Aus Stadt, Bezirk und Umgebung

Sonntagsgedanken.

Lebensmut.

Man soll sich nicht ärgern, daß der Rosenstrauch Dornen trägt, sondern freuen, daß der Dornenstrauch Rosen trägt.

Arabisches Sprichwort. Ihr sollt nicht lang beklagen der wirren Zeiten Not, ihr sollt ein Neues tragen,

Las ist des Herrn Gebot.

Dem stehen Türen offen, der sie zu sprengen wagt.

Wer heute wirkt, darf hoffen, daß morgen Neues tagt.

T Neuenbürg, 2. Jan. Im Jahr 1925 wurden in der evang. Gemeinde Muenbürg getauft 53 Kinder, konfirmiert wurden 20 Knaben und 31 Mädchen (zusammen 51 Kinder), ge­traut wurden 15 Paare, kirchliche Begräbnisse haben 32 statt­gefunden.

Neuenbürg, 1 . Jan. Unter Sturmestoben und großen Schaden!verurfachenden elementaren Ereignisse hat dasalte Jahr Abschied genommen und das neue Jahr Einzug gehalten. Das Jahr 1925 bleibt in unangenehmer Erinnerung, es hat schwere wirtschaftliche Not und Sorge über unser ohnehin schon schwer ringendes deutsches Vaterland und seine Bewohner gebracht. Was die politischen Ereignisse, soweit sie für Deutschland in Frage kommen, anlangt, so muß zunächst abgewartet werden, wie sich dieselben im neuen Jahr auswirken. Man wird nach Len bisherigen Erfahrungen gut tun, mit nicht zu optimisti­schen Hoffnungsscgeln ins neue Jahr hinüberzufahren, ohne jedoch Mut und Hoffnung sinken zu lassen. Dem Mutigen hilft Gott! 1926 gleicht vorerst noch einem imbeschriebenen Blatt, dem die Geschehnisse nach und nach ihren Stempel auf­drücken werden. Möge es sich Politisch wie wirtschaftlich besser gestalten, als wie es begonnen hat! Möge vor allem der Geist der Zwietracht im deutschen Volke mehr und mehr schwinden und dem Geiste des Vertrauens und der Einigkeit Platz zu machen! Der Uebergang vom alten ins neue Jahr vollzog sich hier im allgemeinen in Ruhe und Ordnung. Zur Feier des Jahresschlusses fanden in den Kirchen beider Konfessionen abends feierliche Gottesdienste statt. Abgesehen von dem üb­lichen Kleinfeuer mit Feuerwerkskörpern ereignete sich nichts nennenswertes. Um 12 Uhr spielten der Posaunenchor vom Turm der evang. Stadtkirche, auf dem Marktplatz der Musik­verein der Zeit angepaßte Lieder und Choräle. Eine große Menschenmenge hatte sich dazu eingefunden und hörte ergriffen die Darbietungen an. Feierlicher Glockenklang läutete >das neue Jahr ist». In den Lokalen herrschte der um Liese Zeit übliche Beirieb. Ernst mahnend brachte der Neujahrstag vier Todesfälle. Aus dem Buche der Lebenden sind zu streichen: August. Scheuerte, Schuhmachermeister, Gottliebin Stieckel, Schultheißenwitwe hier und Heinrich Weimar, alt Wagner­meister und Veteran von 1870/71, sowie Frau Auguste Leo, Oberstleutnants-Gattin in Höfen. Mögen sie, deren Lebensuhr am ersten Tag des neuen Jahres ablief, nach des Alltags Mühen und Sorgen ewige Ruhe und Frieden finden!

