nan Monat zu Monat zu wechseln und Anfang Oktober fast Millionen zu erreichen. Die Summe nähert sich der stumme von 6070 Millionen Goldmark, die 1913 genügten, be- träat also fünf Sechstel des Geldumlaufs von 1913.
^ Sensationelle Verhaftung in der Mordsache Rosen. In der Untersuchung über die Ermordung des Breslauer Universitäts- vroressors Dr. Rosen und des Schuhmachers August Stock ist beute eine sensationelle Wendung eingetreten. Der Unter- .tuckmnasrichter hat den Sohn des ermordeten Schuhmachers, den Postbeamten Erich Stock, sowie dessen Frau unter dem Verdacht der Täterschaft in Haft genommen. Es wird vermutet, das, der junge Stock auf Anstiftung der Hausdame Neumann seinen Vater, sowie den Professor ermordet hat. Drei Belastungszeugen haben ausgesagt, daß sich der junge Stock in der Mordnacht auf eine Stunde vom Tanzboden entfernt hat. Me Tat wurde in der Stacht des 6. August gegen 1 Uhr verübt. Stock gab bisher bei seinen verschiedenen Verhören an, das Tanzvergnügen des Turnvereins, das in jener Nacht in einem Breslauer Lokal unweit der Mordvilla stattfand, erst nach 1 Uhr verlaßen zu haben. Die Wirtin des Restaurant, sowie Ei Bedienungsfrauen haben jedoch nach ihren Aussagen vor Gericht gesehen, daß der Postbeamte kurz nach 12 Uhr das Haus Mt Hut und Mantel verlassen hat und kurz nach 1 Uhr wiedergekommen ist. — . „
Rettung aus Seenot. Der deutsche Dampfer „Teutonia der Reederei Kunstmann-Stettin trgf Freitag das deutsche Motorschiff „Uli" in der Ostsee auf der Höhe von Stockholm lichterloh brennend an. Er brachte die Besatzung in Sicherheit und nahm das brennende Schiff ins Schlepptau bis unter den Schutz der schwedischen Küste. Dort wurde das Feuer mit den Löschvorrichtungen des Dampfers gelöscht. Die wertvolle Ladung ist zum größten Teil vernichtet, während Schiff und Motor noch seefähig waren, sodaß „Uli" mit eigener Kraft einen Not- «hafen erreichen konnte.
Vögel, die Züge aufhatten. Auf der Arlbergbahn treten zwei Leitungsstörungen.gy dex elektrischen Fahr- und Verstärkungsleitung auf, denen eine eigenartige Entstehungsursache zugrunde liegt. Um 1 Uhr Mittags brannte.zwischen,den Stationen Stams und. TeWMäffenhofen die elektrische Berstär- kunsleitung der Arlbergbahn durch,, sp daß der Leitungsdraht in einer Länge -vyn 500 Metern zur Erde fiel. Durch Umschatt tungen, die auf dieser Strecke, möglich sind, war die Betrjebsstö- rund um cq. 2 Uhr notdürftig behoben. Bemerkenswert ist, daß diese Störung von einem. Paben verursacht wurde. Dieser Fall, daß durch Mge.lschlag großer Vögel Lochspannungskurzschlüsse hervorgerufen, werden,, steht nicht vereinzelt da; so wurde auch vor einigen. Tagen im Schnaantunnel im Arlberg durch eine Eule ein Kurzschluß der Fahrleitung verursacht.
Aus dem serbischen Räuberleben. Aus Belgrad wird geschrieben: Am Waldrad in Waljevo wurde in den letzten Tagen der Räuberbauptmann Simon Torkics hingerichtet. Torkics, der in den südwestlichen Gebieten Serbiens arbeitete, gestand nicht weniger als siebzig Raubmorde ein und er war zu nicht weniger als vierhundertvier Jahre Zuchthqus verurteilt. Auch in der Armensünderzelle benahm sich Torkics noch sehr aggressiv, er trank und sang die ganze Nacht hindurch und zeigte keinerlei Reue. Um 6 Uhr morgens wurde die Hinrichtung vollzogen. Eine riesige Menschenmenge folgte dem Räuberhauptmann auf seinem letzten Weg. Am Waldrand wurde er an einen Baum gestellt, er> erlaubte aber reicht, daß man ihm die Augen verbinde. In seinem letzten Augenblick rief er den Soldaten zu: „Daß ihr mir aber gut zielt!" Vier Kugeln drangen in sein Herz und töteten ihn auf der Stelle, der der
Handel und Verkehr
f Ravensburg, 2. Nov. (Herbstpferdemärkt.) Der Herbstpferde- markt zeigte ein recht beträchtliches Anqebyt von Pferden jeden Schlags. Der Handel war etwas flau. Bezahlt wurden für jüngere Pferde 800—l300, für ältere Pferde. 200 - 600 Mark.
