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regende und gemütliche Zusammenkunft ihren wür­digen Abschluß mit dem gemeinsam gesungenen LiedeNun danket alle Gott".

8V. Calw, 13. Nov. Die Geburtsstadt des berühmten Astronomen Keppler übt scheintS eine so starke Anziehungskraft aus, daß sich gestern trotz des zweifelhaften Wetters 28 Mitglieder des hiesigen Schwarzwaldvereins einfanden, um gemeinsam diesem interessanten Ziel znzuwandern. Der Weg war dank einer geschickten Wahl der Strecke (bis Neuhengstett Sandwege und bald hernach eine gute Landstraße) bedeutend besser, als wir zu hoffen wagten. Auch von oben durften wir so wenig Nässe verspüren, daß die Schirme unbenutzt mitgetragen werden mußten. Nach stark Mündigem gemütlichem Marsch konnten noch vor Beginn der Dämmerung die Sehenswürdigkeiten Weils (Kepplerdenkmal, Markt­platz, alte Türme) besichtigt werden. Ein gutes Vesper imRappen" und verschiedene dankbar an­genommene musikalische Darbietungen sorgten dafür, daß sich bald eine fröhliche Unterhaltung entwickelte, die leider nur zu früh abgebrochen werden mutzte wegen der mit billigen Gesellschaftskarten (43 A erfolgten Heimfahrt.

Stuttgart, 11. Nov. (Wochenmarkt.) Auf dem Großmarkt gab es heute nur noch Aepfel und Birnen und zwar zu so teuren Preisen, daß nicht nur dem Privatmann, sondern auch den Klein­händlern die Kauflust erheblich schwindet. Für schöne Aepfel verlangte man bis zu 22 ^ für den Zentner, selbst kleine Früchte mußten mit 14 und 16 per Ztr. bezahlt werden. Birnen kosteten 2030 A das Pfd. Der Gemüscmarkt verzeichnte Blumenkohl zu 2050 A Blaukraut zu 15, 20 und 25 A Wirsing zu 1020 A Rosenkohl zu 15 bis 20 A das Stück, Tomaten zu 25 H das Pfund, Schwarzwurzeln zu 25 und 30 ^ den Bund. An den Wildpret- und Gtflügelständeu kostete eia Reh­schlegel 3 507 ein Rehziemer 4.507

eine GanS 4.505 eine Ente 2 603 Süße Butter kostete 1.251.30 saure Butter 1.051.10 das Pfd., ein frisches Ei 8 A, ein Kalkei 7 H Kartoffelgroßmarkt auf dem Leouhardsplatz. Zufuhr 180 Ztr., Preis 2 20 bis 3.10 per Ztr. Krautmarkt auf dem Charlottenplatz. Zufuhr 1000 Stück. Preis 15 bis 20 ^ für 100 St. - Mostobstmarkt auf dem Wilhelms platz. Zufuhr 200 Ztr. Preis 7.50 bis 7.80 per Ztr.

Zuffenhausen, 12. Nov. Wider alles Erwarten hat sich der Zustand des Gefreiten Glock nach seiner Operation gebessert, doch kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob die schwere Verletzung nicht einen geistigen Defekt hinterlassen wird.

Göppingen, 11. Nov. Unter dem Ver­dachte, den Einbruchsdiebstahl im Hause des Fabrikportiers Etaiber in Groß-Eislingen verübt zu haben, wurde, wie die Blätter melden, gestern

Mittag ein in Groß-Eislingen wohnhafter Maler von 2 Landjägern verhaftet. Der Verhaftete be­streitet die Täterschaft, doch sollen die vorliegenden Verdachtsmomente ziemlich belastend sein. Bei dem Einbruch wurden, wie erinnerlich 1800 ^ in Geld gestohlen. Der Transport nach dem hiesigen Ge­fängnis hatte einen größeren Auflauf zur Folge.