Neuenbürg, 1 . Jan. Eine dringende Mahnung an die Krankenkassen-MitglieLer erlassen gemeinsam der Württember- gische Aerzteverband und die Arbeitsgemeinschaft der Württem- bergischen Krankenkassen-Verbände. Darin heißt es:Die erschreckend zunehmende Verschlechterung der Geschäftslage hat die Krankenkassen Plötzlich in schwere Not versetzt. Der Kran­kenstand hat in den letzten Wochen eine Höhe erreicht wie sie die Kranstnkassen bisher nicht gekannt haben. Die wöchent­lichen Ausgaben an Krankengeldern und sonstigen Barleistun­gen sind auf mehr als das Dreifache gestiegen, während die Einnahmen infolge der überall eintretenden Geschäftseinschrän­kungen dauernd zurückgehen. Die BetLechaktMng der bisher i,gen Mehrleistungen ist dadurch ge­fährdet. Die Kranken kaffen müssen für ihre Kranken sorgen. Erwerbslose, die nicht krank sind, trotzdem aber die Kasse in Anspruch zu nehmen versuchen, schädigen die wirklich Kranken, die in noch größerer Not sind. Den Herren Kassenärzten ist zur Pflicht gemacht, die be­hauptete Arbeitsunfähigkeit in allen Fällen sorgsäktigst zu prüfen und den Kassen über das Ergebnis sofortige Mitteilung zu machen."

Neuenbürg, 2. Jan. Der Beginn des Romans befindet sich im zweiten Blatt.

(Wett er bericht.) Die Depression im Norden zieht östlich und hat nur mit einem Ausläufer Süddeutschlaud be­rührt, wo jetzt der südliche Hochdruck das Barometer zu starkem Steigen bringt. Da inzwischen mit Lem Nachschub von Tief-

vergsßen.

druckstörungen aus dem Atlantischen Ozean zu rechnen ist, muß für Sonntag und Montag weiterhin unbeständiges, zeitweilig bewölktes und auch zu Niederschlägen geneigtes Wetter erwar­tet werden.

x Birkenfeld, 1. Jan. Der Uebergang ins neue Jahr ist hier in ziemlich ruhiger Weise vor sich gegangen. Außer dem Knattern und Krachen von losgelassenen Feuerwerken und eini­

gen Schüssen war nicht viel zu hören. Um 12 Uhr ertönte

dann feierliches Glockengeläuts. Das Neujahrsgeschrei war bei weitem nicht so toll, wie es vor dem Krieg üblich war und vor allem wurde es nicht allzulange nach Mitternacht f-rt- gesetzt. Um etwa A(1 Uhr war es in den Straßen still ge/ worden.

x Birtenfeld, 2, Jan. Nach der kirchlichen Statistik wur­den im abgelaufenen Jahr 38 Kinder getauft und 72 konfir­miert. Getraut wurden 26 Paare, gestorben sind 24 Personen.

Vermischtes

Konfessionswechsel in Deutschland. Das soeben erschienene kirchliche Jahrbuch für die evangelischen Landeskirchen Deutsch­lands 1925 bringt u. a. Angaben über den Konfessionswechsel in Deutschland. Danach sind ini Jahre 1923 aus der katholi­schen zur evangelischen Kirche übergetreten 9547 Personen, also auf 100 000 Katholiken 49: aus der evangelischen Kirche zur katholischen Kirche 7245, also auf 100 000 Evangelische 19. Aus evangelischen Freikirchen und christlichen Sekten sind 1269 Uebertritte zur evangelischen Kirche, in umgekehrter Richtung 6990, erfolgt. Letztere Zahl bedeutet gegenüber 1910 eine Stei­gerung um 54 Prozent. Aus dem Judentum haben 423 Ueber­tritte, zum Judentum 85 stattgefunden. Die Kirchenaustritts­bewegung ist von ihrem Höhepunkt vom Jahr 1921 mit 246302 aus der evangelischen Kirche auf 111866 solcher Austritte im Jahr 1923, somit auf weniger als die Hälfte zurückgegangen, während die Uebertritte Kirchen-freier zur evangelischen Kirche, die im Jahre 1921 auf 24 428 beziffert wurden, mit 17 236 im Jahre 1923 in demselben Maße abgenommen haben.

Hursdrr und BsrLetzk

Schweinepreise. Illertisst»: Ferkel 3245, Läufer 6575 M. Künztlsau: Milchsct,weine 3242, Läufer 46 M Rottwcil: Milch­schweine 2532 Mark. Spatchingen: Milchschweine 2934 M. Wangen i. A : Ferkel 32- 41, Läufer 50 Mark das Stück.

Fruchtpreise. Heidenheini: Weizen 12.40, eoerste 9.80, Haber 8 50 M. Leutkirch: Weizen 1012, Gerste 10 M. Wangen i. A : Haber 10II, Gerste 10.5011.50, Weizen 12-13, Besen 10 M. der Ztr.

