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84. Jahrgang.
Deutschland.
Berlin 29. Mai. Zu Ehren des aus dem Amt geschiedenen Pel-Äkanzlcrs Dr. Luther gab der Herr Reichspräsident gestern />ond xin ALschiedsessen, zu -dem -die Mitglieder des Reichskabi- «ttts und in Vertretung des Reichstagspräsidenten Lobe der NEagsoizepräftdent Dr. Bell erschienen waren. Der Herr ReiMmiideiit sprach Herrn Dr. Luther in herzlichen Worten ü>ine besten Wünsche für die Zukunst aus. — Der Reichsrat genehmigte in einer Vollsitzung den Gesetzentwurf zur Aufhebung bor Geschäftsaussichtsverovdnung und Ersatz durch ein Ver- oleichsversahren zur Abwendung des Konkurses. — Halbamtlich wird ams schärfste gegen die deutschfeindliche Hetze des „Petit Misten"-Vertreters in Berlin im Zusammenhang mit der Sasfenstreckung Abd el Krims Front gemacht. Hauptversammlung: der Württ. Landwirtschaftskammer. Stuttgart, 27. Mai. Die auf den 27. und 28. Mai nach Stuttgart einberufene Tagung der Landwirtschaftskammer wurde am Donnerstag Nachmittag 3 Uhr im Sitzungssaal der früheren Ersten Kammer durch Präsident Adorno eröffnet. In dem Befinden des Direktors der Kammer, Dr. Strobel, ist eine Besserung eingetreten. Die Kammer ließ Wünsche -baldiger Genesung übermitteln. Zur Lage der Landwirtschaft Stellung nehmend, sprach der Vorsitzende die Erwartung ans, Latz die Darmstädter Tagung des deutschen Äandwirtschastsrats Früchte tragen möge. Das dort der Oefsentlichkeit unterbreitete Material habe schlagend und überzeugend die Not der Landwirte nachgewiefen und auch auf die anwesenden Vertreter mchtland- wirtschastlichcr Kreise tiefen Eindruck gemacht. Der Zusammenstoß mit dem Reichsbankpräfidenten fei außerordentlich lehrreich gewesen. Von den der Landwirtschaft -gewährten Krediten mußte der größte Teil — es werden 80—90 Prozent genannt — zur Abdeckung Don Steuer- und anderen Schulden verwandt werden, anstatt daß sie -der Produktionsförderung dienen konnten. Ter Vorsitzende faßte abschließend -die Forderungen zur Besserung M landwirtschaftlichen Lage neben der Kreditfrage in folgende Punkte zusammen: 1. Bessere Gestaltung unserer bestehenden Zolltarife auf ein für die Landwirtschaft erträgliches Maß bei den kommenden Handelsvcrtragsverhandlungen. 2. Lenkung der Presse aller Bedarfsartikel für Ae Landwirtschaft aus ein -vernünftiges Maß, und hier ganz besonders die verschiedenen Kunstdüngemittel, die noch immer viel zu teuer sind. S. Herabsetzung der Steuern auf ein tragbares Maß. 4. Seitens des -deutschen konsumierenden Publikums anzustre- beude bessere und weitgehende Versorgung mit einheimischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen behufs Verbesserung der aktiven Handelsbilanz. 5. Es ist mit allen zu Gebote stehenden Mitteln anzustreben, daß die von der Landwirtschaft mit großen Geldmitteln durchgcführte Mehrproduktion auch in der Tat abgenommen wird.
Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde anstelle des durch Krankheit verhinderten Herrn Dingler-Calw Herr Hermann- Blaufelden zum Vizepräsidenten bestimmt. Oberlandwirtschafts- rat Bazlcn erstattete den Geschäftsbericht 1925. Am -Ende der ersten Wahlperiode kann die Landwirtschaftskammer auf einen organischen Ausbau noch innen und außen zurückblicken, der ihr eine intensive Wirksamkeit als Berufsvertretung der Württ. Landwirtschaft sowie des Gartenbaues und der Forstwirtschaft ermöglicht. Die Tätigkeit der LandwirtschaftsLttNmer hat sich auch im laufenden Geschäftsjahr in allen Abteilungen weiter gestaltet. An den umfangreichen Bericht schloß sich eine län- übre Aussprache an. Maher-Pommcrtsweiler forderte die -be- IchleiMigte Schaffung langfristiger Kreditmöglichkeiten, Besserung der Wsgtzverhältnisse und mehr Rücksicht auf die Land- bei den Postaufschlägen. Melch-ingcr-Unterensingen wunichte eine Erleichterung der Voraussetzungen bei der Jn- anipruchnahme der Golddiskontbankkredite und setzte sich dafür ein, daß auch den Pächtern Gelegenheit zur Kreditnahme ge- Ubeu wird. p. Stauffenberg-Rißtissen kündigte einen Antrag LWcher -bürgerlicher Parteien im Reichstag an, der sich der Pachter onnebme. Die oft auffälligen Schwankungen der /Nmgarter Viehmarkt,Notierungen -veranlaßtcn eine Mchhe Wortmeldungen. Siegel-Lichtenegg beanstandete, daß in ^"^Tageszeitung etwas davon zu lesen sei, daß über Notiz HW" Zierde. Die vom -Oberlandw.-Rat Bazlen erstattete mechuuug I92l/S5 wurde angenommen und die erteilte Enk- ??u"g .be,tätigt. Der Haushaltsplan 1926 birgt im wesent- g>dWe Sätze des Vorjahres, sodaß sich eine Erhöhung der erübrigt. Der Plan balanziert mit einem Be- W 8l8ZiX> Mark. In der Aussprache wurde der Perso- nu etwas zn hoch bezeichnet und die Frage gestellt,
st-mW LE von 12 wissenschaftlichen Assistenten nicht reichlich nW/s/ss?- Prof. Dr. Wackcr-Hohenheim und andere Kam- traten dieser Auffassung entgegen, v. Stanffen- g-mimiffen bemängelte die im Verhältnis zu anderen Zuch- mft Mitteln bedachte Schweinezucht, die ihrer mim "U tür Württemberg entsprechend berücksichtigt werden ei» m Nrahen-Pommertsweiler trat für Viehprämierungen EwWt ^«.^'-rchor bemängelten -die llebcrsteigcrung der n,.-Mmnst "or Versuchsringe und verlangten Eiisschränkungs- Ein Antrag, der die Notwendigkeit der Beichaf- erreichbarer, langfristiger Kredite -betont, stimnaW<Kb""»""^i. Der Haushaltplan fand ebenfalls ein- st-n 4^ E"ahme. Znm Schluß der Verhandlungen des er- wurde zum Gemeindebestimmungsrecht Stellung W'MM nachdem Rechtsrat Otterbach und Gutspächter Referate erstattet hatten. Fortsetzung der Bedungen Freitag Vormittag.
Hanptberfannnlung der Württ. Landwirtschaftskammer.
dj./AM^art, 28. Mai. Präsident Adorno eröffnet um 8>L Uhr des SlmüUl .Eß. wird zunächst in die Beratung der Förderung vom inländischer Erzeugnisse eingetreten. Hierzu liegt
folgender Antrag vor: Die Württ. Landwirt- iiickvn-beschließen, die Staatsregiernng zu er- - I- arg eine der verminderten Leistungsfähigkeit der
Landwirtschaft entsprechende weitgehende Ermäßigung der Steuer- und Soziallasten, der Zinsen und der Preise für landwirtschaftliche Bedarfsartikel hinzuwirken, 2. die Belieferung des Lebensmittelmarttes mit Qualitäts- und Markenware bei Erzeuger-, Verarbeftnngs- und Verteilungsgewerbe zu unterstützen, 3. bei der Reichsregierung nachdrüMchst dafür einzu- trcten, daß g) die Einfuhr landwirffchaftlicher, forstwirtschaftlicher und gärtnerischer Erzeugnisse jeder Art durch genügenden Zollschutz und verschärfte gesundheitspolizeiliche Grenzüberwachungsmaßnahmen eingeschränkt wird, um der einheimischen Erzeugung Len notwendigen Absatz zu ermöglichen, b) durch Aufhebung