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derselbe in überraschender Weise gelang, zeigte das nach den ca. Zstündigen Ausführungen und Vorführungen des gewandten Redners noch veranstaltete Pilzessen, an dem sich 20 Personen beteiligten und das der Küche von Herrn Schmid alle Ehre machte, denn jedermann sprach sich lobend über die feine und schmackhafte Zubereitung der Pilze aus. Nach dem Essen dankte der Vorstand des Naturkunde- Vereins, Herr Lehrer Vintzon, dem Redner für seinen interessanten Vortrag und die sehr gelungene und reichhaltige Ausstellung. Die Pilzausstellung wurde am heutigen Tage noch sehr gut besucht namentlich auch von den Schulklassen. Wir können somit annehmen, daß der Vortrag, verbunden mit der Pilzausstellung theoretisch und praktisch den geplanten Zweck erreicht hat. Freilich muß bei einem Pilzessen immer die nötige Vorficht angswendet werden und ein Sachverständiger vorhanden sein. Aus diesen und andern Gründen können die Pilze kein allgemeines Volksnahrungsmittel werden, auch können wir den hochtönenden Phrasen mancher Pilzfreunde nicht zusttmmen, als hänge das Heil der Menschheit von einer allgemeinen Verwendung der Pilze ad, aber ebensowenig möchten wir die wegwerfenden Bemerkungen über die Bedeutung der Pilze und ihre Verwendung gutheißen. Dis Wahrheit liegt auch hier in der Mitte. Zum Schlüsse bemerken wir noch, daß Hr. Obermeyer zwei Schriften über die Pilze herausgegeben hat, aus denen sich jedermann über dieselben weitere Kenntnisse erwerben kann. Dem Redner danken wir auch hier für seine interessanten, reichhaltigen und wissenschaftlichen Ausführungen und wünschen ihm Glück zu seinen Bestrebungen.
K Wtldberg, 22. Sept. Mit dem gestrigen Jahrmarkt wurde der alle 2 Jahre wiederkehrende Schäferlauf abgehalten. Dieses, seit dem Jahr 1723 hier bestehende „Volksfest", Tochter des Mark- gröninger Schäferlaufs, erfreute sich auch Heuer wieder eines ungemein zahlreichen Besuchs von nah und fern. Laut Programm bewegte sich der stattliche Festzug, voran der Herold zu Pferd mit der Stadiflagge und 8 kostümierte Reiter, in der Folge die Musik, der Pferchmeister zu Pferd, die interessante Schäferfahne aus dem Jahr 1724, die Schäfer und Schäfermädchen, die Sulzer Bauern in Tracht, die Wasserträgertnnen, die Sackhüpfer, der Turn- und Militärverein und die Feuerwehr, um 12'/, Uhr vom Marktplatz aus durch die Stadt hinab ins Nagoldtal zum Kloster Reuthin. Auf dem Festplotz angekommcn, begann alsbald der Wettlauf der verheirateten und der ledigen Schäfer (Preis je ein Hammel) und der Schäfermädchen. An demselben schloß sich in herkömmlicher Weise an: das Hürdenrennen der Turner, das Wassertragen der Dienstmädchen und das Sacklaufen der Knaben. Nach einem Tänzchen auf dem Festplatz und vor der „Krone", wo im Vorübergehen von jeher ein „Steh- schoppsn" eingenommen wird, kehrte der Zug zum Rathaus zurück, womit der offizielle Teil des Festes zu Ende war. — Eine besondere Anziehungskraft übte auf die Besucher des heurigen Schäferlaufs aus die Ankündigung einer „Schau" unserer Echwarz- waldvolkstrachten. In stattlicher Anzahl erschienen die Sulzer Bauern (3 sogar mit Bäuerin) in ihrer kleidsamen Tracht: gelbe Lederhose, blausamtener Kittel, scharlachrote Weste und Zipfelmütze. Die
3 ältesten Träger erhielten vom „Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in Schwaben" Diplome. Von Gültlinger und Rötenbach (Calw) erschien je nur 1 Trachtentragender, so daß mancher Schauer etwas enttäuscht von dannen ging. Bei dem gemütlichen Zusammensein im Schwarzwaldbräubans hielt Oberamtmann Ritter eine Lobrede auf die Erhaltung der Tracht und ihrer Träger, worauf Schultheiß Wörner-Sulz dankend erwiderte. — Ein großes Interesse fand auch die im Schloß unter- gebrachie und am Echäfermarkt «öffnete Geflügelausstellung, die besonders von auswärts gut beschickt wurde und fast durchweg prächtige Exemplare aufwies. Mit dieser Ausstellung, die bis Sonntag abend dem Besuch geöffnet sein wird, ist eine Prämierung und Lotterie verbunden.
