seien es frohe Gemeinschaftstage, wo man sich wieder finde als Turnfrennd und -Bruder und wo man sich bewußt werde, einer großen Gemeinschaft anzugehören, die Ziel und Richtung darin sehe, durch körperliche Bildung zur Geistesschulung, Charakter- zucht und Nationalbewußtsein und vaterländischer Aufopferung zu gelangen. Diesen Zielen wollen wir auch heute zustreben, und es würde ihn freuen, wenn in diesem Geist und Sinn die Verhandlungen zu einem guten Erfolg führen würden.

Der Vorsitzende dankte für diese freundlichen Worte, er machte die freudige Mitteilung, daß der Turn- und Sportverein Ottenhausen sich als neuer Verein angemeldet habe und ver­treten sei. Aus dem Jahresbericht des Vorsitzenden ist u. a. zu erwähnen, daß der Gau 14 Vereine mit 1372 Mitgliedern zählt und sich aus der Höhe des vergangenen Jahres gehalten habe. Von den Vereinen hat Wildbad um 65 Mitglieder gleich 30 Prozent, Lbernhausen um 12 Mitglieder gleich 24 Prozent zugenommen, Neuenbürg um 40 Mitglieder gleich 14 Prozent abgenommen, die Folge einer Krise, von der er hoffe, daß sie überwunden sei. Das turnerische Leben im Gau war ein sehr reges, das Frauenturnen bewegte sich in bescheidenen Grenzen, er erhoffe durch den Besuch von Kreis-Frauenoberturn- wart Jäckle-Tchwenningen mit seinen Turnerinnen im Februar kommenden Jahres einen Aufschwung. An turnerischen Ver­anstaltungen im laufenden Jahr sind zu nennen das Landes- turnfest in Ulm, wo der Gau schöne Erfolge zu verzeichnen hatte, das 40jährige Jubiläum des Turnvereins Wildbad, wo sich namentlich alte Turner aus dem Nagoldgau einfanden und neue Freundschaftsbande geknüpft wurden, das 25jährige Jubi­läum des Turnvereins Dennach und als Abschluß des Ganzen ein Geländelauf in Schwann. An den Orten, wo die turner­ischen Veranstaltungen stattfanden, konnte erfreulicherweise eine dankenswerte Unterstützung seitens der Behörden festgestellt werden, möge dies immer so bleiben. Große Freude habe es dem Berichterstatter gemacht, an verdiente Männer gelegentlich des Gauturnfestes in Neuenbürg den Ehrenbrief der Deutschen Turnerschaft zu übergeben, es sind dies Robert Ferenbach, Wil­helm Titelius und David Strom, ferner den Ehrenbrief des Kreises an Kaufmann Karl Pfister, sämtliche in Neuenbürg. Der Berichterstatter sprach allen Leitern und Turnern, welche in diesem Jahre ihr Teil zu den turnerischen Erfolgen bei­trugen, herzlichen Dank und Anerkennung aus. Die beabsich­tigte Anstellung eines Wanderturnlehrers sei zu begrüßen. Der kommende Winter biete Gelegenheit zur Ausübung des Winter­sports. Neu sei das Amt eines Gaupressewarts, Turnfreund Schönthaler gebühre Dank für seine vielseitige Tätigkeit ni diesem Amt, möge er auch weiter hierin tätig sein. Den Höhe­punkt turnerischen Lebens bildete das Landesturnfest in Ulm, während der Gau dabei im Vereinswetturnen gute Leistungen zu verzeichnen habe, könne dies vom Einzelwetturnen nicht ge­sagt werden. Das Landesturnfest war reich an erhebenden Momenten. Die Haltung des Turnblattes wurde in der vor­geschriebenen Zahl dringend empfohlen. Mit dem Wunsche, daß im kommenden Jahr die Turnsache in gleich selbstloser Weise gepflegt werde, in dem Sinne, Laß des Volkes Wohl unser Lebensziel sei, schloß der Bericht.