oder -Aenderung des K 2 der Reichsmilchverordnung vom 6. Juli 1924 im Interesse -der milchProduZierenden, vorwiegend kleinbäuerlichen Betriebe eine monopolartige Handhabung der Konzefsionierung zum -Schaden der Erzeuger und Verbraucher unmöglich gemacht wird. Berichterstatter Dr. Frank-Oberlimpurg verbreitete sich über den Absatz der Feldfrüchte. Ein dringendes Bedürfnis -sei der Ausbau der Genossenschaften. Oekonomierat Scherer schilderte die gegenwärtige Lage des Tierbestandcs, die sich im allgemeinen wieder den Vorkricgsverhältnissen nähere. Die kürzlich: Herabsetzung des Milchpreffes um 3 Pfg. bedeutet für die württ. Landwirtschaft einen Ausfall von jährlich 22^4 Millionen Mark. In der Aussprache erörterte Oberforstrat Dr. Schuh-Stuttgart die Lage der Forstwirtschaft, während Äandes-Oekonomierat Schoffer- Weinsberg die Not des Weinbaus schilderte, die zwar nicht ganz so groß wie in anderen Gebieten sei, die aber trotzdem schwer auf der weinbautreibenden Bevölkerung laste. An der Anssprache beteiligten sich weiter Gen.Sekr. Huber-Stuttgart, Günther-Möhringen, Braun-Weilheim, Pros. Wacker-Hohen- heim, Brod-beck-Stuttgart, Ehinger-Hohenstein, Wdingcr-Burg- bolzhof, Stauffenberg-Rißtissen, Treiber-Schaichhof, Siegel- Lichtenegg, Hermann-Blaufeld en. Nach einem Schlußwort des Berichterstatters Dr. Frank, in dem er u. a. die nutzbringende Tätigkeit der Versuchsringe hervorhob, wurde in die Abstimmung eingetreten und der Vorstandsantrag in der Stauffen- bergschen Fassung mit den Zu-satzanträgen Braun und Siegel angenommen. Annahme fanden weiterhin die Anträge Ehin- ger und Hermann-Elaufelden, ein Antrag Melchinger, der die Stellung eines staatlichen Molkereisachvcrständigen fordert, sowie ein Antrag Hermann-Hohenmühringcn, der die Verhinderung der monopolartigen Ausnützung des 8 2 der Reichs- milchverordnung, wie sie durch einige württembergische Städte erfolgt, verlangt. Dann wurde zur Beratung der Elcktrizi- tätswirtschaft und Preisbildung übergegan-gen. Nach den Ausführungen der Berichterstatter Braun-Mägerkingen und Hcr- mann-Blaufelden, der die Mißstände auf diesem Gebiet im einzelnen darlegte, unterzog Maher-Pommcrtsweiler die Zusammensetzung des Stromperbandes einer Kritik. Er kam zu dem Ergebnis, daß die Belange der Landwirtschaft völlig ungenügend vertreten seien. Frhr. v. Stauffenberg beklagt die Zer- -splitterung im Elektrizitäts-Wesen und regt die Bildung eines Ausschusses an, der die Verhältnisse auf diesem Gebiet studiert. In der Abstimmung wird ein Antrag des Vorstandes angenommen, in dem die Regierring ersucht wird, die Interessen der Landwirte als Stromabnehmer in jeder Beziehung zu wahren, die -Stromlieserungsbedingungen nachzupr-üfen und Härten zu beseitigen, auf eine erhebliche Herabsetzung der Kosten der Schiedsgerichtsverfahren hinzuwirken und zu veranlassen, daß unwirtschaftliche Stromerzeugun-gsbetricbe durch Anschluß an größere Vcvsorgungswerke leistungsfähig gemacht -werden. Die Regierung soll.ferner bei den Werken durchsetzen, daß die Kleinabnehmer im Verhältnis ihrer Zahl und Leistung in der Verwaltung der Werke wirksam -vertreten sind, daß Installations- Monopole beseitigt, Nenanlagen nicht aus laufenden Mitteln bestritten, Gemeinden nicht ungünstiger als bisherige Großabnehmer behandelt werden, Grundgebührentarife nicht einen unwirtschaftlichen -Stromverbrauch erzwingen und nur nach Beratung mit der landwirtschaftlichen Interessenvertretung einge- sübrt, außerdem neben Grundgebühren die -Arbeitsgebühren entsprechend niedrig gehalten werden. Frühere Anschlußverträge sollen revidiert und gegebenenfalls für ungültig erklärt werden. Hierauf berichtet Obcrlandwirtschastsrat Bazlcn über -Steuerfragen. Vom Vorstand