Heilbronn, 11. Nov. Dieser Tage stieß ein älterer hiesiger Einwohner auf ein kleines Handwägelchen, kam hierbei zu Fall und schlug mit dem Kopfe auf das Trottoir auf. Obwohl er anfangs bewußtlos liegen blieb, erholte er sich doch bald wieder um sich noch Hanse zu begeben. Vor­gestern ist der Mann gestorben. ES scheint, daß er sich eine Gehirnverletzung zugezogen hat.

Edelfingen, 11. Nov. Ein etwas geistig beschränkter Mann von hier hatte lt. Nkckarztg. sein Vieh auf die Weide getrieben. Verschiedene Schüler brannten in der Nähe Feuerwerk ab. Einer derselben steckte dem nichtsahnenden Mann einen angebranvten Feuerwerkskörper in die Kleider. Dieser explodierte und verbrannte dem Mann derart den Rücken, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte.

Hüningen (Elsaß), 10. Nov. Ein tragischer Vorfall ereignete sich lt.Oberl. B." dieser Tage in Neudorf bei Hüningen. Eine große Anzahl halbwüchsiger Burschen von 1418 Jahren aus Neudorf und Hüningen traf sich auf dem alten Exerzierplatz Hüningen, um den üblichen Dorfstreit anszufechten, wie das seit langen Jahren geschieht. Der Kampf nimmt oft ganz ernste Gestalt an, nicht bloß mit Fäusten und Stöcken, auch Steine fliegen hirüber und herüber, aber in letzter Zeit kamen auch Schußwaffen zur Verwendung. Bei dem diesjährigen Kampf wurde auf beiden Seiten mit Rtvolvcrn geschossen. Plötzlich ertönte ein gellender Aufschrei. Ein 15jähriger Knabe aus Nendorf war von einer Kugel ins Auge getroffen worden; eiligst stob die kämpfende Schar auseinander. Der verletzte Knabe wurde von seiner Mutter ins Basler Bürgerspital verbracht, wo ihr der Arzt er­klärte, daß das Auge verloren sei. Diese Mitteilung traf die Mutter so schwer, daß sie ohnmächtig zu­sammenbrach und, ohne wieder zu sich zu kommen, an einem Herzschlag verstarb.

Berlin, 11. Nov. Der Kaiser trifft am Dienstag zum Besuch des Großherzogpaares von Baden in Baden-Baden ein.

Berlin, 11. Nov. Bei Songea in Deutsch-Ostafrika haben die aufständischen Wangoui- Stämme mehrere schwere Niederlagen erlitten.

Berlin, 11. Nov. Die Familien- Tragödte in der Friedrichsstreße hat nun ein drittes Opfer gefordert. Der 6jährige Sohn des Heilgehilfen Bick ist nunmehr ebenfalls an der Vergiftung gestorben. Die beiden andern Kinder befinden sich dagegen außer Lebensgefahr.

DieKöln. Zig." meldet aus Madrid, 10. Nov.: DieEpoca" veröffentlicht angebliche Aeußerungen derNorddeutschen Allgem. Zeitung" über die Heirat des Königs mit einer deutschen Prinzessin und weist diese Aeußerungen zurück. Alle Morgenblätter erörtern diese Aeußerungen in Leitartikeln, die unfreundlich klingen. DieNord­deutsche Allgem. Zeitung" hat aber irgend welche Aeußerungen in dieser Richtung gar nicht getan, es muß daher eine Verwechslung oder eine absichtliche Irreführung der spanischen Presse vorlicgen.

