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Anzeiger für Sas Lnztal nnS Umgebung.
Amtsblatt für Sen Vberamtsbezirk Neuenbürg
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Dienstag, den 9. Februar 1926.
84. Jahrgang.
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Berlin, 8. Febr. Der Berliner Polizeipräsident erläßt eine scharfe amtliche Kundgebung gegen die in letzter Zeit überhand nehmenden Prügeleien und Roheitsdelikte mit Politischem Hintergrund. Es könne unter gar keinen Umständen geduldet werden, daß politische Meinungsverschiedenheiten auf der Straße mit Mitteln brutaler Gewalt, mit Hieb- und Schußwaffen ausgetragen werden. Das Stockverbot werde nachdrücklich durchgeführt und gegen unberechtigten Waffenbesitz unnachsichtlich eingeschritten werden. Auch wer einen Waffenschein besitzt, sei als Teilnehmer an einer Kundgebung gemäß Artikel 123 der Verfassung nicht zum Wassentragen berechtigt.
Landwirtschaftliche Woche in Stuttgart.
Die württembergische und hohenzollernsche Landwirtschaft hat sich auf einen Ruf des Landw. Hauptverbands Württemberg und Hohenzollern für die Tage vom 6. bis 8. Februar in Stuttgart zu ernsten beruflichen und wirtschaftspolitischen Beratungen zusammengefunden. Der Mitgliederversammlung am Sonntag ging eine Sitzung des Gesamtvorstands und des L-an- desausschusses am Samstag nachmittag voraus. Domänepächter a. D. Dietlen-Tübingen wurde mit großer Mehrheit wieder zum Vorsitzenden gewählt. Die Wahl des ersten Stellvertreters fiel auf Landtagsabg. Strahl-Konradsweiler, die des zweiten Stellvertreters auf Landtagsabg. Dingler-Calw. In dem anschließenden Referat über die Auswirkung der neuen Steuer- gesetze verbreitete sich Verbandssekretär Dr. Zeltner über die Einkommen- und Umsatzsteuer und wies dabei auf die Unhaltbarkeit der Höhe bzw. Erhöhung der Steuerrichtsätze hin. Ms Niederschlag seiner Ausführungen wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen: „Die württ. und hohenz. Landwirtschaft empfindet das neue Einkommensteuergesetz für die Mittel- und Kleinbetriebe ungerecht, da diese unverhältnismäßig hoch zur Einkommensteuer und damit auch zu anderen Steuern herangezogen worden, wenn sie'mit ihren eigenen erwachsenen Kindern Wirtschaften. Für jedes im Betrieb mitarbeitende Kind ist ein Betrag von der Einkommensteuer frei zu lassen, der dem steuerfreien Betrag der Lohnempfänger entspricht. Es ist notwendig, daß die Veranlagung zur Einkommensteuer, Umsatzsteuer und Vermögenssteuer auch im einzelnen einheitlicher und gerechter durchgeführt wird. Hierzu erscheint es tunlich: 1. daß die Musterschätzungen der Finanzämter und die Festlegung der Richtsätze mit den Ausschüssen der Landw. Bezirksvereine beraten werden, da sie den besten Ueberblick über die Verhältnisse in der Landwirtschaft im Bezirk haben. 2. daß die Finanzämter eingehende Anleitungen über die Festlegung der Richtsätze, über die Behandlung der verschiedenartigen Zuschläge und Abzüge die Berücksichtigung von Schaden- und Krankheitsfällen u. a. vom Landesfinanzamt erhalten, zu deren Ausgestaltung die landw. Organisationen maßgebend gehört werden. 3. daß vor der Veranlagung Steuererklärungen abgegeben werden können. Notwendig ist die Belehrung der von den Finanzämtern zugezogenen Landwirte. Die Versammlung bedauert, daß zur Festlegung der Umsatz- steucrrichtsätze für das vierte Vierteljahr 1925 der Landw. Hauptverband nicht zugezogen wurde."
