,^Fund der Deutsch-Togoländer" in Accra, der die Organisation der aus Togo vertriebenen und unter französischem Druck nach der benachbarten britischen Goldküste ausgewanderten deutschen Togoleute darstellt, hat an den Vorsitzenden des Interfraktionellen kolonialen Ausschusses des Reichstages, Abg. Dr. Bell, eine Eingabe gerichtet, in der die Deutsch-Togoländer als Mitglieder der deutschen Kulturgemeinschaft den Anspruch erheben, bei einer kommenden kolonialen Regelung mitsprechen zu dürfen. „Wir Togoleute stellen in Afrika den wichtigsten Kulturfaktor dar und versichern Ihnen, daß an der ganzen Westküste Togoeingeborene leben, die verlangen, daß der deutsche Reichstag und die deutsche Regierung für sie Eintreten." Zum Schluß bitten die Deutsch-Togoländer um öffentliche Verlesung ihres Schreibens im Reichstag.
Ausland
London, 21. Nov. Es verlautet, daß wegen des Trauer- salls am englischen Hof die Unterzeichnung des Paktes zwar nicht verschoben, aber die Festlichkeiten eingeschränkt werden.
Pariser Nachrufe für die Königin Alexandra.
Paris, 21. Nov. Dem Hinscheiden der Königin-Mutter Alexandra widmet die Pariser Presse, hauptsächlich die Boulevard- Presse, ausführliche, Nachrufe. Es wird daran erinnert, daß die Königin Alexandra, deren Schwester die Mutter des Zaren Nikolaus II. ist, zu dem Ausbau der Entente zwischen Frankreich, Rußland und England in diskreter Weise beitrug. Man erinnert an den starken Einfluß, den die Königin Alexandra auf ihren Gatten Eduard VII. lange Jahre hindurch ausübte, und daß sie mit steigendem Nachdruck die Tendenz ihres Gatten, nämlich ein Freundschaftsverhältnis zwischen ^Frankreich und England herzustellen, förderte. In diesem Sinne betrachtet man den Tod der Königin-Mutter Alexandra als ein auch für Frankreich bedeutsames Ereignis.
Aufhebung des indischen Einreiseverbots für Deutsche.
London, 21. Nov. Nach einer Meldung aus Kalkutta beschloß die indische Regierung, das Einreiseverbot, das für Deutsche bisher bestanden hatte, aufzuheben. Dagegen wird den deutschen Missionaren weiterhin verboten sein, nach Indien zu kommen, angeblich, weil man die Propaganda noch nicht vergessen habe, die sie vor dem Krieg betrieben haben sollen.
Locarno — eine wichtige Botschaft.
London, 21. Nov. Gestern fand im Savoy-Hotel ein Abendessen zu Ehren Chamberlains statt. Dies war von dem Mitglied des Parlaments, O'Connor, veranstaltet worden, damit die Dienste gefeiert würden, welche Chamberlain dem europäischen Frieden geleistet habe. Chamberlain hielt eine lange Rede, worin er unter anderem sagte: „Locarno ist ein wichtiges Ereignis, aber es ist nur ein Anfang und kein Ende. Man darf nicht annehmen, daß nunmehr alle Schwierigkeiten überwunden sind und daß sich keine Hindernisse geltend machen werden. Locarno ist aber für alle Völker eine wichtige Botschaft."
Parlanüentswirren in Kairo.
London, 21. Nov. Die innerpolitischen Verhältnisse in Aegypten haben sich scharf zugespitzt. Die Abgeordneten der Oppositionsparteien, die heute vormittag ins Parlament gehen wollten, fanden alle Zugänge durch Truppen und Polizei ab- gespexrt. Einige von ihnen wurden mit Gewalt an dem Betreten des Parlaments gehindert. Darauf begaben sich 150 Abgeordnete in ein Hotel und eröffneten dort die Tagung der Kammer. Zu ihrem Präsident wurde Galul Pascha gewählt.
Ein Zwischenfall an der bulgarisch-serbischen Grenze.