Wirtschaftlich« Wochenrundschau.

Börse. Das Goschäst an der Börse war nach der mehr­tägigen Unterbrechung infolge der Weihnachtsfeiertage unbe­deutend. Schon das.kleinste Angebot genügte, um die Kurse empfindlich zu drücken. Die Kurse lagen fast allgemein unter dem Angebot. Die Spekulation war besonders verstimmt. Laß Jahresschluß

Preisniveau Äer Waren zu senken, nicht den gewünschten Er­folg gehabt und die Erwartungen für .das neue Jahr W nicht die besten. Es ist immer noch eine Uebersetzung Warenhandels festzustellen. Die Schwierigkeiten für Len U satzmarkt, der Mangel an Betriebskapital bestehen weiter a, Das Weihnachtsgeschäft hatte sich in der Zeit unmittelbar de den Feiertagen noch bedeutend gebessert, hat aber im ganz« bei den meisten Branchen doch nicht zu befriedigenden Um sätzen geführt. Am meisten zu leiden hatten die Geschäfte ini, teureren Artikeln, deren Anschaffung einfach unmöglich ist, s, bei den Juwelieren, bei den Pelzgeschäften, aber auch bei der Bekleidungsgeschäften. Deren Absatznot wird sich bei.der hem tigen Kapitalnot solange nicht bessern, als nicht eine vollständig andere Einstellung des Einzelhandels zu den Kreditkäufen, alst zur Amerikanisierung des Konsums durch weitgehendste Ein- führung der Abzahlungsgeschäfte, erfolgt.

Vieh mar kt. Der Auftrieb zu den Schlachtviehmärkte« hat nach den Feiertagen, wie erwartet, beträchtlich nachgelassen. Die Preise haben wieder etwas angezogen.

Holzmarkt. Die Lage an den Holzmärkten zeigt ein für die Zeit um Weihnachten ungewohnt ruhiges Bild.

Stuttgart. I. Jan. Ein Gutachten der Professoren Beesenmey« und Dr. Emde von der Technische» Hochschule Stuttgart stellt fest, daß die Störung in der Stromversorgung Stuttgarts am Mittwoch abend nicht auf Fehler im Verhallen der Leitung des Städt. Elrktti- zitätswerks zurückzuführen ist

Stuttgart, 1 Jan. Dr. Eckener teilt mit, daß die Zeppellnspend, nunmehr vorläufig abgeschlossen ist und daß mit dem Bau des Zep­pelin kurz nach Neujahr in Friedrichshasen begonnen wird.

Weinsberg, 3l. Dez. Die Abordnung, die sich zum Protest ge­gen die «steinige Aushebung des Oberamtsbezirks Weinsberg noch Stuttgart begebe» hatte, war nicht nur beim Staatspäsidente» Paziile, wildern auch beim Innenminister Bolz. Es ivuide ihr die Anlwon zuteil, daß die beabsichtigte 'Auslösung des Oderamls Weinsberg de» Wünschen der Mehrzahl der B zirk-gemei»den entspreche.

Heidelberg, 2. Fan. In der Neujahrsnncht ging hier ein hefti­ges Gemüter nieder. Ein Blitz schlug in de» eliva 35 Meier hohe» Schornstein der Herrcnmllhle A-G-und zertrümmerte ihn. Im Falle« durchschlag der Schornstein das Dach des Kesselhauses, in welchen! erheblicher Schaden angerichtet wurde. Menscheuleben sind keine z» beklagen.

Frankfurt, I. Jan. Als hessischer Gesandter in Berlin soll d:r deutsch-demokratische Abgeordnete Korest ansersehen sein.

Kassel, 1. Januar. Die Erdectalsperre ist infolge des enorme« Wasserzuslusses iidergelnnfcn und hal die Fulda in einen reißende». Slrom verwandelt, der die llferlänbereien zum Teil auf weite Strecke^ übeiflutet ,

Berlin, I. Januar. Das Landesarbeitsamt Esse» teilt init, dck ini Dezember 150 000 Arbeitsuchende gemeldet waten, wovon I25W Erwerbslosenunlerstühung bezogen, gegenüber 72 000 Unterstützung»-) empfängern im Mount November. Die Steigerung beträgt 73,6».,f Berlin, I. Inn. Der preußische Minister sür Wissenschaft, Kuch

zum Jahresschluß von keiner Seite Anlagekäufe erfolgten. > - .

