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Extrablätter hin sichtlich der Gebühren gebeten werden. Nach einem gemeinschaftlichen Mittagessen be­sichtigten die auswärtigen Bnchdrvckereibesitzer die Räume des Schwarzwälder Boten.

Pforzheim, 31. Okt. Gestein nochwitt. 4 Uhr fanden Vorübergehende ans einer Sitzbank au der Huchenfelderstroße fitzend einen 82 Jahre alten ziemlich gut gekleideten Herrn mit blutenden Wunden an der rechten Schläfe. Neben ihm lag ein neuer Revolver. Der Monn, der trotz seiner vier Schußwunden bei Bewvßifein war, erklärte, daß er sich aus Lebensüberdruß Löten wollte, und bedauerte, nicht zum Ziel gekommen zu sein, da er statt Kugelpatronen nur Schroipatroven erholten hatte. Er wurde noch dem Krankenhaus überfuhrt.

Berlin, 31. Oktbr. In Deutsch- Ostafrika hat sich unter den Negern, die am Süduser des Viktoria-Sees wohnen, ein neuer Aufstand erhoben. Der Gouverneur Graf Götzen telegraphiert unterm 30. ds., aus Muanza komme die Meldung, daß ein Einschreiten gegen den Sultan Makongola zwei Stunden von Muanza notwendig geworden sei. Die ausgesandte Abteilung bestehend aus 12 Europäern und 24 Askaris stieß auf Widerstand, wobei der Feind 25 Tote hatte. Der Sultan soll auf der Flucht ertrunken sei».

Kiel, 31. Okt. Es bestätigt sich, daß der kleine KreuzerLübeck" gestern Mittag 1'/- Uhr mit Ordre noch dem Osten und nicht zur allwöchent­lichen Probefahrt in See gegangen war. Auf der Höhe von Bölk erhielt er Gegcnordre und kehrte zurück. Abends 8 Uhr aber erging erneut der Be­fehl zum Auslaufen nach Petersburg. Alle an Land befindlichen Offiziere wurden durch Expriß- boten auf das Schiff beordert. Um 10 Uhr 5 Miu. ging dieLübeck" neuerdings in See. Die Torpedo­boote der 3. Division folgen heute.

St. Petersburg, 30. Okt. Die Zaren­kundgebung. Die heute obend veröffentlichte kaiserliche Kundgebung hat solgeuden Wortlaut:

Wir Nikolaus II. von Gottes Gnaden und Selbstherrscher oller Reußen, Zar von Polen, Großfürst von Finnland :c., erklären allen unseren treuen Untertanen, daß die Wirren und die Erregung in unseren Hauptstädten und zahlreichen anderen Orten unseres Reiches unser

