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brachten noch viele Teilnehmer am Feste; auf der Maille fand ein Frühkonzert der Kapelle Schnecken­burger statt. Zu gleicher Zeit versammelten sich die einzelnen Bataillone in den ihnen zngewlescnen Lokalen. Um 2'/» Uhr begann die Aufstellung des Festzugs, den eine große Menschenmenge an sich vorübcrziehen ließ. Am Zuge beteiligten sich laut Königsropport 576 Jäger. An der Spitze des Zugs marschierte eine Abteilung der früheren Jäger in Ausrüstung, dann kam die Kapelle Schmcken- burger, hierauf folgten die ehemaligen Jäger bataillonsweise unter Führung ihrer früheren Offiziere und Viels ehemalige Kriegsteilnehmer. Präzis 3 Uhr traf der Sonderzug des Königs hier ein, der sich alsbald in Begleitung seines Hofmarschalls von Wöllwarth und des Generaladjutanten von Bilfinger in Kuaels Festsoal begab, wo die Jäger und eins große Menge Festteilnehmer der Ankunft des Königs harrten. Der König wnrde von Oberbürgermeister vr. Mülberger empfangen. Beim Betreten des Saals brachte Kupferschmid Widmann das Königs­hoch ans. Der König zeichnete verschiedene Jäger mit Ansprachen aus. Nach Durchschreiten des Saals hielt der König eine Ansprache; er dankte für den herzerfrcnenden Empfang und gab seiner Freude Ausdruck über den lebhaften kameradschaftlichen Sinn, der aller Brust noch heute erfüllt und die Jäger zusammengeführt hat, der Erinner­ungen an die Tags zu gedenken, da sie noch den grünen Kragen und die grünen Schnüre an der Brust getragen haben. Es ist in der heutigen Zeit ein schönes erhabenes Zeichen, wenn solche Gesinnungen laut werden. Ja diesem Sinne heiße ich Sie alle herzlich willkommen und wünsche Ihnen einige fröhliche Stunden Mögen Sie die schönen Erinnerungen von diesem Tage nach Hause nehmen, damit noch Kind und Kindeskinder davon erzählen, wie ein rechtes Jägerhsrz empfindet: wahrhaft und treu zur Fahne der Pflicht, die man übernommen hat, und so der großen Tage gedenken, die in aller Erinnerung leben. So ist die erste Pflicht des Soldaten, dessen zu gedenken, was wir auf dem Feld der Ehre vor bald 35 Jahren er­kämpft haben: ein einiges Deutschland und ein einiges Heer. So legt sich von selbst der Ruf in den Mund: Der oberste Feldherr, Sr. Maj. der Kaiser, Hurra I Generalleutnant von Linck dankte in herzlichen Worten dem König für sein Erscheinen und gedachte der gemeinsamen eusgestandenen Stra- patzen. Ec schloß mit einem Hurra auf den alten Kriegsgefährten, den König. Nur eine Stunde ver­weilte der Köniz unter den ehemaligen Jägern; schon um 4 Uhr verließ er den Saal, wobei brausende Hurrarufe ihn bis zur Abfahrt des Zugs begleiteten. Die Festteilnehmer blieben nachdem die offizielle Feier vorüber war, noch lange beisammen. Der Montag ist zu Ausflügen in die Umgegend bestimmt.

Reutlingen, 15. Okt. Die Achalm, der Georgenberg und die umliegenden Anhöhen zeigten gestern morgen den ersten Schnee.

Metzingen, 15. Okt. Daß selbst das Vieh bald den ewigen Regen satt hat, beweist folgender Vorfall, der uns von hier mitgeteilt wird, und der, selbst wenn er nicht wahr sein sollte, doch gut

erfunden ist. Fuhr da eine Bauersfrau mit ihrem, mit einer Kuh bespannten Wagen gemächlich die Straße von Riederich herauf. Der Wagen war nicht sehr schwer mit Kartoffeln beladen, sodaß die Kuh durchaus nicht viel zu ziehen halte. Trotzdem blieb sie plötzlich stehen und war einfach nicht vom Platz; zu bringen. Guter Rat war teuer. Da kam der Frau nun ein rettender Gedanke: Sie spannte ihren Schirm auf, hielt ihn über die Kuh und stehe, das widerspenstige Tier zog an und setzte ruhig seinen Weg fort.

Schorndorf, 14. Okt. Gestern Nach­mittag kurz vor 1 Uhr wurde ein 13 Jahre alter Realschüler lautSchorndorfer Anz." von einem gleichaltrigen Kameraden im Schulzimmer der Realschule ohne jeden Anlaß angegriffen und derart mißhandelt, daß er mittelst Tragbahre bewußtlos heimgetrage» werden mußte. Der Mißhandelte hat anscheinend innere Verletzungen erhalten, deren Umfang jedoch noch nicht festgestellt werden konnten. Die Sache wird wohl ein gerichüiches Nachspiel erhalten.

Heilbroun, 13. Okt. Der Raubmörder Mogler hat, wie die Neckarzeitung hört, Revi­sion eingelegt. Der Revifionsantrag geht sitzt nach Leipzig. Dort wird die Revision emweder ver­worfen oder eine Wiederverhandlung vor dem Schwur­gericht ongeordnet. Einstweilen will Mogler ein Begnadigungsgesuch einretchcn.

Vom Bodensee, 13. Okt. Der Pfänder zeigt sich seit gestern im weißen Gewände. Bis zur Halbstation reicht dis weiße Decke, dis der nahende Winter vorousgesandt. Auch der Rorschacherberg hat über Nacht eine weiße Schneeküpp; angilegt.