Sofia, 21. Nov. Bei der Station Gulbowo, in der Nähe der Stadt Widin, ist eine starkbewaffnete Bande aus Südslawien in bulgarisches Gebiet eingefallen. Die Gendarmerie wurde überfallen und entwaffnet. Die Stationskasse mit etwa 10 000 Lewa wurde geraubt. Als Gendarmerieverstärkungen eintrafen, ging die Bande wieder nach Südslawien zurück. Die politischen Kreise Sofias messen diesem Einfall große Bedeutung bei. Im Grenzgebiet herrscht lehhafte Erregung, da man befürchtet, daß es sich hier nicht nur um einen einzelnen Raubüberfall handle, sondern daß dieser der Auftakt zu einer kommunistischen Aktion gegen Bulgarien (?) sei, die schon lange auf südslawischem Boden vorbereitet worden sei und für dessen Durchführung man j etzt offenbar die Zeit für gekomm e n erachtet.
Aus Stadt Nez»rv und Umgebung
Neuenbürg, 22. Nov. Die kirchliche Trauer feier zu Ehren der Gefallenen sah die Stadtkirche bis auf Len letzten Platz gefüllt. Der Kriegerverein nahm mit umflorter Fahne geschlossen in starker Zahl daran teil. Die Predigt war auf den Totensonntag eingestellt, sie galt dem Gedenken der von uns Geschiedenen, vor allem der im Weltkrieg
Som Glück vergessen.
Roman von Fr. Lehne.
45. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Maria Christina verstummte vor der feindlichen, kalten Miene der Mutter. Mit dem Ausdruck eines weidwund
geschossenen Tieres irrten ihre Augen umher.-Gab
es denn keinen Ausweg — keinen? Wenn sie sich nun zu ihm flüchtete —? Schattenhaft tauchte dieser Gedanke in ihr auf; aber das war doch unmöglich! Und offen von ihrer Liebe sprechen? Sie hatte es versucht, doch das Wort wollte nicht von ihren Lippen — wie ipar sie doch feige! Ein Gefühl ohnmächtiger Schwäche überkam sie; sie seufzte tief auf; wie in einem grauen Nebel verschwanden die Gegenstände: sie griff nach dem Herzen, und bewußtlos sank sie zu Boden.
Als sie die Augen wieder aufschlug, befand sie sich auf dem Diwan in ihrem Wohnzimmer. Sofort stand wie ein Schatten die Gräfin Limbach neben ihr, voller Besorgnis nach ihren Wünschen fragend. Sie drehte den Kopf nach der Wand, antwortete nicht und schloß gleich wieder die Augen.
„Hoheit haben uns große, große Besorgnis eingeflößt," flüsterte die Hofdame, „hoffentlich fühlen sich Hoheit jetzt wieder besser.
„Ich bin sehr elend," sagte Maria Christina endlich, „ich will ins Bett."
Seltsam bleich und verfallen sah sie aus, als sie auf ihrem Bett lag. Wie im Frost schlugen ihre Zähne aufeinander. Die dunklen Ränder unter den Augen ließen dieselben noch größer erscheinen, und ihre Hände waren fieberheiß.
Ihr Aussehen flößte der Hofdame Besorgnis ein, so daß sie zur Prinzessin-Mutter eilte, die unliebsam überrascht den Bericht der Gräfin anhörte. Sie runzelte die Brauen; sie war geneigt, die plötzliche Schwäche der Tochter für Laune zu halten.
„Ich werde mich selbst überzeugen."
Es würde ihr sehr unangenehm gewesen sein, wenn Christina jetzt krank wurde — auf jeden Fall mußte dem
Gefallenen. Verschönt wurde die Feier durch den Gesang des Kirchenchores „Selig sind die Toten" unter Leitung von Oberreallehrer Widmaier und zum Schluß nach einem Orgelvorspiel durch den ergreifenden Vortrag des Altniederländischen Volksgebets „Wir treten mit Beten" durch den Musikverein unter Max Eitels Leitung. Stach dem Gottesdienst zog der Kriegerverein mit Fahne zum Gefallenenmal und nahm auf dem Vorplatz Ausstellung, woselbst auch Oberamtmann Lempp und mehrere amtskörperschaftliche und städtische Beamte sowie Mitglieder des Gemeinderats mit Stadtschultheiß Knödel sich eingesunden hatten. Ein zahlreiches Publikum wohnte auf dem Turnplatz der ernsten Feier an. Nach dem Vortrag des Akt- niederländischen Volksgebets durch den Mnftkverein hielt Stadtschultheiß Knödel eine kurze Ansprache, die er mit einem Vers aus Körners „Letzter Trost" einleitete:
Das Leben gilt nichts, wo die Freiheit fällt.
