Lerte. Er berichtete sodann über besondere technische Einzelheiten und über die bei der Tagung zum Ausdruck gekommenen Erfahrungen mit den verschiedenen wasserbaulichen Anlagen und Einrichtungen der einzelnen Länder. Außerdem teilte er der Versammlung einige interessante Einzelheiten dieser internationalen Tagung mit, bei der 39 Staaten der Welt mit über 709 Teilnehmern vertreten waren. Hieraus folgte ein Vortrag über hydraulische PumPsPeicheranlagen in Württemberg, in -dem Negierungsbaumeister Deutelmoser über die Entwicklung dieser Anlagen und über die bereits in Württemberg bestehenden künstlichen Akkumulierungsanlagen berichtete. Im besonderen erklärte er die einzelnen technischen -Einrichtungen und -deren Betriebsweise und ging dann auf die wasserrechtlichen Verhältnisse dieser Pumpspeichcranlagen näher ein. Bei dieser -Gelegenheit wurde auch auf Grund der Aufzeichnungen des in diesem Frühjahr in Horb eingebauten selbstschreibenden Pegels über die besonderen Verhältnisse der Wasserführung am oberen Neckar hingewiesen. Daran anschließend fand eine sehr rege Aussprache über die mit der Erstellung und Betrieb s- führung zusammenhängenden Fragen solcher Anlagen statt. Die Versammlung sprach sich grundsätzlich für die Erstellung solcher Anlagen aus, die ein zweckmäßiges Mittel zur erhöhten wirtschaftlichen und technischen Ausnutzung unserer Nieder- druckwasserkräfte darstellen. Die Rechte der Unterlider müssen durch geeignete Maßnahmen für eine gleichmäßige Wasserführung unterhalb dieser Anlagen gewahrt bleiben. Nach einem gemeinsamen Mittagessen fand nachmittags die Besichtigung der neu erstellten Pumpspeicheranlage -der Firma Buntweberei Sulz G. m. b. H. in Sulz statt. Bei dieser Gelegenheit wurde -den Teilnehmern auch die neu erstellte und nun im Betrieb befindlich Wehranlage mit versenkbarem Schütz von einem Vertreter der Firma Krupp Grusonwerk Ä.G., Magdeburg, eingehend erläutert und vorgeführt. Diese Tagung brache allen Teilnehmern reichen Gewinn an neuen Eindrücken und Erfahrungen aus dem Gebiet der Wasserwirtschaft sowohl aus -den Ausführungen bei der Versammlung als auch bei der Besichtigung.
Sulz a. N., 22. Sept. (Ein mutiger Forstwart.) Letzten Sonntag nachmittag traf der stellvertretende Forstwart Josef Wohnhas von Kirchberg auf einem Dienstgang eine mindestens 100 Personen starke Zigeunerbande im Staatswald Eisenbühl an, wo die fahrenden Gesellen bereits gelagert und ein Feuer zum Abkochen angezündet hatten. -Energisch trat der zunge Forstmann den Zigeunern entgegen und forderte zum Verlassen des Waldes auf. Sofort umringte die große Bande -den Förster und nahm gegen diesen eine drohende Haltung ein. Trotz der sehr kritischen Lage, in der sich der Beamte befand, zeigte sich dieser kaltblütig und durch seine feste Haltung gelang es ihm nach etwa einer Stunde, die Bande zum Abmarsch zu bewegen. Nachts haben dann dem Forstmann zwei Gesellen im Walde aufgelauert, die aber das Weite suchten, als ihnen zwei Kugeln um die Ohren Pfiffen.
Schwenningen, 22. Sept. (Geständnis.) Zu der -Falschmünzereiangelegenheit erfährt man. Laß der sich in Untersuchungshaft befindliche hiesige Einwohner ein volles Geständnis abgelegt hat. Die zur Herstellung der Falschstücke verwendeten Gegenstände, sowie die Vorgefundenen 50 Pfennig-Falschstücke wurden beschlagnahmt.