Stuttgart, 2 Nov. (Lcindesprodiiktenbörse.) Die Lage auf dem Getreidemarkte ist unverändert. Die Umsätze sind augenblicklich nicht von großer Bedeutung und erstrecken sich auf Deckung des lausenden Bedarfs. Es notierten je 100 Kg.: Weizen 22—24 (am 29. Oktober: 22—24), Sommergerste 21-24 ,22—24.50), Roggen 18—l8.50 (18 bis 18 75), Hafer 17—18 (unv,), Weizenmehl 39.75 -40.75 (unw, Brolmehl 32.75- 33 75 (unv.), Kleie 9.25-9.75 (9 50-10), Kleeheu 7.50—8.50 (unv.), Wiesenheu 6.50—7.50 (unv), drahtgepreßtes Stroh 4.75—5.25 (unv.l Mark.
UeuMO NachEtMeiK
Stuttgart, 2. Nov. Kirchenpräsident Dr. o. Merz hat sich zu den Verhandlungen des Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses nach Berlin begeben.
** Stuttgart, 2. Nov. Die Abgeordneten Ernst Dinglcr und Ernst Hornung haben an das Staatsministerium eine Kleine Anfrage gerichtet, in der sie eine Ermäßigung der unerschwinglichen Vermessungs- Kosten für Kleingrundstücke in der Weise wünschen, daß diese Kosten in Zukunft abgestuft nach dem Wert des Vermessungsobjekts und nicht allein nach der dafür ausgewendeten Zeit berechnet werden. — Außerdem fragt Dr. Strobel das Staatsministerium, ob es bereit ist, wenig leistungsfähigen Landgemeinden, die zu den Schullasten einen höheren Veitrag zu zahlen haben, als ihrem tatsächlichen Besoldungsauswand entspricht, aus dem Schullastenfond einen entsprechenden Ausgleich zu gewähren.
Stuttgart, 2. Nov. Wie wir erfahren, wird die Rede des Reichsaußenministers Dr. Stresemann, die er morgen Dienstag abend um 8 Ühr über den Vertrag von Locarno halten wird, auch von dem Stuttgarter Sender für die Rundfunkteilnehmer in SUddcutschland vermittelt werden.
Heidelberg, 2. Nov. Staatspräsident Dr. Hellpach, der bei der Feier am Grabe Eberts am Samstag nicht anwesend sein konnte, >. hat an den Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg folgendes Telegramm gerichtet: „Durch hiesige Hochschulfeiern zurückgehalten, vereinige ich mich im Geist mit den Vertretern der Stadt Heidelberg, des Reiches und der Länder zur ernsten und erhabenen Ehrung Friedrich Eberts, des unvergeßlichen deutschen Patrioten, des treuen Sohnes der badischen Heimat."
München, 2. Nov. Die österreichische Zugspitzbahn kann Heuer nicht mehr sertiggestellt werden: mit dieser Tatsache ist nun zu rechnen. Die Einflüsse der Witterung aus mehr als 2000 Meter Höhe hohen die Baufortschritte sehr verzögert. Wahrscheinlich wird der Betrieb erst im Sommer 1926 ausgenommen werden können.
München, 2. Nov. Wie die „Bayerische Staatszeitung" hört, ist die Getreidegroßhandlung Dreifuß L Danzinger in München in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Wie verlautet, wird die Firma morgen den Konkurs erklären. Durch die Insolvenz der Firma ist auch die Bayerische Futtermittel- und Getreideejnfuhr-G. m. b. H. L Co., Kommanditgesellschaft, die nur zum Teil gedeckte größere Forderungen an die Firma hat, in Mitleidenschaft gezogen.
Frankfurt a. M., 2. Nov. Am Samstag und heute wurde eine Reihe weiterer Betriebe der chemischen Industrie in den Bezirken Frankfurt a. M-, Mainz und Darmstadt stillgelegt. Auch in einigen Gummiwerken sind neue Aussperrungen erfolgt. Die noch in Betrieb befindlichen Werke werden am Samstag stillgelegt werden, falls bis dahin keine Einigung erfolgt. Reichsarveitsminister Brauns hat die Parteien zu einer unverbindlichen Aussprache auf nächsten Donnerstag nach Berlin berufen.
