lich mit einem Bruder anfangs der 70er Jahre die BerlagShandlung von Enßlin n. Laiblin und verschaffte dieser Firma besonders durch billige Bolksschristen geradezu einen Weltruf. Hebsacker hatte sich übrigens schon seit mehreren Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen. Den Kollegien der Stadt gehörte er seit 1889 als Bürgerausschuß­mitglied und seit 1894 als Gemeinderat an. Ebenso begleitete er die Vorstandschaft der hiesigen Bürger­gesellschaft und war Komtteemitglied des Knaben- hortS. Ein Leben reich an Arbeit und gemeinnütziger Wirksamkeit hat hier seinen Abschluß gefunden.

Metzingen, 20. Nov. Der Haupttreffer der Freiburger Geldlotterie mit 100000 aus der Kollekte des Friseurs Aug. Digel hier, fiel dem hiesigen Fabrikarbeiter Wanne r, dessen Großmutter und einer Tante, sowie einer Witwe Niedling zu. Die beiden, vom Glück so reich bedachten Witwen stehen in den 70er Jahren und haben seither in dürftigen Verhältnissen gelebt.

Eßlingen, 21. Nov. Vor seiner diamantenen Hochzeit verstarb plötzlich am 6. ds. der Wetngärtner Schickler in Zell im Alter von 90 Jahren, dessen­ungeachtet ging heute der Wilwe auf ihren Hochzeits­tag am 18. dS. «in Gnadengeschenk des Königs in Geld zu.

Waiblingen, 19. Nov. Heute wurde das mit einem Bauaufwand von 90000 erstellte Evangelische Vereinshaus feierlich ein- gcweiht. Dekan H rzog begrüßte die sehr zahlreich Erschienenen und hielt hierauf die Einwethungsrede. Kaufmann G. Willinger erstattete einen kurzen geschichtlichen Rückblick über die Entstehung des HauscS. Stadlpfarrer Vollmer sprach das Weihe­gebet. Prälat von Berg von Ludwigsburg über­sandte schriftliche Glückwünsche. Stadtschnltheiß Röcker dankte namens der bürgerlichen Gemeinde für das gemeinnützige Unternehmen. Kaufmann Landenbcrger aus Stuttgart legte den Wert des Gebäudes für das Gedeihen der Jünglingsvereine dar. Stadrpfarrer Wurm aus Stuttgart gedachte der Jungfrauen-Vereine. Stadlpfarrer Schmid von Winnenden drückte seine Freude darüber aus. daß die Jünglingsvereine des Bezirks Waiblingen nunmehr einen gewissen Mittelpunkt habe. Schulrat Dr. Gnndert von Eßlingen, früher Geistlicher hier, schilderte die ersten Anfänge des hiesigen JünglingS- vereinS, die nunmehr 38 Jahre zurückliegen. Mit dem Vereinshous ist ein Kcffee- und EpcisehauS verbunden. Mögen die allseitig ausgesprochenen Segenswünsche in Erfüllung gehen.

Brackenheim, 21. Nov. Der Bauer Christian Schütz von hier, stürzte etwa 3 m hoch von der Scheurenleiter infolge Ausgleitens ab auf die Tenne. Hierdurch erlitt er eine schwere Be­schädigung des Brustkorbs, sowie sonstige bedeutende Verletzungen.

Geislingen St., 20. Nov. Vor eiaigen Tagen hat sich der ledige, etwa 29jährige Bäcker E. Bühler von Kuchen in Stuttgart er­schossen. Der Genannte verschwand vor einiger Zeit einmal spurlos am Tage vor der festgesetzten Hochzeit und kehrte erst nach Wochen wieder zurück. Schon dieser Vorgang erweckte Bedenken, und dann scheint der Verfolgungswahn bei ihm zum Ausbruch gekommen zu sein.

Oberndorf, 20. Nov. In letzter Zeit find hier verschiedene Diebstähle vorgekommen. So wurde irr einer Wirtschaft eine Jagdflinte von der Wand weg gestohlen und auf dem letzten Markt wurden Zeugstoffe u. a. Waren entwendet. Auch aus dem Äezirk werden verschiedene Diebstähle gemeldet.

Tuttlingen, 21. Nov. Aus bisher un­bekannter Ursache explodierte in der Werkstatt von K. Köhler ein Gefäß mit Petroleum, dessen brennender Inhalt sich lt.Grävzboten" über die Kleider des verheirateten Emil Köhler ergoß. Am ganzen Körper brennend, eilte er auf die Straße, wo er sich auf dem Boden wälzte und seitens der Nachbarn durch Ersticken der Flammen dis erste Hilfe fand. Er erlitt sehr schwere, jedoch nicht lebensgefährliche Brandwunden.

Ravensburg. 20. Nov. In der Maschinen­fabrik von Escher-Wiß u. Cie hier wird gegen­wärtig die Gitß-rel umgebaut. Als heute vormittag ein etwa 100 Zentner schwerer Cupol-Ofen auf­gezogen wurde, brach das zu diesem Geschäft aufgebaute Gerüst und 2 Arbeiter wurden von diesem herunter­geschleudert; einer davon, der verh. Zimmermann Jung, Vater dreier Kinder, wurde getötet, der andere leicht verletzt.