Was gibt uns die weite unendliche Welt
Für des Vaterlands heiligen Boden? —
Frei woll'n wir das Vaterland Wiedersehn,
Oder frei zu den glücklichen Vätern gehn!
Ja! glücklich und frei sind die Toten.
Er gab dem Danke Ausdruck gegenüber den tapferen Gefallenen, die für das Vaterland, für uns, ihr Leben hingäben und jenen, die heute noch an den Folgen des Krieges zu leiden haben. Wir sehen sie wieder vor uns, die hinauszogen und in treuer Pflichterfüllung ungeahnte Strapazen auf sich nahmen, das Leben für das Vaterland zum Opfer brachten und in Feindesland oder in der Heimat die letzte Ruhestätte gefunden haben. Aber wo sie auch ruhen mögen, gilt ihnen der Spruch des Sängers „lind wer den Tod im heil'gen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erde im Vaterland". Als letzten Gruß aus den heimatlichen Wäldern legte er unter Dank an die Tapferen einen Kranz nieder. ,Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben". Mit diesen Worten leitete Hauptmann Leuchtenberger seine Ansprache ein. Wir gedenken heute in Dankbarkeit und Treue derjenigen, die hinauszogen zum Schutze von Weib und Kind und die teure Heimaterde, um in treuester Pflichterfüllung zum Ruhme und für eine glückliche Zukunft des mächtigen deutschen Reiches zu kämpfen gegen eine Welt in Waffen. Beispiellos in der Geschichte sei dieses heldenhafte Ringen. Eines der Hauptziele der Vereinigten Vaterländischen Verbände bestehe darin, die Erinnerung an diese Heldentaten unserer lieben Gefallenen wachzuhalten, namentlich bei der Heranwachsenden Jugend. Ihre Selbstaufopferung war Dienst am Ganzen in treuester Pflichterfüllung bis zum Tode. Sie sind für uns gefallen, damit wir leben können. Die Millionen toter Helder, die in Süd und Nord, in Ost und West in fremder Erde ruhen, legen uns Pflichten aus, nicht bloß Pflichten außerordentlicher Dankbarkeit, sondern auch Opfer und zwar mehr als bisher. An ihnen haben wir gesehen, was Selbstaufopferung vermag, auch wir wollen Opfer bringen, alles Kleinliche beiseite stellen, uns von dem schädigenden Parteizwist frei machen und Schulter an Schulter kämpfen um den Wiederaufstieg des Vaterlandes. Das geloben die Vereinigten Vaterländischen Verbände, Offiziersbund, Kriegerverein, Bund Wicking und Bismarckjugend, in deren Auftrag Redner einen prächtigen Kranz niederlegte. Namens der Ortsgruppe Werwolf legte Fr. Beißer ebenfalls einen Kranz nieder.. Zu Ehren der Gefallenen senkten sich die Fahnen. Mit dem Musikstück „Wie sie so sanft ruhn" fand die ernste Feier einen würdigen Abschluß.
Neuenbürg, 21. Nov. Am 15. November waren im Bezirk Neuenbürg 61 unterstützte Erwerbslose mit 89 Zuschlagsempfängern vorhanden. Gegenüber dem Stand vom 1. November ist eine Zunahme von 21 Erwerbslosen zu verzeichnen.
