Vergiftung. Der Kaufmann und Gutsbesitzer Paul Eberle in Dietenhofen streute bei etwas windigem Wetter Kalkstickstoff. Nach vollbrachter Arbeit er nichtsahnend sein Vesperbrot und trank im Wirtshaus ein Glas Vier. Bald darauf stellte sich Unwohlsein ein, wobei Eberle der Kopf anschwoll, die Pu­pillen der Augen sich um das Doppelte vergrößerten und der Leib derart aufgebläht wurde, daß der Gutsbesitzer dem Er­sticken nahe war. Nur durch sofort vorgenommene Einspritzung konnte das Nebel behoben werden.

Unredlichkeit. Die 21 Jahre alte Kellnerin Emma Benz von Kempten wurde von der Gendarmerie in Kottern in dem Augenblick ertappt, als sie in der Kirche den Opferstock plün­dern wollte. Innerhalb 4 Wochen hat die jugendliche Diebin siebenmal die Kirche bestohlen. Der Geschäftsführer der Käscreibedarfsvcrmittlung des Allgäuer Käsereierzeugerverban­des in Kausbeuren wurde wegen unlauterer Machenschaften fristlos entlaren.

Der deutsche Erfindergeist. Nach einer soeben herausgege­benen Statistik des Reichspatentamts für 1926 ist die Zahl der Patentmcldungen im vergangenen Jahr mit 64 400 nur ganz unwesentlich hinter der Rekordzahl von 65 000 des Jahres 1925 zurückgeblieben. Im Jahre 1926 wurden 15 500 Patente er­teilt. Seit dem Bestehen des Reichspatentamts, das bekannt­lich 1877 ins Leben gerufen wurde, sind 1340 000 Patent­anmeldungen eingereicht und 440 000 Patente erteilt worden. Von den Anmeldungen entfielen 83 Prozent auf das Inland.

Hennlos daherm. Nach Feststellung des Reichsernäh­rungsministers Schiele wohnten vor etwa 100 Jahren noch rund 90 Prozent aller deutschen Menschen in eigenen Häusern und nur 10 Prozent in fremden Häusern zur Miete. Heute ist dieses Verhältnis genau umgekehrt.

Gericht und Gewissen. In Basel war an einem Mädchen ein Eingriff vorgenommen worden, an dessen Folgen es starb. Vor ihrem Tode ließ sie den Pfarrer der cvangelisch-reformier- ten Gemeinde rufen und vertraute ihm den Nmnen des Schul­digen an, jedoch unter dem Versprechen, daß der Schuldige nicht genannt werde. Als nun der Pfarrer vom Untersuchungs­richter als Zeuge vernommen und aufgefordert wurde, den Namen zu nennen, verweigerte er die Aussage und kam nun selbst vor den Strafrichter. Der Pfarrer wies auf den schwe­ren Gewissensstreit hin, in dem er einerseits als dem Gesetz unterworfener Staatsbürger und andererseits als Träger eines chm als Seelsorger anvertrauten Geheimnisses einer Sterben­den sich befinde. Er müßte alle Grundsätze seines Lebens ver­leugnen, wenn er, um der angedrohten Strafe zu entgehen, das chm anvertraute Geständnis preisgebcn und zu einem Verräter an einer heiligen Sache würde. Der Gerichtshof konnte sich der Bedeutung dieser Erklärung nicht entziehen und verurteilte den Pfarrer zur Geldstrafe von einem Franken. So war dem Buchstaben des Gesetzes Genüge geschehen und der Angeklagte doch gewissermaßen freigesprochen.

Rekordfang eines Fffchdampfers. Einen einzig dastehenden Fischfang machte der Cuxhavener FischdampferNeufundland" der Cuxhavener Hochseefischerei-Gesellschaft. Er kehrte aus dem Fischereigebiet im südlichen Island mit einer Ladung von nicht weniger als 320 000 Pfund Seefischen zurück, außerdem hatte er 175 Zentner Rogen und Tran an Bord Die reiche Beute bestand meistens aus Kabeljau, Seelachs, Schellfisch und Rot­barsch. Es ist dies der bisher größte Fang, der von einem deutschen Fischdampfer in den außerordentlich reichen Fischerei­gewässern Islands gemacht wurde.