Cannstatt, 22. Sept. Vom Volksfest! Auf dem Wasen sind Hunderte von Händen mit dem Aufschlagen von Wirtschaft?-- und Schaubuden beschäftigt. Nur noch wenige Tage und das fröhliche Treiben in der bekannten Budenstadt wird wieder voll eingesetzt haben. Elektrisches Licht wird mm «stenmale die ganze bunt bewegte Menge überstrahlen, die auf gut chauffierten Wegen auf- und abwogen wird. Es ist das herkömmliche Bild, das sich dem Besucher bietet. Auf dem Festplatz steht Bude an Bude. Gut vertreten find Kinematographen, sowie Karouffels der verschiedensten Arten, zum Teil sehr üppig ausgestattet. Die bekannten starken Männer, Seehunde und Seejungfrauen, Menschenfresser und Mondkälber mit überflüssigen Köpfen und Füßen, Panoptikums mit Wachsfiguren find alle da. Zu sehen find ferner Abnormitäten: die kleinsten Pferde der Welt sowie dressierte Hunde und Katzen. Bären und Affen find wie letztes Jahr mit Platzverbot belegt. Das Fest beginnt am Sonntag und wird bis Mittwoch dauern. Die Eröffnung der Brieftaubenausstellung, an der sich 123 Vereine aus ganz Deutschland beteiligen, erfolgt am Sonntag Vormittag 11 Uhr. Nachmittags findet sodann Vorführen und Wettrennen von Arbeitspferden, am Dienstag. 26. September vormittags 10 Uhr, Wetiflug von 7000 Militärbrieftauben statt.
Aalen, 21 Sept. In einer hies. Arbeiterwohnung in der 3 Kinder eingeschlossen waren, wurde das jüngste, ein Jahr alt, im Bettchen erstickt aufgefunden. _
Berlin, 22. Sept. Die Morgenblätter melden: Nachdem die Lagerarbeiter des Kabelwerks der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft und die Schraubendreher des Wernerwerks von Siemens und HalSke die Arbeit nicht wieder ausgenommen haben, wurden diese Werke von den genannten Firmen geschlossen. Die Zahl der entlassenen Arbeiter beträgt etwa 10000.
Berlin, 22. Scpt. Nach einer Pariser Meldung wird das Ergebnis der Verhandlungen zwischen dem Gesandten vr. Rosen und Herrn Revoil dahin zusammengefaßt, daß diesmal weit genauere Ausdrücke gesungen wurden, als dies in der deutsch-französischen Abmachung vom 8. Juli gelungen ist, so daß die Erwartung voll gerechtfertigt erscheint, die Konferenz werde ein klares Programm der in Marokko zunächst erreichbaren Reformen vorgelegt erhalten, ein Programm, welches I
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eben wegen der präziseren Fassung der Möglichkeit späterer Zwiespältigkeiten der beteiligten Mächte so wenig Raum als möglich lassen soll. Vielleicht wird, dem Lokalanzeiger zufolge, Rouvier vor dem Erscheinen der offiziellen Note noch mit seinen Kollegen sich besprechen.
London, 22. Sept. lieber Kapstadt wird ans Steinkop gemeldet, einer Station der Kapkolonie nahe der deutschen Grenze, es werde unterm 18. September telegraphiert, die Deutschen belichten, daß Morenga den Waffenstillstand brach und Rindvieh raubte. Sie geben zu, daß Trothas Umgehungsbewegung gegen die Witbois bisher erfolglos geblieben sei. Die zweite Depesche vom 20. September erklärt, daß Morenga 200 von Major Eckhardts Pferden und Rindern erbeutet hat.
Warschau, 22. Sept. Heute Mittag schleuderte im sächsischen Garten ein unbekannter junger Mann eine Bombe. Durch die Explosion wurde eine Anzahl Gebäude leicht beschädigt, viele Scheiben zertrümmert. Der Täter wurde durch Bombenstücke schwer am Kopf verletzt. Ein anderes Bomben- Attentat wurde gegen das Bankgeschäft Scheneschewski verübt, dessen Besitzer es ablehnte, eine Beisteuer für soziale Zwecks zu zahlen. Die Bombe erreichte nur den Balkon des Geschäfts.
Madrid, 22. Sept. Der marokkanische Räuberhauptmavn Balte Ute bemächtigte sich in vorvergangcner Nacht aller spanischen Fischerboote südlich von Ceuta. Er setzte die Besatzung zwar in Freiheit, verlangt aber für die Rückgabe der Netze Mehrere tausend Duros Lösegeld. Angesichts dieser unerhörten Pirateret sendet Spanien den Kreuzer „Jnfanta Isabel" nach der Ceutoküste mit dem Befehl, den Seeräuber zu bestrafen. Der Panzer „Carlos Quinto" und 3 Kanonenboote werden schleunigst bereit gestellt, um gegebenenfalls einzugreifen.
Standesamt ßakr».
Geborene.
17. Sept. Lina, Tochter des August Matthias Glock,
Steinhauers hier.
17. „ Frida, Tochter des Johs. Daniel Schradin,
Wagenrevidenten hier.