Warschau, 14. Okt. In einem Fabrik­ort bei Warschau wurde ans die Villa eines Herrn Posftlt eine Bombe geworfen. 2 Hausöedienstete wurden getötet. Auf der Flucht schossen die Täter auf die sie verfolgenden Polizisten und töteten 2 derselben. Die Täter entkamen.

Stockholm, 14. Okt. Der König hat heute die Regierung wieder übernommen.

London, 14. Okt. Während der gestrigen Manöveiin Curragh (Irland) erhielt eine Schwadron des 19. Hnsarenregiments den Befehl znm Angriff gegen die von einer Schwadron des II. Husaren­regiments gedeckten Geschütze vorzugehen. Infolge eines Irrtums galloppierte das 19. Husarenreaiment gerade in die Geschütze hinein, Pferde und Mann­schaften verwickelten sich miteinander und cs entstand eine große Verwirrung. Ein Soldat brach das Genick, ein anderer erlitt einen Schenkelbruch und ein Pferd wurde getötet; außerdem ereigneten sich kleinere Unfälle.

Kennischies.

In Amerika mehren sich dis Klagen gegen die Rohheiten, in denen das Fußball­spiel dort ousarte. Gliederbrüchs, R'ppenbrüche und innere Verletzungen sind an der Tagesordnung, so daß sich bei den Spielen bereits die Gepflogen­heit herausgebildet hat, eine Art von Panzer za

tragen. Neuerdings ist Präsident Roosevelt energisch gegen die rohe Art und Weise ausgetreten, in der das Fußbollspiel auf den amerikanischen Universitäten betrieben wird. Noch einer Nachricht soll dies Eintreten einem Unfall zvzuschreiben fein, der seinen Sohn betroffen Hot. Daß es angebracht ist, beweist die Tatsache, daß bei Spielen am 11. Oktober nicht weniger als 20 Spieler verletzt wurden. Ein Klub in Virginia wurde wegen tödlicher Verletzung eines seiner Mitglieder aufgelöst.

Um einer Katze willen. Ueber eine rührende Episode, die sich am 8. ds. Mts. bet Borkum abspiclte, indem ein Matrose eines unter gehenden Schiffes sei» Leben opferte, um eine Katze zu reiten, entnehmen wir denHamburger Nachrichten" folgendes: Jeden Augenblick mußte die norwegische BarkCandelor" in die Tiefe sinken. Die Gewalt der Wogen halte alles, was früher an Deck gestanden halte, über Bord gerissen. Die Verscharzung sthlte von vorn bis nach hinten gänzlich, die zertrümmerten, über Bord gegangenen, an dem Tavwerk noch hängenden Masten schlugen mit furch!barer Gewalt gegen die Schiffsseite nud halfen den Wogen das Zerstörungswerk beschleunigen. Da sah die Besatzung des heraunahcnden Rettungs­bootes auf dem Achterdeck halb ohnmächtig einen Mann sitzen, in dessen Armen eine niedliche schwarze Katze wohlbeschützt ruhte. Sonst war das von den Wogen überbrandete Deck menschenleer. Aufgeschrcckt durch die Zurufe der Mannschaft des Rettungsboots, richtete sich der Einsame ans und nicht lange währte es, da befand er sich mir seiner Kotze bereits im Boote. Doch da als die Retter von dem finken­den Schiffs adstoßen wollten, setzt das Tier mit einem gewaltigen Sprunge wieder hinüber zu dem alten, lieben Schiffe, das in seinem Justinkt ihm noch sicherer erscheint, als die auf- und abhüpfende Nußschale von Rettungsboot. Ein kurzer Blick ans das entspringende Tier und ehe die Retter es ver­hindern können, ist der bereits gerettete Schiffbrüchige wieder auf seinem alten Schiffe an Bord, auf dem er eifrig hinter seinem Leidensgefährten, der in der Kajütekoppe verschwindet, herjagt. Das Rettungs­boot will auf den Enteilten warten, doch da neigt sich das Schiff bedenklich zur Seite über, das Achtercnde hebt sich etwas und mit Schnelligkeit beginnt das Vordercnde in die Tiefe zu sinken. Nur schnell fort vom Schiffe mußte die brave Mannschaft des Rettungsbootes, die sonst unrettbar in den Strudel des veifirikenden Schiffes mit htnab- gezogen woidm wäre, und ans sicherer Entfernung sehen sie, wie das Schiff in die Tiefe fiukr, mit ihm der Matrose und seine Kotz:.

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Der russisch-japanisch: Krieg hatte, wie die bek. Teefirma Mcßmer (Frankfurt a. M.) auf wiederholte Anfragen bekannt gibt, auf das Tee- gcschäft keinen störenden Einfluß. Die Verladungen gingen in gewohnter Weise vor fich und die feinsten Produkte der neuen Ernte find schon seit Wochen in den Meßmer'schen Verkauft stellen erhältlich.

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Den Herren Baumeistern

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zur gefl. Kenntnisnahme, daß wir am hiesigen Platze eine Filiale unseres Baugeschäfts eröffnet haben und empfehlen uns zur Ueberuahme oller in das Baufach einschlagenden Arbeiten indem wir beste Ausführung zufichern.

Achtungsvollst

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Pforzheim» Calw,

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Zn möglichst baldigem Eintritt wird in eia hiesiges Geschäft ein anständiger, nicht über 18 Jahre alter, junger Mann als

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bei hohem Lohn und guter Behandlung gesucht.

Von wem, sagt die Exped. dS. Bl.