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Samstag, den 19. Juni 1926

81. JahiMW.

Politische Wochenrundscha«.

Der württembergische Landtag setzt mit Eifer feine Etat- beratungen fort und will am 26. Juni sowohl mit der Bera­tung des Staatshaushaltplanes wie der neuen durch die Än­derung des Regierungssystems nach der Revolution erforder­lich wordenen Geschäftsordnung des Landtags fertig werden. Während der Reichstag Agitationsferien zum Volksentscheid in dieser Woche genommen hat, kam der württembergische Land­tag Tag für Tag zusammen. Erfreulicherweise hatte man in dieser Woche aber von ermüdenden Doppelsitzungen abgesehen, dagegen die Vormittagssitzung bis in die Nachmittagsftunden verlängert. Landtagspräsident Körner hat eine schwierige Aus­gabe, die er aber mit großer Energie nach allen Seiten mei­stert. Immer wieder muß er in die Debatte eingreifen und die Abgeordneten ermahnen, doch bei der Sache zu bleiben und sich aller Abschweifungen zu enthalten. Ein wirklicher Unfug sind die vielen Zwischenrufe, durch die der Redner aus seinem Kon­zept gebracht wird und durch die er sich meistens auf die fern- liegendsten Gebiete locken läßt. Immer wieder gibt es so Ver­zögerungen und die unwichtigsten Dinge werden so über Ge­bühr aufgebauscht und erfahren eine Erörterung, die die Sache gar nicht wert ist. Von großer Wichtigkeit für das ganze Land waren die weiteren Erklärungen des Ministers des In­nern Bolz, daß die Regierung den Plan, einen Gesetzentwurf zur Aufhebung von 30 a^berämtern vor dem Landtag einzu­bringen, endgültig fallen gelassen habe. Lange hatte man um die Frage der Reform der Bezirkseinteilung landauf, landab, in Versammlungen und in der Presse, in den Amtsstuben der Ministerien und im Landtag gestritten. Die bedrohten Ober­amtsbezirke hatten sich zusammengeschlossen und in Wort und Schrift Protest erhoben. Die Widerstände wurden immer grö­ßer und die Regierung hat daraus hin einsehen müssen, daß eine solche Vorlage parlamentarisch gar nie durchgebracht wer­den könne. Die Regierungsparteien sind in dieser Frage selbst gespalten und im einzelnen praktischen Fall wird, wie der Mi­nister sicher richtig voraussagte, auch die Opposition nicht einig sein. Bei solchen Hemmnissen im Land und im Parlament blieb der Regierung nichts anderes mehr übrig, als auf die Einbringung einer solchen großzügigen Vorlage zu verzichten. Man kann nicht mit dem Kos durch die Wand, ohne sich zu ver­letzen und der Versuch der Regierung, den Entwurf doch durch­zubringen, hätte nur zu einer Regierungskrise geführt wie einst bei der Regierung Hieber. Die bedrohten Oberämter werden jetzt nicht mit Unrecht aufatmen, daß diese Gefahr für absehbare Zeit, jedenfalls für diese Landtagsperiode, von ihnen genommen ist. Die Regierung wird sich künftig nur noch da­rauf beschränken, Detailfragen zu regeln und wie bisher ein­zelne Gemeinden auf ihren Antrag andern Bezirken zuzu- teilen.

Der Völkerbund in Genf steckt wieder einmal in einer neuen Krise. Die Frage der Erweiterung der ständigen Rats- sche hat insofern eine Klärung erfahren, als Brasilien und Spanien ihre bisherigen Forderungen eines ständigen Rats­sitzes fallen gelassen haben und die Aufnahme Deutschlands und Zuteilung eines ständigen Völkerbundsratssitzes auf der Herbst­tagung in Genf gesichert ist. Aber die Sache hat eine schlimme Kehrseite: Brasilien hat gleichzeitig seinen Austritt aus dem Völkerbundsrat und der Völkerbundsversammung erklärt, die nach der Satzung allerdings erst in zwei Jahren wirksam wird. Und Spanien hat erklärt, daß es für den Völkerbundsrat frei­willig nicht mehr kandidieren werde, also seinen nichtständigen Ratssih aufgebe. Es ist schmerzlich, daß Deutschlands Ein­tritt mit dem Rückzug Brasilien und dem Fernbleiben Spa­niens erkauft werden muß. Die Schuld trägt jedenfalls nicht Deutschland, sondern Frankreich, das durch seine hinterhältigen Manöver auf der letzten Völkerbundssitzung im Frühjahr die Frage der Erweiterung der ständigen Ratssitze durch Herein­nahme Polens aus die Spitze getrieben hat.