Bochum, 3. Äoo. Sämtliche am Tarifvertrag beteiligten vier Bergarbeiterverbände nahmen nunmehr den vom Schiedsgericht gefällten Schiedsspruch für den Ruhrbergbau an und beantragten beim Arbeitsministerium dessen Verbindlichkeitserklärung.
Berlin,, 2. Nov. Amtlich wird nunmehr zum Ergebnis der Untersuchung des Unglückssallxs in Jüterbog bekayntgegeben, daß nach ihr seststehe, daß voy der Leitung der Truppen und von den Truppen selbst alle notwendigen Vorsichtsmaßregeln getroffen waren. Weder die Leitung noch die Truppen trifft irgend ein Vorwurf. Wie mit Sicherheit sestgestellt worden ist, liegt die Ursache des Unglücks in einem Matekialfehler und zwar an der Verwendung eines aus dem Jahre 1917 stammenden uneingeschossenen Laufes.
Berlin, 2. Nov. Aus Grund der Verordnung über die Handelsbeschränkungen hat der Polizeipräsident gegen den Mitinhaber und kaufmännischen Leiter einer der größten Berliner Schlächtereien, der gewisse Fleischsortcn 40 bis 60 Pfennig über dem Tagespreis ver- kaust hatte, die Handelsuntersagung ausgesprochen. — Im Walde von Kepp, Kreis Oppeln, wurde nach der „Ostpreußischen Morgenpost" der Förster Müller bei einem Kampf mit Wilderern erschossen. Einer der Wilderer wurde schwer, ein anderer leicht verletzt.
Hannover, 2. Nov. Der seit einigen Tagen im Bezirk Han- nover-Braunschweig bestehende Lohnkonflikt in der Textilindustrie hat, nachdem Einigungsverhandlungen vor dem Schlichter ergebnislos veriäufen sind, am Montag morgen zur Aussperrung von 7 bis 8000 Arbeitern geführt.
Memel, 2. Nov. Der Gouverneur des Memelgebiets, John Budrys, hat heute der litauischen Regierung sein Rllcktrittsgesuch eingereicht.
Luxemburg, 2. Nov. Bei den Hüttenwerken von Redingen erlitten sechs Arbeiter Gasvergiftungen. Zwei von ihnen sind gestorben, zwei andere so schwer vergiftet, daß an ihrem Aufkommen gezweifeit wird.
Paris, 2. Nov. Havas meldet aus Beirut, General Sarrail habe offiziell die französische Regierung benachrichtigt, daß er sich am 8. November nach Frankreich einschiffen werde. Die Funktionen des Oberkommandos sind von ihm dem General Duport übertragen worden.
Paris, 3. Nov. In der nationalistischen Presse werden scharfe Angriffe gegen Painleoe erhoben, weil er die Abberufung Sarrails so lange verzögert habe. — Von der deutschen Botschaft in Paris wurden gestern wie alljährlich am Allerseelentag Kränze an den Gräbern der deutschen Gefallenen niedergelegt.
London, 3. Nov Der Schah von Persien will gegen den Absetzungsbeschluß des persischen Parlaments Protest einlegen.
London, 3. Nov. Damaskus ist von den Drusen umzingelt worden. Die Verproviantierung der Stadt ist unterbunden. -
Moskau, 2. Nov. Frunses Gehilfe Unschlicht ist zum Kriegskom- missar ernannt worden. — Der deutsche Botschafter Graf Brockdorff- Rantzau hat heute im Namen der Reichsregierung der Sowjetregierung ein Beileid zum Tode des Volkskommissars Frunse ausgedrllckt.
Nahunta, (Georgia), 3. Nov. Bei einem Bahnübergang wurde ein miß Schulkindern besetzter Omnibus von einem Personenzug erfaßt. Sieben Kinder wurden getötet und 24 verletzt.
Um die Statistik des Liegenschaftsverkehrs.
