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ihrem Vater vernachlässigt worden, weil er ein Sklave ihrer Launen, ihrer Verschwendungssucht war. Zerbone wußte, denn ich selbst erzählte eS, daß ich von dem väterlichen Gut, auf dem man mich ganz einer schwachen Erzieherin überlassen hatte, ein halb verwildertes Mädchen, davongelaufen, als die Gläubiger kamen, um mir, der Verlassenen, nur einen Strohsack als Lager zu gönnen, und so mußte ich ihm als willkommene Schülerin erscheinen. Aber «in Ekel vor dieser Kunst überfiel mich, als ich mich der Mißhandlung roher Hände unterworfen sah, und Zerbone, der schonend gegen mich war, erwartete mich eine- Morgens vergeblich zum Unterricht . . . Niemand hatte ein Recht auf mich, er so wenig wie die andern. Ich will ihn also nicht mehr kennen, eS würde mir beschämend sein, wenn Sesto erführe . . ."
„Und doch . . . mich beschleicht eine solche Furcht. Ich fürchte mich so allein, so verlassen! Ich bin zufrieden, daß Jane fort ist, und dennoch ist'S mir, als fehlt« mir alle»! . . . Und was ist mit Sesto geschehen? ... Bodenberg'S Wort« klingen so sonderbar. Wenn er mir die Unwahrheit gesagt, wenn man mich nur hierher gelockt hätte in diese Stadt, dir . . . O, es ist wie ein Verhängnis über mich gekommen, daß ich ihn, gerade ihn lieben muß! ... Und nicht ein« Zeile ließ er für mich hier zurück! Nur Bodenberg'S Worte und halbe Versicherungen, an die er vielleicht selbst nicht glaubt! . . . Und wo ist Jane? O, wüßte ich nur, wo sie ist! Sie hätte mich in anderer Weise verlassen können, nur nicht so! . . ."
Ein Frösteln überfiel sie, die Wirkung des in ihr aufsteigenden Zweifels, dar Gefühl der Herzensöde, der Unzufriedenheit mit sich und ihrer Leidenschaft. Sie legte die Hände vor die Augen und begann zu schluchzen, aber diese Augen blieben trocken, kein Tränenquell erleichterte ihr Hrrz. Di« Angst trieb sie auf und jagte sie im Zimmer umher.
»Mir ist so bange, als müßte ich Jane nach! Ich ertrage diese Pein nicht, die mir das Herz zu ersticken droht! Warum belüge ich mich selbst und die Welt! Mir ist'S stets, als fühle ich einen Wurm an meinem Herzen nagen, wenn ich allein bin, und da war die Gegenwart dieser elenden Weibes eine Beruhigung. Sir war'S ja, die alles ..."
Heiß« Angst stieg ihr aus der Brust herauf. Sie rang nach Atem, riß di« Kleidung von sich, kniete nieder und barg dar G-sicht in den Händen; dann wieder aufspingend, tobt« sie gegen sich selbst und sich vergessend, so laut, daß Gertrud besorgt hereintrat und »»gehört auf der Schwelle erschien.
Afra, als sie den Schatten der sie Uebrrraschenden plötzlich vor sich auf dem Teppich sah, erschrak heftig. Ein SchreckensauSruf machte das Mädchen bestürzt zurückweichen. Der Anblick ihrer Herrin schüchterte sie ein; die Hände schützend vor sich aurstreckend, stand sie da, während Afra sich ebenso furchtsam in den Hintergrund des Zimmers geflüchtet hatte.
»Du bist eil" rief sie hier beschämt und zu sich kommend. „Warum erschreckst du mich?" Aber sich wieder beherrschend strich sie das dunkle Haar aus dem Antlitze und trat mit gesenkter Miene langsam heran. „Achte nicht auf mich!" sagte sie in gütigem Tone. »Wenn diese Beklemmungen mich überfallen, bin ich recht unerträglich. Ich ernte ja nichts als Undank in der Welt! Du bist noch zu jung, um zu verstehen, wa» in dem geprüften Herzen eines Weibes vorgehen kann."
Ein Geräusch draußen im Korridor ließ sie plötzlich aufhorchen. Aber eS ging vorüber. Sie blickt« nach der Uhr und senkt« wieder mutlos das Haupt.
»ES ist spät!" flüsterte sie vor sich hin. Ich kann nicht allein s in; ich fürchte mich; und Sie in meiner Nähe zu haben, wenn meine Träume laut werden . . ." Sie warf einen mißtrauischen Blick auf Gertrud, die mit so unschuldsvollem Gesicht dastand. „Du verstehst mich nicht," sagte sie, zu dieser tretend und ihr die Hand auf die Schuster legend; »aber du sagtest es ja, du bist auch ein Weib und kannst verstehen, war «ine ander« so trostlos macht. ES ist nicht so leicht, mir zu dienen, aber wenn du er könntest ... Ich will dir kein Hehl daraus machen, daß ich hier eine Person erwarte, die mir über alles teuer ist, aber eine Ahnung sagt mir, daß ich vergeblich warte und das bringt mich zum Wahnsinn! Herr von Bodenberg, Sesto'S Freund, tröstet mich mit Versicherungen, an di« ich nicht mehr glauben darf; die Scham über mich selbst, der Gedanke, in meinem Stolz so tief gedemütigt zu werden, sie jagen mich fort von hier, wohin Bodenberg mich mit vielleicht falschen Vorspiegelungen lockte, die ich nicht begreif«; aber di« Hoffnung zwingt mich, noch auSzuharren, bis er mir wenigstens «in Zeichen sendet . . . Und warte ich vergebens . . . Sieh, ich bin reich und karg« nicht; jene andere, die mich so undankbar verließ, sie hat eS erfahren und ihre Habsucht war selbst damit nicht zufrieden . . ."
Eie nahm Gertrud'- Hand und zog sie zu sich heran. Im Grunde ihres Herzens hatte sie immer noch di« Hoffnung, daß Jan« plötzlich eintreten werde, aber dir Zweifel ertöteten dieselbe, denn e» war so spät schon.
»Verlange, was du begehrst; du sollst mich begleiten . . . nach England,
dem Ziele meiner R-is«! Jene andere, ich mag selbst ihren N raren nicht mehr
autsprechen, bestahl mich um meine Kassette und ward flüchtig, während ich sie hier erwartete; ich habe mich bis jetzt gesträubt, an diesen Undank zu glauben, aber sie ist fort! ... Du wirst morgen nehmen und verkaufen, was ich an Wertvollem bei mir führe, und dann mit mir reisen. Ich werde ja meine Ruhe wiederfinden, wenn ich fort bin, eS leidet mich nicht in dieser Stadt. Selbst Herr von Bodenberg vergißt schon die Aufmerksamkeit gegen mich; eS war nicht
artig von ihm, er hätte mich heut« Abend aufsuchen müssen. Warum sandte er
mich in den EircuS, wenn er nicht selbst dort erscheinen wollte? . . . Nicht wahr, du gehst mit mir! Von England reisen wir in «in schöneres Land, und willst du mir nicht weiter folgen, ich werde dich reich belohnen." (Forts, folgt.)
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