Herz mit großer und schmerzlicher Trauer erfüllen. Das Glück des russischen Herrschers ist unlöslich verknüpft mit dem Glück des Volkes, und der Schmerz des Volkes ist der Schmerz des Herrschers. Aus den gegenwärtige» Unruhen kann eine tiefe nationale Zerrüttung und eine Bedrohung für die Unverletzlichkeit und die Einheit unseres Reiches ent­stehen. Die hohe, durch unseren Herrscherberuf auferlegte Pflicht befiehlt uns, uns mit allen unseren Sinnen und mit unserer ganzen Kraft zu bemühen, um das Aufhören der für den Staat so gefährlichen Wirren zu beschleu­nigen. Nachdem wir den in Betracht kommenden Behörden befohlen haben, Maßregeln zu treffen, um die unmittelbaren Kundgebungen der Unordnung, der Ausschreitung und der Gewalt­tätigkeit abzustellen, damit friedliche Leute, die nur das Bestreben haben, ruhig ihre Pflicht zu tun, geschützt werden, haben wir es für unentbehrlich erkannt, um mit Erfolg die auf Beruhigung des öffentlichen Lebens abzielenden allgemeinen Maß­nahmen zu verwirklichen, die Aktionen der obersten Regierung zu vereinheitlichen. Wir legen der Re­gierung die Pflicht auf, wie folgt unseren unbeug­samen Willen zu erfülle»: 1) Der Bevölkerung die unerschütterlichen Grundlagen der bürgerlichen Frei­heit zu verleihen, die gegründet ist auf die wirkliche Unverletzlichkeit der Person und auf die Freiheit des Gewissens, der Rede, der Versammlungen und der Vereinigungen, 2) ohne die früher angeordneten Wahlen für die Slaatsduma auf­zuschieben, zur Teilnahme an der Duma in dem Maße, als es die Kürze der bis zur Einberufung der Duma noch ablaufeuden Zeit gestattet, die Klassen der Btvölkerung zu berufen, die jetzt des Wahlrechts völlig entbehren, wobei sodann die Weiterentwicklung des Grundsatzes des allgemeinen Wahlrechts der neuerdings gegründeten gesetzgebe­rischen Ordstung der Dinge überlassen wird, und 3) als unerschütterliche Regel aufzustellen, daß kein Gesetz in Kraft treten kann ohne Genehmigung der Staatsdvma, und daß den Erwählten des Volkes die Möglichkeit der wirklichen Teilnahme an der Ueberwachung der Gefitzlichkett der Handlungen der von Uns ernannten Behörden gewährleistet wird. Wir lassen einen Ruf ergehen an alle treuen Söhne Rußlands, sich ihrer Pflicht gegen das Vaterland zu erinnern, und bei der Beendigung der Wirren

und Widerwärtigkeiten zu helfen und gemeinsam mit Uns olle ihre Kräfte an die Wiederherstellung der Ruhe und des Friedens auf einen unerschütter­lichen Boden zu setzen. Gegeben zu Peterhof, 17 /30. Ok-ober, im 11. Jahre Unserer Regierung. Gez. Nikolaus.

St. Petersburg, 31. Okt. Das Mani­fest deS Kaisers ist den Vertretern der revo­lutionären Bewegung höchst ungelegen gekommen, dagegen hat cs unter den Arbeitern den denkbar günstigsten Eindruck gemacht. Im Laufe des heuti­gen Tages wird die Arbeit in sämtlichen Betrieben wieder ausgenommen werden, ebenso beabsichtigen die Eisenbohnbedieusteten ihren Dienst wieder au- zutretcn.

Warschau, 31. Okt. Die Nachricht von der Zarenkundgebung hat einen tiefen Eindruck hervorgerufen. Das Extrablatt des Kmher Warszawski" war bald vergriffen. In den R'staurantS umarmten sich die Menschen. Die Militärpatrouillen wurden sofort zurückgezogen.

Odessa, 31. Okt. DoSZaren-Manifest hat hier einen sehr günstigen Eindruck gemocht. Die Arbeiter kehren zur Arbeit zurück und die Bahnen nehmen den Dienst wieder auf.

Wien, 31. Okt. Die gesamte hiesige Presse bezeichnet daS Verfassungs-Manifest des Zaren als eine vollkommen echte und aufrichtige Konstitution, die der Zar seinem Volke gegeben hat. DosN,ue Wiener Abendblatt" schreibt: Tritt alles das, was daS Manifest gewährt, in Erscheinung, dann hat Rußland mit einem Schritt das höchste Niveau eines liberalen Staotswesens erreicht. Nach den verhängnisvollen Halbheiten, die das Reich er­schütterte, ist es eine große imponierende Tat, die Respikt eirflößt und gute Früchte sowohl für Ruß­land als auch für die ganze Welt tragen wird.

London, 31. Okt. Der Petersburger Berichterstatter des Morning Leoder telegraphiert, die revolutionären Führer Härten bereits erklärt, daß sie mit dem kaiserlichen Manifest unzufrieden seien. Sie bezeichueten den Zaren für regierungs­unfähig und verlangten seine Absetzung. Sie wollen auch nicht eher ruhen, als bis der Zar das Laud für immer verläßt. Die Führer der revolutionäre« Partei erklären ferner, daß sie die Errichtung einer Republik als den einzigen Ausweg aus den jetzigen Wirren betrachten.

