zurück. Ob der Ballon durch eigene Kraft in die Halle zurückkehrte oder ob er von dem Dampfer „Buchhorn" gezogen wurde, konnte nicht genau beobachtet werden. Eia Extraschiff führte eingeladeue Persönlichkeiten nach Manzell.
lllm, 30. Nov. Am letzten Dienstag hat hier ein Unbekannter, der sich Gottlieb Hefele nannte, falsche Hundertmarkscheine bei Einkäufen verausgabt. Die Scheine haben viel dunkleres Papier, das sich fettig anfühlt, die Faserung ist nicht natürlich, sondern aufgemalt. Die beiden kleinen Stempel des Reichsbankdirektorium find nicht rot, sondern blau mit rötlich gelbem Unterdrück. Der Täter ist noch nicht festgenommen. — Gestern Abend erstach sich ein Metzgerlehrltng. AIS Grund werden Veruntreuungen angegeben.
Mannheim, 28. Nov. Eine kuriose Verlob u u g S f e i e r lag u. a. der Anklage gegen eine Hochstaplerin, die 43 Jahre alte Berta Schmidt, geschiedene Schnapper aus Ulm, zu Grunde, die heute vor der hiesigen Strafkammer verhandelt wurde. Kurz vor Pfingsten dieses Jahres kam die Schmidt aus Kaiserslautern, wo sie einen gewissen Ltndner auSgebeutet hatte, hierher und mietete sich bei dem Restaurateur Briede ein. Ihre Erzählungen von ihren günstigen finanziellen Verhältnissen, ihr bürgerlich.soltdeS Aussehen und Auftreten und eiu Portemonnaie voll Geld, das fie geflissentlich zeigte, gewannen ihr nicht nur das Vertrauen des Wirts, sondern auch des MktzgermcisterS Greiner, der der Landsmännin, die sich als Steuerbeamtenwiiwe auSgab, einen Bräutigam in der Person des Sattlers Adrian zuführte und für seine VerwittlnngS- dienste sich durch die Fleischlieferungen zum Ber- lobungSschmauS — er lieferte gleich vierzig Pfund — bezahlt zu machen suchte. Auch der Wirt hatte ein Interesse daran, die Vsrlobungsfeier möglichst flott zu gestalten. Am Tage nach dem Fest aber entlehnte die Braut von Metzger Greiner und dem Bruder ihres Bräutigams Geld und ging auf Reisen, ohne zu verraten, wohin. Der Wirt erlitt einen Schaden von 170 und hat sich außerdem mit dem Metzger wegen der Fleischlieferung vor Gericht herumzureißen. Die Angeklagte wurde von der Anklage wegen Betrugs, soweit das BerlobungSeffen in Frage kam, freigesprochen, dagegen wegen der gefälschten Unterschrift unter einen Mietvertrag und der Darlehensschwindeleien einschließlich von Strafe«, die fie aus Saarbrücken und Karlsruhe mitbrachte, zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren 10 Monaten verurteilt.