»An der gründlichen Aussprache über die Steuern nahm auch Finanzminister Dr. Dehlinger teil, dessen Anwesenheit mit Beifall ausgenommen wurde. Der Minister bestätigte die bei den behandelten Reichssteuern mangelnde Berücksichtigung der besonderen württembergischen Verhältnisse und stellte fest, daß das württ. Finanzministerium bei der Vorbereitung dieser Gesetze in keiner Weise befragt wurde. Bei den Landessteuern werde weiterhin nach Mitteln und Wegen gesucht, der Landwirtschaft zu helfen. Herrmann-Blaufelden regte die Nachprü- mng der -Steuerverteilnng an, da die Landwirtschaft nach einzelnen zahlenmäßigen Untersuchungen die weitaus größte Belastung zu tragen scheine.
Mitgliederversammlung des landwirtschaftlichen Hauptverbands Württemberg und Hohenzollern.
, Diese Tagung hatte als Mittelpunkt der Landw. Woche Men außerordentlich starken Besuch zu verzeichnen. Als Gäste waren anwesend: Finanzminister Dr. Dehlinger, Staatsrat man, in Vertretung des erkrankten Staatspräsidenten, Mini- Iienalrat Springer und Regierungsrat Dr. Münzenmaier vom ^rnahrungsministerinm, Prof. Dr. Wacker von der Landw. Doch, ch ule Hohenheim, Oberreg.-Rat Braig, von der Zentral- f. d. Landwirtschaft, BM. Dr. Dollinger, als Vertreter ver Stadt Stuttgart, Präsident der Landwirtschaftskammer ^?°rno, Oberreg.-Rat Baier-Stuttgart. Präsident Dietlen bezeichnet« die Notlage der Landwirtschaft als so weit vorgeschrit- ren, daß die Enteignung des Grundbesitzes alsbald durchgeführt lein wird. Neben der Selbsthilfe müsse der Bauer die Unter- R. Staates verlangen. Das deutsche Volk müsse die E>chrankung im Verbrauch von Auslandsware lernen. Das Dauptreserat erstattete alsdann, für den verhinderten Staats- lerretar Dr Hagedorn-Berlin einspringend, das Mitglied des Oandtags, v. Papen-Dülmen i. W. Der Redner über- unter starkem Beifall die Grüße seiner westfälischen vnd gab dann ein klares Bild der Agrarnot unter w.,/^('chtswinkel der Verflechtung der Landwirtschaft mit der lamtwirtichaft. Landtagsabg. Dingler-Calw sprach über die ^nliot rm engeren Rahmen des Landes Württemberg, von Rückgang der Schülerzahl in den landw. Schulen Äougnis ablege. Nur langfristige Kredite auf etwa tick ^Tonnen den Bauern helfen. Insbesondere nahm ne?-> ^ ^r Frage des Milchabsatzes an und kennzcich-
twho Spanne zwischen Erzeuger- und Verbrau- ickxitt entipreckxmdem Zahlenmaterial. Die L-andwirt-
verWnÜ!,« ^ E ichnellste Beseitigung der Milchkonzcssionierung erirp.uA"' 'D. Dw derzeitige württ. Regierung habe sich in cher, für das Reich vorbildlicher Weise der Landwirte
angenommen. Der Vorschlag des Redners, dem Staatspräsidenten Wünsche zur baldigen Wiedergenesung durch ein Telegramm zu übermitteln, wurde von der Versammlung mit starker Zustimmung begleitet. Generalsekretär Hummel erstattete den Tätigkeitsbericht.
