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Jahren stehenden Mann mit einem Hammer zu Boden, daß er für kurze Zeit ohnmächtig wurde. Wieder zum Bewußtsein zurückgekehlt, verfolgte Straub unter Anwendung aller seiner Kräfte die Verbrecher bis ins Wohnzimmer, woselbst letztere nochmals über den Mann herfielen und ihm 56 Messerstiche auf den Kopf versetzten, wodurch Straub einen großen Blutverlust hatte. Von den Stichen ist keiner direkt lebensgefährlich, doch befürchtet man den Verlust eines Auges. Die Täter flüchteten. Straub erkannte in dem einen Täter seinen eigenen Enkel, in dem andern vermutet man ebenfalls einen Gruibinger. Der Enkel Straubs ist seit der Untat flüchtig.

Ulm, 21. Okt. Für die Einweihung des Rathauses ist nun folgendes Programm festgestellt: Ankunft der Majestäten gegen 12 Uhr und Empfang, Läuten der Glocken sämtlicher Kirchen, Begrüßung der Majestäten am Bahnhof und Fahrt zum Rathaus. Schlüsselübergabe und Vorstellung der bauleitenden Architekten, Maler, sowie der bür­gerlichen Kollegien. Versammlung im Ratssaale, wobei Oberbürgermeister Wagner eine Ansprache hält und dem König ein Ehrentrunk angeboten wird. Daran schließt sich ein Rundgang im Rathause, und um 1'/« Uhr reisen die Majestäten wieder ab. Die Ehrengäste besichtigen hierauf das StadterweiterungS- gebiet und um '/,3 Uhr findet im Ratssaal ein Festmahl statt. Am 30. und 31. Okt. und am folgenden Tage ist das Rathaus für den Besuch des Publikums geöffnet.

Mainz, 21. Okt. In Gonsenheim spielten gestern mittag zwei 13jährige Knaben im einem großen Sandhügel hinter der Kaiserstraße, durch den sie ein Tunnel bauten. Als sie hinein­gekrochen waren, rutschten die Erbmassen zusammen. Trotzdem sofort Hilfe zur Stelle war und Militär aufgeboten wurde, konnten die beiden Kinder nur als Leichen hervorgezogen werden. Ja Ingelheim fand man gestern morgen ein 26 Jahre altes Fräulein tot in ihrem Bett. Sie war durch aus« strömendes Gas erstickt.

Leipzig, 21. Okt. Eine von 2000 Ar­beitern der Kammgarn-Spinnerei Stöhr und Co. besuchte Versammlung fordert die sofortige Einfüh­rung eines 10'/-ständigen Arbeitstages und vom 1. Januar 1906 an eine lOstündige Arbeitszeit und außerdem Lohnerhöhung. Die Stimmung ist erregt. Es herrscht große Streiklust. Die Textilarbeiter- schvft in Gautzsch erklärte sich für solidarisch mit den Arbeitern von Stöhr und Co.

Berlin, 21. Okt. Wie die nsue militärisch­politische Korrespondenz aus Bundesratskreisen er­fährt, ist die Einberufung des Reichstages endgiltig für das letzte Drittel des November vor­

gesehen. Der Reichstag dürfte am Freitag, den 24. November, persönlich durch den Kaiser mit einer Thronrede eröffnet werden und am nächsten Tage die Präsidentenwahl stattfinden. Die erste Lesung des Etats soll alsdann am Dienstag, den 28. No­vember, ihren Anfang nehmen.

Berlin. 21. Okt. König Alfons von Spanien wird am 6. November in Berlin eintreffe n. Der Einzug des Königs wird durch das Brandenburger Tor er­folgen und die Stadt Berlin beabsichtigt, zur Be­willkommnung des hohen Gastes sowohl das Tor wie den Pariser Platz festlich zu schmücken.

Berlin, 21. Okt. Die japanischen Gefangenen in Rußland, 2000 Mann, werden, wie das B. T. erfährt, Sonntag über Deutschland in ihre Heimat zurückbefördert werden. Die Reise wird über Wirbollen nach Hamburg und Bremen gehen, wo von der japanischen Regierung gecharterte Dampfer die Leute aufnehmen werden.

Berlin, 22. Okt. ImVorwärts" ver­öffentlichen die Redakteure dieser Zeitung, Büttner, Eisner, Gradnauer, Kaliski, Schröder und Wetzker eine Erklärung, wonach sie durch Schreiben vom 21. Oktober in Beantwortung eines Entscheides des Parteivorstandes ihre Kündigung eingereicht haben. Sie scheiden am 1. April 1906 aus der Redaktion des Vorwärts aus. Diese Kündigung ist die schon seiner Zeit vorauSgeseheue Konsequenz aus den Verhandlungen des letzten Parteitages.

