Pen nach Damaskus zurück, damit sie nicht umzingelt würden. Die dadurch freigewordenen Drusen-Kolonnen gingen nach dem östlichen Libanon, um die dort gegen die Franzosen kämpfenden Bergbewohner zu verstärken. Die Aufständischen rüsten sich zum Angriff auf Aleppo und Hama. Die Lage der Franzosen ist kritisch. Sie «bedürfen mindestens 50 000 Mann Verstärkung, ehe der Winter kommt. Die britischen Militärbehörden in Palästina schicken nun Verstärkungen an die Grenze von Syrien, um einen Angriff der Drusen abzuwehren.
Deutschlands Recht auf Kolonien.
Newyork, 13. Ncw. Der ehemalige deutsche Gouverneur von Deutsch Ostafrika Dr. Heinrich Schnee hat sich «heute an Bord der „Cleveland" nach Deutschland begeben. Vor seiner Abreise erklärte Dr. Schnee Presseberichterstattern, daß die Locarno-Verträge so angewendet Werden müßten, daß Deutschland das Mandat über feine durch den Krieg verlorenen Kolonie« erhält. Wörtlich führte Dr. Schnee aus: „Wenn der Geist von Locarno von den Alliierten gepflegt wird und Deutschland in den Völkerbund eintritt, und damit dieselbe Verantwortung wie die anderen Nationen auf sich nimmt, so mutz man ihm auch die Mandate über seine ehemaligen Kolonien zugestehen. Wenn dies nicht geschehen sollte, sollte der Wert dieser Kolonien Deutschland zum mindesten als Reparation gutgeschrieben werden. Die deutschen Kolonien in Afrika Würden allein Deutschlands Schulden bezahlen." Zum Schluß gab Dr. Schnee der Hoffnung Ausdruck, daß alle diese Fragen nach Deutschlands Eintritt in «den Völkerbund gelöst werden Würden.
Das Landerwerbsverbot in Ostafrika aufgehoben.
Daressalem, 14. Nov. Der Gouverneur der Tanganjikakolonie hat das Verbot des Landeserwerbs für Angehörige ehemals feindlicher Staaten aufgehoben. Damit ist die letzte Einschränkung für die Deutschen gefallen.
Der japanische Botschafter über Deutschland.
Tokio, 11. Nov. Der japanische Botschafter in Berlin, Honda, erklärte nach seiner Rückkehr in Tokio in einem Interview folgendes: „Deutschland hat sich schnell wirtschaftlich und Politisch erholt." Zwei Faktoren sind hierfür maßgebend: 1. Der Dawesplan hob die Reparationsfrage aus der Politischen in die wirtschaftliche Sphäre. Die frühere Behandlung der Reparationsfrage drohte die deutsche Währung zu zerstören und die Wirtschaft zu erdrosseln; 2. Locarno ist ein großes geschichtliches Ereignis. Deutschland wird «dadurch wieder Weltmacht. Durch den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund wird Deutschland absolut gleichberechtigt mit den Großmächten. Das Gerücht, Hindenburg erstrebe die Wiedereinsetzung des Hohenzollernhau- ses, ist unwahr. Hindenburg erstrebt vielmehr die friedliche Wohlfahrt Deutschlands. «Seine Wahl hat die politische Lage gefestigt. Die heutigen Staatsmänner sind zu klug, um etwa die Monarchie wieder anzustreben. Der Bolschewismus ist in Deutschland unterlegen. Deutschland hat eine sehr gute Handelsflotte. Seine Handelsbeziehungen zu Japan sind ausgezeichnet und deren weitere Förderung «steht zu erhoffen.
Bus Stadt Bezirk und Umgebung
Neuenbürg, 16. Nov. Dem früheren Verleger des „Enz- täler", Herrn C. Meeh, war es gestern Sonntag vergönnt, den 70. Geburtstag zu begehen; die Feier fand im engsten Familienkreise statt. Herr Meoh hat sich außer seinem Beruf als langjähriger Schriftleiter und Verleger des „Enztäler" durch seine vielseitige Tätigkeit auf öffentlichen Gebieten und in Vereinen mannigfache Verdienste erworben; als Chronist wurden seine Arbeiten wiederholt anerkannt und gewürdigt. Die Liebe zu seiner Vaterstadt Neuenbürg ließ ihn vielfache Opfer an Zeit und Geld bringen. Zahlreiche Glückwünsche gingen dem betagten Manne zu, der seit 1918 manchen herben Schicksalsschlag über sich ergehen lassen mußte. Möge ihm nach Zeiten schwerer Prüfungen noch ein freundlicherer Lebensabend be- schieden sein!