In der zum Schlüsse angenommenen Entschließung zur Gesamtlage der Landwirtschaft wird u. a. gesagt: Die anläßlich der »Landwirtschaftlichen Woche 1926" in Stuttgart aus dem Lande zahlreich anwesenden Landwirte sehen in der neuesten Entwicklung unserer Handelspolitik, in der immer stärkeren Oeffnung unserer Grenzen gegenüber dem ausländischen Ein- fnhrbegehren erneut schwerste Gefahren für die deutsche Land- und Gesamtwirtschaft. Die wichtigsten Voraussetzungen einer Wiodergesundung der Wirtschaft, die Bildung eigenen Kapitals und die Absatzmöglichkeit der eigenen Produktion, werden dadurch zunichte gemacht. Der erschreckend anschwellenden Erwerbslosigkeit kann am schnellsten durch die Kaufkraftstärknng der Landwirtschaft begegnet werden. Dazu ist ein sofortiger energischer Griff in das Preismißverhältnis zwischen landwirtschaftlichen Verbrauchsgegenständen und Erzeugnissen notwendig. Auswüchsen in der Preispolitik und in den Zwischenhandelsspannen ist mit aller Schärfe entgegenzutreten. Sparsamkeit des Volkes kann nur durch das Beispiel Peinlichst sparsamer Reichs-, Länder- und Gemeindeverwaltung geweckt werden. Herabsetzung der Steuern und Soziallasten ist unerläßlich, wenn die Landwirtschaft betriebsfähig und kaufkräftig gemacht werden soll. Die Beschaffung von Betriebskapital für die Landwirtschaft auf dem Kreditwege muß beschleunigt werden. Die zukünftige Gestaltung des Agrarzollschutzes muß die selbstverständlichen Gesichtspunkte eines tatsächlichen Schutzes der Landwirtschaft und einer erfolgverbürgenden Abwehr einseitigen Hochschutzzolls des Auslands mit aller Entschiedenheit berücksichtigen. Neben der dringenden Forderung gegenüber der Regierung, zur Besserung der Wirtschaftslage endlich den Hebel an der richtigen Stelle anzusetzen, nämlich die Landwirtschaft als die Basis aller Volkswirtschaft wieder lebensfähig zu machen, richtet der Landw. Hauptverband im Namen der württ. Landwirtschaft an die gesamte Bevölkerung in letzter Stunde den mahnenden Appell, durch Bevorzugung einheimischer Ware zu einer großzügigen Selbsthilfe gegenüber den Nöten unserer Wirtschaft zu schreiten.
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Warschau, 8. Febr. Polen versucht die Aufnahme Deutschlands in Len Bölkerbundsrat zu verhindern, wenn es nicht selbst ausgenommen wird. '
Paris, 8. Febr. Das „Petit Journal" beschäftigt sich heute' mit dem Fememordprozeß und schreibt: „Der Skandal der Fememorde ist für die Sitten in Deutschland ein erdrückender Beweis. Die Mörder mordeten in aller Seelenruhe, das heißt auf Kommando. Ihre Taten wurden als patriotisch verherrlicht.
Paris, 8. Febr. Das Pariser „Journal" glaubt zu wissen, Mussolini plane auf dem Weg der Einschüchterung eine Verständigung mit Deutschland. — Nach einer Pariser Meldung sind die Verhandlungen zwischen Rußland und der Schweiz gescheitert.
Rom, 8. Febr. Sofort nach der Kammersitzung am Samstag, in der Mussolini in seiner Rede ein Denkmal für Battisti in Bozen ankündigte, wurde auf den drei Pressetribünen für einen Beitrag zu diesem Denkmal gesammelt. Als Mussolini hiervon erfuhr, zeichnete er als Journalist einen Beitrag von 5 Lire.
London, 8. Febr. Die englische Regierung ist von der Rede Mussolinis peinlich berührt, nach unkontrollierbaren Pariser Nachrichten aber durchaus befriedigt. — Die ersten Aufgaben Deutschlands im Völkerbund werden das Saargebiet und die Militärkontrolle in Deutschland betreffen.
Damaskus, 8. Febr. Auf die Bedingungen des französischen Oberkommissars in Syrien, die Waffen niederzulegen, gingen die Drusen nicht ein.
MacLormlds Ansicht über das Geheimabkommen Chamberlain-
Muffolini.