Obergauturnwart Großmann-Höfen dankte dem Vor­sitzenden für seine vielseitige Tätigkeit. In der Aussprache, an welcher sich der Kreisvertreter beteiligte, kamen die Schwie­rigkeiten zur Sprache, welche sich an manchen Orten bezügl. des Frauenturnens ergaben. Vielfach sei der Widerstand auf Seiten der Eltern zu suchen, die teilweise dem Frauenturnen noch nicht das richtige Verständnis in bezug auf die gesundheit­liche Bedeutung geregelter Leibesübungen für den weiblichen Körper entgegenbringen. Hierin aufklärend zu wirken und vor allem den richtigen Mann auf Liesen Posten zu stellen, sei eine dankbare Aufgabe der Turnvereine. Wo sich trotz allem größere Widerstände ergeben, solle man die Hände vom Frauen­turnen lassen. Man solle nach Möglichkeit sich mit den leiten­den Personen eines Orts auf verträglichen Fuß stellen. Nach dem Krieg sei eine religiöse Welle durch unser Volk gegangen, dem wollen wir Rechnung tragen. Man solle nicht, wie viele Sportsvereine es treiben, Sonntag für Sonntag sich mit Spie­len beschäftigen, sondern den Sonntag als einen Ruhetag be­trachten, wo man sich selbst wieder finde. Bezügl. der Schaf­fung von Wanderturnlehrgängen habe sich die Kreisleitung an die Regierung gewandt und an das Kultministerium das An­sinnen gestellt, junge Lehrer, die ja heute vielfach im Turnen ausgebildet werden, zu verpflichten, ab und zu ländlichen und kleineren Vereinen an die Hand zu gehen. Die Regierung sei nicht abgeneigt, Verhandlungen hierüber sollen demnächst statt­finden.

Nach dem Bericht von Gauoberturnwart Großmann- Höfen war die turnerische Tätigkeit im Gau mehr auf >das Männerturnen zugeschnitten, seine Ausführungen bewegten sich vorwiegend in der Richtung, Winke zu geben, die einer Ver­

besserung nach dieser oder jener Seite dienlich sind. Er sprach über den llebungsstoff bei den Vorturnerschulen und die dabei gemachten Wahrnehmungen, über die Tätigkeit der Kampfrich­ter, die mangelhafte Ordnung auf den Turnplätzen bei Ver­anstaltungen, worunter die Uebersichtlichkeit leide. Das Gau- turnfcst in Neuenbürg habe ihm gut gefallen, weniger die kleine Zahl der Teilnehmer an den allgemeinen Freiübungen, hier dürfe sich keiner, ob alt oder jung, zu gut fühlen. Die technische Leitung auf dem lllmer Landesturnfest war eine großartige. Am Schluß des Berichts wurde Gauturnwart Gent und den Mitgliedern des technischen Ausschusses Dank gezollt für ihre Tätigkeit und um deren weitere Mitarbeit gebeten. An den Bericht schloß sich jener von Gauspielwart W ol f i ng e r - Lbernhausen. Hier wurde die Anregung ge­geben, daß die älteren Turner, sofern sie sich nicht mehr am Turnen beteiligen, sich dem Spiel widmen, Labei aber doch, wenn nötig, sich dem Verein zur Verfügung stellen sollen. Mit Altersriegen wurden, wie man hörte, recht erfreuliche Erfah­rungen gemacht.

Der Bericht von Gaukassier La i st ne r-Höfen zeigte ein erfreuliches Bild, Mk. 1848.71 Einnahmen stehen Mk. 1669.46 Ausgaben gegenüber, die Kasse weist einen Bestand von Mk. 179.25 auf. Dem Kassier wurde unter Dank für seine Mühewaltung Entlastung erteilt. Als letzter Bericht folgte jener von Gaupressewart Schönthaler, dessen Tätigkeit allgemeine Anerkennung fand.

Der Turn- und Sportverein Ottenhausen wurde, nachdem sich die von ihm erstrebten Ziele mit jenen der Deutschen Tur­nerschaft decken, einstimmig in den Gau ausgenommen. Der Verein Weist die erfreuliche Zahl von 80 Mitgliedern auf.