Paris, 22. Okt. Präsident Loubet hat heute morgen um 10 Uhr mit dem Süd-Expreßzugs Paris verlassen, um seine Reise nach Madrid anzutreten. Der hiesige portugiesische Gesandte ist gestern vormittag nach Lissabon abgereist, da Präsi­dent Lonbet auch dem König Karol von Portugal einen Besuch abzustatten gedenkt.

Paris, 21. Okt. Großfürst Alexis von Rußland ist incoguito hier eingeiroffen und gedenkt vorläufig nicht mehr nach Rußland zurückzukehren.

Paris, 21. Okt. Dem Journal d-s Debats zufolge ist cs nicht unwahrscheinlich, doß der Prozeß der Prinzessin Louise vonKoburg auf dem Budcpister Gerichtshof nicht stattfinden wird, weil die Prinzessin vorher volle Genug­tuung erhalten werde.

P aris, 21. Okt. Graf Raven, der dänische Minister des Auswärtigen, erklärte in Privat« gesprächen, Dänemark wünsche erstens eine Kundgebung Schwedens in dem Sinne, daß die Thronbesteigung des Prinzen Karl von Dänemark von der befreundeten schwedischen Nation ohne Groll und ohne Mißtrauen ausgenommen würde und zweitens den vollständigen Beweis dafür, daß

platz. Zufuhr 1000 Ztr. Preis 2 203.20 ^ pr. Ztr. Krautmarkt auf dem Charlotten­platz. Zufuhr 1400 Stück. Preis 1520 ^ für 100 Stück. Mostobstmarkt auf dem Wilhelms­platz. Zufuhr 400 Ztr. Preis 7.808

Zuffenhausen, 22. Okt. Wie der Zuffenh. Anzeiger" meldet, wurde gestern nacht in der Flaschenverschlußfabrik in der Schwieber- dinger Straße ein schwerer Einbruchdtebstahl verübt. Dem Dieb fielen im Kontor die Markeu- und die Portokasse in die Hände. Die Täter wurden gestern vormittag und zwar einer hier und der andere in Stuttgart verhaftet.

Eßlingen, 22. Okt. Dem ältesten hiesige» Weingärtner, Jakob Haug, war es gestern ver­gönnt, im Kreise seiner Angehörigen im 81. Lebens­jahre mit seiner Ehefrau Elisabeth geb. Kopp, welche im 73. Lebensalter steht, die goldene Hochzeitsfeier zu begehen.

Aus dem Oberamt Brackenheim, 24. Okt. Nunmehr find die Abschätzungen des Flur­schadens der diesjährigen Manöver beendet. Es wurden folgende Entschädigungen festgesetzt: Bracken- heim 156 Botenheim 9.60 Cleebronn 5 Dürrenzimmern 337 Frauenzimmern 8.40 Hausen 1218 Kltngenberg 3710 Maffen- bach 67,60 ^., Meimsheim 886 Nordhausen 26 Nordheim 3721 Schwaigern 466 zusammen 10610

Dürnau, 21. Okt. Zwei Erpresser haben in der letzten Zeit hier ihr Unwesen getrieben. Verschiedenen hiesigen Einwohnern gingen laut Göppinger Zeitung" in den letzten Wochen Droh­briefe zu, in denen von dem Empfänger eine be­stimmte Summe Geldes (80, 100, auch 120 gefordert wurde. Der Platz, von welchem das Geld abgeholt werden sollte, war jedesmal genau beschrieben, gleichzeitig wurde auch den Empfängern angedroht, daß wenn sie nicht zahlen, oder das Geld nicht zur bestimmten Zeit und am bestimmten Ort niederlegen sollten, sie die Rache der Brief­schreiber kenne» lernen würden. Die E> Presser sollen denn auch einigemale Erfolg gehabt haben. Schließlich gelang aber doch ihre Entlarvung; als Schreiber der Briefe wurden zwei hiesige verheiratete Taglöhner ermittelt und verhaftet, sie sind gestern nach Göppingen eiugeliefert worden. Sie sollen der Tat überführt sein.

Gruibingen, 21. Okt. Eine schreck­liche Bluttat hat unsere Gemeinde in große Aufregung versetzt. Zwei junge Burschen im Alter von 1618 Jahren drangen lt.Göpp. Blätter" Donnerstag nacht gegen 11 Uhr in dos HauS des Bauern und Straßenwarts Straub ein, begaben sich in die Küche und schlugen den in ven 60er

dessen Inhalt seine Wirkung nicht verfehlte. Ihre Muskeln spannten sich; sie hob zum ersten Male die Lider und dankte Blenke mit einem Blicke aus den blöden Augen.