Tragsscher Tod eines Fischers. Ein Fischer begab sich, wie aus St. Malo berichtet wird, zusammen mit seinem Freunde nach der Bucht von Mont St. Michel. Um den Weg abzukür­zen, überschritt er eine große Sandfläche, in der er unbemerkt von seinem Freunde plötzlich spurlos versank. Das Suchen nach dem Vermißten blieb bis jetzt erfolglos.

Alkoholschmuggeldrama. Aus Oslo wird über die Identi­fizierung der Leichen mehrerer Alkoholschmuggler berichtet, die in letzter Zeit bei Klarier Holmcne an Land getrieben wurden. Danach handelt es sich um Kaufmann Emil Klein (Altona), Armold Franck Studt (Altona) und den Dänen Hans Ehr. Laursen. Es wurde festgestellt, daß die Wrackreste, die bei Klauer Holmene gefunden wurden, von einem Motorfahrzeug! Sten" stammen, das am 19. Februar von Frederikshaven ab-; fuhr und nach der Osloer Förde bestimmt war. An Bord be-! fanden sich außer den obengenannten der Altonaer Heinrich! Miirtens und der dänische Mechaniker Sigert Christiansen. -

Große Ausgrabungsfimde in Stmnbul. Eine britische Expedition, die mit Ausgrabungsarbeiten in Stmnbul beschäf­tigt ist. hat nach einer Meldung aus Konstantinopel, bemer­kenswerte Funde gemacht. Unter diesen befindet sich eine Truhe ' eines byzantinischen Wagenlenkers, die Gold und kostbare Ju-' welen enthält und Eigentum Kaiser Konstantins gewesen sein soll. Ferner ist auch eine Miniatur-Pyramide ägyptischen) Stils und eine Venusstatue entdeckt worden.

In den Lililichtspiclen in Pforzheim am Leopoldsplatz ge­langt jetzt ab morgen Sonntag der schon seit langem mit Spannung erwartete GroßfilmSchwester Veronika", die Ge-: schichte einer Liebe, zur Aufführung. Der Film hat bis jetzt in - den Großstädten, wo derselbe gezeigt wurde, großen Erfolg.' Die Hauptrollen sind nur von den besten Künstlern besetzt wie: Aud Egede Nissen, Paul Richter u. v. m.

Handel und Verkehr.

