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159.
AmLs- Rud Knzeigeßlatl für den Bezirk Hakv.
80. Jahrgang.
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Amtlich« Htestumetmachnugeu.
Bekanntmachung.
Vom Montag, den 16. Oktober 1905, findet der Dienstbetrieb des Landgerichts, der Staatsanwaltschaft, des Amtsgericht, des Notariats und deS Grundbuchamts Tübingen ausschließlich im neuen Jnstizgebäude statt.
Tübingen, 4. Oktober 1905.
Landgerichtspräsident.
Göz.
Die Ortspolizeibehörde«
werden auf die Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern, betreffend die wechselseitige Benachrichtigung der Militär- und Polizeibehörden über
das Auftrete« übertragbarer Kraukheiten
Mtn.-AmtS-Bl. 1905, S. 366 besonders htngewiesen.
Calw, 5. Oktober 1905.
K. Oberamt.
Amtm. Rtppmann.
Bekanntmachung, betr. die Wiedereröffnung der landwirtschaftlichen Winterschule in Leouberg.
Die Wiedereröffnung der landw. Winterschule in Leonberg findet am Mittwoch, de« S. Rov« d. I»., vormittags 1t Uhr, statt. Der Kurs dauert bis Ende März nächsten Jahres. In die Schule können junge Leute im Alter von mindestens 15 Jahren, welche sich der Landwirtschaft oder auch andern zweckverwandten Berufsarten widmen wollen, ausgenommen werden. Der Unterricht erstreckt sich auf folgende Gegenstände: Deutsche Sprache, Schönschreiben, Rechnen, Geometrie und Feldmessen, Zeichnen, Physik, Tier- und Tierheilkunde, allgemeiner Acker- und Pflanzenbau einschließlich Chemie und Gesteinskunde, spezieller Pflanzenbau, Obstbau, Tierzucht, Betriebslehre und Buchführung. Für Kost und Wohnung haben die Schüler selbst zu sorgen; doch ist ausreichend Gelegenheit vorhanden, dieselben gegen eine Vergütung von ca. 170 in guten Familien unterzubringen, worüber der Vorstand auf Wunsch gerne Auskunft erteilt. Das Schulgeld beträgt für den I. Kurs 25 für den II. Kars
15 Dieser Betrag wird häufig von landw. Vereinen den Eltern wieder zurückvergütet. Au- melduug«« zum Besuch der Schule wollen unter Anlage des letzten Schulzeugnisses, eines Geburtsscheines und einer Einwilligungserklärung des Vaters bezw. des Vormundes recht bald an den VorstauV der Auftakt, Landwirtfchaftsinspektor Dr. Wacker in Leonberg, eingereicht werden. Der Prospekt der Anstalt, sowie die entsprechenden Anmeldeformulare können von dem genannten Vorstand der Schule unentgeltlich bezogen werden. Wir machen die Landwirte auf diese bedeutsame staatliche Einrichtung aufmerksam und bitten, auf einen zahlreichen Besuch der Anstalt hinwirken zu wollen.
Calw, 5. Oktober 1905.
K. Oberamt.
I. V.: Amtmann Rtppmann.
Lkgesurmgkeiterr.
Calw. Nächsten Mittwoch vormittags 11 Uh r wird sich eine Kommission aus Stuttgart in Althen g st ett einfinden, um sich über den Bau einer Latrinengrube dort zu orientieren. Den Freunden der Sache wird empfohlen, sich auf dem Bahnhof Althengstett einzufinden.
— In Li ebelsberg ist am Sonntag das Wohnhaus und die Schmiede des Schmieds Steimle ntedergebrannt. Man suchte den Brandstifter in einer Person, welche sich schon öfters ins Haus eingeschlichen und Nahrungsmittel (Kuchen) gestohlen habe. Nun ergab sich durch Zufall, daß der Kuchendieb der Bernhardinerhund eines Nachbars war.
Tübingen, 6. Oki. Ein hier beschäftigt gewesener Lljähriger Arbeiter namens Lauer von Obertalheim bettelte und kam auf seinem Streifzug auch in das Haus des Taglöhners Rack in der Neustadt, wo er ein 9jährigeS Mädchen allein zu Hause antraf. An diesem Mädchen beging er ein Sittlichkeitsverbrechen. Als das Kind um Hilfe rief, entfernte sich der Täter schleunigst, wurde aber alsbald abgefaßt und in Sicherheit gebracht.