Deutschland.

Juni. Durch die Ernennung des Generalleut- Wöllwarth, bisher Jnfanterieführer V und gleichzeitig . mberbergischer Landeskommandant, zum Kommandeur °er 4. Division, ist die Stelle des württembergischen Landes- wmmandanten frei geworden. Als ältester in Württemberg -Mnehr diensttuender württembcrgischer Offizier dürfte für ww Neubesetzung der Komamndeur des 13. (württ.) Fnfante- ^Mmients, Oberst von Greifs, in Ludwigsburg auscrsehen

Dr. Marx über die Lage der Landwirtschaft, m Berlin, 17. Juni. Reichskanzler Dr. Marx gewährte einem "cpovertreter eine Unteredung, in der er über die Lage der N.^rtichaft u. a. folgendes ausführte:In ernster Sorge "bbr. me Landwirtschaft eine Ernte kommen, die hinter der vor- Ernte Zurückbleiben wird, während die Schuldverbind- chienen der Landwirtschaft gegenüber dem Vorjahre nicht ge- geworden sind. Es darf nicht dahin kommen, daß unter ^ucke dieser schwebenden Schulden der Landwirt, wie es Voriahre der Fall war, zu einem vorzeitigen Aufden- seiner Erzeugnisse zu Schleuderpreisen gebracht Die neuerrichtete Getreidehandelsgesellschaft wird durch m ^treweeinkäufe hier regulierend eingreifen und ferner G°^brung treffen, daß der Landwirt auf seine eingelagcrten pin ^Eiwrrate angemessene Kredite erhält, ohne daß zuvor Aufdenmarktwerfen erforderlich ist. Die Rcichs- durch ferner bemüht sein, die Herabsetzung des Zins- ""A tiei Len örtlichen Kreditanstalten zu erreichen und Maßnahmen dem Landwirt einen ange- ,'p» m^-^^^ufspreis seiner Produkte zu sichern. Unter die- apni^p ^^urEen n,uß die künftige Zoll- und Handelspolitik rumyrr werken

London, 18. Juni. England verfolgt dw ^^Mvbung ahmten mit besonderer Auimerkiamkech um e r Machtverhältnisse in Tanger zu verhindern.

Rom, 18. Juni. In der Krypta der Friedensgedächtnis- kirche, die durch päpstliche Anregung errichtet wird, fand gestern ein Requiem für die iKriegsgefallenen aller Nationen statt. An dem Katafalk lagen unter trauerumflorten Gewehrpyramiden die -Fahnen sämtlicher Staaten, die an dem Krieg teilgenom­men haben, darunter auch die rot-weiß-rote Oesterreichs und die schwarz-weiß-rote Deutschland. Bet der Feier waren Vertre­ter sämtlicher Behörden und des diplomatischen Korps an­wesend.

Spanien fordert Bestrafung Abd el Krims.

Madrid, 18. Juni.Debate" sagt in einer Meldung seines Pariser Mitarbeiters, daß die Person Abd el Krims für Spa­nien das wichtigste Thema der jetzigen Konferenz ist, das sich zwischen die französischen und spanischen Unterhändler stellt. Die spanischen Delegierten haben hierüber genaue Instruktio­nen. In Frankreich und in anderen Ländern beobachte man die Tendenz, Abd el Krim als besiegten, edlen Feind hinzustel­len. Es genüge aber nicht, ihn aus dem Rff zu entfernen, son­dern er müsse innerhalb der Gesetze der Menschlichkeit streng bestraft werden. Das Schicksal Abd el Krims sei das Rückgrat der Pariser Konferenz. Alles übrige würde leicht genegelt werden.

Aus Stadt und Bezirk.

Sonntagsgedanken.

Die Macht der Gedanken.

Gedanken sind Kräfte, denn es sind Geistesäußerungen. Wir verbinden uns Lurch unser Denken entweder mit -Mäch­ten der Mnsternis oder des Lichts. Lhotzky.