Neuenbürg, 21. Nov. (Bitte des Jugendamts.) Wieder naht Weihnachten, das Fest der Liebe. Wenn es draußen friert, werden die Herzen warm in der Vorfreude des Weihnachtsglanzes. Das Jugendamt Neuenbürg möchte auch dieses Jahr einer Anzahl seiner bedürftigsten Schützlinge im Bezirk eine kleine Weihnachtsfreude machen durch gute Kleidungsund Wäschestücke und durch ein wenig Schimmer, der Kinderherzen entzückt. In unserer Obhut sind Waislein und Pflegekinder, die auf der Schattenseite des Lebens stehen und denen es am Nötigsten fehlt. Laß Dich mit hinausführen in die Dörfer und Dir in den engen Hütten die Büblein und Mägdlein zeigen, die ein warmes Wämslein und Röcklein für den Winter so nötig brauchen! Ist es Dein Verdienst, wenn Du in glückliche Verhältnisse hineingeboren, wenn Du in gesunder, reiner Luft ausgewachsen und vom Pfad der Tugend nicht abgeirrt bist? Die amtliche Fürsorge sucht nach Kräften der Not der Nachkriegszeit zu steuern, aber viel schweigende Armut aus Schuld und Schicksal geboren wartet auf freiwillige Hilfe. Willst Du, glückliche Mutter, nicht in Deinem Schrank Nachsehen, ob sich dort vielleicht noch gute, zu klein gewordene Kin-
vorgebeugt werden. Mehr verstimmt als besorgt begab sie sich zu der Tochter, erschrak aber doch, als sie das totenblasse Gesicht Maria Christmas auf den weißen Kissen liegen sah.
Sie zwang sich zu einigen erkundigenden Worten, die ihr mkt fast unhörbarex Stimme beantwortet wurden. Ein Schauer durchflog Christas Körper.
„Telephonieren Sie sofort nach dem Eeheimrat Lohs; ich bitte ihn, unverzüglich zu kommen!" befahl sie der Hofdame.
„Ich möchte jetzt schlafen, Mama!" bat Maria Christina. Sie konnte die Anwesenheit der Mutter nicht ertragen; sie wurde dadurch aufs höchste erregt.
Die Prinzessin biß sich auf die Lippen; sie merkte wohl icke Wirkung ihrer Gegenwart; doch entgegen ihrer sonstigen Art sagte sie nichts — aus Rücksicht auf den zu erwartenden Besuch. Sie kannte ja die zarte, mimosenhafte, so überaus empfindliche Art der Tochter, det die kleinste Aufregung und Verstimmung tagelang nachging.
Darum ließ sie Maria Christina allein.
„Der Arzt wird sofort zur Stelle sein," berichtete die Hofdame, „allerdings ist der Herr Eeheimrat heute nicht anwesend — ein Verwandter von ihm wird ihv vertreten."
Die Prinzessin runzelte unwillig die dichten, starken Brauen.
„Das ist mir sehr unangenehm! Hoffentlich ist er morgen wieder da —"
„Glücklicherweise ist, nach meiner Ansicht, die Unpäßlichkeit Ihrer Hoheit der Prinzessin Maria Christina ja nur ganz leichter Art! Ich bin überzeugt, daß Hoheit morgen wieder wohlauf sind — nur das viele und lange Musizieren hat unserer lieben Prinzessin nervöse Natur überanstrengt."
Gräfin Limbach erlaubte sich diesen Einwurf, da sie ganz genau wußte, daß die Prinzessin-Mutter das gern hörte. Es brauchte doch niemand zu wissen, daß nur eine Meinungsverschiedenheit zwischen Mutter und Tochter Ursache dieses nervösen Zufalls der jungen Prinzessin gewesen war!
Und sie hatte richtig gedacht; die Hoheit lächelte ihr huldvoll gnädig zu!
Da meldete ein Diener den Arzt.
Lersachen finden, die einem fremden Kinde zugute kommen könnten? Wenn Du am Heiligabend dann im frohen Kreis Dernes Hauses stehst, wirst Du Dich Deines Glückes doppelt freuen, wenn Du auch einem freudloseren Dasein ein Christbaumlichtlein anzünden durftest. — Gaben jeder Art -werden dankbar beim Jugendamt in Neuenbürg entgegengenommen und verwendet, wo es am Nötigsten, (s. Anzeigenteil.)