Neuenbürg, 16. Nov. Der alte Unfug, daß der Geschäftsmann, «die Schneiderin u. a. wieder viel zu viel „im Buch" haben, mit «anderen Worten, Schulden machen müssen, um «der Kundschaft borgen zu können, tritt Plötzlich wieder allgemein auf. Das Publikum ist sich Wohl in «den meisten Fällen nicht darüber klar, daß die vielen Geschäftsaussichten und Konkurse, die «sich täglich mehren, vielfach auf säumige Zahler aus ihren eigenen Reihen und zwar auch aus solchen, die bezahlen «könnten, zurückzuführen sind. Häufig ist es nur Bequemlichkeit oder schlechte Angewohnheit, die die Folgen nicht überdenkt und den Gewerbetreibenden gerade für gut genug hält, «den Bankier für andere za machen. Die Folgen sind sehr klar; in Ermangelung an Bargeld und teurem Bankkredit gibt der Geschäftsmann Wechsel «in Zahlung, die dann am Fälligkeitstag nicht ein-
Roman von Fr. Lehne.
40. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Gottlob würde ja mit morgen das ungeregelte Leben der Prinzessin ein Ende haben — diese abenteuerlichen Spaziergänge und längeren Unterhaltungen zu zweien mit der Baronesse Reinhardt gingen gegen ihr Gefühl. Die Musikstunden wollte sie den beiden — schon in ihrem, der Gräfin eigenem Interesse — gern gönnen. Aber weiter nichts.
Im stillen segnete sie den Entschluß der Hoheit, etwas früher als geplant zurückzukommen! Sie wußte sich nicht mehr zu helfen!
Dreizehntes Kapitel.
„Endlich bist du da, Line! Wir warten schon eine halbe Ewigkeit auf dich! Hast du vergessen, daß Malte fort will? Er muß doch seiner Schwester Adieu sagen!"
Blanka war übel gelaunt; sie wußte nicht, was sie wollte. Unfreundlich sprach sie auf Gwendoline ein. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen, als sie die Freundin der Schwester in der zartgrünen, eleganten Toilette sah.
„Nanu?"
Gwendoline erzählte, daß sie aus einem Spaziergang mit der Prinzessin eingeregnet und naß bis auf die Haut gewv 'deir war
„Und dann hast du dich in Villa „Waldflucht" umgezogen? Und das kostbare Kleid und den Mantel hast du gleich geschenkt bekommen? Das lasse ich mir gefallen. Na, wenn du dich wieder umgekleidet hast, dann gehe zu Jeannette — sie schwimmt jetzt schon in Tratten!"
Das Brautpaar saß auf dem Sofa, als Gwendoline ins Wohnzimmer trat. Sie bestellte der „kleinen Braut" einen herzlichen Gruß von der Prinzessin. Dann mußte sie der Frau Kommerzienrätin genau Bericht erstatten über alles, was sich in der Villa „Waldslucht" ereignet hatte. Das war ihr so interessant, daß sie die Lektüre des neuesten Romans unterbrach, in dem sie gerade las.
gelöst werden können. Es folgen Wechselprotest, Wechselkloge, Pfändung, Geschäftsairfsicht, Konkurs. Wie unangenehm für den säumigen Zahler, «an derartigem Unglück mit. Schuld zu sein, wie Peinlich für ihn, wenn in der Gläubigerversammlung die Namen und Schuldbeträge «bokanntgegeben werden, um durch den Konkursverwalter eingetrieben zu werden, doppelt unangenehm, wenn solche Namen von oft sehr gutem Klang sich wiederholen! Der Gewerbetreibende aber sollte sich bei Zeilen auf sich selbst besinnen und diesem Unfug des Borgens steuern.
