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öffnen, damit der Pöbel sehen kann, ob sie um den Hals ein Kreuz tragen. Die christlichen Einwohner schützen sich gegen die Wut des Pöbels, indem sie ihre Häuser mit den Zeichen des Kreuzes versehen. Die Szenen, die sich auf den Straßen abspielen, spotten jeder Beschreibung.

London, 4. Nov. Die Daily Rail meldet ans Odessa, daß die Stadt Kischinew durch einen Riesenbrand vernichtet worden sei.

Warschau, 4. Nov. Der Ausstand dauert fort. ES droht der Ansbruch der Iudenhetze. Auf den Straßen vernimmt man Gewehrsalven. Das Telephon nach Lodz ist unterbrochen. ES steht zu befürchten, daß auch die Post- und Telegraphen- beamteu streiken werden.

Petersburg, 4. Nov. Die heule zum ersten Male nach längerer Pause wieder erschienenen Tageblätter feiern in aufrichtiger Freude die Umwandlung Rußlands in einen konstitutionellen Staat. In einem be­gegnen sich heute alle Restdenzblätter und zwar in dem Verlangen nach schneller Ausarbeitung des Preßgesetzes und nach sofortiger Befreiung von der lästigen Zensur jeder neu erscheinenden Zeitungs- nummer. Die heutigen Zeitungen sind dem Zensor vor ihrem Erscheinen nicht vorgelegt worden. Witte ist noch immer damit beschäftigt, das Kabinett zu- sammenzustellcn. Bulygin hat seinen Abschied ein­gereicht, der Streik ist beendet. In den Hochschulen steht es noch trüb aus. Ihre Tore find geschlossen und von Militär bewacht. In der 14. und 18. Flotten-Equipage find 150 Matrosen verhaftet worden. AnS Finnland treffen die aufregendsten Nachrichten ein. Darnach hätte Finnland sich bereits als Re­publik erklärt.

Petersburg, 4. Nov. Die Plünderung in Ntkolajew dauerten den ganzen gestrigen Tag, sowie die heutige Nacht ununterbrochen fort. Einige hundert Juden, Männer und Frauen, flüch­teten in die Synagoge. Diese wurde vom Pöbel belagert und mehrere Bomben in das Gotteshaus geschleudert. Innerhalb weniger Augenblicke stand

die Synagoge in Hellen Flammen. Diejenigen Per­sonen, die noch nicht von den Bomben in Stücke gerissen oder in den Flammen umgekommen waren und nun ihr Heil in der Flucht suchten, wurden sämtlich von der fanatischen Menge »iedergehauen. An den Verwundeten, ja selbst an Toten wurden die grauenhaftesten Schändungen verübt. Polizei und Militär sah den fürchterlichen Schändungen vollständig untätig zu.

Kiew, 4. Nov. Seit drei Tagen wüten hier Judenexzesse. Fast alle jüdischen Magazine und viele Wohnungen find vernichtet und demoliert. Die zurückgebliebenen jüdischen Kinder und Greise wurden mißhandelt. Militär und Polizei sehen dem Treiben zu, ohne sich zu rühren. Die Situation ist verzweifelt.

Kiew, 4. Nov. Seit bereits vier Tagen ist hier Aufruhr und Plünderung an der Tages­ordnung. Das Militär beschießt die Häuser der Juden, weil diese den Plünderern mit bewaffneter Hand Widerstand entgegensetzten. Der Direktor der Reichsbank-Filiale telegraphierte an Witte, daß er wegen der passiven Haltung des Militärs jede Verantwortung für den Schutz der Bank ablehnen müsse. Dieses Telegramm veranlaßte den General Mavorin, etwa 190 Plünderer zu verhaften. Diese Maßregel hat die Plünderer erschreckt und infolge­dessen haben die Räubereien nachgelassen.

Odessa, 4. Nov. Auch im Lauf des gestrigen Tags dauerten die AnSschreitungen dcS Pöbels fort. Eine große Anzahl jüdischer Läden, darunter große Geschäfte in den Zeutral- straßen wurden geplündert. Mehrere Fabriken vor der Stadt find niedergebrannt. Die Ho'piiäler find von Verwundeten überfüllt. Es wurden auch wieder mehrere Personen gelötet. Die Konsulate und Hotels werden von Truppen bewacht. Auch aus Kischinew, Nikolojcw, Sewastopol, Rostow und Elisabetgrad werden schwere Ausschreitungen des Pöbels gemeldet, die sich hauptsächlich gegen die jüdischen Geschäfte und Häuser richten.

-errmfchtrs.