Auch das Ausland hielt sich ganz zurück. Für das neue Jahr "ad Volksbildung »de,t .,g die inten,»üsche Leitung der Siaa isope

eröffnen sich in wirtschaftlicher Beziehung nur trübe Aussichten. . "" "" "" ... ...

Die Ziffer der Zunahme der Erwerbslosigkeit in Deutschland hat an der Börse sehr erschreckt. Lediglich an einzelnen Spe- zialmärkten, so am Markt für Anilinwerte und für Schiff- fahrtswerte, herrschte festere Tendenz, ohne jedoch der Gesamt­haltung der Börse zugute zu kommen.

Geldmarkt. Der Geldmarkt hat trotz Jahresultimo feine Leichtigkeit bewahrt. Wir stehen vor einem sehr leichten Jahresabschluß, dank der reichlichen Vorversorgung der Ban­ken. Die Flüssigkeit ist so stark, Laß sie ausreichen wirb, um allen Ultimoansprüchen zu genügen. Auch die Weihnachts­woche ist ohne Versteifung vorbeigegangen. Die Nachfrage war nirgends dringend. Bei der schlechten Wirtschaftslage leg­ten sich auch die Geldnehmer größte Zurückhaltung auf. Die deutsche Handelsbilanz hat für November eine weitere Besse­rung erfahren. Die Passivität betrug für November noch 67,7 Millionen Mark gegenüber 228 Millionen im Oktober. Für den Dezember rechnet man, da in Liefem Monat erfahrungs­gemäß die Ausfuhr weiter steigt und die Einfuhr fällt, sogar mit einem Ausgleich.

P r ob u k t e n ma r kt. Im Einklang mit Len höheren Notierungen an den nordamerikanischen Produktenmärkten haben auch in Deutschland die Preise angezogen. Die Geschäfts­tätigkeit war aber sehr gering. An der Stuttgarter Landes­produktenbörse kosteten Heu 7,5 (unv.) und Stroh 5 ( 44) M. Pro Doppelzentner. An der Berliner Produktenbörse notier­ten Weizen 252 (4- 7), Roggen 155 (4- 10), Winter- und Futter­gerste 170 (4-2), Sommergerste 214 (4-2), Hafer 174 ( 4 - 7 ) M. je Pro Tonne und Mehl 364- (4- IX) M. pro Doppelzentner.

(Wa renmarkt.) Wie im Jahre 1924 haben leider auch im Jahr 1925 alle Bestrebungen -der Reichsrsaieruna. Las

vom I. Innuor ab bis zur endgültige» Regelung der Intendanten-! frage dein Generalmusikdirektor Erich Kleiber, dem leitenden Obest regisseur Ptvs. Hoelih und dein Di-ektor der Generaloerwaltung, Geheimrat Winter, unter genauer Festlegung der gegenseitigen Kom­petenzen.

Berlin, 2 Jan. Am Silvester-Abend wurde bei einem Streit zwischen mehrt ren jungen Leuten ein Arbeiter durch einen Stich i» den Rücken so schwer verletzt, daß er aus dein Transport ins Kran­kenhaus starb. Ein jüngerer Bruder des Gestochenen wurde durch mehrere Bauchstiche ebenfalls verletzt. In der Neujahrs-Nach wurde ein Fahrradhändler mii einem Brustschutz auf dem Bürger­steig liegend aufgefunden. In seiner Wohnung ivuide seine Fra» ebenfalls mit einem Brustschutz aufgefunden. Sie gab an, auf ihre» Mann im Streit geschossen z» Hecken. Nachdem dieser die Wohnung verlassen gehabt habe, habe sie sich selbst einen Schuß beigebracht. Beide wurden Krankenhäusern zugeführt.

