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154.

Amts- «nd Znzeigekkatt für den Nezirk Hakw.

80. Jahrgang.

N-sch-immaltag«: »i»n«taa, »onn«r«t-i>, «amS-

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!»I, Tonn tag.' Ans«tioir<pr«'r 12 Pfg. pro A-il« str Etadt " '" ,j«iß,»^-

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Samstag, den 30. September 1905.

Abonn«m«nt»pr. in d. Stadt pr.viertelj. Mi. I.ioincl.PrSqerl. MertcljLhrl. Postdijugdprei« ohne Bestell«, f. d. Orts- u. Nachbar. ortSverlehr 1M., s. d.son' " ^ -- " "

. sonst. Berlar Mt.1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

-«nicht MtSamümachaagt«.

Bekanntmachung.

Mannschaften, welche zum Dienst in SÜV- wtstafrika bereit find, wollen bis sich spätestens

17. Oktober 1905, Wochenvormittag- V-LO Uhr, melden.

Bezirk-kommando Calw.

Die Ortsbehörde«

werden beauftragt, die vrmeindevisttationS- Rezetz-Ücher, soweit der Bericht über die Rezesse verfallen ist, zuverlässig dinne« 8 Tage« hieher vorznlegen.

Calw, 29. September 1905.

K. Oberamt. Voelter.

Ssgesnssigkriie«.

Deckenpfronn. Am 25. Sept. fand in Herrenberg die Gründung eines großen elek­trischen Unternehmens statt. 47 Ge­meinden, worunter die des ganzen Oberamts Herrenberg, vom Bezirk Calw Dachtel, Deckenpfronn, vom Bezirk Böblingen Deufringen, Aidlingen, Ehningen, Holzgerlingen, Altdorf, Wül im Schön­buch und einige aus den Bezirken Rottenburg und Tübingen schlossen sich unter der FirmaElektrische Kraftübertragung für den Bezirk Herrenberg und Umgebung, eingetragene Genossenschaft mit be­schränkter Haftpflicht, Sitz Unterjesingen", zusammen. Die Kosten der Gesamtanlage sind auf 1100 000 berechnet. Die elektrische Kraft liefert das Elektri­zitätswerk JunghanS in Kiebingen bei Rottenburg. Die Verteiluugsleitung beträgt 110 Klm., während die Speiseleitung aus 30 Klm. berechnet ist. Es

kann mit wenigen Ausnahmen jeder Ort von zwei Seiten mit elektrischer Kraft versorgt werden. Das großartige Projekt, dessen Schöpfer der Abgeordnete Guoth auf Schloß Roscck ist, soll sofort zur Ausführung kommen und im Laufe des nächsten Sommers vollendet sein. (Staatsanz)

Neuenbürg, 25. Sept. Landesver­sammlung des Evangelischen Bundes Zu Ehren der Landesversammlung des Evang. Bundes hatte die Stadt reichen Schmuck von Flaggen und Guirlanden angelegt. Der Fremdenzuzug war so groß, daß neben der tzaupwersammlung in der Turnhalle noch zwei Parallelversammlnngen im Anker und in der Sonne abgehalten werden mußten. Die Hauptversammlung wurde von dem mit Beifall begrüßten, den Vorsitz führenden Prof. Dr. Hieber eröffnet. Man sei, führte er aus, dieses Mal an die Westgrenze Württembergs gegangen, weil auch hier viele Herzen der evangelischen Sache entgegen­schlagen. Der Bund sei eines der jüngsten Kinder der evangelischen Kirche und man habe wohl hier und da gefunden, daß er sich manchmal etwas trotzig gebärde. Ich glaube aber, das deutsche Volk wird ihm das Zeugnis ausstellen, daß er ein treuer und dankbarer Sohn der Reformation ist und daß man sich auf ihn verlassen kann. Für ihn gilt es, die Ehre der evangelischen Kirche zu schützen, alle Angriffe von Luther und von den Helden des Protestantismus abzuwenden. Man hört nun wohl, daß wir nichts als kampflustige Friedensstörer sind, nur Orgien des Hasses und der Glaubensgegeusätze aufführen. Wir wissen nun wohl, daß die konfessionellen Gegensätze im deutschen Volke in mancherlei Beziehung eine sehr ernste Sache find. Wir wissen auch, welche Opfer das deutsche Volk bezahlt hat dieses Gegensatzes wegen. Frivol