Mm, 22. Sept. (Bestrafte Betrüger.) Wegen eines Vergehens der Unterschlagung und eines Verbrechens des fortgesetzten Betrugs im Rückfall und der erschwerten Privaturkundenfälschung wurde der 29 Jahre alte ledige Versicherungsagent Gustav Miller von Ulm nach zweitägiger Verhandlung, zu der über 30 Zeugen geladen waren, vom erweiterten Schöffengericht unter Ausschluß mildernder Umstände zu einer Zuchthausstrafe von einem Jahr acht Monaten abzüglich zwei Monate Untersuchungshaft und zu drei Jahren -Ehrverlust verurteilt. Miller, der wiederholt vorbestraft ist, wurde anfangs dieses Jahres aus der Strafanstalt entlassen, was ihn aber nicht abhielt, nachdem er bei einer Neu-Ulmer Firma Beschäftigung gefunden hatte, einen Geldbetrag von 130 Mark zu unterschlagen. Im April und Mai dieses Jahres verlegte er sich sodann als Versicherungsagent auf den bekannten Versicherungsauf- wertungsschwindel, wobei er vorspiegelte, früher abgeschlossene Versicherungen kommen zur Aufwertung, wenn eine kleine Nachzahlung geleistet werde. Diese ließ er sich dann ausbezahlen, um sie für sich zu verbrauchen.; auch fälschte er Versicherungsanträge. Er schädigte dadurch eine Reihe ärmerer Leute, auch Witwen, weshalb und mit Rücksicht auf seine Vorstrafen ihm mildernde Umstände versagt wurden.
Mm, 22. -Sept. (Eine Hetzjagd.) Gestern abend wurde, wie in letzter Zeit öfters, am Hermannsgarten die Feuerwehr mutwilligerweise alarmiert. Um endlich einen Täter zu ertappen, brachte man an einem Feuermelder ein Ääutwerk an, das sofort bei der Alarmierung in Tätigkeit trat. Als nun gestern abend das Läutwerk in Tätigkeit trat, konnte man sofort dem Tätet nachfetzen. Es entstand eine große Hetzjagd. -Einige Männer fuhren sofort dem Täter nach und konnten ihn auch erwischen. -Es ist ein Reichswehrsoldat, der in fünf
Tagen seine zwölf Jahre Dienstzeit bei der Reichswehr abgedient hätte.
Friedrichshafen, 22. Sept. (Reichswehrminister Dr. Geßler in Friedrichshafen.) Reichswehrminister Dr. Geßler Weilt zurzeit mit seiner Gemahlin zur Erholung im Kurgartenhotel in Friedrichshafen. Er beabsichtigt, sich ungefähr acht Lage hier aufzubaltcn.
Haben.
Langenalb, 19. Sept. Die Grund- und Hausbesitzer unserer Gemeinde haben heute im „Lamm" eine gut besuchte Protestversammlung gegen das neue badische Gebäudesondersteuer- gcsetz abgehalten, wobei folgende Entschließung gefaßt wurde: „Die Versammlung mißbilligt das System des badischen Ge- bäudesondersteuergesetzes, das den Baulustigen nicht viel nützt, dem Mittelstand aber untragbare Lasten auferlegt. Außerdem sind die Lasten ungerecht und ungleich verteilt. Me Versammlung beschließt einstimmig. Len Abgeordneten, die am Gebäudesondergesetz mitgearbeitet haben, bei der nächsten Landtagswahl keine einzige Stimme zu geben. Ferner bedauert die Versammlung, daß die großen Kriegs- und Jnflationsgewinne vom Staat bis heute noch nicht erfaßt wurden."
