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Dienstag, Len 21. November 1905
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Tagesneuigkeiten.
G Calw, 20. Nov. Am SamStag abend hielt der Jungliberale Verein von hier seine MonatSversammlung im „Adler* ab. Auf der Tagesordnung standen die Beratungen wegen Stellungnahme zu den auf dem Vertretertag in Hetdenheim am 26. ds. zu erwartenden Referaten: Lage in Land und Reich und Eisenbahnpolitik. Nach kurzen Ausführungen über diese Referate, au welche sich eine lebhafte allgemeine Debatte anschloß, wurde unter Anerkennung dessen, was bisher von Württemberg zur Anbahnung einer deutschen Betriebsmittelgemeivschaft geschehen war, ausgesprochen, die Regierung möge, unbeirrt durch die neuerlichen Verhandlungen, bet denen seitens Bayerns nur für eine Güterwagengemeinschaft eingetreten wurde, in ihrem Bestreben nach einem Anschluß an die preußisch-hessische Eisenbahngemcinschaft entweder in der Form der Betricbsmittelgemein- schaft oder sogar in der Form des völligen Eintritts in die Gemeinschaft sortfahren. Die bleibenden Vorteile des Anschlusses seien durch die Nachteile, die doch mehr zeitlicher Natur zu sei« scheinen, nicht zu teuer erkauft; zur Wahrung der württembergischen Oberhoheitsrechte dürften geeignete Bestimmungen in dem abzuschließsndeu Vertrag genügen. Den Neuerungen auf dem Gebiete des Kolonialwesens steht der Verein sympatisch gegenüber. Der Abend verlief wieder anregend für sämtliche Anwesende und auch der gemütliche Teil sah die Mehrzahl der Mitglieder noch lange beisammen.
-r. Calw. Der vom Bezirksverein für Geflügelzucht und Vogelschutz auf Sonntag, den 19. ds., nachm. 3 Uhr, anberaumte Vortrag des Hin. Universttätsgärtner Sch elle
von Tübingen über den Vogelschutz und seine Bedeutung für den Obstbau war sehr schwach besucht. Dies war umsomehr zu bedauern, als der lehrreiche Vortrag und die sich daran anschließende Diskussion deS Schönen und Anregenden so viel bot, daß keiner sein Erscheinen zu bereuen hatte. Einleitend verbreitete sich der Redner über den im Jahr 1899 von Frau Kommerzienrat Hähnle in Stuttgart gegründeten Bund für Vogelschutz, der jetzt 8200 Mitglieder zählt. Die Aufgaben des Bundes, die sich mit denen des BeztrksvereinS für Geflügelzucht und Vogelschutz bezüglich deS Vogelschutzes decken, find neben Vorträge« und Verbreitung von Flugschriften, Beschaffung von Futterhäuschen, Verleihung von Prämien für Anzeigen von Vogelfängern, Kamps gegen das Ueberhandnehmen der Katzen, Sorge für Nistgelegenheiten durch Erstellung von Hecken «. a. m. So hat der Bund z. B. bei Riedltngen mit einem Kostenaufwand von 1200 eine künstliche Vogelhecke erstellt. DeS weiteren warnt der Redner vor dem Füttern von eingeweichtem und neugebackenem Brot, empfiehlt dagegen für die hungernden Vögel geröstete Kartoffeln, gedörrtes Brot und Speckschwarten, aber in kleinen Stücken, da die Vögel au größeren Stücken sich die Federn beschmutzen, am Fliegen gehindert find und dem Raubzeug zum Opfer fallen. Und wir find es den Vögeln schuldig, daß wir für sie sorgen, denn wir find auf ihre Mithilfe im Kampf gegen das besonders unsre Obstbäume bedrohende Ungeziefer angewiesen. Gegen den Frostuachtspanner z. B., dessen Weibchen im November am Stamm hinaufläuft, um seine Eier abzulegen, können wir uns wohl durch Klebegürtel schützen, aber gegen die den Baum direkt befliegenden Schädlinge Hilst der Leimgürtel nichts, da müssen die Vögel eingreifen, und uns fällt
die Aufgabe zu, die Bekämpfer all des Ungeziefers nach Möglichkeit zu schützen. — Nachdem der Vorstand des Vereins, Herr Lehrer Fischer, dem Redner im Namen der Anwesenden gedankt hatte, entspann sich eine lebhaste Debatte, bet der allerlei wichtige Fragen aus dem Gebiete der Obstbaum- zncht und des Vogelschutzes gestellt und von dem Redner in sehr befriedigender Weise beantwortet wurden. Nur zu bald mußte wegen Abreise desselben die belehrende Unterhaltung abgebrochen werden.
