wnssach zu versilbern, ist demselben nicht gelungen. Sämtliche Pcpiere find beigebracht. Jäger erhielt 6 Monate und Mann 1 Jahr und 6 Monate Gefängnis neben 3 Jahren Ehrverlust, auch wurde gegen ihn auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt.
Göppingen, 30. Nov. Die hies. Bäckerinnung gibt bekannt, daß die Brotpreise vom 1. Dezember ab eine E-höhung um 2 A per Kilogramm erfahren: Weißbrot kostet künftig 26 (bisher 24 c)), Schwarzbrot 24 (bisher 22 A per Kilogramm. Die Bäckerinnung gibt eine nähere Begründung der Preiserhöhung nicht an.
Heilbronn, 1. Dez. Heute früh 8 Uhr wurde der Bäckergeselle Ernst Mogler, der am 13 Juni die Eheleute Bullinger und deren 4jähriges Söhncheu in Neckargartach ermordete und beraubte, im Hofe deS Landgerichts zu Heilbronu hingerichtet. Mogler war am Dienstag vormittag in Kenntnis gesetzt worden, daß der König von seinem Begnadigungsrecht keine» Gebrauch mache und doS Urteil Freitag früh 8 Uhr vollstreckt werde. Er nahm die Mitteilung mit derselben Ruhe und Gelassenheit auf, die er bis zu seinem Tod bewahrte. Zwischen zwei Landjägern stehend, hörte er nochmals daS Todesurteil, nnd nachdem ihm mttgeteilt war, daß dasselbe nunmehr vollstreckt werde, wurde er von Oberstaatsanwalt Fetzer dem Scharfrichter übergeben. Mogler wurde nach einem kurzen Gebet des Stadtpfarrers Huber von zwei Gehilfen ergriffen und auf das Brett geschnallt. Wenige Sekunden später sauste das Beil herab. Bis zum letzten Augenblick war Mogler ruhig geblieben. Mit einem Gebet sch-oß der Skt. Der Leichnam wurde daun den Aerzten zur Sektion übergeben. Die Hinrichtung hatte 5 Minuten in Anspruch genommen. Die letzten Stunden verbrachte Mogler im Gespräch mit den Aufsehern und Gendarmen.
Tettnang, 30 Nov. Freche Einbrecher bemächtigten sich heute Nacht im wohlverschlossenen Kowor der Bleicher'schen Fahrradhandlung zweier neuer Fahrräder, einer sehr wertvollen goldenen Taschenuhr samt Kette, sowie eines Geldvorrats von etwa 25 Die Spitzbuben bedienten sich bei ihrem sauberen Handwerk der im Kontor bifiadlichen elektrischen Feuerzeuge. Einem Kassenschrank mit bedeutendem Jehalt konnten ste jrdoch nichts an- haben. Nach de» Einbrechern wird eifrig gefahndet.
Petersburg, 1. Dez. Unter den Soldaten der Garnison Grodno gährt es. Die Artilleristen haben eine Reihe Forderungen ausgestellt und außerdem folgeudeu Aufruf au die Soldaten verbreitet! Kameraden! Wir werden so
lange unsere Dienstpflicht verweigern, bis die Regierung unsere Forderungen erfüllt hat. Unsere feigen Generale erhalten so viel Geld während wir darben. Wir haben das Recht, eine menschliche Behandlung zu beanspruchen. Unsere Devise ist: Alle für Einen und Einer für Alle! Die Artilleristen, die diesen Aufruf verbreiteten, wurden mit Hausarrest bestraft.
Petersburg, 1. Dez. Seit gestern Nachmittag 4 Uhr find die Post- und Telegraphenämter in vollständiges Dunkel gehüllt. Ein allgemeiner Streik ist auSgebrochen, weil drei Deputierte während deS Post- und Telegraphen-KongresseS verhaftet wuiden. Ein starkes Polizeiaufgebot und Militärposten mit geladenem Gewehr schützt die Eingänge der Amtsgebäude. Keinerlei Briefe oder Telegramme werden angenommen und die Briefschaften nicht ausgetragen. Die Nachrichten aus Sewastopol riefen an der Börse eine vollständige Panik hervor und verursachten einen bedeutenden Rückgang der Papiere. Die Bankhäuser lösten vorläufig alle geschäftlichen Beziehungen und Verbindlichkeiten mit ihren Klienteln.