Württ. Na-ekstammholzverkaufserlöse aus letzter Zeit. Es

wurden in Prozenten der Landcsgrundpreise durchschnittlich er­löst: im Forstamt Rottenburg für 174 Fm. Fichten und Tan­nen 140 Prozent und 72 Fm. Forchen 1L Proz.; im J.A. Mössingen für 424 Fm. Fichten und Tannen 144 Proz. und 71 Fm. Forchen 139 Proz.; im F.A. Einsiedel bei Tübingen für 175 Fm. Fichten und Tannen 154 Proz. und 588 Fm. Forchen 142 Proz.; im F.A. Herrenberg für 830 Fm. Fichten und Tannen 155 Proz. und 37 Fm. Forchen 140 Proz.; F.A. Sindelfingen für 537 Fm. Fichten und Tannen 157 Proz.; F.A. Weil im Schönbuch für 451 Fm. Fichten und Tannen 153 Proz. und 51 Im. Forchen 141 Proz.; F.A. Hohenheim für 1157 Fm. Fichten und Tannen 150 Proz. und 164 Fm. Forchen 142 Proz,; F.A. Stuttgart für 240 Fm. Fichten und Tannen 154 Proz. und 220 Fm. Forchen 139 Proz.; F.A. Lienzingen für 281 Fm. Fichten und Tannen 152 Proz. und 290 Fm. Forchen 130 Proz.; F.A. Wiernsheim für 2112 Fm. Fichten und Tannen 159 Proz. und 4M Fm. Forchen 132 Proz.; F.A. Sterncnfcls für 185 Fm. Fichten und Tannnen 161 Proz.; für 13 Fm. Forchen 143 Proz. und 16 Fm. Lärchen 180 Proz.; F.A. Maulbronn für 126 Fm. Fichten und Tannen 146 Proz. und 200 Fm. Forchen 138 Proz.; F.A. Steinwald für 124 Fm. Fichten und Tannen 139 Proz., für 1000 Fm. desgl. 151 Proz. imd 334 Fm. desgl. mit schwieriger Abfuhr 134 Proz.; F.A. Liebenzell (Oberförsterstelle) für 1762 Fm. Fichten und Tannen 142 Proz. und 125 Fm. Forchen 130 Proz.; F.A. Alpirsbach für 418 Fm. Fichten und Tannen 136 Proz.; F.A. Calmbach für 1167 m. Fichten und Tannen 148 Proz. und 220 Fm. For­chen 150 Proz.; F.A. Schönmünzach für 2743 Fm. Fichten und Tannen 135 Proz. und 75 Fm. Forchen 123 Proz.; F.A. Langenbrand für 3057 Fm. Fichten und Tannen 152 Proz. und 248 Fm Forchen 139 Proz.; 2 weitere Schwarzwaldforst­bezirke für 564 Fm. Fichten und Tannen 158 Proz. und 32 Fm. Forchen 139 Proz.; F.A. Tuttlingen für 613 Fm. Fichten und Tannen 126 Proz. und L Fm. Forchen 124 Proz., für 240 Fm. Fichten und Tannen 120 Proz. und 87 Fm. Forchen 115 Proz., für 596 Fm. Fichten und Tannen 128 Proz. und 229 Fm. For­chen 124 Proz.; F.A. Spaichingen für 591 Fm. Fichten und Tannen 130 Proz. und 31 Fm. Forchen 116 Proz.; FA. Wehin­gen (Oberförsterstelle) für 340 Fm. Fichten und Tannen 124 Proz.; F.A. Balingen für Ml Fm. Fichten und Tannen 135 Prozent der Landesgrundpreise.

Wirtschaftliche Wochenrundschau.

Börse. Trotz der starken Anforderungen zu Ultimo war die Börse an der Quartalswende wieder ganz optimistisch. Die ausreichende Versorgung des Geldmarktes ließ die ursprüng­lichen Befürchtungen hinsichtlich der Geldlage zurücktreten, so daß das Börsengeschäft lebhafter wurde. Der neue Monat er­öffnet« gleich mit sehr fester Tendenz bei immer stärker werden­der Beteiligung der Spekulation. Ebenso gab die Bankenkund- schast ihre Zurückhaltung auf und förderte durch zahlreiche Kauf-Ordres die neue Hausse. Dazu kamen Rückkäufe der Baissepartei. Den ersten Anstoß zur Aufwärtsbewegung gaben wieder rheinische Käufe. Die Wirtschaftsberichte mehrerer grö­ßerer Banken, die ein Fortschreiten der Konjunkturbesserung feststellen, waren wesentlich mitbestimmend. Aber auch der Rückgang der Erwerbslosigkeit, die Belebung des Baumarkts sowie die Beobachtungen, daß die Abschlüsse für 1926 durch­schnittlich besser ausgefallen sind, als im Vorjahr, wirken an-! regend. Die Kursentwicklung glich fast völlig die Rückgänge aus, die an der Börse seit Ende Februar zu verzeichnen waren. Die Effektenmärkte waren fast sämtlich erholt. Im Vorder­grund standen hauptsächlich der Montanmarkt, ferner die Aktien des Farbentrusts, Elektroaktien, Bauaktien, Autoaktien. Unter Führung der Spezialitäten blieb der Börsenverlauf die ganze Woche über sehr angeregt und fest.

Geldmarkt. Die ausgiebigen Ultimovorbereitungen hatten zur Folge, daß der Markt für Tagesgeld seine Flüssig- , keit bis zum Monatsende beibehielt. Erst als zum Ultimo selbst, die täglich kündbar ausgeliehenen Gelder zurückgefordert wur- < den, um für Quartalszahlungen verwandt zu werden, wurde der Markt knapper, sodaß die Sätze heraufgingen. Der wie üblich mehrere Tage nach Ultimo liegende Zahltag verzögerte den Eingang der Gelder von auswärts. Nach Ueberwindung f der Ultimospannung könnte jetzt wieder eine Rückbildung ein- treten, wenn nicht im Zusammenhang mit dem lebhafteren Börsengeschäft der letzten Tage der Reportgeldbedarf wieder anstcigt. Die Beanspruchung der Reichsbank war zu Ultimo Höher als an sämtlichen Quartalsterminen des Vorjahres und übertraf sogar die Jahresultimoanspannung.. Tages- und. Monatsgeld, nach dem bis in die letzten Tage noch erhebliche Nachfrage bestand, sind jetzt wieder zu billigeren Sätzen zu haben. Die neu veröffentlichten Zweimonatsbilanzen der Ber- j liner Großbanken zeigten ein weniger günstiges Bild und ihre Liquidität hat sich von 64,4 Prozent auf 57,0 Prozent ver­mindert.