Liebenzell, 19. Nov. Zu den beliebtesten Spaziergängen für diejenigen unserer Kurgäste, die nicht gerne auf die Höhe steigen, gehört unstreitig der Weg, nach dem Olgahain. Denn dieser Hain, nicht weit entfernt von der Stadt, ist ein stilles, lauschiges, gesundes, mit vorzüglicher Luft erfülltes Plätzchen. Aber auf dem Weg zu diesem vielbesuchten, idyllischen Hain vermißt man im Sommer doch eines: die schattenspendenden Bänme^ Dies wenigstens auf dem Weg, der recht? von der Nagold entlang der Bahnlinie läuft. Wie oft schon hörte man die Kurgäste darüber klagen, daß sie auf dem Weg zum Hain und zurück den heißen Sonnenstrahlen schonungslos auSgesetzt seien, und wie oft sah man tatsächlich auch erhitzte und gerötete Gesichter bei denen, die jenen Weg herkamen. Zur Beseitigung dieses unleugbaren Mißstandes ist nun in der letzten Woche ein vom Verschönerungsverein schon länger gefaßter Beschluß zur Ausführung gebracht worden: eben jener Weg rechts der Nagold ist in einer Ausdehnung von 500 m mit stattlichen Bäumen verschiedener Art — Kastanien, Ahorn und Linden und zwar in der Anzahl von 100 Stück angepflaszt worden. Die Bäume stehen auf dem Bahndamm; sie bilden die Grundlage für eine
Das gnädige Fräulein.
Roman von W. v. Reiten.
(Fortsetzung.)
Die Tage der Freifrau waren gezählt, wir sahen und wußten eS alle; sie war die Erste, die es geahnt und hatte sich längst auf den Tod vorbereitet. Sie hatte sich durch ihre langjährige Geduld, Sorge und Pflege die Liebe ihres Gemahls errungen, er hatte, ach leider so spät erst, erkannt, welchen Juwel sein Heim seit nun bald einem halben Jahrhundert barg, zweiundvierzig Jahre war eS her, daß die jnuge Freifrau, ein halbes Kind, in Felseneck eingezogen war. Am Totenbett der vergötterten Mutter, der heißgeliebten Gattin fanden sich Vater und Sohn zum ersten Mal, aber leider nur auf kurze Zeit. Die Freifrau hatte mich kurz vor ihrem Tode zu sich rufen lassen. „Hermann,* sagte sie und nahm meine Hand, „weinen Sie doch nicht so, hören Sie mich, Sie, der meinen Gatten von Kindheit an gekannt, in Sie setze ich mein Vertraue«, bringen Sie Vater und Sohu zusammen; es ist meine letzte Bitte.* Ich beugte mich über die liebe, magere Hand, die, ach so fieberhaft heiß in der «einigen lag und sprach: „Es soll von nun an mein Lebenszweck sein.*
Der alte Mann mnßtr seine Erzählung unterbrechen, er blickte hinab auf die wehende, weißblaue Fahne und Trän« um Träne rollte über sein altes, faltige» Gesicht.
Nordheim unterbrach die eingetretene Still« mit keinem Wort, auch er blickte hinab auf da» altersgraue Schloß, in dem seit so langen Jahren die Familie derer von Filseneck waltete.
Nun begann der Alte wieder zu erzählen: „Nachdem wir die Freifrau in ihre Gruft gelegt hatten, erklärte der junge Freiherr, er wolle auf Reisen gehen.
ES gab eine leidenschaftliche Scene zwischen Vater und Sohn, dann schied der letztere im Unfrieden von uns. Ich war verzweifelt; immer wieder sah ich die schönen, blauen Augen seiner Mutter vor mir, sah den Auldruck in denselben, als sie mir sagte, bringen Sie Vater und Sohn zusammen und dann meinte ich, einen vorwurfsvollen Ausdruck in diesen Augen zu sehen. Ich hielt es nicht mehr aus und mir ein Herz fassend, ging ich zu meinem Freiherrn und trug mich an, dem Sohne nachzureisen, ihn zurück zu bringen.
Der Freiherr sah mich groß an. „Wenn Konrad zurückkommen will, soll er kommen, wenn nicht, brauche ich Niemand, der ihn bringt.*
Mein Versuch war gescheitert, niedergeschlagen begab ich mich auf mein Zimmer. Der Freiherr wurde mit jedem Tage ernster und strenger, ich allein sah, wie sehr er unter der Abwesenheit sein,» Sohne» litt, er hätte Welten gegeben, ihn zurückmfen zu können, allein dagegen bäumte sich der alte unselige Stolz. Der junge Herr schrieb alle zwei, drei Monate einmal; der Freiherr las wohl seine Briefe, aber er beantwortet« sie nicht. Da kam der Tag, werde ich ihn je vergessen, drei Jahre nach dem Tode meiner Herrin, eS war der erste Mai 1860. Hier begann der Frühling eben, alle» grünte und sproßte. Mein Freiherr, der nicht gehen konnte, hatte seinen Fahrstuhl in den Garten schieben lassen; ich war bei ihm.
„Hermann,* sagte er plötzlich, „wenn ich nicht so alt und kränklich wäre, ich würde Konrad nachreisen, ich habe Sehnsucht nach dem Jungen.*
Ich war stumm; daß der Freiherr so viel eingestand, war erstaunlich. In dem Augenblick brachte einer der anderen Diener die Post. Der Freiherr blickt« erwartungsvoll auf die verschiedenen Briefe, dann machte er einen derselben auf. „Von ihm Hermann! Ich hatte so lange nichts gehört.* Ich blieb still auf meinem Platz. Da plötzlich legte sich der Freiherr in seinen Sitz zurück. Grau