Paris, 7. Febr. Der ehemalige englische Premierminister Ramsay Macdonald gewährte auf der Durchreise durch Frankreich einem Redakteur des französischen Faschistenblattes „Le Nouveau Siöcle" eine Unterredung, in der er erklärt haben soll: „Das englisch-italienische Schuldenabkommen ist ein Nonsens, denn es wurde abgeschlossen, ohne daß man der äußerst schweren Steuerlast der englischen Steuerzahler Rechnung trug. Das Abkommen kommt beinahe einer Annullierung der italienischen Schulden gleich. Und wer wird die Kosten für die Phantasien Churchills bezahlen? Der englische Steuerzahler! Nur ein Goheimvertrag kann ein so schlechtes Abkommen wie dieses Schnldenabkommen rechtfertigen. Ich bin vollkommen überzeugt, daß ein derartiger Geheimvertrag besteht. Mussolini begab sich nicht nach Rapallo, einzig und allein um Cham- berlain zu begrüßen. Die beiden Minister dürsten dort die Grundlage für ein Abkommen, das später in London abgeschlossen werden sollte, gelegt haben. Ich weiß nicht, was dieser Vertrag behandelt, aber man darf annehmen, daß in ihm von Mossul, vielleicht auch von Tunis die Rede ist. Man darf nicht vergessen, daß Italien Absichten auf das Mittelmeer hat. Es ist leicht möglich, daß die englische und italienische Regierung sich in die Interessen des Mittelmeers geteilt haben. Die Faschisten erklären, daß Tunis ihnen zufallen müsse. Möglicherweise unterstützt England in Zukunft die italienischen Forderungen. Auf den Einwand seines Ausfragers, daß das doch ganz schwerwiegende Probleme seien, erklärte Macdonald, das sei nur seine Ansicht. Er könne sich täuschen und er wünsche es sogar, aber ... Auf die Frage des französischen Journalisten, ob England und Italien sich etwa auf Kosten Frankreichs ver
ständigt hätten, erklärte Maodonald, das sei möglich; er möchte es allerdings nicht behaupten. Im übrigen möchte er als Führer der Arbeiterpartei ausdrücken, daß die Regierung Baldwins an dem Tage, an dem sie das Abkommen Volpi-Churchill Unterzeichnete, sich selbst den Todesstoß versetzte.
Eine schwedische Stimme zur Vergewaltigung Südtirols.
Stockholm, 7. Febr. In einem längeren Leitartikel befaßt sich „Svenska Dagbladet" heute mit dem Problem Südtirol. Es schildert die von den Italienern gegen die Deutschen in Südtirol geführte Politik und kommt aus die einzelnen Dekrete zu sprechen, die das deutsche Element im Lande Walters von der Vogelweide und Andreas Hofers immer mehr zum Verschwinden bringen wollen. Sehr scharf ist das Urteil des Blattes über diese Politik. „Diese immer mehr verschärfte Unterdrückung", so heißt es wörtlich, „läßt ohne Zweifel alle bisherigen Ereignisse ans diesem Gebiet in den letzten beiden Jahrhunderten weit hinter sich und steht in einem starken und eigenartigen Gegensatz zum Geist von Locarno." Die Aussichten eines deutschen Widerstandes gegen diese Taktik wird von „Svenska Dagbladet" sehr pessimistisch beurteilt, und zwar vor allem, weil Deutschland auf den italienischen Markt angewiesen sei. Die Ursache der italienischen Unterdrückungspolitik sieht „Svenska Dagbladet" ähnlich wie andere Zeitungen darin, daß der einst deutschfreundliche Mussolini die Hoffnung auf Deutschlands Bundcsgenossenschast aufgegeben habe, da Deutschland sich durch die Unterzeichnung des Locarnovertrags Frankreich genähert >habe und somit die Möglichkeit bestehe, daß einst das mit Oesterreich vereinte Deutschland in Südtirol Ersatz für Elsaß-Lothringen suche.
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— Der Herr Staatspräsident hat Len Forstmeister Tho - maß in Schönmünzach (zur Zeit in Bermaringen) in seinem Einverständnis nach Schwann versetzt.