Vom St. Gotthard wird der N. Z. Z. aus Airolo berichtet: Jüngsten Nach­richten zufolge herrschte« am Gotthardpaß in den letzten Tagen furchtbare Wetterstürme, namentlich am Sonntag morgen wütete ein orkan­artiger Südsturm auf der Paßhöhe, zuerst mit Schnee, der hernach von 9 Uhr 30 bis 12 Uhr 15 in strömenden Regen überging. So heftig war die Gewalt des entfesselten Winddrucks, daß er das Wasser des Gotthardseeleins bis in die nächste Nähe vom Hotel Monte Prosa peitschte. Im Hotel selbst richtete der Sturm großen Schaden an; ebenso zerstörte er das nebenan befindliche Waschhaus, dessen Dachziegel abgehoben und von der tollen Windsbraut etwa 20 w weit hinweggetragen wurden. Das zur Hilfe herbeigcholte Militär des nahen Forts mußte dreimal wieder unverrichteter Dinge zurückkehren, da der meterhohe Schnee vom Regen gärzltch durchweicht war, und man bis zu den Knien ins Regenwasser fiel. Auch das Jnstrumenten- häuschen der meteorologischen Station zeigte sich übel zugerichtet. Die Registrieropparate lagen um­gestürzt im Kasten und die gewöhnlichen Quecksilber- Thermometer fanden sich in tausend Stücke zersplittert. Dem Beobachter war eS nur unter Lebensgefahr möglich, von der alten Kapelle wieder zurück zum Hotel zu gelangen. Er brauchte zu dieser geringe« Wegstrecke von etwa 100 m Länge eine volle halbe Stunde! Das alte, wetterharte Gotthardhospitz ist bekanntlich in der Nacht vom 9./10. März d. I. abgebrannt; der Wirt Lombardi läßt einen hübschen, soliden Neubau durch Züricher Architekten aufführen. Leider wußten die Bauarbciten im Laufe dieses Herbstes, der schlechten Witterung wegen, eingestellt werden; der Neubau ist nur zur Hälfte unter Dach und die gänzliche Fertigstellung wird sich wohl noch bis zum nächsten Sommer hinausziehen.

Antwerpen, 12. Nov. Die Malzfabrik Lambrecht ist in der letzten Nacht eingestürzt. 8 Arbeiter wurden verschüttet. 3 von ihnen wurden als Leichen, die andern schwer verletzt aus den Trümmern hervorgezogen. Das Unglück wird auf Ueberlastung der Speicher zurückgeführt.

Paris, II.Nov. Aus Petersburg wird hiesigen Blättern gemeldet, um Peterhos sei ein m ächtiger Truppenkordon gezogen, um jeden Versuch einer Landung zu verhindern. Ein deutsches Torpedo- boot Hobe vor dem kaiserlichen Palast Anker geworfen.

in zweuer Ehe geheiratet und in dieselbe ein Kind, ein Mädchen mitgebracht habe; wie er ferner während kurzem Aufenthalt bei ihr Zeuge des Unfriedens in dieser Ehe und des Hasses seiner Tochter gegen diese» Kmd geworden. Er, ein Kinder­freund, habe um seines Weibe» willen sein eigener K>nd vernachlässigen und Zeuge werden müssen, wie dieses jetzt, eine junge, herzlose Stüfmutter, die arme Kleine heimlich an eine Auswandererfamilie verhandelte. Er Hab« da» Kind gerettet und geborgen, aber . . . hier folgt die Schilderung, wir und wo ihm dasselbe wieder entführt worden und wie er die Bemühungen der Behörden nicht habe unterstützen können, weil er dir Ueberzeugung gehabt, daß seine eigene Tochter sich derselben in strafbarer Absicht bemächtigt.

Nicht ibre eigene Eirgeburg körn eS gewesen sein," las er weiter,sie unterlag dem Einflüsse eine» veriuchtkn Weibe», dcS «ine unselige Gewalt über sie gewonnen. Vergeber» suchte ich sitzt das Kind; ich folgt« bSher umsonst den Spuren der Frau von Rotherhelm; sie täuschten m ch; aber eine Kunde gab mir doch der Zufall auf meiner Wanderschaft, die Aufklärung, daß dieser Rothenhelm ein Graf Sesto, der unter diesem Namen seine zweite Eh« geschloffen hotte." Dagobert ließ das Papier sinken und sct aule ouf Blenke, der vom Sessel aufgesprungen.

