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Amts- und Anzeigeölatt für d«« Aezirk Gakw.

8V. Jahrgang.

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Samstag» de« 2. Dezember 1905.

Lbonnemintlpr, in d. StadtprURertelj.Mk.I.iotncl.rrikierl. MerteljShrl. PofidiPwlpretl ohne k «stell». s. d. Ort»- u. Nachbar- ort»v«rl«tzr 1 Wt., f. b. sonst. Leetehr M. 1 . 10 , Bestellgeld L 0 Psg.

Amtliche Metamtlmechaage«.

Sewerberaufruf.

Durch Beschluß der Amtsversammlung ist der OberamtSbeztrk Calw tu 2 räumlich abaegrenzte OberamtSbaumetsterbezirke geteilt worden und werden

die beide« Overamtsbaumeifterftellerr hiemit zur Bewerbung ausgeschrieben.

Der Gehalt beträgt

als OberamtSbaumeister . . 1100 ^ als Bezirksfeuerlöschinspektor . 200

als Oberfeuerschauer ... 500

für Begutachtung der Baugesuch - 800

2i00

wogegen die Gebühren in die AmtSpfl-ge fallen.

Die Besorgung von Privatgeschäften, jedoch mit Ausschluß jeder Tätigkeit als Bauunternehmer, ist in stets widerruflicher Weise gestattet.

Tüchtige Bewerber, welche di- Werkmeister- Prüfung und die Prüfung im Wasserbaufach er- erstandeu haben und sich über praktische Befähigung, sowie über Kenntnisse in der Elektrotechnik aus- weisen können, wollen ihre Bewerbungen unter Anschluß der Zeugnisse binnen 8 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle eiuretcheu.

Bemerkt wird, daß die Dieustinstcuktiou beim Oberamt etngesehen werden kann.

Calw, 30. November 1905.

K. Oberamt. Voelter.

Tagesneuigkeiten.

G Calw. Freunde kirchlicher Musik werden auch an dieser Stelle auf die am kommenden Sonntag stattfindende Aufführung des OvatoriumS Elias, von Mendelsohn (s. Anzeigenteil) aufmerksam gemacht. Wer sich eingehender mit der Musik bekannt machen und Aufschluß über manche Punkte erlangen möchte, wird sich gerne durch Kretzschmars kleine Broschüre (mit den Karten L 10 ^ erhältlich) ins Werk einführen lassen. Eine erfreuliche Anzahl von Musikfreunden der Stadt und Umgegend haben sich in dankenswerter Weise bereit gefunden zusammen zu wirken, damit Chor und Orchester vollzählig besetzt werden können. Letzteres zählt 32 Mitwirkende: 18 Streichinstrumente, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Clariuetten, 2 Fagotte, 5 Trompeten und Posaunen und Pauke. Möge dem Chor gutes Gelingen beschteden sein und den Zuhörern wahrer Genuß der nicht mit den Tönen verweht sonder» sie noch ins Getrieb des Alltags­lebens begleitet.

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.) Infolge der vom 6. bis 18. v. M. «-gehaltenen Dienstprüfung find nachstehende Lehrer zur Ver­setzung von Schnlstellsn für befähigt erklärt worden:

Fischer, Gottlieb, Schulamtsverwsser in Dennjächt,

Hamberger, Gottlieb, SchulamtSverweser in Breitenberg,

Reiff, Wilhelm, Unterlehrer in Gechingen.

Altensteig, 29. Nov. (Jahrmarkt.) Auf den gestrigen AdveutSmarkt war ziemlich Vieh zugetrieben, besonders in Jung- und Zugvieh. Der Handel ging nicht besonders lebhaft. Außer dem Preis für Fettvieh, das zu seitherigen Preisen ab­

gesetzt wurde, zeigte sich ein Fallen im Wert der Zngstiere, Kalbeln und Jungvieh. Ebenfalls niederer waren die Preise für Schweine. Der Markt war überführt. Läufer galten 4080 Mtlchschweine 2436 ^ dem Paar nach. Ein großer Teil der zu Markt gebrachten Jnngschweine fand keine Käufer.

Stuttgart, 29. Nov. Für den im 75. Lebensjahr verstorbenen Oberstleutnant z. D. Konstantia Frhrn. v. M o l t k e fand heute nach­mittag in der Leichevhanskapelle des Katharinen­hospitals eine Tcanerfeier statt, der außer den nächsten Angehörigen des Verstorbenen Oberhof­marschall Frhr. v. Wöllwarth, Oberhofmeister Frhr. v. Reischach, der Hofmarschall der Herzogin Wera v. Fischer-Jhingen, sowie eine Anzahl aktiver und inaktiver Offiziere anwohnten. Das MnfikkorpS der Lndwigsburger Ulanen gab die Choralmufik, der Geistliche des KatharinenhospitalS, Etadtpfarrer Dölker, sprach dem Mansche des Hingeganzeuen gemäß ein Gebet. Der Sarg wurde nach der Bahn gebracht behufs Ueberführnng in das Krematorium zu Heilbronn.

Stuttgart, 30. Nov. Die süddeutsche Antomobilfabrik Gaggeuau Plaut für nächstes Früh­jahr die Eröffnung einer Motor-Omnibus-Verbind- ung nach der Eolitude. Dieses Unternehmen dürfte wohl allgemein mit Freude begrüßt werden. Der Verkehr soll Sonn- und Werktags täglich je 6 Hin- und Rückfahrten umfassen, die Fahrtdauer wird ca. 45 Minuten betragen. Der Wagen, der etwa 16 Passagiere anfnimmt, ist von eleganter Form und geräuschlosem Gang. Die Omnibusse dieser Gesellschaft haben sich auf mehreren, zum Teil außerordentlich schwierigen Schwarzwaldrouten trefflich bewährt. Morgen Vormittag findet eine offizielle Probefahrt statt, an der Minister v. Soden, sowie Präsident v. Majer und einige andere höhere Beamte sich beteiligen werden.