Berlin, 2. Januar. Der Siloester-Trubei in Berlin hat leider z» einer Reihe grober Ausschreitungen auf den Straßen geführt. Ii» ganzen wurden 455 polizeiliche Feststestungen vorgenommen. 37 Per­sonen werden, demBerliner Tageblatt" zufolge, dem Untersuchung»-! richter zugeführt werden. Besonders zahlreich sind die Schlägereien gewesen, bei denen etwa 350 Personen verletzt wurden. Auch zwei Todesopfer baden die Schlägereien gefordert. In einer Gastwirt­schaft in der Llegnitzer Strnge im Südoslen der Stadt ivurde ei», 29 jähriger Arbeiter durch einen Messerstich in die Halsschlagader ge- lötet, während sein Bruder schwer verletzt wurde. Eine zweite Schlä­gerei mit tödlichem Ansgang spielte sich in der Frankfurter Allee ab, iva ein Schlächtergeseste einen Messerstich in die Lunge erhielt, der« er auf dem Transport ins Krankenhaus erlag. Außerdem sind noäls II Selbstmordversuche zu verzeichnen. i

Hamburg, I.Ianr. Der deutsche DampferKlaus 0 . Horscns'. nach Stralsund bestimmt, geriet bei der Insel Hiddensve in schwelst w,>-, R-"-'r>r>-:>'oot der Rettunosstai'an Hiddensoe könnt!

Roman von Fr. Lehne.

72. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Und Ewendoline ließ ihr diesen frommen Glauben. Hanna war ihr eine kleine Heilige! Und seit Maltes Tod hatte sie jeden irdischen Wunsch begraben sie war froh und ruhig geworden nun konnte er keiner anderen mehr gehören, und sie trieb einen förmlichen Kult mit den Erinnerungen an ihn! Seine Bilder, feine Briefe und Gedichte bewahrte sie wie Heiligtümer auf!

Gwendolines Sorgen um die Mutter vergrößerten sich. Lier Wochen war sie bereits zu Hause. An ihre Mustk- äbungen durfte sie nicht denken, da jeder Ton die kranke Frau unbeschreiblich aufregte und schließlich verdichteten sich ihre Befürchtungen zu einer erschreckenden, ihr vom Arzt bestätigten Erkenntnis: Der Geist der Mutter umnachtete ich. Sie war gezwungen, sie in eine Nervenheilanstalt zu dringen!

Eine tiefe Schwermut umdüsterte das Gemüt der armen Frau: der Zusammenbruch der Nerven nach den versorgten, verhärmten Jahren war da, durch den unstillbaren Schmerz um Maltes Tod beschleunigt.

,.Das ist dein Werk, Malte!" dachte Eryendoline voller Erbitterung.

Und die Sorgen blieben wieder ihr.

Das Kapital war ganz aufgebraucht, der wertvolle Schmuck zum größten Teil verkauft.

Schulden waren sogar schon gemacht.

Sie mußte wieder von Hanna annehmen, so sehr es ihr widerstrebte aber die Mutter sollte gut aufgehoben sein.

Sie hatte die unglückliche Frau in eine Anstalt gebracht. Teilnahmslos hatte die alles über sich ergehen lassen. Die Trennung von der Tochter empfand sie nicht. Und Ewen­doline wollte das Herz brechen, als sie von ihr gehen mußte als sie das Haus mit den vergitterten Fenstern verließ, das dis barg, der sie das Leben verdankte.

Nun mar sie ganz allein.

Sie saß am Abend in ihrer stillen Wohnung an: offenen Fenster, durch das weich und lind die Maienluft strömte.

Sie hatte die gefalteten Hände um das Knie geschlungen und starrte mit trockenen, tränenlofen Augen in den ver­dämmerten Tag.

Jetzt war es ein Jahr, daß sie sich mit Axel gefunden! Doch wie schnell war dieser kurze Elückstraum vorüber für sie war kein Glück nur Sorgen und Pflicht!

Eine nie gekannte Mutlosigkeit und eine schwere Trau­rigkeit erfüllten sie Was hatte ihr Leben denn noch für einen Zweck? Am besten, wie Malte es getan, fort aus dieser Welt dann hatte sie Ruhe. Sie sehnte sich so da­nach, sich an einen mitfühlenden Menschen anzulehnen

von ihm getröstet zu werden-aber sie war allein-

nie hatte sie diesen Begriff so schmerzlich und drückend empfunden wie jetzt. Und diese Sehnsucht nach dem geliebten verlorenen Mann wuchs so allgewaltig in ihr, daß sie seinen Namen hinausschrie und verlangend die Arme ausbreitete.

