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setzbuchs bestimmten Beschränkung besteht (Z8 1825 Abs. 2, 1855, 1903, 1904, 1917 Abs. 2 des bürgerlichen Gesetzbuchs) nur mit dem Vorbehalt angenommen werden, daß zur Erhebung des Geldes (der Hauptsumme und der kapitalisierten Zinseu) die Genehmigung des Gegenvormunds oder des Vor- mundschaftSgerichis erforderlich ist. Dieser Vorbehalt gilt auch für die späteren Einlagen, welche auf dasselbe Sparbuch gemacht werden und ist in dem letzteren vorzumerken.
Die bis zum 31. Januar nicht erhobenen Zinsen des Vorjahres aus Müudelgeldeinlagen werden vom 1. Januar an zum Kapital geschlagen.
Vorstehende Satzungsänderungen werden hie- mit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit dem Anfügen, daß solche mit der Veröffentlichung in Wirksamkeit treten.
Calw, 3. Oktober 1905.
OberamiSsparkasse.
Pommert.
^ < LagrsnesWeiten.
G Gültlingen. Die im April d. IS. an- ^ gefangenen Wasserleitnvgsarbeiten find schon seit längerer Zeit vollendet und die neue Einrichtung, welche zur großen Zufriedenheit der Bürgerschaft ausgefallen ist und tadellos funktioniert, ist seit Mitte August im Betrieb. Die gefaßten Quellen zn Salachtern und im Käsbronnen liefern reichlich Wasser, so daß in den trockensten Jahrgängen an keinen Mangel zu denken ist. Der Naturdruck ist so kräftig, daß die höchst gelegenen Häuser noch mit Wasser versehen werden konnten, und durch die Feuerwehrproben ist der Beweis geliefert, daß mit den Hydranten eine Höhe bis zu 35 m erreicht werden kann. Der Gesamtaufwand bei 2 Hochbehältern und 4 Quellstuben mag gegen 45 000 einschließlich der Grunderwerbung betragen, ein Kostenbetrag, der in keinem Mißverhältnis zn dem was Zweckmäßiges geleistet worden ist. — Zu Ehren der neuen Errungenschaft findet am nächsten Sonntag, den 8. Oktober, ein Wasserfest, verbunden mit Kinderfest auf den Buchenwiesen statt, das, wie aas dem bereits ausgegebenen Festprogramm zu ersehen ist, zu einer würdigen Feier sich gestalten wird, wenn die Witterung einigermaßen dazu beiträgt.
Nagold, 5. Okt. Bei den Unterschlagungen des nnn verhafteten Gerichtsvollziehers Wurst ist ein hiesiger Kaufmann mit über 2000 betroffen.
Simmersfeld, 5. Okt. Beim Etn- fangen einer Katze wurde die Frau des Adam Wurster von der Katze in den livken Zeigfinger gebissen. Da die Verletzung nur unbedeutend schien, achtete sie nicht darauf und begnügte sich mit einem Verband. Nach einigen Tagen stellte sich plötzlich Unwohlsein und Fieber ein. ES wurde ein Arzt gerufen, aber der Zustand der Bedauernswerten verschlimmerte sich so, daß sie nach 3 Tagen an Blutvergiftung starb. Sie hinterläßt 6 Kinder im Alter von 7—14 Jahren.
Wildbad, 5. Okt. Der Säger Braun von Enzklösterle, welcher mit seinem Bruder in die Wohnung des TaglöhnerS Dürr eindrang, indem er die Tür sprengte und Dürr mißhandelte, auf die Straße schleppte, dort in bestialischer Weise malträtierte und nackt liegen ließ, wurde verhaftet, das Opfer dieses Burschen aber im hiesigen Spital ausgenommen.
Freudenstadt, 4. Okt. Bei der heutigen LandtagSersatzwahl haben von 7141 Wahlberechtigten 4779 giltig abgestimmt. ES haben erhalten: Bauinspekior August Weber (Deutsche Partei) 1481 Stimmen, Wirt Friedrich Schmid (Volkspartei) 2474 Stimmen, Drechsler Harder (Soz) 824 Stimmen. Schmid ist somit gewählt.