Gernsbach, 21. Sept. Tödlich verunglückt ist heute früh 7 Uhr der 20jährige Fritz Bachmann von hier. Bachmann war mit Arbeiten an dev Fernsprechleitung beschäftigt, an der Straße Seelach—Ottenau. Auf bisher noch unaufgeklärte Weise muß die Fernsprechleitung an irgend einer Stelle mit einer Starkstromleitung in Berührung gekommen sein, denn plötzlich schrie Bachmann auf und blieb leblos an dem Drahte hängen. Wiederbelebungsversuche seiner Mitarbeiter waren leider vergeblich.
Durlach, 22. Sept. Dr. Kindcrmann ist gestern mittag 12 Uhr bei seinen Eltern in Durlach eingetroffen. Wie berichtet wird, sieht der Aurückgekehrte sehr angegriffen aus und ist ganz abgemagert, obgleich -die Gefangenen eigentlich keine schlechte Verpflegung hatten.
Karlsruhe, 22. Sept. Der bei einem Versicherungskonzern angestellte Direktor Schifferer ist nach Unterschlagungen flüchtig geworden. Bisher wurde ein Fehlbetrag von 75 000 Mark festgestellt. Gegen den ungetreuen Direktor wurde Haftbefehl erlassen.
Nnteröwisheim (Amt Bruchsal), 22. Sept. Heute mittag wurde ein Lastauto mit Anhänger, rn welchem sich zehn Frauen befanden, bei einem Bahnübergang von einem Zuge angefahren. Beide Wagen wurden umgeworsen. Zwei Frauen wurden getötet und drei fchwer verletzt. Die anderen kamen mit leichteren Verletzungen davon.
Waldshut, 20. Sept. Ein Fischer fing hier einen Hecht, der die -Länge von 1,20 Meter und das Gewicht von über 40 Pfund hatte. Der Prachtfisch, der nach der Ansicht des Fischers ein Alter von zehn Jahren erreicht hat, soll bei der Landwirtschaftlichen Ausstellung zur Schau gestellt werden.
Waldshut a. Rh., 22. Sept. In einer ganzen Reihe von Gemeinden im Kreise Waldshnt sind in den letzten Tagen Para- typhnssälle festgestellt worden. Seitens der behördlichen Stellen sind Vorsichtsmaßregeln getroffen worden.
Konstanz, 21. Sept. Heute -wurde vor dem Schöffengericht gegen den 25jährigen Hilfsarbeiter -Franz Josef Beck aus Reichenau verhandelt, der am 4. Juli d. I. das furchtbare Bootsunglück -vor dem schweizerischen Ilnterseedorf Mannenbach ver- fchuldete, dem sechs Menschenleben zum Opfer fielen. An dem fraglichen Sonntag wollten vier Tuttlinger Ehepaare eine Motorbootfahrt nach dem schweizerischen Bodenseeufcr machen. Sie hatten dazu bei dem Schiffer Isidor Beck telephonisch ein Boot bestellt. Da sie aber zur bestimmten Zeit nicht am Bootsplatz waren, fuhr Isidor Beck wieder nach Hause. Als die Ausflügler ans Ufer kamen, fuhr gerade der Angeklagte Franz Josef Beck mit seinem Boot an. Sie fragten ihn, ob er der Beck sei, was er bejahte. Auf ihre Aufforderung erklärte er sich bereit, die Fahrt zu unternehmen. Tatsächlich hatte er dazu keine 'Berechtigung, da sein Führerschein nicht auf Personenbeförderung lautete. Das Boot hatte bereits Wasser, was der Angeklagte jedoch als unbedeutend hinstcllte. Schon kurz nach der Abfahrt stieg das Wasser im Boot. Es gelang aber Beck, die ängstlichen -Gemüter zu beruhigen. Schließlich sah aber auch Beck ein, daß die Sache gefährlich wurde und rief seinen -Fahrgästen zu: Ihr seid alle verloren! In wenigen Minuten spielte sich dann eine entsetzliche Katastrophe ab, die nicht weniger als sechs Menschenleben erforderte. Beck selbst konnte sich als guter .Schwimmer retten. Von den übrigen Bootsinsassen konnten jedoch nur zwei Frauen den Wellen entrissen werden. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung gemäß dem Antrag des Staatsanwaltes zu drei -Jahren Gefängnis, abzüglich der Untersuchungshaft.