Stuttgart, 30. Nov. (Strafkammer.) Eine jugendliche Brandstifterin, das 15 Jahre alte Dienstmädchen Anna Wieland von Sechselberg, wurde gestern der Strafkammer aus der Unter­suchungshaft vorgeführt. Am 6. Sept. nachmittags 1 Uhr brach in Nellmersbach in dem Haus des Bäckers Holzwarth ein Brand aus, wodurch das Hans nahezu vollständig eingeäschert wurde, und zwar war das Feuer vorsetzlich angelegt. Der Ver­dacht lenkte sich auf die Angeklagte Wieland, die bei Holzwarth kurze Zeit vorher in Dienst getreten war. Sie machte sich dadurch verdächtig, daß sie nach dem Brande den Dienst heimlich verließ. Bet der heutigen Verhandlung gab die Angeklagte die Brandstiftung ohne weiteres zu. Sie habe das Feuer auf der Bühne gelegt, weil fi; Heimweh ge­habt habe. AuS Heimweh war die Angeklagte seit ihrer Konfirmation aus 5 Stellen entlaufen. Die Sachverständigen Msdizinalrat vr. Köstlia und Medizinalrat vr. Krauser hielten eS nicht für un­möglich, daß bei der Angeklagten bet Begehung der Tat die freie WilleuSbesttmmung ausgeschlossen war, bestimmte Anhaltungspnnkte seien jedoch nicht vor­handen. Das Heimweh könne besonders bei jungen Leuten einen krankhaften Zustand annehmen. Die Strafkammer konnte keine Feststellungen treffen,

da Zweifel gegeben find, daß die Angeklagte willens- unfrei war, und erkannte deshalb auf Freisprechung.

Oberndorf, 30. Nov. In einer leider nur schwach besuchten Versammlung des hies. GewerbevereiuS hielt der Sekretär der Handwerks­kammer Reutlingen einen Vortrag über die wirt­schaftliche Bedeutung der Kartelle (Syndikate). Redner schilderte die Entstehung der großen Ringe und Trusts und ihren Einfluß auf das Geschäfts- leben, der dazu geführt hat, daß von ReichSwegen Untersuchungen über deren Einrichtungen und Preis­festsetzungen angeordnet wurden.

Heidenhetm, 30. Nov. Die Aufgaben der hies. Kirchengemeinde find in den letzten Jahre« derart gewachsen, daß die Einführung einer Ki rchen- st euer nicht mehr zu umgehen ist. Es wurde deshalb beschlossen, 5 "/<> der staatlichen Einkommen­steuer als Kirchensteuer zu erheben, Einkommensteuer unter 1550 jedoch- zn befreien. Für diese unterste Stufe soll eine Abgabe von nur 65 H er­hoben werden.

Friedrichshofen, 29. Nov. Vom 1. bis 15. Dezember finden im Bodensee auf der Höhe Friedrichshafeu-Langenargen die diesjährigen letzten Blaufelchen-Masseufänge statt. Bei diesen Fängen wird hauptsächlich ans möglichst große Gewinnung von Laichprodukt gesehen. Die Fischer sind verpflichtet, dieses an die staatlichen Fischbrut- anstalten abznliefera, von wo aus dann die jungen Blaufelchen im Frühjahr millionenweise dem Boden­see übergeben werden. Die Fischer rüsten sich jetzt schon und es ist interessant, die Flottille, unter der die Fischgroßhandlung A. Langenstein, Friedrichs­hafen, allein etwa 25 Schiffe mit etwa 70 Mann zum Fang anssendet, bei der Arbeit zu sehen. Die Fischer rechnen, wenn die Witterung einigermaßen dazu bethilft, auf reiche Fänge.

Friedrichshofen, 29. Nov. Der Zeit­punkt des Zeppeltn'schen Lnftschiffaufstiegs ist angerückt. Wenn das Wetter günstig bleibt und sonst keine Störungen beim Füllen des Ballons mit Gas eintreten, dürften am 30. d. M. und eventuell an den folgenden Tagen Aufstiege, resp. Versuche stattfinden. Einige vom früheren Ausstieg her bekannte Persönlichkeiten der Luftschiffer- abteilungen München und Berlin find im Deutsch en Haus eingetroffen, andere aeronautische Autoritäten und Verrreter deutscher meteorologischer Institute und Gönner des Unternehmens find geladen.

Friedrichshofen, 30. Nov. Die Ballonfahrt des Grafen Zeppelin hat heute Mittag um 2 Uhr stattgefunden. DaS Luft­schiff wurde von dem kleinen DampferBach Horn" ans der Halle seewärts herausgezogen, an den Tauen von Soldaten aus Weingarten festgehalten. Unter All Heill"-Wünschen des zahlreich versammelten Publikums stieg das Luftschiff mit den beiden unter sich durch einen Luftsteg verbundenen Gondeln mit ca. 12 Personen besetzt bis zu ca. 50 m Höhe, machte nach jeder Seite Wendungen, drehte sich im Kreis herum und steuerte bei mäßig östlicher Wind­richtung gegen Romanshorn zu, wo eS sich längere Zeit festhielt, begleitet von dem kleinen Dampfer Buchhorn". Etwa um 3 Uhr kehrte das Luftschiff