Freudenstadt, 5. Okt. Die Mitglieder und Freunde der Deutschen Partei versammelten sich gestern abend zahlreich im Gasth. z. Rappen, um das Wahlergebnis abzuwarten. Auf einen Sieg ihres Kandidaten, Bauinsp. Weber, hatte sie nicht ernstlich gehofft, da er namentlich im Bezirk verhältnismäßig wenig bekannt war und die VolkSpartei durch ihre Organisation und langjährige Vorarbeit einen bedeutenden Vorsprung gewonnen hatte. Bedauerlich ist bei unserer in der Hauptsache bäuerlichen Bevölkerung besonders das Anwachsen soz.-dem. Stimmen, die sich von 8 im Jahr 1895, 125 im Jahr 1900 und 673 im Jahr 1903 auf 824 steigerten, ebenso dann auch die geringe Wahlbeteiligung. Rektor Haug hob, nachdem er der Versammlung das Ergebnis bekannt gegeben hatte, hervor, daß sich die Deutsche Partei trotz der erlittenen Niederlage nicht entmutigen lassen dürfe, sondern daraus lernen müsse, daß zur Erlangung eines Siegs Vorarbeiten nötig sind, die nicht versäumt werden dürfen. Obwohl die Programme der beiden Kandidaten entsprechend den Parteiprogrammen sich fast vollständig gleichen, habe doch die Deutsche Partei die Aufstellung eines eigenen Kandidaten und die Aufnahme des Wahlkampfs für nötig erachtet wegen der Verschiedenheit beider Parteien in ihrer nationalen Anschauung. Der Wahlkampf sei erfreulicherweise ruhig verlaufen ohne gegenseitige Verunglimpfungen, was aber bei der Deutschen Partei nicht erst eine Folge der Mahnung der demokratischen Presse sei, den Wahlkampf „vornehm" zu führen. Das Anschwellen der soz.-dem. Stimmen, woran die Volkspartei nicht ganz ohne Schuld sei, bilde eine eindringliche Mahnung an das Bürgertum, sich zu ernsthafter Arbeit zusammenzuschließen und den nationalen Gedanken wieder mehr zu pflegen. An Bauinspekior Weber, der sofort nach Beendigung seiner Wahl- reisen nach Stuttgart zurückgekehrt war, wurde ein Danktelegramm für seine aufopfernden Tätigkeit abgesandt. (Schw. M.)
Tübingen, 5. Okt. Die aus demKuster- dinger Rathaus gestohlenen Wertpapiere im Betrag von 2000 sind in Ludwigsburg angehalten
worden, so daß nur noch 200 fehlen. Der Dieb ist wieder entwichen, doch dürfte ihn sein Schicksal bald ereilen.
Ulm, 5. Okt. Vor dem Schwurgericht hatte sich gestern der frühere Hilfsbriefüäger und Landpostbote Karl Hutter von Söflingen wegen Amtsunterschlagung, Urkundenfälschung und Betrugs zu verantworten. Er war Vorstand eines Vereins „Gemütlichkeit" und hatte als solcher die Spargelder der Mitglieder in Höhe von jährlich etwa 1000 zu verwalten. Da er mit seiner Besoldung von zuletzt 60 monatlich nicht auskam und zur Bezahlung von Schulden gedrängt wurde, entnahm er den Spargeldern zu eigener Verwendung 500 ^ und deckte diesen Betrag durch ein vom Kassenfabrikanten Frank unter Vorlage eines gefälschten Bürgschaftscheines erhaltenes Darlehen von 500 ^ Außerdem vergriff er sich an Geldern, die mittels Postanweisungen bezw. Wertbrief abzulief-rn gewesen wären oder die ihm von Personen zur Einzahlung an die Post übergeben worden waren und zwar deckte er mit den nachfolgenden Unterschlagungen immer die vorhandenen Fehlbeträge und fälschte die Register und Belege seiner Machenschaften entsprechend. Insgesamt unterschlug er auf diese Weise 1690 beging dann noch Fälschungen weiterer öffentlicher U.künden und öffnete und unterdrückte, um Reklamationen seitens der Absender oder Empfänger der Geldsendungen zu verhindern, eine große Anzahl von Briefen. Der Angeklagte war in allen Einzelheiten geständig und wurde unter Zubilligung von mildernden Umständen zu 2 Jahren Gesäugnis verurteilt. Außerdem wurde auf die Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von 5 Jahren erkannt.
Aus Friedrichs-Hafen, 4. Oktober wird dem Neuen Tagblatt geschrieben: Das neue Lufts chiff des Grafen v. Zeppelin, das im Laufe des F.ühjahrs und Sommers am Ufer von Manzell gebaut worden ist, darf nunmehr in der Haupisache als vollendet bezeichnet werden. Der Zeitpunkt des ersten Aufstieges scheint jetzt gekommen zu sein. Zunächst muß etwas beständigeres Wetter als das bisherige abgewartet werde». Beim Zusammentreffen der erforderlichen günstigen Luftströmung und guten Wetters darf damit gerechnet werden, daß der Aufstieg noch im Laufe dieses Monats, voraussichtlich in seiner zweiten Hälfte, stattfinden wird. In diesen Tagen finden hier Beratungen von Meteorologen statt, die sich auch mit dem Studium der Luftströmungen über dem See beschäftigen werden; unter den hier eingetroffenen Gelehrten befindet sich auch der bekannte Meteorologe Prof. Hergesell-Straßburg. An den ersten Aufstieg des neuen Luftschiffes werden von den Fachleuten groß; Hoffnungen geknüpft. Die praktischen Ergebnisse der Fahrt müssen zeigen, inwieweit diese Hoffnungen in Erfüllung gehen werden. Bei dieser Gelegenheit sei noch einmal auf die wesentlichsten Aenderungen des neuen Luftschiffes gegenüber dem
„O, ich werde wahnsinnig durch diese» Alleinsein!" rief sie, die Hände ringend. „Ich will hinaus, will fort! Niemand soll mich finden!" Sie stürzte zu den Koffern, suchte mit zitternden Händen heraus, war sie an Geschmeide mit sich führte, häufte iS auf den Tisch und starrte dann die blitzenden Steine an.