Edle Gedanken und gerechte Handlungen sind der einzige Jung­brunnen der Seele. Wer sich den Gewalten der Habsucht und des Ehrgeizes, dem Neid und der Genußsucht gefangen gibt, der altert schnell und wird vorzeitig zum Greise.

Haushofer.

Einen großen Gedanrkn im Sinn heimlich hegen und tragen, hoch wie aus Fittichen hebt es dich hin über die täglichen Klagen. Gerok.

Neuenbürg, Id. Juni. Montag den 21. Juni abends 8.30 Uhr Lichtbildervortrag im Knrsaal in Wildbad durch Herrn Ingenieur GöbelIm Zeppelin über Afrika mit Marine- Luftschiss '59, Lcttow-Vorbeck entgegen". Stach Schluß des Vor­trags ist Gelegenheit geboten zur Heimfahrt bis Neuenbürg mit Omnibus. Abfahrt bei der Trinkhalle. ^

(Wetterbericht.) Ein neuer Lnstwirbel, der sich von England her nähert, erhält der Wetterlage den unbeständigen Eharakter. Für Sonntag und Montag ist zeitweise bedecktes, und auch noch teilweise regnerisches Wetter zu erwarten.

Mrkenfcld, 18. Juni. Gestern abend hatte die Sozial­demokratische Partei im Gasthaus zumRößle" eine Versammlung abgehalten, welche sehr gut besucht war. Referent war Parteisekretär Max Denke, Stuttgart, welcher über den bovorstebenden Volksentscheid sprach. Vorsitzender Gemeinderat Brenner eröffnete die Versammlung und gab dem Referenten das Wort, der in ausführlicher und sachlicher Weise darlegte, warum die Linksparteien diesen Volksentscheid herbeigeführt haben. Er sprach über die verkehrte Zollpolitik, die die Rechtsparteien getrieben haben, diese trage die Haupt­schuld an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die heute das deutsche Volk zu tragen habe; von dieser Politik hätten nur die Großgrundbesitzer, die ostelbn-ben Grosiaararier, den Nutzen ebenso von den Einfuhrscheinen, der kleine Geschäftsmann und der Arbeiter aber müsse zu Grunde gehen, was wir ja jeden Tag niiterleben können. Die Fürstenabfindung sei nicht vom Volke, sondern von den Fürsten selbst gekommen. Deshalb sei es doppelt verwerflich, daß diese Kreise von Rechtsverletzung sprechen, dieselben aber kein Wort reden von den betrogenen Sparern, von den Kriegsbeschädigten, Witwen und Waisen und von ihren hohen Renten, welche sie heute von dem arm ge­wordenen deutschen Volke Herauspressen. Gerade deshalb soll das von Liesen Kreisen zu Unrecht erhaltene Vermögen wieder dem Volke zugeführt werden. Es sei ein Leichtes gewesen, in­folge ihrer Herrscherstellung das Volk auszupressen und zu Sklaven hcrabzudrücken. Besonders bedauerlich sei, daß auch die Kirche ihre Hand dazu biete, sie habe ihre ursprüngliche -Fahne und das Bibelwort verlassen, für die Armen und Be­drückten einzutreten. In der Diskussion sprachen noch Ge- meindcrat Ah mar und andere, besonders bedauert Aymar, daß von den Linksparteien und von der/Arbeiterschaft nicht mit der notwendigen Energie und auch bezüglich der Aufklärung ge­arbeitet worden sei; er bedauerte die politische Glcichgültiakeit, die unter einem Teil der Arbeiterschaft Platz gegriffen habe. Stach einni kräftigen Appell an die Anwesenden, einmütig zur Wahl zu gehen und mitJa" zu stimmen, wurde die Versamm­lung vom Vorsitzenden geschlossen.