Nicht wahr, Sir erzählen uns jetzt, denn das Leugnen hilft nicht mehr," nahm Blenke mit schweigender Einwilligung seiner Vorgesetzten das Wort. Was Ihne» soeben vorgelrsen worden, brauchen Sie nicht mehr zu bestreiten. Ihre damalige Mitschuldige, Frau Hager, sitzt sitzt längst im Zuchihause, denn sie hat damals alles «ingestanden; erleichtern Sie sich jetzt, was Ihnen bevorsteht, durch ein offene» Bekenntnis und erklären Sie uns zunächst Ihre Beziehungen zu der Frau von Rothenhelm. Sie sagten mir bereit», daß Sie mit ihr in einer Kunstreiterg esrllschaft bekannt geworden find und daß sie damals mit einem reichen Herrn davo «gegangen ist. Kannten Sie den Namen dieses Herrn; war e, dieser Rothenhelm, dessen Name die junge Witwe führt? Ich sagte Ihnen schon, daß dieselbe abgereist ist, nachdem Sie von ihr des Diebstahls beschuldigt worden sind, als sie die in Ihrem Koffer gefundenen Sachen als die ihrigen erkannt hatte. Sie erklärte auch, daß e» längst ihre Absicht gewesen sei, Sie fortzuschicken."

Ein Zittern, dir Aeußerung der Empörung, schüttelt« ihren Körper, aber sie schwieg.

Ich mache Sie darauf aufmerksam," fuhr Blenke fort, daß der gerade jetzt hier im CircuS auftretende Kunstreiter Zerbone ausgesagt hat. Sie hätten damals mit seiner zu jener Zeit kaum sechszehnjährigen Schülerin di« Truppe verlassen; er hat auch noch mehr über Sie und seine Schülerin Leona auSgesagt, r» lohnt sich also nicht, zu leugne«, daß Ihnen dieser reiche Herr dem Namen und der Person nach bekannt war. Ich verspreche Ihnen, daß Ihnen Ihr Lieb- lingStrank nicht vorenthalten werden soll, wenn Sie die Sache kurz machen und di« Wahrheit reden."

JaneS Augen blitzten unheimlich auf; ihre Lippen bewegten sich, aber noch immer schwieg sie in verbissenem Trotz.

Nehmen wir also an, e» sei die» der Name jene» Herrn gewesen, der

Ihre Herrin vermutlich geheiratet hat," fuhr Blenke fort, ohne jeden Einwand von ihrer Seite und scheinbar absichtslos in den daliegenden Aktenstücken blätternd. Jedenfalls werden Sie seines so viel ansichtig geworden sein, um" Er hob sich und hielt ihr eine kleine Photographie vor daL Gesichtihn wieder zu erkennen?"

Mit halb zusammengekniffenen Augenlidern starrte er Jane an, um den Effekt des BildrS zu beobachten. Aber seine Erwartung täuschte ihn auch dies­mal; sie blickte mit demselben Stumpfsinn auf das Bild.

Eine hartgesottene Sünderin!" knirschte er.Ist Ihnen nichts erinner­lich bei dem Anblicke dieses Gesichte«?" rief er heftig.Bedenken Sie, was ich Ihnen versprochen habe, wenn Sie die Wahrheit sagen!"

Das Letztere machte ersichtlich einigen Eindruck auf sie; aber sie biß die Lippen zusammen und schüttelte, sich gleichgültig abwendend, den Kopf.

Eben trat der Polizeidisner wieder ein und überbracht« eine an Blenke adressierte Depesche.

Ahl Gerade recht!" rief er, an den Tisch tretend, und da» Telegramm durchfliegend.Konnte nicht gelegener kommen!

Er reichte dasselbe seinem Vorgesetzten, nahm e» aus dessen Hand zurück und wandte sich wieder an Jane.

Reden wir jetzt von etwas anderem! Wir haben hier di« an amtlicher Stelle gemachten Aussagen eines Mannes, dessen Bekanntschaft Sie jedenfalls nicht leugnen können, des Herrn von Wiedenstein in Wien, eine» Hausfreundes Ihrer Herrin. Derselbe gab zu Protokoll, er sei im Winter, al» er vor drei und fast ein halb Jahren hier angelangt, von Gläubigern verfolgt, mit der Absicht zum Tor« hinausgewandrrt, seinem Leben draußen auf freiem Felde rin Ende zu machen. Vor Hunger ermattet, sei er zusammengebrochen; da habe sich ein Weib von etwa dreißig Jahren seiner angenommen, ihm zu essen gegeben und ihm dann vorgeschlagen, er könne eine Summe von zehntausend Talern in leich­tester Weis« erwerbe», wenn er einer Dame, der man ihr Kind geraubt Hab«, datselbe zurückbringe. (Fortsetzung folgt.)