Neuenbürg, 14. Nov. (Eine erschreckende Erscheinung.) Wenn man die Berichte von den Gerichtsverhandlungen verfolgt, so fällt auf, daß zurzeit eine ganz erschreckend hohe Zahl von Meineidsfällen Vorkommen. Es ist tieftraurig, daß bei Zeugenaussagen so leichtfertig Verfahren wird, trotzdem die Zeugen jedesmal eindringlich auf die Bedeutung des Eides aufmerksam gemacht «werden. Die Gerichte müssen notgedrungen scharf Vorgehen; denn wohin soll es führen, wenn sie das einzige Mittel, die Wahrheit zu erzwingen, aus der Hand geben würden? Also mehr Wahrheitsliebe und Vorsicht Mi Abgabe von eidlichen Aussagen.
(Wetterbericht.) Das mitteleuropäische Hochdruckgebiet hat sich abgeflacht. Der Kern der Depression im Norden liegt aber immer noch bei Island. Infolgedessen ist für Dienstag und Mittwoch zwar vielfach bedecktes, aber in der Hauptsache doch immer noch trockenes und ziemlich kaltes Wetter zu erwarten.
Simmersfeld, OA. Nagold, l5. Noo. (Jagdglück) Infolge des Neuschnee gelang es den Pächtern der hiesigen Gemeindejagd, in ihrem Jagdgebiet zwei Stück Hochwild, einen Achtender und eine Hirschkuh, sowie einen Edelmarder zu erlegen.
Bathingen a. E., 15 Nov. (Betriebseinstellung.) Die hiesige Filiale der Pforzheimer Silberwarenfabrik Scholl hal ihren Betrieb eingestellt.
Stuttgart, 14. Noo. (Eine Mitgliedsehrengabe für die Zeppelin- Eckene»Spende.) Ein Beschluß, der auch anderen Vereinen des Landes als Vorbild dienen kann, wurde vor kurzem in der Vertre- terversammlung der Bodenseeqeselischaft Schwaben gefaßt: Der Zeppe- lin-Eckener-Spende stiftet jedes Mitglied der Bodenseegesellschaft Schwaben einen Beitrag von 1 Mark, der als Ehrengabe bei den Mitgliedern der Bodenseegesellschaft Schwaben demnächst eingezogen wird. Bei der großen Zahl von Mitgliedern, die die aufstrebende Bodenseegesellschaft Schwaben hat, ist es ein ansehnlicher Betrag, der auf diese Weise der Zeppelin Eckener-Spende zugute kommt
Stuttgart, 14. Nov. (Brennholz für Altoeteranen.) Der Würt- tsmbergische Kriegerbund. Abteilung für Kriegsbeschädigten- und Krie- gerhinterbliebenen-Fllrsorge hat beim Finanzministerium den dringenden Antrag gestellt, auch den bedürftigen Altoeteranen, d. h. den Teilnehmern an den Feldzügen 1866 und 1870/71 in gleicher Weise brenn- holz zum Vorzugspreis zu überlassen, wie den bedürftigen Schwerbeschädigten. Ueber den schon im März des Jahres gestellten Antrag des Wllrtt. Kriegerbundes, die Vergünstigung auch auf die Kriegerhinterbliebenen, besonders auf die Kriegermitwen und Waisen auszudehnen, ist leider immer noch keine Entscheidung getroffen. Es ist dies umso bedauerlicher, als der Winter hart vor der Türe steht.
Stuttgart, 14. Nov. (Brand.) In einem Trockenraum der Farbenfabrik G. Sigle <L Co. in der Hasenbergstraße brach gestern nachmittag Feuer aus, das einen größeren Umfang annahm und auf das Dach Übergriff, ebenso auf das tiefer gelegene Stockwerk. Die Feuerwehr ging mit drei Schlauchleitungen vor und nach oinstündiger Arbeit gelang es ihr, jede weitere Gefahr, die recht groß war, zu beseitigen. Es wurde am Brandherd eine Wache zurückgelassen.
Stuttgart, 15. Nov (Preisabbau.) Flaschner und Installateure in Württemberg haben beschlossen, die Preise um 8>/, und 10 Prozent herobzusetzen.
