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^ 155 . Amis- uud Anzeigektatt für de« Wezirk Hakw. 8 «. )«i,W«z.

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Sonntag, den 1. Oktober 1905.

Lbonn«ment-pr. in b. Stadt pr.Biertelj. Mk. 1.10 tncl.Lrägerl. VterteljLhrl.Bostbo-ua-preiS ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar» ortSvertehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk.1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

lagetznesizkeite«.

T Der Schmiedgehilfe Schäuble von Stamm heim, welcher den Lehiknrs für Gold­schmiede in Reutlingen besucht, wurde am 18. Juni bei Reutlingen nachts 11 Uhr von dem ledigen Weber Jakob Walter überfallen. Durch Droh­ungen und Gewaltanwendungen erpreßte sich Walter von Schäuble zuerst 10 und dann noch weitere 42 ^ Die Tübinger Strafkammer verurteilte Walter zu 1'/- Jahr Gefängnis.

T Neuenbürg. Die Geestemünder Groß­firma wird in hiesiger Stadt einen Fisch markt errichten, was wohl bei den hohen Fletschpretsen freudig begrüßt werden dürfte.

Stuttgart, 29. Sept. Zam Bahnhofnm- bau-Stuttgart schreibt derStaatsanzeiger." Die Vorarbeiten für den Umbau des Hauptbahn­hofs Stuttgart und dis damit zusammenhängenden Neu- und Erweiterungsbauten find vor kurzem zum Abschluß gekommen. In dem hierüber aus­gearbeiteten Gesetzentwurf handelt es sich neben den Bauten außerhalb Stuttgarts in erster Linie um den Umbau und die Erweiterung des Hauptbahnhofs Stuttgart mit Erweiterung des Nordbahnhofs. Für die Verbesserung der Stuttgarter Bahnhofsverhält- uisss ist eine große Zahl von Lösungen versucht worden; neben dem Projekt der Belastung des Bahn­hofes an der Schloßstraßs wurden insbesondere in Betracht gezogen die Verlegung des Hauptbahnhofs mit Beibehaltung der Kopfform an die Kronen­oder an die Schillerstcaße, die Herstellung eines Durchgangsbahnhofs, die intensivere Ausnützung der Güterbahn Untertürkheim Kornwestheim im Zusammenhang mit dem Ausbau der Bahnhöfe Kornwestheim und Untertürkheim, sowie die Her­

stellung eines neuen Hauptbahnhofs in Cannstatt als Ersatz für den Umbau des Hauptbahnhofs Stuttgart. Nach den Ergebnissen der eingehend­sten Untersuchungen, bei denen wiederholt Sachver­ständige aus Kreisen außerhalb der Württemberg. Staatsbahn mitgewirkt haben, konnte neben dem Schloßstraßenentwurf nur die Verlegung des Haupt- bahnhofs mit Beibehaltung der Kopfform an die Schillerstraße ernstlich in Frage kommen. Da aber nach Ansicht der Generaldirekrion der Staatseisen­bahnen auch diesem Entwurf Mängel in bau- und betriebstechnischer Richtung anhaften und da die Kosten der Ausführung bei beiden Entwürfen an­nähernd gleich hoch sich stellen, so ist in der Be­gründung zu dem wegen dieser Bauten aufgestellten Gesetzentwurf die Ausführung des Schloßstraßen­entwurfs vorgrschlagen worden. Zufolge Allerhöchster Weisung Sr. Majestät des Königs soll nun aber die ganz: Frage nochmals geprüft und untersucht werden, ob die dem Schillerstraßentwurf anhaftenden Mängel beseitigt werden können. Für den Fall sich dies bei wiederholter Prüfung als unmöglich er­weisen sollte, hat die Generaldtrektion der Staats­eisenbahnen die Frage zu untersuchen, ob etwa auf anderer Grundlage ein einwandfreies Projekt auf­gestellt werden kann. Die Beizichung weiterer Sachverständiger ist dabet in Aussicht genommen.

Stuttgart, 29. Sept. Der Militär- brieftauben-Wettflug Stuttgart - Berlin anläßlich des Cannstatter Volksfestes hatte ein gutes Ergebnis. Am Dienstag vormittags 10 Uhr wur­den 74 Berliner Brieftauben aufgelassen, die bei der Entfernung von 900 Klm. wenigstens 9 Stunden Flugzeit nötig hatten, sodaß sie am Dienstag nicht mehr eintreffen konnten. Am andern Morgen herrschte in Berlin starker Nebel, weshalb die Züchter auch

am Mittwoch Morgen noch keine Tauben erwarteten. Trotzdem traf die erste von ihnen um 8 Uhr 22 Min. bei Hrn. Hessinge-Großlichterfelde (Ver.Heimkehr") ein. Sie überbrachte folgende Depesche an den Deutschen Kaiser, die sofort durch Eilboten dem Zivilkabinett übermittelt wurde:Großer Exerzier­platz zu Cannstatt, 20. 9. 05. Ew. Kaiser!, und König!. Majestät! Ueber 6000 geflügelte Boten stehen soeben bereit, in schnellem Flug nach allen Gegenden Deutschlands zu eilen und Kunde zn bringen von der unter dem Allerhöchsten Protektorat Sr. Majestät des Königs Wilhelm II. von Württem­berg stehenden allgemeinen Ausstellung des deutschen MilitärbrieftaubenliebhaberverbaudS. Sie werden, wenn einmal der Ruf des obersten Kriegsherrn an sein Volk ergehen sollte, sofort bereit sein, sich den Befehlen Ew. Köntgl. und Katserl. Majestät unter­zuordnen. Untertänigst v. Gauß, Oberbürgermeister. Fr. Rankenberg, Verbandsvorfitzender".