Wrkenfeld, 18. Juni. (Eingesandt.) UnterVolksentscheid, Fürstenentcignung" berichtet ein Einsender über eine am Sams­tag in Neuenbürg abgehaltene Versammlung. Er schreibt vom Raub der Fürsten am deutschen Volksvcrmögen",von unver­schämten Forderungen der Fürsten" u. a. Demgegenüber muß mit aller Deutlichkeit gesagt werden, daß man sich eine größere Irreführung und 'Entstellung der Tatsachen nicht denken kann. Nicht etwa um Abweisung von Ansprüchen der Fürsten oder von Raubabsichten derselben handelt es sich, sondern im Gegen­teil, wie der Artikel 1 des -Gesetzes ganz klar und unzweideu­tig sagt, um Enteignung des ganzen Vermögens der Fürsten und ihrer Familie». Nicht einmal das, was der Gerichtsvoll­zieher jedem, dem er Pfändet, zu Eigentum lassen muß nach dem Gesetz, soll den Fürsten nach dem Wortlaut des zur Abstim­mung kommenden Gesetzes verbleiben. Also, sie sollen ausge­plündert werden bis aufs Hemd. Die Zumutung, einem solchen Raubgesetz zuzustimmen, wäre eigentlich für einen ehrlichen Menschen oder für jeden, der gerade nicht schon im Zuchthaus gesessen hat, eine Beleidigung, wenn man nicht Wüßte, daß sich hinter dem Abstimmungsantrag ganz andere, weitgehendere Ziele verstecken: Nicht die Enteignung der Fürstenver­

mögen, deren Ertrag jedem Deutschen nur 6 Pfennig pro Jahr, also den Wert einer Zigarette, bringen würde, ist die Haupt­sache, sondern die Abstimmung soll die Einleitung, die Haupt­probe zur Beseitigung des Privateigentums im Allgemeinen bilden nach bolschewistisch-russischem Vorbild und nach der Lehre des Karl Marx. Ter Sozialistensührer Bebel sagte ein­mal z. B. in einer Rede ganz offen:Uns kann es nicht in den Sinn kommen, den Eigentumsbestrebungen der Bauern aus Grund und Boden irgendwie förderlich zu sein. Die Erde gehört nicht den Bauern, sondern allen Menschen. Privateigen­tum ist niemand zuzubilligen." Wahrhaftig, deutlicher kann man die Sozialisierungsabsichten nicht kennzeichnen, und man braucht kein Fürstenfreund zu sein, um zu begreifen, wohin die Reise geht. Zuerst kommen die Fürstenvermögen, dann Grund und Boden, dann die Häuser und Fabriken nsw. Alles mittelst Berhetzuna der urteilslosen Masten, eine Verhetzung, die sich ja auf dem Weg des neudeutschen Gesetzes über Volksentscheid so schön auswirken kann. Also, wer aus dem Standpunkt des Rechtes und der Ehrlichkeit steht, der stimme nächsten Sonntag- gar nicht ab, sondern bleche der Wahlurne diesmal ganz ferne.

Gerichlssaal.

Neuenbürg, 11. Juni. Vor dem Amtsgericht wurde heute verhandelt Friedrich Höbn von Neuenbürg wegen Sonntags­ruhestörung. Wie vom Gericht durch Zeugen sestgestellt wurde, hat Höhn im Monat April an einem Sonntag in seiner Werk- stätte Holz mittelst Säge zerschnitten und mit dem Hammer Nägel eingeschlagen, sodaß es nach außen stark hörbar war. Höbn war polizeilich mit 3 Mark bestraft worden und hat hie- gegen gerichtliche Entscheidung -beantragt. Das Gericht er­kannte aus 3 Mark Geldstrafe evtl, einen Tag Gefängnis und Tragung der Kosten des Verfahrens. Georg Stotz von Arn­bach. 37 Jahre alt, stand wegen Verfehlung gegen die Gewerbe­ordnung vor Gericht. Stotz hat dem erkrankten Bäcker Gauß in -Schwann im Laufe dieses Winters aushilfsweise die Bäcke­rei versehen und über die erlaubte Zeit in der Bäckerei gear­beitet, was zur Anzeige kam und erhielt Stotz einen Straf­befehl in Höhe von 20 Mark. Stotz stellte Antrag auf gericht­liche Entscheidung. Das Gericht erkannte gegen Stotz auf Grund seines eigenen Geständnisses auf eine Geldstrafe von 3 Mark und Tragung der Kosten des Verfahrens. Albert Notdurft von Kiestelhof, Gde. Mturrhardt, OA. Backnang, war wegen Bettug angeklagt: er war zu der heutigen Ver­handlung nicht erschienen. Der Zeuge Wilhelm Bohlinger, Holzhändler von Schwann, bat den Angeklagten Notdurft bei einem Holzverkauf im Monat Januar 1925 in Calmbach ge­troffen. Notdurft kaufte damals 160 Raummeter Holz und war Bohlinger im Glauben, Notdurft sei als Holzhändler vermög- lich, er wurde mit Notdurft bekannt und sprachen beide über Holzhandel. Im Monat März 1925 schrieb Notdurst an Boh­linger eine Karte und ersuchte ihn um Uebersendung eines Eisenbahnwagens Brennholz, wobei er die Adresse des Emp­fängers angab und dem Bohlinger versprach, nach Ankunft des Holzes das Geld sofort an ihn zu senden. Bohlinger sandte das Holz ab, erhielt aber von Notdurft kein Geld, auch auf Mahnung keine Antwort. Bohlinger stellte nun fest, daß Not­durft vermögenslos sei, daß er das Geld für das gelieferte Holz in Höhe von 480 Mark eingenommen und für sich ver­braucht -habe und da er trotz oftmaliger Mahnung kein Geld und keine Antwort erhielt, erstattete er Anzeige. Das Gericht erkannte gegen Notdurft auf eine Gefängnisstrafe von drei Wo­chen und Tragung der Kosten des Verfahrens.