Göppingen, 14. Noo. (Vereinigte Württ.Holzwarenfabrlkcn A.G.) Die Gesellschaft, die im vergangenen Jahre trotz der guten Beschäftigung einen Verlust von 97 690 Mark erlitten, hielt gestern ihre vierte außerordentliche Hauptversammlung ab. Na bei der gegenwärtigen schwierigen wirtschaftlichen Lage für absehbare Zeit eine Rentabilität der Betriebe nicht in Aussicht genommen werden kann, bat sich die Gesellschaft zur vollständigen Stillegung und für eine stille Liquidation ihrer Betriebe entschlossen. Die Hauptversammlung beschloß dann auch die Auslösung der Gesellschaft. Nach der Liqutdnlionsbilanz ist mit einem vollständigen Verlust des 350000 RM betragenden Aktienkapitals, jedoch mit einer Befriedigung sämtlicher Gläubiger zu rechnen.
Wurmlingen, OA. Rottenburg. 14. Noo. (Der Holzsplitter als Todesursache) Frau Walburga Bciur, geb. Hetz, hatte sich beim Oelen des Zimmerbodens einen Holzsplitter in die Hand gestoßen. Sie schenkte der Verletzung anfänglich wenig Beachtung und arbeitete weiter. Plötzlich trat Blutvergiftung hinzu. Man brachte die Schwerkranke in die Klinik noch Tübingen, wo sie gestorben ist.
Rottenbrrrg, 15. Nov. (Jubiläumsspende für den Bischof.) Als Spende der Diözese sind Bischof Dr. v. Keppler zu feinem Jubiläum 68 700 Mk. zugekommen, die es ihm ermöglichen, eine Reihe von Kirchenbauten zu fördern und in außerordentlichen Notfällen Hilfe zu bringen. Die Summe wurde wie folgt
„Also heute abend kommt die Frau Prinzessin zurück. Sag' mal, Line, hast du nicht andeuten können, wie sehr mich eine Einladung zum Tee erfreuen würde? Diesen kleinen Gefallen wirst du mir schon tun, dachte ich. Ebenso gut Blanka bei der jungen Prinzessin zum Tee war, ebenso gut könntest du die alte Hoheit für mich interessieren. Bei der Gräfin Limbach habe ich schon vorgearbeitet. Ich habe ihr für ihre Armen eine größere Zuwendung versprochen!"
„Ich habe schon mein Möglichstes getan, Tante! Prinzessin Maria Christin« ist sehr lrebenswürdig — umso zugeknöpfter ist aber die Mutter!"
Es war Gwendoline sehr peinlich, daß man derartiges von ihr verlangte.
Für Malte war es jetzt Zeit, sich zu verabschieden. Hanna weinte laut.
„Gott, Hab' dich doch nicht so!" sagte Blanka, „nächsten Sonntag kommt dein Herzallerliebster ja wieder! Wann soll denn sonst sein Schauspiel oder sein Roman fertig werden? Und schon im Oktober habt rhr euch ganz!"
lleberrascht fragte Gwendoline: „Im Oktober? Ich denke, im Frühjahr soll erst Hochzeit sein?"
„Nein, Line, die hohen Herrschaften haben heute ausgemacht, daß sie lieber schon im Herbst heiraten wollen!" belehrte Blanka ironisch „und Zeanettchen will die zum Verkauf ausgeschriebene Villa des Konsuls Langkamer in Pullach erstehen, damit Malte unbehelligt vom Eroßstadt- lärm seinem Schaffen leben kann — und seinem jungen Glück! Malte freut sich sehr darauf; er kann die Zeit nicht erwarten!" Mit einem schrägen, spöttischen Blick streifte Blanka ihn, der vor Aerger ganz rot wurde, umso mehr, da Hanna, die Ironie der Schwester nicht bemerkend, lebhaft auf deren Worte einging und die Vorteile schilderte, die er haben würde.
„Ich könnte mich totlachen!" sagte Blanka halblaut zu Gwendoline. .Malte, der flotte Malte, bald ehrwürdiger Ehemann!"