London, 1. Dez. Nach hier aus Madrid eingetroffenen Meldungen gilt die Verlobung deS Königs von Spanien mit der Prinzesstu Viktoria Eugenie von Battenberg als sicher. Die Hochzeit würde wahrscheinlich im nächsten Jahre in Madrid statifiaden. Die zukünftige Königin würde den Namen Viktoria führen zu Ehren der verstorbenen Königin Viktoria von England.
London, 1. Dez. Wie aus Petersburg gemeldet wird, hat das Brest-Regiment, welches die Lazerew-Kaserne in Scmstwo erstürmte und den Meuterern eine schwere Niederlage bei- drachte, vorher selbst gemeutert. Der Oberst des Regiments ließ die Mannschaften zusammeu- lreten und hielt folgende Ansprache an ste: Soldaten! Ihr habt die Ehre unseres Regiments in de» Kot gezogen, dadurch, daß Ihr den Gehorsam verweigert habt. Unser Kaiser war sehr traurig, als er von Eurer Uatreue hörte. Wenn Eure Reue aufrichtig ist, dann beweist eS durch Taten. Dort in der Lazerew-Kaserne find die Feinde des Zaren. Besetzt die Kas rne mit Gewalt und richtet die Ehre deS Regiments wieder auf. Die Mannschaften gehorchten ohne weiteres und erstürmten die Kaserne mit großem Mut. Der Oberst telegraphierte darauf au den Zaren, der mit dem Ausdruck des wärmsten Dankes an-'wortete.
Vermischtes.
Mord oder Selbstmord? Die LtebeS- tragödie in einem Gasthause zu Vorkloster bei Bregenz am Bodensee, wo, wie wir berichteten, der Leutnant Qntnz erst seine Geliebte, die einzige Tochter Berta des Bankiers Veith aus Bregenz, und dann sich selbst erschoß, hat jetzt betreffs der Motive ihre volle Aufklärung gefunden. Es wird darüber folgendes gemeldet: Der Offizier, der mit der genannten Dame gegen den Willen der Eltern des Mädchens ein Liebesverhältnis unterhielt, stand bisher beim 14. Infanterieregiment in Bregenz, wurde aber vor kurzem wegen seiner vielen Schulden von dort strafweise nach Innsbruck versetzt. Dieser Tage nahm er Urlaub, wo er im uahegelegenen Vorkloster, im Gasthause „zum Lamm", ein Zimmer mietete mit dem Vorgebeu, daß ihn seine Schwester auf etuige Stunden besuchen werde. Er wußte nun Fräulein Veith zn bewegen, ihm nach Vorkloster zu folgen. Die junge Dame traf am selben Tage tief verschleiert in dem Gasthause ein, wo das Paar das Abendessen einnahm und sich hierauf auf das ihm überwiesene Logierzimmer zurückzog. Hier schrieb der Offizier an die Eltern der Geliebten einen Brief, in dem er in kurzen Worten die Zustimmung zur Verlobung forderte, bei abschlägiger Antwort aber eine Katastrophe in Aussicht stellte. Dieser Erpressungsbrtef wurde sofort durch besonderen Boten au seine Adresse befördert. Die Eltern nahmen zwar die erhaltene Drohung nicht für bare Münze, trafen aber für alle Fälle die nötigen Vorkehrungen, um ein mögliches Unglück zn verhüten. Durch Verkettung verschiedener Umstände trat jedoch in diesen Vorkehrungen eine Verzögerung ein, sodoß die Drohung zur Tatsache wurde; noch an demselben abend traf die Nachricht von dem Morde nnd Selbstmorde tu Bregenz ein. ES kan« als feststehend betrachtet werden, daß der von seine« Gläubigern hart bedrängte Offizier sich durch eine Heirat mit der reichen BaukierStochter aus seinen fiuanzielleu Schwierigkeiten befreien wollte. Ob er sein Opfer