Axel_Axel_"

Aber er hörte sie nicht. Sie legte die Stirn auf das Fensterbrett, und ein wildes, verzweifeltes, tränenloses Schluchzen erschütterte ihren Körper.

Und sie blieb allein.

Dreiundzwanzig st es Kapitel.

Seit einigen Wochen weilte die Herzogin Maria Christi, na in Ems, um dort ihren hartnäckigen Katarrh vom Winter her, der nicht schwinden wollte, auszuheilen. Ewen­doline Reinhardt war wieder um sie; die begleitende Hof­dame hatte wieder weichen müssen mit dem Eigensinn der Kranken beharrte sie aus ihrem Willen.

Die Herzogin lag in einem bequemen Stuhl auf der Veranda der Villa, die sie gemietet, und ließ, die wohl­tuenden Strahlen der Morgensonne auf sich einwirken. Seltsam blaß und müde mit einem starren Eesichtsausdrück lag sie da, unempfindlich gegen den sanften Reiz ihrer Umgebung.

Ewendoline las ihr vor. Maria Christina hörte aber vie Worte kaum; sie lauschte nur auf den Klang der tönen­den dunklen Stimme der Freundin, die ihr Wohltat. Ein heftiger Hustenanfall der Fürstin ließ Ewendoline erschreckt aufhören; sie bemühte sich um Maria Christina und hielt

sie in ihren Armen, bis der Anfall vorüber war und die Herzogin erschöpft die Augen schloß. Sie blieb bei ihr sitzen, ihre Hand fest und beruhigend umklammernd.

Warum gibst du dir gar so viel Mühe um mich, Liebe? Es hat ja doch alles keinen Zweck mehr!" meinte Maria Christina müde.

Sage das nicht, Christa, es tut mir wehl Du mußt nur wollen dann wirst du auch gesund."

Für wen?"

Das fragst du noch? Für den Herzog für deine Armen."

Immer sür andere nie für sich selbst! Ich mag nicht

mehr, Ewendoline ich kann auch nicht mehr!-Ich

bin nicht an der richtigen Stelle ein bescheidenes, bürger­liches Glück ich wäre damit zufrieden gewesen! Für den > kalten Glanz und die Macht war ich nicht geschaffen!, Meine Mutter hat nicht gut getan, mich zu zwingen zu etwas, das meinem innersten Wesen fremd ist! Und den der mir das wahre Glück hätte geben können, den Hab' ich fortgetrieben-in einen frühen Tod-"

Christa, aber er hat dennoch nicht umsonst gelebt! Du hast doch selbst gelesen, welche ehrenvollen und rüh­menden Nachrufe man dem jungen Forscher gewidmet hat, der als Opfer der Wissenschaft im Kampf gegen eine tückische Krankheit gefallen ist."

Und im Urwald hat man ihn begraben. Nur wenige wissen um seine letzte Ruhestätte Palmen wiegen sich

darüber-" Sie schauerte in sich zusammen und legte

die Hand über die Augen. Geheimnisvoll und leise kam es dann von ihren Lippen:Und nun ruft er mich, immer

wegen der starken Brandung uni Dompser kerankoinmen. Schließ!! dem Dampfer durch eine Leine he retten.

Innsbruck, l. Jan. LautI nnchiniltng aus der Westseite des 7 reicksdeutsche Skifahrer, deren Na verschüttet. Susvrt cingeleiteie B Keinem Erfolg.

Triest, 2. Jan. Ein Teil 9i einem starken Erdbeken henngesnci Minuten andauerte. In Fiume, < nedig kampiert die Bevölkerung i besiirchtet. Ja Venedig sind zahle Amsterdam, I. Inn. Das M Stellenweise isl die Waste,fläche stern früh ist bei Niedernsselt an d Bruchstelle ist hundert Meter tuest, in bas ganze tiefliegende Gebiet ei Brüssel, I. Jan. Belgische ! die Abtretung von Eupen und Mal wosür Deutschland sich verpflichten Belgiens ausgegebenen Papierinm treffenden Bankiers halten diese L Sanierung des belgischen Franken es jedoch entschieden ab, die lieber land überhaupt in Erwägung zu z Brüssel, 1. Jan Die Regiert» Mitteln den Folgen der Uederschl Minister begaben sich in die übersc gungsministcrium bietet alle versm auf und bemüht sich um die Nähr! un<-