„Sie soll davon verkaufen, was notwendig ist, sobald eS Tag geworden ist . . . Ich will sie rufen, ich bin erschöpft, ich fühle eS; der Mangel an der notdürftigsten Nahrung hat mich in diesen Zustand versetzt! . . ."
Sie schellte und floh in da» Schlafgemach. Man sollte ihr ein Frühstück servieren, sie fühlte sich unwohl. Erst al« die Magd gegangen war, wogte sie sich wieder in den Salon, und zu ihrem Trost stand Gertrud schon wenige Minuten später vollständig angr kleidet vor ihr.
„Ich habe die Nacht kein Auge geschloffen au» Besorgnis für die gnädige Frau!" sagte sie, mit heimlichem Blick das erschlaffte Antlitz Afra'S beobachtend. Sie hatte sich so früh erhoben, um vor dem Erwachen ihrer Herrin ihren Rapport abzustatten, und um Instruktionen zu bitten, Afra selbst aber half ihr zur Ausführung ihre« Vorhaben». „Ich sagte dir schon, jene andere verließ mich, meine Kassette mit sich nehmend; ich brauche Geld. Sobald die Geschäfte offen find, nimm von dem da und bringe zum Juwelier so viel um das Reisegeld nach London zu haben; ich überlass« dir dar Uebrige; aber gehe bald; der Gedanke, so ganz von Allem entblößt zu sein, macht mich krank. Ich ertrage eS nicht... Nimm und gehe! Wenn du zurückkehrst, wirst du mich schon angekleidet finden; ich will auüfahren, eine Promenade machen; du kannst mich begleiten; di« frisch« Luft wird mir wohltun!"
Gertrud wählte mit sachkundigem Auge und ging.
Afra nahm «in« Taffe mit Ter zu sich, nippt« von dem Brödchen und begab sich dann mit Hast an ihre Toilette.
Dieses Mädchen sollte nicht ihre abgespannten Züge sehen; mit eigener Hand wollte sie denselben eine künstliche Frische geben. Und das beschäftigte sie wenigstens.
Kapitel 36.
Um dieselbe Morgenstunde trat Blevke elegant gekleidet wieder in Dagoberts Zimmer.
„Schlechte Nachrichten, die ich soeben erhielt," rief er verstimmt. „Dieser Dr. Troves «x stiert in Dublin, auch sein Institut, ein orthopädische» oder wi e es sich sonst nennt. Der Mann aber soll nicht gerade im besten Rufe stechen. Er soll jung« Mädchen in sein Institut aufnehmen, die ihm zur Kur und Pflege geschickt werden und sie au» demselben wieder fortschicken, wenn er seine Kunst nicht an ihnen üben will oder sie für seine ärztliche Pflege nicht geeignet hält, man wisse aber nicht immer wohin er sie sende. Die Fama behauptet, durch das Tor seiner Anstalt sei wohl so mancher lästige, jmge Fim lirnmitzlied ein- getreten und wieder verschwunden, indes kann min. so heißt es in dieser D:- pssche" — er reichte sie Dagobert — „ihm nicht» Bestimmtes nachsagrn. Auf Requisition ist sofort eine überraschende amtliche Nachforschung in seine« Anstalt abgehalten worden, aber man fand di« Gesuchte nicht und wußte auch keine» Namen anzugeben, unter welchem sie in derselben hätte ausgenommen sein können. Ist Letztere» wirklich geschehen, so ist zu vermuten, daß di« Unglückliche nur durch die Hände diese» Mannes und also wohl nicht durch die besten gegangen ist. Er erklärt, nicht» von ihr zu wissen, und verweigert jede Autkunft, wenn man ihm nicht sagen könne, wie der Name de» Mädchen» ist. So wird unser persönliche« Suchen dort also wohl von keinem Erfolg« sein, bi« wir weitere Geständ niff« von der Verhaftete» erzwingen."
(Fortsetzung folgt.)