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Petersburg, 11. Nov. Die russische Regierung hat beim heiligen Stuhl Einspruch er­hoben wegen der Beteiligung des polnischen Klerus an der revolutionären Bewegung in Warschau, wo die Priester mit dem Kruzifix in der Hand sich an die Spitze der Aufrührer stellten.

Petersburg, 11. Nov. Vorläufig ist die Ruhe in Kronstadt wieder hergestellt. An jeder Straßenecke find Maschinengewehre aufgestellt. Die nach Petersburg geflüchteten Bewohner kehrten heute wieder teilweise nach Krorstodt zurück. Das Kriegsgericht dürfte unter der Herrschaft des Be­lagerungszustandes 300 Matrosen erschießen lassen.

-erMischtes.

Hungersnot in Japan. Eine große Hungersnot herrscht unter den Landleuten der drei Bezirke Fukushima, Miyagi und Jwate im östlichen Teile der Insel Nippon. Die ländliche Bevölkerung, deren Zahl über eine Million beträgt, ist tatsächlich dem Hungertode nahe. Dabei herrscht eine furcht­bare Kälte. Die heftigen Regengüsse im Frühling und Herbst haben das Geschäft mit Seidenkokons völlig vernichtet, und dazu ist die Reisernte miß­raten. Während der Ertrag durchschnittlich 14,90 beträgt, ist er in diesem Jahre nur 1,9; diese kleine Ernte wird auch noch ganz ausfollen, wenn der Frost einsetzt. Da die Leute keine Vorräte haben, wurden die Kinder aus den Schulen zmückbehalten und über die Hügel und die Berge geschickt, um Blätter zur Nahrung zu suche». Da nun dieser Blättervorrat zu Ende geht, erbieten sich die Kinder, für die reicheren Klaffen gegen Essen zu arbeiten. Die Männer und Frauen machen Jagd auf Heu­schrecken und fangen Aale in schlammigen Lachen. In dem Bezirk M'yagi ist der Reis fast körnerlos, so daß überall Jammer und Elend herrscht. Wenn die tapferen Soldaten in die Heimat zurückkehren, können die Bewohner der vom Hunger betroffenen Bezirke ihnen keinWillkommen" bieten. Die Leute leiden schon seit einiger Zeit unter diesen Ent­behrungen; aber als gute Patrioten haben sie sich während des Krieges nicht beklagt. Die Regierung trifft Maßregeln, um den bedrängten Bezirken Hilfe zu bringen.

Kitte des nmrtt. Hilfskomitees för Ammen.

Manche Ereignisse des Jahres 1905, beson­ders die letzten blutigen Unruhen südlich vom Kau­kasus haben die allgemeine Aufmerksamkeit wieder einmal lebhafter auf jenen unglücklichen Erdenwinkel gelenkt, wo um den Berg Ararat die drei Reiche Rußland, Türkei und Perfien zusommenstoßen. Dort wohnen unter der Oberherrschaft aller drei Staaten die Armenier in der Stärke von ungefähr 2 Millionen. Während etwa eine halbe Million des intelligenten Volkes in der europäischen Türkei und weiterhin in ganz Asten und Europa zerstreut lebt und Handel treibt, uährt sich der Houpttetl des Volkes in der Heimat friedfertig, fleißig und mühselig von Acker­bau und Viehzucht.

Die Geschichte dieses Volkes ist in der neuesten Zeit eine Kette furchtbarer Leiden gewesen. Jeder­mann erinnert sich noch der entsetzlichen Metzeleien im Jahre 1896. Seither ist kaum ein Jahr ver­gangen, ohne daß sich nicht ähnliche wilde Szenen ereignet hätten. Erst noch 1904 wurden z. B. nach glaubhaften Berichten über 7000 Männer, Frauen und Kinder getötet. Die Haup'schuld an diesen Untaten trägt die Raub- und Mordlnst der den Armeniern benaLbarten Kurden, eines wüsten Reiter­volks, und die Türken, die Herren im Land, sehen nicht bloß unlälig zu, sondern befördern sogar in religiösem Fanatismus diese grausame Ausrollung. Am schlimmsten daran »nd nicht die Gelöteten, sondern die dem elendesten Leben überlieferten Heimat- und besitzlosen Witwen und Waisen der Ermorderten. Im Jahr 1896 haben ruhige Be-' obachter 100000 solcher Unglücklichen geschätzt, und Kurden und ken sorgen dafür, daß diese er­schreckende Zahl nicht zu rasch abnimmt. Man denke, welcher Jammer in diese Zahlen eingeschlosse» ist! Es ist nur natürlich, daß sich damals überall das rein menschliche Mitleid mit diesen Armen kräftig geregt hat. Damals find auch 2 deutsche Gesellschaften auf den Plan getreten, um zu helfen, derdeutsche Hilssbund für christliches LtebeSwerk im Orient" mit dem Sitz in Frankfurt a. M. und diedeutsche Orientmisston" mit dem Sitz in Berlin. Die Folge war die Gründung zahlreicher Waisen­häuser mit Schulen und Beschäftigungsanftolten, auch ärztlichen Stationen. Etwa 2000 Kinder finden darin Unterkunft. Eine Fülle von Rettungs­