Neuenbürg, 18. Juni. Vor dem Schöffengericht hat sich heute die 22 Jahre alte ledige Karoline Blum von Auerbach in Baden wegen Verfehlung gegen H 156 des St.G-B. (wer -vor einer zur Abnahme einer Versicherung an Eidesstatt, zu­ständigen Behörde, eine solche Versicherung wissentlich falsch abgibt) zu verantworten. Die Blum hat am 29. Juni 1925 ein uneheliches Kind geboren, am 25. März 1925 begab sich die Blum auf das Jugendamt in Ettlingen, um für das von ihr zu erwartende Kind Wochengeld und llntcrhaltsgebübren zu erlangen. Von dem Beamten des Jugendamts wurde sie über den Vater des Kindes befragt, und gab die Blum den ledigen, 2t Jahre alten Ernst Wolfinger von Gräfenhansen als dein Vater des Kindes an. Als die Blum auf den 21. April 1925 wieder vor das Jugendamt geladen wurde, blieb sie dabei, daß nur Wolfinger als Vater -des Kindes in Betracht komme, ob­wohl sie von dem Beamten wiederholt auf die Folgen unwah­rer Angaben aufmerksam gemacht worden war. Vor dem Schöffengericht wurde heute festgestellt, daß die Blum in der kritischen Zeit auch mit dem Albert Geiger, Müller, W Jahre alt, Verkehr gehabt und daß sie vor dem Jugendamt nicht der Wahrheit gemäß ihre Angaben gemacht habe. Das Gericht erkannte wegen Verfehlung gegen 88 156, 263, in Verbindung mit 8 43 und 73 St.G.B. gegen die Blum aus eine Gefängnis­strafe von drei Wochen imd Tragung der Kosten des Verfah­rens.Wegen Unterschlagung hatte sich zu verantworten Lud­wig Hummel, 65 Jahre alt von Höfen und Wilhelm Pfrommer, 45 Jahre alt von Schwann wegen Beihilfe. Hummel war als Platzmeister auf der unteren Sagemühle in Höfen von der Fa. Krauch 6c Comp, angestcllt und unter anderem berechtigt, Ab­fallholz und Sägmchl auf Rechnung der Firma zu verkaufen. In den letzten Jahren hat Hummel, wie er vor Gericht selbst zugab, auch vier Wagen Schnittwaren (Bretter und Dielen) an den Wilhelm Pfrommer abgegeben und hicfür etwa 500 M. erhalten. Von Seiten der Firma Krauch 6c Comp, wurde das Holz zu 1600 Mark geschätzt. Pfrommer bezahlte diese Summe an die Firma und gab vor, daß er nicht gewußt habe, daß Hummel kein Schnittwarenholz abgeben und verkaufen dürfe. Das Gericht erkannte gegen Hummel wegen .Unterschla­gung auf eine Gefängnisstrafe von drei Wochen und gegen Pfrommer wegen Beihilfe auf eine Gefängnisstrafe von sechs Wochen, außerdem haben Hummel und Pfrommer die Kosten des Verfahrens zu tragen. .Karl Kusterer, geb. 17. März 1867, wohnhaft in Unterlengenhardt und Gottlob Hermann,