Pforzheim, 18. Nov. Hohe Auszeich­nungen wurden dem hies. Glasermcister Schwerdt für seine Verdienste in dem Miliiärbritftoubenrmsen zu teil: es ist eine echte goldene Medaille d s deutschen Kaisers und eine Ehrenurkunde dtS Kriegs- Ministeriums. Dieser Staatspreis gelangt nur alle drei Jahre zur Austeilung, dieses Jahr zum ersten­mal nach Süddemschland. Die zweite Auszeichnung, ein Silberpokal des Großherzogs, silberne Medaille und Diplom erfolgte für einen Toubepflng auf der Strecke Wilhelmshaven-Pforzheim (500 Lw) Auch der Verband Deutscher Brieftoubenzüchter ehrte den genannten Herrn mit großer silberner Medaille für einen Tauberflug.

Schopfheim, 20. Nov. Vom Kaiserlichen Kriegswarineamt in Kiel ist am Samstag an die Familie ins hitfimn Echlrsftrwtistns Kaiser die telegraphische Nachricht eingetroffen, daß ihr Verwandter, der Torp doboot-Oberheizer Ernst Thoman, zu den Vermißten des unterg-gangenen Torpedoboots8 126" gehört. Der junge Mann hätte nur noch eine Dienstzeit von wenigen Tagen gehabt.

Nürnberg, 19. Nov. Eine panikartige Angst hatte sich in den letzten Tagen der Nürnberger Frauenwelt berräcktigt. Es kamen einige Fälle vor. daß Frauen und Mädchen von einem rasch voiüber­eilenden Mann einen Messerstich erhielten. Eines dieser gestochenen Mädchen ist den Verletzungen erlegen. Wie von einem Alp befreit atmet man jetzt bei der Nachricht auf, daß eS gelungen ist, den Täter in der Person eines Geistesgestörten, des Brougthilfen Schmidt in Fürth, der sich in der Jrrevobteilung des Krankenhauses in Fürth durch seine Reden selbst verriet, zu entdecken.

Berlin, 21. Nov. Der König von England und der König von Italien haben ihrer Teilnahme an dem Torpedoboots-Unglück Aus­druck gegeben.

Das mit dem KreuzerUndine" zusammen- gestoßene Torpedoboot8126" ist von den Tauchern gefunden worden. ES lag nach Backbord geneigt auf kotigem Grund. Zwei Taucher arbeiten im Boot, einer außerhalb. Die Taucherarbeiten muß­ten aber des hohen Seegangs wegen eingestellt werden. Sie werden wieder ausgenommen, sobald das Wetter es erlaubt. Außer den gestern ge­borgenen 4 Leichen wurden keine weiteren geborgen. Obermaschinist Dammann, der bei dem Unglück schwer verbrüht wurde, ist seinen Verletzungen er­legen. Die Beschädigung derUndine" ist un­bedeutend.

Kiel, 21. Nov. Die Bergungsarbeiten an dem Torpedoboot 8. 126 wurden gestern nach­mittag in Gegenwart des Kaisers und des Prinzen Heinrich wieder ausgenommen, find indessen erfolg­los geblieben, da die Taucher nicht weit genug in das Sch ff Vordringen konnten. Die Ostseestation hat Verhandlungen mit dem nordischen Bergungs- Verein in Hamburg eingeleitet und beabsichtigt, diesem die Hebung des gesunkenen Torpedobootes nach erfolgter Dichtung zu übertragen. Weitere Leichen sind bisher noch nicht aufgefuaden worden.

Kiel, 21. Nov. Prinz Heinrich reist als Vertreter des Kaisers bei den Krönnngs- feierlichkeiten morgen nach Christiania mit dem Linienschiff Braunschweig ab.

AuS Südwestafrika. Nach eiuer Meldung des Kapitäns Goliath in Berseba ist Hendrik Witboi beim Ueberfall eines Ver- pfl gungswagenS bei Fahlgras am 29. Oktober schwer verwundet worden. Ec veranlaßte am 2 November die Kapitänswahl seines SohneS Samuel Jsak. Hendrik Witboi starb am 3. Nov mder. Wie weiter berichtet wird, geschah der Ueberfall, bet dem Hendrik Witboi durch einen Schuß in den Oberschenkel verwundet wurde, auf einen Provtamwagrn der 3. Batterie. Mit der nochmaligen sicheren Feststellung beauftragt, meldet d»r Kopiiän Christian Goliath:Tod Hendrik Wttbois hat sich bestätigt; Sohn Jsak jetzt die Kapkänschaft." In der Meldung des Generals v Trocha heißt es weiter: Die Bande WitboiS soll in den letzten Wochen durch Du>st und Ent­behrungen viele Menschen und angeblich alle Pferde Valoren haben. Sie beginnt sich scheinbar im Lande zu zerstreuen, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß sie sich mit dem Eintritt der Regenzeit wieder um den Kopitän sammelt. Gegen die Baude Simon KopperS hatte am 2. November die erste Ersatzkompagnie unter Oberleutnant Bapst einen E.folg zu verzeichnen. Eie war von Stam- prietfonlkin aus den Auobflllß aufwärts marschiert und übeifiel nördlich von Koms eine Werft. Vier Hottentotten fielen, 9 Männer und 22 Weiber wurden gefangen genommen. Auf deutscher Seite filein Mann; ein anderer wurde leichtverwundet. Nach einer Meldung des Majors v. Estorff zieht Simon Köpper j.tzt der englischen Grenze zu. Seine Spuren haben sich im Dünensand des Nossob ver­loren. Eine weitere Verfolgung ist bei der jetzigen Trockenheit unmöglich. Cornelius hat sich einem in diesen Tagen geplanten Angriff unserer Abteilungen entzogen und ist aus der Gegend von Keetmannshoop noch der Zwiebelhochebene auS-