— — Malte war fort. Fassungslos weinend und jammernd lag Johanna auf dem Diwan. Ihre Angehörigen hielten sich ihr wohlweislich fern; nur Ewendo- line saß bei ihr und tröstete sie mit guten Worten.
verwendet: Je 10000 Mark «für die Kirchenbauten in Mühlacker, Baiensurt, Dietenheim, Oberndorf a. N-, Heilbronn; 6000 Mark für die St. Fideliskirche in Stuttgart; je 5000 Mark für den Pfarrhausbau in Böblingen und den Kirchenbau in Dietenheim; 1000 Mark für das vom Brandunglück betroffene Kloster Maria Rosengarten in Wnrzach; je 500 Mark für das Gemeindehaus in Großeislingen und für den Caritasverband für Kinderheimstätten; 400 Mark für den Kapellenbau in Isenburg; 300 Mark für die Ausbesserung der Kirche in Bremelau. — Der Klerus hat aus gleichem Anlaß dem Bischof eine Liebesgabe überreicht. Davon wurden verwendet: 1000 Mark für den Hochaltar in Mühlacker; 5000 Mark für den Priesterkrankenunterstützungsverein, 5000 Mark für «das Priestevheim in Berg, 5000 Lllark für die Ünterstützungskasse der Hausangestellten.
Lrutkirch, 15. Noo. (Eine mutige Tot.) Lnndwirk Nep. Buchmaier in Bärenschachen bemerkte kurz vor Einbruch der Dunkelheit im benachbarten Walde ein Feuer. Er schlich sich an und sah, daß um das Feuer Zigeuner lagerten. Kurz entschlossen griff er zur Waffe, nahm seinen Hnnd und stellte die Zigeuner, die ein Mädchen entführt hatten, das Geld hätte zur Post tragen sollen. Es gelang dem mutigen Manne, die Zigeuner nach Rot a. Rot einzuliefecn, wo sie in sicheren Gewahrsom gebrocht wurden.
Giengen a. Br., 15 Nov (Schwindler.) Vor mehreren Wochen verstellte hier der Reisende Gustav Bühner von Ulm für eine Dresdner Textilwarenficma Bettwäsche. Die Ware traf nach kurzer Zeit unter Nachnahme ei» und wurde von de» Bestellern auch bezahlt. Bald darauf besuchte Bühner wieder die Besteller und erklärte ihnen, daß sie aus Versehen minderwertige Ware erhalten hätten, die statt 144 nur 36 Mark ivert sei. Sein Prinzipal in Ulm sei zum Umtausch bereit. Bühner nahm dann die Ware zum Umtausch nach Ulm mit. Dort setzte er sie ab und oerschrv md.
Gmünd, 14. Nov. (Tagung des Verbands württ. Industrieller.) Unter zahlreicher Beteiligung aus dem ganzen Lande fand «gestern hier die Tagung des Verbands württ. Industrieller statt. Nach Besichtigung der Fachschule und des Museums fand nachmittags in der Aula der Fachschule «die Haupttagung statt. Geheimrat Bruckmann-Heilbronn begrüßte an Stelle des verhinderten ersten Vorsitzenden Dr. Robert Bosch-Stuttgart die Anwesenden. Er empfiehlt den deutschen Finanzministern eine Veredelung" ihres Sparsamkeitstriebes, mahnte unter Hinweis auf Hindenburgs Besuch zur Einigkeit und hofft, «daß diese Tagung in der Stadt uralter Gewerbearbeit einen nachhaltigen Erfolg haben wird. Drei Redner aus Gmünd, Oberbürgermeister Lüllig als Stadtvorstand, Kommerzienrat Erhard als Vorsitzender der Handelskammer Heidenheim und der Gmünder Jndustriegemeinschaft und Direktor Klein als Vorstand der Fachschule und des Forschungsinstituts gaben ihrer Genugtuung Ausdruck über den illustren Besuch und hoffen, die Gäste auch nächstes Jahr zur Zeit der Jubiläumsausstellung der Fachschule in Gmünd sehen zu können. Im Mittelpunkt der Tagung war ein hochbedeutsamer Vortrag des ehemaligen Staatspräsidenten Professor Dr. Hummel-Heidelberg über Wirtschafts- und staatspolitische Fragen. Der Redner führte u. a. aus, daß die Aufgabe und die Pflicht der Industrie es sei, dafür zu sorgen, daß die Unternehmer wieder in ein besseres Licht gerückt werden. Das falfchverstandene kurzsichtige Wirtschaftsinteresse, das ausschließlich die Ausbeutung des Betriebes bezweckt, stellt der Redner dem «weitsichtigen, richtig verstandenen Wirtschaftsinteresse, das auch an die Zukunft des Betriebes deükt, gegenüber. Diese sei die deutsche, jene die amerikanische Wirtschaftspolitik. Daraus ergibt sich, daß die sozialpolitische Einstellung eine Erfindung Deutschlands ist- Die heutige Wirtschaftskrise sei ernster denn je, doch vergessen die meisten dabei, daß ungeheure Werte der Menschheit im Weltkrieg zerstört und geraubt wurden, Werte, die wir «wieder erarbeiten müssen, wenn Deutschland wieder eine Weltstellung erreichen will. Der richtige Preisabbau sei «der, wenn die Preisverteuernden «Faktoren von der Regierung beseitigt würden und die Steuer vom tatsächlichen Gewinn genommen würde. Nach diesem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag erfolgte die Vorführung eines überaus interessanten, in den Fordwerken aufgenommenen Betriebsfilms durch Herrn Kurt H. Busse-Hannover, in dem die ungeheuren Fortschritte in der amerikanischen «Serienindustrie in Wort und Bild beleuchtet wurden. Darauf war die überaus interessante Tagung beendet.