Berlin, 30. Nov. (Reichstag.) Die gestern vollzogene Wahl von 9 Schriftführern hat ergeben: Es find gewählt die Abgeordneten Blell, Hermes, von Damm, Himburg, Pauly, Rimpau, Thünefeld und Engelen. Auf der Tagesordnung stehen zunächst einige schleunige Anträge betreffend Einstellen schwebender Strafverfahren gegen die Abgeordneten Gerisch und Krösell. Die Annahme erfolgt debattelos. ES folgt die sozialdemokratische Interpellation über die Fleischnot. Staatssekretär Posadowsky erklärt, der Reichskanzler sei bereit, die Interpellation zu beantworten. Abg. Scheidemaun (Eoz.) begründet die Interpellation und führt aus: Die Fleischnot sei eine unleugbare Tatsache. Redner kritisiert die Gleichgültigkeit, mit der die Regierung dieser Lebensfrage gegeuüberstehe und polemisiert alsdann gegen die Denkschrift des preußischen Landwirtschaftsministeriums. Er schildert die Entlüftung, die im ganzen Lande wegen des Verhaltens des Land- wirtschaftsministerS in dieser Angelegenheit herrscht und hält es für empörend, daß die amtliche Denkschrift den über zu teures Fleisch Klagenden empfehle, Kartoffeln und Gemüse zu essen, da ja alle diese Vegetabilien jetzt billig seien. Staatssekretär Posadowsky erwidert, der Reichskanzler habe hinsichtlich der Ausführung der Bestimmungen zum Schutz gegen Viehseuchen allerdings und lediglich ein UeberwachuugSrecht. Er habe vorläufig keinen Gruud, von diesem seinem UeberwachuugSrecht Gebrauch zu machen. Weiter weist der Staatssekretär noch darauf hin, daß die bayrische Regierung nach augestellte« Erwägungen sich nicht bewogen gesehen habe, die auf sicherer Grundlage gedeihlich sich entwickelnde Landwirtschaft durch weitergehend« Oeffuuug der Grenze zu gefährden. Eine gleiche Stelluug nehme di« sächsische Regierung eiu. Auch Re preußische Regierung sei der Auffassung, daß
durch Oeffnung oder Abschwächung des Grenzschutzes die Viehzucht der Landwirtschaft gefährdet würde. Minister PodbielSky protestiert zunächst dagegen wie man seine Person in der Presse in den Schmutz gezogen habe. Sachlich bemerkt der Minister dann, die dem R-ichstag vorgelegte Denkschrift enthalte schon alles Material; er könne es nur noch in einigen Punkten ergänzen. Die jetzigen Fleisch- tknerungsverhältnisse seien nur vorübergehend. Es sei in kurzer Zeit eine Aenderung zu erhoffen. Solange in Rußland noch Gefahr im Verzüge sei, könne er die Verantwortung nicht tragen. Sobald aber von dort keine Seuchengefahr mehr drohe, werde er nicht unterlassen beim Reichskanzler Erhöhung des zuzulassenden Kontingents zu beantragen. Der Minister schließt damit: die von den Interpellanten gewünschte O-ffnung der Grenze würde erstens eiu Schlag ins Wasser und außerdem für die Landwirtschaft eine große Gefahr sein. Abg. von Oldenburg (kons) polemisiert gegen die Linke, der er vorwirft durch die Aera Coprtvi verwöhnt worden zu sein. Dem Reichskanzler dankt er für seine Stellung in dieser Frage im Namen von Hunderttausenden (Gelächter) ja selbst Millionen, und dem LandwirtschaflSmintster ein Hmrah. (Lachen links.) DaS demsche Volk aber müsse sich stark machen, jedem den Schädel einzuschlagen im Innern wie außen, der es wage, die Hand noch dem Glanze der deutschen Kaiserkrone auszustr.ck.n. Nach einer Bemerkung des Abgeordneten Pohl (freis. Volksp.) vertagt sich das Haus auf Freitag 1 Uhr.
Berlin, 30. Nov. Einer amtlichen Meldung zufolge sind alle telegraphischen Verbindungen mit Rußland seit gestern nachmittag unterbrochen.
Hamburg, 29. Nov. Der der Reederei R. Slomann gehörige Dampfer „Salerno", der am 26. Okt. von Hamburg nach dem Rittelmeer abgegangen ist, unterwegs Bremen und Bari angelaufen hat und von dort am 10. Nov. nach Algier weiter- gegangeu ist, ist, wie das „Hamburger Fremdenblatt" meldet, nach hier eingegangener Meldung in Algier nicht eingetroffen, weshalb mau um die Sicherheit des Schiffs besorgt ist. — Der seit 3 Woche» vermißte Fischereikutter „S. V. 234 Bester" auS Finkenwärder, von dem man annahm, daß er in der Nordsee untergegangen sei, ist heute Nachmittag wohlbehalten in Finkenwärder etngetroffen.