Kreisvertreter Hegele teilte mit, daß der Beitrag des Kreises sich wie folgt zusammensetze: 40 Pfennig für die Deutsche Tur- nerschsft, 10 Pfennig für die Unterstützungskasse der Deutschen Turnerschaft bei Unfällen und 10 Pfg. für die sog. Götzstiftung zur Errichtung deutscher Turnstätten. Es habe sich gezeigt, daß, was man hineinbezahle, wieder zurückkomme, wenn man immer vorstellig werde. In den Beiträgen sei die Lieferung eines Exemplars der Deutschen Turnzeitung inbegriffen. Der Kreis­beitrag betrage 25 Pfg.

Ueber die Notwendigkeit und günstigen Ergebnisse der Bau­genossenschaft des Kreises berichtete Kreisvertreter Hegele. Jeder Verein habe hiezu laut Kreistagsbeschluß einen einmaligen Bei­trag von 50 Mk. zu leisten. Aus Liesen Beträgen werde Ver­einen, welche eigene Turnstätten errichten wollen, Beiträge ge­währt. Der Turnverein Engelsbrand, welcher sich ebenfalls darum bewarb, werde im Februar oder März kommenden Jah­res daran kommen. Damit war ein Antrag dieses Vereins er­ledigt. Bei Errichtung von eigenen Turnstätten seien an Bei-, trägen, wenn auch nicht in zu hoher Zahl in Aussicht zu neh­men, aus dem Ergebnis der genehmigten Lotterie mit etwa 15 000 Mk-, weiter aus der Götzstiftung und seitens des Landes­ausschusses für Jugendpflege. Die beste Hilfe sei aber neben der der Unterstützung durch die Einwohnerschaft und die Ge­meinde die Selbsthilfe. Dem Unwesen von Losen und Bau­steinen, mit welchen die Vereine überschwemmt werden, soll gesteuert werden.

Der Antrag des Ausschusses:In Anbetracht einer Rege­lung turnerischer Veranstaltungen seitens des Kreises, soll auch im Gau eine Neuregelung durchgeführt werden, der Gauaus­schuß ist jedoch der Ansicht, daß im nächsten Jahr ein Gauturn­fest abgehalten werden soll, in den dazwischen liegenden Jahren, in welchen kein Gauturnfest stattfindet, soll ein Gauturnen abgebalten werden. Die geplanten turnerischen Veranstaltun­gen der Vereine sind künftig jeweils zu dem entsprechenden Meldetermin zum Gautag einzureichen und Art und Form derselben sind anzugeben. Alle diesbezüglichen Beschlüsse sind hinfällig" wurde nach längerer Aussprache, mit der Abänderung angenommen, daß für Heuer ausnahmsweise als Nnmeldetermin wegen Veranstaltungen von Vereinen der 11. Januar bestimmt wird.

Um ,das im nächsten Jahr stattfindende Gauturnfest bewar­ben sich die Vereine Engelsbrand und Obernhausen, letzterer Verein will damit seine Fahnenweihe verbinden. In geheimer Abstimmung wurde das Fest Obernhausen übertragen.

Die Wahlen gaben ein erfreuliches Bild der Einmütigkeit. Neu in ihren Ämtern wurden bestätigt Gauschriftwart M önch, Gauturnwart Gent, Gau spielwart Wolfinger, die Aus­schußmitglieder K a i n e r - Neuenbürg und Stern-Wildbad, als Ersatz für Baier-Schwarzenberg wurde Bauer-Schwar­zenberg gewählt, ebenso wiedergewählt die Mitglieder des tech­nischen Ausschusses Scheerer-Schwann und Dill-Con­weiler, sowie Gaupressewart Schönthaler.

Zur Werbung für das Frauenturnen wird sich der Gau­vorstand mit Kreis-,Frauenoberturnwart Jäckle-Schwenningen ins Benehmen fetzen, damit derselbe am 14. oder 21. Februar

mit ,emen Turnerinnen hier eintrifft, womit eine öffenW Veranstaltung verbunden ist. Für die Unterbringung der Gast wird der Turnverein Sorge tragen.

