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Donnerstag, den 12. Oktober 1905.

Lbmmrrneiakpr.ind. Stadt pr.Biortelj. Mk. l.toincl.LrLgerl. BtcrtiUährl.BoßLkjuzlpreir o-ne Bestcllg. s. d. Orts- u. Nachbar- ort«o-rrchr I Wt., f. d. sonst. B-rtetzr Wk.r.io. Bestellgeld Lo Pfg,

A«MH<e MersrmtsmchÄNS»«.

Bekanntmachupg der K. Zsrrtralstelle für die LaNdwtrtschsft. deitrefferrd die Wieder­eröffnung der landwirtfchafttiche« Wiüter schule«.

Dis landwirtschaftlichen Wtnterschulsn werden in diesem Jahr eröffnet werden: in Gmünd am 9. November, vormittags 10 Uhr? in Hall am 6. November, vormittags 10 Uhr, irr Heilbronn am 16 November, vormitt. 10 Uhr, in Leonbsrg am 8 November, vormitt. 11 Uhr, in Ravensburg am 6 November, vormitt. 9 Uhr, in Reutlingen am 8. November, nachmitt. 2 Uhr, in Rottwül am 14. November, vormi-t. 8 Uhr, in Ulm am 6. November, vormitt. 10 Uhr.

Der Unterricht dauert 4'/-—5 Monate und wird auf Grund eines für sämtliche Winterschulen einheitlichen Lch'planS in 36—40 Stunden wöchent­lich erteilt.

Die Unterrichtsgegenstände find mit Rücksicht auf die verhältnismäßig kurze Unterrichtszeit und das. dem Zweck der Schule angrpaßte Lehrziel aus­gewählt, und werden sämtliche Fächer mit steter Bezugnahme auf dis unmittelbare Anwendung in der landwirtschaftliche» Praxis und nur in dem Umfang gelehrt, daß sie von den Schülern nach ihrer Vorbildung verstanden und verarbeitet werden können.

Nach dem Lehrplan gewährt auch der Besuch eines einzigen Kurses einen bestimmt abgeschloss:nen Unterricht; der gesamte Unterrichtsstoff wird jedoch erst durch den für einen zweiten Kurs vorgesehenen, in bestimmten einzelnen Fächern weiter führenden Unterricht erschöpft.

Die Schüler haben beim erstmaligen Eintritt ein Schulgeld von 25 zu entrichten. Bei wieder­holtem Besuch einer Schule beträgt das Schulgeld 15 Uebrigsns haben eine größere Anzahl land­wirtschaftlicher Bezirksveretne beschossen, dieses Schul­

geld für die ihrem BeWk^angehörigen Schüler zu bezahlen.

Neueintretende Schüler müssen das 15. Lebens­jahr zurückzclegt haben, gut prädiziert sein und die für das Verständnis des Unterrichts notwendigen Fähigkeiten besitzen.

Die Anmeldung zur Aufnahme hat — wo­möglich einige Z-tt vor Beginn des Kurses — zu geschehen:

für Gmünd bei Landwirtfchaftsinspsktor S chmid- berger in Gmünd,

für Hall bet Oekonomierat Rindt in Hall, für Heilüronn bst -Landwirtschaftsinspektor Wunderlich in Heiibronu, für Leonberg bM-Landwirtfchaftsinspsktor De. WackeM'« Leoiberg, für Ravensvurg beiLandwirtschaftsinspcktor Kost in Ravensburg.

für Reutlingen bei LandwirifchaftSiusvektor Mangold in Reutlingen, für Rottweil beiLandwtrifchaftsinsprkior Horn­berger in Rottwetl uvd für Ulm bei LafidwirischUftsiusp-ftor Ströbel in Ulm.

Mit der Anmeldung sind die Schulzeugnisse, ein Geburtsschein und die schriftliche Einwilligung des Vaters bezw. des Vormundes zum Besuch der Winterschuls vorzulsgen.

Nähere Auskunft über den Lehrplan, die Kosten, die Unterbringung der Schüler in Pcivat- häusern erteilen auf Verlangen die betreffenden Schulvorstände.

Stuttgart, 2. Oktober 1905.

v. Ow.

TaZrsrMsMiM.

* Calw, 11.Okt. DieBürgsrgefellschafi feiert in diesem Monat das Fest rhres 50jährigen Beste Heus. Aus diesem Anlaß werden größere

Feierlichkeiten stattfi.'den. Die Hauptfeier findet am nächsten Samstag im „Badischen Hofe" statt. Derselben ist der Gedanke eines GebirgsfesteS zu Grunde gelegt und werden demnach die meisten Teilnehmer im Gebirgs- oder Touristenanzug er­scheinen. Das Programm lautet: Gemeinschaftliches Absud.-sssn; Vorspiel von E. Wais (11 Personen) und Festspiel: „Im weiße» Rößl", Lnstspiel in 3 Akten v. Blumenthal-Kadelburg mit Musik-, Gesang- und Tanzeinlagen (40 Mitwttk-mde). Nachfeier für Kinder am Sonntag, de« 15. Oktober, und Festball am Samstag, den 21. Oktober.

* Calw, 11. Okt. Gärtner Maurer hat ssine Gärtnerei im Steckenäckerle an Gärtner Hägele um den Preis von 13500 verkauft.