Stuttgart, 2. Nov. Auf die Kleine Anfrage des Abg. Schermann und der übrigen Mitglieder der Zentrumsfraktion vom 4. Oktober 1925 hat das Justizministerium folgende schriftliche Antwort erteilt: Die Statistik des Liegenschaftsverkehrs und der Liegenschaftspreise ist seit Beginn des Jahres wieder ausgenommen und steht in fortlaufender Bearbeitung durch das Statistische Landesamt. Zur Gewinnung eines allgemeinen Ueberblickes über die Statistik der hypothekarischen Entwicklung sind vom Justizministerium die in den Geschäftsberichten der Grundbuchämter enthaltenen Unterlagen dem Statistischen Landesamt übermittelt worden, das demnächst die für die Allgemeinheit wichtigen Zahlen hierüber veröffentlichen wird. Eine mehr ins Einzelne gehende Hypothekenstatistik, die insbesondere auch über die zunehmende Verschuldung der landwirtschaftlichen Betriebe näheren Aufschluß geben würde, hätte die Wiederaufnahme der Erhebungen im früheren Umfang durch Ausfüllung von Zählkarten über jede Einwägung und Löschung einer Hypothek, Grundschuld oder Rentenfchuld zur Voraussetzung. Im Hinblick auf die sich hieraus ergebende, mit Kosten verbundene Mehrbelastung der Grundbuchämter möchte ich von der Wiederaufnahme dieser Hypothekenstatistik jedenfalls info- lange absehen, als die Grundbuchbeamten durch die infolge der Hhpothekenaufwertung anfallenden Geschäfte in erheblicherem Umfange in Anspruch genommen sind. Die Statistik der Zwangsvollstreckung in unbewegliches Vermögen kann vom Statistischen Landesamt wegen bes damit verbundenen Arbeitsaufwands zur Zeit nicht ausgenommen werden.
Der Dolchstotz-Prozeß.
München, 2. Nov. Im Dolchstoßprozeß wurde heute -als erster Sachverständiger der Berliner Historiker Prof. Dr. Hans Delbrück vernommen. Der Sachverständige erklärte einleitend, man könne die beabsichtigte Einsetzung der Hochseeflotte wohl als einen Akt heroischer Selbstvernichtung bezeichnen, nicht wie die beklagte Partei sage, einen Akt wahnsinniger Selbstvernichtung. Ferner sei zu wenig bekannt geworden, daß in der letz
ten Zeit Poincarö und Lord Grey in der Kriegsschuldfrage die These von der Alleinschuld Deutschlands fallen gelassen hätten. Zur eigentlichen Dolchstotzfrage übergehend, war der Sachverständige nicht der Auffassung des Generals Grüner, daß uns ein längerer Widerstand hinter dem Rhein möglich gewesen wäre. Im Gegenteil hätte dadurch die Gefahr für Deutschland bestanden, daß die Franzosen ihre alten Rheinlandpläne Lei einer Eroberung des Rheinlands hätten verwirklichen können. Der Krieg sei uns durch die fehlgeschlagene große Offensive im März 1918 verloren gegangen. Deutscherseits sei für den Frieden nicht Las Nötige getan worden und die Friedenskundgebungen Wilsons und Lloyd Georges seien daran gescheitert, daß Deutschland auf Belgien nicht habe verzichten wollen. Die Friedensbemühungen Wilsons um die Wende des Jahres 1916/17 auf der Grundlage „keine Sieger, keine Besiegten" feien von Deutschland mit der Eröffnung des unbeschränkten U- Bootkrieges beantwortet worden. Im weiteren Verlauf erklärte der Sachverständige Delbrück auf Befragen, cs sei richtig, daß Staatssekretär Kühlmann auf dem Standpunkt gestanden habe, daß beim Abschluß des Friedens auf Belgien verzichtet werden müsse. Er glaube an den Sieg in einem Eroberungskrieg nicht, denn es sei absoluter Wahnsinn. Der Vorsitzende teilte dann mit, daß er nunmehr die Tagesordnung der Ministerratssitzung vom 18. Oktober 1918 erhalten habe. Rechtsanwalt Dr. Hirschberg stellte dazu fest. Laß es sich um keine eigentliche Tagesordnung, sondern nur um einen Notizzettel handle. Der Zettel trägt auch keinerlei Unterschrift. Dann wurde als Sachverständiger Amtsgerichtsrat a. D. Dr. Ludwig Herz vernommen, der von der klägerischen Partei als befangen zunächst abgelehnt, aber durch Gerichtsbeschluß dann zugelassen. wurde.. Der.Sachverständige verwies zunächst darauf, daß er Generalsekretär des parlamentarischen Untersuchungsausschusses war, und als Sachverständiger für die Dolchstoßfrage gearbeitet