Neuenbürg, 21. Nov. (Unsinnige Gerüchte über ungünstige Geschäftslage.) Zu den Begleiterscheinungen der zurzeit herrschenden Wirtschaftskrise mit ihren Absatzstockungen und Zahlungsschwierigkeiten gesellt sich in fast allen Städten das Ausstreuen wilder Gerüchte über Zahlungsunfähigkeit oder Kreditschwierigkeiten von Gewerbetreibenden der verschiedensten Brauchen. Diese Gerüchte sind vielfach auf reine Sensationslust zurückzuführen. Oft fehlen greifbare Anhaltspunkte für die Gerüchte vollständig. Es liegt auf der Hand, Laß dieses Ausstreuen und Verbreiten von Gerüchten im höchsten Grade geeignet ist, das Ansehen und die Kreditwürdigkeit der in Be» tracht kommenden Firmen zu schädigen. Die Verbreiter solcher Gerüchte setzen sich der Gefahr einer zivilrechtlichen Inanspruchnahme wegen Schadenersatzes aus. Auf diese bedauerlichen Vorgänge haben verschiedene Industrie- und Handelskammern aufmerksam gemacht. Es ist nun einmal die Schwäche vieler Menschen, gerade etwas Ungünstiges, das sie über einen Mitmenschen gehört haben, -sofort weiter zu erzählen. Sie vergessen ganz, ihr Gewissen zu erforschen, ob sie es auch moralisch verantworten können, solche Gerüchte, für die die Verbreiter meist gar keine beweisbaren Unterlagen haben, weiterzu-geben. Infolge dieser Gerüchte gehen nicht selten die Lieferanten rücksichtslos vor oder schneiden ihren Kunden den Kredit ganz ab. So bringen die Verbreiter von Gerüchten durch ihre Redereien nicht selten Gewerbetreibenden ernste Verlegenheiten.
Neuenbürg, 21. Nov. (Der Kalender für Las Jahr 1926.) Das Jahr 1926 entspricht dem Jahre 6639 der julianifchen Periode und -dem Jahr 7-134/35 der byzantinischen Aera. Es ist ein Gemeinjahr und hat 365 Tage. Der Neujahrstag fällt auf einen Freitag, ebenso der Silvesterabend des neuen Jahres. Aschermittwoch ist am 17. Februar; war haben also im neuen Jahr einen sehr kurzen Fasching; er dauert fünf Wochen und sechs Tage. Der Ostervollmond stellt sich Montag, den 29. März, ein, -demnach ist Ostern am 4. April, Christi Himmelfahrt am 13. Mai, Pfingstsonntag fällt auf -den 23. Mai, Las.Fronleichnamsfest auf den 3. Juni. Das Jahr 1926 wird zwei totale Sonnenfinsternisse bringen, von denen jedoch in Europa keine sichtbar fein -wird. Der Mond wird nicht -verfinstert. — Doppelfeiertage sind am 4. und 5. April (Ostern), 23. und 24. Mai (Pfingsten). 31. Oktober und 1. November (Allerheiligen). — Bei dieser Gelegenheit mag auch noch auf einige Kalendermerkwürdigkeiten aufmerksam gemacht werden. Wie oben erwähnt, fällt der Jahresanfang und der letzte Tag des Jahres auf einen Freitag. Hierzu ist zu bemerken, daß der erste und der letzte Tag eines Jahres immer auf denselben Wochentag fällt, nur in den Schaltjahren Nicht. Ebenso beginnen eine Reihe von Monatspaaren ebenfalls stets mit demselben Wochentag, wiederum aber nur in Gemeinjahren, so der Januar und Oktober und der September und Dezember, desgleichen das Trio Februar, März und November. Ein eingehendes Kalenderstudium würde noch mancherlei Eigentümlichkeiten zutage fördern, die durchaus nicht dem Zufall unterworfen sind, sondern alle die Jahrhunderte hindurch mit stereotypen Konsequenz wiederkehren. So ist u. a. nachzuweisen, daß kein Jahrhundert mit einem Mittwoch, Freitag oder Samstag beginnt. — Im neuen Jahr wird -die Sonne Jahresregent sein; Sonnenjahre sind (nach dem 100jährigen Kalender) trocken und Mäßig warm.