X Gechiugeu, 9. Okt. Am gestrigen Sonntag machte der Krieger- und Sänger­bund aus Stuttgart dem hiesigen Ort einen Besuch; im Gasthaus zum Hirsch nahm derselbe Quartier, und bald versammelten sich dort die Mit­glieder des Vsterancnvereins und andere Freunde des Gesangs, um den heiteren Weise» der Rcsidenz- ler, die unter Leitung von Lehrer Kaufmann (einem gebürtigen Gechingsr) standen, zu lauschen. Um 6 Uhr marschierten die Gäste wohlbefrtedigt der Station Althsngstett zu.

Gültlingen, 9. Okt. Aus Anlaß der Er­stellung einer Wasserleitung gab gestern dir hiesige Gemeinde ein Wasserfest verbunden mit Kinderfest. Die Leitung wird von 4 Quellen gespeist. Die Kosten belaufen sich auf etwa 45000 «A.

T Die Tübinger Strafkammer verurteilte den ledigen Taglöhner Georg Pfrommer von T-inach wegen verschiedener Diebstähle und Zechprellerei im wiederhol»« Rückfall zu 3 Jahr

Kis schrvemzs Dürrns.

Roma« von HanS Wachenhusen.

(Fortsetzn^-z.)

„Ich st'he zu Diensten, H-rr von Dodenberg!" lächelte Afra. „Gertrud, nimm das Gold da vom Tisch!" Damit schritt sie ihm voran und wirklich schien sie sich b-.ss.r in der freien Luft zu befinde». Sie ward gesprächig und Blenks unterließ nichts, ihr unterhaltend zu sein. Er folgte ihr cm diejenigen Schau­fenster, dir ihre Aufmerksamkeit anzogm, und erzählte ihr. was ihm eben einful. Er führte sie zum Brandenburger Tor hinaus, in den Tiergarten und bat si: wiederholt, ihm zu sagen, wann sie umzukehren verlange.

Nach einer Stunde erst sprach sie ihm diese» Wunsch aus. Blenk« wählte unter den Linden dir andere Seite. Sie dankte ihm wiederholt für die Mühe, die er sich um ihretwillen gebe. Er verdoppelte diese, er zeigte ihr sein Bestreben, ihre gute Laune zu erhalten, und tat dann plötzlich, wie in freudiger Ueberralchunz, einen Schritt seitwärts an da« Schaufenster eines Kunsthändlers, auch si: un­willkürlich seitwärts drängend.

„Ei, welche Überraschung!" rief er, auf das Fenster deutend. „Dieser Mädchenkcpf, diese duftige Engrlsgestalt! . . . Da? Bild sah ich schon vor Jahren in Rom an einem Fenster Wie das durch die Welt wandert! Wie finden Si« dieses für mich damals schon so anziehende, liebliche Mädchengesicht, das ohne Zweifel nach der Natur gemalt ist

Blenke hatte sich mit einem schnellen, aber scheft.bar harmlosen Blick zu ihr gewendet. Er sah ihre Augen über das Bild hinschweifen, dann wie zerstreut auf andere Bilder hinübergleiten. Er hätte si« fester, prüfender anblicken mögen, aber er wagt« eS nicht. Wie sie das Bild nur einer flüchtigen Aufmerksamkeit

gewürdigt, konnte ebenso gut.T-llnahmlosigkeit für das, was ihn als Mann an der Mädcheng-ßalt enthusiasmierte, sie gleichgiltig laffm; die Falten dss Schleiers verhinderten ihn, die flüchtige Sekunde ganz auSzubcuten ; aber er glaubte doch ge­wahrt zu haben, wie sie die Augen schloß, als sie sich abwandte.

Eines- indes macht« ihm dieser Moment klar: sie war dirftlbe, unstreitig dieftlbe, dir er damals, Hinte« dein Schaufenster am Csrso sitzend, vor dasselbe treten gesetzt» hatte.

Mit derselben Gleichgiltigkeit hatte sich Afra inzwischen ganz von dem Fenster abg'wendet» als finde sie überhaupt kein Interesse an den auSgestellttn Bildern. Ihn, erwartend, stand sie, auf die Straß« hinaus blickend.

Als er jetzt zu ihr trat, stellte er sich unzufrieden damit, daß cr sich für etwa? sie k.ft Lassendes enthusiasmiert, er blickte ihr voll und ernst in« Antlitz. Doch auch das g lanz ihm nicht, denn eine unwillkürlich erscheinende Bewegung Afra» im Vorwärtsschreiten gewährte ihm wieder nur ihr Profil. „Welche- ver­schlagene W io nur ditse Schleier erfunden haben mag!" grollt« Blenke.

„Unser Geschmack in Kunstsachen, gnädigste Frau, scheint nicht derselbe zu sein," sagte er, um wenigstens ihre Stimme zu hören. „Mich fesselt« eben heute wie damals der so unschuldsoolle. frohe Ausguck dnfts Mädchengrsichtcs, da? in der Freude der Anderen sein inniges Genüge stabet. Der Künstler sollte ein Deutscher sein, sagte man mir damals in Rom, wo es großen Beifall fand."

„Sie müssen Nachsicht mit mir haben, Herr von Bodenberg," antwortete sie, vor sich hinschauend, aber mit einer Bewegung in der Stimme, die er genau unterschied. „Ich fühle mich ermüdet von der Promenade und schäme mich Ihnen gegenüber meiner geringen Kenntnis in Kunstsachen . . . Drüben liegt ja mein Hotel, wie ich sehe; darf ich Eie bitten?"

Eie entlassen mich bereits?" fragte er verstimmt.

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