Petersburg, 30. Nov. Der Slowo meldet, daß zwischen den regierungsfreundlichen Truppen und den treu gebliebenen Kriegsschiffen einerseits sowie de n Meuterern und Revolutionären andererseits eineSchlacht bei Sewastopol ftattgefundeu habe. Der bereits viel genannte Marine-Offizier Schmidt war von den Meuterern zum Oberbefehlshaber der revolutionären Stellkräfte ernannt worden. Er verfügte über 10 Kriegsschiffe. Der Admiral Tchouchnin, Oberbefehlshaber der Schwarzen Meer flotte führte das Kommando über die regierungsfreundlichen Truppen. Die Meuterer »öffneten um 3 Uhr mittags ein heftiges Feuer auf die Stadt. Der revolutionäre Oberbefehlshaber Schmidt schickte zwei Parlamentäre mit der weißen Flagge zum Admiral Tchouchnin, um ihn aufzufordern, sich zu ergebe«. Admiral Touchuin ließ die beiden Abgesandten der Revolutionäre verhaften und »öffnete seinerseits das Feuer gegen die Meuterer. Zwei Stunden währte eine regelrechte Schlacht, welche zu Laude und zu Wasser geführt wurde. Auf beiden Seiten wurden schwere Verheerungen ungerichtet. Die Geschosse von den meuternden Kriegsschiffen fielen in die Siadt und zerstörten zwei Kirchen und viele Häuser. Zahlreiche Personen wurden getötet. Die Einwohner versteckten sich in den Kellern. Zwei Kriegsschiffe, die sich den Meuterern angeschlossen hatten, wurden in den Gruud gebohrt. Der Oberbefehlshaber der Revolutionäre erhielt eine tödliche Wunde und ergab sich mit seinem Schiff um '/»6 Uhr abends. Ja der Zwischenzeit hatten 2 regierungsfreundliche Regimenter die meuternde« Matrosen mit großen Verlusten zurückgeworfen und gingen daun zum Angriff gegen die drei nördlichen Forts über, die sich im Besitz der Meuterer befanden. Die Forts wurden mit dem Bajonnet erstürmt. Die Verluste der Meuterer find sehr beträchtlich. Die Schlacht endete mit einer völligen Niederlage der Meuterer. Admiral
Tchouchnlu depeschierte an den Zaren: Ich bin Herr der Stadt. Die Hälfte der Stadt Sewastopol ist zerstört, lieber die beiderseitigen Verluste, die sehr groß find, liegen noch keine näheren Einzelheiten vor.
Petersburg, 30. Nov. Witte'S Stellung gilt als erschüttert. Der neue Streik wird von der Reaktion nach Kräften auSgenützt, um Witte zu stürzen. Einzelne gehen soweit, ihm bereits heute den sicheren Fall vorauSzusogen. Bei Hofe ist jedenfalls eine sehr starke Partei gegen Witte und für die Verhängung des Kriegszustandes tätig, welche Rußland zur offenen Revolution und znm Staatsbankerott treiben muß. Witte ist in den letzten Tagen in ZarSkoje-Selo mit eilen seinen Vorschlägen auf passiven Widerstand gestoßen. Sowohl die Unterschreibung dcs Gesetzes über die Aufhebung des Ansiedelungs-Rayons der Juden ist auf Betreiben der Hofpartei vertagt, die Witte dieses Gesetzes wegen offen als den Juden-Minister, der von den Juden bestochen sei, bezeichnet.
L ondon, 30, Nov. Der Petersburger Korrespondent des Daily Telegraph meldet, daß eine neue Meuterei in Li bau anSgebrochen sei. Auch in Kronstadt soll eine neue Meuterei im Gange sein.