Stuttgart, 29. Sept. Zwei freche Raub­anfälle wurden hier in der Nacht auf den 17. September verübt. Ja der Ludwigsburgerstraße wurde der Lokomotivheizer Gruber von einem etwa 30 Jahre alten Mann zu Boden geschlagen und ihm unter Mißhandlungen sein Geldbeutel mit etwa 24 entrissen. In der gleichen Nacht wurde in der Bahnhofstraße dem Glaser Berroth von zwei jungen Burschen sein Geldbeutel mit 3 80 A

entrissen.

Ensingen OA. Vaihingen, 28. Sept. Mit der Früh lese wird begonnen. Der Stand der Weinberge ist außerordentlich schön; die Trauben find gesund und vollständig.

Gruppenbach bei Heilbronn, 29. Sept. Der König hat bei dem siebenten Knaben des Bauern Karl Bauer in Obergruppenbach Paten-

Die schwarze Dame.

Roma« von Han» Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Es war eigentlich nicht meine ernstliche Absicht, für di« wenigen Tage ein Engagement zu treffen . . . Wie nenne ich Sie also?"

Gertrud, gnädigste Frau!" Und mit einer überrumpelnden Geschicklichkeit war di s: bereits im Begriff, sie in die Robe zu kleiden.

Afra bewunderte im Spiegel dir Fertigkeit dis Mädchen», lächelnd nahm sie die ehrerbietigen Komplimente hin, die dasselbe ihr sagte, während ihre hüb­schen Hände an ihrer Person beschäftigt waren. Da» Mädchen, überlegte sie, sollte nicht das Zimmer neben ihrem Schlafgemach bewohne», das für Jane be­stimmt gewesen: sie wollte eine ihr fremde Person nicht so nahe um sich haben. Gertrud sollte ein Dienerschaftszimmer im Hotel erhalten und dort ihres Winkes gewärtig sein.

Gertrud bestach in der Tat ihre Herrin durch liebenswürdige Dienstfertig­keit. Al» Afra ihr von ihrem Zimmer sprach, antwortete sie bescheiden, sie wolle ihre Habseligkeiten bei ihrer Schwester kaffen, bis sie gehört, ob di« gnädige Frau mit ihr zufrieden sei, und bescheiden trat sie hinaus auf den Flur, als diese ihr andeutete, sie wolle allein sein.

Als Afra, angekleidet, nach einem Frühstück begehrte, fühlte si:, daß es doch befftr sei, irgend eine Person zu ihrer Verfügung zu haben. Sie wußte Bodenberg Dank für seine Aufmerksamkeit.

34. Kapitel.

Nach einem flüchtigen Imbiß war Blenke wieder nach dem Molkenmarkte zurückgekehrt, um iu der betreffenden Abteilung eine zuverlässige Kammerjungfer

zu begehren, und eine Viertelstunde darauf stand schon die hübsche Gertrud mit dem hellblonden Haar, den klugen, grauen Augen und dem Stutznäschen vor ihm.

Gertrud hatte das Unglück gehabt, sich mit sechzehn Jahren in einen leichtsinnigen Burschen zu verlieben, der sich im Wirtshause wohler fühlte, als in der Werkstatt. Aus Liebe zu ihm hatte fie, als er in Geldnot war, fich verleiten lassen, eine Brosche zu versetzten, die ihrer Herrin gehörte, aber früher vermißt wurde, als fie dieselbe wieder einznlösen im Stande war.

Ihres Vergehens geständig, ward sie mit Rücksicht auf ihre Jugend zum niedrigsten Strafmaß verurteilt. Als fie dasselbe abgebüßt, war der Geliebte verschwunden und keine Aussicht auf einen anderen Dienst. Aus Not ging fie auf den Vorschlag eines Polizeibeamten ein, der das hübsche Ding nicht in schlechte Hände kommen lassen wollte, ihre Dienste der Behörde zu leihen, und Gertrud zeigte fich als brauchbare, kluge Agentin. Durch ein­flußreiche Personen ward sie fortan namentlich fremden Gesellschaften empfohlen, in deren innere Verhältnisse man einen Einblick zu haben wünschte. Die Ge­wohnheiten, mit solchen umzugehen, gab ihr einen gesellschaftlichen Schliff, der fie schnell zur Vertrauensperson machte. Sie lernte horchen, Briefe erwischen und lesen, Schlüssel abhanden kommen zu lassen und ward, da jede Herrschaft mit ihrer Leistung zufrieden war, beim Abschied von dieser stets reichlich belohnt.

Mehrmals waren ihr von einer solchen schon die glänzendsten Anerbietungen gemacht worden, mit auf Reisen zu gehen, aber fie befand sich besser so; es war ihrem aufgeweckten Naturell viel unterhaltender, immer neue Gesichter vor fich zu haben, neue Familienverhältniffe kennen zu lernen, und in den ersten Hotels sah man fie immer gern.

Blenke instruirte nun Gertrud auf'S Genaueste hinsichtlich ihrer Obliegen-