Unter Verschiedenes konnte Kreisvertreter Hegele bericht?» daß die Differenz zwischen der Deutschen Turnerschaft und der Reichsausschirß für Leibesübungen in Bälde beigclegt wech- Was die Politik in den Turnvereinen anlange, so müsse gesanj sein, daß man heute von jedem einzelnen erwarte, daß er eine. Politischen Standpunkt einnehme, dieser dürfe aber nicht ir Verein zum Ausdruck kommen, der Turnverein als solcher muss völlig Parteilos sein, wie dies auch in den Satzungen der Deut' sehen Turnerschaft niedergelegt sei. Die reinliche Scheidum zwischen Deutscher Turnerschaft und Fußball-Verband, die ch die Turnerschaft nur gutes zeitigte, müsse unter allAr Um. - ständen durchgeführt werden. Wenn, wie aus der Aussprach hervoiging, sich noch Vereine im Gau befänden, die damit in, Rückstand seien, so müsse dies in Bälde nachgeholt werden. Eh richtiger Turner müsse wißen, wohin er gehöre. Der Beschluß der Deutschen Turnerschaft müsse restlos durchgeführt werden! selbst vor dem Ausschluß dürfe im Weigerungsfälle nicht zurüch geschreckt werden. Unter den 650 Kreisvereinen seien nur noch wenige, welche diesen Beschluß noch nicht endgültig Lurchführ ten. Die Kreisleitung könne hierin absolut keine Konzessionen machen.

Nach fünfstündiger Tagung waren die Beratungen zu Ende.. Gauvertreter Strohmaier dankte allen für die Mitwir­kung, insbesondere Kreisvertreter Hegele für die mannigfache Anregungen. In einem Schlußwort führte dieser aus, der Verlauf der Tagung habe gezeigt, daß die Turnerschaft des Unteren Schwarzwaldgaus ein treues und nützliches Glied des Kreises bleiben werde. Er bitte auch im kommenden Jahr um tatkräftige Mitarbeit. Die Vereine mögen nie vergessen, den Jahresversammlungen der Tätigkeit der turnerischen Leiter dankbar zu .gedenken. Sie haben die Hauptarbeit auf dem Turn­platz zu leisten, auf ihnen beruhe die ganze Zukunft des Ver­eins. Mit einem frischey Turnerlied fand die Tagung einen machtvollen Ausklang.

(Wetterbericht.) Der Hochdruck über dem Kontinent geht langsam zurück. Für Mittwoch und Donnerstag ist mehr- bach bedecktes, auch zu vereinzelnen Niederschlägen und teil­weisen Schneefällen geneigtes Wetter zu erwarten.

Mrkenfeld, 23. Nov. Samstag nachmittag fand hier eine Jnfpektionsübung der Freiw. Feuerwehr statt. Herr Ober- amtsbaumöister Stribel aus Neuenbürg, der mit Herrn Schult- - heiß Fatzler der Hebung beiwohnte, sprach seine volle Anerken­nung über die vorzüglichen Leistungen aus. Herr Stribel freute sich besonders über die große Mitgliederzahl der Wehr und dankte auch der Feuerwehrmusik sowie dem Trommlerkorps für ihere Arbeit, die sie der Gemeinde im vergangenen Jahr geleistet haben. Herr Schultheiß Fatzler, der auch noch seinen Dank aussprach, lud die Feuerwehr im Namen der Gemeinde zu einer gemütlichen Stunde im Gasthaus zum Adler ein, wo jeder Feuerwehrmann von der Gemeinde eine kleine,Geldgäbe erhielt.

Württemberg

Mühlacker, 23. Nov. (Der Dank des Reichspräsidenten.) Die Schülerin Gertrud Reichmann, die bet der Begrüßung des Reichs­präsidenten von Hindenburg auf der Station Mühlacker dem Reichs­präsidenten einen Blumenstrauß mit poetischem Gruß überreichte, erhielt von Staatssekretär Dr. Meißner eine Karte mit dem Bild tzlndenburgs und dessen eigenhändiger Unterschrift zugesandt.