Neuenbürg, 9. Febr. Welch große Bedeutung im Wirtschaftsleben der Berufsberatung zukommt, das zeigte der Vortrag, den gestern abend Gewerbelehrer Dr. ing. Reile im Zeichensaal des Volksschulgebäudes über „Zweck und Ziele der Berufsberatung" hielt. Aus allen Kreisen, sowohl von hier wie auswärts hatte sich eine solch große Zuhörerschaft beiderlei Geschlechts eingefunden, daß der Saal vollständig gefüllt war, ein Zeichen für das steigende Interesse, welches mehr und mehr der Berufsberatung entgegengebracht wird. Oberamt und Stadtschultheißenamt waren -durch Oberamtmann Lempp und Stadtschultheiß Knödel vertreten. In gemeinverständlichem Vortrag verbreitete sich der Redner über die Notwendigkeit der Berufsberatung, um unser krankes Wirtschaftsleben wieder hochzubringen. Er verstand es, durch Eingehen in die einzelnen Teile dieser neuzeitlichen Bestrebungen die Zuhörerschaft zu fesseln. Der Beifall, welcher ihm für seine hochinteressanten Darbietungen am Schlüsse zuteil wurde, zeigte -das Verständnis für die Ausgabe, an der nicht nur Lehrlinge und Eltern sondern überhaupt das -ganze Wirtschaftsleben interessiert ist. Verwaltungsaktuar Kienzle, der Geschäftsführer des Bezirksarbeitsamts, ergänzte den Vortrag Lurch weitere Ausführungen, indem er auf die besondere Bedeutung der Berufsberatung hinwies, namentlich ini Hinblick auf die darniederliegende Pforzheimer Goldwarenindustrie. Aus der Praxis heraus hoben den großen Wert der Berufsberatung hervor Gemeinderat Beller, -der es nachgerade als unerläßlich bezeich- nete, die Vorteile der Berufsberatung sich zunutze zu machen, und Karl Bäuerle-Engelsbrand, welcher den Vortrag als ersten Schritt zum wirtschaftlichen Aufbau Deutschlands bezeichnte und aus seinen Erfahrungen heraus u. a. darauf hinwies, welche Vorteile die Berufsberatung dem jungen Handwerker bietet. Mit Worten des Dankes an den Vortragenden und für das überaus zahlreiche Erscheinen schloß Verwaltungsaktuar Kienzle die Zusammenkunft. Auf den Vortrag selbst werden wir noch zurückkommen.
Neuenbürg, 8. Febr. Auf Einladung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold Gau Württemberg sprach am Sonntag abend im ,Mären" Gausekretär Dr. Henkelmann-Stuttgart über das Thema „Republik, Steuergesetzgebung u. Fürstenabfindungen". Die Versammlung war schlecht besucht, außer der Gefolgschaft des Redners, bestehend aus sechs Per- nen, waren gerade zwölf Zuhörer anwesend. Nach einleitenden Begrüßungsworten des eigenen Vorsitzenden, welcher den schwachen Besuch der Versammlung ans die Arbeitslosigkeit und den Umstand zurückführte, daß ein großer Teil -der Bevölkerung von der Politik heute nichts mehr wissen wolle, bemerkte derselbe, Zweck der Versammlung sei, einen Fühler auszu- strccken, um hier eine Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz- Rot-Gold ins Leben zu rufen. In dreiviertelstündiger Rede, die er mit verschiedenen Zeitungsnotizen belegte, sprach der Hauptredner über das angekündigte Thema. Die Ziele des Reick-sbanners seien Aufklärung des Volkes und Schutz der Republik und der Weimarer Verfassung, die bedroht wären durch die Monarchisten. Die Fürsten, erklärte er, hätten einen großen Appetit, von ihnen schießen die Hohenzollern den Vogel ab. Bei den Abfindungen der Fürsten handle es sich um Gesamtbeträge von 2600 Millionen. Dabei wachse das Elend in Deutschland, die Zahl der Erwerbslosen vermehre sich von Tag zu Dag, den Fürsten aber, die ein gerüttelt Maß von schuld hätten, sollen Millionen von Goldmark nachgeworfen werden. Das Fürstenfieber müsse endlich aushören, das Reichsbanner fordere die Enteignung der Fürsten als der größten Feinde der Republik; des Volkes Wohl iei oberstes Gesetz. In der Frage der Außenpolitik übte der Redner scharfe Kritik an der Haltung der Deutschnationalen bezüglich des Dawes-Abkom- mens und -des Locarno-Vertrags, wie dies auch die schwankende Stellungnahme des -württembergischen Staatspräsidenten zeige. An die Spitze der Republik hätten die Deutschnationalen einen