Sehen Sie wohl? . . . Rothenhelm «in Sesto, und dieser Sesto in zweiter Ehe der Gatt« dieser . . .1" rief Blenkr.Hatte ich nicht eine Ahnung! Und heute gerade sollt« .sie über diesen Gatten verno mmen werden! Und jene» Bild, da» Sie in der Wohnung de» Intendanten fanden . . ."

War, wie ich vermutete, da» meiner Cousine! Mein Oheim hat in seinem Testamente nur von seiner Tochter gesprochen, ohne den Vornomen derselben zu nennen, der un» vielleicht hätte leiten können".

Auch Zernik war unruhig geworden; er hatte sich erhoben und starrte Blenke an.So wäre also mein Freund, dieser verschollene Sesto, derselbe Rothenhelm gewesen, der . . ."

Der dort drüben im Salon von seinem eigenen Weibe und deren Helferin vergiftet wurde!* bestätigte Blenke.Geben Sie jetzt auch mir recht, Herr Graf I" wandte er sich an Dagobert.Wer war eS, der stets behauptete, daß in jenem Rädcheuraub und dem Verbrechen in diesem Hause hier dieselbe Hand im Spiel war? Eins bleibt mir aber noch unverständlich; wie kamen

die beiden Frevlerinnen dazu, den armen Sesto oder Rothenhelm hier gerade unter dem Namen Zernik zu opfern?"

Wo haben Sie doch die Karte, die ich Ihnen übergab?" fragte Dagobert.

Zernik zog die Karte hervor und reichte sie ihm.Hier ist sie! . . . ES ist die weinige; ich erinnere mich genau, daß meine Karten diese Schrift führten zu der Zeit, da Graf Sesto in den La-Plata-Staaten reiste. Das Wort Montevideo hier in der Ecke ist von meiner Hand geschrieben."

Hm!" Blerke betrachtete sie hin und her.So ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß man die Karte, die der Verstorbene vielleicht als Ander ken an seinen fernen Freund aufgehoben hat, benutzte, um das Opfer unter diesem Namen aus der Welt zu schaffen, nachdem man alle Papiere desselben beseitigt hatte ... Ich bitte, Herr Graf, geben Sie mir auch das Schriftstück des unglücklichen, alten Mannes; ich will es zu den Akten legen. Der Tod aller Beteiligten hat sie geschlossen! Ich habe nachgerade auch alle Lust an meinem Beruf verloren!" rief er, das Papier in die Tasche steckend und zu seinem Hute greifend.Wenn Sie auf Ihre Güter gehen, um Ihre Staffelet wieder aufzustellen, nehmen Sie mich mit nach dem sonnigen Italien! Machen Eie mich zum Verwalter Ihres Vermögens, zum Syndikus, zu was Sie wollen; ich habe kein Glück; was ich aufgebaut, ist mir wie Schnee in der Sonne geschmolzen!"

Mit Freuden, lieber Blenke!" rief Dagobert, seine Hände ergreifend. Wir find so lange Gefährten gewesen, daß ich Sie mit Trauer vermissen würde. Sie weiden auch einstweilen vollauf zu tun haben, um mit mir die seit Jahren vernachlässigten Verhältnisse der Güter zu ordnen, und find wir fertig damit, so bin ich mit Freuden bereit, Sie mit nach Italien zu nehmen. Sie kehren also den Akten den Rücken und ziehen mit mir!"

Abgemacht, wenn ich mich nicht noch anders besinne! Der Himmel hat ja auch dem Staatsanwalt eine kapitale Affaire entwunden, und das könnte mir ein Trost sein. Ein leises Pochen an der Tür störte sie!"

Sind die Herren noch nicht zu Ende mit ihrem Geheimnis!" rief Zia'S Stimme im anderen Zimmer.Man brachte mir eben eine Ueberraschung, für die ich Herrn Dagobert meinen Dank sagen möchte, und ich bin so ganz allein mit ihr, denn die Mama will sich ansrnheul" (Schluß folgt).