MeerSburg, 2S. Juli. Das ,LNserÄbrrrger GemerndeVlatt" schreibt: Mm Bubiköpfe aus Berlin, drei schwarze und zwei blonde, besichtigten unlängst den Meersburger Rathaussaal. Dort hängt ein Gemälde in breitem Goldrahmen, Christus und die Ehebrecherin darstellend. In lebender Frische sind zahlreiche Juden voll boshafter Schadenfreude zu erblicken, während der Herr auf die reumütige Sünderin weist, mit den Worten: „Wer von Euch ohne Fehl ist, werfe den ersten Stein ans sie." — ,Mon uns fünfen wird bestimmt kein Stein geworfen!"
Vermischtes.
Ein Goldfabrikant vor Gericht. Hans Unruh ist der Bruder des aus früheren Prozessen bekannten „Stromerzeugers U" Willi Unruh, der angeblich elektrischen Strom aus der Luft herstellte, außerdem noch Scheckschwindeleien beging und zu vier Jahren drei Monaten Gefängnis wegen Betruges verurteilt worden war. Die gleichen Talente entwickelte sein Bruder Hans Unruh, der sich vor dem Münchener Strafgericht wegen der Vorspiegelungen, aus Salz Gold zu gewinnen, wegen Betrügereien zu verantworten hatte. Mitangcklagt war der Kaufmann Reinhold Krusenbaum, der Vertrauensmann und Mitarbeiter des Erfinders. Sein Gold fabrizierte dieser auf folgende Weise: Er führet einen Lichtbogen zwischen Effektbogenkohlenlampen, streute in diesen Lichtbogen Salz und behauptete, daß sich bei mehrstündiger Belichtung Gold herausstelle. Am Schluß jedes Versuches brannte er noch über das Salz gestreutes Blitzpulver ab. Tatsächlich fanden die Interessenten, denen er seine Versuche vorführte, kleine Goldkügelchen vor. Diese hatte aber Unruh aus einem Golddraht selbst hergestellt und während der Versuche unbemerkt auf Taschenspielerart in die Salzmenge hineinbefördert. Wie raffiniert er dabei verfahren ist. beweist die Tatsache, daß er von verschiedenen Berliner Kaufleuten zur Durchführung seiner Erfindung 53 OM, 1700 und 10 000 Mark erhielt, wovon Krusenbaum für seine Vermittlertätigkeit jeweils prozentuale Anteile bekam. In München lernte Unruh einen Kaufmann und einen Jgenieur kennen, dnenen er erklärte, er sei bereit, für seine Erfindung gegen Zahlung einer halben Million als Abfindung und einer Million als Betriebskapital einen Teilhaber in einer zu gründenden Gesellschaft zur Herstellung des Goldes aufzunehmen und ihm 30 Prozent Gewinnbeteiligung zuzusichern. Die beiden Herren wurden von Unruh derart bearbeitet, daß sie zusammen mit anderen im August vorigen Jahres in Stuttgart eine Studiengesellschaft zur Untersuchung der Erfindung auf ihre Brauchbarkeit und gegebenenfalls auf alleinige Verwertung gründeten. Unruh erhielt von dieser Gesellschaft 27 000 Mark ausbezahlt, weitere Zahlungen wurden ihm in Aussicht gestellt. Die Nachprüfung der Erfindung suchte Unruh zunächst zu verhindern, wurde aber bei einer Prüfung in seiner Berliner Wohnung entlarvt. Der Schwindler war geständig. Das Gericht verurteilte ihn zu vier Jahren acht Monaten Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust Krusenbaum. der bestritt, von dem Schwindel etwas gewußt zu haben, wurde freigesprochen.
Bluttat in Monsheim. In Monsheim Lei Worms wurde der Mitte der Dreißigerjahre stehende abgebaute Angestellte Apfel mit einer schweren Kopfverletzung in seiner Mietwohnung bewußtlos aufgefunden. Neben ihm lag seine jugendliche Haushälterin mit Schußwunden im Kopf, die bereits den Tod .herbeigeführt chatten. Apfel lebt in Scheidung mit seiner Frau. Die mißlichen häuslichen und wirtschaftlichen Verhältnisse sollen ihn zu dem Mord und Selbstmord getrieben haben. Apfel wurde in das ftädt. Krankenhaus in Worms eingeliefert.
