^ 186 . Amis- und Anzeigeökatt für dm Bezirk Halm. 80 . Za-iM,.
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Dienstag, den 3 Oktober 1905.
Lbonntsrintlpr. in d. Stabt pr.Mertels. Mk. I.1Ü incl.Träger!, Bierteljäbrl. PostbttUgSpretr ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortsoertehr 1 DU.,,. d. sonst, «ertehr Mt. 1.10, Bestellgeld 20 Psg,
-«ttiche HteßchMtM-chnn-e«.
Die Ortsvorsteher
werden unter Hinweis auf ß 19 der Ministerial- verfügung vom 2. Januar 1900 (Reg.-Bl. S. 1) aufgefordert, auf 1. k. Mts. ihre Sportelver- zeichuifse abzuschlitßen und eine Reinschrift derselben sowie die eingezogenen Sporteln nach Abzug der ihnen zukommenden Gebühr hierher vorzulegen. Sind Sporteln nicht angefallen, so ist Fehlanzeige zu erstatten.
Die Sportelverzeichnisse oder Fehlanzeigen find mit einer Beurkundung darüber zu versehen, ob Fälle eines Nachlasses oder einer Wiederaufhebung von Sporteln nicht vorgtkommen sind.
Calw, 30. September 1905.
K. Oberamt.
Amtm. Ripp mann.
Die Ortsbehörde«
werden veranlaßt, die im letzten Quartal angtfallenen Regiebaunachweisuuge« bezw. Fehlanzeigen hteher vorzulegen.
Calw, 30. September 1905.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann.
Die Ortsbehörde«
werden beauftragt, in Bälde die Berichte über die
Steuer- und Brandschaden-lieferunge« der
Gemeindepfleger vorzulegen.
Calw, 1. Oktober 1905.
K. Oberamt. Voelter.
Die Ortsbehörde«
werden beauftragt, die Lokalfsuerschauer zur baldigen Vornahme der Visitation aufzufordern, damit die Defekte noch vor Eintritt de- Wintererledigt werden können.
Calw, 1. Oktober 1905.
K. Oberamt. Voelter.
Bekanntmachung, detr. die Schonzeit für Flutz und Bachforellen rc.
Es wird hiemtt in Erinnerung gebracht, daß die Schonzeit für Flutz- und Bachforellen,
sowie für Bach- und Kreuzungssatblinge am 10. Oktober ds, Js. beginnt und für die Nagold und ihre sämtlichen Seitenbäche lt. bezirkspolizeilicher Vorschrift vom 27. März 1897 (Calwer Wochenblatt Nr. 83) bi- 1. Februar 1906 dauert.
Die Schonzeit hat die Wirkung, daß während derselben die geschützten Fische weder gefangen noch feilgeboten, noch verkauft oder in Wirtschaften verabreicht werden dürfen.
Sollten solche Fische zufällig gefangen werden, so find sie sofort wieder in dasselbe Wasser frei einzusetzen.
Während der Schonzeit und während weiterer 6 Wochen nach beendigter Laichzeit dürfen ferner keine Eule« in solche Ftschwasser zugelassen werden, in welchen die betreffenden Fische sich vorherrschend aufhalten, sofern diese Fischwasfer nicht Gemeinden zur Benützung stehen und von der Gemeindebehörde hiezu Erlaubnis erteilt worden ist.
Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden nach Art. 39 Z, 2 Pol.-Str.-G. mit Geldstrafe bis zu 45 bestraft.
Calw, 1. Oktober 1905.
K. Oberamt. Voelter.
Fischzucht bete.
Diejenigen, welche die Berechtigung zum Fangen von Fischen während der Laichzeit zu Zwecken der künstlichen Fischzucht zu erlangen wünschen, werden hiemit veranlaßt, die diesbezüglichen Gesuche in aller Bälde hier einzureichen.
Calw, 1. Oktober 1905.
K. Oberamt. Voelter.
UagesuksLAMru.
^Amtliches aus dem Staatsanzetger.j Am 29. September ist von der Evangelischen Oberschulbehörde eine Schulstelle in Sindelfingen, Bezirks Böblingen, dem Schullehrer Pfrommer in Neuweiler, Bezirks Calw, übertragen worden.
Gechingen, 1. Okt. (Korresp.) Der Abgeordnete für den 7. ReichstagswahlkreiS, Herr Schweikhardt-Tübingen, erstattete am heutigen Sonntag im Gasthaus zum Adler den Reichstagsbericht über die letzten 2 Jahre, welche 193 Plenarsitzungen und eine große Zahl Kommisstonsfitzungen einschlitßen, denen der Abgeordnete beinahe stets onwohnte. Er referierte über die mißlichen Reichsfinanzen, über Kavallerievermehrung, zweijährige P.äsenzzsit, über Soldatenmißhandlungen und Erhöhung der Osfiziersgehälter, dabei besonders die Zenirumspraktiken hsrvorhebend. Unsere Kolouial- politik wußte der Redner, weil selbst Mitglied der Budgetkommifsion, in gerechter Weise und mit beißender Ironie zu beurteilen. Die innere und äußere Politik des deutschen Reiches ist wesentlich durch den Verlauf des russisch-japanischen Krieges beeinflußt. Von den möglichen neuen Steuern, die kommen müssen, bespricht der Abgeordnete einige.