Stuttgart, 23. Nov. (Ungetreue Postbeamte.) Vom Schöffen­gericht wurde der Postinspektor Paul Bagtsch wegen Diebstahls und Verleitung zum Amtsverbrechen zu l Jahr Gefängnis, seine Frau zu 4 Monaten Gefängnis und der Postsekretär Deutsch wegen Dieb­stahls zu 11 Monaten Gefängnis verurteilt. Bei einer Kassenrevision war ein Abmangel von über 6000 Mark festgestellt worden. Frau Bagisch hatte durch ihre Verschwendungssucht diese Handlungen der Untreue verursacht.

Stuttgart, 23. Noo. (Die Gewerkschaftskrise.) Auch in der Schuhindustrie herrscht eine starke Krise. In der Schuhfabrik Hau­eisen in Cannstatt wurde 350 Arbeitern und Arbeiterinnen gekündigt. In der Heilbronner Hausschuhindustrie ist die Arbeitszeit bis aus wenige Stunden pro Woche herabgesetzt. Stillegungen werden für die nächste Zeit erwartet. In dem Oelseuerungswerk in Neckarsulm

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1 prepp«.

Roman von Fr. Lehne.

46. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Und er mutzte alle Selbstbeherrschung aufbieten, um sich nicht zu verraten wäre er nicht Arzt gewesen, wäre es ihm wohl kaum gelungen! Da Hatte er sein Märchen, sein holdesMädchen aus der Fremde" gefunden! Und nun war es auch klar, warum sie sich so ängstlich vor ihm verborgen. Ein scharfer Schmerz ging ihm durchs Herz er hatte sie gefunden ja aber nur, um sie in dem Augeirblick des Findens unwiderbringlich zu verlieren; denn die Prinzessin von Ehrenberg und ein einfacher Arzt das patzt wohl nicht zusammen! Man lebte doch nicht mehr im Zeitalter der Romantik! Und dann erfüllte ihn ein heitzer Groll sie hatte gewußt, wer sie war und hatte sich dennoch küssen laßen von ihm? War er ihr gerade recht zu einem Spielball ihrer Launen und Wünsche gewesen?

Mit verschlossenem, ernstem Eesichtsausdruck trat er an ihr Bett und hörte den wortreichen Bericht der Hofdame an, die von der äußerst zarten Konstitution der Hoheit sprach und der Befürchtung Ausdruck verlieh, daß wohl ein zu häufiges Musizieren die schwachen Nerven der Hoheit überreizt haben könne.

Ungeduldig unterbrach Maria Lhristina die Sprecherin.

Immer das alte Märchen! Ich weiß es besser! Das Musizieren mit der Baronesse Reinhardt ist mir nur eine Quelle reinen Genusses und eine wahre Erholung gewesen, Gräfin! Und ich bin auch nicht krank."

Dis Hofdame warf einen schmerzlich ergebenen Blick nach oben.Vielleicht haben sich Hoheit vorgestern erkältet." Sie gab einer neuen Möglichkeit für die Unpätzlicheit der Prin­zessin Ausdruck.Hoheit waren auf einem Spaziergange vom Gewitter überrascht"

Wäre sie eine bessere Beobachterin gewesen, so hätte ihr unmöglich entgehen können, daß sich der Prinzessin sowohl als auch des Arztes eine große Verwirrung bemächtigt' hatte und sich beide Augenpaare scheu mieden. Doch schnell

faßte er sich wieder und stellte seine Fragen, um sich selbst ein Krankheitsbild zu machen.

Ob die Prinzessin eine Aufregung gehabt habe? Die Gräfin zögerte sehr, diese Frage zu beantworten. Nein, sie wisse nicht doch ja, eine kleine Alteration, doch die lei gar nicht von Belang gewesen! Sie, die Gräfin, glaube vielmehr, daß der Spaziergang im Gewitter, von dem die Hoheit-Mutter allerdings nichts rvksse, der Prinzessin ge­schadet habe, wieder kam sie darauf zurück-Hoheit

habe den ganzen Tag schon leicht gefiebert.