Vermischtes.
Der Tag von Oppau. Am 21. September sind fünf Jahre vergangen seit der furchtbaren Katastrophe von Oppau, der, wie erinnerlich, 561 Menschenleben zum Opfer fielen. Es war
in den frühen Morgenstunden, als der mit gefüllte Silo 110 des Stickstoffwerkes neben einem Teil des Werkes auch denOrtp.^^ und Trümmerfeld verwandelte. Die Ursache des Ervl^» ? ^ weder durch die Wissenschaft noch durch den wrlau^!--^ Untersuchungsausschuß festgestellt werden "Mamentari,cheu Das verschwundene Kind aufgefunden. Das Verschwinden des 16jährigen Kindermädchens das mit dem 1X--jährigen Töchterchen des Zahnes rendt aus der Kantstraße 132 in CharloLurg seit vermißt wurde, ist aufgeklärt. Das Mädchen unk
um
sind bei alten Leuten "in Beelitz in ^^Mark^au^ä,,?!^ worden. Die Eltern des Kindes sind nach Beelik^o^^"
die beiden abzuholen Die Pflegerin wurde von
mmalpolrzer in Beelitz sestgenommen Dazu melden die Blatür noch, daß das Kindermädchen ^ chrer polizeilichen VerrU mung angab, es hatte die Milcht mit dom Kindeaus AN vor Strafe unternommen, da es in der vergangenen sW. mehrmals über Nacht sortgeblieben war und mit einer Weisung durch ihren Vater rechnete. Zurecht.
Handel und Verkehr.
Weilderstadt, 20. Sept. (Biehmarkt.) 38 Ochsen I 0 M-I 7 --, Mark das Paar, 62 Stiere, 460—750 Mark das Paar 85 2 240-520 Mark das Stück. 62 Kalbeln 420-560 Mark das L 130 Stück Einstellvieh, 120—380 Mark das Stück. Handel ,2 Preise schwankend. — Scpweinemarkt: 2453 Stück Mtlchschmeln» « bis 75 Mark das Paar, 83 Läuferschweine, 75—100 Mk. das Voa, — Saatenmarkt: Weizen 14,50—16 Mark je 50 Mo Dinkel n bis 13.50 Mark je 50 Kilo. ' ' >S
Neueste Nachrichten.
Köln. 22. Sept. Die „Kölnische Zeitung« berichtet aus s-ni Dr. Stresemann habe auf dem parlamentarischen Abend Mittellima davon gemacht, daß Briand ihn amtlich davon habe verständioen lassen, daß der französische Mtnisterrat seine Haltung in Gens aedilliat habe, sodaß nunmehr mit den technischen Verhandlungen begonnen werden könne.
Fulda. 22. Sept. Nach einer amtlichen Mitteilung betrüg die Zahl der im Kreise Fulda an Paratyphus Erkrankten bis ieki 48 Todesfälle haben sich bis jetzt nicht ereignet.
Hannover, 23. Sept. Die Untersuchung gegen die Eisenbahnsrev. ler von Leiferde wird noch Ende dieser Woche abgeschlossen werden. Die Hauptverhandlung vor dem Schwurgericht in Hildesheim duckt Ende Oktober statlfinden.
Leipzig, 22. Sept. Heute früh entstand in der Korkstein-Plaite». und Wärmeschutzmassenfabrik von Richard Stumpf in Leipzig.Plao, witz ein Brand, dem der größte Teil der Fabrikatlonsräume zum Opfer fiel. Der Schaden ist beträchtlich. Die Entstehungsursache Ist nicht bekannt.