liegt hierzu folgender Antrag vor: Das Landesnnanzamt zu ersuchen, bei der Wertfestsetznng der landwirtschaftlichen Betriebe in Württemberg nach dem Reichsbewertlingsgesetz dafür Sorge tragen zu wollen, daß eine den tatsächlichen Verhältnissen entsprechende nicht zu hohe Wertsestsetznua erfolgt und daß die Ungleichheiten in der Bewertung, die sich bei der Berichtigung des Wehrbeitragswcrtes ergeben haben, ausgeglichen werden. Da das Grundsteuer- -kapi-tal nicht mehr überall den tatsächlichen Ertr-agsverbältnss- sen entspricht, so kann dies nur znm Teil als Anhaltspunkt dienen, darf aber nicht allgemein ausschlaggebend sein. Her- m-ann-Bkanfelden begründet einen Antrag, in dem die Regierung ersucht wird, dafür zn sorgen, daß das Steu-erkapital der landwirtschaftlich benützten Gebäude nicht mehr in der seitherigen Höhe zn -den Katastern herangezo-aen, sondern zu einem wesentlich ermäßigten Satze eingesetzt wird, Mdinger-Burg- bolzhos bringt unter Hinweis ans die in früheren Notzeiten der Landwirtschaft erfolgten Nachlässe bei den -Gebändesteuern einen Ziffatzantraa ein, der eine Ermäßigung -der Katastersätze um 20 Prozent bei der Landwirtschaft, um 40 Prozent beim Weinbau und etwa 20 Prozent bei der Forstwirtschaft für notwendig hält. In einem werteren Antrag wird die Wiederherstellung -der früheren Bestimmungen für die Erhebung der Grund- und Gewerbesteuer gefordert. Nachdem sich noch -verschiedene Kam- mermitaliedcr geäußert batten, wurden die Anträge insgesamt gencbmigt. Damit war der Beratnngssto-ff zu Ende und Präsident Adorno schloß die Tagung. Die nächste Hauptversammlung dürste erst im Herbst wieder stattfinden.
Kundgebung des Zentrums zum Volksentscheid über Fürstcn- Enteignung.
Stuttgart. 29. Mai. Der -LandcsvorstanL -der Württ. Zen- trumspartei fordert die Parteimitglieder auf, nicht für das
Enteignungsgesetz zu stimmen, da -es mit den politischen und sittlichen Grundsätzen der Partei nicht vereinbar ist. Von den Mitgliedern der Partei -wird erwartet, daß sie am 20. Juni der Volksabstimmung fernbleiben oder wo sie ein« Teilnahme vorziehen mit Nein stimmen.
Amerikanische Ehrung eines Münchener Universitätsprosessors.
München, 29. Mai. Hier ist heute der amerikanische Botschafter in Berlin, Schurman, eingetroffen. Der Hauptzweck seines Besuches ist die Ueberreichuna der goldenen Medaille der amerikanischen geographischen Geiellschaft an Universitäts- Professor Geh.-Rat Dr. v. Drhgalski für dessen Verdienste um die Wissenschaft.
Verminderung der französischen Gerichte im Rheinland.
Koblenz, 28. Mai. Wie das französische Oberkommando mitteilt, ist das französische Militärpolizeigericht in Kaiserslautern aufgelöst worden. -Sein Amtsbereich ist dem Militärgericht in Landau zugeteilt worden. Ferner ist das französische Militärpolizeigericht in Düren aufgelöst worden. Seine Zuständigkeit geht -aus das Militärpolizeigericht in Trier über. Der französische Oberkommissar macht hierbei darauf aufmerksam, daß diese Maßnahme eine Folge der Verminderung der den Militärgerichten unterbreiteten Fälle ist.
Erkrankung des Reichsto>gspräsidenten Lobe.
Berlin, 29. Mai. Der Reichstagspräsident Lobe erkrankte gestern abend an einer akuten Entzündung der Gallenblase. Er litt große Schmerzen und hatte -Fieber. Er ließ den Arzt und Rcichstagsabgeordneten Dr. Moses kommen, der ihn in Behandlung nahm. Während -der Arzt das Krankheits-bild gestern abend als typisch schlecht bezeichnen mußte, konnte er es heute vormittag als typisch gut ansprechen. Es ging Herrn Äöbe beute bedeutend besser. Er wird aber noch die nächste Woche hindurch voraussichtlich liegen bleiben und unter ständiger ärztlicher Beobachtung gehalten werden müssen.
Der unselige Flaggenstreit.