Beinahe zaghaft trat er dann ganz nahe an das Lager Maria Christinas, um ihren Puls zu fühlen. Sie zitterte unter seiner Berührung, und dann traf ihn ihr Blick ein Blick so voll hingebender Liebe und tiefen Schmerzes, daß es ihn seltsam ans Herz griff. Nein, dieses Mädchen hatte nicht nur spielen wollen mit ihm, zu sehen, wie weit die Macht ihres Liebreizes ging-diese reinen Kinder­

augen konnten nicht lügen! Er fühlte den fast übermäch­tigen Drang in sich, zu ihr sich niederzubeugen und ihr be­ruhigend die blaßen Wangen zu streicheln.

Wer weiß, was für Aufregungen man ihr bereitet!

Er gab der Hofdame einige Verhaltungsmaßregeln da­mit er nicht für umsonst gerufen worden war im übrigen versicherte er, daß die Prinzeßin nicht krank sei. Wie schon gesagt, würde er sofort seinem Oheim, dem Geheimrat, telegraphieren, damit dieser morgen schon die weitere Be­handlung der Prinzeßin übernehmen könne.

Er verneigte sich tief und ehrfurchtsvoll vor Maria Christin«.

Ich danke Ihnen, Herr Doktor!" flüsterte sie mit bleichen, versagenden Lippen, und sehnsüchtig folgten ihre Augen seiner hohen Gestalt, als er zur Türe hinschritt.

Da ging ihr Glück, ihr Leben! Und sie mußte allein und traurig zurückbleiben! Uebermächtig brannte die Sehn­sucht nach ihm in ihrem Herzen. Sie barg ihr Antlitz in den Kissen um den Schrei der Sehnsucht zu ersticken, um die Tränen zu verbergen, die ihr über die Wangen rollten.

Mutter, was verlangst du von mir! Gönne mir doch ein bißchen Menschenglück gib ihn mir! Ich möchte doch auch metn Teil am Glücke haben, so gut wie jeder andere

ob ich auch hochgeboren bin! Ich will dennoch nicht vom Glück vergeßen seist! Und in ihm nur sehe ich es!

Ach, was alles wollte sie der Mutter sagen! Wie beredt war sie in Gedanken und als die Mutter an ihr Lager trat und nach ihren Wünschen, fragte, da erstarb jedes Wort

in ihrem Munde-sie fühlte sich unsagbar feige und

mutlos. Nur die Bitte brachte sie mühsam hervor:

Ich will morgen früh Gwendoline Reinhardt sehen!" Die mußte ihm alles erklären.

Fünfzehntes Kapitel.

Ernst und traurig ging Gwendoline Reinhardt neben Bernd Jvers einher. Der Mann tat ihr leid in seinem tiefen Schmerz.

So nun hatte er alles erfahren hatte den ersten und letzten Liebesgruß Maria Christinas gelesen! Er hielt den Brief in der Hand und sah auf die seinen und doch charakteristischen Schristzüge, die ihm soviel sagten.

Vergib und vergiß! Nein vergiß mich nicht, wie ich Deiner stets gedenken werde! Bernd, Du warst ein kurzer Sonnenblick in meinem Leben, das nun einsam und freudlos ohne Glück und ohne Liebe vor mir liegt! Ich stehe nun vor ewig verschlossenen Türen! Laße Deine guten Wünsche bei mir sein, laße mich fühlen, daß Du in Gedanken bei mir bist damit ich mein Leben ertrage! Dein Glücks­klee hat Dich betrogen mich hat das Gluck vergehen!

Lebe wohl, Du ewig Geliebter, lebe wohl! "n

Maria Lhristina." ^

Und ich soll sie wirklich nicht Wiedersehen?" stieß er hervor.

Herr Doktor " Gwendoline faßte teilnehmend seine Hand.Herr Doktor, in Christas Intereße machen Sie es ihr nicht noch schwerer Sie sind ein Mann, Sie kommen leichter darüber hin aber Christa, die zarte Blume wie ein Hauch ist sie ja nur und so unbe­schreiblich rührend! Sie wollte kämpfen für ihre Liebe, hat sie mir gesagt, ach, was weiß sie vom Kampf! Sie hat sich fügen müßen ein Hsrzoae-diadem wird nun ihr Haar schmücken. (Fortsetzung folgt.)