Berlin, 22. Sept. Wie eine hiesige Korrespondenz meldet, hoi der Generaldirektor der Reichsbahn an alle Dienststellen eine Verfügung erlassen, in der unter Hinweis darauf, daß nach dem Attentat von Leiferde weitere Bahnfrevel verübt worden sind, bestimmt wird, daß alle Strecken eines Bezirks vom Streifdienst wöchentlich mindestens einmal bei Nacht, nach Möglichkeit mit Polizeihund, begangen werden.
Berlin, 23. Septbr. Am 20. Mai war in Haßloch die Pulverfabrik in die Luft geflogen. Elf Tote und 23 schwer Verletzte waren zu beklagen. Nach einer Meldung des „Verl. Tagebl." Ist nunmehr aegen den Direktor Schmidt und dessen Sohn, der Betriebsleiter der Fabrik ist, Anklage wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung erhoben worden.
Berlin, 23. Sept. Von Berliner zuständiger Stelle wird festge» stellt, daß bei den deutsch-französischen Besprechungen von einer Be- l ilrung Deutschlands über den Dawesplan hinaus nicht dir Rrde ge» wesen ist. — In Berliner politischen Kreisen erwartet man die Einberufung des Auswärtigen Ausschusses für nächste Woche. — Nach einem Bericht der deutschen Reichsbahn sind die Einnahmen im Güterverkehr befriedigend, die im Personenverkehr dagegen nicht. — In den nächsten Tagen wird ein deutsches Generalkonsulat in Marseille errichtet. Konsulate werden in Bordeaux, Le Havre, Lyon und Algier folgen. — Die Ermittelungen des Berliner Statistischen Amtes bei der letzten Wohnungszählung haben ergeben, daß es in Groß- Berlin 1 252591 Haushaltungen gibt, die in 1172310 Wohnungen
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ab I. Oktober im kleudsu koslstr. 1 äer 8tllnä!tzen dlusterausstellunA.
Was mein einst war!
Roman von Fr. Lehne. ^
28 (Nachdruck vrrbotenl
„Wenn ich den Karl Günther, meinen Knecht, nicht hätte, ich wüßte nicht, was ich tun sollte — allein kann ich es nimmer schaffen — ich hätte verkaufen müssen! Aber auf den ist wenigstens Verlaß! Alles kann ich ihm anvertrauen! Ehrlich ist er, und eingearbeitet hat er sich, wie es keiner gekonnt hätte! — Keine Stunde geht er müßig — jetzt ist er draußen und bringt die Wagen in Ordnung, weil er bei dem Regen nichts anderes tun kann —"
Als -er Baron Jakob Dangelmann verlassen, wollte er mit Karl Günther sprechen, den er in der Scheune hantieren sah. Er trat in das offene Tor.
Karl Günther erkannte den Baron sofort. Er hielt in seiner Beschäftigung inne und zog grüßend die Mütze vom Kopf, die er meistens trug, um die mächtige Narbe zu verdecken, weil er den Fragen danach aus dem Wege gehen wollte.
Wie jeder, der sie zum ersten Male richtig sah, davon erschreckt wurde, so erschreckte auch der Baron.
„Ich habe mal nach Dangelmann geschaut, und wollte Ihnen gleichzeitig danken für die Hilfe, die Sie meiner Tochter bei dem Gewitter erwiesen haben!" redete er Karl Günther an.
„Ich bitte Herrn Baron, nicht weiter davon zu sprechen! Die Baronesse hat dieses sicher ein wenig übertrieben!"
„Sie müssen mir dennoch gestatten, daß —"
„Nochmals erlaube ich mir, Herrn Baron zu bitten, die Sache auf sich beruhen zu lassen! Was ich getan, war wirklich nicht -er Rede wert —"
„So denke ich nicht! Ich weiß, daß ich eS nur Ihnen zu verdanken habe, wenn meine Tochter gesund und heil ist! Durch Ihre Hilfe haben Sie sie vor schwerem Schaden bewahrt —"
, „Nicht doch, Herr Baron, es quält mich, wenn von ' etwas so Selbstverständlichem gesprochen wird —"
und mich quält es, daß Sie uns in Ihrer Schuld sein lassen wollen —"
Vielleicht klang der Ton des Barons schroffer als er selbst wußte und auch beabsichtigt hatte. Groß und durchdringend sah Karl Günther ihn an.