Neuenbürg, 21. Nov. (Ermäßigte Eisenbahnjahrpreise.) Die vielseitigen Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der in diesem Jahre erstmals wieder eingeführten Ermäßigung für Gesellschaftsreisen sind immer noch sehr wenig bekannt. Während Sonntagsfahrkarten erst ab Samstag mittag 12 Uhr bis einschließlich Sonntags gelten und die vorgesehenen Winter- sportsonderzüg-e nur -an bestimmten Tagen -in festgelegtem Fahrplan Verkehren, kann eine annähernd gleiche Fahrpreisermäßigung an allen Tagen und bei allen Zügen, auch bei Schnellzügen, bei gemeinsamer Lösung Von mindestens 30 Fahrkarten erreicht werden. Der gemeinsame Theaterbesuch ermöglicht in gleicher Weise eine Verbilligung -der Fahrpreise sowohl bei den gewöhnlichen Zügen als auch bei den Schnellzügen. Die Ermäßigung beträgt bei Gesellschaftsreisen allgemein 25 Prozent auf den tarifmäßigen Fahrpreis, eine Abfertigung kann sowohl für die einfache Fahrt als für die Hin- und Rückfahrt erfolgen.
Neuenbürg, 21. Nov. (lieber die Wertbeständigkeit der Spareinlagen.) Als vor kurzem von den Sparkassen daM geworben wurde, daß man langfristige Spareinlagen machen solle, wurde bemängelt, da bei dieser Gelegenheit nichts darüber mitgetealt worden sei, ob auch die Wertbeständigkeit fol-
„Herr Doktor Jvers, der in Vertretung des Geheim- rats Lohs kommt!"
Die Prinzessin-Mutter empfing ihn selbst, um den Mann zu sehen, dem sie die Behandlung ihrer Tochter anvertrauen mußte.
Ein junger, hochgewachsener, dunkelblonder Mann stand vor ihr, mit einem sehr sympathischen, energischen Gesicht und ernstblickenden Augen, der sich ehrfurchtsvoll vor ihr verneigte und ihre Anrede erwartete. Sie war unangenhm überrascht. Auf ihre Frage nach dem Eeheimrat erwiderte er, daß sein Oheim heute früh nach München gereist sei und erst im Laufe des übernächsten Tages zurückkommen werde. Wenn Hoheit es wünschten, würde er ihn sofort telegraphisch zurückrufen.
„Ich bitte darum, Herr Doktor! Der Herr Eeheimrat hat die Prinzessin, meine Tochter, bereits mehrmals behandelt und ist daher schon orientiert. Ich bitte nachher um Ihren Bericht."
Verabschiedend neigte sie den Kopf, und der junge Arzt folgte der Hofdame zu der Patientin. Abwartend blieb er auf einen Wink der Gräfin vor der Tür stehen, während sie hineinging.
„Hoheit, der Arzt ist da, aber leider nicht der Herr Eeheimrat, der verreist ist."
Mit weit offenen, unnatürlich glänzenden Augen lag die Prinzessin da, starr auf einen Punkt sehend. „Ich brauche keinen Arzt. Schicken Sie ihn fort."
„Ich bitte Sie, Prinzessin Maria. Hoheit würden ja außer sich sein, Hoheit sind voller Sorgen, bitte —"
Die Gräfin zupfte an der blauseidenen Decke, auf der Maria Christinas Hände fest verschlungen lagen, dann winkte sie dem jungen Arzt einzutreten. Die Prinzessin wandte ihr Gesicht gleichgültig dem Näherkommenden zu. Aber bei seinem Anblick schlug jäh eine Blutwelle über ihr Gesicht; sie richtete sich unwillkürlich ein wenig auf, um dann aber gleich wieder fassungslos zurückzusinken.
Ihr Held, ihr Abgott, der Mann ihrer Sehnsucht, ihrer Liebe stand vor ihr!
(Fortsetzung folgt.)