Geschäftsaufsicht und Konkurse. Geschäftsaussicht: Fa. Rohleder u. Ehninger A.G. in Feuerbach-Stuttgart; Südd. Industrie A.G. in Derendingen, OU. Tübingen; Fa. Dellh, Puppenfabrik in Stuttgart; Julius Mayer, Inh. der Fa. Oel, mühle in Aalen; Fa. Schlack u. Co., Bankgeschäft in Aalen; Fa. Wilhelm Morlok u. Co., Schuhfabrik in Weissach, OA. Vaihingen. — Konkurse: Fa. Baßler u. Herrmann, Handel mit Holzbearbeitungsmaschinen in Stuttgart; Scheffelgemeinde auf dem Hohentwiel, OA. Tuttlingen; Adolf Rimpel, Schuhwarenhandlung in Stuttgart; Friedrich Keppler, Bäckermeister in Degerloch; Anton Achberger, Sägewerksbesitzer in Ober-
„Malte liebt mich doch! Blanka ist herzlos, neidijch! Sie gönnt mir mein Glück nur nicht' Sie hat sehr für ihn geschwärmt — ich Hab' es im letzten Jahre genügend beobachtet — meinst du nicht auch, Gwendoline?"
„Sie haben doch immer zusammen getanzt, Tennis gespielt und Ausflüge gemacht, und Blanka tut das nicht mit ihr unsympathischen Leuten — davon bin ich überzeugt," wich Gwendoline einer direkten Antwort aus.
„Ah, wenn ich erst mit Malte zusammen bin — Gott, das Glück!" Hanna faltete andächtig die Hände vor der Brust und blickte vor sich hin. „Du hilfst mir mit dem Einrichten, Gwendoline, ja? Von Mama und Blanka verlange ich das nicht, weil ich weiß, daß sie es nur ungern und gleichgültig tun würden! Die Villa ist hübsch und bequem — ich kenne sie! Wie denkst du, daß ich Maltes Arbeitszimmer einrichte? Im ernsten gotischen Stil oder doch lieber ganz modern. Ich sah da neulich bei Ballin ein entzückend apartes Herrenzimmer — du kennst doch sicher seinen Geschmack."
Johanna konnte sich nicht genug tun, ihr zukünftiges Heim auszumalen, und ihre Gedanken drehten sich darum, daß Malte zufrieden sein würde.
Und Gwendoline wurde das Herz schwer, wenn sie an den leichtsinnigen, gewissenlosen Bruder dachte — er hatte sich nicht geändert — er würde Hanna nach kurzer Zeit toounglücklich machen!
Am anderen Vormittag, der für Gwendoline mancherlei Beschäftigung brachte, hatte Blanka die Post geholt. Ein Brief für Gwendoline war dabei: Poststempel Kreuth. „Da, ein Liebesbrief für dich, Line!"
„Ich weiß wahrhaftig nicht, Blanka!"
„Dann von einem unbekannten Verehrer!" Argwöhnisch beobachtete Blanka die andere.
„Na, bist du nicht neugierig, willst du nicht erfahren, von wem? Ah, ich verstehe, ich störe dich, du möchtest den Brief allein lesen — nun, ich will mich nicht in deine Geheimnisse drängen," sagte Blanka pikiert, als Gwendoline den Brief mit leichtem Erröten in die Tasche ihrer Hausschürze steckte.
(Fortsetzung folgt.)