„Ist Herrn Baron dieser Gedanke so unerträglich? Muß denn eine kleine Gefälligkeit oder Hilfeleistung durchaus immer gleich „gut gemacht" werden? Dem andern Teil wird dadurch nur die reine Freude an dem Bewußtsein getrübt, einem Mitmenschen einen kleinen Dienst erwiesen zu haben!"
Des Barons Staunen über Jakob Dangelmanns Knecht, den er zum ersten Male sprechen hörte, wurde immer größer! Welche Ausdrucksweise, welches gewandte Benehmen! Wer war der Mann? Wo kam er her? Er tat eine Frage danach, die Karl Günther aber ausweichend beantwortete. Dann fragte er ihn nach der Narbe, wo er sie sich geholt.
Sehr höflich, jedoch kurz gab ihm Karl Günther Antwort — „Bei Tannenberg, Herr Baron!"
Der Baron merkte, daß der Mann nicht gefragt sein wollte, und er fragte auch nicht weiter, obwohl sein Interesse erweckt war. Er begann zu ahnen, daß ein schweres Schicksal diesen Mann an einen Platz geworfen, der seiner durchaus nicht angemessen war! Der Krieg und die Revolution hatten ja manchen aus dem Gleise gerissen!
Und der Knecht Jakob Dangelmanns machte in seiner straffen soldatischen Haltung den Eindruck, daß er früher des Königs Rock getragen — und nicht erst seit dem Kriege!
„Wenn Sie durchaus jeden Beweis meines Dankes ablehnen, so muß ich mich damit zufrieden geben — einen Händedruck aber werden Sie mir hoffentlich nicht versagen."
Er streckte Karl Günther die Hand entgegen, der vor Überraschung errötete. .
Aber in seinen grauen ernsten Augen sprang em Funke der Freude auf, und mit festem, fast schmerz haftem Druck faßte er die dargebotene Hand des Barons, dessen forschenden Blick groß erwidernd. Docy was der im stillen vielleicht erwartet hatte — ein ver trauendes, erklärendes Wort — kam nicht — «an Günthers Mund blieb fest geschlossen!
Mit entblößtem Haupte geleitete er Sen Baron über den Hofplatz hinweg bis zur Dorfstratze, wo e mit ehrerbietiger Verneigung stehen blieb, als oieie sich verabschiedete. .. . ^
„Merkwürdig, höchst merkwürdig!" dachte oer
Voller Spannung erwartete Erdmute den Vater zum Nachmittagstee. Sie hatte den TeetW in ihrem Wohnzimmer hergerichtet, da das kühle Regenwet einen Aufenthalt auf der Terasse verbot.
„Darf ich, Kind?" . ^ .^-„„i-re
Der Baron stand mit einer brennenden Zigarre
auf der Schwelle. ...... -.-ine
„Aber natürlich, Pa -! Was warst du ohne deine geliebte Zigarre —! Zu deiner Beruhigung werde icy dir Gesellschaft leisten-" ^
Sie zündete sich eine Zigarette »Äböber, Spiritusflamme unter dem kupfernen Kessel H b und bald begann das Wasser darin leise zu s 6 Sie hatte dem Vater einen beguemm, Mit vum Stoff bezogenen Ohrenstuhl an den Tisch gerua^^ dem er sich niederließ und behaglich seine sw Zigarre weiterrauchte. , . .
Erdmute goß den Tee auf. Sie stMe sei reichlich mit Zucker und Rum, der goldbraun geschliffenen Karaffe funkelte . ,
„— eigentlich barbarisch, Papa, Len Tee I ^ trinken, wie Lu es tust - . memte Erdnmte, ^ sie dem Vater das aromatisch duftende Getra
seine Tasse goß. jFortsetzuyg solgt-1 -