Jlsfeld, 5. Okt. Ueber einen Mord berichtet die „Neck.-Ztg." folgendes: Vergangene Nacht '/'II Uhr wurde der 30 Jahre alte ledige Kaufmann Rudolf Keppler von dem Bauern Friedrich Kienzle in der Nähe des Gasthofs zum Hirsch erstochen. Keppler, ein ruhiger, stiller Mann, kam nach seiner Rückkehr vom Herbst noch in die Hirschwirtschaft, wo er den Bauern Kienzle traf. Dieser als ein Trunkenbold und händelsüchtiger Mensch bekannt, hat gelegentlich des vor einiger Zeit erfolgten Todes des Vaters von Keppler abfällige, gehässige Aeußerungen über diesen gemacht. Darüber scheint es nun zwischen beiden zu einer Auseinandersetzung gekommen zu sein, die auf der Straße einen so tragischen Schluß finden sollte. Noch in der Nähe der Wirtschaft versetzte Kienzle dem Keppler einen Messerstich in den Unterleib und rannte dann mit dem Ruf „Feurio" davon. Keppler vermochte sich noch zurück in die Hirschwirtschaft begeben, wo er aber, ohne daß er noch etwa hätte sprechen können, bewußtlos zusammensank und nach wenigen Minuten starb. Der Arzt, der schnell erschien, konstatierte den Tod infolge des Messerstichs. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn wurde sofort von der Tat verständigt und hat die Untersuchung ausgenommen. Der Täter wurde noch in der Nacht festgenommen.
Heilbronn, 6. Okt. (Schwurgericht.) Heute vormittag begann die Verhandlung gegen den 21 Jahre alten Ääcker und Taglöhner Ernst M o gl er aus Böckingen wegen 3fachen Raubmords. Er wird beschuldigt, vorsätzlich 3 Menschen getötet und diese Tötung mit Ueberlegung ausgeführt zu haben. Die Einzelheiten des furchtbaren Dramas, das sich in der Nacht vom 12./13. Juni in Neckargartach abspielte, find wohl noch in aller Erinnerung. Mogler ermordete damals die schlafenden Bäckers Eheleute Jakob Bulltnger und Karoline Bullinger sowie deren 4 Jahre altes Kind Friedrich und raubte etwa 1000 Der Verdacht, den 3fachen Mord und den Raub begangen zu
Die schwarze Dame.
Roman von Hans Wachenhusen.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
»Inzwischen muß ich der Person der Frau von Rothenhelm die größt« Aufmerksamkeit schenken," fuhr Blenke fort. „ES handelt sich zunächst darum von ihr Legitimationen zu erbitten, di« uns rückwärts auf ihre Herkunft, ihr« Familienverhältnifse führen könnten. Ich versuchte das schon vor unserer Abreise von Wien unter dem Vorwand, eS könnten ihr unterwegs Papiere abgefordert werden, sie aber erklärte verletzt, sie besitze deren nicht, man habe sie niemals wegen einer Legitimation belästigt, und um sie nicht argwöhnisch zu machen, glitt ich über die Sach« hinweg. Dasselbe muß nun hier auf eine geschickte Weise geschehen, und zwar nicht durch mich. Große Hoffnung setze ich auf meinen anderen Reisegefährten, den Pseudo-Semlow. Er kennt sie von früher; er muß gezwungen werden, sich hierüber zu äußern, obgleich er sich konsequent die Miene giebt, als wisse er nichts von ihr. Dir Gründe hierfür mögen auch vielleicht gravierend fei« für einen ehrenwerten Menschen, der um Anderer willen den Verschwiegenen spielt."
Blenke erhob sich unruhig.
„Jedenfalls muß ich Frau von Rothenhelm mit diesem asten Herrn zu konfrontieren suchen; ich sinne über eine Angelegenheit, sie beide zusammen zu führen, und ich glaube, ich habe sie schon. — Zunächst bin ich ihr heute Vor
mittag meinen Besuch schuldig, ich muß sie um Verzeihung bitten, daß ich sie gestern nicht im CircuS gesehen habe."
Dagobert hatte ihn zerstreut angehört.
»Auch ich bin gestern Abend, als Sie mich verließen, nicht müßig gewesen," sagte er. »Ich hielt er für gut, auf den Ausgangspunkt dieser ganzen traurigen Angelegenheit zurückzukehren."
»Wie verstehe ich daS?"
Dagobert trat auf di« andere Seit« des Salons und lüftete ein grünes Tuch in der Wand.
»Auf dieses hier! Sie erkennen es!" antwortet« er und Blenke stand überrascht vor dem Campagna-Bilde. Unwillkürlich faltete er die Hände, in das Anschauen des lieben Genius versinkend, der, auf der Freitreppe stehend, mit so bezauberndem Kinderlächeln seine Spenden auSteilte.
Einen dankbarm, anerk-nnendrn Blick warf er auf Dagobert.
»Ich habe damals schon ih r Künstlerhand bewundert," sprach er, verloren in der Anschauung. »Ich erinnere mich, wie ich in der Ausstellung vor diesem Bilde, diesem so lieben Mädchenangesicht, stand, und mich nicht von ihm loSreiße» konnte. Damals hatte ich keine Ahnung, wie bedeutend «S mir noch werden sollt«! ... Ja, jetzt begreife und würdige ich die Worte, di« Sie vor unserer Abreise in Wim zu mir sprachen! Ich verstehe, daß Sie sich zu Ihrer Palette zurücksehnen, da Gott Sie mit einem Talmtr begnadet hat, das mit hohem Rechte nach Hebung und Anerkennung verlangt. Ja, Sie find von Gott
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