Dar - es - Salaam, 30. Nov. Während aus verschiedenen Bezirken beruhigende Meldungen vorliegen, telegraphierte Hauptmvnn Ntgmaun aus Irin ga, daß er in Uhehe, Mahenga und Ssongea 14 Gesichte, darunter 6 schwere, gehabt hat. Die diesseitigen Verluste find: 4 ASkari gefallen, 9 verwundet, 6 krank. Vom Hilfspersonal find 60 Mann gefallen, 45 verwundet und vermißt. Die Haltung der ASkariS und der Hilfsleute war musterhaft. Der Norden und Osten des Bezirks Jriliga wird noch von Ausständigen beunruhigt. Nigmavn ist mit zwei Earrpäeru und 75 ASkari in der Richtung auf Mvhenge ausgerückt, um die Gegend westlich des Ulanga zu säubern.
-erwiWes.
Ein Schmugglerstückchen. Kommt da eiu masurisches Bäuerlein zn einem Grenzbeamten und teilt ihm mit, daß die Pascher einen große» Schlag vorhätten. In der nächsten Nacht solle — so wird der „Königsb. Hart. Ztg." geschrieben — eine ganze Herde Schweine über die Grenze geschafft werden, und zwar sei beabsichtigt, um sicher zu gehen, eS zunächst mit drei, dann in einem gewissen Abstande mit weiteren fünf und daun noch mit zehn zu versuchen. Erst darnach sollte der Hauptschlag folgen, und es würden etwa zweihundert Schweine auf einmal über die Grenze getrieben werden. Ihm — dem Angeber — sei es bei der Anzeige einzig um den Angeberlohn zu tun. In der nächsten Nacht ist der Greuzwächter pünktlich an der bezeichnet«» Stelle auf Posten. Und richtig, aus dem nächtlichen Dunkel hört er die bekannten Grunztöne und drei Schweine werden vorübergetrieben. Der Beamte läßt fie unbehelligt passieren. Nach Verlauf einer halben Stunde folgen die anderen fünf. Vorbei. Nicht lange dauert's, und planmäßig traben zehn weitere an ihm vorüber. Mögen fie laufen. Der Hauplschlag muß sitzt folgen. Der Beamte wartet eine Stunde, er wartet zwei, er wartet bis zum Hellen Morgen. Vergeblich! Die Schmuggler bleiben aus. Und fie fehlen heute noch. Dagegen find die achtzehn russischen Schweine sicher unter Dach und Fach gebracht worden.
— Die Prügelstrafe kommt in Dänemark zum erstenmal zum Vollzug, und zwar gegen den Fleischergesellen Karl Kempel aus Aalborg, der wegen Ueberfalls auf einen Hofbesitzer zu drei Monaten Gefängnis und 15 Streichen Prügel verurteilt worden ist. Außerdem darf er drei Jahre laug in kein Wirtshaus kommen oder sich auf der Straße in berauschtem Zustand zeigen. Nach dieser Zeit scheint ihm also das letztere erlaubt zu sein, bezw. wird ihm keine Strafe mehr einbringeu. Bor Verkündung des Urteils wurde der Delinquent vom OrtSphyfiknS untersucht mit der Entscheidung, daß ihm eine Tracht Piügel nicht schaden könne. Vollzogen wird die Strafe durch das sogen. Rötling, ein mit dünnem Schiffstau umsponnenes spanisches Rohr.
G«tte»vie«fte.
Samstag, 2. Dez. 6'/- Uhr abends: Vorbereitung und Beichte im Vereint hauS, Herr Vikar Hermann.
1. Kdvent»so«»1«g, 3. Dez. Vom Turm: 92. Kirchenchor: Auf, auf ihr ReichSgenosseu rc. Predigtlied: 93, Wie soll ich rc. 9'/« Uhr; Beichte in der Sakristei. 9'/- Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Dekan RooS. Abendmahlsfeier. 3 Uhr: Nackmitt.- Predigt, Herr Stodtpfarrer Schmid. Da» Opfer ist vor- und nachmittag» für de» Gustav-Adolf- Verein bestimmt.
Isuuerstag, 7. Dez. 8 Uhr abend»; Bibelstund« i« Ver«in»hau», Herr Vikar Hermann.