Das wollen wir ändern, mein Herzchen. Mama hat mich nun einmal auf vier Wochen hergesondt, und ich bin keineswegs gesonnen, mich in einer Ein­öde zu vergrabe», im Gegenteil ich möchte mich unterholten."

FernandeS Augen leuchteten hell auf, aber sie schwieg, denn eben kam Frau v. Nordheim mit ihrem Gatten die Treppe herab. Fernande eilte ihnen entgegen, während Baronesse v. Bieneck sich langsam erhob, und erst als di« Briden an den Trsch traten, ihnen die feine, mit einem schwedischen Handschuh versehene Hand zum Gruße reichte. Herr v. Nordheim nick» zerstreut, währ-nd seine Gattin die Hand de« jungen Mädchen» einen Augenblick in der ihre» behielt und forschend in das frische Gesicht blickte.

Ich hoffe, Sie haben sich von ihrer gestrigen Reise erholt, mein liebes Kind. Wie gefällt Ihnen Waldheim, am Tage gesehen?"

»Ich sagt« Fernande gerade, wie bezaubert ich davon bin; e» ist ein reizender Fleck Erde."

Herr v. Nordheim sah einen Moment von seinen Briefen auf und warf einen derselben seiner Gattin zu.

Hugo kommt heute im Laufe d«S Vormittag«. Er muß mit mir einige Papiere durchsehen, de« bewußten Prozesse« wegen, dann will ich ihn die Güter inspirieren schicken, da dringt er wenigsten» seinen Urlaub vernünftig zu und muß da« ver ja so, da« Farbenklexen wollte ich sagen, lassen."

Frau v. Nordheim seufzte leise, während sie den Brief ihre« Sohne« auf­nahm und durchflog. Fernand« und Baronesse v. Bieneck aber wechselten einen schnellen Blick. Da war Hoffnung, ihren Plan, sich unterhalten zu wollen, gleich durchzuführrn.

Baronin Bieneck hatte wohl ihre eigenen Pläne gehabt, al« sie ihre Tochter so plötzlich auf Besuch zu ihrer Jugendfreundin, Frau v. Nordheim, sandte, di«

Frauen hatten sich zwar seit Jahren nicht gesehen, aber war «S nicht Grund ge­nug. daß Fernande und Nazicdda die letzten Jahre ihrer Ausbildung in einer Pension zugebracht hatten?" D-r Baronin schien e» so, und da« war wohl da» wichtigste, sie kannte Frau v. Nordheim« Gutmütigkeit nur zu gut. Al« der Brief kam, in welchem Frau v. Nordheim mit tausend Freude» sich selbst und 'hr Hau« zur Verfügung stellte, hatte die Baronin ihre Tochter zu sich gerufen und ihr mitgeteilt, daß sie auf vier Wochen ihre liebe Freundin Fernande be­suchen solle. Naziedda aber hatte sich entschieden geweigert.

Ich glaube, Du bist toll, Mama, Fernande war immer ein Gänschen; Du gehst nach Homburg, Dich dort zu unterhalten und ich soll auf vier Wochen bei Fernande fitzen fällt mir gar nicht ein," und die junge Dame trat vor den großen Toilettenspiegel ihrer Mutter und musterte wohlgefällig ihr eigenes Bild. Auch der Blick der Baronin hing bewundernd au der geschmeidigen, kleinen Gestalt mit dem blendend weißen Teint, den dunklen Augen und dem rotgolden schimmernden, welligen Haar. Naziedda galt für eine außerordent­liche Schönheit; sie hatte regelmäßige, feine Züge, kirschrote Lippen und große, dunkle Augen, die mit einem fast kindischen Ausdruck in die Welt hinauS- blickten. Aber beinahe das schönste an ihr war das goldig-rote Haar, dessen sie eine wahre Unmasse besaß und das seltsam kontrastierte mit den schwarzen Augenbrauen und laugen, dunklen Wimpern. Wie eine goldene KönigLkrone schmückte eS das stolze Haupt, welches seine kleine Herrin fast immer hochmütig in den Nacken zmückgeworfen trug.

Wenn Du mit der Besichtigung Deiner selbst zn Ende bist, schenkst D» mir vielleicht einen Augenblick," unterbrach die scharfe Stimme ihrer Mutter ihre Betrachtungen.

(Fortsetzung folgt.)