Falsches Geständnis. Der Fuwelenraub in Binz, bei dem dem Berliner Schriftsteller Karl Erdmann während der Nacht aus dem Schlafzimmer .Schmuckstücke im Werte von 33 000 Mk. gestohlen wurden, nimmt immer mysteriösere Formen an. Plan glaubte bereits in dem Seemann Frank den Täter festgenom
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men zu haben. Frank legte ein Geständnis ab und gab auch an, wo er die gestohlenen Schmucksachen vergraben hebe. Die Grabungen an den verschiedenen von ihm angegebenen Stellen blieben jedoch ohne Resultat. Die Polizei nrrnmt nun an, daß Frank mit den: Jinvelenraub überhaupt nichts zu tun und sein Geständnis erdichtet »habe. Frank kann zwar die in den Zeitungen genannten Schmuckstücke beschreiben, weiß aber nichts von den Schmuckstücken, die der Oesfentlichkeit nicht nritgeteilt wurden. Es ist noch nicht klar, welchen Zweck Frank mit feinem falschen Geständnis verfolgt.
Schweres Autounglück. Gestern nachmittag um 4 Uhr fuhr oberhalb der Station Stans bei Luzern an einer Straßenkreuzung ein mit sieben Personen besetztes Auto in einen Wagen der Engelbergbahn hinein. Der Benzinbehälter des Autos explodierte und der Wagen geriet in Brand. Bei dem ZusammenpraÜ wurden die Insassen des Autos herausgeschleudert und vier von ihnen schwer verletzt. Alan brachte die Verunglückten nach Luzern. Ein Fräulein starb vor den Angen ihrer schwer verletzten Eltern. Auch ein Münchener -Fabrik- dircktor ist bereits gestorben.
Elf Männer im Wellengrab. Els junge Männer aus Peter- borough (Lntario), die eine Bootsfahrt auf dem Balfansee machten, ertranken, als der Kahn während eines Sturmes umkippte. Vier von ihnen hatten sich fünf Stunden lang an dem umgekipptcn Boot festgehalten, versanken aber dann ebenfalls in den hochgchenden Fluten.
Fidele Gefängnisse in Rrrmänien.
Die Bukarester Blätter berichten abermals über Versohlungen hoher Gefängnisbeamter. Der Gefängnisdirektor Jon Buour von Lstarosvasarhely hat seit Jahren Sträflingen, die sich entsprechend bei ihm loskaufen konnten, beliebig langen Urlaub aus der Gefängnishaft erteilt. Das Geschäft war so einträglich, daß er ein großes Gut erwerben konnte, worauf er eine bedeutende Mastanstalt -für Hornvieh eingerichtet hat. Sein Machtmitzbrauch ist jetzt an den Tag gekommen und er wurde verhaftet. Der Gefäugnisdircktor von Doftana, Stefan Teo- dorescu, war mit der Lebensmittelversorgung für die sämtlichen Gefängnisse des Landes betraut; er hat hierbei eine Million Lei für sich selber, und zusammen mit seinem Vorgesetzten, dem Major Ccrmat. über dessen Verfehlungen kürzlich berichtet wurde und dessen Prozeß in der allernächsten Zeit stattfinden wird, weitere anderthalb Millionen Lei veruntreut; auch er ist verhaftet worden. Der Gefängnisdirektor Jon Cocea von Ga- latz hat sich wieder auf andere Weise .bereichert. Zur Verbesserung der Beköstigung der Gefangenen veranstaltete er eine Sammlung in seinem Bezirk, wobei allein der Präfett aus gutem Herzen 50 000 Lei stiftete; aber die eingvgangenen Gelder verwendete er nur zur Verbesserung seiner eigerwn Verköstigung. Ueberdics hat er der Stadtgemeinde Galatz Strafgefangene zum Straßenkehren und zur Hafenreinigung lange Zeit hindurch vermietet und die Mietsnmme von 40 000 Lei monatlich für sich verwendet, ohne den Sträflingen auch nur einen Heller zu geben. Auch er sitzt hinter Schloß und Riegel. Am tollsten >hat es der Direktor des Gefängnisses von Targul- Osca, Janescu, getrieben. In einem Gefängnis befinden sich ausschließlich zu lebenslänglichem Kerker verurteilte Schwerverbrecher, der wahrhaftige Abschaum Rumäniens. Auch Jo- nescu war für Geld empfänglich, und erteilte einigen Schwerverbrechern Urlaub. Auf diese Weise gelang es, Waffen in .das Gefängnis einzuschmuggjLln. Eines Tages überfielen zwölf Verbrecher die Wachen, trieben sie in die Flucht und brachen aus. Bei der Verfolgung durch ein großes Militäraufgebot kam es zu einem heftigen Kampf, wobei vier Verbrecher auf dem Platz blieben. Die übrigen acht konnten in die nahe gelegenen Gebirgswaldungen flüchten. Seither machen sie den ganzen Bezirk unsicher, brandschatzen die Bauern und begehen zahllose Straßenüberfälle. Jonescu ist deshalb unter Anklage
m Temesvar stand eben letzt wegen veAchied«^ brechen vor Gericht, wurde schuldig gesprochenundz» ren schweren Kerkers verurteilt. Auch aus KlaiÄ^' über tolle Zustände berichtet. Dort wurden gemacht, die sich unter dem Schutz glcichoerbrrch-riUlstM tuender Kameraden lange Zeit der WegelagernsckiüA,^ ten, und verschiedene Gutsbesitzer überfallen und hatt en.... Balkankultur! _' "w "usgMch
Handel und Verkehr. -
Wirtschaftliche Wochenrua-tcha».