arbeit ist hier schon getan worden und muß noch weiter getan werden. In unserer rasch­lebigen Zeit vergeht aber daS Interesse so schnell, viel schneller als die Waisen erzogen find, die man im Vertrauen auf die allgemeine herzliche Teilnahme damals ausgenommen hat. Das darf nicht seiu. Soll nicht daS verloren sein, was seither geschehen ist, so muß das Werk zu Ende geführt werden.

In Stuttgart hat sich seinerzeit im Jahr 1897 auch ein Komitee gebildet, und eS hat in aller Stille manches Gute zur Linderung der Not tu« können. Erster Vorsitzender war der verst. Prälat v. Burk, an dessen Stelle dann Stadtpfarrer Ludwig getreten ist. Das Komitee unterstützt gleicherweise die von Berlin und die von Frankfurt ausgehende Htlfsarbcit in Armeuien. Gaben für diese Not wöge man an den Rechner, Herrn Adolf Hedinger, Urbanstraße 70, gelangen lassen.

jWdwirtschüftl. Kqirksmein Lol«.

Am nächsten Sonntag, de« 19. ds. Mt-., «ach«. 3 Uhr, hält im Badischen Hof in Calw Herr Univerfitätsgärtn«« Schell« von Tübingen

auf Ansuchen des Btzirksvernns für G flügelzucht und Vogelschutz einen Vortrag über den Vogelschutz und sein« Bedeut««- für d«u Odstda«.

Die Vereinsmitglieder werden hiezu frennd- lichst eingcladen. Da Herr Schelle den Ruf eines bedeutenden Pomologen genießt, wird dieser Vortrag skhr lehrreich werden.

Calw, 13. November 1905.

D«r Ber«i«-vorstaud:

Reg.-Rat Voelter.

HteklameteU.

DaS beste Frühstück ist Meßmer's Tee. er wirkt anregend auf Geist und Körper und wird selbst vom empfindlichen Magen gut vertragen. Meßmer' s Englische Mischung stellt sich auf kaum 1'/' Pfg. die Tasse und ist der Tee der feinsten Kreise.

Der heutigen Gesamtauflage liegt ein Prospekt des medizinisch-chemischen Instituts von vr.

Lause«, Stadtamhof (Bayern) bei.

Neuhengstelt, 13. November 1905.

Tsderernzeig«

Teilnehmenden Verwandten und Bekannten geben wir die schmerzliche Nachricht, daß unser lieber Vater

alt Ludwig Mayer

heute im Alter von 81 Jahren sanft in dem Herrn entschlafen ist.

Um stille Teilnahme bitten

Sie trauernden Kinder.

Beerdigung am Mittwoch, den 15. ds., nachmittags 1 Uhr.

Mürgergesettscklast Takrv.

Am nächste« Samstag, d«u 1«. ds. Mts., vo« ab«uds » Uh«

a«, findet die heurige

Generalversammlung

im Lokal statt.

Tagesordnung r

Rechenschafts- und Kassenbericht.

Neuwahlen.

Etwaige Anträge.

Verkauf älterer Zeitschriften.

Unsere Mitglieder werden hiezu freundltchst eingeladen.

Der Ausschuß.

Sezirkverein für Geflügelzucht Mb Vogelschutz.

Am nächsten Souutag. d«u 19. Nov., nachmittags 3 Uh«, wird Herr Univeisttäls- gärtner Schell« aus Tübingen auf Veran­lassung unseres Vereins im Gasthof z. dadifch«« Hof hier einen

KllktW UndmDoMllh

und seine Bedeutung für den Obstbau

halten, wozu wir alle Naturfreunde freundlichst einladen. Eintritt frei.

Der Ausschuß.

Ein ordentlicher

Junge,

der Lust hat, das Sattler- und Tapezierhandwerk zu erlernen, wird bei günstigen Bedingungen angenommen. Zu erfragen bei Goldarb. Olpp.

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