Dis schwcrrzs Dame.
Roma» von HanS Wachenhusen.
(Fortsetzung.)
Sie setzte den Hut auf den Scheitel und bedeckte das halbe Antlitz mit dem Schleier. So gefiel fie sich vor dem Spiegel, und als kost« sie es auch jetzt noch einen letzten Entschluß in ihrem launenvollen Stimmungswechsel, wandte fie sich schnell zur Tür und trat hinaus.
Ein bis auf den letzten Platz besetztes, überfülltes Haus empfing sie; in den oberen Räumen harrte alles in froher Spannung des Beginns.
Mit einer gewissen Befangenheit trat sie in ihre Loge und warf unter dem Halbschleier einen schnellen Blick über di« geräuschvoll« Menge.
„Nimm den vorderen Platz," sagte fie zu Gertrud, „ich liebe eS nicht, bemerkt zu werden!" Und unzufrieden mit diesem Arrangement ließ sie sich hinter dem Mädchen nieder.
Auch Gertrud fand dasselbe nicht ungerechtfertigt; die Vorderplätze der anstoßenden Logen waren von jungen Männern besetzt. Diesen halb den Rücken zuwendend, wagte Afra, den Schleier vom Antlitz zurückzuziehen und ließ das Auge über die Loge schweifen. „B-fehlen di« gnädige Frau, daß ich einen anderen Zettel hole?" fragt« Gertrud, als dieser durch ihre Schuld über die Brüstung drr Loge gefallen war.
„Ich bin so fremd hier!" antwortete Afra, kaum hörend. „ES wird mich alles wenig interessieren."
Die Vorstellung begann mit dem ganzen Pomp eine» Galaabends. Afra schaute hin; fie folgte den Leistungen mit steigender Teilnahme, lächelte auch zu- weilen, hingerissen durch die Heiterkeit der Menge, über die plumpen Spässe der Clowns und verriet endlich eine Unruhe, di« Gertrud besorgt zurück- schauen ließ.
Als nämlich eben der Stern des Abends, die bedeutendste Reiterin, unter jubelndem Applaus entlasten war, hörte Afra einen der Herren in der Nebenloge einen Namen nennen, der sie zu erschrecken schien.
„Jetzt kommt Zerbone l"
Bei den Worten kehrte sich Gertrud wie zufällig zu ihrer Herrin zurück, des Reiters nicht achtend, der eben auf ungesatteltem Rappen in blendendem Goldschvppen-Tricot in die Arena sprengte.
Eie entdeckte Afra's plötzliche und heftige Bewegung und wendete sich wieder ab, um scheinbar der Vorstellung zu folgen.
Afra hatte die Augen geschloffen; wie von einem Schwindel erfaßt, saß sie da. Sie schaute auch nur furchtsam hin auf die Bravour-Leistung deS Reiters, der alle umher mit Staunen und mit Schrecken folgten und erst, als ein rauschender Applaus ihr sagte, daß er die Arena verlassen habe, hob fie die Lider. Die lauschende Gertrud meinte, sie höre sie hoch und schwer aufatmen.
„N,cht> wahr, gnädige Frau, eL war unübertrefflich," sagte sie in naiver Erregung, sich wieder zu ihr wendend.
„Ich sah dergleichen schon oft," gab Afra, wieder ruhig apathisch zur Antwort, und als die Zofe sich abgewendet hatte, versank sie in sich. „Es interessiert mich heute nicht!" sprach sie unter dem das HauS durchtobenden Beifall wieder halblaut, wie für sich; aber ein Angstlaut erschreckt« säst gleichzeitig Gertrud und die Nachbarschaft, denn wieder stürzte der Rappe sich über die bereits geschloffene Barriere in die Arena.
Zerbone, dankbar für den seinem ersten Auftreten hier gespendeten Beifall riß da» Publikum durch ein Bravourstück zu endlosem Enthusiasmus hin, und als er schließlich mit gekreuzten Armen, den einen Fuß aus dem Rücken de» Pferde», den anderen auf der Mähne desselben, die Bewunderung seiner herkulischen Gestalt einheimsend, mit Selbstbewußtsein sich an der Barriere vorüber bewegte, erkannte sein geübte» Auge die schöne Frau, die sich selbst und ihr« Zu-