Amtliche und Privatanzeigen.

L. Amtsgericht Lalw.

IndaSHandelsregister,Abteilung für Gesellschaftsfirmen, wurde heute eingetragen:

1) bei der VereirrsbuchLaridlung Calw und Stuttgart, Sitz in Calw mit Zweigniederlassung in Stuttgart:

An Stelle deS zurückgetretenev Vorstands Johannes Hesse ist in der Vereinsfitzung vom 25. April 1905 zum Vorstand des Verlags- Vereins mit Wirkung vom 1. Juli 1905 ab gewählt worden: Leonhardt Johannes Frohnmeyer, Missionar in Calw;

2) bei der Firma W. Spörr u. Co., Hirsau:

Die Gesellschaft hat sich aufgelöst; die Firma ist erloschen. Den 25. Oktober 1905.

Stv. Amtsrichter B ü h l e r.

K. Forstamt Li-btnzell.

Brennholz-Verkauf

am Dierr-tag, den 7. November, vorm. S Uhr, im Adler in Liebenzell aus den Staatswaldungen Hardtberg, Mühlberg, Fraucnwald, Breitacker, Mahd, Steinbuckel, Hauswald. Stangen- hau, Findhag, Bettelstock und Scheidholz der Hute» Bieselsberg und Liebenzell, sowie aus Abt. Krcuzhehren der Hut Kaffeehof; Rm. Nadelholz: 23 Scheiter, 233 Prügel, 569 Anbruch, sowie 1 Rm. Laubh.-Aubruch.

Calw, 1. Nov. 1905.

Todesanzeige.

M Gestern Abend verstarb nach kurzem Kranksein

Marie Rentschler

(Aberle)

M wovon wir Freunde und Bekannte der Verstorbenen benach­richtigen.

Beerdigung vom Krankenhaus aus Donnerstag Nachmittag 4 Uhr.

SixR, Gipser.

Calw, 1. Nov. 1905.

Todesanzeige.

Freunden und Bekann­ten gebe ich die schmerz­liche Nachricht, daß mein l. Mann

Rodert Graf,

Schuhmacher, gestern Abend nach kurzem schweren Kranksein sanft verschieden ist.

Beerdigung Donnerstag Nach­mittag um 3 Uhr.

Luise Hraf

mit ihren Kindern.

Huflav-Adolf-

Ilrauen-Werein

nächsten Freitag, den 3. November, nachmittags 2 Uhr, im Dekanathaus.

llr. Herger

ist Lnrnekxskklirt.

Calw statt.

TeinachCalw, 31. Oktober 1905.

Tsder-Rnzeise

Verwandten und Bekannten teilen wir die schmerz­liche Nachricht mit, daß unsere l. treubesorgte Mutter

Marie Müller geb. Luz

aus Teinach

heute früh nach kurzer Krankheit durch den Tod erlöst wurde.

Um stille Teilnahme bitten

der Sohn: Karl Müller mit Frau, Waldenbuch, der Tochtermann: Hugerr Walz mit Frau, Calw.

Die Beerdigung findet am Donnerstag nachmittags 2 Uhr in

Tieferschüttert geben wir Verwandten und Be- kannten die schmerzliche jl Nachricht, daß unser lieber Sohn und Bruder

Carl Lemchsrdt

im Alter von 23 Jahren uner­wartet schnell ans dem Leben geschieden ist.

Die tirstrauerudr Mutter Narrele Leonhardt mit ihren Kindern. Beerdigung Donnerstag Nach­mittag 1 Uhr vom Kirchhof aus.

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UrisAörversM leinaeL.

Am nächsten Sonntag, den 5 November, nachmit­tags 3-/- Uhr, Mo«atS- Versammlung bet Kamerad Pf-ommer.

De* Ausschuß.

Arbeiterverein Calw.

EanrStag den 4. November, abends 8 Uhr, MonatSversammlnng im

Lokal zumStern".

Wegen Weihnachten und Landes- versammlung ist vollzähliges und pünkt­liches Erscheinen noiwendig.

De* «nSschuß.

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