Produkten mar kt. Die Getreidemärkte waren bei leb­hafterem Geschäft erholt, da der Konsum sich mehr regte. Auch das Mehlgcschäft hat sich gebessert. Feste Haltung zeigte vor allem Roggen und Hafer. Bei dem geringen Angebot aus dem

Inland waren die Märkte durchweg von Auslandsgetreide be­herrscht. An der Stuttgarter Landesproduktenbörse blieben He, und Stroh mit 8 bezw. 4P pro Doppelzentner unverändert An der Berliner Produktenbörse notierten diese Woche Weste» 270 (unv.), Roggen 258 (B 3), Wintergerste 205 (unv.), Som­mergerste 245 (ck 3). Hafer 216 (4-6) Mark je pro Tonne unt Mehl 36 X> (unv.) Mark pro Doppelzentner.

Warenmarkt. Die Preisbewegung auf den Waren­märkten war uneinheitlich. Auf den Metallmärkten gab ej einen Rückschlag. Es trat eine erhebliche Abschwächung ein, die darauf zurückzuführen ist, daß das Frühjahrsgeschäft nicht in dem erwarteten Maße eingesetzt hat und daß die angekündigrea Produktionseinschränkungen sich bisher noch nicht ausgewirkt haben. Auf den Wollmärkten ist die Lage sehr fest. Auf de» Baumwollmärkten ist die Preiserhöhung langsam fortgeschrit­ten. Das Ergebnis der Frankfurter Messe ist in allen Bran­chen zufriedenstellend. Bei der Textilmesse sogar glänzend.. Äedererzeugnisse sind höher in Fortentwicklung der voraus-' gegangenen Aufwärtsbewegung am Häutemarkt. Nach den Be­richten der preußischen Industrie- und Handelskammern hat sich im März der Rückgang der Kohlenproduktion fortgesetzt.

Viehmarkt. Die Schlachtviehmärkte hatten vorwiegend gute Zufuhren. Der Handel war bei Großvieh und Kälbern lebhafter bei vereinzelt höheren Preisen. Auch auf den, Schweinemärkten gab es kleinere Preisaufschläge. ^

Holzmarkt. Auf den Rundholzmärkten ist die Aus­wärtsbewegung in dieser Woche langsam ins Stocken gekmn- men. Die Sägewerksindustrie zeigt zwar weiterhin Kauflust,

' doch ist nach der Lage am Brettermarkt nicht damit zu rechne», daß die bisherigen hohen Forderungen weiter erzielt werde».'

Literarisches.

Die Württemberger im Weltkriege. Ein Geschichts-, Er- innerungs- und Volksbuch. Ehrenamtlich bearbeitet von Ott, v. Moser, Generalleutnant. Mit 70 Führerbildnissen, 861 l Abbildungen im Text und 24 farbigen Bildtafeln, sowie mit ! 260 Skizzen von Generalmajor Hugo Fleischlen und Kriegs­gliederungen von der Reichsarchivzwergstelle Stuttgart. M Seiten Großquart, holzfreies Papier. Leinen geb. Mk. 33.- Chr. Belser A.G., Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.