wäre es, wenn wir leichtfertig diesen Gegensatz ins Gedächtnis rufen würden, schüren oder ihn gar verschärfen wollten. Aber die Gegensätze räumt man nicht weg durch oberflächliche Redens­arten. Der Kampf ist uns aufgedrungen und wir wollen ihn führen nicht mit widerlichem Gezänk, nicht mit Schmähsucht und nicht mit Un­duldsamkeit, sondern als einen Kawpf für die ernsten Dinge, die wir Wahrheit und Freiheit nennen. Die Entstehung des evangelischen Bundes hat ver­schiedene Gründe gehabt. Es war das Luther- jnbiläum gefeiert worden und der Katholizismus hatte es dabei nicht unterlassen, Schmähungen und Verleumdungen auf Luther zu häufen, wie sie »eicht gemeiner empfunden werden konnten. Weiter ist der Grund der Entstehung des Bundes zu suchen in den politischen Verhältnissen unseres Vaterlandes, darin, daß das Zentrum eine unheimliche Gewalt und Einfluß auf die öffentlichen Dinge in Deutsch­land sich angeeignet hat. Diese Gründe wirken auch heute noch nach. Wir verwahren uns gegen den von katholischer Seite oft erhobenen Vorwurf, daß der Protestantismus den Untergang, die Zerstörung unserer nationalen Größe bedeute. Wir haben uns zum Kampf bereit zu halten, daß die Religion nicht zu politischen Zwecken gebraucht wird. Man macht uns den Vorwurf, daß der Bund eine politische Parteibildung ist. Obwohl niemand weniger Recht hat, uns einen solchen Vorwurf zu machen, als das Zentrum, so find wir doch entschlossen, die ver­führerischen Stimmen, die uus zu dieser Partei­bildung hindrängen, immer wieder abzuweisen. Durch Verquickung von Religion und Politik werden beide verdorben. Man wirft uns ferner vor, daß wir zu wenig positive Arbeit leisten; aber man blicke nur auf die Diaspora und sehe, was wir hier

Die schwarze Dame.-

Roman von Hans Wachrnhnsen.

(Fortsetzung.)

33. Kapitel.

Mit einem Gemisch von Freude und Bangigkeit empfing Afra in dem Momente, wo sie das Zimmer verlassen wollte, den Mann, der ihr Botschaft bringen sollte, dem sie klagen konnte, was ihr widerfahren war, der sie wenigstens aus ihrer Verlassenheit erlösen konnte. Der Schleier deckte zur Hälfte ihr Ant­litz, als Blenke zu ihr eintrat, und das beruhigte sie wenigstens, denn er verbarg ihr die Spuren ihrer inneren Zerüttung.

Blenke hatte schnell seine Toilette gewechselt; er erschien vor ihr, wie sie ihn in Wien gesehen in tadellosem Gesellschaftsanzuze. ES erging ihm übrigens wie allen, denen der Kavalier durch Geburt nicht innen sitzt; er sucht ihn in der Toilette und das war ihm schon in Wien so gelungen, daß Niemand an ihm gezweifelt hatte. Dagobert war ihm ein schönes Muster.

Schwerer ward «S ihm, den dienstfertigen, galanten Freund weiter zu spielen in einem Augenblick, wo sein amtlicher Ehrgeiz seine Nerven in Spannung erhielt. Indes, er hatte sich unterwegs seine Rolle einstudiert; er wußte ja was sie ihm klagen werde.

Sie sehen mich in Verzweiflung, Herr von Bodenberg." sagte Afra ihm die Hand reichend, mit erregter Stimme.Mein Entree in dieser Stadt, wohin «S mich nie gezogen, ist ein wirklich Unglücks -lige». Jane ist Gott weiß, wa« ihr zugestoßen ist! auf dem Bahnhofe verschwunden, fremde Menschen brachten mir mein Gepäck und selbst meine Reisrkaffe ist mit fort. Hätte ich nicht ein felsenfestes Vertrauen in sie, ich würde Argwohn schöpfen; sie hat mir hundert

Beweise ihrer Anhänglichkeit gegeben! Sie sehen mich in der traurigsten Lage, die mich fast bereuen läßt . . ."

Sie schaute ihn, sich plötzlich unterbrechend, unruhig an. Wenn er ihr dennoch gute Botschaft brächte, so würde sie nur bereut haben, daß überhaupt eine Klage über ihre Lippen gekommen.

Blenke macht« eine überrascht«, mitfühlende Miene.

Sie machen auch mich unglücklich, gnädige Frau," sagte er gleisnerisch. Ich hatte j, auch keinen Zweifel an der Zuverlässigkeit Ihrer Dienerin, kann mir aber trotzdem den Vorwurf nicht ersparen, meine Pflicht als Ihr Reise­marschall nicht bis zuletzt vollauf erfüllt zu haben. Sie haben di« Sache noch nicht zur Anzeige gebracht?"

Wie kann ich, eine Fremde!" ... Ich habe als alleinstehende Dame eine Aoersion gegen alle Berührungen mit der Behörde!"

Seien Sir überzeugt, eS soll meinerseits nichts versäumt werden! Blenke hatte schon beim Eintreten ihre Aufregung gewahrt, er sah jetzt, daß sie über einen anderen Gedanken, der sie beherrschte, geneigt war, die ganze Sache für den Augenblick zu vergessen. Er war hierauf vorbereitet, wollte ihr aber nicht zuvorkommen.

Sie haben den Grafen Sesto gesprochen?" fragte sie nach einer Pause nervös, als Blenke seinen Blick über die Unordnung im Zimmer, auf di« ge­öffneten Koffer, die umherliegende Garderobe schweifen ließ. Er fühlte, mit welcher Spannung sie auf ihn schaute.

Noch nicht, gnädigste Frau! Ich komme soeben aus seinem Hotel. Er mußte, wie ich dort hörte, gestern Morgen sofort nach Hamburg reisen zur Ver­folgung des flüchtig gewordenen Bankier«, dem er ftin ganzes Unglück zu ver- danken hat. Eine Depesche an seinen Diener verkündet aber seine baldige Rück-