20. „ Pauline Helene, Tochter des Friedrich Groß-
mann, Zigarrenmachers hier.
21. „ Friedrich, Sohn des Karl Jakob Günther,
Walkers hier.
Gestorbene.
18. Sept. Daniel Herion, Kaufmann hier, 67 Jahre alt.
20. „ Marie Magdalene Braun, geb. Ankele, Witwe
des Joh. Jak. Braun, Tuchmachers in
Reutlingen, 80 Jahre alt.
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kann mir etwas Nachweisen . . . Niemand!" Dabei begegnete sie wieder demselben Krengen Blick, sie starrte ihn mit glotzenden Augen an, als beschleiche sie plötziich rin Argwohn gegen diesen Mann, dem sie so blind vertraut hatte.
„Und was sind Sie denn, da man Sie zu mir ließ, Sie allein, und zu einer Diebin!" rief sie, die Hände in die Hüften stemmend. „Ich trau« Ihnen nicht mehr; ich glaube Ihnen am wenigsten, denn Sie waren es, der uns von Wien hierher schleppte ... Ich sage nichts mehr, nichts!" schrie sie unter erstickender Beklemmung auf. „Lüge! Alles Lüge! Man will mich verderben!"
Noch einmal glotzte sie ihn mit weit aufgeriffenen Augen an, als gehe ihr jäh rin Licht auf. Mit einem Schrei sank sie zusammen und wand sich zu seinen Füßen. Blenke trat zurück und schaute mitleidsvoll auf sie hinab.
Da haben wir'-, und ganz dasselbe Manöver, durch das sie sich damals rettete! dacht« er. Man lud sie damals in «inen Tragkorb und sie entwischte während eines Straßenauflauses! Fast scheint rS, als habe sie mich endlich doch erkannt! Ich will ihr Zeit lassen!
Gleichgiltig trat er hinaus. Im Flur kam ihm ein Beamter entgegen, der ihm einen schmutzigen, zerknitterten Zettel überreichte. Man habe denselben auf dem Boden de» Koffer» gefunden; eL sei etwas hineingewickelt gewesen; das Papier ober habe wohl eine Bedeutung.
„vr. William Grove«, Dublin," la» Blenke als Unterschrift einer Quittung in englischer Sprache über den Empfang von zweitausend Pfund für Aufnahme eine» Pflegling».
Er trat in eines der Bureau» und studierte am Fenster den Zettel. Das Datum war schwer zu entziffern, weil verwischt; er legt« da» Papier mit vor Erwartung zitternden Händen an dir Fensterscheibe, rief einen Kollegen herbei und Beide bemühten sich, di, Zahlen zu erkennen.
„ES stimmt — eS stimmt alles!" rief er endlich triumphierend. DaS Wort Februar ist ja deutlich zu lesen und da die Jahreszahl!. . Es stimmt!.. - Da Hab' ich nun Jahre lang in ganz entgegengesetzter Richtung gesucht! - - - vr. William Groves . . . jedenfalls der Vorsteher einer Anstalt, der man das Mädchen übergeben hat . . . Aber welcher? Mir graut vor dem Gedanken an die Möglichkeit... Wir müssen sofort an das Konsulat in Dublin telegraphieren, um bei diesem Groves Nachforschungen anstellen zu lassen . . . Dublin . . . Irene aus Irland; sie hat also damals schon ihre Hand mit im Spiele gehabt! Ich bitte Sie, Kollege, schreiben Sie sich den Namen auf, telegraphieren Sir sofort; ich muß zu meiner Klientin zurück! Bis zum Abend kann die Antwort hier fein . . . Eilen Sie!... Ein kostbarer Fund!" überlegte er, als er allein und mit dem Zettel in der Hand sich in die Fensternische lehnte. „Zweitausend Pfund! Was rechtfertigt eine so hohe Summe? Ist sie ein für allemal oder für besondere Verpflichtungen gezahlt? ... Drei Jahre sind darüber verflossen! WaL kan« inzwischen einem schutzlosen Mädchen in den Händen vr. GrooeS geschehen sein! Für welche rechtschaffene Leistung könnte dieser Mensch zweitausend Pfund verlangen! . . . Wäre nur Sesto schon hier! ... Er kommt erst am Abend ... Ich muß sie wieder aufsuchen, um ihr ordentlich zuzusetzen; ich darf ihr keine Ruhr lassen! Wenn ich ihr, da sie mein Inkognito jedenfalls schon durchschaut hat, Schonung oder Straflosigkeit verspräche, weil sie ja nur im Auftrag, al« Helferin gehandelt hat. freilich ganz im Sinne des schnöden Metier», da» sie damal« betrieben! Aber wozu haben wir de« vr. GrooeS! Sprechen muß ich sie heute noch einmal! Heiliger Alkohol, hilf du mir! . . . Ich werde ihr da» LieblingSgetränk servieren lassen, dem widersteht sie nicht, zumal st« mich nicht so schnell wieder erwartet."
(Fortsetzung folgt.)