Dieses Buch kann kurzweg bezeichnet werden als die litera­rische württembergische Ruhmeshalle für den Weltkrieg. Nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit Herz und Gemüt ge-! schrieben, bringt das Mosersche Werk in lebendiger Anschaulich­keit in Wort und Bild alles das, was vom Weltkriege dauernd im ehrenden Gedächtnis eines jeden Württembergs bleiben soll Der 1. Teil: Das Geschichtsbuch, gibt in klassischer Kürze einr Gesamtdarstellung des Weltkriegsverlaufs vom deutschen Stand­punkte aus, sowie des Anteils, den die größeren württembergi- schen Verbände an den entscheidenden Ereignissen des Welt­kriegs genommen haben. Aus den vorzüglichen Skizzen dej Generals Flaischlen, den zahlreichen, wohlgetroffenen Führer­porträts und den sorgfältigen, namenrcichen Kriegsglieder» gen und sonstigen Tabellen der Reichsarchivzweigstelle Stutt­gart gewinnt der Leser des Textes dieses 1. Teils einen An­schauungsüberblick über die Taten der Württemberger im Welt­kriege, wie ihn bis heute kein anderer deutscher Volksstamm au>- zuweisen hat; ein Ueberblick, der ihn zudem mit Hohem Srolzr auf die Gesamtleistung des württcmbergischen .Heeres und Volkes erfüllen muß. Der 2. Teil: Das Volks- und Erin­nerungsbuch, bringt in Wort und Bild das Beste und Schönst», was bisher über das Leben und Treiben, das Streiten und Lei­den der kleineren württ. Verbände im Druck erschienen ist. A farbige Vollbilder und über 900 Textabbildungen beleben ' Text dieses wiederum durch klare Flaischlensche Skizzen ei terten 2. Teils. Er erweckt in dem Leser vor allem den freudigen, teils wehmütigen Gedanken der Erinnerung: hi« bin ich oder hier ist mein Mann, mein Sohn, mein Bräutigaa und auch: hier ist dein Vater, dein Bruder, dein Onkel und dm Vetter mit dabei gewesen.

Text, Skizzen und Abbildungen beider Teile zusammen) genommen ermöglichen es jedem Württemberger, der am Wel» krieg teilgenommen hat, seine eigenen Erlebnisse im große» und im kleinen in den richtigen zeitlichen und räumlichen R"" men einzufügen.

Die Bierfarbentafeln sind Wiedergaben nach Gemälden w» den Professoren von Heidcr, Stuttgart; Nanz. Nürnberg: Speyer, Stuttgart; den Malern Mertch München; WinM München; Vollbebr, München; Nolle, Stuttgart; Plack, Stuttgart. Die Einbanddecke zeichnete Bildhauer Fr. vo» Graevenitz.

Den gesamten Honorarertrag des Buches hat der Verfass« zur Ansammlung eines Weltkriegs-Hinterbliebenenfonds württ. Mitkämpfer bestimmt.

So ist dieses Buch das schönste und willkommenste Lest und Anschauungsbuch für jeden Württemberger. Es ist uneck behrlich für alle Bibliotheken, Schulen, Behörden und ick besondere auch für die Mitglieder der Krieger- und Veteranen und aller sonstigen vaterländischen schwäbischen Vereine.

Das Werk ist durch die C. Meeh'sche Buchhandlung Neuenbürg, zu beziehen, woselbst auch ein Exemplar zur E« sichtnahme aufliegt.

Das Haus ohne Lachen

43 Roman von Otto Neufel dt.

Eva befand sich in Begleitung des Herrn Leopold Berkner, der sie seit einigen Wochen scheinbar vergeblich umwarb und überall dort aufbauchte, wo sich Eva in der Öffentlichkeit zeigte. Insgeheim machte man sich über Berkner ein wenig lustig und kolportierte, wenn man unter sich war, lustige Geschichten, in denen der unglück­lich verliebte Leopold und sehn widerspenstiger, geschäfts­tüchtiger Vater die Hauptrollen spielten. Man tuschelte sich zu, daß Berkner Senior seinem Sohn wie einem Schul­jungen den Kopf wusch und seiner Entrüstung darüber, daß sein einziger Sohn und Erbe einemeingebildeten Frauenzimmer" nachlaufe, in härtesten Ausdrücken Luft machte.