Berlin, 29. Mai. Wie zersetzend der unselige Flaggenstreit wirkt, zeigt eine nent unerfreulichL-Mchricht aus dem deutschen Osten. Die „Ostpreußische Zeitung" schreibt: „Infolge Meinungsverschiedenheiten Mischen dem Festausschuß -der Feier des 650jährigen Bestehens der Stadt Marienburg, die morgen statt- sinden sollte, und der Maricnburger Kaufmannschaft ist, wie man aus zuverlässiger Quelle erfährt, seitens der Stadt beschlossen worden — offenbar aus einen Druck höherer Stellen — den Weg -vom Bahnhof bis zum Marktplatz mtt der schwarz- rot-goldenen Fahne zu schmücken, während nach früheren Vereinbarungen eine Beflaggung mit schwarz-weißen Fahnen vorgesehen war. Der nationalen Kreise hat sich darüber Empörung bemächtigt und die Nationalen Verbände von Marienburg und Umgebung haben daraufhin ihre Beteiligung an der Feier abgesagt. Inzwischen hat der Magistrat von Marien- bnrg bekannt gegeben, daß infolge Nichtbeteiligung der Mitglieder -des schwarz-weiß-roten Blocks und der Mitglieder von Handel und Gewerbe der Festkommcrs, das Volkstrachtcnsest und der Festzug ausfallen.
Ausland!
Paris, 29. Mai. Der deutsche Botschafter von Hösch und der belgische Botschafter Baron d'HestorY Unterzeichneten heute in Paris -das deutsch-belgische Luftfahrtabkommen.
Paris, 29. Mai. Die Nachricht -von einer bevorstehenden französisch-spanischen Konferenz über Marokko wird in Paris halbamtlich dementiert.
Paris, 29. Mai. Abd el Krim betonte in einer Unterredung mit großem Nachdruck, daß Frankreich den Riftrtog -begonnen habe.
Paris, 29. Mai. Schon gestern wurde gemeldet, daß man sensationelle Enthüllungen von den Veröffentlichungen der Archive -Abd el Krims erwarte. Der „Quotidiem behauptet, -daß schon beim ersten Durchblättern der Schriftstücke des Rif- fübrers festgestellt sei, daß dieser in -der Hauptsache durch italienische Persönlichkeiten, -die sich als Vertreter der italienischen Regierung ausgegeben hätten, znm Widerstand ermutigt worden sei.
London, 29. Mai. In Grimsby ist heute der erste Kohlen- -dampfer aus Rotterdam mit deutschen Kohlen eingetroffen, mit einer .Ladung von 1600 Tonnen für einen dortigen Kohlenhändler.
London, 29. Mai. Ibach einer Reutermeldung aus Kalkutta wurde beim Besuch des dortigen Staatsgcfängnisses -der königliche Kommissar der indischen Polizeitruppcn von Politischen Gefangenen niedergeschlagen und getötet.
London, 20. Mai. Die -britische Mittelmeerflotte wird sich ain 31. Mai. dem zehnten Jahrestag der Seeschlacht am -Skagerrak. vor Malta versammeln. Aus Anlaß dieses Jahrestages wird von der ganzen Flotte ein Manöver abgehalten werden, in -dein die Schlacht am -Skagerrak -vollständig wiederholt werden soll. Die Ucbuittg soll -die gleiche Zeit in Anspruch nebmen, wie die Schlacht tatsächlich gedauert bat. (Wobei natürlich die englische Flotte Sieger bleibt. Schriftl.)
Italiens Einspruch argen den französisch-serbischen Pakt.
Paris, 29. Mai. Mit großer Ueberraschung nimmt man die den französischen Journalisten gemachte Mitteilung aus, daß der -südslawische Außenminister Nintschitsch unverrichteter Dinge von hier abgercist und die Unterzeichnung des fertig- gestellten französisch- serbischen Defensivvertragsentwurfs auf unbestimmte Zeit vertagt worden ist. Irgend welche besondere Schwierigkeiten waren nicht ausgetaucht. Seit dem März lagen -die bereits paraphierten Bertragstexte bereit. Man begründet die plötzliche Vertagung der Unterzeichnung damit, daß sowobl im hiesigen Anßenamt als auch in Belgrad die Ansicht dnrch- gedrungen sei, einen günstigeren -Anlaß zn wählen und hauptsächlich jede störende Interpretation -des 11 ntcrzeichnungsattes zu vermeiden. Rom hätte die Signierung des Vertrages im jetzigen Augenblick nicht angenehm empfunden.