Börse. An der Börse herrschte hochsommerliche Die Umsatztätigkeit war äußerst eingeengt und beschrm^ nur auf wenige Spezialwerte. Das Hauptgeschäft konrenst!». sich auf Farbenindustrieaktien, die bei lebhafter NachfraÜ? zogen. Bet den anderen Werten war die Tendenz lich und unsicher. Das Publikum bewahrte große tung. Im Hinblick auf die Entwicklung in Frankreich 2 sich auch die Spekulation abwartend. Die Passivität der st» schen Außenhandelsbilanz im Juni enttäuschte, zumal deutsche Kohlenexport bei Wegfall der englischen Einfubr-» genommen hatte. ^ ^
Geldmarkt. Auf den Geldmärkten herrschte Flüssigkeit und die öffentlichen Kassen weisen stärkere aus. Man verhehlt sich aber nicht, daß diese Flüssigkeit Hauptsache eine Folge der Beschäftigungslosigkeit der ist und daß die Durchführung des Arbeitsbeschaffung gramms der Reichsregierung, das auch die Aufnahme^ inneren Anleihe von 200 Millionen Mark vorsieht, den Teil der öffentlichen Gelder vom Börsengeldmarkt wieder führen wird. Die Reichseinnahmen' sind im Juni gegeiM dem Voranschlag zurückgeblieben. Das Defizit beträgt im Mi 55 Millionen Mark. Der französische Franken ist weiter» Fallen begriffen. Für eine Reichsmark kann man elf Frank» erhalten.
Produkten markt. Die Getreidebörsen waren sch still. Die beginnenden Erntearbeiten haben das Angebot in! Landwirte verkleinert. An der Stuttgarter Landesprodusien- börse wurden für Heu 8 (4- und für Stroh 6 (st ^)Um- pro Doppelzentner bezahlt. An der Berliner ProduktenW notierten Weizen 308 (st 3), Roggen 1S1 (—10), Som«- gerste 205 (— 7), neue Winter- und Futtergerste 182, Hafer L st-5) Mark je pro Tonne und Mehl 40 (unv.) Mark p Doppelzentner.
Warenmarkt. Die deutschen Außenhandelszahlen ren im Monat Juni zum erstenmal in diesem Jahr passiv. N Passivität betrug im Juni 55 Millionen Mark, während a Mai die Bilanz mit 27 Millionen und im April mit 50 MM neu Mark aktiv war. Zugenommen hat die Einfuhr in alle« Warengattungen sowohl bei Rohstoffen wie bei Halbferltz und Fertigfabrikaten. Von dem neuen Arbeitsbeschaffungshw gramm der Reichsregierung, das 300 000 Erwerbslosen Be schäftigung bei Notstandsarbeiten bringen soll, wird eine W- gung der Konjunktur erwartet. Die deutsche Kohlenförde rurz hat bei der Weiterdauer des' englischen Streiks eine beträchtlich Zunahme erfahren. Auf den Metallmärkten gab es Preiserhöhungen. Die Häuteauktionen der letzten Zeit verliefen feß.
Bieh markt. Der Austrieb zu den Schlachtviehmärkte» war nieder ud das Geschäft sehr ruhig. Trotz des geringe» Auftriebs gingen die Preise fast in allen Gattungen zurück. Auch die Ladenfleischpreise wurden ermäßigt. Für die Ferienzeit dürfte jedenfalls mit einer Besserung nicht zu rechnen sein.
Holzmarkt. Auf den Holzmärkten kamen keine nennenswerten Abschlüsse zustande. Die Nachfrage war sehr beschränkt.
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