Eva Fastenrath und Baron von Heydereutter begeg­neten sich am Fuße der Tribünentreppe und wurden von Herrn v. Klaar, einem erfolgreichen Rennstallbesitzer, mit­einander bekannt gemacht. Heydereutter verbeugte sich tief und begrüßte Eva in einer Art, wie sie keine andere Dame bisher von ihm gewohnt war. Tie wenigen Herren, tue Zeuge dieses Kennenlernens waren, sprachen später schmunzelnd von einerLiebe aus den ersten Blick", und sie mochten damit nicht ganz unrecht haben, denn überall, wo an diesem Tage Evas blaßgelber Hut austauchte, zeigte sich auch Heydereutters schlanke, große Gestalt; Berkner versuchte anfänglich, seine bedrohte Position zu retten, irrte später aber mit Jammermiene allein zwischen den Tribünen umher und verabredete gegen Schluß mit eini- gen Freunden eine ergiebige Weinreise durch die Berliner Friedrichstadt.

Nähe von Evas Auto standen, konnten hören, wie sie zu Heydereutter sagte:

Sie werden mich morgen gegen fünf Uhr zu Haufe finden, Herr Baron. Mein Vater wird sich freuen. Sie kennenzulernen."

Heydereutter beugte sich tief Wer die Hand, die Eva länger in der seinen ließ, als unbedingt notwendig ge- Wesen wäre.

Es wird mir ein großes Vergnügen sein, gnädiges Fräulein."

Er sah einige Augenblicke dem Wagen nach, der in der Richtung auf Berlin davonbrummte, und wandte sich dann mit einem ungemein zufriedenen, fast selbstbewun- dernden Lächeln um.

Alexei Alexandrowitsch Dediloff hatte für eine Se­kunde vergessen, daß er der Baron Karl Hermann von Heydereutter war.

Aber angesichts der kühl beobachtenden oder heiß interessierten Mienen, die ihn von allen Seiten an­starrten» fand er sich mit überraschender Schnelligkeit wie- der in seine Rolle zurück.

XXII.

Als Eva Fastenrath ihrem Vater an diesem Abend auf der Veranda ihres Hauses, die nach dem Garten hin­ausging, gegenübersaß, berichtete sie ihm von den Rennen und den glänzenden Siegen, die Berkners Wagen in zwei Fahrten davongetragen hatten. Der Samtätsrat, dem für alle Sportsangelegenheiten der Sinn vollkommen abging, hörte einsilbig und gleichgültig wie stets zu. Er zündete sich eine Zigarre an und sah erst auf, als Eva ihm, zunächst noch ganz harmlos, erklärte, daß sie heute eine überaus angenehme und interessante Bekanntschaft gemacht habe.

Fastenrath kannte diese Ueberschwenglichkeit seiner Tochter, der alle Bekanntschaften anfänglich überaus an­genehm und interessant erschienen. Er fragte lakonisch:

Wer ist es denn diesmal?" l

Ein Baron von Heydereutter."

Baron sogar! Dann muß es ja interessant sein!" warf der Sanitätsrat sarkastisch ein.

Ein Russe übrigens."

Davon laufen genug in Berlin herum."

Eva fühlte sich ein wenig verletzt durch die Art, wie: ihr Vater über den russischen Kavalier sprach, und stQ sagte ein wenig ungnädig und spitz: j

Männer wie der Baron von Heydereutter laufen leider nicht genug in Berlin herum, Papa!"

Darf ich fragen, was dich an diesem Halbasiaten so begeistert?"

Er ist ein Kavalier, wie man sie heute leider kaum noch findet ..."

. . arm wie eine Kirchenmaus, aber Aristokrat. Die bösen Bolschewisten!" unterbrach der Sanitätsrat R spöttisch.

Mein lieber Papa, Baron v. Heydereutter ist reich:

Also verdächtig!"

Eva zuckte die Achseln und deutete damit an, daß ^ diese unfruchtbare Unterhaltung abzubrechen wünsche.

»Ich habe den Baron jedenfalls gebeten, morgen eine T/Hse Tee bei uns zu nehmen."

Jetzt zogen sich Fastenraths Brauen unwillig zw sammen:

Es wäre wünschenswert, Eva, wenn du mir die Aus- > Wahl der Leute überließest, die wir bei uns empfangen.

Und ich halte es für wünschenswert, wenn du dem ganz unbegründetes und lächerliches Mißtrauen solange zurückhieltest, bis du den Baron kennengelernt hast."