Paris, l.Ian. Die Kammer 136 Stimmen bas Provisorium d Die Vorlage sieht die Ausgabe vv Weisungen vor und ferner die Zust tarif. Im Verlaus der Aussprache ordneie Bedauce die bedeutsame E Krale» in ihrer Oppvsition gegen verharren und bei Wiederzusainmc nuar Generalprvjekte einbringen ir Bukarest, I. Jan. Nachdem unwiderrufliche» Verzicht auf die entspringenden Vorrechte mitgeteill i den Verzicht aiizuiiehmen und m Kromat eiiizuberufen Er teilte se alle Anwesenden ans, ihm bei dere klamaiivn sein s Enkels, den Pri» hilfiich zu sein. Aufgrund der ihm sicherungen wurde die Volksverlret London, 2. Inn. König Geo schast auf die Neujahrswünsche l Hoffnung Ausdruck, daß das Jahr des Friedens und des Glücks unter London, 2. Ion. Der Sondi graph" in Rapallo halte eine Unte erklärte, die Behauptung, daß der ge» der internationalen Politik zwi worden seien, entbehre jeder Grund schasllicher Gedankenaustausch vi Chamberlain bezeichnet? der, Bert Komplott von Kadineltsmitgliederi erklärte schließlich, daß er bis End beabsichtige.

Madrid, 1. Jan. Die Antwor ist in hiesigen politischen Kreisen mi! den, da Spanien es ebenfalls abiec Krim eiazutreten.

Peking, l. In». In den Fem Hasenkolonie an der Küste hat s, Ursache bisher noch nicht fcstgestellt sind i» die Lust geflogen. Ans bei und 50 Verletzte geborgen worden noch vermißt, man glaubt jedoch können. Die Verunglückten sind beiterinnen.

Staatspräsident B,rzi

Schon mehr als zehn Iah eine Welt von Feinden, und ft Blick aus das gelobte Land de die Zerrissenheit und die wir Aber es scheint, daß das gewa 1914 begann, sich bald seinem H bon Locarno ist der Weg zu nicht beabsichtigt sind, zu Lenen streit der neuen mit der alter wird. Eine Zeit der Taten ist Konferenzen und Parlaments! Zeit sein wird, so haben wir kunft des deutschen Volkes aus l ten, als die Zeit der Worte; m Worten sind wir untcrleger W. B

General v. Seeckt zu Berlin, 1 . Jan. Der R der Heeresleitung, General 1 jahrstage zum Generaloberst Dienstgrad seit dem 1. Oktr auch diese Dienstgraderhöhm des Heeres entspricht, so bed «re Anerkennung Les Reich den Verdienste v. Seeckts um Anerkennung, der sich die we anschließen werden.

Tag und Nacht, und er soll auch nicht mehr lange warten!

Ich fühle es es läßt mir keine Ruhe, meine Sehnsucht^ die ist mein Tod! Wie einen Gelitten sehne ich ihn-

herbei-und dann wird mir wohl sein wohl'

Die Lider sanken ihr schwer über die Augen, deren tiefe Schatten den leidenden Ausdruck des lieben, holden Ge­sichts noch verstärkten.Und dann werde ich ihm nahe sein ihm, von dem mich im Leben wie im Sterben Abgründe trennten" flüsterte sie.

lFortsetzung folgt.)

Ncujahrsempfäng

Berlin, 1. Jan. Reichs am Neujahrstage um 12 U diplomatischen Vertretunger Ploniaten erwies eine Abtei Reichspräsidiums die mili Glückwünsche des diplomatij Nuntius Monsignore Pace! der Reichspräsident mit T Wunsch aussprach, i> da- Wunsche nach einer fortschri digung der Völker lebendst dieser Hoffnung sprach der l Mr deren Staatsoberhäup Namen des deurgyxn Volkes und aufrichtigste Neujahrsw Der Empfang

-3,m Anschluß hieran en anwe; enden Reichsminister u rung Als Vertreter des meichswehrminister Dr Ge regierung aus, und u. a. - hinwies, die nur Lurch die d Sparsamkeit überwunden w der Führung des Reichspräs lamer Pflichterfüllung zusar