habe. Es könne keine Rede davon sein, daß sich in Deutschland zwei Leitungen bekämpft hätten. Nach der Entlastung Bethmann-Hollwegs und Kühlmanns habe die oberste Heeresleitung auch die politische Leitung und Verantwortung übernommen. Meuterei und Streikbewegungen habe es auch in Frankreich und England -gegeben. Die Meuterei in der französischen Armee 1917 sei sogar stärker gewesen als je eine Meuterei in Deutschland. Der Sachverständige Herz schloß seine Ausführungen: Es muß zugegeben werden, daß die radikale Linke gewühlt und gehetzt hat, die soziale Revolution zu entfesseln. Entscheidend für den Verlust des Krieges sei aber gewesen, daß der Vorstoß der Alliierten vollen Erfolg gehabt habe. Der parlamentarische Untersuchungsausschuß des Reichstages habe aus den Arbeiten der Staatsanwaltschaft festgestellt, daß das Material zu einem Einschreiten gegen die unabhängigen Abgeordneten Haase, Dittmann und Vogtherr wegen ihrer angeblichen Beteiligung an der Flottenmeuterei nicht ausreiche. Der Sachverständige glaubt, daß eine Ablehnung der Waffenstillstandsbedingungen auch ohne Revolution unmöglich gewesen wäre. Ein Widerstand gegen die Bedingungen sei undenkbar gewesen. Die Generäle hätten die Fortführung des Kampfes aus Prestigegründen gewollt. Dadurch, daß der Kaiser nicht freiwillig abgedankt habe, sei Wilson der letzte moralische Trumpf gegenüber den Alliierten aus der Hand geschlagen worden und die Alliierten hätten nach dem Waffenstillstand die Möglichkeit gehabt, den Frieden zu diktieren. Der Sachverständige wird seine Ausführungen am Dienstag vormittag fortsetzen.
Das Grubenunglück auf Zeche „Holland".
Berlin, 2. Nov. Wie das Grubensicherheitsamt durch den Amtlichen Preußischen Pressedienst mitteilt, hat die Untersuchung über die Schlagwetterexplosion auf Zeche „Holland 1—2 folgendes ergeben: Kurz vor der Explosion ist in einem tiefer liegenden Flöz eine starke Erderschütterung (Gebirgsschlag) erfolgt. Dadurch sind größere Mengen Schlagwetter ausgetreten und mit dem Wettersturm in höher liegende Strecken gezogen, wo sie sich entzündeten. Die Ursache der Entzündung ist mit Wahrscheinlichkeit darin zu suchen, daß durch den Ge- Lirgsschlag in der elektrischen Lokomotivförderung Kurzschluß und damit Flammenbildung aufgetreten ist. Die Fortpflanzung der Explosion ist durch das Gesteinstaubverfahren aufgehalten worden, Las sich vorzüglich bewährt hat.
Berlin, 2. Nov. Aus Anlaß der Schlagwetterkatastrophe auf der Zeche „Holland" richtete auch Reichskanzler Dr. Luther an die Zechenverwaltung in Wattenscheid und den Betriebsrat der Zeche „Holland" Beileidstelegramme. Der Reichsarbeitsminister hat ebenfalls telegraphisch sein Beileid übermittelt, f
Der Reichspräsident hat an den Oberberghauptmann in Dortmund folgendes Telegramm gerichtet: Die Itachricht von dem schweren Explosionsunglück auf der Schachtanlage „Holland" hat mich tief bewegt. Ich bitte Sie, den Hinterbliebenen der toten Bergleute den Ausdruck meiner herzlichsten Anteilnahme und den Verletzten meine besten Wünsche für ihre Wiederherstellung zu übermitteln.
Gclsenkirchen, 2. Nov. Heute hat die Zeche den Hinterbliebenen der Opfer des Grubenunglücks eine besondere Gabechon je 150 Mark ausbezahlt. Die Stadt Gelsenkirchen hat insgesamt 3000 Mark zur Verfügung gestellt. Das Sterbegeld von der Ruhrknappschaft im Betrag von 150 Mark wird morgen zur Auszahlung kommen. Außerdem ist der allgemeine Knappenverein angewiesen worden, mit großer Beschleunigung das Rentenfestsetzungsverfahren durchzuführen,
Stimres gegen Stinnes.
Berlin, 2. Nov. In der Berliner „Montagspost", dem Montagblatt des Verlags Ullstein, wird berichtet, daß der inzwischen nach Amerika abgereiste Dr. Edmund Stinnes für den Fall eines Konkurses der Aga entschlossen ist, die ganze Erbauseinandersetzung mit seiner Familie oder der Hugo Stinnes G. m. b. H. vor Gericht aufzurollen. Als Dr. Stinnes aus dem Konzern ausschied, seien ihm insgesamt elf Millionen Mark Abfindung bewilligt worden, darunter sechs Millionen Mark in