Der Suezkanal. Der Suezkanal ist durch die neulich« Sprengung eines g.suvkenen

Schiffes wieder dem Interesse besonders nahe ge­rückt, so daß ein kurzer Rückblick über seinen Wert und seine jährlich steigende Rentabilität wohl am Platz ist. Seine hohe Bedeutung für die Schiffahrt ist genügend bekannt; fie ist am besten ersichtlich aus der Gegenüberstellung der Entfernungen der verschiedenen konkurrierenden Reisewege. Die Ent­fernung von Bremerhaven z. B. nach Bombay be­trug bei dem alten Weg um das Kap der guten Hoffnung 11200 Meilen, durch den Suezkanal ist fie nur rund 7000 Meilen. Wie schnell sich die Schiffahrt durch den Kanal entwickelt hat, ist daraus zu ersehen, daß im Jahre 1871 765 Dampfer und 1901 3699 Dampfer den Kanal passierten. Im Jahre 1890 trugen noch 71,5 °/° aller durch den Kanal gehenden Schiffe die britische Flagge, während nur 8,1°/° die deutsche Flagge trugen. In den letzten Jahren hat sich dieser Prozentsatz nicht unwesentlich zu Gunsten der deutschen Schiff­fahrt geändert, indem im Jahre 1901 nur noch 56,1 °/° der den Kanal passierenden Schiffe die britische Flagge trugen, während 13,8 °/° der deutschen Schiffahrt gehörten. Die englische Flagge steht aber natürlich immer noch an erster Stille; ihr folgt die deutsche, während die hollän­dische Flagge an dritter und die französtsche au vierter Stelle steht. Außer Handelsschiffen haben im letzten Jahr 97 Kriegsschiffe, 56 Militärtrans­porte und 9 Jachten den Kanal benutzt. Der Norddeutsche Lloyd weist die stattliche Zahl von 95 Schiffen auf, die im Jahre 1904 den Kanal passiert haben. Unter diesen befindet sich auck der DampferGroßer Kurfürst." Dieses Schiff mit seinen 13200 TonS ist daS größte, das jemals durch den Su»z Kanal gefahren ist. Ein äußerst günstiges Zeichen für die tadellose Manövrierfähigkett ist der Umstand, daß er bislang stets ohne Stockung und Unfall durch den Kanal gegangen ist. Die Abgabe beträgt seit 1. Januar 1903 für die geladene Nettotonne 8,5 urd für eine Person lO Frs. Wenn z. B. derGroße Kurfürst" mit 10 000 TonS Ladung und 1000 Passagieren durch den Kanal geht, so hat der Norddemsche Lloyd für die ein­malige Passage dieses Schiffes nicht weniger als 95 000 Frs. zu zahlen. Vom 1. Januar 1906 ab wird die Abgabe per Tonne auf 7,75 FrS. ermäßigt werden.

Amtliche md Dmatauikizru.

GrMdstüMcistcigerimg.

Die Staotgcmeinde Calw bringt am

Dienstag, de« 7. Novv«. 1905, vormittags 11 Uh«, auf dem hiesigen Rathaus, Zimmer Nr. 7, das teilw. abgebrannnte

Geb. Nr. 546 2 s. Grundfläche, mit 546 a 35 gm Keller mit

Uebergebäude, am Hirsauerweg, in öffentlicher Versteigerung zum Ver­kauf, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Die Versteigerungsbedingungen liegen bei dem Unterzeichneten zur Einsicht auf. Calw, 4. November 1905.

KaLsschreiVer Irrster.

Liebelsberg.

Weg sperre.

Infolge Vornahme einer Korrektion ist der Talweg im Gemeindewald Kohltannen von dem Maschinenhaus bis zur Glasmühle bis 15. dS. MtS. gesperrt.

Den 4. November 1905.

TchuNheitz-namt.

Hanselmann.

Schwarzwaltwerein.

Tormlaa, den 12.

Nov., Ausflug über Wolfschlucht u. Hörnle nach Weilderstadt.

Abgang vom Brühl nachm. I llhr. Rück­kehr per Bahn um 9 Uhr mit Benützung von Gesellschaftskarten. Liederbücher mitnehmen.

De« «luSfchutz.

Nächste Woche backt

Laugenbrezeln

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Calw, Telefon 76.

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Zu einem Neubau am Teuchelweg find nachstehende Bauarbeiten irn Sub- misfionswege zu vergeben und belaufen sich die Kosten der einzelnen dabei vor- kowmendtv Arbeiten wie folgt: Gipserarbeit 925

Schreiuerarbeit 2900

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Offerte in Prozenten der Ueber- schlags preise ausgedrückt, find bis Mittwoch, de« 15. VS. RI»., bei Unterzeichnetem eivzureichen, woselbst auch Pläne, Ueberschlag und Beding­ungen zur Einsicht aufgelegt find.

I. A.:

Kohl««, Bauwerkmstr.

< Lxpoldkden-Lkmk-k'tsncidrieteii rc

o ^n-u. Verdank vpll8rs»r8i>n.xi>reL

Calw.

Den seither von Frau Kameral- verwalter Kemmel inuegehabten

Garte«

im Steckeväckerle hat wieder zu ver­pachten

G. Beitzer, Siebmacher.

Danksagung

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, welche wir bei dem raschen Hingang unserer l. Gattin, Tochter, Schwester und Schwägerin

Marie Nauser» geb. Köhler,

von allen Seiten erfahren durften, für die überaus vielen Blumenspenden, dem Herrn Stadtpfarrer für seine trostreichen Worte am Grabe, den HH. Ehren- ! träger», sowie der zahlreichen Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte, sagen wir unfern herzlichsten Dank.

Die trauernden Hinterbliebenen:

Irih Raufer. Melkermeister Köhler mit Kamlie.

Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Liebe und Teil­nahme an dem schweren Leiden und dem doch uner­wartet schnellen Hinscheiden unserer lieben, unvergeßlichen Gattin, Mutter, Schwester, Großmutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante

Taroline pfrommer,

geb. Bat««,

für die trostreichen Worte des Hrn. Stadtpfarrers, den erhebenden Gesang der verehr!. Konkordia, für die zahlreichen Blumenspenden, den HH. Ehrenträgern und die ehrenvolle Begleitung zur letzten Ruhestätte, sprechen wir den herzlichsten Dank aus.

Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:

Der Gatte: Friedrich Dfrominer, 86N.

Glaos- und Stoffhandschuhe

sowie

Spevtrnintzen str Hena, Damm a. Mn

empfehlen höflich